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Sächsische Volkszeitung : 27.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192111270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-27
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.11.1921
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Daneben haben wir als Katholiken auch Pflichten dem Staate gegenüber, wollen mit Wiederaufbauarbeit leisten. Diese Pflichten schärft uns die Kirche ein und gibt ums die über- legendsten Mittel. Darum mutzte jeder weitblickende, um das Volkswohl wirklich besorgte Llaatsmann gerade die Katholiken, die die besten Hilfskräfte besitze», heranziehcn. Ich kann es wirklich nicht verstehen, was darin für eine Staatsweisheit liegt, datz man rn diesen traurigen Seiten alles Mögliche versucht und die katholischen Kräfte hindert und hemmt. Ein Staats mann mütztc das sofort erkennen, datz er in den Katholiken die besten Wiederaufbaumenschen besitzt und damit kommen wir rum letzten Punkte: Wie stellen wir un« zur katholischen Kirche? Ich will gleich einmal einige Katholiken kennzeichnen. Da gibt es Katholiken, von denen niemand weitz, die sieht man nicht in der Messe, in keiner katholischen Versammlung, in keiner christlichen Gewerkschaft. Kommt man aber einmal zn ihnen, dann sagen sie, sie seien Katholiken: „Aber bitte, sagen Sie eS niemanden." Ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse hat mir gezeigt, datz das nicht die richtige Stellung ist. Wieder andere sind jeden Sonntag in der Kirche, aber sie lesen keine katho lische Zeitung, sind in vielen Vereinen, aber nicht >n einem einzigen katholischen. Wenn du sie fragst, so antworten sie: Mein Platz ist in der Kirche. Außerhalb bin ich eben Geschäns- mann, Gewerkschaftler oder sonst etwas. Datz die nicht den rech ten Weg gefunden haben, ergibt sich von selbst. Dann wären sie den grötzten Teil ihres Lebens nicht Katholiken, sondern im Jahre nur 02 Stunden, ge m ätz der Zahl der Sonn- und Feiertage. Nach der Mehrheit die Entscheidung. Der rechte Katholik ist ganz Katholik, se> es in der Kirche, auf der Stratze, in Familie, Wirtschaft, Geschäft usw. Da ist er eben Katholik, ist nicht feige. Man soll nicht andere reizen, aber das ist weit entfernt von jener Feigheit. Solche feige Katholiken, die wie ein Taschenmesser zuklappen, die haben noch nicht die richtige Stellungnahme bekundet. Das sind Memmen, die ihre lleberzeugung verbergen, das ist keine Cha rakterstärke. Gerade in der bcittigen Zeit, gerade im öffentlichen Leben heitzt es, sich durchsetzen. Im öffentlichen Leben seinen Mann nicht stellen, d. h. direkt Verrat üben, da kann Gefühl- nehmen nicht drüber hinweghelfen, sei eS bei Wahlen, datz man einem seine Stimme gibt, der nicht katholische Interessen vertritt oder in der Lektüre der Zeitung. Mein sehnlichster Wunsch ist cs, daß in jeder katholischen Familie die katholische Zeitung, die „Sächsische Volkszeitung", gelesen wird. „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist!" Wenn der Chemnitzer Katholikentag ist, soll die Zahl 60 000 erreicht sein unter den Abonnenten. In den Vereinen Mitarbeiten, man sieht immer nur dieselben, so viele tuen nicht mit, das ist ein Zustand, der auf die Dauer unerträglich ist. Wollen wir katholisch sein, sorgen wir auch für echte katholische Familienerziehung. Ich mutz heute auch einmal anS Ende den ken. Möchte der heutige herrliche Tag, wo die Katholiken aus beiden Kirchengemeinden und autzcrhalb der Stadt versammelt sind, möchte er doch d i e Wirkung hervorgerufen haben, wie unsere Stellungnahine in dieser schwierigen Zeit sei als ka tholische Männer und als deutsche Männer, datz wir nicht nur katholisch denken und handeln, sondern deutsch zugleich denken und handeln. Der stürmische, nicht versiegen wollende Beifall zeigte un serem hochw. Herrn Bischof, mit welch sprühendem Geiste und mit welchem Feuer er den Katholiken von Chemnitz das katholische Programm darlegte und entwickelte, tlnvergetzlich werden unS seine Worte bleiben. Nachdem sich der Beifallssturm gelegt hatte, gab die Cäcilia der Jubelstimmung der Versammlung den rechten Ausdruck mit dem festlich freudigen Halleluja ans Handels Messias. Hieraus bestieg Herr P arrer Katzs Hrnann das Rednerpult und führte etwa aus: Wir stehen am Schlüsse unserer Festfeier. Wir haben die grvtze Freude gehabt, unseren Bischof das erstemal zu be grüßen. die Freude gehabt, ihn zu hören, mit ungeteilter Auf merksamkeit, mit welcher Spannung, ein katholisches Programm hat uns der Bischof entworfen. Väterliche, apostolische Worte hat er zu uns gesprochen, wie möchte ich dem hochw. Herrn Bi schof danken, mir fehlen die Worte, ich kann nur sagen: Gott Vergelts Euer Bischöflichen Gnaden! Unseren Dank wollen wir darin bekunden, datz wir dieses Programin halten und darnach, nicht nur auf den Taufschein, sondern in der Tat als Katholiken leben! In Verbindung mit diesem Versprechen bringe ich auch das Gelöbnis der Treue zu unserer heiligen Kirche. Wir ver sprechen Euer Bischöflichen Gnaden, datz wir uns durch nichts werden irren lassen und bitten zu Gott, datz er uns diesen Bischof recht lange erhalte. Danken mutz ich all denen, die heute abend in so freudiger Weise dazu bcigetragen, diesen Abend zu so einer Feier zu gestalten. Der meisterhafte Vortrag des kunstsinnigen Prologes durch Frl. Helfer. Die beiden Kirchenchöre haben ge- wetteifcrt, das Schönste und Beste zu geben, es war eine Freude zu sehen, mit welcher Liebe heute die Sänger auftraten. Dank auch Herrn Bclfin, dem Male» des kunstvoll und stilgerechten Begrüßungsspruches: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! mit dem Bischofswappen und dem Wahlspruch: In caritate dci! Ich bitte Euer Bischöflichen Gnaden, unseren Kindern, Familien, Vereinen und Lehrern den bischöflichen Segen zu erteilen. Nun vereinigten sich beide Chöre unter Leitung des Herrn Bogt, den das Los getroffen hatte, zu dem Schlutzchor: „Herr inein Gott" von Lützl. Es war eine Helle Freude für jeden Freund der Sangeskunst, diesen weit über 100 Sänger zählen den Chor die geräumige Bühne füllen zu sehen, und alles durch langjährige, ziclbewntzte Arbeit geschulte Leute! Mächtig und prächtig, dann wieder geschmeidig und biegsam, absolut klangrein und klangschön hallten die feierlichen Akkorde durch den Saal. Wahrhaftig, wenn man die grötzten Chöre Sachsens und so manchen außerhalb Sachsens gehört hat: die Chemnitzer Kirchen- chüre haben unter ihren überaus eifrigen und tüchtigen Diri genten eine hohe Stufe erreicht. Möge die Freude, die in den Augen der opfcrfähigen Sänger leuchtete, zum Wetteifer beim Vinzelgesang, dann beim Zusammensingen ihnen Kraftquelle sein zu noch größerer Opfcrsreudigkeit beim Neben für den Ka tholikentag, wo sic vor dem ganzen Lande erstmalig die Feuer probe zn bestehen haben. Für jetzt aber herzlichen Dank, ihr wackeren Sänger, vor allem ihr unermüdlichen Dirigenten! Hierauf erteilte der Bischof den Segen. Mit dem Liede: „Großer Gott" wurde der herrliche Festabend abgeschlossen. * Der hochwürdigstc Herr hätte nun wohl andern Tags nach den vorangegangene» Strapazen aus Anlaß der Kirchweihe in Oelsnitz i. V. und den sich daran anschließenden Visitationsbesuchen in der dortigen Gegend einer kleinen Ruhepause und Erholung dringend bedurft. Aber wir sahen ihn schon in der frühen Mor genstunde des 22. November wieder in voller Tätigkeit. Früh halb 8 Uhr las 2. B. Gnaden in der Hauptpfarrkirche zu Chemnitz die heilige Messe, welcher die Frauen und Mütter beiwohnten, die in der vorangegangenen Woche unter der Leitung des hoch würdigen Paters Langer — über 300 an Zahl — mit muster haftem Eifer und größter Andacht die heiligen Exerzitien gemacht hatten. Der hochw. Herr Bischof, dem die beiden Herren Kapläne Hübner und Cepelak assistierten, hielt nach dem ersten Evangelium eine herrliche Ansprache. Mit beredten und tief zu Herzen gehenden Worten stellte er den Frauen die liebe Mutter Gottes als leuchtendes Vorbild und Beispiel hin: 1. im häuslichen Leben, 2. im Leben mit der Kirche und 3. im geduldigen Kreuztra gen. Bei der heiligen Kommunion reichte der hochwürdigste Herr den Exerzitiantiunen und einigen anderen Mitgliedern der Ge meinde den Leib des Herrn. Das war eine erhebende Feier, ein würdiger Abschluß der heiligen Exerzitien, unvergeßlich für alle hochbeglückten Teilnehmerinnen. Um 9 Uhr fuhr der hochwürdigste .Herr, begleitet von S. G. dem Domdekan und Apostolischen Protonotar Jakob Skala und Pfarrer Schewtschik bei der neuen 2 t. I o s e s s k i r ch e des Pfarramts II vor. Am 21. November hatte das katholische Pfarr amt I folgendes Schreiben erhalten: „Auf das Schreiben vom 16. November 1921 teile» wir Ihnen mit. datz nach einer soeben ringegniigeire» Verfügung des Kultusministeriums Unterrichtsbesuche in den Schulen durch Herr» Bischof unzulässig sind. Die katholischen Schulleitungen sind dem entsprechend verständigt worden. Bezirksschulamt Chemnitz I." Es war darum dem hochwürdigsten Herr durch dieses gesetz widrige und mit der Gewissensfreiheit nicht zu vereinbarende Vorgehen des Kultusministeriums nicht möglich, sich vom Stand des Religionsunterrichtes, wie beabsichtigt, in den Schulen zu überzeugen. Darum hatten sich die Kinder der zweiten Schule mit ihren Lehrer» in der festlich erleuchteten Kirche versammelt. Hier begrüßte der hochwürdige Herr Pfarrer Katzschmann von der Kanzel aus mit herzlichen Worten den Oberhirten, der heute zum ersten Male seine Schritte in diese Gemeinde gelenkt habe, um vor allem die Kinder zu segnen. Der hochwürdigste Hers Bischof richtete sodann von der Kommunionbank aus herrliche Worte an die liebe Kinderschar, sowie auch Worte der Anerken nung, des herzlichen Dankes und der Aufmunterung an die Lehrer schaft. Nach einem kurzen Besuche im Pfarrhau'e, wo dem hoch- würdigsten Herrn auch die beiden hochbetagten Eltern des Herrn Pfarrers vorgestellt wurden, ließ sich es der hochwürdigste Herr nicht nehmen, auch das Lehrerkollegium der 2. Schule, welches sich im Tirektorzimmer versammelt hatte, zn besuchen. Mit be redten Worten hieß Herr Direktor Richter, welcher unlängst sein 40jähriges Ortsjubiläum gefeiert hatte, und der am Anf- nnd Ausbau unseres Schulwesens einen hervorragenden Anteil hat, den hochwürdigsten Herrn willkommen. Es war eine Freude für den Bischof, zu hören, wie das gesamte Lehrerkollegium sei nen hehren Beruf ausübt in völliger Harmonie init dem kirch lichen Lehramte und in begeisterter Liebe zu Christus, dem gött lichen Kinderfreunde, und seiner heiligen Kirche. Ter Bischof würdigte mit großer Anerkennung die Tätigkeit unserer Lehrer schaft, von welcher er schon wiederholt mit Freuden vernommen hätte, wie sie sich nicht durch leere Phrasen und Tagesmeinnugen habe irremachcn lassen, sondern fest wurzele in der wahren Wissen schaft christlicher Pädagogik. Punkt halb 11 Uhr fuhr das Auto, welches Herr Baumeister Schwab gültigst zur Verfügung gestellt hatte, wieder bei der Hauptpfarrkirchc vor. Dieselbe hatte sich inzwischen gefüllt mit den Schülern der 1. katholischen Schule und deren Lehrern. Mit bischöflichen Gewändern angetan nahm S. Gnaden auf dem Thronsesscl am Altar Platz. Nach dem gemeinsamen Lied „Fest soll mein Tanfbund immer stehn" und einem poetischen Huldi- gnngsgrnß, vorgetragen von einein Kinde, richtete Herr Direktor Grohmann ehrerbietige Worte der Begrüßung an den hochwürdig sten Herrn. Er wies auf die 100jährige Geschichte unserer Schule hin und hob dabei hervor, daß es ein Bischof gewesen ist, der unsere Schule gegründet hat. Auch er konnte für seine gesamte Lehrerschaft dem Bischof die Versicherung abgeben der unwandel baren Treue zur heiligen Kirche und ihrem Oberhirtcn. Mit wahrhaft väterlichen Worten wandte sich nun der hochwürdigsto Herr Bischof an die lieben Kinder und zeigte ihnen in Anlehnung an die biblische Geschichte, wie groß die Liebe Jesu gerade zu den Kindern sei und wie darum auch die Kinder den Heiland recht lieben müssen. Sie sollen diese' Liebe vor allem beweisen durch regelmäßigen Gottesdienstbesuch, durch Fleiß in der Schule und Gehorsam zu Hause. Danach wurde im Pfarrhaus das Lehrer kollegium dem Bischof vorgestellt. Der Herr Direktor überreichte ihm dabei die aus Anlaß des Schuljubiläums verfaßte Fest schrift. Nach dein Besuch des Bürgermeisters Arlart (der Ober bürgermeister war verreist) und des Schulrates Tr. Wei de in üller erschien der Bischof mit seiner Begleitung in der 3. katholischen Schule in Altchemnitz, ehrfurchtsvoll vom Leiter der selbe», Herrn Oberlehrer Morche, begrüßt. Derselbe wies ans die Schwierigkeiten hin, mit welcher die jüngste katholische Schule in Chemnitz namentlich wegen des unnzulänglichen Raumes zn kämpfen habe. Auch hier fand der hochwürdigste Herr Worte der Liebe an die Kinder und Worte der größten Anerkennung und herzlichen Dankes an die Lehrerschaft, er erteilte darauf den Kin dern und deren Familien und Lehrern, wie bei den anderen Schulen, den bischöflichen Segen. Darauf lenkte er seine Schritte in das katholische Kinderheim, in dessen Hause sich die 3. katholische Schule befindet. Hier hatte sich der Vcrwaltungsbeirat mit den Schwestern und Zöglingen des Heims im Tagraum ver sammelt. Tie Kinder begrüßten den hohen Besuch mit einigen Liedern und Vorträgen. Der Gründer und Leiter der Anstalt er- bat dann für die Zöglinge und Schwestern und das ganze Haus den Segen, den der hochwürdigste Herr gern erteilte, nach dem er einige Worte der Liebe und Ermahnung an Kinder und Schwestern gerichtet hatte. Nach Besichtigung der Anstalt wurde noch das A n t o n i u s h e i m, Schulstraße 105, aufgesucht, wel ches gegen 50 Tagkinder betreut. Diese erfreuten den hochwürdig sten Herrn Bischof mit mehreren Liedern und einer lieblichen szeni- fchen Darstellung. Auch sie hörten liebe Worte ans dem Munde des Oberhirten und empfingen seinen Segen. Nach einer kurzen Mittagspause fuhr der hochwürdigstc Herr, begleitet vom Tom- dekan und dem Pfarrer nach Limbach, abgeholt von Herrn M. Lollo, um sich das dortige neu erworbene Kirchengrundstück anzusehen. S. Gnaden sprachen sich sehr zufrieden über' den Er werb des Grundstückes aus und über die Art und Weise, wie das selbe seinem Zwecke angepaßt wird, und freute sich, daß außer einem Kapellenraum auch noch ein so schöner Gemeindesaal vorhanden sei, der unbedingt der Gemeinde erhalten werden müßte. Hoch erfreut hörten die Limbacher das Versprechen des hochwürdig sten Bischofs, daß sie in kürzester Zeit einen eigenen Geistlichen bekommen würden. Nach einem kurzen Besuch bei den Familien Nadler und Lollo eilte das Auto wieder nach Chemnitz zu rück, in der Fahrt leider durch einen dichten Nebel derart behin dert, daß der letzte noch vorgesehene Besuch bei den Grauen Schwe stern im Elisabeth-Haus unterbleiben mußte, da dringende Ar beiten S. B. Gnaden nötigten, um 5.46 Nhr Chemnitz zu ver lassen, um nach Bautzen zurückzukehren. Das katholische Vereinsleben Der edle Wettstreit zwischen den katholischen Gemeinden Werdau, Crimmüschau und Lichienlanue ist lobenswert. Lovenc. werter ihre gegen,eilige chri,ibrüderliche Unterstützung. Lo waren denn verstopenen Sonntag auf dem großen Familien, abend des katholischen Kasinos im „Gastyof zur dem scheu Eiche" zu Lichtentanne Werdau und Crimmitschau zahlreich vertreten, was Herr Blas meist er Besold ,» seiner kurzen, kernigen Begrüßung lobend feststellte. Nachdem die Sänger des Kasinos unter ihrem Dirigenten, Herrn Leuch,, Proben ihres Fortschrittes abgelegt hatten, erfreuten uns die Jugendlichen mit dem Theaterstück „Fluch und Segen", das unter der verständnisvollen Leitung des Herrn Ober Meisters Morawitz die Zuschauer in Spannung hielt. Wie der Fluch eines harten und geizigen Vaters und der Segen einer leidenden und mitleidenden Mutter über ihren Einzigen sich auswirkt, so zwar, daß die Weisheit der Bibel: „Unverdien ter Fluch trifft nicht" schließlich wahr wird, stellt der aus dem Leben gegriffene Fünfakter, dcfsen edle Sprache von poetischem Hauch durchweht ist. Plastisch dar. Allen Mitwirkenden, auch denen, deren Licht unter dem Scheffel steht, wie: Souffleur und Friseur, ist Anerkennung zu zollen. Besondere Erwähnung ver dienen: Herr Rein hart, öcr den alten Haidbauer charakte ristisch und über Dilettantenkunst hinauSgehend gespielt hat, so wie Herr Besold, der Dichter des von Herrn Beneditl sehr natürlich vorgetragcvcn schönen Prologes. In den Panse» musizierten Herr Stengel (Klavier) und Herr Herold (Geige), die leider in dem großen Saale und bei der Menge der Anwesenden sich nicht durchsetzen konnten, mit denen aber der auflmerksiame Berichterstatter sofort Freundschaft schloß. Die Ansprache hielt der geistliche Beirat Herr Pfarrer Kir schenbauer. Seine Gedanken über das katholische Verein sieben sind von weitgehender Bedeutung, weshalb sic in folgendem wiedergegeben werden: Viele Leser der „Sächsischen Volkszeitung" verfolgen mu Interesse die Vcrciusnachrichteu, die von ernster, schwerer Ar beit, von Seelsorge, Fürsorge und Volksbildung, auch von Froh sinn, Spiel und Tanz melden, ohne zu ahnen, daß eS strenge Christen außerhalb der katholischen Kirche gibt, welche „den ge mütlichen Teil" unseres Bereiiislebens als „weltlich" entschieden ablehnen. Wer an Christus seine Freude hat — so fragen sie — was braucht der noch Vergnügen? „Fahr hin, o Welt! — im Herzen trag ich Welten." Nicht nur Fanatiker und Zeloten, die sich aufdringlich gebärden und vor lauter Frömmigkeit triefen, auch ruhige und tolerante Menschen gehören hier zu unseren Kritikern. Haben sie recht? Sollen wir eine Reformation des katholischen Veremslcbens an Haupt und Gliedern vornehmen ' Sind es- vielleicht doch Wege der Welt, die wir stellenweise wan dein und von denen wir umkchren müssen? Wir Katholiken kennen die Welt: weit, breit, schön, lannen Haft, stürmisch, gefährlich wie das Meer. Wir glauben dem Weisen des Alten Bundes aufs Wort: „Alles ist Eitelkeit!", ohne die Jrrgänge seines Lustgartens aufzusuchen, glauben dem ver lorenen Sohn seinen Hunger und sein Heimweh. Und die Be kehrung der Welt? Sie ist schwierig wie die Rettung eines E> trinkenden, oft hoffnungslos wie die Besserung eines fan'e» Apfels durch einen gesunde». Wachen, beten, arbeiten, abtöte > und sich niemals schlafen legen in den Naubtierrachen der dos wird uns von Jugend anf cingeprägt. Mehr noch: wir hassen die Welt, die schmutzige Welt der Sünde, und wenn schon einmal eine weiße Taube dorthin ihre.» Flug gerichtet hat, eiligst kehr' sie"zurück in die sichere Arche der hl. Kirche. Wir fürchten e»d lich die Welt, diese Seelenmördcrin von Anbeginn, die ge schminkte und geschmückte Dirne, die Braut des Satans. Unsere Weltanschauung ist wesentlich christliche Welidurchschauun: Nicht Kinder der Welt, Kinder des Lichtes ist unser Name. Aber wir sind nun mal in der Welt/ können dem lieben Gott unsere Eintrittskarte nicht zurückschicken oder fordern, in einer stillen Sternenbucht zu landen, wo Sünde ein unbekann! w Begriff ist. Es geht auch nicht an, die böse Welt mit Brettern zuzunageln, einen großen Bogen um sie zu machen oder E n siebter zu werden. Jeder Mensch ist ein Stück Welt > nd festst der einsamste muß, will er in die Kirche, die Straße .er Wca durchqueren. 'Lebenslänglich kommen wir — ebenso weing wir a is unserer Haut — aus der Welt heraus. Waö sollen wir tun? Nicht hilflos dastehen, jammern und frieren, sonder., durch mutige und fröhliche Bewegung die Welt w.e die Kä > übi'windeii. Ileberwindeii im Glauben an den groß:» We.> Überwinder! Wcltheiland, Weltapostel, Weltkirche, Weltpriest >. — sie wollen und sollen uns die Kunst lehren: in der Welt der Will zu entfliehen. Wenn weltlich gleich sündig ist, können wir selbstverstän lich nicht »tttmachcn. Wo die Sünde anfängt, hört bei uns die „Geinüklichkeit" auf. Bis hierher und nicht weiter! Da trennen sich unsere Wege. Unser Wegweiser zeigt nach oben, nicht nab m >cn. Wir katholischen Vereinler verstehen Spaß, aber wir verstehen auch Ernst und wissen, daß es Dinge gibt, in denen wir keinen Spaß verstehen dürfen. Nicht unsittliche, sondern sittliche Tänze, nicht unreine — reine Lieder wollen wir. Wir pflegen lustige, nicht lüsterne Theaterstücke und wünschen rer alle., die schönen Aufführungen mit dem tiefen religiösen Gebasi Die Kirche, diese wahre Mutter, paßt sich dem Lallen und Stammeln, dem Trippeln und Trappeln ihrer Kinder an. Ei: hat einen starken Sinn für das Praktische und einen scharfe» Blick für das Erreichbare. Wohl weiß sie, daß Welt und Sünde bisweilen verwachsen sind wie mageres und fettes Fleisch, daß gegen Weltsucht wie gegen Trunksucht völlige Abstinenz best r .st als Mäßigkeit, aber sie verallgemeinert und ict>a'-lonisier, nicht und glaubt nicht nur an Trutzengel, sondern auch an Schutzengel und Gottes hinreichende Gnade. Ihr Idealismus hat Flügel und — Füße. Nie verläßt sie den Boden der Wirklichkeit und wandelt, einen weiten Horizont vor sich, den goldene. Weg der Mitte. Alles — nur keine Sünde! Engherzigkeit ist nie jbre Sache gewesen, und obschon sie viele Klöster hat, will sie keine Kloster-, sondern eine Weltkirche sein und bleiben. Was diesem und jenem frommt, was sie Reifen und Eingeweihten rät. das empfiehlt und verlangt sic nicht von allen. Gerade in d'estr weisen, individuellen Behandlung ihrer Kinder liegt dcN Geheim- u's ihrer erfolgreichen Pädagogik und ihrer viel bewi.nder'cn Popularität. Haben wir an dem katholischen Berei""-.-st-» im Prinzip nichts zu ändern, so hindert auch die Zugehörigkeit zur großen käst rlischen Kirche nicht, daß wir mit der Dem it eines Lehrlings lernen, wo etwas Sittlich-guws zu lernen ist, mag die Lehre kommen, von welcher Seite sie will. So werden wir immer besser verstehen, die Welt zu nehmen und zu kaffen, werden nicht verweltlichen, sondern — was der Endzweck unseres gav zu, Strebens ist — uns mehr und mehr vcrgeist'acn. Geschäftliches Als einen hervorragenden Erfolg der Technik in der Lebens Mittelindustrie muß man ein Unternehmen ansprechen, das in Dresden-Altstadt, Scheffelstraße 17, neu eröffnet wurde. Unter dem Kennwort „Frein ud", d. i. „Frische Eiernudeln", werden auf einer durch Reichspatente geschützten Maschine in einem Ar beitsgange Frischnudeln hergestellt. Die Herstellung der wirklich leckeren Ware geschieht in hygienisch einwandfreier Weise, wie überhaupt der Eindruck von dein ganzen Unternehmen ein blitz sauberer ist. 8840 6iite Solei- u. Lilbersscken ?uk' Il-OUl-iligfobl-ikaliON u,w. kauft Lolct-Ksds onksoen-a. ppOg«!» Sil». 31 So hat nun auch die drittgrößte Gemeinde der Diözese den neuen Bischof in ihrer Mitte zu begrüßen Gelegenheit gehabt. Wie überall, so hat sich der hochwürdigste Herr auch hier überzeugen können von der Treue und Liebe der Katholiken zur Kirche und ihrem Bischöfe. Wenn auch die Chemnitzer, vom Ruß »nd Rauch der Industrie verhüllt, schon gewähnt sind, meist ein stilles, von vielen nicht beachtetes Dasein zu führen, so hoffen sie doch, daß S. B. Gnaden sich davon überzeugt haben, daß die Katholiken von Chemnitz nicht nur der Zahl nach, sondern auch in der reli giösen Betätigung mit an der Spitze marschieren. Sie nsck Kop»- u. Lskndilnsten, Kämmvn unä Sckwämmen usw. M8 3481 Künsten-Vens^nüksus Paul Ungen aeesae^-K., is ,
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