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Sächsische Volkszeitung : 25.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191110254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19111025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19111025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-25
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.10.1911
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K o II st a II t i II o p e l, 24. Oktober. (Wiener f. k Telegr. Korr, Bureau.) Wie verlautet, hat das Minisleriuni des Innern eine Depesche c-itzalte», nach der die Italiener bei dem Bombardement Ternas dnrih das Feuer der tür kische» Truppen bedeutende Verluste erlitten haben. Nach dein Bombardement landeten die Italiener t5llll Mann. Die türkischen Trnopen und die Einwohner zöge» sich dann ins Innere zurück, Ivo sie Nachschub erwarte», nin dann einen Aimrisf ans die Stadt zu unternehmen. Tie Tepn- tiertenkaminer hat nach lünperer Beratnn,, über die Oppor tunität einer Vertan»»,, während des Krieges beschlossen, dreimal wöchentlich zn tagen. Nom, 22. Oktober. Tie „Tribnna" meldet ans Tripolis bon heute. Tie Lnslschisserkapitüiie Piazza und Meizo unternahmen heute einen Ertiiiidignngsflng bis Agezia, 12 Kilometer über Bninelinna hinaus, und ent deckten l türkische Lager in Abständen von 12 bis II Kilo- inetern vor den Vorposten. Eines dieser Lnger toar sehr arvs-,. P o in , 22. Oktober. „Popolo Rvinono" bezeichnet die Meldung italienischer und ansivärtiger Blätter über eine .Krenzsahrt de«- italienischen Flotte im Aegäischen Meere »nd eine nniimgängliche Aktion im Archipel und an seine» Lüsten als jeder Grnndlage entbehrend. T r i p o I i s , 22. Oktober. (Agenzia Stefimi.) Eine Fliegerpatronille meldete gestern früh den Bormarsch seind- licher .Kavallerie, In der Tat macksten gegen 2 Nhr etwa 100 arabische Beiter und einige türkische Soldaten einen Frontangrisf. Sie ivnrden jedoch znrückgeschlagen. Polittsche Rundschau. Dresden. den 2-1 Oktober 1911. Tie Tenerungs Iiitcrpcllntivilrn standen am Mon tan >"! Reichstage ans der Tagesordnung. Born Zentrum begründete Abg. Tr. Spahn die Anfrage und wies dabei darauf hin, das; an der bestehenden Wirtschaftspolitik fest zuhalten sei. Bei den Einsnhrscheine» wünschte er eine kleine Aendecnng. Ter Sozialdemokrat Scheideniann be nutzte die Gelegenheit zu einer Anitalionsrede und sagte im wesentlichen nichts Neues; er fand auch mit seinen AnS führnngen wenin lSege»liel,e beim Reichskanzler, der sich fest ans den Boden der bewährten Wirtschaftspolitik stellte und von einer Aendernnn nichts wissen will. Am Tiens tan lpcht die Tebatte weiter. — Die Kanimerwohlrn in lklsaß-Lothringen. Nach- dein nunmehr ans sämtlichen Wahlkreisen die Ergebnisse der Wahle» vorliegen, ergibt sich folgender Besitzstand der Parteien in der neuen klammer: Zentrum 1«. Liberale 2. Lothringer Block !>, Sozialdemokraten 5 und 1 unabhängiger Agrarier. Nachwahlen sind am kommenden Sonntag in 25 Wahlkreisen vorznnehrneri. — Die NrichOtagSrrsahwahl in Natibor findet ani kommenden Freitag statt. Das Zentrum hat den St idlrat Sapletta (Natibor) als Kandidaten ausgestellt, die Hikitisten den Negierungsrat LIidke. 1207 wurde der Zentri ms- kandidat schon in der Hauptwahl mit II 4 I l Stimmen gewählt (bei 22 -105 abgegebenen Stimmen). Für die Wahl am kommenden Freitag rechnet man s ark mit der Möglichkeit einer Stichwahl zwischen deni Zentrumsabgeordnelen Sapletla und dem Kandidaten der Polen. Pfarrer BanaS aus Lubowitz. Der PAe brachte es irn I hre >207 aus 4521 Stimmen. Für die Ersatzwahl haben die polnischen Führer die relativ lebhafteste Agitation entfaltet. Tie Mähren werden zwar für das Zentrum st rinnen, zumal der Zenlruniökandidat ihre Sprache beherrscht und aus mähcffchcr Familie siammt. — Der Schutz drr richterlichen Uuabhäugigkeit ist am letzten Sonnabend nur durch das Zentium erreicht worden. Es handelt sich um die neue oberste Instanz in Kolonial- und Konsularsachen. Die Kommijston wollte diese dritte Instanz mit vier Richtern und einem Ne,walt,mgSbeamtin besetzen. Die Rechte und ein Teil der Nationalltderalen wollten dem zustiminen und damit erstmals in unsere Gerichte unabhiingige B.-rw iltungSbeamte bringen. Aber nur durch die entschiedene Rede des Abg G,öder gelang rS, diesen Beschlus; zuFill zu bringen, sodaß auch der oberste Gerichtshof süc Koloni ilsache» nur unabhängige Richter zu Migliedern zählt. Gegen den freisinnigen Antrag, der einem Berwaltungtzbeawten das Recht geben will, jederzeit in den Verhandlungen daS Wort zu ergreifen, auch nach Schlaf; d«-r mündlichen Verhandlung, stimmte das Zentrum. So hat das Zentrum die Unabhängigkeit des GeiichteS ans« bestimmteste garantiert. — Dir Juoggrsellkusteukr ist aus deni Marsche. Der kleinste Bundeestaat Rens; ältere Linie macht den Anfang. Bei der Reform de« Einkommensteuergesetzes hat der TteuerauSschus; des dortigen Landtages folgende kt-stimmung beschlossen: „Bon unverheirateten Steuerpflichtigen über 20 Jahre und verheiratet gewesenen Steuerpflichtigen ohne Kinder wird ein Stenerznschlag erho.en welcher beträgt in den Einkoninie, sleuerstnsen von mehr als 2000 -0000 M. 50/0, in den Tteuerstufen von über 0000 Mark >0°/^ der zu cntr chtenden Steuer." Hoffentlich schnüren die armen Iungges lle» in Rcuh ältere Linie nun nicht gleich ihr Bündel, um tu andere junggelellensreundlichere Staaten anSznrvandern. Die G enz » sind steilich nach allen Richtungen hin verlockend nahe. Aber wo man Steuer ermäßigungen sür Kinder hat, kmn man auch solche Stenerzuschläge erheben. — Die Konsumvereine stellen nun auch ihre Wahl- bedlrigin'gen; der F-agebogen lautet: ..Ist der Herr Kandidat be>eit: l. „Irn Falle seiner Wahl als Ab,eordneter gegen jede Benachteiligung der Kovsirmver.ine aus dem Gebiete der Gesetzgebung zu st inmen? 2. Bet einer eventuellen Aendeiu ig de» GenossenschastSges tz-S j-oe Verschlechterung derselben überhaupt, w'e auch jede geg«n die Konsum- Vereine g richtete Aenderui g und insbesondere die Ein- sührnng der sogeri. Be^ürfntrlroge sür die Giündung neuer Ko> snmverkt e oder Filialen solcher abzulehnen? 2 Jede Audrinhmekesteiieruna der K nstimveeetne obznletw-n?' Ein unerhörter liberaler Wahlschwindel. Von absolut zuverlässiger Seite erfahren wir folgende«: „In einer liberalen Wahlversammlung am Mittwoch (10. Oktober) dieser Wollte in Lehe fragte der Kandidat der liberalen Partei im hiesigen (12.) Wahlkreise, Freiherr v. R i ch (Hosen (LegationSsekretär a. D. T. N.) n. a. vom Zentrum folgendes: (Bemerk.: Nicht ganz, doch fast die Worte des Redners:) „Tos Zentrum sei eine konfessionelle Partei und würde vom Papste geleitet. Allein deswegen bestehe die Gesandtschaft am Vatikan, damit der Papst die Zentriiinspartei besser dirigieren könne. Er selbst sei der Gesandtschaft daselbst ein Jahr zugeteilt gewesen und löniie deshalb ans Ersnhriing sprechen. Schriftstücke mit solchen päpstlichen Weisungen für die Zentriiinspartei seien durch seine Hände gegangen. Weiter: Es sei doch un nötig. die teure Gesandtschast beim Vnlikan zu unterhalten, da es doch einfacher sei, die Bestätigung der Wahl tstneS deutschen Bischofs durch den allbeliebten Erzbischof KvPP in Breslau zu vermitteln. (Redner sagte Erzbischof, inus; natürlich heißen Fürstbischof." Soweit der Brief. An der zutreffenden Schilderung des Tatbestandes kann kein Zweifel aufkomme». Nim fragen wir zunächst: Was gedenkt der Reichskanzler zu tun, nin einer solchen Pilichtberlehling früherer Beamten zu be gegnen? Wird nicht sofort ein Verfahren wegen Verletzung des Arniniparagraphen eingeleitet? Tie Zeugen stehen zur Verfügung. Obwohl es Sache der Negierung ist, hier eiiizngreisen. erklären wir doch heute schon, das; die Be hauptungen des Freiherrn v. Richthosen eine blanke Er findung sind, das; er nicht in der Lage ist, auch nur ein Schriftstück zu nennen, das dem Zentrum ans Rom durch die preußische Gesandtschast zngegangen ist. Man muß sich Wundern, wie ein früherer Beamter wiche Unwahrheiten behaupten kann. Aber wi> fordern amtlichen Ausschluß! Teriibiirgs Milliviiciigrscheiikr an das Großkapital sticht das „Verl. Tagebl." in Abrede zu stellen. Tie „Lüde- rihlmchier Ztg." klopft ihm ans die Finger und meint: „Es ist nicht schwer, den Nachweis zu führen, daß die Tentsche .OvlvniabGesellschaU von Ternbiirg wirklich Millionen- geschenke erhalten hat, wenn man die Materie einigermaßen kenni. TaS Unglück ist eben, daß trotz aller Anstrengungen der Schiitzgebirtspresse und gesinniingstiichtiger .Kolonial- politiker daheim dem großen Publikum in Tentschland das Kapital Ternlnirgischer Begüßinstignng der Tentschen Kolonial Gesellschaft ei» Buch mit siebe» Siegeln geblieben ist. Sonst wäre ga»z anders im Kolonialamte aiisgeräiinit worden. Mit dieser Unkenntnis des großen Publikums rechnet das „Verl. Tagebl.", wen» es darauf hinweist, daß die deutsche Tiainnntengesellschaft nur 10 und 5>F. Prozent Dividende verteilt hat und iin laufende» Jahre etwa 5 Pro zent verteilen wird. TaS Blatt verschweigt nämlich, das; > un dein nur 10 und 5>/ä Prozent verzinste» Kapital der Tentschen Kolonial Gesellschaft in Höhe von 2 500 000 Mark nur 500 000 Mark aushezahll sind, der Rest, 2 000 000 Mark, ist die „Sacheinlage" der Deutschen Kolonial Gesell schast, die einzig und nllein in der von einem linier der Fuchtel des Großkapitals stehenden Staatssekretär er lassenen Sperrversügnng zugunsten der Tentschen Kolonicil- Gesellschast anstatt, wie es sich sür eine» gewissenhaften Beamten gehörte, zngnnslen des Fiskus besteht. Ist ein Jahreseinkommen von 200 000 Mark und 110 000 Mark nicht ein Millionengeschenk? TaS schönste aber ist, daß die Deutsche Kolonial Gesellschaft, wen» dereinst ihre Tochter- gesellsckwft, die von Ternbiirg geschenkten Rechte voll aus- genutzt hat und in Lignidalion tritt, die Tentsche Kolonial- Gesellschaft diese „Sacheinlage" mit lOO Prozent voll ans- bezahlt erhält. Sie bekommt dann 2 120 000 Mark bar sür ihre „Rechte"; dabei beträgt ihr eigenes ansgezahltes Kapi tal insgesamt 2 500 000 Mark: sie erhält so 25 Prozent ihres Grundkapitals sür nichts und wieder nichts zurück. Das „Bert. Tagebl." verschweigt ferner wohlweislich, daß Ternlmrg der Tentschen Kolonial Gesellschaft im Knisib- geliiel, wo die Gesellschaft gar keine Rechte hatte, 1 500 000 Mark bar an Schürsgebnhren, und eine Förderabgabe von 2 Prozent, sowie eine unerschwingliche Feldesstener schenkte, daß er nngerechtsertigterweise die an die Tentsche Kolonial- Gesellschast ZN zahlende Förderabgabe sür das Sperrgebiet von 2 Prozent ans 2H-, Prozent, sür das übrige Gebiet von 2 Prozent ans 10 Prozent erhöhte. Sind daS immer noch keine Millionengeschenke? Tas „Berl. Tagebl." sagt zwar in einer 'Fortsetzung des obigen Artikels, daß die Tentsche Kolonial Gesellschaft im Sperrgebiet bis l. April llll l, also > or Ablauf der Sperre, 4222 Acht Hektar Felder belegt, und ewiges Bergwerkseigentilin ans dieselben erworben hat, ob gleich ihr »ich dein ersten Abkommen kein Anspruch ans dauerndes Bergwerkseigentilin znstaiid. Dafür hat Dern- bnrg der Gesellschaft unter dem Truck der ösfenUichen Mei nung trotz seines StränbenS eine Beteiligung von 21 hß Pro zent abknöpsen müssen. Andere hatten bedenlend mehr ge boten, „her die Tentsche Diamanten Gesellschaft und ihre Mnltergesellschast, die Tentsche Kolonial - Gesellschaft, mußten bevorzugt werden. Tein „Berl. Tagebl." (oder Ternbiirg kilinn) genügt die 50prozentige Dividende der Tentschen Kolonial Gesellschaft, die Tividende der Deutschen Ticmianten Gesellschaft in Höhe von 50 und 27 Prozent auf das anfgezahlte Kapital nicht, trotzdem dieselbe Rate auch im lansenoen Jahre verfügbar sein wird, und die Gesell schafter der Tentsche» Kolonial-Gesellscl>aft i» drei Jahren 101 Prozent Tividende beziehe». Das alles sind keine Millionengeschenke, welche die Unersättlichkeit der Hoch finanz befriedigen können. Ternbiirg hat den Appetit ge weckt: jetzt klagt das „Berl. Tagebl." das; auch der fetteste Bissen den Hunger nicht stille» will." So ist es. Ein echter Nntionnllibernler. Ein fanatischer KnI- tnrkänipser scheint der nationalliherale Kandidat für Osna brück. Generaldirektor Stöve Berlin, zu sein, der in den letzten Wochen an verschiedenen Orte» seines Wahlkreises Knndidalenreden gehalten hat. In einer Versammlung in Brainsche erklärte er sich bereit, „das schwere Amt eines Reichstagsabgeordneten des lieben deutsche» Vaterlandes wegen a»f sich zu nehmen". Tas Bersenbrucker Kreis- l latt (>), aintlick)<'S (>) Organ der Stadt Onakenbrnck, gibt diese Kandidatenreden cinSsührlich wieder. Uns interessiert dabei besonders ein Passus ans einer Rede, die General direktor Stöbe am 15. Oktober in dem Orte Bippen ge halten hat, wo er nach dein Berichte des Bersenbrücker Kreisblattes (Nr. 7120 von, l7. Oktober) die folgende, von dein genannten Organ durch hervorragenden Druck be sonders hervorgehobene und durch Anfiihrnngvzeichen als authentisch bezeichnet«? Erklärung abgab: „TaS schwarze Zentrum, das ist mein Feind. Ich will nicht, daß die Religion zur Politik werde. Wenn es in unserem Baterlande ein Unglück gibt, so ist dies das Be stehen deS Zentrums. Wollen wir dieses Unglück zer kleinern, dann müssen wir das Zentrum verkleinern, ^ttaiiiin? Weil das Zentrum keine deutsche Partei ist. Tie Zentininsabgeordneten gehen, wenn große politische Fragen in, Parlamente zur Verhandlung stehe», nicht in ihren Wahlkreis, nin ihre Wählermassen zu fragen, sie fahren mit dem nächsten Zuge nach Rom, »in sich hei», Papste ihre Direktiven zn holen. Der Papst, meine Herren, ist aber nicht Herrscher im deutschen Vaterlande! Wir stehen unter den, dentschen Kaiser! Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. lebe hoch. hoch, hoch!" Das Zentrum wird durch diese feierliche Feindschasts- erklärnng des Herr» Generoldiret'tors Stöve sich in seiner Ruhe und seinem Gleichmut gewiß nicht stören lassen. Er ist dazu doch nicht der geeignete Mann, auch wenn die Natio nalliberalen des Wahlkreises Osnabrück ihn so hoch ein schätzen, daß sie seinetwegen die Kandidatur deS Hand- werkeiineisters Goeßincinn für Osnabrück haben fallen lassen. Vom Zentrnii'.sstandpnnfte aus könnten wir des halb diese Kandidatur Stöve sogar willlvninien heißen, trotzdem Herr Generaldirektor Stöve ans Grnnd bisher noch sehr zweifelhafter politischer und parlamentarisclier Kenntnisse ei» Urtzül über das Zentrum abgibt, und das selbe als ein Unglück in unserem deiitsclien Baterlande be zeichnet. Und Leute von der Richtung eines Stöve wählen. Katholiken in Konstanz. Der Papst und der türkisch italienische Krieg. Ter römische .Korrespondent des „Berl. Tagebl." schreibt- „Man erzählt, der Papst habe den Sohn einer großen katholischen Familie Roms der unter die Fahne gerufen wurde, zu sich kommen lassen, habe ihm seinen Segen erteilt und ihn er mahnt, sich als tapferer italienisclier Soldat zn schlagen." „Man erzählt." — Tie »katholische Presse hat schon viele Unwahrheiten weitererzählt, die man ihr über den Papst, über kirchliche Einrichtungen und katholische Verhältnisse, „erzählte", oder die sie sich selber „erzählt" hat. Wenn PinS X. einen jungen italienischen Soldaten ermahnte, tapfer zn kämpfen, so hat er damit selbstverständlich kein Urteil über den Kriegsziig der Italiener nach Tripolis ge geben. In, übrigen weiß inan, das; die katholische Presse und auch kirchliche Kreise Italiens vielfach s ü r den gegen- würtigen Krieg sind. Tie römische K n r i e aber wird in dein Konflikt keine Stellung nehmen, sie ist keine italienische Behörde, sondern steht über den Nationen. DaS gilt in »och höherem Maße vom Papst, der an der Spitze der Kurie steht. — lieber die Art, wie Interview» entstehe», schreibt uns der Abgeordnete E»zberger: „In später Abendstunde ei schien der Berichterstatter eines viel gelesenen französische,i Blattes in meiner Wohnung und wollte mit Zähigkeit eine Unterredung über den eben „paraphierten" Marokkovertrag erzwingen. Seine Redekunst war vergebens, mein Staunen aber am anderen Tage um so größer, als der genannte Berichterstatter mir eine Karte znsandte deö Inhalts, daß es thni nun doch noch gelungen sei. ein Interview von mir zu erhalten. Er habe irgend einen ZettungS- bericht über eine meiner Reden in ein Interview umge wandelt, und so erschien auch die „seltsame Unterredung" ini französischen Blatt. — Nicht besser ist das zweite Vor kommnis in der Wnndelhalle des Reichstages, wo Geheimrat Paasche sich mit einigen fianzöstschen Journalist.-» unterhielt. Im Vorbeigehen begrüßte ich den Reichstagskollegen und sprach zwei Sätze über die Notwendigkeit eines E.ckgegen- kommens von sranzöstscher Seite und zwar in, Interesse Frankreichs selbst. Herr Gothein kam hinzu und sagte ein Wort. Aus einer solch flüchtigen Unterredung ein Inter view zu machen, ist schon ein journalistisches Kunststück. Dabei wurde der Inhalt der zwei Sätze verzerrt wieder gegeben. die für Frankreich unangenehme Stelle weggelassen und dann noch gar in der von Paris aus e,folgten deutschen Rücküber setzung die ganze Geschichte gesü'scht." Mehr kann man wirklich nicht verlangen, um die öffentliche Meinung gründlich irre zu führen und zu täuschen. — Freisinnige braune Lappen für die rote Parteikaffe. Der konservative NeichtztagSkandidat sür GreifSwald-Gkimmen. Rechtsanwalt Dr. Langemak (Stralsund), hatte kürzlich in einer Wählerversammlnug die Mitteilung gemacht, ein sicherer Gewährsmann, der bereit sei. seine Aussage eidlich zu erhärten, könne bekennen, daß die Liberalen in Kretss- wald-Grimmen in den Jahren 1201, 1202 und 1207, wo eS sich um die Wahl des Herr Gothein handelte, an die sozialdemokratische P.uteikasse in G eisrwald mehrere tausend Mark bezahlt haben, gewissermaßen als Datik sür die geleistete Stichwnhlhtlfe. Die Behauptung deS Dr. Langemak wird jetzt von dem Stettiner sozioldemokiatischen Organe bestätigt; es nimmt von der Angelegenheit Notiz und äußert sich — etwas verschämt — folgendermaßen: „Dem gegenüber erklären wir, daß die Sozialdemokratie Herrn Gothein in der Stichwahl aus politischen Gründen unter stützt hat und daß dieser Entschluß ganz selbstverständlich war. um die Wahl eines konservativen Agrariers zu ver hindern. Selbstverständlich hat dann die Partei, welcher diese Unterstützung zugute gekommen ist, die von unseren Genossen gehabten Unkosten ersetzt." Da hat man ja schon den Großblock bis in die Kassenverhältntsse hinein. Wir danken sür diese Ausklärung. — Sozialdemokratie und Raffe. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist nach der Leipziger Vvlkszeitung (Nr. 222 vom 7. Okiober l2il) den Mitgliedern der schwarzen Rasse der Beitritt zur svzlaldemokralischeu Organi sation nicht nur untersagt, selbst in Versammlungen werden sie nicht geduldet. Voll Entrüstung ergeht sich die Bericht» erstatiertn der Le'pz'ger VolkSzettiing. die amerikanische Genossin Theresia Malkiel, über die weißen amerikanFchen Sozialisten tn einem sozialdemokratischen Blatte The Lall in sorgenden Worten: „Die armen, armen Schwarzen l Sie wenden sich der sozialistischen Partei zu als ihrer einzig« n Hoffnung. Und zur unauslöschlichen Schande unserer südlichen G.mosten sei eS gesagt, sie behandeln sie wie die Hunde." Wle paßt zu solchen Zuständen die ans sozialdemo- demokraiischen Munde osl gehörte Phrase von der Gleichheit alle» besten, wa» Monschenantlih trägt?
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