Volltext Seite (XML)
Sonnabend den 27. Angnjt I02l Sachliche «»lrs»«t<»ns Nr. 197. Seile S der V ö l k e r v e r s a m »> l u n g gebunden sein sollen, es sei den», daß die Vereinigten Staaten ausdrücklich ihr« Zustimmung zu einet solchen Maßnahme geben; S. daß die Vereinigten Staaten keine VerpsKchtungei» aus den Bestimmungen des Teiles 2 und Teiles 9 der Ab» schnitte 2 bis einschließlich 8 des Teiles 4 und des Teiles 18 des bezeichnet,:» Vertrages oder mit Beziehung auf diese Be stimmungen übernehmen: 4. daß, während die Vereinigten Staaten berechtigt sind, an der R e p a r a t i o n s k om m i s si on gemäß den Bestim mungen des Teiles 8 jenes Vertrages und an irgeicheiner andere» auf Grund des Vertrages oder eines ergänzende» NeberciiikoinnicnS eingesetzten Kommission teilzunehmen, die Vereinigten Staaten nicht verpflichtet find, kich an irgendeiner solchen Kommission zu beteiligen, es sei denn, daß sie dies wollen; 5. daß die in Artikel 440 des Vertrages von Versailles «rwäbnten Fristen, soweit sie sich auf eine Maßnahme oder Entschließung der Vereinigten Staaten beziehen, mit dem In- krasttreten des gegenwärtigen Vertrages zu laufen beginnen sollen. Artikel 9: Der gegenwärtige Vertrag soll gemäß den ver fassungsrechtlichen Formen der hohen vertragschließenden Teile ratifiziert werden, und soll sofort mit Austausch der Ratifikationsurkunden, der sobald als möglich in Berlin stattsin- deu wird, in Kraft treten. Zu Nrkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmächtigten diesen Vertrag unterzeichnet und ihre Siegel beigesügt. AuSgefertigt in doppelter Urschrift in Berlin am 29. August 1921. Rosen. Ellis Loring Dresel. Eirngunq über die Lohnerhöhungen Berlin. 25. August. (Amtlich.) Die unter Vorsitz des Reichs kanzlers gcjührteu Verhandlungen der Regierung mit den Ver tretern der Spitzcuorganisationeu der Beamten, Angestellten und Arbeiter haben gestern in den späten Abendstunden zu einer Einigung geführt. Das Reichskabinett wird mit größter Be schleunigung zu dieser Vereinbarung Stellung nehmen. Mit ihrer Annahme darf heute gerechnet werden. Nach Verabredung mit den Führern der ReichstagSfraktiouc» sollen die erhöhten Bezüge alsbald nach Zustimmung des Reichsrates angewiesen werden. Die Zustimmung des Reichstages wird nachträglich cin- gcholt werden. Die Bedingungen lauten wie folgt: 1. Der TeuernngSzuschlag zum Grundgehalt und OrtSzu- schlag für die planmäßigen Reichs beamte» wirj> für die Orte der Ortsklasse A ans 23 v. H., für B aus 91 v. H., für C ans 89 v. H., snr D ans 87 v. H.» für E auf 85 v. H. festgesetzt. Diese Erhöhung entspricht einer Aufbesserung der Gcsamtbezügc um 13.5 bis 20 Prozent in de» Ortsklassen A bis E. 2. Die niännlichen außerplanmäßigen Reichs be amten erhalten zu ihrem bisherigen Diensteinkomme» nächst Tenerungszuschlag einen weiteren Tenerungszuschlag in der Höhe, daß ihr Tiensteinkommen nebst Tenerungszuschlag eines planmäßi gen Beamten der erste» BesoidniigSstnsc ihrer Eingangsgrnppc er reicht. 3. Tic weiblichen außerplanmäßigen Reichs- beamten erhalten zu ihrem bisherigen Dicnsteinkommen nebst TencrnnaSznschlag einen weiteren Teuernngszuschlag bis zur Errei chung eines GesamlbcirageS, wie er sich ergeben würde, wenn nach unter Zugrundelegung des TeueruuzSznschlagcs kür die planmäßi- ^ gen Beamten sowie des OrtSznschlages für die erste Besoldungsstufe ^ ihrer Eingangsgrnppc die Tiätensätzc betragen würden: Vom Be ginn deS ersten Dienstsahres ab 75 v. H., vom zweiten ab 75 v. H. , vom dritten ab 80 v. H., vom vierten ab 80 v. H., von, fünften ab 85 v. H., vom sechsten ab 90 v. H.» vom siebenten ab 95 v. v.. vom achten ab 100 v. H. 4. Tie T e u e r n n g S z u s ch l ä g c zu den Kiirdcrz'i- schlügen werden in den Orlen der Ortsklasse A ans 200 v. H., in den Ortsklasse» B und C ans 175 v. H., Ortsklassen D und E auf 150 v. H. festgesetzt. 5. Die vorgenannten TcncrungSznschlägc werden ab I. August 1921 gewährt. 6. Die Unterhalts; n s ch üssc im Vorbereitung?» dien st werden erhöht. 7. Eine Einbehaltung der vorstehend bewilligten Er höhungen zur Abdeckung noch nicht getilgter seinerzeit gewährter Vorschüsse wird nicht stattsin den. 8. Für die Beamten, die vor dem 1. August 1921 aus dem A r b c i t c r st a u d e in das B c a m t en v e r h ä l t n i 8 über nommen worden sind, findet eine Anrechnung der ans Ziffer 1 sich ergebende» Erhöhung des TeuerungszuschlageS ans die AusgleichS- znschläge nicht statt. (Siehe Seile 2.) Dagegen wird augerechnet D Erhöhung des GrundeMalts bei Ausrückung in eine höhere Dicnslallersstuse und bei Beförderung, E Erhöhung des Ortszu schlages wegen des Ucbertritts in eine höhere Ortszuschlagsgruppe F, die durch die Regelung zu 2 und 3 bewirkte Erhöhung der Dt- ütensähe, G Erhöhung der Teuerungszuschlägc soweit sie aus die unter A, B und E genannten Erhöhungen des Grundgehalts, Orts» zuschlägc und Tiätensntze zurückzuführen sind. 9. Für Angestellte stnden dt« Ziffer» 1, 4, k »md 7 sinn gemäße Anwendung. Gemäß Ziffer 2 werden die Bezüge der männlichen volljährigen Angestellten entsprechend den fünf erste» Sähen der Ziffer S, die Bezüge der weiLlichen volljährigen Ange stellte» in den ersten fünf Vergütuug-stufen erhöht werden. 10. Der bisherige Teuenmg»t»!chlag sür männlich« Ar beiter über 21 Jahr« wird ab 1. August pro Stund« um 1 Mk. erhöht werden. Hierbei sind dt« den Beamten gewährten Erhöhun gen der Kinderzuschläge bereit» mit berücksichtigt, so daß der bis herige Soziallohn der Arbeiter eine Aenderung nicht erfährt. Eine Anrechnung auf die durch Tarifverträge oder sonstige 'Vereinbarung :r und Lehrlinge bleibt noch besonderer Vereinbarung Vorbehalten. 11. Für Pensionär« und H ln t«r b lieden e werden die au» der Erhöhung des Teuerungszuschlages nach dem P. E. G. (PensionSergänzungsgesetz) sich - ergebenden Folgerungen gezogen. Die zur Durchführung der Maßnahmen ersorderlichen Mittel wer den vereitgestelft. Rücktritt Dr. Guggenhekmers Berlin, 25. August. Kommerzienrat Dr. G » gg enhcim er hat das aus wiederholten Wunsch des Rl-ichrkabinett« im Mai dieses Jahres übernommene Amt de« NeichskommissaiS zur Aursührunr von An'bauarbciten in den zerstörten Gebieten nieder gelegt. Die Uebcr- nahme de» Amtes war von vornherein nur vorübergehend erfolgt, da Dr. Guggendcimer zu seiner dauernden Führung, zumal bei der setzt erweiterlen Aufgabe des Amtes, rieben seiner hauptbciufllchcn Listigkeit und seinen ionstigen Ehrenämtern außerstande war. Die Enthebung von dem Amt ist ihm vom Reichspräsidenten am 25. August mit dem Ausdruck de» Dankes und hoher Ariertennung erteilt worden. Das seit Ankarrcr 1919 bekleidete Amt als Präsident der NciÄSrück- Itcferuiigrkonmiisflon bebält Dr. Guaaenbeimcr bis auf weiteres bei. Ebenso hält er sich zu internationalen Verhandlunaen weiterhiu zur Verfügung. Augenblicklich weilt er anläßlich der Ministerziisamnien» kunst in Wiesbaden. An seiner Stelle bat der Reichspräsident den Oberpräsidenteil von Batocki zum Reichskommiffar ehrenaiullich ernannt. Falls ein Abkommen über Sachlicferungen zustande kommt, handelt es sich für die beteiligten dcrttschen Gewerbe um Aufträge bedeutenden Umfanges. Trägw der Sachleislnngcn soll be kanntlich ein ans den Ltesernngsorganisalionen der Länder und den helenaten Fachverbändcn der Industrie, de« Handwerks »ndderLanc- nnd Forstwirt chastcn z» bildender SelbstverwaltunaSkörper werden. De,, in dieser Form zusammcngesaßten Gewerben soll bei der Durch führung der Aufträge weitgehende Freiheit gelassen werden. Tumulte Erwerbsloser Berlin, 25. August. Das Lichtenberger Rathaus war der Schauplatz schwerer Tumulte. Etwa 400 Er werbslose drangen i» den Sitzungssaal ein und erzwangen das Wort sür eine Deputation, die u. a. die Anerkennung der ge wählten Erwerbslosenräte verlangte. Unr den Herbeiruf poli zeilicher Hilfe unmöglich zu mache», besetzten die Eindringlinge die Fernsprechzentrale des Rathauses. Da sich die Menge nicht aus dem Saale weisen ließ und es sogar zu Handgreiflichkeiten kam, wurde die Sitzung auf eine halbe Stunde unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde unter dem Drucke der Erwerbslosen beschlossen, die Anerkennung der Erwcrbslosen- räte einer Kommission zur Prüfung zu überweisen. Daraus wurde die Sitzung geschlossen, ohne daß der Rest der Tagesord nung verhandelt werden konnte. Berlin, 26. August. Vor dem Berliner Rathausc und auch Vox der Lichtenberger Arbeitslosenfürsorgcstellc fanden heute vormittag große A r b e i t s l o s e u - A n s a m m l u n g c u statt. Es kam verschiedentlich zu Tumulten. Ein nach Huiider- tcn zählender Zug Arbeitsloser, der sich vom Bülowplatzc nach dem Rathause in Bewegung setzte, veranlaßte eine Hundertschaft der Polizei zum Einschreiten. Es wurden mehrere Verhaftun gen vorgcnoinmcn. Wiederholt versuchten die Arbeitslosen, ,n das Innere des Rathauses cinzudringcn. Te«erun«fskunbgebungen in München München, 25. August. Laut „Münchner Zeitung" soll der morgige Tag zu großen Kundgebungen gegen die Teue rung benutzt werden. Es seien Kräfte am Werke, um diese Kund gebungen gegen die ErnährunoSwirtschaft NaatSpolittsch anSzubeuten und zu diskreditieren. Wie das Blait hört, ist für heute bereits ein Ministcrrat auges-tzt worden, der sich besonders mit der mit der TcuerungSsrage zusammenhängenden Aufrcchterhaltung von Ruhe und Ordnung befassen wird. Ausstand der Elektrljilätsarbeiter Strafchurs, 26. August. Der Ausstand d^r Elek trizitätsarbeiter wurde als Sympathiestreik für die seit mehreren Wochen ausständigen Metallarbeiter unternommen. Da es nicht möglich war, zu einer Verständigung mit der Ge« werkschaftSkammcr zu kommen, hatten die Arbeitgeber den Prä fekten um Vermittlung ersucht, aber die Gewcrkschastskammer Sächsische VolkSzeituug — Nr. 197 — 27. August 1921 Aschenbrödel Originairoman von Erich Ebenste! n Copyright 1019 btz Grein^r u. Comp., Berlin W. 90. (27. Fortsetzung.) Der Graf horchte auf. Ter weiche Klang ihrer Stimme er innerte ihn seltsam au eine andere, halb vergessene Stimme und das beunruhigte ihn. So hatte seine teure Eveline gesprochen, wenn sie ein bißckien Angst vor ihm hatte und ihn ivieder freund lich stimmen wollte . . . Aber sonst glich ihr Brigitte gottlob gar nicht mit ihrem dunklen Haar und dem blassen Gesicht. Höchstens noch, daß die elfenglciche Zierlichkeit der Gestalt an sie mahnte. Aber Cvelnie war blond und rosig gewesen, wie auch Edgar. . . . „Sic werden nicht viel Mühe mit mir haben, Fräulein," anlwvrtetc er trocken. „Ich bin am liebsten allein. Daher wird es am besten sein, Sie wende» Ihre Aufmerksamkeit mehr dem Haushalt zu als mir." Jetzt schlug Brigitte zum ersten Male die Augen auf und sah ihren zukünftigen Gebieter groß und voll an. „Aber . . . dam: brauchen Sie mich ja gar nicht, Herr Graf!" sagte sie leise und traurig. Ronspcrg erbebte unter diesem seltsam liefen, sehnsüchtigen Blick der blauen Kiuderaugen. Das waren die Auge» seines Lohnes! lind genau so hatte Edgar ihn immer angeblickt, wenn er die leidenschaftlichen AnnäbernngSversnche deS Knaben durch kühle Strenge znrnekgewiesen .... Später hatten diese Ver suche anfgchört. . . Der Graf schloß plötzlich die Augen und lehnle sich tiefer >u de» Arnistuh! zurück. Die Erregung der letzten halben Stunde war zu viel für seinen geschwächten Gesundheitszustand gewesen. Seine Gedanke» verwirrten sich, Lcichenfarbe überzog sein Ge sicht. Frau v. Degen sah es wohl, aber sic war innerlich »och zu empört über ihn, um der Stimme des Mitleids allzuviel Gehör zu geben. Als Brigitte sich dem Greis erschrocken nähern wollte, zog sie sie saust, aber bestimint zurück. „Lassen Sie nur, mein Kind. Es ist ein Schwächeaufall, wie der Gras ihn öfter hat, und er wird bald vornbergchcn. Schicken Sie die Mamsell mit einer Flasche Malagawein herauf »nd rufen Sie zugleich Albert, den Kammerdiener des Herrn Grafen. Es wird am besten sein, wenn er seinen Herrn bald nach Osterloh znrückbringt." „Wäre es nicht gut, wenn ich gleich nickfabren würde? Der Henr Gruft scheint seist angegriffen . . ." „Nein. Albert weiß in solchen Fällen Bescheid. Sie treten Ihre» Posten erst morgen früh an." Brigitte verschwand. All ihre Bangigkeit hatte sich jäh in heißes Mitleid mit dem alten, hinfälligen Mann verwandelt. Er brauchte sie ja doch, wenn er eS auch nicht zugcbe» wolltet Sie aber wollte sich nie mehr entmutigen lassen durch sein schrosfeS Wesen. Denn er war ja doch krank und hilfsbedürftig! Das bedeutete: Eine schöne Aufgabe, die ihrem bisher zwecklosen Leben Inhalt geben würde, lag vor ihr! 15. Kapitel. Herr Oppach saß in seinem Stadtkonior Dr. Haibau gegen über, der seit Jahren sein Nechtsbcistand war. Beide rauchten und sprachen von Geschäften. „Sie haben mich also verstanden, lieber Freund, nicht wahr? Ich will die Aktien der Texanischen Goldinincngesellschaft so bald als möglich loS werden, ohne daß mein Name dabei genannt wird. Sie müssen sie in Ihrem Name» durch einen Mittels mann zum Verkauf bringen." „DaS will icb gern besorge». Aber fürchten Sie nicht, das; durch einen so plötzlichen Verkauf vieler Aktien — die Ihren be trage» ja, wie Sie sagen, über eine Million — ein Kurssturz auf der Nenyorker Börse für die betreffenden Aktien hcrbcige- führt werden kann, der das ganze Unternehmen schädigt? Man wird sich fragen, warum einer der Hanptaktionäre plötzlich ver kauft und daraus schließen, das; die Ergiebigkeit de" Minen nach gelassen haben muß . . ." „Unsinn! Sie sind so ergiebig, wie nur je zuvor — Be weis die hohe Dividende! Uebrigenö muß der Verlauf natürlich nach und nach an verschiedenen Orte» erfolgen, so das; er zu nächst nicht nnffällt. Waö später geschieht, ist mir gleichgültig." „Aber warum, wenn die Ergiebigkeit der Minen gleich blieb, wolle» Sie dann Ibre Aktien loS werden, Oppach? Es ist doch ein sebr iicheres Geschäft. . ." „Ich weiß l'ier ein noch besseres und brauche Geld dazu. Auch sehe ich nicht ein, warum mein Geld drüben bei den Amerikanern arbeiten soll, wo cS hier viel bequemer geschehen kann. Im Vertrauen gesagt — der alte Heitzmann will einen Teil seiner Werke in eine Aktiengesellschaft nmwandeln und rechnet dabei anf mich. Es handelt sich um Geschütz- und Muni» tioiiSfainikalien und Riesengewinne stehen in Aussicht." „Ab. nun verstehe ick'! Und begreife auch, daß Sie die Sacke wcbt an die oroße Glocke hängen wollen. Sie baben ja. wie Sie einmal erzählten. die Minen drüben selbst entdeckt und nachher die Aktiengesellschaft gegründet?" „Ganz richtig. Weil cS mir damals an eigenein Betriebs kapital fehlte. Immerbin würde es jetzt einen schlechten Ein druck machen, wejjn ich mein Wer? »m persönliche» Vorteils willen im Stich ließe. Darin» wünsche ich Gebeimhalinng und schließ- die Vermittlung eine? BaiikiiistftnteS ans." lehnte die Vermittlung ab. Darauf beschlossen die Elektrizität?, arbeiten in einer nächtlichen Versammlung, sofort in de» Aus» stand zu treten. , Ein vpfer der Mettkonzerne Berlin, 25. August. Im Verwaltungsgebäude der Aktien« gesellschaft für Anilinfabrikation an der Treptower Brücke kam e», der ,.B. Z. am Mittag" zufolge, im Garderoberanm zu einem Brand, der rasch erstickt werden konnte. Als nach der Ursache des Feuers geforscht wurde, entdeckte man, daß ein Schrank an. gezündet worden war. Auf dem Boden wurde der 45 Jahre alte Abteilungsleiter Käsebier bewußtlos und blutüberströmt ausgefunden. Er hatte sich mit einem Rasiermesser die Puls, oder der linken Hand ausgeschnitten und sich mehrere Verletz»», gen am Halse beigebracht. Die Ermittelungen ergaben, daß Käsebier die Brandstiftung in einem Anfalle geistiger Umnach tung beging. Er hatte sich in der letzten Zeit.mit seinen Ec« sparnissen an den Berliner Wetlkonzernen betcrl gt und sah sich nach ihrem Zusammenbruch vollständig mittellos. Ter Verlast seines Vermögens raubte ihm den Verstand. Der EisenbahnerftreiK in Westpolen Parks, 25. August. Nach einer Temp^meldung onS Warschan greift der Eilenbabn er streik weiter um stcb. Eire Ah. ordmoia der Eitmbahner sei gestern In Wa> schau onaekommen „nd habe sich zum Ministerpräsidenten begehn, um von ihm dieZ'hliwg eines VorickmsseS auf die näckckte Lolnierhöbnna zu vcrla»mn. Der Ministerpräsident habe geantwortet, es sei ihm unmöglich, die Wünickied« Eisenbahner ohne Zustimmung de» Finanzministers zu bewilllM Das Lustschiffunglück ln Hüll Pari«, 25. August. Wie „Matin" zu dem Lustschiffmiglück in Hüll mitteilt, beenden sich unter der Besatzung 18 Vertreter der ainerikaniichen Marine. Unter den Toten befindet sich der englische Generap Maltlavd. Man börte zuerst eine starke Explosion, woraus das Luftschiff langsam herunter zu kommen begann- Bald daraus hörte man eine zweite sebwächere Explosion, und in Flammen gehüllt stürzte Z. R. 2 in zwei Teilen in de» Hnmber. Die Rettung? arbrit der solort herbeieilenden kleinen Säufst wurde dadurch unmöglich gemacht, daß die Trümmer eine ungeheure Hitze anSströmlen, die jede Annährung verbot. London, 25. August. Zu dem Luftschiffungliick Lei Hüll meldet Reuter ergänzend: Der Führer des Luftschiffes, der schwer verletzt ist, bewies Wunder von Geistesgegenwart, Indem er da? Niedergchcn des Luftschiffes auf den Fluß lenkte «nd nicht in die Stadt, wo es schrecklichen Schaden verursacht hätte. DaS Liittschiss war auf einer Probefahrt sür den Flug nach Amerika begr ssen. Die Besatzung zählte neunundvierzig Mann, damit« fünf britische Offiziere und einige amerikanische Marineoffiziere. die da« Schiff über den Atlantischen Ozean sichren sollten. Sitzung der internationalen Donau-Kommission Prag, 25. August. Laut Prager Tagblatt fand gcsier» in Preßburg die letzte Sitzung der Internationalen Donau- Kommiss» n statt. In dieser wurde beschlossen, sich den Beschlüssen der Pariser Konferenz zu lügen und auf stink Jahre Preßburg zum Sitze der Donau. Kommission zu wäh'e». Gleichzeitig wmde be schlossen, die nächste Tagung der Donan-Kommission am 28. November nach NegcnSburg cinziiberuftn. Ein Teil der VeihandlungSgegoi« stände dürfte in München zur Beratung gelnnge». Die Kämpfe in Marokko Paris, 25. August. Wie Havas ans Madrid berichtet, wird offiziell bclamttgeiikb!», daß an den gestrigen Kämpken in Marokko 10000 Infanteristen, 19 Batterien, zahlreiche Flugnuge, Kavallerie- und HilsStruppcn teilnahmen. Die Feinde, die 6000 bst 8000 Marin stark gewesen seien, halten schwer gelitten. Die griechische Schlapp« Paris. 26. August. Nach einer HavaSmelbung aus Konst.»" tinopel bestätigt eine Nachricht aus kcmalistischer Quelle du griechische Schlappe. Nach einer fünstägigen Schlacht war » die Griechen gezwungen, vor dem kcmalistischen Widerstand zurück,u< Weichen. Die Schlacht hat am Ufer des Sakaria staltaefuiideli. Die Griechen sollen sich in der Richtung Eski Schchir zurückgezogen und beträchtliche Verluste erlitte» haben. Exkaiser Karl (Eigener Drahtbericht der „Sachs. V o lkS z e>t g") Berlin, 26. August. In der Frage des künftigen Austick. Haltes des Exkaisers Karl steht nunmehr eine Ueberjiedtnng nach Spanien bevor. Dem Vernehmen nach dürfte der Exkaiser nur mit einem ganz kleinen Gefolge, vielleicht auch ohne seine Familie seine Reise antreten. In diesem Falle würde die kai serliche Familie in der Schweiz verbleiben und eS wird in tim schredencn Kreisen angenommen, daß der SchweizerbundcSrat gegen eine solche Lösung keine Einwendung zu machen habe. „Schön." Dr. Haiban machte sich einige Notizen und schob seine Brieftasche in die Rocktasche. „Das Geschäftliche wäre also erledigt. Nun möchte ich noch privatim eine Frage an Sic rich ten, Oppach. Warum waren Sic nicht offen in bezug ans Fhre Nichte mit mir?" „Ich? Wieso?" „Man sagte mir, Fräulein Eckardt sei verreist. Sic ist aber hier in Wien. Ich sah sie neulich von der Straßenbahn aus, als ich einen Bekannten zur Bahn begleitete. WaS soll das bedeuten?" Oppach hatte sich verfärbt. Nichts hatte ihm ungelegener kommen können als diese Mitteilung, deren Folgen sich im Augenblick noch nicht abschcn ließen. WaS sollte er sagen? Auf keinen Fall durfte Halban ahnen, daß Brigitte vor seinen Vc- wcrbungen die Flucht ergriffen halte . . . „Sie sehen mich sprachlos vor Ileberraschnng, mein Fecund! Brigitte in Wie»? Haben Sie sich auch nicht getäuscht?" sagte er endlich, um Zeit zu gewinnen. „Nein, bestimmt nicht. Wie könnte ich Brigitte verleimen! Ucbrigens gelang es mir nachträglich mit Hilfe eines Privat- dctektivs und eines Bildes, das mir Fräulein Isolde einmal heimlich schenkte, ihre Spur bis zu einem gewissen Punkte za verfolgen. Aber die Hauptsache ist jetzt für mich, zu wißen, weshalb man mit falschen Angaben zu täuschen versucht. Darüber habe ich ein Recht, von Ihnen Aufklärung zu Verla», gen, Oppach!" Ovpach hatte seine Geistesgegenwart wiederac anat. „Die sollen Sie sofort haben," sagte er mtt der essen nl Treuherzigkeit, die ee so gut anznwenden wußte und die ihm in vielen entscheidenden Augenblicken seines Leben?- über Klippen b'i'.wegpibolfcn hatte. „Weder ich noch meine Tochter haben Sie sa absicbtlich gtänscht. Wir glaubten bis jetzt wirklich. Brich, e sei zu einer Freundin gereist „Dann »rußte sie aber doch von dort geschrieben haben! Tat sie das?" „Nein, kknd damit komme ich zu dem einzi'aen Punkt, den wir Ihnen versck'wicgen — durchaus nicht, um Sie zu täuschen, sondern bloß weil wir Brigitte schonen wollte» — nämlich, daß sie nach einem Streit mit uns geschieden ist, worauf wir sowohl ihren plötzlicher: Rcisccinfall, als das Ausbleiben brieflicher Nach richten znrncksübrteir. Sie werden ia wohl bemerkt haben, daß Isolde und Brigitte einander nie besonders verstanden. Nun, am Abend vor serrcr angeblichen Reise' gerieten beide Mädchen heftig gneinander. Isolde ließ sich weiter hiirrcrßcrr, nlS viel leicht klug war, und Brigitte snblic sich eiiischieden beleidiater, als »cckwerrdig gewesen wäre. Fgst mimittelbgr dgrcnif erklärte sie, zu einer Freundin reise» zu wollen, und wir hgiien bis hentr keinen Grund, an dieser Angabe zu zweifeln . . . ." kFerlsehung felgt 1