Volltext Seite (XML)
O>,»nabend den 26. Februar 1021 eichsische voll«, Zur Frage der religiösenKindererzichung schreibt NcichStazS.rbgcordneter Marx »Düsseldorf irr der „Köln. Volkszeitung", Nr. 143. vom 21. Februar, folgendes: Wenn auch :m Vordergrund des allgeme'nen Interesses die wahnwitzigen wictsihaftlichen und finanziellen Forderungen der Entente an das deutsche Volk stehen, so sind doch manche Kreise lebhaft interessiert an dem Schicksal eines Antrages der von Mitgliedern des Zentrums, der BahMschen VolkSpartei, der Deutschen VolkSpartei und der Demokratischen Partei im Reichs tag eingebracht ist und die wichtige, viel umstrittene Frage der religiösen Kinderecziehung einheitlich für das ganze Deutsche Reich regeln soll. Der jetzige Rechtszustand iit nicht langer er träglich, schon wegen der außerordentlich verschiedenen Regelung der Frage in den einzelnen Landesteilen: lieber 3 0 ver schiedene Rechtsgebiete gibt es in dieser Begehung in Deutschland; allein in der Stadt Frankfurt a. M. gellen vier verschiedene Rechne! Neben dieser großen Rechts-Verschiedenheit ist cs namentlich oer harte Gewissenszwang, der die Folge mancher Gesetze auf diesem Gebiete ist und der schon seit Jahren die lebhaftesten Klagen, und zwar aller Bekenntnisse her- vorgerufcn hat. Bekannt sind namentlich die oft geradezu grau samen Folgen 3er Deklaration von 1803, die noch immer nn größten Teile Preußens gilt. So manche Murter wird „ach der harten Bestimmung dieses Gesetzes gezwungen, ihre Kinder in einer anderen Konfession zu erziehen, als sie selbst besitzt, und dies, obwohl sie mit ihrem verstorbenen Ehemann vereinbart hatte, daß die Kinder i» ihrer, der Mutter, .Konfession erzogen werden sollte»! In dieser Beziehung will nun der neu gestellte Antrag Abhilfe schaffen und endlich auch auf diesem Gebiete der ver- sassungsmäßigen Gewissensfreiheit Raum schaffen. ES soll nach dem nun der Beschlußfassung des Reichstages unter liegenden Anträge derjenige über das Bekenntnis eines Kindes entscheiden, dem nach den Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetz buches die Personraiürsorge für das Kind zusteht: also in erster Linie der Vater, wenn er gestorben ist, die Mulrer; falls tue Eltern eines Kindes nicht bekannt sind, soll der Vormund ent scheiden können. Wenn die Eltern über die Konfession deS Kindes bereits entschieden haben, soll der Vormund diese Ent scheidung nicht ändern können. Nach dem 14. Lebeuchahre soll ein Kind selbst die Konfession bestimmen könne::, der es ange hören will. Alle bieseir". Bestimmungen entgegenstellenden An ordnungen der Landesgesehe werden aufgehoben. Der Antrag schließt sich enge an das BGB und seine Be stimmungen über oaS Erziehnngsrecht an. Er gilt selbstredend auch für diejenigen Fälle, in denen Eltern ihre Kinder über haupt keiner Konfession zuführen wollen. G-.i der Be ratung wird zu prüfen sein, zu welchen Folgen sei"« Bestim mungen bei der Anwendung auf die praktischen Fälle, wie sie das tägliche Leben »nt sich bringt, führen. Nach ihm wird u. a. auch die Frage zu entscheiden sein, wer das Recht hat, im Sinne der Artikels 149, Absatz 2 der Reichsversassung die Kinder bom Be such des sonst pflichtmäßigen Religionsunterrichts in der Schule fernzuhalten. Besonders schwierig wird die Entscheidung darüber sein, welche Wirksamkeit Verträge der Eltern über die Konfession der Kinder besitzen. Selbstredend kann ein Gesetz nicht das Recht der Kirche berühre:, beim Abschluß einer gemischten Ebe be stimmte Znsichecu.men über die religiöse Erziebung der Kinder von: andersgläubigen Teile zu verlangen. Solche Rechte der Re ligionsgemeinschaften werden vom Gesetze nicht berührt. Hier handelt eS sich nur um die Frage, wie Verträge über d-e religiöse Erziehung der Kinser vom Standpunkte der staatlichen Ge setzgebung aus zu ln urteilen sind, ob namentlich ihre Erfüllung, wie die anderer Verträge, mit staatlichen IwcmgSmaßregeln er zwungen werden kenn. DaS NeichSaericht erklärt Verträge, durch die sich ein Er ziehungsberechtigter eines Teiles seines Rechtes dem anderen Eheaatten gegenüber begibt, für ungültig, weil es sich um höchst persönliche Recht« handele, auf die wirksam mcht verzichtet wer den könne. Diese Frage wird, wie so manche andere der höchst schwie rigen und verwiegten Materie, demnächst Gegenstand der Be ratungen in einem Ausschuß bilden, den: der Antrag hoffentlich bald nach dem Wiederznsammentritt des Reichstages überwiesen werden wird. Es ist ein Frühen der Zeit, daß ein Antrag, der so wie der vorliegende, äußerst delikate und die einzelnen Konfessionen in höchstem Maße interessierende Fragen behände!!, von den Ange hörigen ganz ocr'chiedener Richtungen und Weltanschauungen unterzeichnet worden ist. Vor einigen Jahren wäre e.n so hoch erfreuliches Zusammengehen noch nicht denkbar gewesen I Wenn auch die Unterzeichner des Antrages sich, wie aus drücklich in der Begründung zu dem Antrag betont w rd. durch die Abgabe ihrer Unterschrift nicht ans alle Einzelheiten des An- rrages haben festlegen wollen, so ist doch Uebereinstimmung über den im Antrag zutage tretenden Grundsatz sowie über die Frage einheitlicher Regelung für das ganze Reich durch c:n Reichsgesetz Vorhängen. Da auch die Dentschnationalr Parte:, owie die Parte: der Mehrheitssozialdeinokratcn, wie die stattge habten Verhandlungen ergeben haben, grundsätzlich mit der vor geschlagenen Regelung einverstanden ist, dürste der Antrag auf Annahme im Reichstage rechnen können. ES wäre erwünscht, wein: Anregungen und Vorschläge zu den: Anrrage au die Zentralstelle der Schnlorganiscitiou Düssel dorf, Bilkerstraße L0, eingesandt würden. N MltW Ser LklWl MWrMlse - Von Heinrich Schneider, Leipzig. Weist auch gas deutsche Wirtschaftsleben gegenwärtig nicht gerade die Veste Signatur ans, so besteht doch durchaus keine Veranlassung, die Hände kleinmütig in den Schoß zu legen. Das llmsche Volk hat den resoluten Willen, sich emporzuarbciten, und daß es schwere Zeiten zu überwinden versteht und sich doch wie der zu behaupten weiß, ist aus der Geschichte des deutschen Wirt schaftslebens mit Genugtuung festzustelleu. Ein Gradmesser für die Lage und die Gestattung der gewerblichen, industriellen und kommerziellen Verhältnisse im deutschen Vaterlande >st auch im Besuch und Verlauf der Leipziger Messen zu erblicken. Als zag hafte Geister bei Ausbruch und während des ersten Kriegshalb jahres von der Abhaltung der Leipziger Messe «brieten, da schüt telten die Willensstärken bedenklich die Köpfe, und die weniger Mutvollen sahen ihren Fehler bald ein. Die günstige Entwick lung der Leipziger Messe gerade in den letzten Jahren ist der beste Beweis dafür, daß das Messewesen an sich eine gesunde und lebensstarke Einrichtung ist. In diesem Frühjahr ist die Leipziger Messe ans die Zeit vom 6. bis 12. März angesetzt worden. Eine Trennung unk Terminverlegnng der Allgemeinen Mustern: esse gegen über der Technischen Messe findet nicht mehr statt, und das ist nur zu begrüßen, denn die Abhaltung der Technischen nach der Allgemeinen Messe, wie dies noch letzten Herbst gehandhabt wurde, verursachte tnelen Meßbesuchern unnötigen Aufwand an Zeit und Geld. Die dritte Meßausstellnng des Vereins Deutscher Werkzeugmaschincnfabriken mit seinen angescllossenen Verbän den dauert vom 1. bis 20. März. Die Technische Messe wird so viel wie möglich auf dem Ausstellungsgelände der -chemaligen ..Bugra" sin der Nähe des Völkerschlachtdenkmals) unterge bracht. Ganz besonderen Wert legt das Meßamt auf die Branchenkonzentration, die sich schon rein natur gemäß nicht mehr umgehen läßt. Prof. Dr. Houben» der lite rarische Leiter des Meßamtes, führte kürzlich im Berliner Kunstgewerbemuseum in einem durch Lichtbilder unterstützten Vortrage aus, daß die gewaltige Ausdehnung der Leipziger Messe in der neuesten Zeit die Notwendigkeit einer straffen Gliederung mit besonderem Nachdruck hervortreten lasse. Bei Erörterung der Gründe für und gegen die Branchenkonzentration betonte er. daß eS für die Hebung der Qualität der mdustnellen Er- cngnisse kein besseres Mittel gäbe, als die Zusammenlegung er einzelnen Industrien auf engstem Raume zu»: angespannten Wettbewerb in Qualität und Preis. Zur bevorstehenden Frühjahrsmesse erscheint das Meß- adretzbnch in drei Bänden. Die Allgemeine Mustermesse ist in Band 1 und 2 lPreiS 20 M.) und die Technische und Bau messe in Band 3 iPreis 10 M.) enthalten. Das Mcßadreßbuch hat mancherlei Umänderungen erfabren, die sich als notwendig heranSgcstellt hatten, auch ist eine von vielen Seiten gewünschte Verbilligung cingetreten, und zwar durch Wegfall ein'ger Teile. DaS WarengruppenverzeichuiS erscheint in beiden Bachern n» erster Stelle und ordnet die Aussteller mach M-ßhäusern. Während der Messe gibt das Meßamt die „Amtliche Leip ziger M e s s e z e i t u n g " heraus. In dieser werden auch alle Versammlungen und Veranstaltungen anaeründigi; des wet teren wird über alle Vorgänge wäbrend der Messe berichtet. Der Lcivziger Messe war für das Jahr 1920 zuerst ein sogenannter P r op a g a n daz u s ch u ß von 2 Millionen Mark bewilligt worden. Es ist aber gelungen, diesen Beitrag zu er- böhen, und zwar auf Grund eines Vorschlages des Rrichswirt- schastSministeriums ans 6 Millionen Mark, die der Re:cbsiag noch endgültig zu bewilligen bat. Für das Iabr 1021 bat das Leip ziger Meßamt einen RcichSznschnß von 20 Millionen Mark be antragt. Die Reichsbehörden haben aber zu dieser Forderung noch nicht Stellung genommen. Nr. 4k, -L-eite 6 Aussteller gehalten für sich und ihre Angcsirllie» unenl- geltliche Eintrittskarten znm eigenen Meßhau,-. Das Meßamt bat auch eine Erhöhung der Mieten für Aussteller und eine Er höhung deö VerimcterbeitrngcS vorgenommen. Der Aus- st ellerbeitrag erhöht sich von k> ans 16 Prozent, oer Ver miet e r l> e i t r a g erhöht sich für laufende Verträge von 2 auf li Prozent und für alle nach dein 31. Dezember >920 abgc schlossenen Verträge von 2 auf 16 Prozent. Bei dieser Erbölumg rst zu berücksichtige», daß dem Meßamt ganz bedemende kosten für die unbedingt notwendige AuslandiPropaganda erwachsen. Gerade hinsichltich dieser Ansgabe» baden das Deutsche Reich, der Freistaat Sachsen und die Stadl Leivzig ille Zuschüsse er höht, aber nur unter der Vorauc-setznng, das; auch die an der Messe uitinitlelbar Beteiligten zu erhöhten BeilragSleistiiiigen herangezogen werden. DaS Meßamt hat nachgewiesen, daß trotz dieser Preiserhöhung die Gebühren gegenüber anderen Messe» städteu als mäßig angesehen werden müssen, die 2'Hache und noch höhere Preise berechnen. Ans den Einwand aus Inter essentenkreise», das; ein solcher Vergleich unzulässig > i, weil es sich in Leipzig um alte Gebäude, in anderen Srädte» dagegen durchgängig um neue Hattet: usiv. handle, erwiderte aas Meß- amt, das; auch in Leipzig in den letzten Jahren große Meßauö- stellnngshallen neu aufgeführt wurden und neue Meßpaiäsie. wie der „Co>:ce»ira"-Palast, im Entstehet: begriffet: seien. Die Beschaffung der zur Propaganda unk zun: Unr.wtzalt der Messe erforderlichen Mittel haben besondere Mtßnahnicn des Metzamts erforderlich gemacht, was un: so notwendiger/nar, als die öffentliche,: Behörden die Gewährung von Zuschüssen von den: mindestens gleich hohen Bestrag der Meßiu'crcssenlsn abhängig machen. DaS Meß-:»:: »rar des weiteren gezwungen, sich durch eigene geschäftliche Unternehmungen die ers udrrlichen Mittel zu verschaffen. Solche ErwerbSimternellnung-m. sind das BeriilietungSgeschäfi und der Verlag der Drucksache». Letzterer ist seit 1. Januar dieses Jahres aus einer rein kaufmännischen Grundlage aufgebaut worden, und zwar unter der Bezeichnung „VeclagSableilung des Meßamts für die Mustermessen in Leip zig G. in. b. HZ. Das VermieiuugSgeichäfr wirb unter der Firma „Technische Abteilung des Meßam:? für die Mustermessen in Leipzig G. m. v. H." betriebet:. Lebhafte und zum Teil sehr berechtigte Klaget: waren in den letzten Jahre»: von Ausstellern und Käufern über tue Preise für Wohnungen unv über dir Ne pp-.-re: laut geworden, denen sich die „MeßonkelS" an allen Eckei: und Kan te»: ausgesetzt sahen. Das Meßamt ist hier rech: energisch cm- geschritten und hat kercirs wesentliche Erfolge anfznweusen. In: allgemeinen empfiehlt eS sich, uin einer Nrbcrborretlnng als Meßfrrmder so viel wie möglich auS den: Wege zu gehen, daS Meßabzeicheu nicht sichtbar, sondern unter der Rockklappe oder sonst unauffällig zu trage»:. Der Valinazuschlag für Aus länder ist durch eu: Abkommen des Meßamts mi: rrn Hotel besitzern in Wegfall gekommen. Was die Wohnung:frage be trifft, so begegnet man ii: weiten Kreisen der Meinung, daß zur Leipziger Messe nur sehr schwer eine Wohnung zu haben ist. Mit diesem Vorurteil hat das Meßam: gründlich aufgeräumt. Zunächst sei vor der, „wilden Mcfzvermieruugen" -gewarnt, die sich an die ankomwenden Meßfremden heraus,hleichrü und diese daiu: durch Berechnung von allerhand Neben!nstnngen nsw. be wuchern. DaL Meßamt hat den Nachweis erbrach:, daß der ihin gemachie Vorhalt, es habe nicht so viel Wohnungen an der Hand, um den Ansprüchen zu genügen, hinfällig ist. Während der letzten Herbstmesse zun: Beisviel baue der WohnnugSnach- weis deS Meßamts insgesamt 13 662 Wohnungen in 'er Preis lage von 6 M. bis hinauf zu 60 M. von der Leioziger Einwohner schaft ermielct, darunter 8167 ein- und 2184 zwei emsige zu Preisen von 8—16 M- Von diesen 13 662 Wahuur-aen sind je doch nur 10 706 in Anspruch genommen worden, wahrend 2667 unbenutzi blieben. Von einer Wohnungsnot während der Messe kann also keine Rede sein. Das Meßamt bat auch eine A nös n ls r st ekle c::,-.-,-.-rich tet. Diese gib: Auskunft über denißne und nn-Kändißbe Z l.e. über Lu.Nlssteueru, Ein- und Ausfnbiwrrbow und andere- inehr. Im Verkauf der letzten Messe» ist sehr darüber «erlagt '.norden, daß die Aussteller ihre Meßmu „er nenn Tn,laß o>" Messe statt an Wieder'-erkaufer ai- Private verkaufen, wodurch sich die. Leipziger Kle»b«ndler beiiackueiliat füllen. linier deren Beteiligung hat das Meßamr eine -Gm:n>»ion gebillm. sie ein-: scharfe Kontrolle ausüüen wird. I lliallten'e Ilel-er-retu wen sollen dadurch geahndet werdcn. daß dille Ansneller von der Aufnahme im Mcßadreßll'ch oder von der T-'ilnnh-ne ar der Messe üherbanri ausgeschlossen werden. Ilm die vielfachen Wünsche, die Aussteller uni) Knnser beaen, z" l-sried'g.n, ,re«en die Fachoerbände -nebr und inebr mit dem M.ßamr i. gllchäsl- liche Beziehungen. Das Aussleltuna--. und Meßamt de: Wun sche» Industrie geht in dieser Beziehung vesond-r? nun einig vor. DaS Meßamt aber Lat auch von sich aus kürzlich eine große Sächsische VolkSzeitvng — Nr. 47 — 86. Februar 1921 Du sollst nicht richten Roman von Erich Friesen (Nachdruck v-'.rboien.)' (27. Fortsetzung.) Die beiden Kinder, die zuerst mit erschräke neu Äugen den Anfang der Szene beobachtet hatten und dann mit kiak -ch schar fem Instinkt ahnten, daß der geliebten „Cousine" Gefahr drohe, eilten wie auf Verabredung auf Irmgard zu. „Du darfst ihr nichts tun! Ich leid eS »acht!" ries Gert, sich mit ansgebreiteten Armen vor sie hinstellcud, während seine schwarzen Augen den zornigen Onkel kainvfcSmntig anvlitztcn. „Sie ist unsere „Cousine"!" fügte Ilse schüchtern hinzu. „Sie hat uns schöne Sachen gebracht und Gert das Leben ge rettet!" Mit vor Erregung bebenden Händen streichelie Irmgard die beiden Lockcnköpfchen. Dann wandte sie sich zu dem noch immer zornbebenden Manne. „Sie sind ein nlchtswürdiger Verleumder! Mein Bräutigam wird Rechenschaft von Ihnen fordern für die Verdächtigungen meines Vaters!" Wieder lachie der Mann höhnisch aus. „Ihr Bräutigam? . . . Der Herr — Sraarc-anwalt? . . . Hahaha, dein wird die Sache schon bekannt sein! Es schlägt j„ in sein Metier!" „Aber Onkel!" bat Ealomea, sich znm ersten Male in die erregte Unterhaltung mischend. ..Laß doch das! Ich weiß gar nicht, warum du dich so nufregst!" „Die hobcitsvolle Miene der Dame da —" er denteie auf Irmgard, die sich mit stolz erhobenem Kovfe entferne» wollte — „die ärgert mich. Wenn sie meint, die sogenannte Ohre ihres hochgeborenen Herr» Vaters verteidigen zu müssen, sv »mg sie dock mal erst nah dem Testament von ihrem sauberen Herrn Großvater Ilmschan halten! 's wird ja wohl auf dem Gericht liegen! Und der Enkelin kann niemand den Einblick verwebre»! Vielleicht, daß ikr dann die Augen übergehen werden über ihren — lieben, edlen Vater!" Als habe sie e>nen Schlag erhalten, taumelte Irmgard zurück. Wahrend Scsiomea liebevoll um die Kalbohnmächtig« be müht war. zog Paul Mellini sich etwa» beschämt ins Wohnzim mer zurück. Sein Jähzorn war mit ihm durchgegangen und ver rauchte rasch üer-n Anblick des todenblasien Mädchengesicht», in den: sich eine unbeschreibliche Angst und Qual ausdrückte. Doch Irmgards starke, kerngesund« Natur trug schnell den Sieg davon über lle Schwäche, die sie für einen Augenblick be fallen hatte. Nach wenigen Minuten schon saß sie nuten in ibrem kleinen Auto und ratterte heimwärts. Ihr ganzes Inncre war in Aufruhr. Wer war der Mensch dort oben bei Salon:ea? Welche Rechte hatte er. verart aufzntreten? Wie durste er sich unter stehen, Anspielungen betreffs des Testaments zu machen, in Ver bindung mit bele-digendei: Aeußerungei: über ihren Vater? So fort wollte sie nie Cache mit ihrem Verlobten besprechen. Der würde schon Rat wissen . . . Dann wieder schreckte sie davor zurück, Heinz zu beunruhi gen — so kurze Zeit vor ihrer Vermählung. Sicher waren jene Anklagen nur nihtStvnrdige Verleumdungen, die sofort in sich selbst zusammeustürzen würden.-wie ein Kartei:bans beim ersten Luftzug, sobald man sie mit festem Griff anpackts. Was hin derte sic, nach dein Jnsüzpalast zu fahren und sich zu erkundigen, ob dort ein Testament ihres Großvaters lag? Hatte der schreck liche Mensch vorhin nicht gesagt, der Enkelin könnte niemand den Einblick verwehren? . . . Gewißheit wollte sie habe»: — Gewißheit! Und das sofort! Sie ließ den Chauffeur Kehrt mache,: und fuhr hinaus nach Moabit. Das Glück wollte ihr wohl. Der erste Mensch, den: sie be gegnete. nachdem sie die breite Freitreppe zum Justizlalast em porgestiegen. war rin ihr bekannter Rechtsanwalt. In fliegender Hast brachte sic ihr Anliegen vor. Der junge Rechtsanwalt schien zwar etwas erstaunt, meinte, eS bedürfe ge wisser Formalitäten, um sich Einblick in hier lagernde Testamente zu verschaffen, erklärte sich jedoch, als er Irmgards enttäuschtes Gesicht sah, bereit, sie bei den: einschlägigen Beamten zu legiti mieren und ikr »:f diese Weise vielleicht behilflich zu sei,:, in „abgekürzten: Verfahren" zun: Ziel zu kommen. Die Sache ging nicht ganz lllchl. Doch gelang es tatsächlich den eifrigen Bemühungen des jungen NechtsamvaliS, ihr die er wünschte Erlaubnis zu erwirken. Irmgard füllte ihr Herz vochen, als ob es springen müßte, als sie den Namen ihres Großvaters und seinen Sterbetag ge nannt balle und der Beamte nun zwischen den hohen Regalen und Schubfächern herumbaritierte, um das Gewünschte herau-szu- suchen. Ein plötzliches Gesühl der Scham überfiel sie. als sie ihre Situation überdach'«. Was tat sie hier hinter dein Rücken ihres Vaters? Wäre eS nicht richtiger gewesen, vor allem ibrer würdiger, wenn sie sich die Antwort ans die in ibrem Herzen brennende Frage von seinen eigenen Lippen zehalt hätte? Schon stand sie auf. um den Saal zu verlassen. La traf ihr Nom« an ihr Ohr: .Hasselrodel" Und wie mit gcheimer Gewalt trieb es sie l»'n zu den: T'siä. auf den der Beamte soeben einen großen Aktenvogen legte. Irmgards Herzblut stockte. Mir vor wahnsinniger Erregung zitternder Hand ergriff sie das Dokument und 'eiste sich damit in eine Ecke des Saales. Dann starrte sie darauf nieder — siaerie und starrte -- Warna: schlug sie den Bogen nicht auseinander ' Was ließ sie immer wieder zurückbeben, sobald sie die Hand danach ans streckte? ... Endlich faßte ste Mut. Sie öffnete das Dokument und las Als Baronesse Irmgard von Hasselrode - ne V' rleltinnde später den Justi,walast wieder verließ, um das unten 'Heer dar rende Auto zu besteigen, trugen ihre Züge den starrer. Ausdruck eines Marmorbild-S. Sie llliclre nicht links, nicht rechts. Sie störte '.sich:?, sir füllte nichts. Alle ihre Sinne waren wie gelähmt. Die letzten Ministen ballen ihr die Sinne gerandc, halten daö harmlose, veri-an.mde Mädchen znm scllnrrzersüllien Weibe gereift. O wie Jugend! Gestorbene Ideale! Q Welt voll Kummer und Tränet» t 13. Irmgard harte sich in ibr Zimmer cingesck,losten. Die erste Betäubung, die nach der Eiiisicnt in da-:- Testa ment all ihre Sinne einneschläiert batte, war gescv>.m',den. Sie konnte wieder klar denken, vearcifen. Schon cniigemal barte die Zofe aeklopft. Da ceiue Antwort erfolgt war, batte sie sich »nieder entfernt. Irmgard lag lang auf der Oillmmw ansgostreckt und grübelte —- — Wie irre glitt ibr Blick durch das kotige Zimm:r, über an die Gegenstände, die ibr simir wert und temr gewesen waren. Hier batte sie a'S Kind gewillt, ws Bacliisch liernmaetolis, als Jungfrau den eisten »»schuldigen Liebestranm geträumt, als Braut mit Sehniuh: und geheimem Bangei: an den Gestellen gedacht . . . Und nun? . . . Mar das noch dasielve Zimmer? Waren das dieselben Gegenstände ringsum? War sie selbst noch dasselbe Wesen, das jetzt dort bleich, mit tief umschatteten Augen, ans der Ottomane lag »nv grübelte Ach, mit unheimlicher Klarbeit übersah Irmgard den furcht baren Schicksalsschlag, der, g'cich einen: inb anszuckenden Vlitz an» heiterem Himmel, ihr sonnenvollcS Leben plötzstch zu zer stören droht«! (Fortsetzung folgt'