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Sächsische Volkszeitung : 14.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192112147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-14
-
Monat
1921-12
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.12.1921
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wird vor allem auch die Stellung des Freiherrn von Wan. ge »heim noch etwas beleuchtet werden müssen. Denn dieser Herr von Wangenhcim ist nicht der erste Beste, er ist seit dielen Jahren und heule noch der Vorsitzende des Bunde» der Landwirte und hat sich trotzdem in hervorragender Stellung Mn Kappwahnsinn beteiligt. Denn ein Wahnsinn war das ganze Unternehmen. Jeder Tag des Jagow-Prozcsscs zeigt das deutlicher. Doppelter Wahn sinn deshalb, weil wohl noch nie ein Putsch so schlecht und so leichtsinnig vorbereitet war als dieser. Und das ist die Quint essenz, die schon heute aus diesem Prozeß gezogen werden kann. Wie malt sich die Welt in diesen Köpfen! Welche Verkennung der Wirklichkeit liegt hier vor. Es sind allerdings letzten Endes dieselben Leute, welche dem deutschen Volke er zähl. haben, cs sei unmöglich, daß auch nur eine halbe Million Amerikaner auf den Kriegsschauplatz kckmmcn könne — uns es kamen dann eineinhalb Millionen. ES sind dieselben Leute, welche erklärt haben, das; von einer amerikanischen Tankgefahr keine Lied, sein körne Dieselben Persönlichkeiten, die erklärten, dalz Fach keinerlei Reserve» mehr habe, dieselben Leute, welche dann alle diejenigen, die diesen Tinge» skeptisch gegenübcrstandcn und für einen anständigen NuSgleichsfriedcn cintraten, als national miuderwerlig verdächIigten. Dabei braucht nicht einmal ohne weiteres allen die gute Absicht abgesprochen zu werde». Aber welche Verkennung der Tatsachen und der Wirklichkeit spricht aus diesem Leipziger Prozeß. Und diese Verkennung ist allerdings dem deutschen Volke und dem deutschen Vaterlande vor dem Kapp wahnsinn und beim Kapp-Putsch selbst sehr teuer zu stehen ge kommen. Diese Tatsache feststcllen zu müssen, bleibt das be dauerlichste. stsl- Ta.n«n§ der Nheinsandskommissivn (Eigener Drahtbericht der „Sachs. VolkSzeltg/J Berlin, kJ, Dezember. Die Vertreter der Internen Rhein lands Kommission haben Vertreter des Landes, der Gewerkschaf ten nnd der Arbeiterschaft an-Z dem besetzte» rheinischen Gebiet vom 14. bis 16, Dezember zur Besprechung über die Wirtschasts- llagc in dem besetzten rheinischen Gebiet nach Koblenz eingelade». Frankreichs Mißtrauen Paris, 12. Dezember. Im Verlause der Aussprache über aus wärtige Angelegeuheileu schnitt der Abgeordnete Marcel Sembat in der Kammer die Frage der Washingtoner Konferenz und der Entwaffnung zu Lande an. Ministerpräsident Briand antwortete, er sehe mit Befriedigung, daß Frankreich in den Verband mit den Vereinigten Staate», Großbritannien und Japan eintreten lonne, um den Frieden im Pazifischen Ozean ausrechtzueihalten. Wen» man entwaffnen wolle, müßten die zwei, die sich gcgeiiüberstehe», den gleichen Geisteszustand haben. Andre Lesevrc habe in der Kammer Tatsachen vorgebracht, die der Reichskanzler bestritte» habe. Diese Ableugnung hindere nicht, daß in Deutschland Verheimlichungen st a t t g c f u n d c n haben. Ter Beweis werde durch die Ent deckungen geliefert, die die Kontrollkommission gemacht habe. Daß man versuche, die Bedeutung dieser Entdeckungen herabzn- setzen, verstehe sich, aber Frankreich sei verpflichtet, sie in Rech nung zu stellen. Solange diese Lage andauere, solange Europa nicht den Fricdensziistand wiedergefimdcn habe, solange Deutschland böse Absichten knndgebe, sei es die Pflicht Frankreichs, zu wachen. (Beifall.) Er sei der Ansicht gewesen, daß eS die erste Ausgabe Frankreichs in Wa shington gewesen sei, diese Kundgebung zu übernehmen, und die ganze Welt habe das begriffen. Schließlich erklärte der Berichter statter Abgeordneter Noblem« ire, wenn der Völkerbund der Ansicht sei, daß Deutschland in genügender Weise seinen Willen kuiidgegcben habe, die FriedeiiSbedingiingen zn erfüllen, dann werde er vielleicht seine Zulassung aiiempfehlen und alsdann wür den die Regierungen entscheiden. Gesandtenwechsel (Eigener Drahtbericht der „Sachs. V o l k s z c 1 k g.") Berlin, 13 Dezember. Als Nachfolger des zum Botschafter in Rom in Aussicht genommene» bisherigen Gesandten in Kopen hagen Freiherr von Neurath wird der bisherige Gesandt» in Wien, von Ro senk erg, genannt. Gerüchtweise verlautet, daß für den Posten deS Gesandten in Wien ein Zentrumsabgeord- neter, wie cs heißt, Dr. M. Zeidler, ersehen sei. Der deutsche Gesandte in Tiflis, Ullrich Rauscher, wird am 16. Dezember eine Urlaubsreife antreten. Er wird Anfang Januar in Berlin erwartet. De« Viermächteverirag Walhingto». 12. Dezember. Der Führer der Demokraten im amerikanischen Senat und Mitglied des Seiintsciusschujscs für äußere Angelegenheiten Hitcheock erklärte, er sehe keinen Grund zur Gegnerschaft gegen den V i e r m ä ch t e v c r t r a g. Dieser Vertrag biete eine sehr gute Gelegenheit, das engli sch- japanische Bundes zum Berschwinden zu bringen. Rückkehr Vivranls aus Washington Washington, 12. Dezember. Vtviani sandte ein Telegramm an seine Regierung, in dem er die Ansicht ausspricht, daß die Kon ferenz sich der Verwirklichung ihres hauptsächlichen Zieles genä hert habe, um ihm zn gestalten, nach Paris zurückzukchren. Er wird sich infolgedessen am 18. Dezember auf dem Dampfer „Paris" einschissen. Die kttgiischen Verharidlunaen mit Ulster London, 12. Dezember. Der Premierminister von Ulster Sir James Eraigh erklärte heute im Ulstccparlament, die Lage sei sehr ernst. Er forderte jedoch zum Mut und Optimismus auf. Ulster sei entschlossen, keinen Zoll breit von dem Wege abzu- weichcn, den es sich vorgezeichnet habe und werde seine Ideale nicht ändern. Eraigh beschuldigte Lloyd George, seine Versprechungen nicht gehalten zn haben. Die Lage sei durch die Unterzeichnung des Vertrages zwischen dem britischen Vertreter und dem Sinn- feiiier-Vertretcr so verwickelt worden, wie noch nie. Eraigh sagte: Wir wurden nicht aufgcfordert, den Vertrag zu unterzeichnen. Der Vertrag erfüllt nicht das feierlich dem Ulstervolke gegebene Versprechen, daß seine Rechte nicht beeinträchtigt oder geopfert »reden solle». Ten Blättern zufolge war in Belfast amtlich belannt gegeben worden, daß Llohd George darum ersucht hatte, daß Eraigh keinerlei öffentliche Aeußerung tun möchte, die das Sinnfeinerpar- llament bei Erörterung des Vertrages am Mittwoch beeinflus sen könnte. Die irischen Bischöfe für Annahme des Friedensverirages London, 12. Dezember. Kardinal Logue, der Primas der römisch-katholischen Kirche in Irland, hat eine Zusammen kunft der irischen Bischöfe für morgen einberufen, um der Ansicht formell Ausdruck zn geben, daß der englisch-irische Friedensvertrag bestätigt werden müsse. Es verlautet, daß alle Bischöfe für die Ratifizierung des Vertrages sind. Den Blättern zufolge wird erwartet, daß sich in der aus Mittwoch einberusenen Sitzung des Sinnsein-Parlcimentes eine Zweidrittelmehrheit für die Annahme des Vertrages ergeben wird. Dle neuen Postgebühren Berlin, IL Dezember. Ter Reich»rat brschllftt»te sich «ii dre neuen B,»la»r über di» drreits kur, gemeldete Er HS hu», der Post-, r»le,ea««. «n» Fer»sp,rch,,düh. een, nach der die Peftgcbtihre» durchschnittlich auf da» Zwen zigfache, die 8rraf»rrch,rdührrn auf da» Fünfzchnfnche der Frie» deuLgebühre« erhöht werden sollen. Auö den neuen Gebührra- scitirn ist hervorruhebcn: Im Ortsverkehr soll di« Positur» 75 Pf., der 26-Gramm-Brief 1,25 Mk. kosten, im Feradrrkrhr die Postkarte 1,25 Mk., der 20-Gra»!n>-Brirf 2 Mk. Briefe von 26 bi» 25V Gramm im Ortsverkehr sollen L Mk. koste«, im Fern- verkehr Briese von 2V di» 160 Gramm Z Mk., von 166 bis 21« Gramm 4 Mk. Die Drucksacheukarte soll 4» Pf. koste«, Druck sachen von 56 Gramm 56 Pf., von 5V Gramm bis 1 Kilogramm sink die Sätze von I Mk. bi» 4 Vtk. gestaffelt. Päckchen solle« 5 Mk. kosten, Pakete bis 5 Kilogramm in der Nahzone 8 Mk., in der Frrnzrnr 9 Mk-, von 5 Kilogramm bi» zur HSchstgreu.r von 26 Kilogramm steigen die Sätze für Nah- brz. Frrnzone bi« 36 bez. 46 Mk an. Postanweisungen kosten bis 106 Mk. 2 Mk. Ta-e Porto steigt bis znm IlebcrweisungSbetrage von 2666 Mk. bis 7 Mk. Die Posischeckgebühren betragen für die Zahlkartr bis l<)6 Mk. 75 Pf. nnd steigen bis zu 6 Mk. bei Zählkarten über Beträge von mebr als 5666 Mk. Die AnzaklungSgebühr beträgt ein Fünftel vom Tausend des Betrages. Die Telegramm. Wortgebühr soll 1 Mk. betrage», MiudcstgebUhr für ein Tcicgramm 16 Mk. Tie Fernsprechgebühren sollen durchweg nm 166 Prozent erhöht werden. ZeltnngSpakrte in der Nnhzone bis 5 Kilogramm solle» 5 Mk. kosten. Die Zeitungr- gcbiihr für die Nummer bis 26 Gramm Gewicht soll 6,5 Pf. betragen, sie erhöht sich bi» 16 Pf. bei Gewichten von 66 bis 96 Gramm nnd steigt für jede weiteren 36 Gramm um 3 Ps., Min- drstiahrcsgrbühr 3 Mk. Die BerpackungSgebühr für je 166 Rum mern bis 20 Granlm 1,56 Mk., steigt für Gewichte bis 96 Gramm bis zn 2,36 Mk., für jede weiteren 366 Gramm 2V Pf. mehr. G-bühr für Sninmelübcrweisungen bei 1 Kilogramm Jahres gewicht v!er'eljnhr>ch 16 Pf., für jedes weitere halbe Kilogramm vierteljährlich 26 Pf. An Mehrcrlrägen werden erwartet bei den Postgebühren 1728,9 Millionen Mark, bei den Postscheckgebühren 57 Millionen, bei den Telegraiiimgebübre» 260 Millionen und bei den Fern sprechgebühren 350 Millionen Mark. Vom Berichterstatter des Ausschusses wurde darauf hingewiesen, daß die weitere Herab setzung der Postzeitiingsgebühren erst vom 1. April 1928 ab in Kraft treten soll und daß der Reichspostminister sich überhaupt Vorbehalten hat. über die erhöhten Sätze noch weiter mit der Presse zu verhandeln. In der Aussprache lehnte der Ver treter Sachsens die Vorlage ab, da die sächsische Re gierung der Ueberzeugung sei. daß der Abbau des Fehlbetrages nicht lediglich durch fortgesetzte Gebührenerhöbungen erfolgen dürfe. Der Vertreter Bayerns stimmte namens seiner Regie rung der Vorlage angesichts der Zwanaslage der Reichsregiernng zu, knüpfte jedoch daran den ausdrücklichen Vorbehalt, daß die Reichspostverwaltmig unverzüglich daran gehe, durch eine Aende- r»ng des Dienstbetriebes Ersparnisse zu erzielen. Preußen und Anhalt schlossen sich dieser Erklärung an. Der Reichsrat nahm die Vorlage unverändert mit Stimmenmehrheit an. Einstimmig angenommen wurde eine vom Bevollmächtigten der Provinz ZHestfalen Bnchdrnckercibesitzer Lenstng eingebrachte Entsch''» ßnng, wonach die Reichspostverwaltung wegen der Ermäßigung der ZcitnngSgebühren mit dem Verein deutscher ZeitungSver- leger in Beratungen eintreten soll, sowie eine Entschließung, d>e im wesentlichen die Ersparnisgcdanken der vom Neichsratsple- n»ni am 8. Dezember angenommenen Entschließung wiederholt. Die Schwierigkeiten der Reichspost Berlin, 12. Dezember. In der Oeffentlichkcit wird vielfach als die Hauptursache des bei der Post — auch nach Eiirsührung der vom Reichsrat dieser Tage angenommenen neuen Gebühren- erböhungen — verbleibenden Defizits von 2,25 Milliarden Mark die Durchschleppung zahlloser überzähliger Kräfte bezeichnet. Auch wird darcriif hingcwicscn, daß, im Gegensatz zur Post, bei der Eisenbahn bereüs 65 000 Kräfte auSzeschieden seien. Eine Verringerung des Personals der Post in ähnlichem Umfange, wie sie inzwischen, teils durch natürlichen Abgang, teils aber vor allem im Wege der Kündigung, bei der Reichseisenbahnverwal tung eingetreten ist, läßt sich wegen der Verschiedenheit der Per sonal- und Verkehrsverhältnisse beider Verwaltungen nicht her- beisühren. Schon vor dem Kriege umfaßte das Personal der preußisch-hessischen Eisenbahnverwaltung 560 060 Köpfe, das der damaligen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung dagegen 296 000, also 47 v. H. weniger. Dabei stellte sich dir Zahl der Beamten zn den Arbeitern und Hilfskräften bei der Eisenbahn etwa wie 100 : 85, bej der Reichspost dagegen wie 100 :14. Seit dem Kriege ist nun nach einer neuerlichen Veröffentlichung bei der Reichseisen bahn die Zahl der gefahrenen Angkilo- meler nm 40 v. H. und die Leistung in der Güterbeförderung um 42 v. H. zurückgegangen. Demgegenüber hat, obwohl der PoslbeförderungSdienst sich mit einem gegenüber der Vor kriegszeit um etwa 30 v. H. beschränkten Eisenbahnfahrplan be gnügen mnß, gleichwohl der Postbriesverkehr inzwischen de» Umfang der Vorkriegszeit fast wieder erreicht. Ebenso nähert sich der Umfang des Aus.landspaketverkehrs außerordentlich rasch dem von 19,4 wieder. Nur der Jnlandpoketverkehr bleibt gegen 1614 noch zurück. Um so bedeutender ist die Verkehrszn- nähme gegenüber der Vorkriegszeit im Postscheckbetrieb (170 v. H. mehr an Buchungen), ferner beim Telegramm - verkehr (Zunahme der Telegramme 30 v. H.) sowie vor allem beim Fernsprechverkehr (Vermehrung der Fernlprech- anschlüsse um 34 v. H., der Ferngespräche um 64 v. H.). Ruh bei Nichteinführung des Achtstundentages hätte sich deshalb in diesen drei letzten Verkehrszweigen eine namhafte Vermehrung des Personals nicht umgehe» lassen. Das, was im eigentlich-» Postbetrieb durch weitgehende Sparsamkeitsmaßnahmen bisher an Personal erübrigt worden ist, wird deshalb durch die außer ordentliche Zunahme des Postscheck-, Telegramm- und Fernsprech verkehrs teilweise wieder wettgemacht. Bei der Meichs- post- und Tclegraphenverwaltung sind danach die Voraussehu.i- gen. unter denen ein Abbau an Arbeitskräften möglich ist, an dere als bei der Reichseisenbahnverwaltung. Immerhin ist gegenüber dem Stande von Ende 1620 bei der Post eine V-r- riiigerung des für den Betrieb erforderlichen Personals um rund 10 000 Kräfte eingetrcten. Die Lage der Reichseisenbahn Köln, 12. Dezember. Im Verein der Industriellen des Regicrnngsbczirks Köln sprach der Staatssekretär im NeichS- velkehröminstcrium Stiel er über die Lage der Reichs eisenbahn und die Entwicklungs Möglichkeiten. Der Redner schilderte die einzelnen Phasen des Wiederaufbaus, dir mit der Uebernahme aus das Reich begannen und bereits Erfolge erzielten. Zur Streitfrage, ob Privatbetrieb, äußerte die Negierung sich dahin, daß, nachdem die Industrie so wohl die Sicherung der Rechte des Personals sow e auch dessen nur langsam vorzunehmende Vermin derung zngesagt habe, kaum ein Punkt zu finden wäre, wo eigentlich durch die Privatisierung gespart werden könnte. Da zudem die Notwendigkeit eines führenden MitbestimmungsreckstS des Reiches auch von der Industrie nicht geleuget werde, so wäre die gewünschte freie wirtschaftliche Betätigung ohnehin sehr Lc. schränkt. Demgegenüber sei vorzüglich erstrebenswert, die Bah nen künftig nach volkswirtschaftlichen Gesichts punkten und unter der Berücksichtigung eines Ausgleiches von Einnahmen und Ausgaben zu führen. Auf dem Gebiete des Personalwesens soll ein eigener Eisenbahnarbeiterrat un'er Festhaltung de» Achtstundentages durch eine wirtschaftliche Per- soncneinteilung herbeigeführt werden. Die Tarne der Reichseisenbahn, die bisher grundsätzlich den eigenen Gestehungskosten nicht «„gepaßt gewesen seien» wer de« nunmehr ab 1. Februar unter Zugrundelegung de» ne» errechneten Geldbedarfes organisch geordnet werden. Daber wür den allerdings die Erhöhungen der Gütertarife da». 2 74 fache, die der Fahrpreise, je nach der Klasse, da» 19,8sache bi» 18fache des Friedenspreises betragen. Berlin, 12. Dezember. Vor den sozialdemokratischen Funktionären Berlins sprach am Sonntag der Parteivorsihende Wels über die politische Lage. Aus seiner Rede ist die Feststel lung interessant, daß der Plan einer Entstaatlichung der Eisen bahnen zum ersten Male von Stresemann vorgebracht wurde und zwar bei den langwierigen Verhandlungen, die der Bildung des zweiten Kabinetts Wirth vorausgingen. Als die Sozialdemokraten davon erfuhren, drohten sie mit dem Abbruch i ir Verhandlungen und der Vorschlag wurde darauf fallen gelassen. Die GrohhandelSindexziffe»- Berlin» 12. Dezember. Die Großhandelsindex- ziffer des Statistischen Reichsamtes ist von 2460 im Durch- schnitt des Monats Oktober auf 3416 oder um 38,9 Prozent im Durchschnitt des Monats November gestie gen und hat das Katastrophcnniveau vom Februar 1626 ,n allen Warengruppcn weit überschritten. Gegenüber dem Var. menat stiegen Getreide und Kartoffeln von 2380 auf 3197, Fleisch, Fisch, Fette oon 2325 auf 3154, Kolonialwaren von 3 )99 aut 4923, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel sammen von 2417 auf 3308, ferner Häute und Leder von 4539 auf 6077, Textilien von 4176 ans 6518, Metalle von 2935 arf 6128, Kühle und Eisen von 1885 auf 2380, Jndustriestoffe zu- san men von 2539 auf 3618. die vorwiegend im Jnlande erzeug- ten Waren (Getreide, Kartoffeln, Fleisch. Fische. Fette, Kohle, Eisen) von 2235 auf 2967, die vorwiegend aus dem Auslände eii'gefübrte» Waren von 3585 auf 6662. Der Dollar stieg im Durchschnitt des Monats November gegenüber dem Oktober :n Be, lin um 75,1 Pro.ent Ihm kommen Einfuhrwaren mit einer Preissteigerung nick 67.S Prozent nahe, während sich das Preis niveau der Inlandswaren gleichzeitig um 38,8 Prozent ho». Attentat auf den javanischen Ministerpräsident Paris, 12. Dezember. Nach einer Meldung der „Chicago Tri büne aus Tokio wurde auf den kürzlich ernannten japanischen Ministerpräsidentei, Takahascki ei» Mordanschlag verübt. Dies ist der zweite innerhalb weniger Tage. Mehrere Personen wurden verhaftet. Prozeß Zagow Leipzig. 18. Dezember. Sächsischer Oberfinanzrat Bang, der nicht vereidigt wird, weil ei» Bersahren gegen ihn geschwebt hat, das aber unter die Amnestie fiel, sagt aus, er wisse nichts Belastendes für Jagow, Schiele und Wangenheim. Der Zeuge sagte, in eine Regierung mit Noske brächte ihn kein Pferd, aber in eine nationale Regierung würde er eintreten. An den Vorarbeiten zur Ausführung der Kapp- scheu Pläne hat er sich dagegen nicht beteiligt. Kapp hat sich dann bis zum Putsch nicht wieder an ihn gewendet. Im September 1919 hat der Zeuge auch Schnitzler kennen gelernt. Am Abend des 12. März 1920 kam Kapp zum Zeugen nnd sprach von dem geplanten Umschwung. Bang nahm an, daß im ganzen Reiche der Umschwung vorbereitet sei und eintreten würde. Kapp habe ihm das Reichsfiiianzmi»istcriiim angeboten, da Erzberger entlassen sei. Der Zeuge war felsenfest davon über zeugt, daß in der Nacht zum 13. März die öffentliche Gewalt in den Händen von Kapp und Lüttwitz ruhen werde. Den Minister- Posten anzunehmen will er nicht unbedingt versprochen haven. Die Beseitigung der Reichsverfassnng hat Bang für das erste Er fordernis des Umschwunges gehalten. Am Sonntag habe ich mich nm das ganze Unter,ich»,«» nicht gekümmert. Am späten Abend wurde ich veranlaßt, in di» Reichskanzlei zu kommen. Pabst und Bauer waren da. Der letz tere versuchte, mich zu Kapps Plan, mit der Sozialdemokratie! zusammenzuarbeite», zu bewegen. Mit der Arbeiterschaft wollte ich Zusammenarbeiten, aber nicht mit der Sozialdemokratie und auf keinen Fall in einem so unvorbereitete» Unternehmen. Ich brachte dies Kapp selbst gegenüber zun, Ansdruck. Er drängte mich aber in Gegenwart vieler mir unbekannter Herrn, das mir ange« botene Amt anzunchmen und versprach meinen Wünschen Rechnung zu tragen. Auf eine Frage der Verteidigung erklärt der Zeuge weiter, die Begeisterung fei in Berlin am 13. März größer gewesen al* in den Augusttagen 1914. Auf eine Frage Jagows erwidert der Zeuge, er habe ihn und die anderen in Frage kommenden Herren immer nur für solche gehalten, die Kapp für ein Bint in Aussicht genommen hatte. Auf Antrag des Oberreichsaiiwaltcs wird der eine Verteidi ger Schieles, Dr. Martin aus Halle, als Zeuge vernommen, nachdem er die Verteidigung Schieles niedcrgelegt hat. Er macht Mitteilungen über seine Beziehungen znm Zeugen Bang und den Brief, den dieser an ihn (Dr. Marti») geschrieben hat. Die schon erwähnte nicht wörtliche Abschrift hat der Zeuge dem damals in Ungarn sich aufhaltenden Angeklagten Schiele zugesandt. In dem Brief, dessen Urschrift der Zeuge nicht mehr besitzen will, wird mehrfach von einem Agricola gesprochen, unter welchem osfenlinr Oberst Bauer zu verstehe» ist. Dr. Martin wird aus der Zeugen schaft entlassen und übernimmt wieder die Verteidigung. lieber die Frage, ob der Zeuge Bang zu vereidigen sei, ent spann sich eine Aussprache. Nach längerer Beratung beschließt der Gerichtshof auf Antrag des Oberreichsaiuvaltes von der Vereidi gung des Zeugen Abstand zu nehmen, weil er der Teilnahme» verdächtig sei. Kapitänleutnaiit Canaris, der am 12. März de» Admiral von Trotha nach Döberitz begleitet hatte: Ich hatte damals den Eindruck, daß die Brigade nicht marschieren werde. Generalleutnant von Hülssen: Ich leitete vor dem 13. März die Reichswehrbrigade in Potsdam. Mit der Brigade Ehr hardt hatte ich keine Verbindung. Am Abend des 1l. März er fuhr ich, daß Lüttwitz nach einem Zusammenstoß mit NoSke entlassen worden sei. Ich fuhr zu Lnttwitz nach Berlin. Er erzählte mir von seinem Vorhaben, und ich versuchte ihn davon abzubrin- »»I in Wkilinaeiils-Kr'likkkii in Ninkuiß, k?onil«n1, Sviio>ro>r»>« u»uu. H IällnNHPNN>»Sv1»««Ii»«, NkUp»<«, Nnvokl», u»«r. ÜMllM IIIIlI NllbAM IMliLlM Hacken Lie ksi Sttling § kockslrod ^leäenlsgen In allen 51s«111ellen 8602
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