Volltext Seite (XML)
Nr. »SO I V'. Iahrg. Sonnabend, de« 5. Oktober ivlö abends Gefchkftsstelle und Redakti»«, L»««be»»A. IS. Holbetnft»«he 4« Fernsprecher 21 SS« »»stscheckkoul» Leipzig Sir. 14707 »,»«»»« » »»Uluftr. »»«»«« M L.^SSl»LAi! La« F; «n ««ft«»«« 4.H« >c. »- Wim»,, »« 4 UolksreUmg A»ie«ar»> llonad«» »»» ftt» IOHH, »«» Aac>NkN«nj>„ge>i v>« l l U»r d««. V»»I» k»l U dik Pelil-N »S 1 » «<«- melell xn -I. KaniUien-ütnieile» !t« ^. Sür midkittlich -.e!lk>ri-dkn», Ion>>» »ucch ^q>- spr^chkr »«»« »V »« ^eiunlwoltlichkiil «I> nicht kbern»>»tn^t Lprcchlkimüs dv» ReduMin! 1 l—l« U»r »orm Einzige katholische Tageszeitung t« Königreich Sachse». Organ der Zentrnmspu«eu Ausgabe ^ mU illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. WochenbeUage Feierabend. Ausgabe v nur mit der WochenbeilagL 25 Jahre katholisches Kasino za Werdau An der Jubelfeier des kath. Kasinos am 28., 29. und 30. September 1018 nahmen die Pfarrgemeinde und dir Nachbargemeinden innigen Anteil. Eine große Zahl Glück wünsche war eingegangen, n. a. vom Hochwllrdigsten -Herrn Bischof, von Herrn Vikariatsrat Superior Hartmann, von Herrn Pfarrer Hackethal, der im Jahre 1892 den ersten ka tholischen Gottesdienst in Werdau nach der Reformation ge halten, von Herrn Pfarrer Bange, der 1893 das Kasino ge gründet, von Herrn Pfarrer Hottenrott, der 190t als erster katholischer Pfarrer in Werdau seine dornenreiche Tätigkeit begonnen, von Herrn Hofrat Roß, dessen verdienter Name mächtig nachklingt in der Seele der katholischen Veteranen von Glauchau, Zwickau und Werdau. Im Aufträge der Pfarrei Planen sandte Herr Kaplan Rauer Gruß und Se genswunsch, desgleichen Herr Direktor Dünnebier im Namen des katholischen Kasinos zu Dresden, Herr Fuhrmann im Namen des kath. Kasinos zu Leipzig, Herr Herold im Namen des kath. Vereins zu Schwarzenberg, Herr Bauer im Namen des kath. Vereins zu Fraureuth. Diese in herzlichein Ton gehaltenen Brudergrüße klangen lieblich hinein in den Silberkranz unseres Vereins und in die Feierlichkeiten, die — der Zeit entsprechend — einen mehr ernsten Charakter trugen, ein Andenken für die lebenden und verstorbenen Mitglieder und Freunde des Ka sinos. Da wurden außer den Genannten erwähnt: Herr Pfarrer Grohmann, Herr Pfarrer Riedel, der Liebling der Werdaner Katholiken und während der Festtage ihr Beicht vater, Prediger und Celebrans, Frl. Mathilde Koeßler, die fleißige Leiterin unseres Kirchenchors, weiter: Vater Bauer und Vater. Sommer sowie die alten Mitglieder: Milder. .Habel, Herget, Karmann, Merkt, Pimper. Alle — Gott lob — frisch und gesund. Dann die Schar der Heimgegangenen, darunter: der liebe Wendclin Tränkler, der gute Pfarrei- Mayer, der Bauunternehmer Franz Maier und der Tischler Anton Dorschner, zu deren Gräbern wir im Geiste pilgerten, um dort das Allerseelenlichtlein anzn,zünden, jenes Symbol des ewigenLichtes, um das wir am Montag beim Requiem beteten: lmx porsmtnn Inront am! Auch der teure Entschlafene, der für das katholische Ver einsleben in Werdau und besonders für den Katholikentag oon 1913 trotz mannigfacher Angriffe die Treue bewahrt hat, unser armer Richard Laven — immer wieder wurde seiner gedacht, für ihn gebetet und in der Seele geweint, vor allem da, wo unsere Priester, wehmütig durchdrungen vom Mysterium seines frühen Todes, das Knie beugten vor dem Mysterium der Auferstehung und des Lebens. War's nicht, als riefe eine schwache Stimme aus weiter Ferne zu uns her über: „Erbarmet euch, wenigstens ihr. meine Freunde!" In z»naa! Im heiligen Frieden, so mögen ruhen unsere lieben Toten, während wir streiten und streben im Kampf -des Lebens. Auch dem Kasino ist Kampf nicht erspart ge blieben. K ampf gegen äußere und innere Feinde, gegen Unverstand, Bosheit und falsche Freunde. Bedauerlich, wenn der Friede gestört wirb, aber — leben heißt kämpfen! Ter Christ vergibt seinen Feinden, allein er vergißt nicht ihre Tücken. Das ist er sich und seiner Selbsterhaltnng schuldig. „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben durch unseren Herrn Jesum Christum!" Als wir zurückblickten während der Festtage, wie es in dem Liebe heißt: „Denkst du daran, Genosse froher Stunden?" — auf die Wander- und Wallfahrten, die Bildungsabenbe und Gemeindefeiern, die weißen Sonntage und die gemeinschaftlichen hl. Kom munionen, wo auf des Hirten Ruf alle kamen, hatten wir Grund, die Hände fest zu falten. Und nirgends bei unseren kirchlichen Hebungen ein Schein oder Schatten von Zwang! Wir wollen keine gezwungenen Soldaten. Ein Freikorps, eine katholische Legion ist das Kasino: „Es ist nicht Sache der Religion zur Religion zu zwingen," schreibt der geist reiche Tertullian. Dia Zahl derer, hie unser Jubiläum 'durch gemeinschaft liche heilige Kommunion feierten, war groß. Wiederum hat sich, um die schönen Vergleiche des Herrn Kaplans Dr. Jehne zu gebrauchen, das Kasino bewährt als der Sammelpunkt der Gläubigen unter der Linde vor der -Kirche, als Kreuzganq, Lurch den die fromme cPchar der Mönche in das Gotteshaus zieht. Es gibt keine Vereinigung mit Christus und unter Christen —^ so tief wie die hl. Kommunion. Wie das Korn. Las auf dem Felde zerstreut ist, vereinigt wird zur Hostie, die beim hl. Opfer konsekriert und empfangen wird, so sollen wir — zerstreut auf dem Felde der Diaspora — vereinigt und konsekriert werden in Christo Jesu, unserm Herrn. Ist die. gemeinschaftliche hl. Kom.nunion das Erste und Letzte. Las Wichtigste und Beste eines Verein-, dann ist sein« Zu- "mst. «Borgen in GosteHHand. «-bekommt etwas von der cksenslqrk? -ep Kirch?. d^u H "" " - - bj-evtzr «.sich entkhlollm bat. ? Dtts Neueste vom Tuge - : ^ Feindliche Angriffe blutig abgemiesen! Berlin, 1. Oktober. Zur Vorbereitung der An griffe in Flandern begann nm 6 Uhr 16 Min. den 3. Okto ber starkes Trommelfeuer auf einer Front von Staden bis östlieb Moorslede. Tic Städte Roeselarc und Jngclinüiistcr wurden gleichfalls schwer beschossen. Von den die Angriffe begleitenden Tanks wurden 12 vernichtet. Die Angriffe auf der Front von Le Catelet bis Lesdins erfolgten nach ! inständigem, sechs Uhr morgens cinsetzendem Trommelfeuer. Außer teilweise frischen Kräften fetzte der Engländer starke Panzerwagengeschwader und Flicgcrver- bände ein. Am Nachmittage zwischen Nemyconrt und Mont- brehain eingreifende englische Kavallerie wurde völlig znsam- mengeschosscn. Die durch unsere Gegenang'rifse erreichte Linie westlich Beanrevvir, westlich Monlbrehain wurde gegen alle weiteren bis in die Abendstunden hinein geführten feind lichen Angriffe gehalten. Zwischen Seqnehart und Lesdins brachen die Vormittagsangriffe bereits in unserem z»san.i- mengefaßten Feuer zusammen. Den Angriffen in der Champagne ging zweistündiges stärkstes Trommelfeuer voraus. Beiderseits der von Somme- Py nach Norden führenden Straße wurden auch am Nach mittag nach wiederholter Feuervorbereitnng dreimal vor brechende Tankanstürme zum Scheitern gebracht, de'- Weiße Berg und die Medaeh-Höhc nach zweimaligen Gegen angriffen wiedergenommen. > Hier sowie bei ihren vergeblichen Angriffen gegen die Höhen südlich Liry und sünwostlich Monthois er litten die Franzosen und Amerikaner besonders auch durch Artilleriefener b e t r ä ch t l i ch e V e r l n st e. In erbitterten Teilkämpfen beiderseits der A isne wurden 100 Gefangene gemacht. Zwischen Argo n n c n und M a a s lebte in den Nach- mittagsstnnden das Artilleriefener zeitweilig auf. Kr jetzt auf seinem Geldsack sitzt, Der spart für den Feind, wer Rriegsanleihe zeichnet, Spart für seine Rinder. Darum zeichne! U- Boot-Beute Berlin, 4. Oktober. Amtlich. Im Sperrgebiet um England versenkten unsere U-Boote 23000 Brnttoregister tonnen, darunter zwei Tankdampfrr. Der Chef de« Admiralstab« der Mari««. Wiederaufnahme des Gefangenenaustausches mit Frankreich. Berlin, 3. Oktober. Der Austausch der Kriegsge fangenen und Zivilinternierten zwischen Deutschland und Frankreich wird, wie bereits angekundigt, dem- nächst wieder beginnen. Vom 16. Oktober ab sollen wieder von jeder Seite wöchentlich zwei Züge mit krieg-gefangenen Mannschaften abgelassen werden. Der nächste Offizierstranssport würde Mitte November fällig sein. Ein Zug -.nit Zivilinternierten wird voraussichtlich am 10. Oktober eintreffen und u.a. die Marokkodeutschen bringeir. Ueber die weitere Fortsetzung des Austausches Zivilinternfertcr wird noch verhandelt. Es ist zu hoffen, -aß eine befriedigende Einigung erzielt werden kann. Von der weltlichen Feier, zu der ergreifende Ehoralmelo- dien »nd der von Gustav Taute gedichtete Tert: „Im Leben auch will fest »nd treu . . ." hinübcrleiteten, und wo wir Beethoven, Flotows, Webers und Richard Wagners gedan kenreiche Kunst erlebten, ist zu melden, daß Herr Direktor Zimmer die Festverfa.nmlnng begrüßte, Herr Pfarrer Kir- schcnbancr sie begeisterte, Herr Pfarrer Riedel sie erfreute. Herr Pfarrer Knii'c sie belehrte und besiegelte im hl. Glau ben. Es sprachen noch -Herr Kaplan Dr. Jehne im Namen der Zwickancr Mnttcrgemeinde, die in zwei Jahren, so Gott will, ihr lOOjäbriges Bestehen feiert, Herr Lehrer Wischeck als Vertreter des kath. Kasinos z» Zwickau und Neligions- lebrer der katholischen Kinder von Werdan, Herr Büdding aus Glauchau, der unter lleberrcichnng eines Geldgeschenkes auf den 1. sächsischen Katholikentag hinwies und das da mals gesteckte Ziel nicht ans den Angen z» verlieren bat und endlich, mit dem Ausdrucke der Musik: die Kapelle unseres Ersatz-Bataillons unter Leitung des König!. Musikmeisters Klans, ein Sinfonie-Konzert von klassischer Vollendung bie tend, sowie unsere altbewährte Sängerin Frau Käthe Wagner. Auch der trefflich gelungenen Nachfeier, einer Wande rung nach Schönfels sei gedacht und des geordneten Rück- Marsches, da Dämmerung längst die Lande deckte. Dunkel, gleich 'der hcrcinbrcchendcn Nacht, liegt vor »ns die Zukunft. Herr Pfarrer Krause hat in der Festversammlnng am Sonn tag — ein Wächtcrrnf vom Turm — gewaltige Stürme für Vaterland und Kirche gekündet. Herr Pfarrer Riedel rät den Laien, sich bereit zu halten und für gewisse Fälle Prir- ster-Stellvcrtreter z» werden. Wie wird's kommen? Wenn die Werdaner Katholiken das 60. Stiftungsfest des Kasinos begehen, wissen sie es. Gesegnetes Wiste», so es unsere Nach folger treuer im Glauben, fester in der Hoffnung, warm herziger in der Liebe macht zu hl. Kirche! Ein Lettisches Vlutt über den englisch amerikanischen Imperialismus Es ist außerordentlich interessant, zu sehen, mit welch klarer Erkenntnis in lettischen — und zwar bolschewistischen — Kreisen der nit den bekannten skrupellosen, gleichsam vom Wolf im Schafspelz ersonnenen Mitteln arbeitende englische Imperialismus und der noch in höherem Maße abgefeimte, ziwch geschickter /verdeckte Imperialismus der Amerikaner eingeschätzt wird. In de.» in Nordrußland er scheinenden lettischen Blatte „Komnnists," dem Zentralorgan der lettischen bolschewistischen Partei, finden wir in der Nummer vom 26. August einen sehr charakteristischen Auf satz über dieses Thema. Ter Verfasser sagt dort, daß der Weltimperialismi's als solcher in seiner Anfangsstufe ein einfacher Räuber sei, der sich nur auf die brutale Macht seiner Waffen stützt, ohne sich hinter irgendwelchen Phrasen oder diplomatischen Winkelzügen zu verstecken. Der fort geschrittene Imperialismus sei dagegen von viel feinerer Natur: mit dm Eigenschaften eines rohen Räubers verbinde er diejenigen eines abgefeimten, gewandten Hochstaplers. Die Meisterschaft hätten hier die Engländer und Amerikaner erreicht. Ueber ihren Jmpcralismiis sagt der Verfasser dann folgendes: „Die Geschliffenheit und die Gewandheit der englischen Räuber ist schon lange bekannt; denn der englische Welt- imperialismus ist der älteste, und als solcher steht er auf einer höheren Entwickelungsstufe als alle anderen. So hat England z. B. früher ans der Beute nach seinen Kolonien dorthin nie zuerst seine Soldaten und Geschütze oder seine Kriegsflotte gesandt. Nein! Zuerst begaben-sich aus Groß britannien in seine zukünftigen Kolonien ganze Legionen von Missionaren und mit Bibeln beladene Schiffe. Bald darauf folgten ihnen die englischen Kaufleute mit Brannt wein und anderen Waren, die die Wilden nicht besaßen. Und erst nachdem die Missionare und die Kaiiflente alles genau erspäht und entsprechend vorbereitet hatten, folgten die britischen Truppen, die bloß noch den ganzen Eroberung?- Prozeß abzuschließen hatten ,-da die vorausgesandten, ver feinerten Mittel den größten Teil der Arbeit schon» geleistet hatten. Jetzt gehen die englischen Imperialisten bei ihren Räu bereien selbstverständlich viel feiner und gewandter vor, — die Welt ist ja inzwischen auch viel weiter vorgeschritten. Jetzt werden solche Angeln ansgelegt wie der Kampf für die Freiheit -er Völker sind die Sache der Menschheit, für die Verteidigung der Demokratie und die Errettung der Welt von dem Joch des deutschen Despotismus und der deutschen Slaverei. was ganz besonders jetzt, wo die Engländer in Rußland einbrechen, herborgohen wird. Schlimmer und gefährlicher als der superkluge eng lische Imperialismus ist der noch feinere ameickkanischtlvJa, in keinem anderen Lande sind die Räuber mit ihressvrr. " ' ' ' '' '- «i;