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Sonnabend den 2«. Februar 19L1 Reihe von Fachverbänden ersucht, im Interesse der Beratung und Aufklärung ihrer Mitglieder an solchen Besprechungen und Sitzungra des MetzamteS teilzunehmen. die wich» tige Meßsragen behandeln. Auch die Bertreler der namhaftesten politischen TagrSzeilnnfen und der Fachpresse wurden vom Mrtz- amt wiederholt zu Biralungen zugezogen. Von ZukunstZplänrn dürste wohl am meisten di« Frage der Errichtung eines „Internationalen Welthandel-, Palastes" in Leipzig interessieren, der einen Kostenaufwand von rund einer Milliarde Mark beansprucht. Dies» enormen Bau losten hosst man unter Zuhilfenahme amerikanischer Kapita listen aufzudringe»!. Der geplante Mcßpalast soll aus dem hinter dein Neuen Theater befindlichen Gelände des Schwane» teichs er richtet werden, also d-cht vor dem Hauptbahnbok. Dieses Metz gebäude soll etwa 20 000 Ausstellern aller Branchen Platz bieten, 1000 GeschäftSlädcii. 4000 Bureauräume. 2000 Hotel- nnd Bade zimmer. je zwei Börsen», Konferenz-, Kino- und Festsäte. Riesen garagen. SSarenspei her usw. enthalten. Wenn eben möglich, soll mit dem Bau schon recht bald begonnen werden. Da Laser Metz- Palast dem Hauptbahnhof direkt gegenüber zu liegen kommt, so sollen die Güter- rnd Mehzüge unter den Riesenbau geleitet, und dann durch Aufzüge in die einzelnen Stockwerke gebracht und dort entladen werden. Ein anderes Projekt ist die Erricht tung eines „M e s s e t u r in 8 ", der bis zum Dachfirst '20 Meter hoch sei» soll. Er soll 00 Stockwerke, 14 Fahrstühle und 12 Treppenhäuser enthalten. Der äußere Turmdurchmcffcr soll 00 Meter betragen. Daß diese Pläne ernst gemeint sind, geht daraus hervor, daß der Rat der Stadt Leipzig von den Stadtverordneten ersucht wurde, einen Wettbewerb unter den deutschen Architekten zur Erlangung von Entwürfen für Messcbauten auSzilschreiber». Hoffen wir, daß auch die politische und wirtschaftliche Lage Deutschlands sich als ein steter Förderer all dieser gemeinnützigen Bestrebungen erweisen wird. Ein Ge nrntverein der Katholiken zur Pfleae des Gemelnqeistes Die meisten Vereine und Verbände, welche heme in der Ocssenilichkcir 'ant werben und handeln, wolle» für hre Mit glieder von anderen etwas haben. Sie treten ein für die wiri- scbastliclie» Intec.ftscn eines Standes oder Berufes und welle» vom Staate oder ton den Abnehmern ihrer Maren und Erzeug nisse oder von den Arbeitgebern dies und das herausholen. Da ist es bei all der Entzweiung und Verbitterung, angesichts der Not des Vaterland,S eine Erquickung, einen mächtigen Verein unter de» deutschen Katholiken arbeiten zu sehen, der etwas an- dereS will. Einen Verein, der nicht einen Bernfsstand gegen den anderen organisiert, stndern der alle Stande nnd Berufe sam meln, ,'a zu einer Eintracht »nd Gemeinschaftsarbeit führe» will. Eine» Verein, der nicht für seine Mitglieder von anderen etwas fordert, sondern der seine Mitglieder aufsordert, anderen zu Helsen, zu geben, »nd zwar das Beste, tvaS der M/asch seinen Mitmenschen geben kanri, wohlwollendes Verständnis, tätige Liebe, treue Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftsgeist. Einen Verein, der io dazu beitragen will, daß aus den entzweiten oder mutlos oder mürrisch beiseite stehenden Volksgenossen »nd Bürgern wiederum eine Volksgemeinschaft bercmwächst, die man eine Volksfamilie neia-n kann. Denn dahin müssen wir es wiederum bnngen. So wie heute die meisten Deutschen zueinander stehen ist das Zusam menleben im Staate und im Wirtschaftsleben auf die Dauer nicht auszuballeu. Tausendfach sieht steh der einzelne Tag für Tag für den anderen angewiesen, abhängig von seiner Treue und Redlichkeit, van seinem guten Willen zur gegenseitigen Hilfe, zur Einigkeit und Ordnung ein Mensch aber, dessen Seele noch nicht vom Mammonsgeiste ausgedörrt ist. mag unter Manschen leben, die keine brüderliche Liebe mehr kennen und üben. Lieber mag inan in einer Wüste ,-fter wild-n Tieren leben als nnier Menschen, denen kalte Selbstsucht, schnöde Hab gier, Klastenbaß oder Iiiteresseiikampf. gar blinde Zerstörungs wut ans den Anne» leuchtet. Ein solcher Verein, der alle Katholiken zur GemeinschaftS- gesiiinuiig und zur Gemeinschaftsarbeit zusammenführl, der di« Herzen erwärmen und aneifern will für die Rettung.-arbeit an den, zerrissenen nnd seelisch zuiainmengebrochenen Volk und Vaterland, ist der nnnmchr RI Jahre lang tätige VolkSver- cin für das katholische Deutschland. Ihm sollen als ihren Führer und Berater alle jene Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen sich sreudig anschliesien, die in Got- tcs- und Bruderiiröe das Kernstück ihres Christenlebens, der Jüngerschaft Ehr,ist. zugleich di« höchste gememschasteineuernde Kraft der Religion Christi erblicken. Denn der Heiland lam nicht, um eine Klotz« neire Lehre zu bringen, sondern um «in neue« Leben, neue Men'chen. auch neue Gemeinschaftsmenschen zu er wecken. wert Kinoer de« Vaters im Himmel zu Hertz,,,. Diese sollten die von Gort, ihrem Schöpfer, abgefallene West erneuern, nicht durch eine staunenswerte, alle bisherigen Wert reifen ,n Schatten stellende ncue Weisheit, sondern durch dgS hinreißende stille Beispiel eines neuen Leben- aus Gottes- und Bruderliebe, wie eS vor Christus die Menschen noch nicht gesehen hatten. An neuen Lehren war rm heidnischen Römerreiche kein Mangel. Aber die ersten Christen erregten Staunen dadurch, datz unter ihnen arm und reich ein Herz und eine Seele waren, datz sie ein neues Familien,eben doll Sittenreinheit. Gattentreue, Ar- beits- und Opfecfreudigkeit führten. Nicht minder erschienen sie als neue Menschen dadurch, datz sie im bürgerlichen Leben sich strengster Sittlichkeit. Rechtlichkeit. Gerechtigkeit, bewunderns werter Nächstenliebe befleitzigten, ohne Menschrnlohn zu erwarten. Die Christen waren tie treuesten Soldaten. Beamten, Sachwalter. Arbeiter. Wo sie stch niederlietze», da erwachte ein bi- dahin unbe kanntes Gemeinschaf'Sleben. All das gewann dem Christentum Boden auch unter den junge» germanischen Völkern, denen die GlaubcnSbciten die frohe Botschaft deö GotteSreicheS brachten. So oft später die Menschheit in Lasterhaftigkeit, Zwietracht «nd Klaffenhatz zerfiel« so oft die Annen und Kleinen von den Reichen und Mächtige,> bedrückt wurden, haben ebenso wie »m alten Römerreiche die Gesetze versagt, Aufstände nur zerstört und die Menschen noch ärger entfremdet. Erst wenn neue Menschen mit dem hinreißenden Beispiel ihres neue», von GofteS- und Nächstenliebe strahlende» christlichen Lebens austraten, dadurch eine stets wachsenoe Schar von Nachfolgern mit gleichem Ge- meinschaftSgciste nnd christlicher Bruderliebe erfüllten, kurz, ein neues Geschlecht v-n neuen Gemeinschaftsmenschen in Städten und Dörfern erwachsen ließen, ward die Menschheit erneuert. So bat im 13. Jahrhnnderi Franz vcn Assisi eine niedergehende Welt, eine erstarrte Kirche zu neuem sittlichen, bürgerlichen, sozialen Gemeinschaftsleben erweckt. Keine Bücher. Gesetze, keine Parteien. Gelehrien baben solches je vermocht, sie werSen eS auch heute nicht vermögen. Seit der Resolution bat der Volksverein in diesem echt alt- christlichen Sinne für die Erneuerung ihres bürgerlichen und so- zialcn GemcinßhaftSlebens in Familie, BerufSstand. Gemeind« und Staat, in Stadt und Land seine Mitglieder -u Gemein schaften gesammc't, zur Erneuerung ihrer GemeinschaftSgesin- iiung belehrt nnd organisiert. Davon sprechen immer wieder seine zablreichen Schriften, klebe rast will er aus Ichmenschen Gemeinsck'aftsmen bei, erwecken, denen das gute Beispiel und die reitende Arbeit christlicher Brüderlichkeit der Sinn der gemein- schaftserneuernden Vclksvcreinsarbeit ist. Diese sehen darin zugleich den besten Dienst am Volke nnd Vatcrlande. die zeitge mäße Mitwirkuna mit der Mission der Religion Christi an der schwergeprüften .Menschheist B. K. Bühnenvolksbund — Fre'e Volksbühne Hierzu wird uns aus Dresden geschrieben: Am 23. Februar hat die Ortsgruppe Dresden des Bühnen- volksbundes den UiiSban ihrer Organisation durch die Wahl de- geschäftsführenden Vorstandes abgeschloffen. Weder dri dieser Sitzung, noch oei der GründungSversammlung am 8. Februar war der Bürgcrcat rder irgend eine der politischen Parteien be teiligt. Die Befürchtungen verschiedener Dresdner Zeitungen, der B. V. B. werde die politische Neutralität nicht wahren, sind deshalb unbegründet. Der B. V. B. hat bereits damit, daß er es von Anfang in odgelehnt hat, sich an irgend welche politisch« Organisation zu wenden, bewiesen, daß er mit Politik nichts zu tun hast Wenn wir hier in Dresden nun auch ein-n OrtSauS- schnh des B. V. B. gebildet haben. — die Vorarbeiten dazu gehen bis m den vergangenen Sommer zurück — so ist dies nur die örtliche Auswirkung einer Knlturbeweaung, die in anderen Teilen Deutschlands schon seit Jahren am Werke ist. ES sei hier mit erwähnt, daß erst t-rr wenigen Monaten der V. B. B. in Berlin das bekannte Bernhard Rose-Theater in seine eigene Verwaltn' g übernommen hast Der B. B. B. ist eine Besuch-rorga- nisation, deren Bedeutung sich nicht mit der Verbilligung des Theaterbesuches erschöpft und dies hat sie mit der Freien Volksbühne ge mein. Ihr Ziel ist die Psleae der Kunst tm christlich-deutschen Geist und die Erwckckung und Förderung an guter deutscher Kn-ftt in den weitesten Kreisen unseres Volkes-, sind eine solche Be. Hedwig Trans selb a s Dichterin Zu ihrem ->0. Geburtstag Die weir über die katholischen Kreise binaus bekannte Hed wig Dransfeld steht heute mitten im sozialen Wirken. Vom Vertrauen deS Volkes als Abgeordnete in den Reichstag entsandt, entsaftet sie eine ft'gensrricke Tätigkeit iin Dienste der katho lischen Frauenbewegung. Schon früh drängle eg sie, ihre uner müdliche Arbe-tök: ,! den leidenden Mitmenschen zur Verfügung zu stellen. Daneben ofseiwarte sie eine reiche, blühende Seme. die sich »insah in der oe:en Goiteswelt, tm Verlangen nach Wahrheit und Schönheit. lind überall sah sie die Spuren ihres Gottes aus» leuchten aus dem Staub; alles dies raffte sie zusammen und hüiete es sein in ihrer weiten Seele und ließ es dort reisen. Dann schenkte sie uns ihre wundrrvollen Lieder, die in heiliger Begeisterung ihre», Innerften entströmt, dem Horcher Geheim nisse über Geheimnisse erzählen. Ats Tochter eines Oberförsters zu Hacheney bei Dortmund am 24. Februar 1871 geboren, mnßte ihr die Natur mit ihrem wunderbaren Eine ilebcu von Jugend auf vertraut sein. So ist eS nicht verwunderlich, daß sie schon im Alter von 10 Jahren aus dem Born ihres "arten lyrischen Empfindens zu schöpfe» wußte. AtS 22jährige veröffentlichte sie eine» Band .Gedichte" in ihrer neuen Heimat Werl, wo sie seit Herbst 1800 als Lehrerin an der höheren Mädchenschule der llrsnlincn tätig war. Hedwig Dransfeld bat den tiefen Sinn aller Lhrik ersahst als de» rhbth.-inkiiterkcn sprachlichen Ausdruck ibreS I„->enlebens in all seiner Tiefe und Weite. Sie selbst sagt von sich: .Ich Iin die Harfe, die im Abendgold Der Sominerwind mit leisem Finger spielt, Durch sie dos Echo aller' Welten rollt, Wenn »ufternächtlich sie der Sturm zerwühlt." Die Lyrik un-erer Dichterin entspringt einem inneren Muh. einer drängenden G-wält nnd ihre Gedichte atmen c>ne starke Nisprünglichkeit. Herrliche Bilder erstehen in reiner Einfall vor ihrer Seele. Von den katholischen Lyrikerinnen ,st sie die leidenschaftlichste n.-.d erinnert bisweilen an ihre größte Lands männin Annette von Droste. Unmittelbar und von «'»er heim lichen Vertrautheit ist ihr tiefes Naturleben. Auch daS Unschein barste wird ihr zum Symbol des Großen, das mft weichem Schwiugenschlag durchs All zittert. Man lausche der Serlen- sprache, wenn tie Zwiesprache hält mit der Nacht: Nie mir die Sommernächte, Die weihen, das Herz bezwingen! Ich bcre den Blüienstanb rieseln. Es ist von weltenweiier Sehnsucht da- alte Lied. Da- wie eine lohende Flamm» Mir durch die Seel« ziebt. Ich möchte mit meinen Armen In den silbernen Himmel greifen, Den letzte» Staub der Erde Mir von der Seele streifen . . . Ich möchte mich heben und schweben, Gehalten von heiliger Macht — Und jauchzend in dir zerfließen, Du weiße Sommernacht! So lies sie auch hine.ingreist in die geheimsten Seele,ikam- mern, so weit sie sich auch verirrt in die Unkaßbark-si» des ge waltigen NatnraeschebenS, immer wieder findet sie sich als starke geschloffene Persönlichkeit zu sich selbst und nie verebb! ihr star kes Empfinden in uferlose Phantasterei. Ein wenereS Lyrikbuch das unter den, Titel „Erwachen" im Jahre 1903 erschien, bietet Gedichte von edler Kraft und vollendeter Feinh-ist Wer liebevoll sich hin-:» versenkt, findet unschätzbare, süß-dnstenoe Blüten einer großen Seele, die von ihren Liedern darin sagt; ..Früh vernahm ich schon der Stürme Tosen, Und mein Lenz war eine Wetternacht ,, , Meine Lieder find wie weiße Rosen. Die zur Blüte erst der Herbst gebracht. Ihre Schönheit lacht ans Dornenranken, Und kein Sonnenglast bat sie nmloht . . . Doch sie neigen sich dem Licht und da ike» Und vervluten in dem Abendrot." Der Lebe iS wert der Lyrik nnse.er Dichterin k,» steht zum großen Teil darin, daß sie nicht nur in den nnenblichep Tiefen deS eigenen Ich schöpft, sondern auch daS Ga -z- von Welt und Leven erfaßt. Der Makrokosmos von Welt und Menschheit gehört zum Mikrokosmos ihres Vchker-Jchs Viele ihrer Gedichte vermögen in verstehenden Herzen, oft nur leise »ns unbewutzt. 'ern-dunkle Urgefühle und All-Sfimin.i gen ?a wecken. So ahnen wir ungehemmte Sehnsucht, wenn die Dich te, >,i singt: ..Die Rosen duften und träumen, —> Ich bade nickt Rast noch Rnh , . ,« W>hl über Berge und Hügel Reg ick die zitternden Flügel Der Abendsonne zu." Wer tiefer !n da« Wesen der Dichterin eingedrungcn, wer ihre Liebe versteht, die grenzenlos über die Menschen der höchsten Liebe zustrebt, der weiß, wem ihr Sang gilt: .D,S ist eS. wnS ich beweine. Vom Morgen» zum Abendrot. War am in einsamen Klüften Mein Flehen zum Himmel lobt. — Warum ich entflammen möchte Die Welt in Seraphglut. Und sühnen die Schuld der Erde In Strömen von Martyrerblut. «r. 47. Seite kl wegnng ist notwendig geworden, einmal weil dolksfremder, ma- terialislisch.zersctztiider Geist sich zurzeit auf den deutschen Bühnen nur allzuareit macht und zum anderen, we" auch die Freie Volksbühne ihr ganz bestimmtes Ziel verfolgt. So schreibt der Generalsekretär der Fr. V.-B.. Herr Dr. Nestriepke, im ersten Heft der Zeitschrift »Volksbühne" in einem Artikel, der offenbar das Programn, der Freien Volksbühne enthält: »In ihr inämtich der Freien Volksbühne) dü sen nie Tendenzen auskommrn. die Arbeiterschaft durch den Charakter der künstlerischen Veranstaltungen von der Teilnahme an ibren r »v o lu »i § n ä r « n Kl a s s e n 1 estr e b » n ge » a ». ziehen zu wollen. Und fern aller Einseitigkrft, sesthaltend on dem Prinzip, t-atz künstlerische Qualität der höchsir Mntzsta» lein muh. wird sie jenen Merken der dramatischen Litera- tur ge st eigene Aufmerksamkeit zu wen den müs sen, in denen eine wahrhaft künftlerischr Kraft der Sehnsucht nach B«fre,ungvoii aller Unter, drückung, nach Erlösung aus sozialer Not Au«, druck ver.! «ihr. Ganz in diesem Geiste waren auch die beiden Dresdner Ver» saminlungen der Freien Volksbühne gehalten. Der damal'ge Direktor deS Alüert-Theater- erklärte doch ausdrücklich, daß sie Volksbühne aus sozialistischer Grundlage im Sinne d-'S Prolc- tariats geleitet weraen müsse und prieh ja sein Albe-'-Theater deswegen so nachdrücklich an, weil unter seiner Leitung im Albert- Theater im Spielpla, und in de« Verwaltung schon jetzt weitesten Umfange diesen Anforderungen entsprochen werde. I:, der ersten Versammlung der Freien Volksbühne rügte ja auch ausdrücklich eine Retnertn, daß von allen politischen Par,e,e>, nur die drei sozialistischen eingeladen seien und in lauten Zwischenraten suchte man die unbequeme Rednerin sofort mundtot zu mä hen. Auch in der zweiten Be» sarnml'mg spra. chen Dr. Nestriepke nnd Frau Abg. Büttner eine so deutliche Sprache, daß der Vertreter der christlichen Gewerksckaftrn dal Ende der Versammlung nicht mehr abwarten brauchie. Nach diesen Reden konnte von einer politischen Neutralität »acht mehr gesprochen werden. Daran ändert auch nichts, datz auch andere Kreise gnädigst mit zugelaffen worden find. Zufällig waren di, Leiter nur Sozm.demokraten, zufällig gab eS auch nur sozial demokratische Redner, die sich teilweise so zn Hause snttten. daß sie die Versammlung wiederholt mit Genoffen anred.ten Zu fällig wurden in den vorbereitenden Ausschuß von der sozialisti schen Bereinigung für Volksbildung und Kunstyflege von vor,.- herein gleich sechs Leute abgeordnet, zufällig auch nur von jeder der drei sozialistischen Parteien ebenfalls je ein Vertreter, eben so noch besonders vom Kartell der freien Gewerkschaften ancy noch ei» Vertreter, taS waren schon 10 Mitglieder, die alle partei politisch «inseitig sestgrlegt waren, 12 Mitglieder sollte der Aus- schütz aber nur zählen Ein weiterer Kommentar dazu eröbriqt sich wohl. Demgegenüber ist sich der Bübnenvoltsbund voll be. wutzt, datz er nicht « nseitig einer Partei oder Parteig'uppe, auch nicht einem Stand oder einer Konfession dienen darf, sondern daß er vielmehr an seinem Teile mithelfen mutz, daß nnsere Theater wieder eine Stätte der edelsten Erholung für unser gesamtes deutsch und christlich fühlendes Volk werden. Deshalb macht der Bühnenvolksbund in dein Bewußtsein seiner Verantwortung vor dem deutschen Volke seine Tore weit offen für alle, welche durch die abnorme Entwertung unseres Geldes und der damit ver bundenen allgemeinen wirischastlicken Not. die doch wohl de,, größten Teil uns>r:S Volkes betroffen hat nnd die mm die jei.-t so hohen Eintrittspreise nicht mehr erschwingen können und des. halb des Theaterbesuchs sich enthalten müssen. Sie olle woben aber die Bühne als eine Pflanzstätte edlen geistigen Lebens. c,!S eine Verkündecung christlick-dentscher Kultur- und Weft-nis- faffung nicht entbehren. Ihn-n wollen wir helfen und deshalb haben sich schon ictzt große Organisationen hinter den Volks, bühnenbnnd gestellt. So laufen diese beiden Bewegungen parallel und brauchen sich nicht befehden, si> können sich vielmehr, wie auch schon in anderen Städten bereits geschehen ist, unter einem gemeinsamen Dgch gnsgnimenfrnden. Wir nennen nur Mannheim, Frankfurt a. M., Kölln usw., hier hat man sich schon zur Erledigung der theaiertechnischen Fragen und zur Vertretung den Behörden gegenüber zilsammengksunden. WaS hindert uns dies, auch Dresden zu tun? D.ese gemeinsame Arbeit kann Kräfte frei machen, damit jede Organisation auf ihrem Sandergebiet. die gegenseitige .Kontrolle ausuutzend, nach Höchstleistungen streben kann. Die vorläufige Geschäftsstelle des VoESbühnenbundeS be findet sich im Bureau der Christlichen Gewerkschaften Dresdeu°N, Antonsiratze 23, Fernruf 16103 und 27 039. Was mich verzerrt und zerschmettert Nnd meine Seele betrübt, Daß selbst iin Himmel ich weme; — Die Liebe wird nicht geliebt. — Gott, die höchste Liebe, ist wie die Natur, der erhabenst? Gegenstand ihrer Muse. Wie die Religio» den ganzen Mensche,» beansprucht mit Leib und Seele, so müssen sich Religion uns Lyrik »nanSweichl'ch begegnen. Jede dichterische Natur wird mg zwingender Notwendigkeit vor das Problem der Religion gesielt:, und sie muß eö '.äsen, in freundlichem oder feindliche», Sinne. Unsere Dichterin bat gerade aus dein Meer de? religiösen Lebens ihre schönsten Perlen geholt. Die ganze Schöpfung lebt ihrem Gott und wird nicht innde, im Juöelgesang der ew- gen Liebe. „Ihr eilenden Wolken am himmlischen Zelt, Du brausender Sturmwind. Beherrscher der Welt, Vereint eure Klänge dcni losenden Meere, O brauset ihm Hymnen, wie himmlische Heere — -- Dem Herrn sei Lob!' Neber die GotteSlicbe kommt die Dichterin zur Men schenliebe. Mit tiefem Verstehen hat sie dir Bilder des mo dernen sozialen Elends erfaßt, und mit der Flamn-ensprache einer Ada Negri geeifert für die Rechte der entwurzelten Ma schen. Die sozialen Fragen brannten ihr auf der Seele, angc« facht von ollumfliffender Lieb«. Wer empfindet nicht ihren Zorn nach und ihre »n-inSgesprochene Bitte, wenn sie in „Pharisäer' sagt: „Und ihr wollt richten? — reckt das Haupt empor Und laßt dev Zornes harte Stimme >cballen, Weil eu w Bruder seinen Pfad verlor, Durch Dornen schritt und in die Kluft gefallen? — Die ihr 1>e Lust wie Wasserquellen schlürft. Aus glatten Wegen tanzt zum Klan., der Leier, Den Frost nicht kennt, weil ihr euch »„armen dürft An eures Lebens großem Freudenfeuer!" Außer ihrer Ltrik hat uns Hedwig Dransfeld eftie Anzahl epischer Dichtungen geschenkt, die in ihrer Mehrzahl histo rische Stoffe behandeln, so das Jugendwerk „Konradin", später AttilaS Tod. Napoleons Abfahrt nach St. Helena u. a. Die Dich terin hat es hierin meisterhaft verstanden, ihr Ich auf den, Altar der Wirklichkeit zn opfern, zum Vorteil einer starken Plastik der Charaktere. Einen unbestreitbaren Platz nehmen die Iugenderzähl.mgen Hedwig Dransfelds in der Literatur ein. Auf sie, die »nsercc Jugend sckon längst vertraut geworden, näher tir.zugelftn, würde zu weit führen. Crwäbnt sei noch die große Heimatliebe der Dichterin, wie sie sich z. B. in Theo Westerholt, den» jungen Suyfter Helden, esse, bart. Hedwigv Dransfelds reis« Persönlichkeit hat sich durchge« setzt trotz aller Hemmnisse, die sich der früh Verwaisten cnigegen- stellen mutzten. Wenn sie auch als echte Diüterin mit vollen Zügen leicht und frei schöpfen konnte mi» dem Musei bronn, i«