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Sächsische Volkszeitung : 12.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-12
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.07.1921
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Dienstag. den 12. Juli 1921 «»ch,„ch, «I. IbS. Eett« ß nehmrn. Da»« Ist r« ober nötig, baß dal ganze Land den Sin- drnck gewinnt, anf gefestigter «rnndlagc arbeiten zu können in winschästttcher wie in finanzieller Beziehung. lBcikall auf allen Bänken.) In der Debatte erklärte Soulier ». a.: Dentsäbkand weih uns stark am Rhein. El sucht uns vor allen Dingen Schwierigkeiten i» Sorten zu schaffe,,. Tie Truppen Mu stafa Kcmal-Paschas sind zum größten Teile von Deutschen-) b«. fchligi. d.s,regen müssen wir wachsam am Rhein biecken und nicht vergessen, daß der Rhein »eh: nn in Eneopa fließt. Vergessen wir nicht, das; jede Niederlewe in Syrien euch eine Niederlage in Europa bedeutet. Ministeipräüdcnl Briand erklärte in einer Zw:sck r?chcmc, knng, e^ dandle sich nur darum zu wissen, ob man m i den Türken Krie, führen wolle oder nicht. Das wesentliche sei, wie nch Frank, e.ch in L offen verhalten wolle. Davon hänge die gait^e französische Politik im nahen und fernen Osten ab. T> ' (-'rrt.n'e und die Leipziger Uiieile B?r?i». U. Juli. Ter Rcichsregiernng ist bis jetzt weder von de, frmiwjiiche», noch von einer andere» Regier»,,g der Eu len,e, irgendeine r, in t l i ch e Mitteilung über die Abde ichung de. juristische» Sachverständige» ans pcipzig gemacht w. r- de». t>.'„r!> de» Mitteilungen der französische!! Presse dürste auch die beitnrbe Regierung sich de», Tchritt des sra»,zwischen Kabi nette a»schließen und ihre Sachveesiänoigru abbensscn. Ei» Ver lange» ter beide» Regierungen auf Herausgabe des der Reichs- regienmg zur Vcriiiguug geitellie» Alleuu,ateruais ist bis jetzt »ich, gesteckt tvvrdeii. Tie engtische Regierung hat, dem Ver hallen Frankreichs entgegengesetzt, ungeordnet, daß der Gencral- stanle-nnwnl, Po,loci nach Leipzig abreist, nn> denr innrgcn be ginnenden Prvzcst gegen die Liberlcntnnitto zur Ser Tittin.ar und Botdt l'c>z„»odhnrn. Aiischeiuend will die englische Regierung der ursprünglichen Verabredung unter den Alliierten gemäß die erste Serie der Leipziger Prozesse ab warten, die mit der morgige» Verhandlung gegen die Oberleutnants zur ^cc Dittmar und Bold! eibschließt, ehe sie zu den Leipziger Urteilen irgendwie Stellung nimmt. Paris. II. Juli. Ei» Mitarbeiter des „Matiu" hatte eine Unterredung mit einen, Mitglied der ans Leipzig znrückberuscuen französischen Mission. Ter französische Sachverständige anßcrre, das, die ganze Mission ichc zufrieden über die Abbernssuig ge wesen sei, da ihre Lage in Leipzig höchst »na »genehm war. Das Wanze wäre eine sehr gut gen, achte Komödie mit nüen Vorspiegelungen der Unparteilichkeit gewesen. Auch «General Lteuger, der z» der Verhandlung zuerst auf Krücken, zu seiner Freisprechung aber »nt einem künstliche» Bein und nur mit einem Stock kam, habe Komödie gespielt. Tie eiutifranzösj- schen 'lnndgebungcn wäre» einoörend geweien. Ter Mission sei sogar ins Gesicht gcivucll worden. Als der Fall »nis?» verhan delt wurde, brachte mau das Telegramm der Abberufung. Tie Kommission verließ sofort den Saal, w,r? anf die Ricnicr einen sichtlich u u a » g c u e h ,n e n Ein druck gemacht habe. 2 ic Haltung Eugiands London, 1l. Juli. Der General Sol elwr Sir Gttlssl Pollock ist nach Leipzig gereist im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen die besten deutsche» Offiziere wegen Versenlung d.s HospitalschiffeS LIandovcrh Castle. Paris, 10. Juli. Der Sondelbcricbterstaiier der Chica^oer Trbune in Leipzig bespricht in nicht mssrciindlichcm Tone die Zwanglossgnit des deutsche» Prozeßverfahrens und eiklärt, die britiiche kc o ui in I l si o n, die den eiste» Prozessen argen die Kffcgebeschuldiglcn bcchewohiit habe, habe von dem Verfahren einen günstigen Eindruck erhalten und offen ausgesprochen, das; in Leipzig Gerechtigkeit walte und Reichsanwalt Ebermayer unparieiisch vorgehe. Zu den Verhandlungen in Leipzig Berlin, 12. Juli. Generalleutnant St eng er owöff-'nl- licht in der „Täglichen Rundschau' folgende Demtseigung: ..Aus Anlaß »reines „Kriegsverbrecher -Prozesses i» Leipzig sind nnr sehr zahlreiche Zuschriften in telegraphischer und orieflicher Fvrm, hochbeachtenswcrie Vorschläge, Zeugnisanerbictungen und Kundgebiliige» in vaierläiidischcm Sinne zugegangen. ES war mir nicht möglich, bei meiner immerhin großen Nervenanspan nung dieser Tage in, einzelnen darauf zu antworte»; ich sage daher auf diesem Wege allen Beteiligten meinen tiefgefühlten Dank". Alle diese Kundgebungen sind ein Beweis, welche Em pörung im deutschen Volke herrscht über die Krigsprozessr, sie sind i» Zeichen der Treue und Hingabe an nufer geliebles deut sches Vaterland! Möchte unser deutsches Volk doch auf allen Gebieten die gleiche Einigkeit zeigen, wie im Kampfe gegen die Verleumdungen unserer Feinde. Bad Oynhausen, den 8. Juli 1021. Stenger, Generalleutnant a. D. Amerika und Deutschland Pari«, 11. Juli. .Eieago Tribüne" meldet aus Walhing o > Präsident Harding sei zwar der Wiederei»brkng»ng eine» radikal geänderten Versailler Vertrages geneigt, doch werde kaum etwa» geschehe», ehe nicht die Antwort der Allste, te» auf den Sächsische VolkSzeitung — Nr. 108 — 12. Juli 1921 Der Gänsebub Fränkischer Dorfroman von Di na Ernstberger (Nachdruck verboten) ,05. Fortsetzung.) Wie sie beisammcnsitzeii um den Tisch am großen war men Kachelofen — spinnend, erzählend, froh und mit gar weni gem zufrieden! Glücklich, wer ein« solch« Heimat hal! In dem verlassenen, weltentlcgenen Dorsch«» weilt so gern das Glück. Eö würde Marianne schwer fallen, voll da zu gehen. Sie ösfncie weit das Fenster; die kalte Schneelast drang herein. Fragend sab st« in stummer Andnch: auf zum schöllen Etcrucuzell — HimmclShöhcn und Ruh und Frieden senkicn sich lief i» ihr Herz. War dies der Segen von da droben? Ihr wurde es anf einmal klar — es wird zum Segen für sie sei», den Wunsch de> toten mütterlichen Freundin zu erfüllen. — Noch einmal sah sie wie in stummer Franc, auf znm fssmmerndcu Sternen zelt hoch über ihr; — schon wollte sie das Fenster schließen, da zuckte sie zusammen — i» weitem Bogen fiel ein Steen zue Erde! 18. Kapitel Frühlingc-iiffie wehten. Marianne saß am wctigcöffncic» Fenster und ließ die weichen, milden Lüs.e dnrcb das Zimmer streiche». Sie war nun Herrin geworden im neue»' Hause. Es war alles, so Schlag auf Schlag gegangen, während der leinen Monnle, daß sie ga'.nieht zue Besinnung kam. Jossri, war erst am Morgen jenes Tages zurückgekommcu in das Torf, an dem der greise Pfarrbere im Dar fürchten' den Segen sprach zum Lebene-bilnde zwiscbeu ibm n„S ibr. PruaÜoS,' in aller Lulle war die Hochzeit vor sich gegangen. Niemand im Tori, wie der streife Priester, Halle eine Ahnung davon gehabt, loa- un neuen Hause vor sicb ging. Dieselben Glocken, deren erste .Klänge vor wenigen Wochen die alte Flickselmitcrin zur letzte» Rübe geleiie- tcn, tönten feierlich über das kleine Dörfchen hin, als Josevh und > Marianne vor dem Altäre die Hände ineinander legten. Der alte Vcann am Altäre batte von des Lebens Erlist und Sorge, von der Treue über das Grab binans, die von nun an die beiden Herzen ineinander bindet, und von der Liebe, die alles tragen und überwinden lässt, gesprochen. Ernst lauschte Marianne auf die Wort« des greisen Priesters; ibrc Züge wurden noch bleicher «I« er von der Liebe svrach, die alles lragen hilft. Die Worle klangen ihr wie Hohn. — War das auch recht getan, was hier geschah; war eS nicht eine frevle Entweihung, daß sie den Prie- k«,' fromme Segenswünsche über den Bund spreche» ließ, ob wohl sie wußte, daß dem Manne «eben ihr die Liebe fehlte; daß «seht sein eigener ficier Mille, sondern nur der Wille jener Token Ihn zu diesem Schritt g,lecket». Idee Hnnd, die leicht ans «»erikrnischer Einspruch »«W> di« MakdaNverteilun« durch de, lv-lrerbnnd «1naeOangr»Ze1. Der Ainaalanirav Danßtzerty kat eine» Entwurf für ein» Fri«den»kr«riamatto» vrrgelegt. doch wird bezweifelt, ob die Nnselegenhett schon völlig reis sei. Inzwischen wisse man in omeriikoistsche» -rosse» »icht, ob di« Vereinigte» Staaten steh in Friede« mit Deutschland bestudr». Die doi»tsch,fra«iöst,che» Verhandlungen Paris, 10. Just. Heule begannen am Quai d'Orsai unter Vorsitz des Ministers Loucheur die Verhandlungen über die Snukionssrage zwischen Staatssekretär Bergmann und Dr. Guggen- heimer und dem französischen Sachverständigen wieder. Wie „Journal" mitteilt, soll im Laus» der Verhandlungen die Frage des Judex angcschn tteu werden. Dasselbe Blatt glaubt zu wissen» daß Guggenheimer aus Berlin die Einwilligung seiner Regierung aui die französischen Vorschläge über die Staffelung der Zahlungen für die deutschen Lieferungen auf zehn Jahre miibrwgen wird. Die Verhandlungen könnten schnell zu einem entscheidenden Resultat führen, indessen, fäbrt „Journal" fort, sei noch ein Schatten vor handen, der die französischen Unterhändler zwinge, die Verhandlungen mit äußerster Vorsicht zu führen. Die Stellung des Ministeriums Wirth. die Freisprechungen von Leipzig, der Mord in Bentben hätte» den absoluten Mangel an Autorität bei der deutschen Negierung bewiesen. Was die französisch-deutsche Zusammenarbeit für dcn wirtschasilicheu Ausbau Rußlands aubelangt, so wird sie von Nalheuau „och immer beabsichtigt. Davon könne aber, so schließt das Blatt, beule noch keine Rede sein. Jedenfalls würden dir Unterredungen nicht glatt vonstatlen gehen. Die Wiedergutmach,rngsstommlssion i» Paris Paris, 12. Juli. Nach der Rückkehr des deutschen Sach verständigen Guggenheimer nach Paris wurden gestern nachmittag im französischen Außenministerium unter Vorsitz Loucheurs die neuen Beratungen zwischen dcn deutschen und französischen Sachverständigen wieder ausgenommen. Das deutsch-französische Abkommen wird vermutlich um die Mitte dieser Woche abgeschlossen werde». Poincarös Rachepoliiik Paris. 11. Juli. Ter ehemalige Präsident Poineare schreibt im Benins: Es ist gut, die Akte» vom Leipziger Gerichtshöfe zu- rückzustehcu. Es ist noch besser, in Frankreich eine Untersuchung in absehbckcer Zeit ciuznleiten. Aber dies genügt noch nicht. Deutschland hat sich vertragsmäßig verpflichtet, u..s die Schul digen anszuliesern. Es mutz sie uns ausliesern, sonst verleugnet es noch einmal seine Verpflichtungen. Wir sind also nicht nur be rechtigt, Düsseldorf, Null ort und Duisburg nicht zu räumen; sondern da Dentstissand sich in ständiger Auslchmmg gegen den Frieden-Vertrag bestudet» haben die Fristen für die Besetzungs« deiner des linken Rheinnscrs noch nicht zu laufen begonnen Wenn man Teuffchland die neuen Verschlungen nachsieht, dann ist vorausrnsehen, das; cs immer noch weiter ermutigt wird, weil cs an unsere Ohnmacht glaubt. Bis jetzt macht sich Deutschkand über uns lustig. Lassen wir es gewähren, dann wird es uns schließlich demütigen. Eitt derrtsch-eno.lischcs Abkommen Berti», 10. Juli. Das deutsch-englische Abkom men vom 01. Dezember 1020 ist vom Reichstage genehmigt wor den. Ter Austausch der Ratifikationsurkunden wird demnächst erfolgen. Nach Artikel 11 dieses Abkommens ist die britische Ne gierung auf Antrag durch die Geschäftsstelle für deutsche Güter, Rechte und Interessen in London bereit, deutschen Staatsangehöri gen Hausrat, persönliche Gcbranchsgegenstände, Faiuilienandcnken und Handwerkszeug bis zum Betrage von 500 Pfund Sterling zuzüglich der darauf ruhenden Laste», ausgenommen Gegenstände von besonderem Werte, sreizugcbe», sofern das jährliche Einkom men der Antragsteller den Gegenwert von 400 Pfund Sterling nach dem geltenden Wechselkurse nicht übersteigt. Mit der Ent gegennahme und Prüfung der au das Deutsche Bureau in Lon don iveilcrzuleitenden Anträge ist die TarlehnSkasse für deutsche Flüchtlinge aus britischem Gebiete, Abteilung Möbel und Gepäck, in Berlin, Friedrichstratze 70a, von der Reichsregierung beauf tragt worden. Antragsformulare sind bei der DarlehnSkajse er hältlich. Ta Freigabcaiiträge binnen sechs Monaten nach der Ratifikation des Abkommens bei der englischen Regierung ein- gegangeu sein müssen, ist eins beschleunigte Einreichung der Freigadeaniräge an dir DahrlehnSkasse notwendig. Eine Schuldverschreibung über 12 Milliarden Goldmark Berlin, 11. Juli. Die Uebergabe der Schuldverschrei bung über 12 Milliarden Goldmark gemäß Ar tikel 2a deS Zahlungsplanes des Wiedergutinachnngsausschnsses ist dem WiedergutmachnngSauoschuß fristgemäß zum 1. Juli durch die KriegSlastenkoinmisjio» übergeben worden. Tie wichtigsten Bestimmungen der Schuldverschreibung sind folgende: Das Deutsche Reich schuldet dem Inhaber dieser Schuldverschreibung den Be trag von 12 Milliarden Mark Gold von dem am 1. Januar 1014 gesHlich bestimmt gewesenen Gewicht und Feingehalt. Diese Schuldverschreibung wird in Mark Sold vom 1. Mai 1921 ab mit b v. H. ihres gesamten Nennwertes verzinst und vom 1. Mai 1021 ab jährlich mit 1 Prozent unter Zuwachs der durch die Tilgung ersparten Zinsen durch Rückzahlung vom Nennwert getilgt. Un beschadet der Bestimmungen der Paragraphen 218 und 251 des Vertrages von Versailles haste» für die Schuldverschreibung der gesamte Besitz und alle Einnah meguellen deS Deut schen Reiches und der deutschen Staaten an erster Steile. Insbesondere ist Verzinsung und Tilgung durch jährlich von Deutschland gemäß Artikel 4 des Zahlungsplanes zu bewirkende» Zahlungen sichergestellt. Als Sicherheit sür diese Zahlungen lc- stimmt die deutsche Regierung an erster Stelle: a) die Erträgnis e aller deutschen See- und Landzölle und insbeso,'.K e alle Ans« und Einfuhrabgaben, b) die Erträgnisse einer Abgabe von 25 v. H. anf de» Wert aller deutschen A , fuhr, die nicht bereits einer anderweit anserlcgten gleiche» re r höheren Abgabe unterworfen ist, c) die Erträgnisse derjenigen direkten oder indirekten Steuern oder irgendwelcher sonstigen Fonds, die von der deutschen Regierung vorgeschlegcn und von dem gemäß Artikel 6 des Znhlnngsplnues gebild.icu Garantiekomitec in Ergänzung oder als Ersatz für die oben unter a und b genannten Fonds angenommen werden. Tie Schuldverschreibung ist jetzt und in Znkunst befreit von allen deut schen Steuer» und Lasten aller Art. Das Deutsche Reich wird anf Verlangen des Inhabers oder des Reparationsausschusscs in, Austausch gegen diese Schuldverschreibung kostenlos mit Zin-.- scheiuen ausgestattete T e i l s ch u l d v e r s ch re i b u n g e n von, gleichen Gesamtwert abzüglich etwa schon getilgter Beträge aus- gebcü. Form, Inhalt und Zahlungsort, sowie die Währung, in der die Zahlungen zu erfolgen haben, werden vom Reparation?:- ausschnß bestimmt. Neue Zollschikanen Essen» 11. Juli. Auf Neranlassung der Zovaufflchtsbehörde sind seit dem S. Juli an der Srenzzollslatton in Solingen weitere BerkehrSeinschrLnrungen tnKraft getreten. Durch die betreffende Verordnung wird der Güterverkehr an den Zoll, stellen in der Zeit von 7 Mir abend« bi» 7 Nhr morgens verböte». Schlagbäume werde« um 12 Uhr nachts geschlossen und keinem Fahrzeuge wird nach dieser Zeit die Durchfahrt gestattet. An einer Stelle wird die Zollftrekke bereit» 11 Uhr nachts nach der Durch fahrt der letzten Straßenbahn geschloffen, und keinem Wagen, auch keinem Personenwagen, wird zur Durchfahrt geöffnet. Die neue Verordnung bedeutet wieder eine neue Einschränkung der BewegungS. frctheit der Bevölkerung und eine schwere Benachteiligung des Orts verkehrs mit den Nachbaegemetnden in den unbesetzten Gebieten, und das um ko mehr, als in dieser stark tndustr ellen Gegend der Geschäftsverkehr außerordentlich rege ist. Frankfurt a. M., 1». Jult. Nach einer Meldung der Franks- Ztg. haben die Franzosen im Frankenthaler Siichkanal eine Rheinzollgrenze errichtet, un der fle ganz willkürlich einen Per- kehrSzoll von 1 Mark für jede Tonne Wasserfracht erheben. Sieben der ungerechtfertigten PreiSbesssstung der Waren bringt diese Zollrevision große Verluste im SchisfahrlSbetriebe und vielfach Verkehrsstauungen mit sich infolge der recht umständlichen Zollabserligung. Ganz besonders empfindlich werden die Kohlen, lransporte mit ihrem Massenversand betroffen, die bei ihren großen Kabnladungen von 15—20 000 Tonnen erheblich« Zollbeträge zahlen müssen. V-rsch!edene Reederfirmen und WassertranSportgesell. schuften haben sich wegen dieses willkürlichen Zolle- beschwerdr- fliyrend an die Reichsregierung gewandt. Hardinss Abrüstungskonferenz L>r»do«, 11. Juli. Die amerikanische Botschaft in London teilt mit: Eine vom Wcißcn Hau- ausgehende Sikmrnng besagt, im Hinblick aus die weitreichende Bedeutung der Frage einer Ein schränkung der Rüstungen fragte der Präsident bei Großbritannien. Frankreich, Italien und Japan an, ob sie an einer Konferenz zur Besprechung dieser Angelegenheit in Washington zu einem gegenseitig ,u vereinbarenden Zeitpunkt teilitehmeu würden. Ter Präsident schlug vor, daß die Problem« de- Stillen Ozean» und de«, fernen Osten», die mit der Abrüstungsfrage in enger Verbindung stehen, auch auf dieser Konferenz beraten würden. An unsere Leser! Infolge »k«r« «aschimendesekte, konnte gestam, «kn«« T«U unserer Lrserschaft dir Zeitung nicht mehr zur rechte» Zeit »»gestellt werde«. Wir kitten k«h«r diejenigen unsere» geehrte« Leser, di« dl« gestrige S-u«««r erst heute ,«g„ steltt rrhatte«, »m freundlich» Rachstcht Verlag mrd Redak io«. «SM dem Arme Josephs lag, zitterte. Scheu streifte ihr Blick einmal, während der Priester sprach, die Züge des schönen Mannes neben ihr. W»s wohl er bei dieser heiligen Handlung denken mochteI — Was würde sie darum gegeben haben, hätte sie dir Gedanken lesen können, die sich hinter dieser breiten, weihen Mäniiersiirn jagte»! Fest und undurchdringlich wie immcr waren auch in dieser Stunde seine Zuge gewesen. ES mochte ihm di« Ansprache des Geistlichen zu lange gewährt haben, denn das war ja wohl Un geduld, daß er seine Blicke mehrmals wie geistesabwesend durch dos Kirchlein wandern ließ. Man sah cS ihm an, wie er zer streut war. Sv sehr sich Joseph auch beinübie der heiligen Handlung zu folgen — immer wieder kehrten sein« Gedanken zu den Tagen seiner Kindheit zurück. Hier war os gewesen, wo er als Knabe niinislrierte; wo ihm derselbe Priester, der da vor ihm stand, zum ersten Male die heiligen Sakramente reichte. Nach ganz wie damals sah das Kirchlein ans. Die verschossenen, rote» Fahne» und das alte, schlichte Krcuzchcn mit dem Trauerflor, der schon zu seiner Zeit graugrün statt sckovorz ums kleine Kreuzehen wehte — wie mächtig erinnerte ilm dies an jene Zeit, wo er mit stolzer Miene, sich suhlend als wichtige Persönlichkeit, bei Prozessionen die Standarte trug. Wehe wenn ihn einer seiner Kameraden mit Worte» oder Bücken reizte. Mebrmals war cs da vorgckommcn. daß er jene geweihten Fatzuensiangc», die er andächtig fromm mitlragei! sollte, zu Zückstignugs- und Racdezwecken auch benützte Der pausbackige und schmunige Engel, der seit Mcuschengedeli- ken schon so seibsik'ewnßt ans einem Pfeiler an der Kanzel saß, war einmal das Opfer eines solchen Angriffes geworden. Zu einer Zeit, da zwischen dcn Ministranten blutige Fehde herrschte und sie sich ganz allein mit ihrem Mrol! in der Kirche befanden, griff Fosepb zornoereizi zur Fabnenfiange, die er immer trug, und traf — o Schrecken! — statt dcn Nucken seines Feindes den Arm des kleinen ganz nnschnidigen Kanzelengels. Noch benie saß er dort anf seine!» Kanzel;latz — beschmutzt, bestaubt und selbstbewußt wie einst, doch fehlte ihm die Hand, die ehedem, be vor noch jener nngiückliche Ministranicnkampf entbrannte, ge heimnisvoll zum Tabernakel wies. So viel erinnerte ihn hier an sein« Jugendzeit. — Er dachte auch daran, wie er im Wutter oft frierend mit dünnen .Höschen ans den kalten Steinsließen kiuele. Wie oft hatte er da in stillem Ness e die andere» Buben, die mit dicken Kleidern und Mützen zur Kirche kamen, betrachtet. — Er war der Aerm- slcn einer gewesen. Manchmal gab ibm eine gutmütige Bäuerin mitlcid.g ein Kleidungsstück, das ihm seine Mutter zurecht wachen sallie oder ein Stück Brot und etwas Dörrfleisch. So beseligt hat nie mehr in seinem Lebe» ein Dankeswort von ibm geklungen, wie das ..Vergelt s Gott", das er als armer, hung riger Baiienijnnge svrach. — Wenn er «rinnernngsversunken dr: vergnüge« Zeit gedachte, erschien ihm alle» wie ein Traum! — Alle diese Gedanken und Erinnerungen beschäftigten sein«« Geist, als er mit Marianne vor dem Altäre stand. Er wurde sich des Ernstes jener Stund» nicht klar. Erst als der Prieltcr schwieg und Marianne langsam dcn weißen Glaceehandsevnh über ihr« Recht« streift«, wurde er sich dessen ganz und gar de- wußi, was hier vor sich gegangen war. Forschend ruhte «inen Augenblick der Blick der jungen Fra» auf dem Antlitz des zerstreiilen Mannes, als sie beide bas kleine Kirchlein verließen und in den bereiistehenden Wagen stiege,. Weit hatte Ev dir Türe geöffnet, als der Wagen, der das unge Paar zurückbrachte, vor dem Hause vorfnhr. Mit Be- riedigung hatte sie gemerkt, wie dicke schwere Schneeflocken la»g- äu: herniederfielen. To wollte sie es kaben; so mutzte es sein. Wenn dabei Glück sein sollte, muhte cs der Braut in den Kranz regnen. Erwartungsvoll stand sie da und wartete auf de» großen Augenblick, wo der junge Gatte sein geliebtes Weib mit innige?» Kusse in die Arme schließen würde; — der aber tat nichts der- gleichen. Nur ihre Hand hielt er in der seinen, als er die junge Frau über die Schwelle ihrer neuen Heimat führte. „Gon segne Deinen Eingang im neuen Heim, Marianne", sagte er dabei. So trocken und gleichgültig schien das Ev; enttäuscht zog sie sich in ihre Küche znrück. Zu ihrer Zeit war dies ganz a»de>s gewcse». Oder war dies vielleicht immcr so bei den seinen Leuten ? Und als sie nun gar, während sie bei Tisch servierte, bör:e. wie Joseph -einer jungen Gattin erzählte, welche zerstreu, den Gedanken seinen Gesst während der heiligen Zeremonie in. der Kirche beschäftigten, mutzte sie nur immer bedenklich den Kees schütteln. WaS war dies doch für ein sonderbarer Bräutigam! — Sie bekam ordentlich Sorge für das Glück der jungen Frau. Jm:ncc wieder trat sie an das Fenster und sah den schweren, duntten Wolkenzügen nach. Der düstere, graue Himmel und die tviro tt,. der. Flocken draußen gaben ihr immer wieder Trost. — Das war das richtige Hochzeitsv/ttter. Ev vertrug sich gut mit ihrer neuen Herrin. Die lieb- »de Fürsorge der alten Eb trug viel dazu bei, dah sich Marianne leichter, als sie eS vermutet hatte, in die neuen Verhältnisse schickte. Und sie waren oft allein im neuen Hause, die beide» Frauen. Joseph war häufig verreist. Seine verschieden:» Aemtcr nnd Würden hielten ihn oft wochenlang in der Stadt. Er, hatte eS Marianne anfangs angebote», ihn hie und da begleiten, — Marianne aber hatte es vorgczogen, daheim zu bleibe». Di« fürchtete, ihm lästig zu fallen. Hielt er sich aber daheim auf, so war sie ängitlich für seine Bequemlichkeit besorgt und alle ihre eigenen Wünsch« Katen dann in de» Hintergrund. Ihr Herz jubelte, wenn sie dann sah, datz er sich in seinem Heim wohl fühlte. Und in letzter Zeit war >s ihr oft vorgelomme»«, «IS hielt« er sich lieb« länger auch daheim anf. (Fortsetzung folgt.)
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