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Sächsische Volkszeitung : 26.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192111265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-26
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.11.1921
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Nr. L?S. Seite, Sonnabend den 2K. November 1821 mittelbares Recht der Erziehungsberechtigten, das ihnen für ihre Person und nicht >n Vertretung ihrer Kin» der zujteht." Uno will diese Deutung nicht ganz einleuchten. Die Erziehungsberechtigten beantragen doch die Schule nicht sür sich, sondern einzig sür ihre Kinder, die sie dieser Schule zu. führen wollen. Nur wenn sie das Antragsrecht auSübe«, Vertretung ihrer Kinder", hat dieses eine, Sinn. Ein Recht, das den Erziehungsberechtigten eingeräumt wird, kann ihnen nie und nimmer bloß ..für ihre Person", sondern mutz ihnen sür ihre Kinder gegeben sein zu dem Zwecke, daß sie durch seine Ausübung Einfluß daraus gewinnen, in welch-r Weise sich die Erziehung ihrer Kinder vollzieht. Jedenfalls ist dc>r Versuch verfehlt, die den Erziehungsberechtigten verfassungs. mäßig zustcheude AntragSbefugniS als deren rein persön.icheS Recht hinznstellen. Cs mag dem Staatsrechtler überlassen bleiben, zu ent. scheiden, ob die Ncbertragung dieses Antragsrechtes auch auf jene Erziehungsberechtigten statthaft ist, die nicht im Besitze der deutschen Staalsangehörigleit sind. Für die katholische Bekennt nisschule in Sachsen ist diese Möglichkeit jedenfalls von entschei dender Vedeuiung Wir glauben freilich, das in der Antrags- besugnis sich aussprechcnde Recht der Gewissens- und Er- ziehungssreihcit müßte mit anderem Maße gemessen werden cuS die politischen Rechte, wie das Wahlrecht in Gemeinde, Land und Reich; denn es ist schließlich nicht nur ein Urrccht des freien Staatsbürgers, sondern ein Naturrecht des Menschen überhaupt. Wenn Artikel 142 der Verfassung erklärt: „Die Kunst, die Wissenschaft und ihre Lehre sind frei," so schränkt der Staat dieses Recht auch nicht auf diejenigen ein, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, sondern läßt alle in sei nem Verbände Lebenden an dieser Freiheit teilhabe». Er würde sich selbst in Widerspruch mit diesem alle» seinen Gliedern ge währleistete» Rechte auf die Freiheit der eigenen Ueberzeugung setze», wenn er einem Teile seiner Angehörigen die praktische Anwendung der Gewissensfreiheit, wie sie in der Wahl der Cebulsirm sür die Erziehung der Kinder sich vollzieht, vorcnt- halten wollte. Mit dem Rechte der Gewissensfreiheit gewisser- maß-u zu sckxichern. seine Gewährung von der Erfüllung äuße rer staatsrechtlicher Formalitäten abhängig zn machen, ist des modernen Staates unwürdig. Die größte Freiheit ist in die sen innerlich persönlichen Dingen das höchste Recht. Eine weitere Beschränkung des Kreises der Antragsberech- tiglcn liegt in der Bestimmung des Entwurfes, daß nur „die Erziehuugsbcrechtigieii volksschulpflichtiger, die Volksschule be suchender Kinder" zur Stellung eines Antrages auf Errichtung von Bekenntnisschulen oder bckciintnisfreien Schulen befugt sind. Diese Einschränkung gegenüber der Verfassung, die in Artikel 146. Absatz 2 nur von Erziehungsberechtigten schlechthin spricht, bezeichnet die Begründung des Entwurfes als „aus inneren Gründe» unvermeidlich". Ein Antragbrecht auch solchen Er ziehungsberechtigten zuzugcstchen. die ihre Kinder entweder überhaupt nicht oder nicht mehr in die Volksschule schicken die also nicht als Erziehungsberechtigte an der Einrich tung der Schulen abweichenden Typs beteiligt sind, hieße nach der Begründung das Aniragsrccht „ülwr Gebühr politisieren". Man kann sich mit dieser Einschränkung allenfalls abfindcn. da si« immerhin ohne grösst, Zwang aus der Verfassung abgeleitet werden kann. Aber man kann zugleich mit Gcnugtunng feststel- ken, daß diese Deutung eine Korrektur der im Entwurf ver tretenen Ansicht darstellt, das Antragvrecht sei „ein unmittel bares persönliches Recht der Erziehungsberechtigten, das ihnen für ihre Person „nd nicht in Vertretung ihrer Kinder znsteht." Hier wird das Antragsrecht ausdrücklich als solches ge kennzeichnet, das sie für ihre Kinder auSüben, und darum wird es denen entzogen, die selbst keine Kinder in die Volksschule schicken; dort aber, wo cs als ein staatsbürgerliches Recht ge deutet werden soll, sucht man cS als ein rein persönliches Recht hinzusteklcn -s so ans den engeren Kreis der deutschen "?4aatSbüpa«r beschränken zn können. ° SV verfällt der Entwurf Dl Xeser Deutung jws AntraaSrechtes in eine widerspruchsvolle Hikchrspältiakeit — weil ihm Said diese, bald jene Auffassung des WnSmrgsrechleS dazu taiwd, erscheint, die Zahl der Antrags- brrechlinten zn vermindern. „Der Zweck heiligt die Mittel." Aber jene Einschränkung verkürzt doch auch einem Teile der Erziehungsberechtigten seine verfassungsmäßigen Rechte. Denjenigen nämlich, die zur Zeit der Stellung des Antrages noch Seine Kinder zur Schule schicken, die aber „ihre noch nicht schul pflichtigen Kinder aller Voraussicht nach später einmal in die Volksschule schicken werden". Der Entwurf gesteht selbst zu: .Sie baben unziveifelhaft ein Interesse daran, bei der Sinricktui^ von Schulen abiveichenden Typs gehört zu werden" kusch richtiger wäre es gewesen, zu sagen: die Verfassung gibt ihnen einen rechtlichen Anspruch darauf). Aber gleichzeitig weiß der Entwurf Gründe ausfindig zu machen, die es angeblich „nicht zweckmäßig" erscheinen lassen, jene Eltern zu AntragSbc- rechtigten zu erklären. Diese Gründe sind so bezeichnend für das Bemühen, die Freunde der „abweichenden Schularten" nicht allzu zahlreich werden zu lassen, daß cs sich verlohnt, sie sich ganz nahe z» besehen. Sir lauten Wort für Wort: Sächsische Volkszcitung — Nr. 273 — 26. November 1S21 /Zurück zu den heiligen Satzungen Von Franziska Schneider ^Nachdruck verboten. — Alle Rechte vorbeha ten.- (47. Fortsetzung.) tXachdem sich Lord Playfvur an seinem Platze niederge lassen hatte, begann er semen Nebentuhler von heute einmal gründlich in Augenschein zu nehmen. Nach einer scharfen Muste rung desselben glitt sein Blick zu der Dame an dessen Serke. Wie eie. Blitz durchfuhr es ihn. Das war ja das Mädchen aus Fairyfercst, die schöne Mary O'Rell. die kleine Waldprinzessin, mit der es sich daiiials. ivann N>ar eö doch? — richtig, im ver gangenen Herbste, so reizend spielen steß. Er war ja dama's ganz verliebt gewesen, weil sie die Tochter eines Edelmanns war. Was er damals erwogen hatte, sollte er es jetzt nicht zur Ausführung bringen? Das Mädchen liebte ihn, davon war e: überzeug!. Von seiner Frau war er mittlerweile geschieden, was sonst möglicherweise noch im Wege stand, ließ sich hinweg- räumen. Aus einmal erinnerte er sich sehr genau seiner Pläne von den,als; fatalerweise halte er zur Zeit bald nach der Schei dung von seiner Gemahlin sich nach Ostindien begeben müssen, daher war er nicht zur Ausführung seines Vorhabens ge kommen. „Eine seltene Sck>önhe>t. diese junge Jrländerin, nicht wahr?" redete ihn sein Nachbar an, der den, Blicke seiner Augen gefolgt war und deren Verwetten rtchlig deutete. „So etwas an Vollendung sieht man nicht alle Tage. Sie erregt die Bewunde rung aller Anwesenden, und mit Recht. So was Frisches, Köst liches, Reizvolles." — der Sprecher, ein Uankee, schnalzte mit der Zunge und zwinkerie mit den Augen — „so was ganz ande- res einmal. Meinen Mylord nicht auch? Dagegen sind ja die anderen Damen um sie herum wie leblose Wachsfiguren aus dem Panoptikum." Da« Glas eiivas fester in« Auge drückend und den langen OVl'söry'r zu genauer Beob-rchtong vorstreckend, fuhr der Amc- rikaner- fort: „Sind nicht unberechtigt, di« Attribute, die man der Jrländerin spendet. Als schön, geistreich und sprühend vor Lebenslust bezeichnet man sie. »nd diese da scheint rasfercht zu sein. Wie ich schon bem«rkt Hobe, läßt man sich ihr zu Dützen- den Vorsteven. Scheint recht was Pikante» zu fein, «an reißt sich ja förmlich um ein huldvolle» Wort von ihr.' l „Der Preisträger im Wettrennen, Mister Mac Donald, der Herr neben ihr. soll ihr Bräutigam fii«," fiel et» gegenüber- sitzenber Herr et». vhchstsch« «»N»,,tt«»O Dean e» bleibt völlig unsicher, ob die Kinder dieser Er- ßiehungrberechtigten wirklich «ine Volksschule der Gemeinde besuchen »erde«, da sie versterben (>) oder verziehen (!) kön- «en. Ferner würde die Berücksichtigung der später schulpslich. tig werdenden Kinder dazu nötigen, entsprechend an den Ab. gang der älteren Jahrgänge zu denken. Somit würde ein un- sicherer Wahrfcheinlichkeitssaktor bei der Wertung de» Antra ges Mitwirken. Hier ist man versucht, zu fragen, ob die Verfasser de» Ent wurf:» des Glaubens find, daß dir Kindersterblichlcit Im Kreise der Freunde der Sonderschulen so ungewöhnlich groß, die Seß haftigkeit diese» BevölkerungSteileö aber so »nverhaltnisinäß>g gering ist. daß um der möglicherweise vor Schuleintritt sterben, den Kinder und der etwa vom Orte verziehenden Eltern willen die anderen Erziehungsberechtigten, die doch wohl gegenüber jenen Fällen die überwiegende Mehrheit bilden werden, in ihren verfassungsmäßigen Rechten verkürzt werden müssen. lind wenn der Entwurf meint, wenn man den Eltern der nach dem An tragstermin schulpflichtig werdenden Kinder die AniragSbe- fugnis zubillige, dann müsse man „entsprechend an den Abgang der älteren Jahrgänge denken", also das auf diese Kinder ent fallende Stinimgewich! sür die Sonderschulen in Abzug bringen, van» steht man vor einer mathematischen Gewissenhaftigkeit, der man das Zengnis ausstellcn muß, daß sie den Schein der Gerechtigkeit zu wahren sich die erdenklichste Mühe gibt. Aber mit dem ängstlichen Bemühen, den Sonderschulen ja keine Stimme zu viel zukommen zu lasse», vergleiche inan doch einmal die apcstnktische Festsetzung des § 8, daß für die Gemeinschafts schule böchsicn 25 Anträge erforderlich sind — »nd man wird er kennen. mit wie verschiedenen Maßstäben hier gemessen wird. Den Sonderschulen wird also nicht nur eine reichsgcschliche Re gelung ihrer Dascinsbcdingnngcn versagt, sondern der Entwurf versucht selbst durch allerlei Einschränkungen die verfassungs mäßige Zusicherung: „Der Wille der Ekziehnngsberechtigieii ist möglichst zn berücksichtigen" praktisch zu verkürzen und die Zahl der sür die Sonderschulen Eintrctenden möglichst zu beschneiden. So wird wohl die Situation der „abweichende'» Schularten" mit allen Mitteln erschwert, positiv aber für die Sicherung der Son derschulen so gut wie nichts getan. Denn wenn der Entwurf es der Landesgesehgebung anheimgibt, die Mindestcrforder- nisse eines rechtswirksamen Antrages festzusi'tzcn, werden die Sonderschulen und damit auch dle Bekenntnisschule an eine zweite Instanz ausgeliesert, nl>er deren Wohlwollen, namentlich für die Bekenntnisschule. inan sich in gewissen Ländern keinen Zweifel hingeben darf. Wie man angesichts dieses Sachverhaltes von einem „liebevollen Schutz der Bekenntnis schule" durch den Reichsschulgeictzeniwurf reden kann, der zu dem nach der ganzen rechtlichen Lage ja auch den anderen Son- derichecken, also auch der weltlichen Schnlc, zugute komme» müßte, das bleibt wohl ein Geheimnis des „Sächsischen Lehrer vereins". Die deutsch-polvische Konferenz Gens, 24, November. Die ersten beiden Sitzungen der deutsch- polullcheir Konferenz, die zunächst einer Fühlungnahme zwischen den Vertreter» der beiden Länder und dem Präsidenten, sowie den Vorbesprechungen über den Arbeitsplan galten, nahmen einen würdigen Verlaus. Die Begrüßungsansprache Ealonders machte aus alle Teilnehmer einen sehr günstigen Eindruck. Ter Reichsminister a. D. Schisser dankte in kurzen Worten und betonte, daß Deutschland im Geiste der Versöhnung, niit dev ehrlicheil Absicht, zu, ersprießlichen Ergebnissen za gelangen, au den Verhandlungen teilucyme. Die Nachmittagssitzung war mehr stündigen Beratungen zur Ausstellung des Arbeitsplanes gewid met. In der wichtigen Frage des Verhcmdlmigsorteü fände» alle Teilnehmer eine befriedigende Lösung. Hiernach werden in Genf di «-allgemeinen Verhandlungen zwischen den Regierupgs- bevollmächtigten stattsinden, während die Kommissionen, die alle In der Note vom 20. Oktober d. I. berührten Aufgabengebiete zu bearbeiten haben, aus Baliitarücksichkeir Nitd auch aus sachlichen Gründen an Orten abgehalten werde» sollen, die Oberschlesien näher liegen als Gens. Ein großer Teil der Kommisfionssitzungen soll in Danzig stattfiuden. Man niiMnt an, daß die erste Genier Tagung bereits am Donnerstag abend zu Ende gehe, daß aber die Bevollmächtigten vielleicht noch vor Abschluß der endgültigen Verhandlungen wieder in Gens zusammentreten. Die Schluß sitzung soll aber jedenfalls in Gens stattsinden. Gens, 21. November. Die deutsch-polnische Konferenz hielt heute nachmittag eine sehr lange Sitzung ab, die über vier Stunde» dauerte. Sie wird morgen ihre Beratungen sortsehen. Am Schlüsse der heutigen Verhandlungen wurde folgende amtliche Mit teilung hcrausgcgcbcu: Im Laufe der heutigen Sitzung gelangten der Präsident und die beiden Abordnungen zu völliger Einigung über das Verhand- lungsvcrfahren der Konferenz. Das Sekretariat des Präsidenten wurde bcaustragl, den endgültigen Text zu revidieren. Die Sitzung führte zu einer Aussprache über die maßgebenden großen Gesichts punkte. Der deutsche Bevollmächtigte Reichsiuinister a. D. Schiss er gab in einer längeren Rede die Richtlinie» der „Na. der täte gut, sic in ein Glaskästchen zu sperren, sonst könnte sie zu übermütig werden bei einer solchen Allgemein verehrung." Ter Uailtee erging sich in weiteren Ergüssen mir diesem letzteren Herrn, da cs Lord Playsour z» gefallen schien, sich in Schweigen zn hüllen. „Teufel, das auch nochl" ries cs in ihm, als er hörte, daß Mary verlobt sei. und zudem noch mit diesem Menschen, der ihn heute um den SiegesvreiS gebracht hatte. Plötzlich durchfuhr ihn rin diabolischer Plan. Ha, letzt, wußte er, wie er sich rächen wollte. Eine Tckmnde wollte er ihm j znsüge» und ein Leid aiitii», woran er denke» sollte sein Leben lang. Die Mar», die er wiederum begehrte, so heftig wie da mals, ja rncch heißer, wollte er ihm abtrünnig machen. Das würde ein Schlag sei», wie er ihn nicht schwerer tressen konnte. Heute noch wollte er handeln. Ein prickelnder Reiz bemächtigte sich seiner, sein Blut geriet in Wallung, seine Lippen bissen sich fest aufeinander. Der Entschluß war gefaßt. Ein reizvolles Spiel am Schlüsse des TagcSl -- Das Kälte er nicht gedacht. Er griff zur Flasche, perlend floß der feurige Trank in das Glas. Mit- einem Sturze leerte er es, füllte es wieder — leerle und füllte es von neuem. „Mein lieber Freund." *ogte sein Nackbar, ein Genosse seiner Lebensart, „das geht zu rasch. Hat eö d,r die gefeierte Schöne auch angetan? Mit öhampaguer löscht man nicht, da mit fachr man an." „Ach was, ich niag die nicht, »m die sie alle summe». Was gehl mich die Braut eines anderen an? Jedem sein Rech." „Bist ja merkwürdig zart besaitet heute. Prost, mein Lieber. Du hast recht. Für erneu Playsour immer nur eine, die znm ersten Male küßt." Playsour nickle und trank den Rest seiner Flasche »nd be stellte eine neue. Der Stachel des Fleisches reizte ihn — Haß „nd Rachsucht spornten ihn an — die Zügellosigkeit seiner ge- waltlätiaen Gesinnung trieb ihr, an, die verwegene Jagd noch dem Mädchen anfzunchmen. Dabei legte er beharrlich die glatte Miene der Zufriedenheit über den äußeren Menschen. Mit einer Handbewegnng winkte er seinen verständnis vollen Diener heran. „George," sagte er, „sieh dir einmal ge nau die Dame neben dem -Herrn ans dem Ehrensitze an. «Laste sie nicht aus dem Auge. Wenn sich die Gelegenheit bietet, dah ich sie ohne die Gegenwart dieses Herrn sprechen kann, so teile r» mir mit. Daß ich sie am liebste« allein spreche« möchte, da» vwrfiehp du wohl?" " .Jawohl, Mylord." ' deutschen Auffassung wieder. Er wie« vornehmlich aus die oberschlesische Eigenart hin und betonte, daß es notwendig sei. sich nicht nur auf die finanziellen und wirtschastltchrn Fragen einzustellen, sondern den geistigen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen. Nicht nur materiell, sondern auch seelisch müsse da» «oll befriedigt werden. Die moderne Auffassung, die die Berüctsichti- gung der Seele des Arbeiters fordert, könne nicht außer acht ge lassen werden. OberschlesieaS Gedeihen beruhe zum großen Teil auf geistigen Grundlagen. Nach der allgemeinen Aussprache erörterte die Konferenz dir Grundlinien des Arbeitspläne», die in der mor- gigen Sitzung ihr« endgültige Form erhalte» sollen. Die Beriet- lung des Arbeitsstoffes auf die Unterkommissiourn im Sinne der Note ist nunmehr beschlossen. Man nimmt an, daß die Unterkom- Missionen ihre Tätigkeit am 9. Dezember beginnen werden. Tie OrtSsrage ist noch nicht vollständig geklärt. Das „Journal de Geneve" erfährt, daß die Kommissionen in Oberjchle- sie« selbst arbeiten wollten, was natürlich sachlich das Zweckmäßigste wäre, so daß man eigentlich kaum Wider spruch gegen eine solche Lösung erwarten kann. lieber die Dauer der gesamte» Verhandlungen ist nichts Ge naues bekannt. Es heißt, daß sie erst Ende Januar oder Anfang Februar beendet werden. Die gegenwärtigen Genfer Besprechungen dürsten noch den morgigen Tag in Anspruch nehmen, vielleicht auch noch Sonnabend. Wieder Einreiseerlaubnis nach Oberschlefien Oppeln. 24. November. Wie WTB. hört, hat die Interalliierte Kommission dem deutsche» Bevollmächtigte» mitgeteilt, daß sie in Zukunft die Einreiseerlaubnis sür die bevollmächtigten Ver treter der deutschen Regierung nicht mehr versagen werde, die zum Zwecke der deutsch-polnischen Wirtschaftsverhaudlungen tn Oberschlesien Erkundigungen rinziehen wollen. Die Interalliierte Kommission macht gellend, daß die srüheren Bedenken jetzt, nach dem die Genfer Verhandlungen begonnen hätten, nicht mchu bestünden. Wie WTB. weiter hört, ist dem Sinreisegesuch des Generalvertreters für Wirtschastsfragen RrichSminister a. D. non Raumer entsprochen worden. Die Rolle der Tschecho slowakei in der ober» schlesischen Frage Wir», 24. November. Wie auö Prag gemeldet wird, besagt eine Interpellation des deutschen parlamentarischen Verbandes über die Rolle der Tschccho-Slowaket in der oberschlesische n Frage: Bet seiner jüngsten An wesenheit in Prag hat der polnische Minister des Aeußcrn Skir- mlint dem Ministerpräsidenten gegenüber dankend hcrvorgehobeu, daß die Teilung OberschlcsicnS hauptsächlich der Haltung des Mi nisterpräsidenten zugcschricben werden könne. Der Ministerprä sident hat damit neuerlich die Gefühle der 3,5 Mil li» neu Deutschen dieses Staates aus das all cr em pst ndlich st e verletzt und bewiese», daß sür ihn wes r moralische Bedenken noch politische Grundsätze in Betracht tom- me», wenn cs gilt, die Haß- und Bernlchtungspolittk gegen das Deutsche Reich zu unterstützen. Bei der Haltung des Munstern,-mi- denten erscheint die schwere B e » n r u h i g n n g der Ber-ölic- rung berechtigt, die ans Gerüchte zurückzusühren ist, daß Misch.» Polen, Tschechen und Franzosen Abmachungen über B-schin.g weiterer Teile Obcrschlestens getroste» worden seien. Es wird gefragt, ob der Ministerpräsident bereit ist, ernstlich uns v:'-n die Uninteressiertheit der tschecho-slowalischeu Negierung an O er- schlesirn zn erklären, da durch die Euticheidnng des Obers: N'-g.-S die im FrtcdenSvertrag enthaltenen Voraussetzungen stir neu Anfall des Leobjchützer Gebietes wegsallen. Nadauszenen im preuMchesr LmMage Berlin. 25. November. Unter Johlen und Pseisen,"Uiir Nies pulver,- Stinkbomben und- Dauerreden der Kommunisten-- «tz» endlich in einer siebzehneinhatb Staude» wahrenden -Dauorstc-.'s'H di« sich von 12-ttyr-mittags dis lmto - Uhr srny iiun-riieivr 'äirn aiisdehnte, am Donnerstag früh die. .-,»ne-- G.eschSstÄo.rtzna'!g- 'dH- preußischen Laudesversaniinlnng zur Erledigung gebracht.. selbe Lärmen, dgsselbe Toben am Tage, am At>e„d, ,n .< Nacht »nd auch de! Morgens. Die.Komiuuiriiicn.hätten längs- .eins».».-» müssen, daß ihnen diese Störmigsversuche und .vbstrpkti,».; wich aus nichts nütze stich. Denn man war fest cinsthlogeu, diese!-, Treiben einetz Häusleins radaiilustiger Elemente/durch - di« >->H- ichärstc Geschäftsordnung ein Ziel zu seycn und darum mir äcä schleunigtem Ester die Erledigung dieses »Keg-.»stände« due ch'.ch drücken. Es nützte aüctz den Kommunisten nick!---, daß sic sür jlvcst Paragraphen i.a»ientliche Abstimmung beantragt Hanen. D-s Resultat der Annahme beweist, daß man dein Präsioentrn ent. lich die Handhabe geben will, da» Parlament >wr der Wiederhol'-ne, solcher Szenen zn schützen. Der entscheidende Paragraph ist Paragraph -V> Seine An nahme, die zu sehr vorgerückter Zeit stattsand, bringt die gauw Meute der Kommnutsteu in Ausruyr. Eine «ayenmusil hebt au. Ohrenbetäubendes Johlen und Psesten ist »tr Aiilwon am die Verabschiedung der im Paragraph 5»- enthaltene» Ordnn, sttmmiiiigen. Der Avg. K n tz bezwetselt die Gutligleit ver stimmung, indem er mttreilt, daß eriitge seiner Parteisreuude „zur „Nun also, vielleicht läßt sich vald ei» solcher Auge,Mick ergattern, hörst du?" - a „Jawohl, Mylord, ich werde mich anstrengen." " " George brauchte sich die Dame nicht lauge zu betrachten Er hatte sie ja schon einmal gesehen. Er wußte immer .iäf rechten Zeit, was er wissen sollte, und vergaß alles, um» er Vcrt gessen sollte. Aenherlich war stets alles bei ihm in niusterliasleik Ordnung. Er war das Ideal eines Dieners für einen in sctiweisende», Leben sich ebgetzeudeu Herrn. Während tm Ballsaalc Hunderte von Ampeln riglichirn und bei de». Klängen einer sninberauscheiiden Musik die. e.e- ganle» Paare sich schwangen, war eS draußen im Tale von Kck» dare still geworden. Pei cintreteuder Dunkelheit halte lich dgS Volk nach den verschiedensten Richtungen hi» zerstreui. Mit dein morgigen Tage sollte der Lärm von neuem beginnen. Nur ein zelne Gruppen der Bänkelsänger, Bajazzos und Marktkrümer lagen che! ihren Wagenburgen, ihren Tanzzelten und VersiuM» bud-.ii Sie hatten Feuer „»gezündet, über dem sie das.Ntasiex zum Abendiee kochten, und schickten sich au. ihr« trockene« - Prot« krnmen schweigsam zu verzehren. Wozu auch reden? Sie. .hatchst am Tage genug getobt und geschrien.. Während, sie ivege«: der, kühlen Nachtlust dicht in dey Schein des Feuers rücklen, ...sah der Eine und Andere, indem er seine Brotkruste benagte, mch weit geöffneten Augen zn de», Festb.au der Reichen biuübLt. Vom Dunkel der Erde iimwobcn, vom Schein des Nachthimmels gekrönt, schien er wie ein schwebendes Schloß, von dem bunt- farbenen Lichie unzähliger Fenster wie mit Edelsteinen „ge schmückt. Die berauschenden Klänge einer seinen Musik drangen zu ihnen herüber. Sie sahen, hörten und lauschten mit ihrer Seele und svrachen kein Mort von dem. was sie in sich ausnah» nie». Was sie sahen, war ein Stück ihrer Märchen, was sie hör ten, war ein wunderbar schönes Lied, und was sie empfanden, war die Sehnsucht »ach dem, »ms wirklich schön war. Was war dagegen die bnntbrlappie Wirklichkeit ihres Daseins, was war die heisire Musik ihrer Straßenbarden, »ms die schreienden Lie der ihrer Bänkelsänger? Zu legrenzt und zu stumpssiuuig. ver mochten sie nicht, zu erkennen, daß cs Elend, Jammer und Not war. die aus ihren Bergnüguuac». ans ihren Tänzen, auö ihrer Musi? ,,„d ihren Liedern ausichrir mit erschütterndem Schrei. Was sie heut« empfanden, würden si.'. morgen vergessen, denn morgen mußten sie weiter tanzen, spielen und singen, um ihr Brot zu verdienen, da» liebe, tägliche, trockene Brot. Morgen mußte die Wunderblume, die »z der Stille der Nacht za sehnsüchtige« Begehren sich ausgetan, sich wieder schließen. Sie durfte niemals zur Schönheit ersprießen- l Sertskdung HM s
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