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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-19
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Dienstag den 1V. Juli 1921 «»chstsch, «olk-»«1t»ng Nr. 1S4, Seite » -ton geblieben. Sie erheben Steuern, heben jung« Leute »um Militärdienst aus und verweigern den ordentlicher« deutscher» Behörden, zum Beispiel dem Landrat, de» Gehorsam. 2. Ei» Teil der polnischen Insurgenten ist nach Pole» ab transportiert worden, um dort militärisch ausgebildet zu werden und nach ihrer Heimat Oberschlesien alsdann zurtickzukehren. Sie sollen als Ttaminiormalion sür den geplanten vierten Ausstaud diene». Ein anderer Teil der oberschlesischen polnischen Insur genten ist in Lberschiepen geblieben und hat jeiur Lassen nicht abgcliese - ., sondern in Lammellagern abgegeben, wo sie versteckt gehalten werden. Dasilr sind stellenweise mir Zink nuogeichlagene und beschlagene Hasten anaefertlgt worden, damit die darin unter gebrachten und nachher vergrabenen Mas se» durch die Feuchtigkeit nicht leiden. Meines Wissens sind die Hallersoldaten, soweit sie nicht ans Oberschlesien stammen, nach Polen zuriicklransportiert worden und ebenso die regulären polnischen Truppen. Sie sind auf der Strecke zwischen Sosno- wiee und Ezenstochan versammelt und in der Lage, von Sosno« wice aus in einer halben Stunde, von Czenstochau aus in we nigen Stunde» »ach Obeischlesien hineinzulominen. Man hat gesehen, daü viel Artillerie nach Polen zurücktransportiert wor den ist, darunter auch schwerere Geschütze von 12,5-Zentimeter- Kaliber. Vor ungefähr zehn oder vierzehn Tagen haben zwei E i s e» b a h n z ü g e von je etwa M Ackssen, vollständig be seht mit H a l l e r s o l d a t e n, den Bahnhof Kattowih passiert und sind, wie einwandfrei sestgestellt wurde, über Jdaweiche in der Richtung nach Gleiwih weitergegangen. Da die ganze Organisation der polnischen Insurgenten, also die Behörden nsw., noch funktionieren, so ist die Organijation sür enie» vierten Ausstand bereit und der Ansstand kann jeden Augenblick los- drechen. Die Stellungnahme der ?! lltterten zur französische» Drohnot« Franksurt a. M., 14. Juli. W>e dle Frankfurter Zeliung »uS Berlin meldet, hat sich bisher noch kein Dcitreter der anderen verbündeten Mächte dem Cchrckt der französischen Regierung tu Berlin über Oberschlcstcn anaeschlossen. SluS dem Beriuch Breands, die Entscheidung über Oberschlestcn auf unbestimmte Zeit hlnouSzuschicbüi, läßt sich folgern, daß die Mitteilungen, die er über die Haltung Englands erhalten hat, für di« von Frankreich angestrebtc polenfrenndltche Lösung wenig günstig sein müssen. Englische Warnungen London, 18. Juli. „Eventng Standard" schreibt: vstenbar plane Frankreich wieder ein isoliertes Vorgehen. Der Krieg sei doch schließlich beinahe drei Jahre zu Ende. Unter die sen Umständen erscheine das Argument, die lechnische Kommission habe keine ausreichende Zeit gehabt, absurd. Es sei gefährlich, bei der deutschen Regierung und besonders bei den Führern der deutschen Irregulären den Eindruck zu erwecken, daß Frankreich aus eigene Faust vocgehe. Deshalb müsse Frankreich ebenso höflich wie ernstlich daraus hi »gewiesen werden, daß der einzige Weg zu sicheren Zuständen in einem gemein samen Vorgehen der alliierten Mächte liege und daß dieses Vorgehen aus eine sofortige und endgültieg Re ge« lung der oberschlesischen Frage abzielen müsse. „Westminster Gazette" schreibt: Die Entsendung neuer Truppen, um die Deutschen in Ordnung z» halten, bringt uns der Lösung nicht näher, wenn nicht die gleichen Maßnahmen gegen Polen angewandt werde». Eine erneute Zusammenkunft von Sachverständigen kann nur den Erfolg haben, eine neue Verzögerung herbeiznsühreii. Ein Kompromiß zwischen dem fran zösischen und den, englischen Standpunkt ist in wirtschaftlicher wie in sozialer Beziehung schwierig, da eS ein Gebiet anseinander- reißen würde, das wirtschaftlich zusammen,ichvrt, aber alles an- derc ist besser als die Fortdauer der gegenwärtigen Unsicherheit. Das Blatt fragt znm Schluß, ob vielleicht die overschlesische Frage sowie die der Zwangsmaßnahmen und der Vertrag voll Sevres bis zur Abrüstungskonsercnz unerledigt bleiben und ob auf dieser Konferenz die Kämpfe des Obersten Rates fortgesetzt werden sollen. DaS Blatt richtet einen dringende» Appell an Frankreich, dle Politik des Hinhaltens aus- zu geben, damit Frankreich und England einig nach Washing ton gehen könnie». Polnische Entrüstung Warschau, 18 Juli. Die heute hier angelangte Meldung, daß Frankreich und England beschlossen hätten Sachverständige, Diplomaten und Ingenieure nach Oberschlesien zu entsenden, wo durch die Entscheidung überOberschlesien ersttmSep- tember fallen dürfte, hat hier auf der ganzen Linie einen Sturm ver Entrüstung hervorgerufen. In der hier üblichen scharfen Tonart ergebt man sich in maßlosen Angriffen und Drohungen. Der Kurs« Poranny erklärt offen, die westeuropäischen und namentlich die britischen Politiker scheinen vom obeftchlefischen Polenaufstand nichts gelernt zu haben und spielen wieder mit gefährlichem Feuer. Ausruf de» polnische« Iusur-enteu Pose», 18. Juli. Jin Kurier Doznanfti erläßt der verband ehemaliger polnischer Aufständischer aus Ober- schlesien einen Auftns, in dem e« v. a heißt: Die Zeit der Ruhe ist für un« noch nicht gekommen. Wir müsst« warten, »m bereit zu sein, jeden Augenblick unser Leben für das Ideal einzusetzen, für das Sächsische VolkSzeitung — Nr. 16s — IS. Juli IS21 Der Gänsebub Fränkischer Dorfroman von Dina Ernstberger (Nachdruck verboten) (69. Fortsetzung.) Tann eilte sie, wenn es Joseph nicht merkte, hinaus zum a!ic» Feldkreuz a» der Waldcsspihe und trug, wie dies vor lan ge», langen Zeiten andere taten, ihre Sorge und ihr Glück dein schmerzgekrönien Heiland hin. Andachtvcrsunken sah man sie auch häufig vor dem Mar- morjtein im Dorffriedhof stehen. Mit dankerfülltem Herzen schmückte sie das Grab mit frischen Blume». Sie hoffte, daß der Geist der teuren Cchläfcrin da drunten die Hände schützend über sie und Joseph Halle. — Auch Ev fühlte sich zufrieden. Mit stiller Freude sah sie dem jungen Paare nach, wenn beide fröhlich plaudernd durch dem Garten gingen. Sie sagte es ja immer, wenn es in den Brautkranz regnet, das leugnet nicht; — die Che muh glücklich werden. Was halte sic an jenem Hochzeitsmorgen oft sehnsüch tig durch daS Küchenfenster empor zum Himmel geschaut, bis endlich weiße Flocken niederfielen, just, wie das Brautpaar von der Kirche kam. Ob es auch anfangs schien, als hätte i'elbst der alte Glaube von dem Branikranzregcn seine Kraft verloren; ob sie auch oftmals um das Eheglück der beiden bangte; — jetzt war die Wirkung der großen, weißen Flocken, die aus »ebel- düsterem Himmel auf das kleine Myrtcnlränzchen der Braut uiederfiele», offenkundig. So kam der Johannistag heran. Es war dies immer «in Festtag für die Dorfjugend. Seppele und Heinerle hatten seit Tagen Ev täglich^ bestürmt, »ach dem Wettermeister dcS Herrrz Onkel zu sehen. Sic fürchteten, Ncaenwetter möchte ihre Freude am Johannisfeuer zerstören; im Westen ballten sich Gewitter wolken. „Du Ev, kommt des Gewitter her. Schau amal an Herrn Onkel sein Wettermesser an, ob das Gewitter Herkomma tut." so hörte inan die beiden in der Küche schreien. Marianne, die mit ihrem Manne plaudernd in der Laube saß, legte ihre Slickerci weg und erhob sich lachend, um in da» ja»» zu den Sebreibälsen zu gehen. »tr »kämpft habe». «d flnb dabei, iu. «ll« Ortschaft« Gruppen do» ehemalftmi WesstSuttschen zu bilden, dt« »o, «ine, starken Orga» «isesten möaßt werde» Jeder NussttHbische, brr bisher seine» pafttli scheu Pflicht genß>1 Hatz ist ve^flichttt, de, Grupp« beiMtret«. skei, «t«»ta« aus Perou» («<«,»«« Druhthpeich» de« »Sächs. «ell»zet1g.") Pari«, IS. Juli. DaS Gerücht, daß auf General Lerend ein Attentat verübt worden sei, ist nunmebr amtlich demontiert. Leronp jetzt seine Inspektionsreise in Obersä,lefien fort. Nach einer Meid«»- de« Intrausiacant sei die 1t. »der IS. Divislo« als Verftiftkun> ge schickt worbe». - Neue deutsche Zahlung Part», 18. Juli. Ueber di« von Deutschland tu »«»führun- drs Zahlunasplane» geleisteten Zahlungen wird nachstehende Mit teilung veröffentlicht, Die deutsche Regierung hat an die Reparation-« kommisston eine neu« Zahlung im Betrage von ungefähr St Mil lionen Goldmark in europäische« Saluten geleistet. Die Zahlung wirb zur Amortisterung der Reichsschatzwechsel ver wendet, die in Ausführung des Artikels 6 des Zahlungsplanes auS- gehändigt worden sind. Außerdem setzte die Kriegslastenkommission soeben die ReparattonSkommtsston davon in Kenntnis, daß dt« deutsche Regierung eine abermalig« Zahlung von 4l Millionen Goldmark in vecsch'edenen europäischen Valuten anbletet. England gegen eine Verstärkung der oberschlesischen Besatzung Paris, 18. Juli. Die Sunday Times nennt di, letzte fran zösische Note eine Erhärtung der Haltung Frankreich- bezüglich Obrrfchlesten, die eine Vertagung der Zusammen'unft de» Obersten Rotes wahrscheinlich mache. In englischen offi stellen Kreisen wird erklärt, daß eine Vermehrung der engilchcn Truppen in Oberschlesten nicht möglich sei. Enalond könne Briands Wunsch, weitere B-r- stäkung nach Oberschlesten zu senden, nicht stattgeben, weil ihm diese nicht zur Verfiiaung sieht. Von den 2»oMo Mann, die England heute unter Waffen habe, stand n 10010 Mann in England, 45000 Mann in Irland, 16000 Mann am Rhein, 4000 Mann in Oberschlesten, der Rest In Konstantinopel, Aegypten. Me sopotamien. Indien oder anderen Testen des britischen Weltreiche». Die Konscrcn, des Obersten Rates (Eigener Drahtbericht der «Sächs. VolkSz» tg.") Rom, 10. Juli. Wie offiziell verlautet, hat sich auch die italienische Regierung im Sinne einer Vertagung der Konferenz des Obersten Rates ausgesprochen. DaS neue Kabinett und vermutlich sei» Außenminister Marquis de la Toretta ist dabei Von der Erwägung ausgegangen, daß es unbedingt erforderlich sei, über daS oberschlesische Problem erst eigene Erhebungen vorzunchmen, bevor man auf dcr Tagung des Obersten Rates sich auf eine endgültige Entscheidung festlege. Die AbrüftungSsragen vor dem Völkerbunde Paris, 18. Juli. In der Abriistungskomwilsion des Völker bundes erklärte der englische Ver! eter Fisher über die Abrüstung zu Laude, man solle hierbei mit größter Vorsicht zu Werke gehen, solange Deutschland und Rußland dem Völkerbunde noch nicht an- gehörc». Der italienische Vertreter schloß sich de» Ausführungen Fi'h-rs an. Die Konferenz beschloß, mit dem Studmm der Ab» rüstiingSfrage» aiizmangen. Hierzu schlug der Generalsekretär dcS Allaem.incn Gew rlschaslsbuiideS Jouhaux, als Vertreter deS Inter nationalen Arbeitsamtes vor. eine Kommission rin,»setzen, die die unter den Mitgliedern deS Völkerbundes auSgetaufeisten militärischen Erfahrungen überwacht. Viman! schlug die Bildung dreier Unter ausschüsse vor. Dcr erste soll sich mit der Waffen,ndustcie, t^m Waffen, und M»iu ionshandel beichäslineii, der zweite soll die Fragen der Untersuchung und gegenseitigen Uiberwachung dcr Abkommen über militärische Rüstungen bearbeiten, der dritte soll den Vorschlag des Italieners Schauzer über die Nbiüstungsstatistik prüfen. Bevor Vibiani die Au'hebung der Sitzung ertiärte, betont« er, die Kommission habe den ersten Teil ihrer Aufgabe vollkommen erfüllt und e'ile so geschlossene Auffassung an den Tag gelegt, daß man mit Recht versichern könne, sie werde imstande sein» daS bettle und verwickelte Programm ganz zu lösen, da» ihr durch die Völker« dundsversammliing anver traut worden sei. Ein Teil ihrer Arbeiten werde bereits im kon mendcn September der Vollversammlung dr- VölkerbundeS unteldreitct werden können. Pro lest des Mittelstandes gegen die Sanktionen Krefeld, 18. Juli. Aus der gestern hier begonnenen Haupt versammlung des ReichsverbandeS Christlicher Mittelstand wurde einstimmig und begeistert eine Entschließung angenommen, in der eS u. a. heißt: Der Reichsverband Christlicher Mittelstand legt gerade im besetzten Gebiete namens des gesamten in ihm vertre tenen Mittelstandes das Gelöbnis seiner kerndeutschen Gesinnung ab. Er erhebt erneut Einspruch gegen die andauernde Aufrecht- erhaltung der sogenannten Sanktionen, da tLre rechtliche und moralische Unmöglichkeit mit der gedeihlichen Entwickelung einer ausbancnden Wirtschaft und damit der Erfüllung der Schulden lasten Deutschlands unvereinbar ist. Ec lggt weiter Verwah rung ein gegen die Vergewaltigung von Ober schlesien. Die Abstimmung i» diesem Gebiete hat zugunsten Deutschlands entschieden. Nun muß das Recht und der Wille der Joseph sah ihr nach, bis sie unter der Türe verschwunden war. Dann stützte er de» Arm auf den Tisch und legt« den Kops in die Hand. In Gedanke» versunken starrte er auf die gestickte Decke nieder, die den Tisch zierte, als gälte es all die kleinen Nadelstiche zu zählen, die da einst eine kunstsinnige Hand mühsam eingestickt hatte. Vor einem Jahr noch wähnte ei sich gefeit gegen Fra»e»re,ze und Frauenschönheit; allen Lockungen schöner Frauen war er hohnlächelnd jahrelang gegen- ülergestaiiden — und nun? — Ich habe dir Jahre toller Schwär^ merei weit hinter mir, hatte er damals so kalt und nüchtern zu Marianne gesagt und kalt und ruhig blieb auch sein Herz, als er mit ihr zum Altäre trat. — Woher nur plötzlich dieses eigenartige Gefühl, das er schon längst in seiner Brust erstorben wähnte. War sie denn schön sein Weib? Warum steht er auf einmal nicht mehr, was ihm ehedem mißfiel? — Ist es der see- lenvoffe Blick des dunklen Auges? Ist cs die stille Art, ihr edles Welen, was ihn so entzückt? Heinerle kam ihm entgegen. ..Mußt fei »auflomma Onkel zum Feuer", schrie er, sich wichtig machend, und Seppele versichert, daß daö Feuer nicht eher angezündet werden darf, als bis der Herr Onkel „data iS . Joseph versprach, pünktlich am Platze zu sein. Sonderbarl Er freute sich selbst, nach so vielen langen Jahren wieder einmal vaS JohanniSfeucr brennen zu sehe». ES war ihm dies als Kind der liebste Tag des ganzen JabreS gewesen. Ev hatte den Abendtisch etwas früher gerichtet. Wenn die Dämmerung einsetzte, sollte daS Feuer brennen, und Joseph hntte versprochen, pünktlich am Platze zu sein. Eben wollte man sich zu Tisch sehen, da kamen Gepperle und Heinerle wildschnaufend angestürint, um den Herrn Onkel znm Johannisfeuer abzuholen. Es half nichts; dem hastigen Drängen dcr Kleinen gegenüber mußte Joseph nachgeben und gleich mitgehen. Marianne versprach nachzukommen. Schnell ordnete sie noch vor dem Spiegel ihre Haare und war eben im Begriffe, ein warmes Tuch um die Schultern zu schlingen, als heftig an der Hausglocke geläutet wurde. Draußen stand der Briefbote und überbrachte ein Tele gramm. Es war an Marianne gerichtet. Ileberrascht riß lie den Umschlag auf; — langsam wich die Farbe ans ihrem An gesichte. Schwer, als versagten ihr plötzlich die Knie die Kraft ließ sie sich in den Polstersessel am Fenster fallen wohin sie ge treten war, um bester lesen zu können. Immer und immer wie Bevölkerung verwirklicht werden. Oberlchlesieii ist nicht geraubtes Land, sondern unantastbar deutsches Gebiet. Der Krieg im Frieden muß »ushören. Wir fordern die Regierung und die verantwort- lichrn Stellen auf, alles daran zu sehen, um die deutsche Ehr« und das deutsche Recht mit allen Kräfte» zu wahren. Die Sanktionen (Eigener Drahtbericht der „Sächs. VolkSzettg.") Mainz, 19. Juli. Am LO. Juls, tritt ein besonderer Per- sonenstrhrpla» zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Ge bier mit 20 Minuten ZwangSausenthakt an dem Uebergang der Rhcinzollinie in Kraft. Diese Regelung bedeutet infolge Weg. falls zahlreicher Anschlüsse «ne weilere Erschwerung des Wirt schaftslebens. Rückrrittsfledanken Dr. Wirths Der »Chicago Tribüne" zufolge Hai Reichskanzler Dr. Wirth vor einigen Tagen dem englischen Botschafter in Berlin Lord d'Abernon gesagt, daß, wenn die Lösung der oberschlesischen Frage nicht günstig für Deutschland ansfälli, und wenn die Sanktionen im Rheinland beibehalten würben, er die Lage als zu schwierig ansähe, um an der Spitze der deutschen Negierung zu bleiben. Wenn die Meldung in dieser Form vielleicht auch nicht zutrtsfi, so enthält sie doch i» ihrem Kern viel Wahres. Es ist auch schon an dieser Stelle des öfteren betont worden, daß das Kabinett Wirth mit der Aushebung der Sanktionen, vor allem aber einer für Deutschland günstigen Lösung der ober, schlesischen Frage steht und fällt. Reichskanzler Dr. Wirth hat zu wiederholten Malen keinen Zweifel darüber gelaffen, daß die Annahme des Londoner Ultimatums, wie überhaupt die Mg. lichkeit, die deutschen Verpflichtungen gegenüber der Entente einzulösen, an die Vcraussehung geknüpft war, daß über obige beiden genannten Punkte baldigst in Deutschland im günstigem Sinne entschieden wirtz, Bisher baben nur England und Italien Einsehen für die Schwierigkeiten, die der Kanzlerschaft und dem ganzen Kabinett Wirth durch eine weitere Verzögerung dieser beiden sogenannten Kordinalpunkte seines Regierungsprogramms entstehen, gezeigt. Frankreich und in seiner Gefolgschaft das von ihm abhängige Belgien verschließen sich jeder Einsicht und Vernunft. Man muß sich als guter Deutscher mit Besorgnis fragen, wie lange noch dieser Zustand andauern soll und wo ec enden wird. Wann wird sich in Frankreich «Mich in« Stimme der Vernunft Bahn brechen? Dr. Wirth und die Ruschlutzbewegung Sin Dementi Berlin, 18. Juli. (Amtlich.) Die „Deutsche Zeitung' brachte in Nr. 819 die Behauptung, daß der Reichskanzler gegen die Anschlußbewegung in Oesterreich seine Ränke spiele und den österreichischen Gesandten in Berlin, der ihm einen Vortrag über die verzweifelte Lage Oesterreichs und den einzig retten- den Anschluß halten wollte, gar nicht erst habe zu Worte kom men lassen, sondern ihm einen langen Vortrag gehalten habe, der^in dcr Behauptung gipfelte, daß eine Bngliederung unmög lich sei. Diese Behauptungen sind frei erfunden. Zur Brotpreiserhöhung (Eigener Drahtbericht der „Sächs. VolkSzeitg") Berlin, 19. Juli. Eine Berliner Nachrick,tcnst-lle meldet, daß innerhalb der sozialistischen Gewerkschaften sich eine lebbafte Erwä gung gegen die kommende VrotpreiSsteigeiung geltend macht, daß ein« Eingabe an die Reichsregierung gerichtet sei, in der d e Gewerk schaften den Einfluß der sozialistischen Kabinettswitglirtec fordern für den Fall, daß das Kabinett der BrotvrciScrhöbiing seine Zu- stimmung erteilt. Wie verlautet, ist diese Meldung völlig untuiresß iw. Richtig ist nur, daß die Gewerkschaften sich mit der Frage derVcol- VreiSerböhuug beschäftigt und auch Eiwägungen darüber augcsieü! haben, welchen Einfluß die Erhöhung, falls ihr das Reichskabiwl! zustimmt, eventuell auf die bestehenden Tarif-Vcrtiäge haben winde. De Valera fordert Selbstbestimmung su« Irland London, 18. Juli. De Valera gab eine Erklärung ab, worin er sagt, erhübe nur eine Forderung auszustelle», nämlich die Amr. kennung des Selbstbestimmung-rechte» der irischen Naiio». Griechischer Heeresbericht Athtn, 18. Juli. Die griechische Offensive schreitet regelniiibft fort. Jeder siindliche Widerstand ist überwunden. Griechische Fliezn stellten den feindlichen Rückzug -au- Kutahia fest. Große feindliche Kolonnen befinden sich auf dem Marsche nach Eski Schchir. An der Nordsront wurde der Feind auf seine befestigten Stellungen sei Anghin und Kowalitza zurückgeworscn. Die Türken befinden sich io ihren letzten Schützengräben bei Kutahia. Eine große Auzabl lifticgr. grfaiigeiie und viel KciegSgerät fiet in die Hände der Gwcchcu. Nttlttiirkonvention zwischen Jugoslawien und Rumänien (Eigener Drahtbericht der „Sächs. V o l k ö z r i tg.'I Belgrad, IS. Juli. Gestern wurde die zwischen Jngoila- Wien und Rumänien abgeschlossene und am 7. Juni vom Mn- sierpräsidenten spastisch und Take Jonescu unterschriebene - litärkonventiou veröffentlicht. Der Zweck der Konvention ,ü ie Erhaltung de? Friedens. Die Konvention ist auch gegen cnn der, als wollte sie «S nicht glauben, las sie die Worte, die aus deni kleinen Zettel standen: „Erwarte in allernächster Zeit meinen Besuch, — Lore.' So wenige, nüchterne Worte waren eS nur, und einen Sturm von Empfindungen hatten sie bei ihr heraufbeschworen. Das Tuch war von ihren Schultern geglitten, sie achtete nicht darauf. Schwer stützte sie das Haupt in die Hand. — Warum jetzt dies, just jetzt, wo sie über sich den leisen Flügelschlag künftigen Glückes zu hören glaubte? Lange saß sie da. Im Dorf war es ganz stille geworden; alles schien um das Feuer versammelt zu sein. Da begann die Abendglocke zu läuten. Eine tiefe Wehmut kam über Marianne. Sie legte die Hände vor die Augen und heiße Tränen brachen sich Bahn. — Das laute Jauchzen vom Feuer her drang bis zu ihr herüber; sie sah vom Fenster aus die Glut lodernd znm Himmel steigen; — Millionen Sterne blitzten über ihr. — Sonnenwende! — Schmerzlich zuckte eS um ihren Mund. Draußen war es allmählich ganz Nacht geworden. — Das Feuer war schon tief herabgeibrannt. Nur eine Helle Glut am Himmel deutete den Platz noch an, wo vorher die Flammen ge- lodert hatten. Marianne starrte in die langsam verlöschende Glut. Schon tausendmal sagte sie es sich, daß jeder Funke von Liebe zu Lore in Josephs Herzen erloschen war, als er ihr die Hand für da» Leben bot. Niemals wäre oer gewissenhafte Mann zun, Altäre getreten, mit der Liebe zu einer anderen im Herzen — niemals' DaS wußte sie. Warum fürchtete sie dann Lore? Besuch so lehr? War dies auch recht getan? Durfte sie daran zweifeln, dag der feste, Willensstärke Mann auch nur linienbrett abwich von dem Wege der Pflicht. Daß er nicht jede wärmere Regung für Lor« die der tägliche Verkehr mit ihr vielleicht entfachte, gewaltig niederzwang? — Aber, läßt sich Liebe befehlen? — Konnte sie die Liebe zu Joseph aus dem Herzen reißen? — Wehmütig, wie in stummer Klage blickten ihre Augen empor znm Sternen himmel; — Leuchtkäfer umflogen das Fenster; hoch über ihr die flimmernde Sternenprachtl — und in ihr tiefe« Weh. — Sonnenwende! — Plötzlich durchdrang die Stille der klangvolle, silbern« Schlag einer Uhr. Sie fuhr zusammen. — Schon so spät. — Joseph mußte gleich zurückkommen, und sie hatte eö ihm doch versprochen, nachzukommen. Rasch brückte sie das Spitzentuch vor die Augen, dann ver ließ sie eilig daS HauS, um Joseph entgegenzugehen. (Fortsetzung folgt.)
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