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Sächsische Volkszeitung : 27.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192111270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-27
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.11.1921
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!7<, Seite S Eonntag den 27. November .821 Sächsische volkSzettung k'/r Jab« bk bec diese Tätig. e„ Meister darf »tic liebe« „nstratze 13, lt wird. I«A« )>- imern kl-etaristt stte 13 .117» s litt! Mtiille btenmßf eine il'n Mnauer LZ6 8teIItIIIA ißl cies Vali- ivtliiäftei sii ÄÜUM6 »i'clii U >68611. se ckem LnrlikZ a vor allen, in i erfüllen tull. IllM Oamenhutfabril ger Fachmann e Jaeobzen» Sllll 1^1 ib«Ik >nvn Ml 8«e!:! vnv IS platten lÜNLtlvI' »linen «ente N>7ü WIE) egen einer der Tat' Sätzeil be lvar. Ein e und ihre ^ gemacht. zulasten zu deir Kamps keine Ver- S anch mu Nun hatte Chemnitz auch seinen Bischofstag. Abends 6 Uhr sollte der hochwürdigste Herr mit dem Auw aus dem Vogt« lande eintressen. Die Geistlichkeit, die Kirchenväter, die Schul leiter und die Vorsitzenden sämtlicher Vereine hatten sich im Pfarrhause am Roßmarkt eingefunden, daneben eine Schar weih, gekleideter Damen der Jungsrauenkongregation zur Spalierbi.- dung, um ihren neuen Bischof zu begrüßen. Aber Minute aus Minute verrann. Schon bemächtigte sich aller bange Sorge um den Bischof, Sorge auch um die auf 8 Uhr ungesetzte Gemeinde seier. Um 7 Uhr ging man bedrückt auseinander. Zweinigers großer Saal war schon lange vor 8 Uhr üverfüllt, der Bischof noch gar nicht in Chemnitz! Wie ein Lauffeuer ging es von Mund zu Mund und legte sich lähmend aus alle Herzen. Da endlich die telephonische Nachricht: Im Pfarrhause eingetroffen, gegen 8.45 Uhr im Saale! Der Festleiter, Herr Lehrer Kretschmer, konnte dies den Versammelten mitteilen und so den Bann iösen. Zur angesagten Stunde erschien er unZ mit seinem herzgewinnenden Lächeln, stürmisch begrüßt von den I3VV Versammelten. Der Kirchenchor zu St Joseph sang unter Leitung des Herrn Lehrers und Organisten Böhm das „Ecce sacerdos" von Goller. Darauf trug Fräulein Helfer den von Herrn Oberlehrer Hesse verfaßten, gedankenschönen Prolog mit einer Meisterschaft vor, die einer bcstgeschulten Deklamato rin Ehre gemacht hätte. Hierauf nahm der Vorsitzende des Ortsverbandes aller katholischen Vereine zu Chemn'tz. Herr Lehrer Kretschmer, das Wort zur Begrüßungsausvrache. Seine unermüdliche Ar beitskraft ist mit dem Blühen und Gedeihen der katholischen Ge, meinden in Chemnitz aufs engste verbunden. Sein Name im Kampfe um Erhaltung der katholischen Schulen ist nicht nur in Sachsen, sondern auch über die Grenzen hinaus bekannt. k>rr> Uvtirer K»e ityuirr führte etwa folgendes aus: Hochverehrte FestversammlungI So ist uns doch noch die Freude zuteil geworden, unseren hochwürdigslen Herrn Bischof bald nach seinem Regierungsantritt in unserer Stadt begrüßen zu können. Schien es doch, als ob dies erst am 80. April näch sten Jahres geschehen sollte. Das geht nicht an, und wir muß te» ihn bitten, auch seine drittgrößte Gemeinde bald zu besuchen. Cr halte sonst meinen müssen, daß wir gar keine Sehnsucht Här ten, wo andere Gemeinden ihn schon längst begrüßt haben. An- dercrse'ts könnten unsere Gemeindeinitglieder auf den Gedanken kommen, daß das Herz des Bischofs für die Chemnitzer kein Eck chen übrig habe. Ilm so größer ist jetzt die Freude, Euer Bischöf lichen Gnaden in Chemnitz aufs allerherzlichste willkommen zu heißen. Ich will die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne die Geschichte in dieser Feierstunde ihre Streiflichter Wersen zu lassen. Da müssen wir um 800 Jahre zurückgehen. Wo sich heute die Straßenzüge um die sieben Hügel legen, da war da mals in dem Tale noch Sumpf und auf den Hügeln Urwald, lim diese Zeit kamen von Nordwesten her aus der Benediktiner abtei Pegau Klosterleute, hier ein Kloster zu errichten. Die Mönch- suchten sich den Platz auf dem Schloßbcrge auf und rodeten die Wälder aus. Als die Mönche das Kloster und die Kirche fertig hatten, schickten sie zum neuen Bischof von Meißen. Dieses Kloster ist der Kristallisationskern für die berühmte In dustrie- und Handelsstadt geworden. 400 Jahre kamen reget- mäßig Bischöfe, um das hl. Sakrament der Firmung zu spenden. Da kam die Reformation. 7540 wurden als letzte treue Diener die Franziskanermönche aus der inneren Klosterstraße vertrie ben, das letzte Fünkchen katholischen G.'aubenslebens erlosch, als 1581 der damalige Bischof von Meißen die Mitra niederlegte. Seit dieser Zeit ist kein Bischof mehr nach Chemnitz gekommen. Erst im Jahre 1820 wurde von Zwickau aus in einem Privat hanse der erste Gottesdienst gehalten. 1821 wurde die erste ka tholische öffentliche Volksschule gegründet und damit die Keim zelle gelegt für ein katholisches Gemeindeleben. Die Tatsache muß ich hier gerade noch einmal hervorhebcn, daß diese erste katholische Schule die erste öffentliche Volksschule überhaupt war, die Protestanten folgten zehn Jahre später. Ein Beweis dafür, daß katholisch nicht kulturfeindlich, sondern im hohen Matze fort schrittlich ist. In den kommenden 100 Jahren ist eine große katholische Gemeinde aufgewachsen. In dre: katholischen Schu len wird von gläubigen katholischen Lehrern die Jugend dem göttlicken Kinderfreund zugeführt. 16 000 Katholiken wohnen tu Chemnitz, 8000 Seelen außer- lialb. Diese 21000 Seelen sind auf ein Gebiet verteilt, das weit größer ist als mancher deutsche Bundesstaat Dazu nur sechs geistliche Herren, lind wir, die wir heute hier versammelt sinn, das muß nach dem Rückblick festgestellt werden, können nach fast 100 Jahren wieder einen Bischof von Meißen, den 42., in un serer Stadt begrüßen. Der Wunsch, der uns auf den, Herzen brennt, ist: „Möge die neue Reihe der Bischöfe von Meißen nie imterbrcchen werde», möge das neue BiStnm feststehen bis ans Ende der Zeiten. Möge es unserem Bischof gelingen, der die Liebe in die Herzen gießt, nicht zuletzt in unseren glaubenslosen Zeiten sein schweres Hirtenamt mit Freuden zu führen. Was an uns Chemnitzern ist, das wollen wir tun, den Bischof bei sei nem schweren Hirtenamt zu unterstütze» nach besten Kräften. Zur Rechten des Bischofs sitzt ein alter hochwürdiger Prie stergreis, der hochw. Herr Prntonotar Skala. Trotz seines hohen Alters hat er »ach dem Ableben unseres allgeliebten Bi schofs Dr. Löhmann die beiden Diözesen als Vistumsverweser verwaltet. Sein Bemühen um Wiedererrichtung des Meißner Bistums ist von Erfolg gekrönt gewesen. Wir sind beute in so zahlreicher Weise versammelt und bitten den hochwürdigsten Herrn Bischof, daß er zu uns sprechen möge in nicht zu knapper, Weise, daß die Chemnitzer nicht er- müdet werden, auch wenn er noch so lange stricht. Reicher Bei fall lohnte die treffenden Ausführungen. Hierauf sang die Cacilia von Chemnitz 1 unter Leitung des Herrn Lehrers und Organisten Vogt den Chor: „Singt dem Herrn mit Jubelschalle" aus dem Oratorium „Die hl. Cä- eilia" von Wiltberger. Die Klavierbegleitung besorgte trefflich Herr Lehrer Nebermuth. Darauf spendete Herr Opern sänger Albert Herrmanns, ein treues Mitglied unserer Gemeinde, vier Lieder für Bariton: Frühlingsfahrt und Mond fahrt von Schumann, Wanderers Nachtlied von Schubert und den Siegen von Hugo Kane. Wieder konnten wir wie kürzlich in der Veethovenschen Missa solemniS, wo er die Baß- solis sang, die außerordentliche Modulationsfähigkeit seiner Stimme bewundern, die vom weichen durchseclten Schmelz bis zur bochdramatischen Wucht alle Stufen beherrschte. Starker Beifall dankte dem Sänger. Herr Vogt begleitete apart und stilgerecht. Der Kirchenchor zu St. Josef sang darauf den fest- lichen Rheinbergerschen Chor: Preis und Anbetung. Hierauf nahm der hochwürdigste Herr B scbof Dr. Chrisl'an Schreiber zu seinem tiefschürfenden und packenden Portrage das Wort, von wiederholtem, oft nicht enden wollendem Beifall unterbra. chen. Im Sturm eroberte er sich die Herze» aller Chemnitzer Katholiken. Er führte folgendes aus: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ihre warme, herzliche Begrüßung hat einen gewissen Unterton. Sie denken sich nämlich: Gott sei Dank, daß wir ihn doch bekommen haben. Ich gönne Ihnen diese Freude, denn sie ist auch meine Freude. Daß ich heute meine Schritte in die drittgrößte Gemeinde lenke, die Sache verhält sich ein klein wenig anders, als es der ver ehrte Vorsitzende in seiner Schwerenöternatur darstellte. Er hat e» so davgestellt, al» ob der neue Bischof nur nach Dresden und der WIMM» KM am 21. November 1921. Leipzig käme und für Chemnitz nichts übrig hätte. Ich darf Sie aber versichern, daß sich die Sache nicht so verhält. Der Herr Pfarrer Schewtschil wird mir zngcstehen, daß er vor vier Wochen den Gedanken mir nahelcgte, so bald als möglich nach Chemnitz zu kommen und das habe ich deshalb getan, weil der Bischof auf die kath. Gemeinde von Chemnitz stolz zu sein allen Grund hat. Ich bin deshalb wirklich gern zu Ihnen gekommen und wenn Sie etwas warten mußten auf mein Kommen, war die neblige Natur schuld, um so größer ist die Freude, daß wir nnö doch ge funden haben. Nach diesen Worten herzlichen Tank für die überaus freundliche Aufnahme, die sie mir bereitet. Nun möchte ich heute Abend der Aufforderung entsprechen und etwas weiter ausholen. Ich möchte nämlich bei diesem ersten Besuche in Chemnitz einmal einige richtunggebende Gedanken vorlegen, wenn man so sagen kann, ein katholisches Programm Ihnen entwickeln und zwar möchte ich dies tun nach drei Gesichtspunkten. Ich will die Fragen anfwerfen: 1. Wie st eilen wir »ns zu den Andersden kenden? 2. W i e stellen wir uns zum jetzige» Staat? 8. W i e stellen wir u aS zu nns« rer heilige» katholischen Kirche? Das sind Fragen, die schließlich jeden auf der Seele bren nen, deren Beantwortung in diesen schweren Zeiten gegeben werden muß, wenn wir den rechten Weg finden sollen. Wie stellen wir un» zu den Andersdenkenden? Die Schac der Andersdenkenden ist gerade in Sachsen überaus groß. Wir bilden sie Minderheit >n religiöser, wirt- «chafliicher und sozialer Hinsicht und für Minderheiten die rech:e Stellung finden, die frei von jeder Schiräche und Unduldsamkeit die rechte Mitte findet, ist nicht teicht. Wie lautet die>er rechte Mittelweg? Wir Katholiken haben vor jeder ehrlichen Ueberzeugung Achtung »nd Respekt, vvransgcselst, daß die Answirlungen dieser von uns abwcichenoe» Ueberzeugung nicht zum Nachteil des Voltsganzen gereichen. Wenn das letzte der Falt wäre, dann hätte die Ueberzeu gung kein Recht, sich in der Oefleniiichteil auszuwirken; denn über jeder Soudecureinung steht das Wohl des Volkes. Deshalb werden wir niemals einer sremden ehrlichen Ueberzeugung mit dem Geiste der Unduldjamkeit, Geringlchätzung und Verachtung gegeuüberlreten. Wir hatten aber auch an unserer Ueberzeu gung fest und lassen uns nicht irre machen. Wir werden auch versieben, daß eine Erziehung von Jugend auf gewisse äußere Verhältnisse, Vorurteile, falsche und ichiefe Austastungen von unserer katholischen Religion in gar manchem unterer Volksge nosten eine ehrliche Ueberzeugung Hervorrufen können von der Alleinberechtigung ihrer Weltanschauung. Wir können uns wohl hineindenken, und darum schonen wir die Gefühle und ihre ehr liche Ueberzeugung, wir haben Achtung und Respekt, daß diese andersdenkenden Volksgenossen das, was sie vor ihrem Gewissen für Recht befinden, auch behalten. Das tiegr im Geiste der ka tholischen Religion, nicht vorschnell über andere den Stab zu brechen. Das wäre nicht der christliche Geist der Liebe. Die Achttuig vor jeder innerlichen Ueberzeugung, soweit sie nicht dem Volksganzen schadet, das ist der rechte Weg, die rechte Stel lung, die wir in diesem Wirrwarr als Katholiken einnehmen wollen. Wir wollen auch, das, unsere ehrliche Meinung gerade so geachtet und respektiert wird und noch mehr, daß wir unsere Ueberzeugung im öffentlichen Lebe» anöwirtcn können. Daran kann niemand zweifeln, daß die Auswirkung der katholischen Ueberzeugung dem Volke noch niemals geschadet hat. Unsere Ueberzeugung besteht fast 2000 Jahre und niemand kann es be streiten, daß die Auswirkungen der katholischen Ueberzeugung dem heutigen Staate und dem heutigen Deutschland wahrhafi'g niemals schaden wird. Ans den Gründen des Volkswohls geh: es hervor, daß man unsere katholische Anschauung respektiere und ihr volle Auswirkung zubillige. Leider muß gesagt werden, daß dieser edle Standpunkt, diese wahrhaft vornehme Gesinnung, i u gewissen Volksschichten und Kreisen und gewissen Weltanschau ung-Ist,steinen nicht borha irden ist, das ist zu be dauern. Wenn diese, die für sich Respekt verlangen, durch ihre Auswirkungen die größten Störunge» Hervorrufen, wenn sie uns das verwehren wollen, dann fehlt die Grundlage jeder vor nehmen. edlen Gesinnung, jedes sozialen Denkens und Fühlens. Le'der gibt eS viele, denen diese Charaktereigenschaften abgehen. Wir müssen eS beklagen im Interesse des Volkswohles und dec Gesundung deö ganzen Volkskürpers. Wie stellen wir uns zum fetzigen Staat? Der jetzige Staat ist auf der Grundlage der Demokratie und der Gewissenssreiheii aufgcbant. Ich weiß wohl, daß es nicht bloß in katholischen Kreisen, sondern auch in anderen Schichten Leute gibt, die sich mit der Tatsache noch nicht absia- den können, daß Deutschland eine Nepnblik geworden. Wir achten diese Ansicht, soweit sie ehrlich ist und die Auswirkungen dem Volksganzeu »ich: schaden, das heißt edel und sozial denken und handeln. Trotzdem können wir uns der Tatsache nicht verschlie ßen, daß die Reichsvcrfassung durch die Umstände n»d Verhält nisse Rechtskraft erlangt hat. Der Kaiser hat seine Rechte in die Hände des Volkes gelegt. Und alle, die ruhig und vernünftig denken, müssen anerkennen, daß die gegenwärtige Rcichsver- fajsung nun einmal Rechtskraft erlangt hat. Darum müssen wir uns auch auf den Boden der Reichsverfassung stellen, wenn manche äuch andere Wünsche hegen. Man kann eben nicht seine Gefühle durchbringen, weil das einen Zusammenstoß gäbe, das würde unser Volk erst recht zugrunde richten. Wir Ka:holiken haben die Pflicht, uns rückhaltlos auf den Boden der ReichSver- fassung zu stellen und die besonderen Wünsche dem Walten Got tes, der Vorsehung und der Entwicklung zu überlassen. W i r haben die Pflicht, G e g e n w a r t s m e n s ch e n zu sein. Demokratie und Gewissensfreiheit sind bei den meisten Schlagwörter schlimmster Sorte geworden. Jeder muß sich klar sein, wie die gesetzgebenden Faktoren die beiden Wörter verstanden haben. Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, die Gleichberechtigung aller Volksgenossen vor dein Rech:. Jeder hat das gleiche Recht, mag er konfessionell, wirtschaftlich oder sozial denken wie er will. Alle haben Gleichberechtigung auch die Minderheiten. Die Demokratie steht auch den Minder heiten ihr volles ungekürztes Siecht zu, genau wie de» Mehr heiten. Die zweite Grundlage ist die Gewissensfreiheit. Manche haben sich in den Spruch verliebt: „Freiheit, die ich meine", das heißt Freiheit kür mich und zwar für mich rn allem, was ich will, auch im Totschlägen anderer. Das kann aber nicht die Gewis sensfreiheit sein, die Freiheit ist nicht nur für die da, die sie mit Knüppel und Maschinengewehren verlangen, sondern für alle, soweit die Auswirkungen nicht den Staat ins Verderben führen. Nur in diesem Sinne kann ein wahrhaft deutsch den kender Mann die Gewissensfreiheit verstehen, dem es Ernst ist um das Wohl des deutschen Volkes. Die Folgerungen für unS liegen auf der Hand. Von gewissen Kreisen gibt es für uns keine Einhaltung der Gewissensfreiheit, nur Freiheit für ihre Interessengruppen, aber nicht kür unS. Erst recht ist da keine Gewissensfreiheit vor handen. wo man über das heiligste Gut, unsere Seele hinweg schreitet und zu Zwangs,n.rßregcln und Verordnungen greift und die Auswirkungen unterbindet. (Reicher, stürmischer Beifall.- Wir müssen gegen jeden Eingriff auf unsere konfessionelle Schule, den Kindern keinen Religionsunterricht zu geben, auch in nichtkatholischen Schulen, vrotestieren und jeden Eingriff als unannehmbar erklären mit der Demokratie und Gewissensfrei heit. ES möchten doch anch üieienigen, die sich zu diesen Gcdan- kengängen noch nicht emporgeschwungen haben, einmal an 'ich denken, wenn eine andere Maioritäi käme und gegen sie mit solchen Gewaltmaßrcgeln vorginge. Jedenfalls kann auf diese Weise der deutsche Volkskörper nicht gesunden. Unsere katho lische Gewissensüberzeugung können wir nicht unterdrücken las sen. Wir haben immer noch das Gefühl des Znrnckgesetziseins, sind noch Bürger zweiter Klasse, immer noch Kulturkampf. Wir stehen deshalb ganz auf dem Boden der Reichs-Verfas sung und verlangen darum in Schule, Kirche und im öffentlichen Leben die ungehinderte Auswirkung. Das ist keine Gnade, son- der» unser Recht und wir verlangen eS vom Staate, soweit es uns vorenthalten wird. Andererseits sind wir uns auch klar, wo Rechte, da gibt es auch Pflichten. Wenn wir die Wohltaten des Staates genießen, dann wissen wir anch, daß wir Pflichten haben. Diese erfüllen wir gern, weil wir Christen sind inw Christus hat selbst gesagt: „Gebet dem Kaiser, waS des Kai sers ist." Tie wichtigste Pflicht ist die Pflicht des Wiederaufbaues am Volkskörver, denn niemals ist der deutsche Volkskörver so krank und so siech gewesen, wie jetzt. Manche sagen, er läge bereits im Sterben. Pflicht ist es, diesem Kranken zu Helsen, dessen sind wir uns voll und ganz bewußt Kein verständiger Staatsmann sollte sich der Wahrnehmung verschließen, daß gerade »n Katholizismus die besten Hilfskräfte liegen, daß de» Katholiken von allen Volks schichten die Schwere dieser Pflichten am meisten anfgegangen sei. Was tut unserem Volke vor alle:» not? Daß wir cs her- auSreißcn ans dein Tumpfe des- Materialismus, Egoismus und Radikalismus. Der Materialismus Hai seine schmutz - gen Fluten gewälzt über das deutsche Volk. Wir sehen es immer ivicder, daß breite Volksschichten, die Mehrheit des deutschen Volke?, nur ei» Ziel kennen: Verdienen zum Zwecke des Ge nießen?-. Wir sehen es doch, daß beim deutschen Volke weite Volks-Massen bereits io in das Sinnliche hinabgczogen sind, daß ihr Blick für das Geistige vollständig erstorben ist, daß sie wie das Tier keine Wünsche mehr habe» in dieser Beziehung, nur für Speise und Trank. Tie Schmntzflui de-s Materialismus ist über die Köpfe vieler deutscher Volksgenossen hinweggegan- gcn, daß sie ans dein Snmpfe wie häßliche Kröten das Heiligste lästern, begeifern und verhöhnen und den Geis« ihres LpotteS über den GotteSglauben, Religion, Jenseits, kaiboliiebe Kirche und ihre Einrichtungen loslassen. Sage ick« nicht die bittere Wahrheit, wenn ich dieses traurige Bild vor Ihren Auge» auf- rolle. Sie finden es auf Weg und Steg bestätigt. Dermaßen ist das Volk versunken im Schmutz des MaierialismuS. Ihm zur Seite geht der Egoismus, die Selbst- sucht, die nur das eigene Ich anerkennt, sich selber das- Leben gut und schön zu machen, wenn auch darüber andere leiden müssen, wenn andere darüber verhungern, ja das ganze Volk zugrunde gehl. Diese beklagenswerten Egoisten, die nur für sich politische, wirtschaftliche, soziale Vorteile haben wollen, zei gen, wie dieser Geist im Volke umherscklcicht. Das sind die n a t u r n o t >v e n d i g e n Folgerungen des Materialismus. Wen» kein Gott da ist, wenn es keine ewige Vergeltung gibt, gut — dann kann ich lebe» wie das Tier, das Tier weiß auch nichts von Gott, hat keine Seele, dann hast du das Recht, die Instinkte der Tierwelt in das Menschenleben zu verpflanzen, den rücksichtslosen Kamvf. wie im Tierreich, das gegeuseitige Verschlingen auf daS Menschenleben zu übertragen. Eine furchtbare Konsequenz! Sie fübrt zum Untergang. Das kann nicht richtig sein. Es kann das Menscbengeschleckit nicht da sein, um sich anfzufressen. Leider wird das nicht eingeseben. Das sind die Totengräber des gesamten deutschen Volkes. Das dritte Gift im Volkskörper ist der Radikalismus, der Mangel an Pietät vor dem Althergebrachten, die wüste Sucht, alles Bestehende nnizustürzen, auch das- VolkSschnlwesen auf ganz neue Grundlagen zu stellen, al-5 ob während 1800 Jah ren die katholische Schule die Mensche» nur zu Dummen und Tölpeln herangebildet hatte. Gerade hier zeigt sich die Vetiern- schafi zwischen Materialismus- und Radikalismus aufs innigste. Die Schule soll auf den Kopf gestellt werden. Gottes- und Jen- settsglanbe wll genommen werden in allen Familien. Die Dol gen zeigen uns, wie verheerend dieser Geist wirkt, wie das Volk verloren wäre, wenn cs diesem Geiste die Tore öffnete. Ich anerkenne eS, daß auch in anderen Weltanschauungen manche gute Kraft liegt, Materialismus, Egott-mus und Radikalismus zu überwinden. Sie liegt überall da, wo noch Gotiesglaube vor handen ist. Wie weit herrscht er noch? Wer gibt einem Nichtkatholiken den sichere» Weg, wie ec sich stellen soll, wer bieiei Sicherheit? Tie Geschichte zeigt es. «ubaid die Menschen außerhalb der Ofsenbarung wandelten gingen sie Irrwege. Es sind so viele Schmierigkeiten zu über winden und die Menschen haben nicht allein die Kraft, sie zu überwinden. Nur in diesen Grundlagen werden sie die rechte Stütze finden,-sich gegen diese Herrschaft zu wappnen. Welche Konfession macht den Anspruch, in ihrem Schoße die richtige Ausleger!» der Offenbarung zu besitzen? Nur die katholische Kirche hat daS unfehlbare Lehramt und damtt die allcinbesie,«en den Mittel gegen diese drei Feinde. Steht denn das so fest mit der Unfehlbarkeit des LehramicS? Ja! Tie Bischöfe sind die rechtmäßigen Nachfolger der Apostel. Und zu den Aposteln und ihren Nachfolgern hat Christus gewat: „Geher hin i» alle Welt und lehret alle Völker und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Damit wollte Jesus sagen: „In dieser eurer Tätigkeit, Auslegung des EvangelittinS, in der Wahrheit: es gibt einen Gott, ei» Jenseits, bin ich bei euch bis ans Ende der Welt." Nach meinem Tode werde ich einen anderen Tröster senden, der bei euch bleibt. Auf diesen Aposteln ruht der Beistand, wie auch auf den Nachfolgern, de» Biscböscn, der ibiieu imiuer unfehlbar den Weg weist. Und alle, die s cb dem kirchlichen Lehramt unter stellen, haben die Gewißheit, in dieser Einrichtung einen Halt zu besitze». Ich könnte noch weitergeben, wie uns Katholiken auch auf anderen Gebieten die Pflicht zum Wiederaufbau so leicht ge macht wird, wie bei uns die Kräfte lebendig sind. Die katboliscbe Kirche schärft ihren Gläubigen immer wie der das Gebot der Liebe ein. Jesus sagt: Liebet einander, wie ich euch geliebt habe. Der Ruf nach Gerechtigkeit ist ein kalter Ruf. Ein Leben nur nach den starren Formen der Gerechtigkeit ist ein Leben ohne Sonne, ist nicht wert gelebt zu werden. Auch unter den Katholiken gibt cS Wucherer und Schieber, genau wie bei den anderen, das wissen wir wobl, die brauchen uns andere nicht als Katholiken hinstcllen. Der Mensch hat seine Freiheit. Er kann sie gut und schlecht gebrauche». Aber in dem, was sie da tun, sind sic eben keine Katboliken. Stellen wir uns als Katholiken auf den Boden .der Reichsverfassung, der wahren Demokratie und Gewissensfreihcii mit freier, ungehin derter Auswirkung unserer gesunden Ueberzeugung. borel ürflmhos mprig NIlk rlmmer mit «alt o Warmwalskk rovsaer - fltlsk MäAlÜ ' «onttrmrM,
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