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Nr. 1TS L». Iahrp ' Dienstag, ven 3. Juni abends Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 18, Holdcinstrotze 4 Fernsprecher 21888 Postscheckkonto Leipzig Nr. »41 «.»„»pr«««, X mit Mustt. dettaae viert,lMrlt« »^8 4». In Dresden und aan, Dentich. tand tt«> S-u« ».»« 4« b, Oelterrei« « 4« X. «»»gab» n vierteliadrlIL ».88 4». In Dresden und ganz DeutILlond Iret HauS 4 in oritrrrri« 8.8« X. »tnzel-Nummer I« 4. Die «aafiich, «oU«,ettuna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Anzeige»! Annahme vonGelchüslSan-etgcn bis I«»Uyv von Famtlicilanzeigkn bis II Uhr vorm Preis iiirdiePetit Sra>Izeiie4« meteii I Aamilien-iinzetgen Ui» / Für vndenllich geichNebene, sowie durch Fri. Iprccher ausgencbene Anzeigen iütrnen wi, I-> Vcramworliichleil sür die Nichtigkeit der !k <! > r nicht übernchinen. kprechstunde der Redaktion II —1» Uhr kormirtagS. - Mnzige LaWlMO AWeszEW M GMHsMo OrgM dsr ZeniMmspttrE ' Ausgabe ä mit Mustrienes MreNtzMmrgsbellage aW Mig. WocheubEa«« K «ur »it der WscheutzellaM Der Kampf um die Schule! Die nachfolgenden Ausführungen stellen den 'Standpunkt der Redaktion der „Sachs. V o l k s z e i t u n g" dar. Der Kampf um die Schule ist heute die wichtigste »rage der inneren Politik. Nichts wird die Zukunft Tentich- >mds einschneidender beeinflussen als die Schulreform. ES handelt sich um nichts geringeres als darum: Wird Deutsch land Wied er erstehen, wird es seine ihm innewoh nende Mission erfüllen oder wird es an den Folgen seiner furchtbaren Niederlage zu Grunde gehen? Kein noch so günstiger Friedensvertrag, keine noch so grofie Arbeitsanspannnng und Arbeitsleistung kann Deutsch land als führende Nation erhalten, wenn nicht von innen heraus eine Reformation an Haupt und Gliedern vorge- nommen wird. Nur Selbstbesinnung kann uns ans den Weg. der nach oben führt, bringen. Und wie wir uns unseren neuen Staat einrichten müi- sen, nicht nach Vorbildern anderer Völker, sondern nach eige nen! Bedürfnis, so wie er dem deutschen Charakter ent spricht, so müssen wir uns hüten, an eine Reform des hei ligsten und wichtigsten Gutes, des Bildungswesens, zu schreiten, so lange noch die deutsche Oeffentlichkeit Wider hall! von Phrasen und demagogischem Parteigeschrei. Eine der schrecklichsten geistigen Epidemien hat zurzeit vom deutschen Volke Besitz ergriffen. Sie heißt „Politisie rung der Masse n". Dieses leere und geistlose Schlag- wort bat die ganze Oefscntlichkcit gebannt und hier in wachsen ist man noch weiter gegangen und propagiert die .Politisierung der Schule". Die Ansichten des Seminaroberlehrers Püschel in Annaberg, die ans dem Ar tikel „Die Schule als Glied der sozialdemokratischen Partei organisation" Nr. 98 vom 30. April 1919 der „Sächsischen BolrSzeitg. unseren Lesern bekannt sind, sind durchaus keine vereinzelten. Tie gesamten Führer der sozialdemokrati schen Parteien haben es sich zum ^iele gesetzt, die Kultus ministerien unter ihren ausschlaggebenden Einfluß zu brin gen und damit die gesamte Schulpolitik nach ihrem Willen zu meistern. Mit der Sozialdemokratie vereint geht hier die Weltfreimanrerei vor, deren letztes Ziel diepolitiiche Bekämpfung der christlichen Religion ist. Von dem Chaos, in das Europa durch diesen Krien gestürzt worden ist, wird es sich nie wieder erholen, wenn es nicht Herr wird der gewaltigen antireligiösen Kräfte, wenn es keine U in kehr in seiner geistigen Richtung findet, wenn nicht der Weg gefunden wird zu einer vollständigen geistigen Erneuerung des Menschengeschlechtes. Nicht die Verwirklichung eines kommunistischen Wirt schaftsordnung, nicht das „in die Tat umsetzen" des Erfurter Programms spielen hierbei eine wichtige Rolle, das sind durchaus Fragen zweiter Ordnung. Kommunismus und Sozialdemokratie verkörpern eine Wirkschaftstheorie. Ob ihre Wirtschaftstheorien zur Gesnndnng der Staatswescn u. der Weltwirtschaft, die durch den Weltkrieg in ihren Grund festen erschüttert ist und nicht nur bei uns zusammenzubre- chen droht, führen kann, ist nicht die Frage der vorliegenden Abhandlung. Kommunismus und Sozialdemokratie sind über neben ihren nationalökonomi'schen Refortnbestrebnn- gen die Verfechter des Atheismu s. Und hier liegt der .gernpunkt. Hier ist der Ring geschlossen, den die Atheisten aller Schattierungen bilden. Die Sozialdemokraten und .gommllnisten sind heute nur die sichtbaren Träger dieses uralten .Kampfes. Viel stärkere und viel größere GcistcS- inächtc benutzen die zugkräftigen Schlagworte dieser Poli tischen Parteien, um der unwissenden Masse ihre Geistes- richtung unmerklich einznimpfen. Man muß sich das aber nicht so vorstcllen, als wenn nun einige Männer irgendwo nach wohldnrchdachten Plänen die Fäden in der Hand baben »nd die Regie leiten. Es ist ein gigantischer Entwickelungs- Prozeß, der sich vor unseren Augen abspielt. Ein Geistes kampf. in dem scder denkende Mensch seinen Posten einnehmen muß, Partei ergreifen muß, will er sich nicht selbst zu einem nur vegetierenden Lebewesen degradieren. Deutschland ist noch heute das geistige Herz Europas und damit der Wett, seine Bestimmung ist es von jeher ge wesen. in sich die großen geistigen Kcintpfe, die die jeweili gen Strömungen mit sich brachten, auszufechten. Die Re formation ist nicht zufällig von Deutschland ausgegangen, de> dreißigjährige Religionskrieg hat sich nicht zufällig in Deutschland abgespielt. Und weil Deutschland nach seiner politischen Wieder geburt 1871 seiner wirklichen Mission vergaß, weil es allzu sehr sich den wirtschaftlichen Problemen hingab, bis es in Handel und Industrie sein geistiges Leben erstickte, feine besten Eigenschaften tötete, seine größten Geister im Kampfe mit der nur auf Erwerb gerichteten Tendenz des lebenden Geschlechtes aufrieb, deshalb hat es in dem großen Ringen um sein Dasein zusammenbrechen müssen. Deshalb ist es als unterhöhlter Staat nicht in der Lage gewesen, die ihm innewohnende ungeheure Widerstandskraft zu voller Ent faltung zu bringen. Darum hat das merkantile England- Amerika gesiegt. Von dein heute herrschenden Ge'chlecht siebt nicht zu er- warten, daß es Deutschland und damit Europa aus dem furchtbaren Zusammenbruch geistig erlösen wird. Wir können nur das pundamcnt zum Neubau legen. And >" s wird schon die ganze Kraft der jetzigen Generation, die müde und zu Tode ermattet ist, in Anspruch nehmen. Das Fundament aber ist die Schule. Wenn ihr nicht die Men- scheu erneuert, wenn ihr nicht dem Kinde einpflanzt, daß seine Bestimmung eine überweltliche ist, daß der Mensch durch seine Seele ein Teil des Kosmos ist, daß die Mcn- schenseele ein Ebenbild Gottes und also göttlichen Ursprun ges ist, dann werden weder kommunistische noch sozialdemo kratische noch kapitalistische Wirtschaftsordnungen, weder monarchische oder republikanische Staatsformcn. weder Völkerbund noch Bündnisse der Welt zu einer erfreulichen Zukunft und der Menschheit zu einer neuen Blüte verhelfen. Beim einzelnen Menschentinde muß der Neubau Deutschlands und der Welt begonnen werden. Von nnle» muß gebaut werden. Und darum ist keine Frage so wichtig wie die Schul- frage, und kein Kampf so entscheidend wie der Kampf um die Schulreform. Es kann nicht oft genug bervorgeboben werden, was für ungeheure Werte auf dem Spiele stehen, und es ist ein niederschmetterndes Zeichen geistigen Tief standes, da ßdie vielgerühmten deutschen Universitäten sich noch nicht mit aller Kraft an dem Kampfe beteiligen und die Führer stellen. In diesen Fragen von menschlwitsgeschichtlicher Bedeu tung aber kann es keinerlei Konzessionen geben. Für uns speziell handelt es sich darum, wollen wir zugeben, daß der Staat mit seinen wechselnden Tagesmeinungen und Parteiprogrammen das geistige Antlitz der Schule bilden soll, oder ob die Schule, in der unsere Kinder erzogen wer den, die Prägung unserer Weltanschauung, also der katho lischen. tragen soll. Ic viel weiter, es handelt ich d'rnm, ob dieSchnlc in dem Menschen die göttliche Bestimmung ertöten soll oder nicht. Unser Standpunkt ist der, daß Nur unter keinen Umstän - den auch nicht einen unserer, heiligen Grundsätze preis geben dürfen. Daß wir verpflichtet sind vor Gott und vor der Mensch, heit, auch nicht einen Schritt .freiwillig zu weichen. Daß das Fortbestehen unserer Ideale wichtiger ist, als momentane, an der Größe der Folgen gemessen, verschwin dend geringe Vorteile. Daß Geld und Geldes wert durchaus keine Aequi valente für den Verlust auch nur eines unserer Prinzipien bedeuten. Daß um der ganzen Zukunft Deutschlands und der Welt willen wir verpflichtet sind, nur der Gewalt zu weichen. Ein jedes Geschlecht hat seine Aufgabe in der Mensch heit zu lösen. Und unsere Aufgabe ist es, die Mcnschm wieder zu dem Wege zurückzuführen, den sie verlassen haben, den Weg zur Erkenntnis. Zur Erkenntnis, daß ihre Be stimmung nicht die Erde ist. daß das L^ben eine bobe Vflicbt ist, daß jeder Mensch die Pflicht zu erfüllen bat, sich selbst zu vervollkommnen und dadurch dem ForU-hrilt der Mensch heit die Bahn zu bereiten. Wir Katholiken sehen alter nur eine Möglichkeit dazu in der Erhaltung und Vertiefung unseres Glaubens. Pflicht der Gesamtheit »nd höchste Pflicht des Staates aber ist es, uns freie Bahn zu lassen für das Weiterlebcn unserer Ideale. Erfüllt er diese Pflicht nicht, so handelt er wider seine B'estimmung und wirkt nicht zum Wähle, sondern zum Schaden der Menschheit. Einem solchen Staate müssen wir mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln widerstehen uPd dürfen nur seiner Ge walt weichen. Mögen die katholische Kirche und das katholische Volk sich ihrer Aufgabe gewachsen zeigen. Wir wollen kein klei nes Geschlecht sein. Es gibt hier keine kleineren Ucbel. Es gibt auch keine örtlichen Unterschiede. Es gibt mir ein g e - meinsam es Ziel und eine gemeinsame Aus gabe und sie lautet: Wir haben nach mensch- sichern und göttlichem Recht Anivrnch auf die Erziehung unserer Kinder in unserer Weltan schauung, diese Erziehung ist in Deutschland nur frucht bringend möglich in konfessionellen Schulen. Vor Gott und unserem deutschen Volke sind wir ver pflichtet. dieses unser Recht nicht preiszn geben und wir dürfen zur Verkümmerung dieses Rechtes »nd dieser Pflicht niemals d i e H a n d b i e t e n. k>. v. ^V. Einig bleiben! Don einer besonderen Seite schreibt man uns: Noch niemals war der Ruf nach Einigkeit so berechtigt wie heute, wo unserem Vaterlande und unserem Volke die schwersten und härtesten Stunden bevorsteben. Aber auch noch niemals waren ehr- und pflichtvergessene Männer so geschäftig, um die Eiuigkeit unseres Voltes zu stören. Die Schreckenszeit der ersten Revolutionswochen, die Vorgkin.w in Berlin, München und in der Industriegegcnd haben an scheinend noch nicht die rechte Wirkung ansgeübt. Ein Test unseres Volkes will noch immer nicht einsehen, daß alles ver loren geht, wenn wir in das Fahrwasser der Radikalen trei ben. Haben wir uns denn noch nicht genug zerfleischt, noch nicht genug gcdemütigt und geschädigt? Sollen wir uns in den Abgrund treiben lassen, der sich gähnend vor uns auftut und uns auf immer zu verschlingen droht? Weltrevolutiou! Allgemeiner Umsturz! So ballt es durch das Land und manche stimmen in den Nus ein. Un sere Zeit ist schwer und unsere Tage sind dunkel, dunkel wie die Zukunft, von der wir nicht wissen, was sie uns bringen wird. Aber erleichtern wir denn unser Los dadurch, daß nur selber „Schicksal" spielen wollen, indem wir uns „Ide alen" opfern, die trügerisch sind? Glauben wir denn ernst lich, daß die Proletarier der anderen Länder begeisternd in unseren Ruf nach Revolution einstimmen, uns zuliebe ihre- Regierungen und sich selber in eine ungewisse Zukunft stürzen? Wir stehen heute allein in der Welt und wir müssen uns selber helfen, wenn wir aus dem augenblicklichen Elend herauskommen wollen. Das können wir aber nur dann, wenn wir einig sind, wen» wir »ns geschlossen hinter die Regierung stellen. Wäre es nicht ein Holm, wenn wir die Männer, die wir uns selber zu Führern wählten, jetzt wieder stürzen wollten? Ohne Führer sind wir verloren, eine Herde ohne Hirt! Keine Pflicht ist heiliger ,als die, am Aufbau des neuen Deutschland zu helfen. Tie innere GeschlosseuhZt tut uns' daher mebr als je not. In Trümmer liegt der Koloß des alten Reiches. Aber auch aus Ruinen vermögen wir neues Leben zu wecken. Das gelingt »ns jedoch nur daun, wenn wir gemeinsam arbeiten. Regierung und Volksver tretung siud die Baumeister des neuen Vaterlandes. Mit ihnen müssen wir Zusammengehen. Nur ihre Ziele dürfm auch die Unseren sein. Wer heute andere Pläne verfolgst wer die Hand reicht zum Umsturz, zur neuen Revolution, der wird zum Verräter am Volke und an der Heimat. An München haben wir ein Beispiel, wobin ein Paktieren mit Bolschewismus und Spartakus führt. Deutschlands Unter- Und dazu dürfen wir nie init - los von den Umstürzlern, sesthalten au Ordnung! gang ist ihr Ziel, helfen. Darum der selbstgewählten * Vvr neuen Ungewittern. Von unserem Berliner Mitarbeiter wird uns ge schrieben: Die Kommunisten wollen trotz stirer iiiainiigsachen Mißerfolge nicht ruhen. Neue Aufstände werde» für die nächste Zeit vorbereitet. An dem Tage, wo in Versailles die Entscheidung fallen wird, zu einer Zeit also, wo die Spannung unseres Volkes ihren Höhepunkt erreicht haben wird, w o I l e >i s i e i m g a n z e n L a n d e l o s s ch I a g e». Ihre Absicht isst die jetzige Negierung zu stürzen, gleich gültig, ob sie den Frieden a n n c h m e n oder a b l e h - neu wird. Gleich bei Bekanntwerden der scindlichen FriedenSbe- dingiingen wurde im kommunjstischen Lager eine rege Tätigkeit walirgeuommen. In zalilrcicheu Versammlungen forderten sie die Ablehnung des Vertrages und sofortige Rückkehr der Delegation in der Annahme, dadurch bei der Entente Verwirrung liervorzurufcn und eine günstige Stimmung für die Weltrevolutiou unter den Proletariern der ganzen Welt zu erzeugen. Das redliche Bemühen der jetzigen Regierung, mit den Gegnern zu Berlmiidlimgeii und zu einem ehrlichen Frieden zu kommen, behagi ihnen nicht, west dadurch ihre Pläne durchkreuzt werden. Daher muß das Fricdcnswert Hintertrieben und diejenigen, die eS för dern können, beseitigt werden. Immer drabcuder wird die Haltung der Kommunistcu, immer lauter sordcrn sie den Sturz des Kabinetts. Es ist längst kein Geheimnis wehe, daß sie mit den Bolschewisten in Moskau in geheimer Ver bindung stellen und gemeinsam mit ihnen einen .striegsplan entworfen haben. Die letzten Nachrichten aber, die aus Rußland einliefen und von der erschütterten Stellung der Räteregiernng meldeten, haben ein wenig mißgestimmt. Man beginnt einzusclien, daß von dort ber keine rechte Un- terstützung zu erwarten ist. Um so mehr sucht man daher nach Anhängern im eigenen Lande. Tausende von Flug blättern überschwemmen das Land. Tie Arbeiter sollen