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Beilage zur „Sächsischen Volkszeitnng" Mittwoch den 28. Dezember 1915 Seite 5 großen deutschen Apostels gelegen, für das gemeinsame Liebeswerk ausersehen. Unfern -es strahlenden Glanzes und der Pracht des alten Kaiserdomes liegen in blühendster materieller Ent wickelung die volkreichen, aber an Gnadenstätten unserer heiligen Religion so armen Außenbezirke von Frankfurt: eine wahre Diaspora; ein echtes Arbeitsfeld im Sinne und Geiste unseres hehren Apostels, des hl. Bonifatius; ein Kriegswerk, besonders würdig aller Verehrer des göttlichen Herzens und aller Freunde des Bonifatius-Vereins. So wenden wir uns denn an alle Katholiken Deutsch- lands, an alle unsere Freunde in unserm weiten Vereins gebiet: Helft uns; wirkt zusammen mit Gebet und Gaben, damit, wo möglich mit einem Schlage, der ganzen Diasporanot vor den Toren Frankfurts ein Ende gemacht werde, wo mehr als eine Kirche not tut. Wir alle wollen unsere Festgeschenke bringen im Sinne demütiger Selbsterneuerung in dieser schweren Kriegszeit, als wirksames Weihegebet für unsere tapferen Streiter, als makkabäisches Sllhneopfer für unsere gefallenen Helden, als ^ geistige Gedenksteine auf ihre Heldengräber. So gilt es denn unfern Glauben durch die Tat zu ver- ' herrlichen, unfern deutschen Glaubensboten zu ehren; unfern Glaubensgenossen zu helfen und Gottes Schutz in schwerer Zeit zu erflehen. Jede in diesem Sinne gespendete Gabe ist ein Bau st ein zum ewigen Gottes- tempel! Gott wird sie lohnen, lohnen besonders dadurch, daß er uns in dieser Prüfungszeit seine besonderen Ab sichten lehren, uns das Licht des Glaubens ferner strahlend erhalten und die im Glauben Wankenden aufrichten und stärken möge. So bitten wir denn um des armen Jesuskindes willen, das uns alle reich gemacht hat, um eine großmütige Be teiligung an der B o n i fa t i u s - Ju b e l s p e n d e für die Diaspora der Außenbezirke von Frankfurt a. M. Paderborn, im Dezember 1915. Der Generalvorstand des Bonifatius-Vereins. Hermann Reichsgraf zu Stolberg- Rechtsanwalt Auffcnberg. Stolberg, Präsident.; - Direktor Peters. Weihbtfchos Or. H. Hählingf von Graf Droste Vifchering. Lanzcnaucr, Vizepräsident. ' Gras Galen. Prälat Propst Nacke. Landgerichts-Direktor Geheimrat Prälat Dompropst I)r. Woker. Schulte. Domkapitular Bartels. Pfarrer A. Vogt. Pfarrer Menne. Aegyptens wirtschaftliche Schädigung durch den Krieg Ter britische Vizekonsul von Alexandrien macht fol gende, für Aegyptens Handel unangenehme Eingeständnisse: Das Jahr 1914 war ein gänzlich abnormes Jahr. Die Höhe der Einfuhr ging im Vergleich zum Jahre 1913 um 6 140 589 Pfund Sterling, die der Ausfuhr um 7 570 269 Pfund Ster ling gegen 1913 und sogar nni 10 482 525 Pfund Sterling gegen 1912 zurück. Dabei waren infolge einer glänzenden Ernte zumal die Aussichten für den Baumwollhandel in den Monaten vor dem Kriege so vorzüglich, daß mit einem er heblichen Plus hätte gerechnet werden könne». Der Krieg zerstörte alle Hoffnungen. Die ersten fünf Kriegsinonate brachten für Aegyptens Handel die schwersten Schädigungen: einen Rückgang der Ausfuhr um mehr als 9 Millionen Pfund Sterling, der Einfuhr um mehr als 7 Millionen Pfund Sterling. Für lange Zeit dürfte mit einer Rückkehr zu normalen Verhältnissen nicht gerechnet werden können. Was die Baumwollernte selbst anlangt, so hätte sich für die Saison 1914/15 ein gutes Resultat ergeben, wären nicht in manchen Distrikten durch Baumwollschädlinge zrvei Drittel der Ernte völlig vernichtet worden. Die Aussichten seien beängstigend, wenn nicht umgehend wirksame Maßregeln zur Abstellung der Schäden getroffen werden. Zu Beginn des Krieges wurden außerdem große Mengen von Baum wolle infolge der allgemeinen Bestürzung geradezu ver schleudert, sodaß der Wert der letzten Ernte auf zirka 18 Millionen Pfund Sterling gegen 32 Millionen Pfund Sterling in der Saison 1913/14 geschätzt werden muß. Die großen Bewässerungsarbeiten in Unter-Aegypten mußten aus Sparsamkeitsgründen zum Teil völlig eingestellt wer den. Infolge des niedrigen Standes der Nilflut im Jahre 1914 blieben große Gebiete im Jahre 1914 unbe- wässert. Die Folge davon war ein Rückgang an Staats- einkünften um melr als 500 000 Pfund Sterling. Land wirtschaftliche Maschinen, und zwar besonders mit Kohle heizbare Maschinen, die der Fcllah Oelmaschinen vorzieht, weil er jene mit Baumwollstrllnken Heizen kann, wurden vor dem Kriege in Mengen von Deutschland und Oesterreich- Ungarn bezogen. An die Feststellung dieser Tatsache schließt sich ein geradezu kläglich wirkender Appell an die An passungsfähigkeit britischer Maschinenfabrikanten, die hier neue Verdienstmöglichkeiten finden könnten, wenngleich nicht außer acht gelassen dürste, daß man zurzeit in Aegypten nach Kräften Neuanschaffung von Maschinen über haupt vermeiden würde. Die allgemeine Finanzlage wird in recht düsteren Farben gezeichnet. Nach der großen Krise hätte ein bedenkliches Borgen begonnen, das die Privatschulden noch vermehrt hätte, und infolge dieser Pumpwirtschaft, die oft genug in ihren Folgen gekenn zeichnet worden wäre, sei von dem für Aegypten erklärten Moratorium so reichlich Gebrauch gemacht worden, daß neue Gesetzesvorschriften sich als voraussichtlich notwendig er weisen dürsten. Der Minderertrag der Regierungs einkünfte, so schließt der .Konsularbericht, wird auf 2 500 000 Pfund Sterling geschätzt, und dieser Ausfall muß durch neue Steuern wettgemacht werden, die sich heute noch nicht spezi fizieren lassen, sowie durch Zurückstellung neuer Arbeiten und Zuflucht zum Reservefonds. Die Ueberlegenheit der deutschen Landwirtschaft über jene des feindlichen Auslandes Wie der Krieg die Ueberlegenheit der deutschen Technik und Industrie aller Welt vor Augen geführt hat, so zeigt er auch den gewaltigen Vorsprung unserer Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist ja in ganz anderer Weise konser vativ, haltend am Hergebrachten, als Handel und Industrie. Aber trotzdem ist durch unermüdliche, zähe Arbeit im letzten Menschenalter ein gewaltiger Fortschritt auch in der Land wirtschaft eingetreten. Wie wir ohne unsere hochentwickelte Technik den Krieg nicht gewinnen könnten, so wäre es auch nickst möglich, den Kamps durchzuhalten ohne den Hochstand der deutschen Landwirtschaft. Hier kann man die Ueberlegen heit gegenüber unfern Feinden noch deutlicher erkennen, als in der Industrie, weil zahlenmäßige Vergleiche möglich sind. Die Ueberlegenheit der deutschen Landwirtschaft gegen über der englischen ist zu bekannt, als daß darüber noch ein Wort verschwendet werden mühte. Gegenüber Frankreich und Rußland ergibt sich ein gutes Vergleichsbild, wenn man die Ernteerträge in de» drei Ländern aus der Zeit vor dem Kriege nebeneinander stellt. Da ergibt sich fol- Nr. 298 Bonifattus-Zublläumssammlung Das kommende Jahr wird für das ganze katholische Volk Deutschlands ein JubiläumSjahr sein. Es sind zwölf hundert Jahre seit dem ersten Auftreten des hl. Bonifatius, des „Apostels der Deutschen". Aus Anldß dieses Jubi läums wird vom Bonifatius-Verein eine Bonifatius- Jubiläumssammlung für die Diaspora veranstaltet. Der Generalvorstand des Bonifatius-Vereins wendet sich an das katholische Volk mit folgendem Aufruf, der für sich selber spricht: An alle unsere lieben Freunde vom Bonifatius-Verein! In die heißen Tage gewaltiger Kämpfe und folgen schwerer Entscheidungen fällt eine für ganz Deutschland hochbedeutsame, insonderheit aber für alle Freunde des Bonifatius-Vereins geheiligte Gedenkfeier: Die zwölf- hundertjährige Wiederkehr jenes großen und denkwürdigen Tages, an dem der Apostel Deutsch- lands, unser lieber hl. Bonifatius, seinen Fuß zuerst aufgermanischen Boden stellte nnd das Werk seiner gewaltigen Missionier ungs- und Kultur arbeit begann. Er hat uns die unschätzbaren Gnadenreichtümer des christlichen Glaubens gebracht und zugleich den Grundstein für Gesittung, Einigung und Größe des deutschen Volkes gelegt; denn wer die Bedeutung der Kirche und der kirch lichen Verfassung für den inneren Ausbau Deutschlands, für die allmähliche Einigung seiner in stetem Hader entzweiten Stämme, für die Erfassung eines einheitlichen Reichs gedankens auch nur einigermaßen gerecht würdigt, wird Winfried, Bonifatius nicht nur zu den größten GIaubenshelden, sondern auch zu den hervorragendsten Begründern deut scher Einigung und Machtentfaltung zäh len müssen. So war denn der von vielen Seiten begeistert ange regte Gedanke, in geistiger Erneuerung seines Werkes, das Jahr 1916 für ganz Deutschland als gemeinsames Ge dächtnis- und Jubeljahr der Erinnerung des heil. Bonifatius zu weihen, sicher voll ge rechtfertigt. Der große, Deutschland aufgezwungcne Daseinskampf mit seinen Opfern und Verlusten ist dazwischen getreten. Wir wollen nicht in lauter Jubelfeier, sondern in stillem Sühn- und Bittgebet, in echt katholischer Opfer- und Liebes- tätigkeit durch des heiligen Bonifatius Fürbitte Gottes Schutz erflehen für unser Vaterland und seine tapferen Söhne und Gnade und Erlösung für seine gefallenen Helden. Und wie das Kriegsjahr 1915 begann mit der feier lichen Weihe des katholischen Deutschland an das göttliche Herz des Welterlösers, unseres Heilandes Jesus Christus, so soll das Jahr 1916 eine neue Großtat unseres Glaubens und eine neue Verherrlichung des göttlichen Herzens sehen. Auf Anregung der hochwürdigsten Herren Bischöfe soll zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu in einer Diaspora- Großstadt eine Gedächtnis- und Gelöbnis kirche errichtet werden. Dem bl. Bonifatius zu Ehren und zu Liebe soll dieses Weihegeschenk an das gött liche Herz Jesu eine Diasporakirche sein. Unter Zustimmung nnseres hohen Episkopates haben wir Frankfurt a. M., die alte Kaiserstadt, die große Handels- und neue Universitätsstadt im Herzen Deutsch lands, im Mittel- und Vereinigungspunkte der verschie denen deutschen Stämme, im Wirksamkeitsgebietc nnseres °Der Megerkurier von przemysl (39. Fortsetzung.) Das siel hart aufschlagend auf den Boden. Ein Schutz entlud sich und nun, — ein Pandämonium der Hölle — Wie die Ameisen kribbelten sie durcheinander, schossen blindlings ihre Gewehre ins Dunkle ab, schrien nnd wußten nicht, was los war. Sahen nur flüchtig davonjagcnde schattenhafte Reiter. Die jagten jetzt in vollstem Lauf auf den vordersten Schützengraben zu, in de», die russischen Soldaten gleichfalls durcheinander liefen und ratlos rückwärts starrten, weil sie der Meinung waren, daß dort ein feindlicher Ueberfall statt fand und sie von den Ihrigen abgeschnittcn seien. Bevor sie noch Zeit zur Besinnung bekamen, jagte es aus der Nacht gegen sic heran. Knallten ihnen Karabincr- kugeln um die Obren, erscholl ein brüllendes Hurra, und in fluchtartiger Beivegung warfen diejenigen, gegen welche die Manen anritten, die Waffen fort und brachten die anderen, welche an Verteidigung denken wollten, in Verwirrung. Als sie sich endlich gesammelt hatten, war der für sie furcht bare Spuk, der ihnen das Blut gefrieren inachte, in der Nacht verschwunden. Slber überall wurde cs bei den von der Manenpatrouille durchbrochenen russischen Linien lebendig. Von allen Seiten ertönten Signale, denn man glaubte tatsächlich, daß ein Sturmangriff der Oesterreicher stattfinden würde. Auf der österreichischen Seite aber hatten die Mann- schäften im vordersten Schützengraben gleichfalls erschrocken zu den Gewehren gegriffen, als drüben das Feuern begann, und sie rüsteten sich, den vermeintlichen Sturmangriff der Russen zu empfangen. Da sahen ihre Posten die jetzt auf Befehl des Ritt- Meisters ganz langsam heranreitenden Fremden. Was war das! Warn», ritten die so langsam.' Halt! wer da? Der Rittmeister war der erste an dem österreichischen Schützengraben, stieg vom Pferde nnd rief: „Nicht schießen, Leute. Kameraden von der deutschen Seite. Kommen mitten durch die Russen." Da liefen auch schon österreichische Offiziere herbei und starrten mit verwunderten Augen auf das ihnen fast un glaublich Erscheinende, auf die durch die russischen Reihen dnrchgebrochenen deutschen Ulanen. Dann aber brach ein Jubel los. Von überall strecktest sich ihnen Hände entgegen mit Zigaretten und Zigarren, Wein nnd Eßwaren, und die Mannschaften wußten gar nicht, wo sie all die Liebesgaben ihrer österreichischen Kame raden nnterbringen sollten. Dazu funkten die Russen jetzt in einem mörderlichen Tempo, gaben aus ihren Schützengräben ununterbrochen Schnellfeuer^ sodaß der Aufenthalt im vorderen Graben ungemütlich wurde, trotzdem das hügelige Gelände den Pferden der Ulanen nnd ihnen selbst einen vorzüglichen Schutz bot. Nack, halbstündiger Pause, nachdem die Pferde getränkt nnd abgefüttert waren, stiegen sie wieder in den Sattel. Stephan Andraski war so glücklich, daß er den deutschen Kameraden am liebsten umarmt hätte. . Olme dessen Reiterstückchen säße er noch jetzt in dem galizisckum Bauernhaus und hätte nur die Aussicht, von den Russen erschossen oder gefangen genommen zu werden. Als der Morgen kam, waren sie bereits bei der Kom- maiiöostelle angelangt, und der auf diesem Punkt der öster reichischen Front befehlende kleine alte General lud den deutschen Rittmeister, lud den österreichischen Oberleutnant Stephan Andraski zum Frühstück. Ein Arzt mußte kommen und die Verwundung Stephans untersuchen und neu verbinden. „In einer Woche wieder geheilt." war dessen Bescheid. „Müssen aber Arm in Binde tragen." „Gott sei Dank," erwiderte Stephan Andraski, „ich fürchtete schon, längere Zeit dienstuntauglich zu sein." Dann wurde ihm ein Auto zur Verfügung gestellt, denn für ihn hieß es jetzt höchste Eile, um die Briefschaften des Kaisers zum Oberkommando zu bringen. Bis dorthin waren aber noch 50 bis 60 Meilen Fahrt zu machen. Am Nachmittag traf Stephan Andraski im Haupt- gnartier ein nnd wurde sofort zum Erzherzog geführt, dem er persönlich des Kaisers Briefschaften übergeben mußte. Nach zweistündigem Warten wurde er zur ?lbendtafel des Erzherzogs befohlen. Dort muhte er nun berichten, wie er sich gerettet hatte und das kühne Reiterstückchen der deutschen Ulanen patrouille erzählen. Der Erzherzog ließ die Weingläser füllen, erhob sich und sagte: „Meine lieben Kameraden, der deutsche Rittmeister un feine Mannschaften von der Hindenburgarmee, sie leben hoch!" Und während draußen die gewaltige» Stimmen der Geschütze dröhnten und ihren Widerhall bis in das erz herzogliche Hauptquartier trugen, mischte sich in deren Musik das jubelnde Hurra an der Tafelrunde des Erz herzogs für den Generalfeldinarschall Hindenbnrg und seine Ulanen. 11. Kapite l. Die Mutter Stephan Andraskis war an dem Abend, als sie die vermeintliche Trauerbotschaft aus der Zeitung erfuhr, nicht nach Haus gegangen, sondern Hedwig hatte die alte Dame bei sich im Zimmer behalten und ihr dort ein Lager zurecht gemacht, damit sie mit ihrem grenzenlosen Schmerz nicht allein sei und sie ihr Trost geben konnte. Als der Morgen kam, hatten die alten Herrschaften und selbst Hedwig wenig geschlafen. Zu io früher Tagesstunde — gegen 6 Uhr — war man in, Hause des Domrendanten nicht gewohnt, aufzustehen, aber heute war jeder froh, dem Alleinsein mit seinen Ek-