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MP s*)5 'II, ift »4: ,Iv -Sin ' '"sl! ' 7!. ^ 4 Nr. 281 Seite 5 .uü rst. Etwas über Völker- und kriegsrecht Bei Beginn des großen Weltkrieges gab die deutsche Oberste Heeresleitung der belgischen Regierung bekanntlich die Absicht kund, durch Belgien nach Nordfrankreich zu marschieren, um so einem französischen Angriff von dieser Seite vorzubeugen. Etwaiger Schaden sollte ersetzt werden. Der Einmarsch in Belgien diente England zum Vorwand der Kriegöbeteiligung und außerdem wetterten unsere sämtlichen Feinde über den angeblichen Bruch der Neutralität. Nun ist später aus den erbeuteten belgischen Akten nachgewiesen worden, daß Belgien mit England eine Art Vertrag ge- schlossen hatte, wonach englische Truppen in belgischen Häfen landen und französische Truppen durch belgisches Gebiet marschieren dürften. Das war der deutschen Regierung zwar auch schon vorher bekannt, aber die Bestätigung war doch sehr wertvoll. Trotz dieser Enthüllungen wurde der Vorwurf der Neutralitätsverletzuug immer wieder erhöben. Auf deutscher Seite konnte er noch so häufig widerlegt und begründet werden, er blieb bestehen. Auch der Vergleich mit der Verletzung der griechischen Neutralität durch die Entente wurde als nicht stichhaltig bezeichnet. Wer eben nichts begreifen will, dem ist nicht zu helfen. Für uns ist es klar, daß es Fälle geben kann, in denen auf die Neutrali tät eines Landes keine Rücksicht genommen werden darf. Das bestätigt neuerdings Hofrat Dr. Lammatz, eine öster reichische Leuchte der Wissenschaft, in einem Vortrag, den er in der Salzburger Leo-Gesellschaft gehalten hat. Das Universitätsblatt, Zeitschrift des Vereins zur Gründung und Erhaltung einer freien kathol. Universität in Salzburg, berichtet in Nr. 10 darüber. Er weist nach, daß die Frage, „ob ein Regent, der einen gerechten Krieg wider einen anderen Regenten führt, von dem Herrscher eines Landes verlangen kann, daß er seinem Heere den Durchzug zum Zwecke der Bekriegung dieses Gegners gewähren muß", un bedingt zu bejahen ist. Er verweist dabei auf das Beispiel Mosis, des Heerführers Israels, der beim gottgewollten, ja gottbefohlenen Zuge des auserwählten Volkes nach Kanaan auch durch das „n eutrale" Land der Idumäer und Amorrhäer seinen Weg nahm und dieselben seiner — ich neu gegenüber — völlig friedlichen Absicht ver sicherte. Der König Aegesilaos von Sparta ersuchte auf seinem Rückzuge aus Asien den König von Mazedonien um eine Durchzugsvollmacht. Und als dieser erklärte, er müsse sich erst beraten, entgegnete Aegesilaos kurz: „Er möge sich beraten, wir aber werden indes durchziehen." Dein gleichen Grundsatz huldigte der berühmte römische Heer führer Cäsar. Der bedeutende „Kriegsmoralist" des Jahrhunderts P. Schiara findet vom Standpunkte des katholischen Sitten- und Völkerrechtslehrers nichts da gegen einzuwenden, daß ein kriegführender Regent in An sehung wichtiger Interessen seines Reiches durch neutrales Gebiet, selbstverständlich unter verläßlicher Zusicherung des Ersatzes hierdurch veranlaßter Schädigungen fordern und im Weigerungsfälle dem betreffenden Lande den Krieg er klären könne (s. Buch Seite 24 Nr. 10). Die Fülle der Be weise kann noch beliebig fortgesetzt werden. Es mögen diese wenigen Beispiele genügen, um zu zeigen, daß Deutsch land keinen Grund hat, die Kritik der Feinde zu fürchten >md sich wegen des Einmarsches Vorwürfe zu machen. An ! der Gerechtigkeit des Krieges für Deutschland zweifelt heute kein Deutscher mehr und die alten Vorbilder können neben den belgischen Aufklärungen auch die ängstlichsten Gemüter beruhigen. X Aus Griechenlands Wirtschaftsleben ön»t<h ..ö '.'l,l 7 !'I tfi inummff '7 1 'III -fill Wichtiger als die Wein- und Oel-Pslanzungen sind für Griechenlands Wirtschaftsleben der Tabakbau und die Seidenraupenzucht. In Thessalien und Südmazedonien ist dkfr Hauptsitz der Zucht- der: Seidenraupen. Das Klima begünstigt den Maulbeerbaum, der ja die Grundlage fisr. die Seidenraupenzucht bildet. In Griechenland alten Bestandes werden in guten Jahren über 160 000 Kilogramm Kokons erzeugt. Berühmt ist auch der griechische Tabak; sowohl in Griechenland selbst wie in griechisch Mazedonien werden ausgezeichnete Qualitäten gewonnen, die besonders in der Zigaretteuindustrie Verwendung finden. Allein in dem kleinen Landstrich zwischen Drama und Kawala werden 12—15 Millionen Kilogramm Zigarettentabak jährlich er zeugt. Dieser Tabak wird zum Teil nach Aegypten, zum Teil nach Deutschland (Dresden), ja sogar bis nach Amerika ausgeführt. In Südmazedonien wird auch Baumwolle gebaut, frei lich bisher nur in geringem Maßstabe. Die Viehzucht Griechenlands ist verhältnismäßig wenig entwickelt. Im Gegensatz zu den übrigen Balkanländern spielt der Wald in Griechenland eine geringe Rolle. Nur ein Zehntel des Gebietes ist mit Wald bestockt. Das hat seinen Grund in dem weitgehenden Raubbau, der besonders in früherer Zeit in Griechenland mit dem Walde getrieben worden ist. Ganze Hänge wurden abgeholzt für die Schiffsindustrie oder auch zur Gewinnung von Brennholz. Andere Wälder wurden durch Feuer zerstört, um Weideflächen zu schaffen. So ist die Waldarmut Griechenlands entstanden. Reich ist Griechenland an mineralischen Boden schätzen. Dies gilt sowohl von den früheren Gebieten als auch von Neu-Griechenland. In den Gebirgen finden sich Eisenerze und Mangan, Zink, Blei, Silber, Chromerz, Magnesit, Schwefel, Meerschaum, Braunkohle, Schmirgel und Marmor der verschiedensten Art. Die Marmorbrllche Griechenlands sind geradezu unerschöpflich. Etwa der fünfte Teil der ganzen Ausfuhr des Landes besteht in unver arbeiteten Mineralien und Metallen. In industrieller Hinsicht ist Griechenland etwas besser . entwickelt wie seine Nachbarn auf dem Balkan. Die Jn- * d u stri e ist hier vielseitiger. Am meisten fortgeschritten ist die Textilindustrie und der Schiffbau. Durch die Ge winnung von Südmazedonien hat sich der industrielle Mittelpunkt des Landes von Athen nach Saloniki verschoben. Hier in dieser Stadt finden sich Gerbereien, Raffinerien, Daiupfmühlcn, elektrische Anlagen und selbst Eisen gießereien. Doch ist auch in Griechenland in industrielle Entwickelung mancherlei Hemmungen unterworfen. Vor allen: fehlt es dem Lande an Kapital. Die Regierung ver mag nicht die nötigen Summen für eine Förderung der heimischen Industrie aufzubringen. Da Griechenland im Jahre 1803 einen Staatsbankerott sah, wurden die grie chischen Finanzen unter internationale Kontrolle gestellt, so daß die griechische Regierung in ihrer Finanzpolitik von den Großmächten abhängig ist. Dennoch wird der Fort- schritt in Griechenland weiter seinen Weg gehen, wenn auch langsam. Das Volk ist unternehmungslustig. Am meisten ist es für den Handel geeignet. Me Griechen stehen hinsichtlich der Veranlagung zum Handel nicht zurück hinter den Juden. Das ist wohl ein Erbteil aus früheren Jahrhunderten. So erklärt sich denn auch, daß der Warenhandel Griechenlands, gemessen an seiner sonstigen Volkswirtschaft, einen großen Umfang aufweist. Der Außen handel belief sich 1910 auf 300 Millionen Machmen (1 Drachme — 81 Pf.). Auch die große Zahl von Privat banken weist auf die Händlerveranlagung hin. Nicht unbedeutend ist ferner die griechische Handels flotte, welche einen großen Teil des Warenverkehrs im öst lichen Mittelmeer und im Schwarzen Meer besorgt. Die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten Griechenlands sind nicht schlecht, besonders, da es sein Gebiet jetzt so stark ausgedehnt hat, und gerade Südmazedonien wirtschaftlich von großer Bedeutung zu werden verspricht. Me Zukunft ^Griechenlands wird allerdings davon abhängen, ob es ihm gelingt, die Vergewaltigung seiner nationalen und wirt schaftlichen Interessen durch England und Frankreich abzu schütteln und sich gegen die Balkanbestrebungen Italiens zu sichern. Unsere Vorbereitungen auf den russischen Winter Es ist interessant, zu lesen, wie ein russisches Blatt sich anerkennend über die deutschen Vorbereitungen für den Winterfeldzug in Rußland ausspricht, natürlich in der Ab sicht, die eigenen Leute zur Nachahmung anzuspornen. „Rußkoje Slowo" führt im Leitartikel vom 18. November- folgendes aus: „Wir werden nicht die Fehler Napoleons wiederholen und euch im Winter durch euer abgebranntes, verwüstetes Land folgen," sagen die gefangenen Deutschen. „Für dieses Jahr haben wir genug russisches Gebiet besetzt und können ausruhen. Was im Frühjahr wird, werden wir sehen; bis dahin richten wir uns in dem eroberten Lande ein." Diese Worte sind keine leere Prahlerei. Die Vorbereitungen der Deutschen auf das Ueberwintern in Rußland sind nicht nur ungeheuer, sie sind einfach schwindelerregend. Unsere Sol daten sagen schon lange von ihnen: Sie führen den Krieg wie vornehme, reiche Herren. Die Deutschen übertreiben lieber die Schwierigkeiten eines Wintcrfeldzuges, anstatt sie zu unterschätzen, und haben durch ihre Vorbereitungen die Gefahren des russischen Winters beseitigt. Bis zum Ein tritt des Winters werden alle deutschen Truppen gegen jede Kälte winterlich eingekleidet sein. Seit August hat ganz Deutschland mit deutscher Gewissenhaftigkeit an der Ver sorgung der Soldaten mit warmen Sachen gearbeitet. Alle Wollsachen wurden schnell, einfach, ohne irgendeine Möglich keit von Unterschlagungen, mit bewundernswerter Sachlich keit gesammelt. Außer warmen Wollsachen werden in ganz Deutschland weiße Gewebe, Leinwand usw. gesammelt, offen bar, um Schutzkleider für die deutschen Truppen gegen Gicht zu liefern, was die russischen Truppen ganz besonders be achten müssen. Sogar die Schützengräben und ganze Ko lonnen sollen weiße Schuhfarbe erhalten, damit sie auch der Fliegerbeobachtung entzogen sind. In unserer russischen Einfalt haben wir gehofft, der Schnee und die Kälte unseres Winters würden die Deutschen vernichten, dabei wandeln sic die rauhe russische Natur in ihren Vorteil um. „Euer Winter wird für uns Brücken aus Eis schlagen." Es gibt nur ein Mittel gegen deutsche lieberfälle: wir müssen unsere Aufmerksamkeit nicht verdoppeln oder verdreifachen, nein, wir müssen sie verhundertfachen. Außerdem ist es Pflicht ganz Rußlands, besonders der durch den Krieg stark be reicherten Heereslieferanten, Leinewand zu Schneemasken für die russische Armee zu liefern. Außerordentliche Sorgfalt wird der Gesundheitspflege in den deutschen Schützengräben gewidmet. Sogar Schlaf säcke für die nicht auf Posten befindlichen Mannschaften sollen vorhanden sein. Me Wände der Schützengräben wer den mit Stroh- und Filzmatten bedeckt, die Grabensohle mit Stroh- oder Holzplatten. Allen Führern ist einge- Der Fliegerkurier von Przemysl (30. Fortsetzung.) Jetzt fühlte er auch wieder den Schmerz im Arm, weil ! »h bei den hastigen Sprüngen, wozu er beide Arme ge brauchte, das durch sein Blut fcstgeblcbte Hemd wieder I gelöst hatte. Er überlegte, ob er sich mit seinem Verbandszeug ver- ! linden solle, bevor er eine weitere Flucht unternahm. Aber da hörte er wieder das laute Geschrei der Kosaken, die an scheinend versuchen wollten, in den Sumpf einzudringen I»nd denen ihre Hunde die Spur zeigten. Also weiter! Jeder Sprung — einen Viertelmeter zu Iknrz und er konnte mit dem Leben qbschließen. Das Zeug klebte ihm vor Schweiß am Leibe. Die jPclzjacke war ihm hinderlich und die schwere Aktentasche. Nur weiter! war sein Gedanke. Er wußte kaum noch, jdaß alles das, was er tat, schon längst über seine Kraft ging. Und jetzt ein Halt. Vor ihm war ein vier Meter Ibmter,- mit schwarzen, Sumpfwasser ungefüllter Morast ig,oben, und drüben auf der anderen Seite Fine Art von '-chjlsinsel. Ratlos starrte er auf die schwarze Wasserfläche und be- Imin an ihr entlang einen Platz zu suchen, wo sie vielleicht Dibmaler wurde und ihm ein Sprung gelingen konnte. Ja, falls es kein Sumpfwasser gewesen wäre, würde durchgeschwommen sein. Aber hier lauerte dem Fuß hinter der Oberfläche der unergründliche Morast, der ihn fit tausend Fangarmen, wie ein Riesenpolyp mit seinen raugnäpfen in den Tod ziehen wollte. Gespannt sah er auf den Boden. Plötzlich blieb er stehen l»id stgrrte wie auf ein Wunder. Tsiüben auf der anderen Seite war das Schilf nieder- l>tt,eten und zeigte ihm deutlich, daß dort ein Mensch oder «Hehrere sich einen Weg zu einem ihm unbekannten Platz Minchl hatten. Auch sah er, daß da, wo er stand, Fußspuren In dem niedergetretenen Boden bei einer Erle waren. Aber wie kamen die Menschen über den Morastgraben? Hin und her überlegte er und sah verzweifelt zum Himmel empor, als ob von dort Rettung kommen sollte. Hallo! Er selbst tat vor Erstaunen diesen Ausruf. Denn er hatte den Weg entdeckt. Die Birke, an der er stand, die zeigte ganz deutlich, daß an ihr ein Mensch emporgeklettert war und Aeste abgc- brachen hatte. - Er tat dasselbe. Kletterte bis zum Gipfel, und jetzt — er bog sich mit seiner Schwere zur Schilfinsel hinüber und die schlanke Birke tat dasselbe. Gleich einem Bogen, den er spannte, lehnte sich der obere Stamm über den Wasserspiegel, sodaß er wenige Meter über der Schilfinsel ankam und mit einem Sprung landen konnte. Wie ein Pfeil sauste der Stamm zurück und schüttelte sich über die ihm angetane Gewalt. Ganz betäubt blieb Stephan Andraski für einige Se kunden stehen, lauschte nochmals zurück und hörte nichts mehr von seinen Verfolgern. Nun schritt er in die schmale Oeffnung zwischen dem iibermannshohen Schilf. Der Boden war fest unter ihn,. Ein sicheres Gefühl beschlich ihn. Dann »veitete sich plötzlich die Schilfmauer. Spiegelhell blitzte ihm der See entgegen, und zu seiner linken Hand sah er versteckt im Rohr eine Bretterhütte, bei der ein Kahn lag und allerlei Gerätschaften aufgestapelt waren, wie sie Fischer gebrauchen. Gott sei Dank, rief es in ihm un'd er ging zu der Hütte, »m sich in deren Schutz zur Ruhe niedcrzulassen. Allerlei Kisten und Fässer standen da, Decken lagen dort, und als er die Kisten mit seinem Feuerzeug beleuch tete, sah er, daß sie Zucker enthielten und andere mit Tabak und Kaffee gefüllt waren. Jetzt wußte er Bescheid. Er war in das Versteck gali- zischer Schmuggler gekommen, die von hier aus über den See nach Rußland hinein die Ware brachten. Nun legte er die Aktentasche ab, zog die Pelzjacke aus, den Unisormrock, die Weste und sah seinen ganz mit Blut durchtränkten Hemdärmel. Er griff in die Tasche und holte eine zusammengeklappte Schere hervor, mit der er das Hemd von dem Aermel trennte. Dann öffnete er sein Ver- bandspäckcheu und ging zu dem nur wenige Schritt ent fernten Seeufer. Hier untersuchte er seine Verwundung. Ein Fleisch schuß durch die Muskel des Oberarmes. Jetzt kam ihm auch der Schmerz wieder voll und ganz zur Besinnung, als er mit einer Kompresse das kalte Seewasser zur Reinigung und Kühlung der Wunde verwandte. Seine Kraft war so verbraucht, daß ihn der erste Schmerz fast betäubte. Er mußte sich zusammenreißen, um die Wunde ordnungsgemäß zu reinigen und dann zu ver binden. Als er das getan, ließ der Schmerz etwcks nach, und er kroch nun in die Hütte, machte sich ein Lager aus den dort liegenden Decken und versuchte nur zu ruhen und wach zu bleiben. Aber das gelang ihm nicht. Der Blutverlust und die Aufregung waren z» groß ge wesen und zu seinem Besten senkte sich ein wohltätiger Schlummer nieder. Bis in den Nachmittag hinein lag er, und als er auf wachte, war er zuerst derartig benommen, daß er gar nicht wußte, wo er war. Langsam richtete er sich empor, spürte dabei den Schmerz in seinem Arm. und nun jagten all die schreckhaften Bilder vom Morgen wieder heran und zeigten ihm die gefährliche Lage, in der sich befand. Es dunkelte bereits, und er riß ein Steichholz an, um seine Uhr ablesen zu können. Halb Vier. Also hatte er mindestens sieben bis acht Stunden geschlafen. Dann lachte er plötzlich auf: „Sie haben dich doch nicht bekommen." (Forts, folgt.)