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Sächsische Volkszeitung : 24.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192103240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-24
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.03.1921
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Donnerslug den 24. Mürz 1821 «««fische ,,,, Nr. 08. Leiic 0 leben Bautzens hochverdienter Herren des Lehrkörpers Bor 2 5 Jahren trat Herr Lehrer P. Schwappe lein Lehramt an. Seit diesem Zeitpunkte bekleidet er anch das Amt deS Organisten beim sonn- und sesttäglichen Schulgottesdienste in der Liebsrauenkirwe. Auf feine 3 0jährige Lehrtätig keit und zugleich 25jährige Ständigkeit blickt der Schulleiter Herr Oberlehrer M. Werab zurück. Herzliche Worte der Anerkennung und des Tankes und innige Wünsche für ferneres segensreiches Wirken in Schule, Kirche und Ge meinde wurden den beiden Jubilaren von der Lehrerschaft, den Schülern und dem Kirchenvorstande zuteil. Den scheidenden Schülern und Schülerinnen widmete der Schulleiter väterliche Worte der Mahnung und der Ermunterung. Verschönt wurde die schlichte Feier durch Gesänge und Gedichtövorträge der Schul jugend. 8 Vauven. Tie Oslerversammluug der Lehrerver einigung B a u N e n - S ch l r g i s w a l d e fand im Gesellen« Hause statt und brachte zunächst ein Referat des Herrn Schullei ters Oberlehrer Werav über die Arbeit der KalechiSmuskom« Mission. Ter Vertragende führte aus: Unser jetziger Katechis mus genügt den, Anforderungen nicht, die wir an ein Schul- und Volksbuch stellen. Er ist zu verbessern nach Einteilung und be- sonders Texkiassung, zu wünschen wären ferner neben den Hin weisen auf Vorbilder aus der biblischen Geschichte Hinweise auf solche a»S der Gegenwart - eingcstrcute Erzählungen, bereit Hauptinhalt der jeweilige Glaubenssatz ist, würden zur Veran schaulichung beitragen. Als Muster für eine Neubearbeitung könnten dienen; der mittlere Teharbsche Katechismus, neubearbei- tei von Fakob Lindner T. I. — 1813 Pustet, und: „Kurze und packend« Beispiele zum EinheilskatechiSmus, zusaminengestcllt und nach Fragen geordnet von Pfarrer Joseph Hans; — 1613 Pustet. Daraus sprach Herr Ktircheninusikdircktor A. I. Eng. ler in seiner anschaulichen Weise „lieber den Werdegang und die Entwicklung des geistigen Volksliedes". Er machte die Zu hörer mit der geschichtlichen Entwicklung und den Formen deS geistlichen Volksliedes vertrant. Der reiche Beifall bewies, daß sich die Lehrerschaft neben der Anteilnahme für alle Tagesfra gen auch einen warmen Sinn bewahrt bat für ein Gebiet, das eng mit dem Lebrerstandc verknüpft iit. Geschäftliche Mittei lungen und Beratungen beendeten die Sitzung. W. A Bischofswerda. Ta? Katholische Kasino hielt am vergangenen Sonntag seine Manatsversammlnng. In liebens würdiger Weise halte Herr Tomprediger Dr. Kurze einen Vorirag übernommen über: „Bibel und Naturwissenschaft". Bis zum letzten Worte folgten die zahlreichen Zuhörer seinen Ausführungen, in denen er zeigte, mit welcher Oberflächlichkeit und welchem Manuel an Sachkenntnis und Wahrheitsliebe von den Geanern der Kirche solche Fragen behandelt werden, denen eS wirklich nickit darum zu tun ist, wahre Bilduna und Auf klärung unter das Volk zu tragen. Freudiger Beifall war der Dank kür seine Mühe. Mit der Aufforderung, treu zu stehen zur Kirche, der Säule der Wahrheit, fand die anregend verlau fene Versammlung ihr Ende. —-e— * Ostriv. Einiae Stunden sonniger Freude bereiteten die Lehrerschaft und Kinder unserer katholischen Schule im Saale „Stadt Dresden" zablreich vcrfammclten Eltern, Kinder» »nd Kinderfrcu'iden durch die Aufführung des Kinderfestspieles „Tu deutscher Wald' von Franziskus Nagler. Das Festspiel schildert i» bekannte», in geschickter Reibenfolge zusainmengestellten Wakdliedern und eingcstreuten Deklamationen, wie die Kinder am rüben Morgen ln den Wald hinausziehen und was sie dort alle« >n Laufe des Tages erleben. Eine Freude war es, zu sehen und zu hören, mit welcher Sicherheit und sinngemäßer Betonung di« Kinder deklamierte», wie exakt und sicher die oft nicht leichten Chöre gesungen wurden, init welcher Ungezwungenheit sich selbst die Jüngsten auf der Bühne bewegten. Mit wahrer Lust und Liebe waren sie alle bei der Sache. Möge die mit vieler Liebe und reichem Fleiße vorbereitete Aufführung, die beide Male. Dienstag den 15 und Donnerstag de» 17. März, den Beifall des vollbesetzten Saales fand, beiaetragen haben, in die Herzen der Kinder die Liebe z»m deutschen Wald und zum deutschen Lied einzupslanzeii und das so notwendige Band zwischen Schule und Elternhaus immer enger zu knüpfen. ' gk. * Seitrnvorf. Am Ostermontag feiert die Gemeinde Sei tendorf das silberne Priesterjubiläum ihres hochw. Herrn Pfarrers. Vormittags 8 Uhr Festgottcsdienst, und Fest- Predigt: Herr Benesiziat Härtel; abends 7 Uhr Gemeinde seier >»: Kretscham, bestehend »i Gesängen, Deklamationen und Festrede. Als Festredner ist newonnen worden Herr ReichS- tagsabg. Reickisgerichtsral Dr. BnrIag e. 8 Vernktadt (Sa.). Die Ortsgruppe deS Volkövereins s. d. k. Tcnkschland hielt am 10. 3. 1821 eine gut besuchte Monars- versaminluiig ab. Ter geistliche Beirat. Herr Kaplan Köhler- Ostritz, referierte über die Schlagwörter: „Freiheit. Gleichheit, Brüderlichkeit. " Es wnrdc den Mitgliedern im Laufe der Ver sammlung bckanntgegebcn, daß am Himmelsahrtstag und den dwi folgende» Tagen hier in Bernstadt von einem Pater ans ter K. ngregalion der O. M. I. Mission abgchalten würde. Bei Punkt Verschiedenes wurden einige Anfragen gestellt und zur Zufriedenheit gelöst. Zum Schluß wurde vom Vorsitzende» auf eine Versammlung eines Freidenkerapostels hlngewiesen, die "von den sozialdemokratischen Gewerkscha,wn am 12. März ab- gchalten wurde zwecks Aufklärung über religiöse Probleme. Es gelangte ein Sudelschriftchen zürn Verkauf, das von oem be kannten Freidenker Br. Scmmer-Dresden „zusammengri timiert" wurde. Seite 14 dieses Pamphletes heißt es: „Laßt eure Kin der nicht taufen, betet nicht mit euren Kindern, laßt sie nicht kau« firmieren, tretet aus der Kirche aus." Da sage noch einer: Reli gion ist Privatsache. Theorie und Praxis sind eben verschiedene Begriffe, besonders bei den Genossen, wenn sie auf den Gimpel fang gehen. —reb ß Chemnitz. In der Versammlung des hiesigen K. K. V. „ColumbuS" am 17. März, zu der auch die Jung-Columbianer fast vollzählig erschienen waren, hielt Herr Oberlehrer Rode eine» sehr interessanten und wohlgesehten Vortrag über die Be deutung der einzelnen Handelsschulen. Hiernach erfolgte dte Uebernahme voir vier Jung-Columbianern in den Stammvercin. Diese, nebst zwei neu aufgenommenen jungen Herren, wurden vom Stammvcrein dem Jungmännerring zngcftthrt. Gleichzeitig fand die Neuaufnahme von sechs jetzt aus der Schule entlassenen Schülern in den Jung-Cosinnbuö statt. Die Mitglieder de« Jungmännerringes sowie des Jung-Eolumbus bildeten eine Turnabteilung unter Führung des Herrn Lehrer Uebermuth. Die Sprachkurse für unsere jungen Kansleutc, unter Leitung des Herrn Rechtsanwalt Rothe, werden sofort nach den Oster- feiertagcn ihren Anfang nehmen. 8 Chemnitz II. Wen» es der Marianischen Jüng ling s s o d a l i t ä t „R o s e n kr a n z k on i gi n" gelungen ist, einen Tag nach der Katholikenversainmlung im Thaliasaale vor vollem Hanse einen Theater- und Werbeabend abzuhalteu, so erbringt sie damit den schlagendste» Beweis dafür, wie zeitgemäß eine Jngendkongregation ist. Es war ein glänzendes Wagnis der iungen Vereinigung, einmal hinauözugreifen aus der Enge dileliantenbastcr Stücke und des humorvollen Dichters F. Rai munds Zanbermärchch! „Der Verschwender" aufzuführcu. Eingeleitet wurde der Abend durch einen Vortrag des- Prä fekten, Herrn Theologen A. Böhm: „Der Hobe Wert der Kunst, insbesondere der Dichtkunst, und das Verständnis, das das heu tige Volk ihr entgegenbringt." In äußerst fesselnder Weise schil derte der Redner die Erhabenheit der Dichtkunst; sie erfordert es, daß alle ihr Interesse derselben weihen und nach Kräften ihre Jünger unterstützen. Das Kunstverständnis des heutigen Volkes ist, wie so vieles andere, so tief gesunken, daß man un serer Dickilerheroen ganz vergißt und durch Kinos und andere schlechte Scbanbübnen ihre Werke ganz in den Staub zieht. Das deutsche Volk braucht zu seiner Wiedergesundung seine Dichter, muß deren Weisungen folgen, anderenfalls erst daS wiedergut machen, was nur heute in unserer Vollendung und unserem Tau mel unbeachtet lassen. Mit den warnenden Schlußworten auS Richard Wagners Meistersingern: „Ehrt eure deutsche» Meister' beendete der Redner seine mit großem Beifalle aufgenommenen Worte. Danach' führte er die Gäste noch in Kürze in dir Ve- deutnng des Raimundschen Stückes „Der Verschwender" ein und schloß mir einer Biographie des Dichters und einigen Worten über den Komponisten K. Kreutzer, der einzelne Teile des Stückes vertont hat. Sodann ging unter der geschickten Inszenierung von U. Böhm das Stück über die Bühne. Nicht nur mit Eifer und Freude, sondern mit großem Geschick entledigten sich die jungen Spieler ihrer nicht immer leichten Aufgaben. Wie flott und ausdrucksvoll spielte Sodale Waloszhk die Zwischenspiele, wie verstand er eS. sich den Gesänaen anzupaflen, die vom Präfekten Böhm (Bettler) und den Geschwistern Walter kRosa und Valentin) in vorzüglichster Weise zu Gehör gebracht wurden Und danu der stolze, rleaante, «rgebungsvolle Flottwell deS So- dalen Hei brich, der köstlich getroffene Franzose de« Eodalen Zschock'. der habgierige Kammerdiener (Werner), die Bau meister bis zur Nolle de« Gärtners (Richter), alle Rollen waren liebevoll ausgearbeitet. Valentins wohldressierte Kinder- lchar vervollständigte da« erfrischend heitere Bild. Mögen de« Präses, Kaplan Nlewka, markige Worte nicht »«gehört Ver hallen. daß die Schar derer zahlreicher werde, die der Rosen- krawckönigin den Gruß znjubeln: NoScum Prole pia — Benedi» rat Virgo Maria. L. H Glauckmu. Am Montag den 14. 3.. abends 8 Uhr, hielt der hiesige Christlich-soziale Ausschuß, dem neben zahlreichen evangelischen Vereinigungen auch das katholische Ka sino angehört und dessen Vorsitzender. Herr Kaufmann Büd. ding, zugleich das katholische Kasino leitet, eine sehr gut be suchte öffentliche Aufklärungöversammlung — betreffend Kirchensteuern »nd K i r ch e n a u S t r i t t — im geräu migen Schützenhanssaal ab. Herr Büdding erösfnete die Versammlung und erteilte zunächst dem seitens der evangelischen Vereine als Redner berufenen Herrn Landtagsabg. Voigt ans Dresden das Wort. Herr Voigt führte aus, daß eine Neuord nung des Verhältnisses zwischen Staat n»d Kirche auch im Interesse der Kirche gelegen sei, daß es aber eine völlig« Trennung zwischen Staat und Kirche nicht geben könne, da beide Mächte aufeinander angewiescn seien und zumal der Siaat die Kirche zur sittliche» Erneuerung unseres Volkes sehr >w,° wendig brauche. Sodann verbreitete er sich ausführlich über die Kirchensteuergesetzgebung, wie sie in der neuen sächsische» Regierungsvorlage vorgeschlagen ist und zeigte deren unsoziale Härten und kirchcnfeindliche Tendenz, die offenbar der Kirchen- auStrittsbewegung Vorschub leiste» soll. Zum Schluß setzte sich der Redner noch energisch für die Erhaltung der christlich-kon fessionellen Schule ein. Die weltlichen Eltern und Lehrer mögen sich ihre weltlichen Schulen für die weltlichen Kinder einrichien, die Christen aber verbitten sich alle Versuche des Staates, ihre christlichen Schulen gewaltsam zu verweltlichen. — Hierauf sprach Herr Hochschulseelsorger Beier-Leipzig, den die Katholiken als Redner gewonnen hatten, mit von heiliger Begeisterung und überzeugender Wärme getragenen Worten über die Gottesbeweisc und zeigte, daß die Religion nicht nur Privat« sache, dk h. innerste Herzensangelegenheit des einzelnen Men. scheu, sondern auch Familien- und Gemeinschafrssache ist, wor aus sich die Notwendigkeit der Kirche ergibt. Die üblichen An. griffe gegen die Kirche wies er in zündenden Worten zurück und entwarf ein ergreifendes Bild von der Liebestätigkeit der chrijt. lichen Kirche zum Keile der notleidenden Menschheit. Schasst Helden sich selbstaufopsernder Liebe, ihr Feinde des Christen. tnmS und der Kirche, und wir wollen auf euch hören! Solange ihr da« aber nicht könnt, stehen wir fest zu Christus und zu un serer Kirche 1 — Nach einer kurzen Pause begann die Debatte, zu der sich aber kein Gegner zum Worte meldete. Herr Studienrat Wal ter trat für ein Zusammenwirken zwischen Katholiken und ebangelischcn Christen ein; Herr Stadtrat Dr. Wittmann erklärte die Bereitwilligkeit der Katholiken, waS Herr Ober- kirchenrat Neu in au» freudig begrüßte, der die Begründung einer Arbeitsgemeinsibaft zwischen den evangelischen und k,nl,o- lischen Christen Glauchau« vorsckckug. Zugleich beantraate er die Absendung einer Resolution au den Landtag und die färbst, sche Regierung, worin gegen die beabsichtigte Verschließung wich, tigcr Steuerqueven für die Kirche (Grund- und Körverscbastr. stener), sowie gegen die völlige Befreiung solcher au« der Kirck,« ansgetretener Personen von jeglicher Kirchensteuer, die nach Familienmitglieder in der Kirche haben, protestiert werden sa'l. Die Versammlung beschloß demgemäß sind nahm die vom Harra Landtagsabg. Voigt verlesene Resolution einstimmig an. Zuvor ergriff noch einmal Herr Kochschnlscelsoraer Beier dar Wort zugunsten der christlich-konfessionellen Schule und feierte die Standhaftigkeit der Vlauener Katbolike» im Schnlkamvke« Etwa 11)« Nhr abends schloß Herr Büdding die glänzend der» laufenr Versammlung. Gewerkschaftliches Der „Bund der Hotel-, Restaurant- und Casss Angestellten Deutschlands (bar in als Genser Verband und Deutscher Kellner-Bund Union Ganymed)", -itz Leipzig, teilt uns mit. daß er auf Grund der Besen'üsse seiner Generalversammlung in Braun schweig auS den freien Gewerkschaften ausgetreten ist und sich dem De urschen G ewcrkfchaftSbunde angeschlos sen hat. Die Bundesmitgkieder erhalten in den Geschäftsstelle,, desselben und denen des Deutschnationalen Hand» lunglgehilfen-BerbandeS ln allen gewerkschaftlichen und Tariffragen Auskunft und Rai, wenn sie sich als Bundes- Mitglieder aukweisen. Der sreigewerkschaftlich« Zentralvrrband, früher GattwirtSgehilfen-Verdand, treibt irrefüh^ rrnde Propaganda, daß der „Bund" nicht mehr existiert. Dem gegenüber ist testzustellen, daß der Bund nicht aufgelöst, son- dcrn durch seinen gewerkschaftliche» Anschluß gesetzlich berechtigt n-'d verpflichtet ist: 1. als Kontrabcnt an allen Lohnbewegungen tcilzimebmen. 2. Vertreter bezw. Sachverständige bei den sozialen Körperschaften und Gerichten ,u stellen, 8. Fachgutachten adzu- geoen.' Kaßßvv Oroürö8ter«i MkrvÄ Klemm, klk Vslllil. b'emepreclier 22929 emplieklt lein8t« jVlkckungen tziieckvrlsgen «lurek platzet« tzenntlied. ein Sächsische Volkszeiiung — Nr. 68 - 24. März 1821 Der Schimmelreiter Von 5 h ? o d o : Stör in (3. Fortsetzung.) Es war gegen Abend vor dem Festtag; in der Nebenstube des KikchspielkrugeS droben auf der Geest war eine Anzahl von de» Werfern erschiene», um über die Ausnahme einiger zuletzt noch) A»gemeldeten zu beschließen. Hauke Haien war auch unter diesen; er hatte erst nicht »vollen, obscho» er seiner wursgeübten Arme sich wobt bewußt war; aber er fürchtete, durch Ole Peterö, der einen Ebrenposten in dem Spiel bekleidete, zurückgewiesen zu werde»; die Niederlage wollte er sich sparen. Aber Elke batte ihm noch in der elften Stunde den Ein» gewandt: „Er wtrd'S nicht wagen. Hanke." hatte sie gesagt; „er ist ein Tagelöhnersirhn; dein Vater har Kuh i.nd Pferd und ist dazu der klügste Mann im Dorf!" „Aber, wenn er'ö den»,och fertig bringt t" Cie sah ihn Haid lächelnd aus ihren dunklen Augen an. „Dann, sagte sie, „soll er sich den Mund wischen, wenn er abends mit seines Wirts Tochter zu tanzen denkt!" — Da hatte Hauke ihr mutig zugenickt. Nun standen die jungen Lcnie, die noch m das Spiel htn- einwolllcn, srierend und sußtrampclnd vor dem Kirchfpielskrug und sahen nach der Spitze des ans Felsblöckcn gebauten Kirch turms hinaus, neben dem das Krngbaus lag. De? Pastors Tauben, die sich iin Sommer ans de» Feldern deS Dorfe« nähr- ten, kanien eben von de» Höfen »nd Scheuern der Bauern zu rück. wo sie sich ietz! ihre Körner gesucht hatten, und verschwan den unter den Schindeln des Turmes, hinter denen sie ihre Nciter batten; im Weiten über dem Hass stand ein glühendes Abcndrot. „Wird gut Weticr morgen!" sagte der eine der jungen Barsche» »nd begann bestig ans und ab zu wandern; „aber kalt! kalt! " Ein zw-iier, als er keine Taube mehr fliegen sab, ging i» da? Hans und stellte sieb borcbend »eben die Tür der Stube an? der jetzt ein lebbafieS Durck,einanderreden heransscholl; auch des Tciebgraseii - Kleinknecht war neben ihn getreten. „Hör, Hanke," sagte er zu diesem; „nun sebrcien sie um dicht" ,,„d deutlich Härte man von drinnen Ole Pciers knarrende Stimme' „Kleinkncchtc und JnngenS gebären nicht dazu!" „Kov'in." flüstert» der andere und suchte Hauke am Rock- äriiicl au die Slnbentür zu ziehen, „hier tannst du lernen, wie Hoch sie dicht taxieren I" Aber Hauke riß sich los und ging wieder vor das HauS: „Tie haben »ns nicht auogesperrt, damit wir'« hören folleni' ries er zurück. Bor dem Hause stand der dritte der Angemeldetrn. »Ich furcht, mit mir hat's enieu Haken, " rief er ihn, entgegen; »ich Hab kaum 18 Jahre; wenn sie nur de» Taufschein nicht der- lange»l Dich, Hauke, wird dein Großknecht schon heraus- kreteln!' „Ja. heraus!" brummte Hauke und schleuderte mit dem Fuß emen Stein über den Weg; ..nur nicht hineinl" Ter Lärm in der Stube wurde stärker; dann allmählich trat eine Stille ein; dw braußen hörten wieder den leisen Nord ost. der sich oben an der Kirchturmfpttzc brach. Der Horcher trat wieder zu ihnen. „Wen hatten sie da drinnen?" fragt« der Achtzehnjährige. „Den dal" sagte jener und wieS auf Hauke; „Ole PeierS wollte ihn zum Jungen machen; aber alle schrien dagegen. „Und fein Vater hat Vieh und Land." sagte Jeß Hansen. „Ja Land.' rief Ole Peters, „das man auf 13 Karren wegfahren kann!" — Zuletzt kam Ole Hensen: „Still da!" schrie ex; „ich will'S euch lehren; sagt nur. wer ist der erste Mann, im Dorf?" Da schwie gen sie erst und schienen sich zu besinnen; dann sagte eine Stimme: „Das ist doch wohl der Deickigraf!" Und alle anderen riefen: „Nun ja; unserhalb der DeichgrafI' — „Und wer ist denn der Teichgraf?" rief Ole Hensen wieder; „aber nun bedenkt euch recht!" — — Da begann einer leis zu lachen, und dann wieder einer, bis zuletzt nichts in der Stube war. als lanter Lachen. „Nun. so ruft ihn," sagte Ole Hensen; „ihr wollt doch nickst den Deichgrafen von der Tür stoßen!" Ich gla ib. sie lachen noch; aber Ole Peters" Stimme war nicht mehr zu hören!" schloß der Burfckie seinen Bericht. Fast in demselben Augenblick wurde drinnen im Hanse die Slnbentür ansgcrissen, und „Hauke! Hauke Haien!" rief es laut und fröhlich in die kalte Nacht hinaus. Da trabte Hanke in das Hg»s und börte nicht mehr, wer denn der Dci-bgros sei; waS in seinen: Kopfe brütete, hat indessen niemand wobl erfahren. — — Als er naeb einer Weile sich den: Hanse seiner Herr schaft nabte, sah er Elke drunten am Heck der Auffahrt stehen; das Mmidliebt schimmerte über die unermeßliche weißberciste Weideiläche. „Siebst du hier, Elke?" fragte er. Sie nickte nur: „Was ist geworden?" sagte sic; .hat erS gewagt?" — „WaS sollt er nicht?" „Nun, und?' — „Io. Elke; ich darf es morgen doch versuchen!" „Gute Nacht. Hauke! Und sie lief flüchtig die Werst« hinan und verschwand in: Hanse, langsam folgte er ihr. , Auf der weiten Wridefläche, die sich zu Osten an der Lanl:- Vt« ses Deiches entlang zog, sah man am Nachmittag daraus e> .« nmkle Menschenmassc bald unbeweglich still« stehen bald, nachdem zweimal eine hölzerne Kugel aus derselben über den durch die Tagevsonne jetzt von Reif befreiten Boden hingeflogca war. abwärts von den hinter ihr liegenden laygen und niedrigen Häusern allmählich weiter rücken; die Parteien der EiSboSlcr in der Mitte, umgeben v->» Alt und Jung, was mit ihnen, sei in jenen Häusern oder in denen droben auf der Geest Wohin,ug oder Verbleib hatte: die älteren Männer in langen Röcken, be- dächtig aus kurzen Pfeifen rauchend, die Weiber m Tüchern »nd Jacken, auch wohl Kinder an den Händen ziehend oder auf den Armen tragend. Au« den gefrorenen Gräben, die allmählich überschritten wurden, funkelte durch die scharfen Schilfsp:hci: der bleiche Schein der Nachmittagssonne, eS fror mächtig; aber da? Spiel ging unablässig vortvärts, und aller Augen verfolgten im mer wieder die fliegende Kugel; denn an ihr hing heute für da? ganze Dorf die Ehre des Tages. Der Kret'ler der Parteien irng hier einen weißen, bei den Geestlcuten einen schwarzen Stad mit eiserner Spitze: wo die Kugel ihren Lauf geendet Hane, wurde dieser, je nachdem, unter schweigender Anerkennung oder Hohngelächter der Gegenpartei, in den gefrorenen Boden ein- geschlagen, und wessen Kugel zuerst daS Ziel erreichte, der balle für seine Partei das Spiel gewonnen. Gesprochen wurde von all den Menschen wenig; nur wenn ein Kapitalwurf geschah, hörte man wohl einen Ruf der junge,i Männer oder Weiber; oder von den Alien einer nahm seine Pfeife aus dein Mund und klopfte damit unter ein paar guten Worte» de» Werfer auf die Schulter: „Das war ein Wurf, sngie Zacharias und warf sein Weib aus der Luke!" oder: „So warf dein Vater anch; Gott tröst ihn in der Ewigkeit!" oder was sie sonst für Gutes sagten. Bei seinem ersten Wurfe war das Glück nicht mit Hanke gewesen; als er eben den Arni hinten ausschwang, um d:c Kugel fortzuschlcudern. war : ' Wolke von der Sonne forigezogen, die sie vorhin bedeckt Hane, und diese traf mit ihrem va'len Strahl in seine Augen; der Wnrf wurde zu kurz, die Kugel siel auf einen Grabe» und blieb in« BummciS stecke». (Fortsetzung solgi!
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