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Rr. 17V. Sonntag, den 7. August 1V04. 3. Jahrgang. «gch»«"» tital« Ausnahme der Esnn- und K strage. llnabdänglge;cageblankürAabrdett.llecb»«.sreibelt. Juseratr werden die »aelvaltene Pelil^eile oder deren Raum m 1» Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt Biichdruikerei. Nedaktio» und MefchäftSfteUer L>reSde« Piltnttzer S«ras,e 4!i. — Herniprecher Amt I ittr. l»>«. Junr Gebuvtstag Sv. Majestät -es Aönigs. Heil Dir, Du lwörer Rönigsgreis! Märst noch im Haare silberweiß Don Gott berufen auf öen Thron. Heil Dir, Du biedrer Mettinsohn! Heil Dir, Du Aar! Zum Miegenfest Dein treues Dolk wünscht Dir das Dest'. Noch viele Fahre sorgenfrei Dir Gott in Gnaden noch verleib. Heil Dir, Du Schirmherr jedes Nechts! Mer so ist feines Gottes Anecht Mie Du, dem kann das Dolk vertraun, üluf den die sichere Zukunft baun. Drum: Heil Dir! tönt es beut durchs ^and, Die Kerzen all Dir zugewandt. And im Gebet erflehen wir Gesundheit, t5egen für und für. Heil Dir! Trotz manchem 5-turmgebraus Mir halten treulich bei Dir aus. Heil Dir, trotz Haß und manchem Neid! Heil, Rönig Georg, allezeit! I. kitscht. Die Fürsten tvandelu auf den Höhen der Menschheit. Die Blicke 'Aller richten sich zu ihnen empor; sie sind der Gegenstand der Liebe und Verehrung, weil sie die Verkörperung der Autorität darstellen. Aber sie sind andererseits gerade deshalb, weil sich in den monarchischen Staaten um sie die (Gesellschaftsordnung trpstallisiert, der Gegenstand des Angriffes Vonseiten jener, welche im Thron und Altar den Stützpunkt der Gesellschaft erblicken. Wir ehren in dem Fürsten den Träger dieses sozialen Amtes. Die Hoch achtung verwandelt sich in Liebe, wenn die Person durch ihre edlen Tugenden sie erwirbt. Das Sachsenland begeht am 8. August das 72. Gebnrtssest Sr. Majestät unseres geliebten Königs. In der Verehrung zu der erhabenen Person desselben sind alle Sachsen einig. .König Georg gab schon als Prinz daS schönste Beispiel eines pflichttreuen Lebens. Seit seinem Regierungsantritt zeigte er sich seinem Volke in dem Lichte der Gerechtigkeit gegen jeder mann. Seine Handlungen bewiesen das. Unbeugsam steht seine persönliche Ueberzengnng; dennoch achtet er die fremde Ueberzengnng und gewährt ihr freiesten Spielraum. DaS Krenz ans seiner Krone ist ihm nicht bloßes Symbol, sondern die Richtschnur seines Handelns, ein ihm an vertranter Schah, den er seinem Volke erhalten möchte. Schicksalsschläge trafen ihn schwer, aber sie erschütterten nicht seine Ergebung in den Willen Gottes. Die mit unehrlichen Waffen versuchte Untergrabung vermochte keine Erfolge zu erringen, sondern erreichte daS Gegenteil, in dem die Liebe des Sachsenvolkes den schönsten Sieg errang. Am Geburtslage des .Königs sind die Herzen Aller einig in der Verehrung und in dem Wunsche: „Gott möge seinen reichsten Segen ans unseren edlen König ansgießen!" >V. Die bayrische Neichsratskammer als Qberzeusor. Die Zentrnmsfraktion in Bayern hat keinen leichten Standpunkt: wobt besitzt sie in der Abgeordnetenkammer die Melzrheit: aber die Liberalen aller Schattierungen erschwe ren ihr die Arbeit ungemein. Das Scheitern der Wahl rechtsborlage hat dies aufs neue bewiesen. Die Negierung stellt sich etwas freundlicher zum Zentrum: aber es gilt auch hier das Volkslied: „A bissele Lieb und a bissele Treu, aber a bissele Falschheit ist immer dabei." Da marschiert jetzt die Reichsratskammer auf und fühlt sich bewogen, über die Art und Weise der Behandlung der Geschäfte in der Abgeord netenkammer Gericht zu sitzen. Es kommt aber nicht viel dabei heraus, wenn zwischen den gesetzgebenden Faktoren in der Ständebersammlung stark hin- und hergeschossen wird: am Ende sind beide Kammern doch aufeinander an gewiesen, weil sonst nichts erreicht wird. Wir wollen keiner der beiden Kammern absprechen, das; sie für das beste des Volkswohls zu arbeiten gewillt ist; aber das mns; für beide Kammern gelten, selbst wenn die Differenzen sonst noch so gros; sind. Der Abgeordnetenkam mer insgesamt wie ihren einzelnen Mitgliedern mns; nur jeder objektiv Urteilende das eine zugestehen, das; sie nicht einen Angriff auf die Tätigkeit der Neichsratskammer un ternommen hat und es würde nicht einmal viel Scharfsinn notwendig sein, um Augriffsfleckcn zu entdecken. Sämtliche Abgeordnete besitzen so viel politischen Takt, sich nur mit Len Verhältnissen im eigenen Hause zu befassen. Präsident Dr. von Orterer hätte auch Angriffe auf die Kammer der Reichsräte nicht zugelassen: er zog ja dann schon die Zügel sehr knapp, wenn einzelne Abgeordnete sich gegen die An griffe in der Neichsratskammer verteidigten: Dr. Orterer war und ist das Muster eines Präsidenten. Anders aber wurde es in der Kammer der Neichsräte beliebt. Der Spre cher der liberalen Gruppe, Herr von A uer , hatte es zuerst als seine Aufgabe angesehen, gegen die Abgeordnetenkam mer loszureiten und recht scharfe Angriffe gegen sie und ihren,: Präsidenten zu richten. Der Erministerpräsident Graf Krailsheim rieb sich vergnügt die Hände darüber, er blies hinter den Kulissen tüchtig in das Feuer, »in sich am Zentrum zu rächen, in dein er eine Mitursache seines Stur zes erblickt. Dank dem Entgegenkommen des Präsidenten Orterer und der klugen Mäßigung der Abgeordnetenkam mer wurde jedoch damals die Sache rasch beigelegt. Aber die Abgeordneteukammer hat hierfür recht wenig Dank geerntet: die Reichsratskammer scheint diese höchst loyale Handlung nicht begriffen zu haben: man hat diese nur benützt, um jetzt noch schärfer gegen die Abgeordneten kammer Vorgehen zu können. Die Veranlassung gab die Beratung des Militäretats, der Fall Asch-Heim. Der An greifer war ein blutjunges Mitglied der Reichsratskammer, das damit seine politische Tätigkeit eröffnete; es ist der junge Graf P r eysi n g , Sohn des hochverdienten im letz ten Fahre verswrbene» Grafen Konrad Preysing. Ter Va ter hat hohe Verdienste um die katholische Sache sich erwor ben: er war ein angesehener Zentrumsmann und ein treuer Freund des bayrischen Thronfolgers, des Prinzen Ludwig. Wie aber der Lohn des letzteren, der Prinz Rupprecht, manche liberale Allüren an sich bat, so scheint leider auch der Sohn des verstorbenen Zentrnmssührers sich etwas ans die liberale Seite zu neige». Ganz unmotiviert hat der selbe über den Abg. Heim die Schale seines Zornes ansge gossen: er meinte insonderheit, das; derselbe als Staatsbe amter nicht derart gegen einen Minister anstreten dürfe und Staatsbeamter sei Tr. Heim auch als Abgeordneter, Doch gerade damit ist der junge Graf bös entgleist: je des Mitglied des Parlaments ist in erster Linie Abgeord neter: seine private Stellung kommt hierbei gar nicht in Be tracht. Wir finden es wohl einigermas;en angezeigt, das; Verwaltnngsbeamte nicht Opposition gegen die Politik der Negierung mache»: wir haben uns deshalb auch immer ge gen die Wahl von Verwaltnngsbeamten ausgesprochen. Aber Tr. Heim ist Reallehrcr und als solcher absolut kein Ver- waltnngsbeamter, Ter Vorstos; des Grasen Preysing war somit deshalb schon nie verseblbar, weil er von einer falschen Angriffsfläche auS erhoben wnrde. In derselben lag jedoch auch eine Kritik des Präsidenten der Abgeordnetenkammer: dessen Amtsführung erlitt hierdurch eine Art Zensur in der Neichsratskammer. So war voransznsehen, das; die Ab geordnetenkammer diele» erneuten und verstärkten Vorstos; nicht stillschweigend hinnehmen werde. Am Donnerstag abend kam es auch in derselben zu einer sehr stürmischen und bewegten Sitzung: ganz allge mein wurde mißbilligt, daß die Neichsratskammer sich wie der ein Aufsichtsrecht über die Abgeordnetenkammer ange maßt habe. Ter protestantische Minister des Innern stellte in der Debatte dem Präsidenten Orterer unter lebhaftem Beifall das beste Zeugnis für dessen Amtsführung aus und erklärte, daß das Gesnmtministerium zu oer Sache auch noch Stellung nehmen werde, da ihm Nachgiebigkeit und Schwäche gegen die Abgeordnetenkammer vorgeworfen worden sei. So erhält die Affäre noch ein weiteres Nachspiel: die Neichs- ratSknmmer muß aber schließlich allein die Zeche von dem selben bezahlen: sie hat den Streit angesangen. Politische Nuudschau. Deutschland. — Nachdem die Versenkung des deutschen Dampfers „Thea" durch russische Kriegsschiffe amtlich festgestellt war, hat die deutsche Regierung sogleich Ermittlungen über den Vorgang angeordnet, deren Resultat für die diplomatischeu Schritte bestimmend sein wird. Nach dem bisherigen ent gegenkommenden Verhalten der russischen Negierung dar angenommen inerden, daß auch der Fall „Tbea" befriedigende Erledigung finden wird. Hierbei wird zu berücksichtigen sein, daß zwar der Dampfer einer deutschen Gesellschaft gehört, die Ladung dagegen amerikanischen Ursprungs ist; ebenso wird festznslellen sein, inwieweit die Verfrachtung für Japan bestimmt war, »nd ob die Versenkung von Prisen bei be stimmten Voraussetzungen als zulässig anznsehcn ist, und in welchem Falle Schadenersatz beansprucht werden kann. — Die Zritnugslierichtkrstlittliilg über das diesjährige Kaiskrilianövrr wird auf Anordnung des Kaisers ein dienst liches Gepräge erhalten. Wie die „Dtsch. Tagesztg." er- fährt, wird ei» Offizier des Großen GeneralstabcS der Armee den Korrespondenten gewissermaßen attachiert werden, indem er den Auftrag erhält, den Korrespondenten mit Mitteilungen aller Art an die Hand zu gehen und ihnen alles Material für eine das Manöver betreffende genaue Berichterstattung inbezug ans Dispositionen, Gefechtsaus, führnng, Gelände nsw. zur Verfügung zu stellen. Es kommen hierbei nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Berichterstatter in Betracht; denn gerade die auswärtigen Staaten, wie Amerika, Frankreich, England, Italien, Ruß land, Oesterreich, entsenden dienstliche Korrespondenten mit Vorliebe zu den deutschen Kaisermanövern. Insgesamt dürften etwa vierzig Berichterstatter für Kriegsministerien und Zeitungen den Manövern beiwohnen. — Bericht über dir Tätigkeit der Zentrumsfraktion. Der von dem Abg. Erzberger verfaßte Bericht über die Tätigkeit der Zentrnmsfraktion im Jahre I'.»0:i/(>4 wird nunmehr im Verlage der Görres-Drnckerei in Eoblenz er scheinen. Gegen die ursprüngliche Absicht hat sich das Werk so umfangreich gestaltet, das; es zirka ',»—10 Bogen um faßt. Dadurch ist es dem genanten Verlag n»möglich ge- worden, das Werk mit dem ursprünglich bestimmten Preis von üO Pf. abzngeben. Derselbe wird sich vielmehr auf IHO Mk. stellen. Jeder Sachverständige wird zngeben müssen, daß auch dieser Preis für ein solches nmfangreiches Werk äußerst mäßig ist. Wir können das Werk nur aufs beste empfehlen. — Dir »riirste Mirbach Affäre gewinnt nach den Auf klärungen der „Krenzzeitnng" doch ein anderes Gesicht. Vor allem war der Oberhosmeister der ,Kaiserin nicht der einzige Vormund des Prinzen Sayn Wittgenstein, sondern General von Huene und Staatsminister Hentig-Kobnrg hat ten dieselbe Funktion, Der Vater des Prinzen batte wegen Schulden und seiner zweiten Heirat ans den Fürstentitel »nd das Vermögen verzichten müssen: die Pflegschaft hat das Vermögen der Sölme erhalten; aber diese machten Schulden auf Schulden und führten Prozesse gegen die Pflegschaft. Als die Prinzen volljährig wurden, bat ihnen die Pfleg schaft die Abrechnung vorgelegt: die Decharge ist nur infolge dieser Prozesse noch nicht verteilt worden. Ter in dieser