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Sächsische Volkszeitung : 12.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-12
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.07.1921
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Nr. 188 20. Jahrg. Fernsprecher: «edadtion 32723 - G»schäst«ft,lle 32722 Postschechkont«: Dresden Nr. 14707 SiicklMe Dienstag, 12. Juli 1821 Redaktion und Geschästssteller Dresden--/. >K, Holdetnftratze ätl vezugvprrisi Bceeielisi>rlcch ir«l Hc»i» AuSgade s mit Nlwirceciec Bc-iia,,- IS.7L qinsqab« » II x ejnschlieblti- PaHdcsiellcieii» DI» Düc-UIch« Bolt»j»>t>mg erichei»! an all»» Wochentagen nachm. - Svrechslccnde der Redaktion: >> bl« iruhr barm. Anzeigen i Annahme don GelchkiftSanzeigen b>s IO Uhr. von -iamiitenanzsige» dis I I Uhr vorm — Preis sür die Petit-Kpaltzeii- aller «nzrigen 1.40 X. t,n R-kiaineteil ».SO X. - gnr undeutlich g-ichriedeue. sowie durch gernivrecher aufgegcbene Anzeigei, küniien wie die «erantwortlichleil iiir die Richtigkeit des Teile« nicht übernehme» Stantsnotwendigkeiten Der Reichstag ist iu die Ferien gegangen. Er hat ein Stück harter Arbeit hinter sich gebracht. Eine noch wichtigere Tagungs periode mit tveit schwierigereit Aufgaben steht ihm »ach Ablauf der Panse während seiner Herbsttätigkeir bevor. Durch die An nahme des Ultimatums ist für die künftige Politik in Deutfch» land der Weg gezeichnet: die Erfüllung der an uns gestellten Forderungen soweit unsere Kräfte dazu reichen. Die neue Ne gierung hat diesen Kurs trotz vieler Anfeindungen und Anfeck- tungen mittig und entschlossen eingeschlagen; sie hat eS gewagt, diesen dornenvollen Weg zu gehen. Nunmehr ist es ihre Auf gabe, nach den Mitteln und Hilfsquellen zu suchen, die ihr diese Politik des ehrlichen Willens und der Erfüllung ermöglichen müssen. Im Vordergründe ihres Aufgabenkreises steht darum die Beschaffung der Zahlungsmittel. Ans der Natur der Dinge her aus wird also der groste Gegenstand der Herbsttagung des Reichstages die Steuergesetzgebung sein, die dieser Periode ihren Stempel aufdrücken und unter deren Bedeutung alles andere in den Schatten gestellt sein wird. Die Aufgabe, die damit dem verantwortlichen Leiter unserer Politik zufällt, ist grost, änsterst schwierig und gewis; auch undankbar. Welcher Finanzministcr hätte sich wohl die Zufriedenheit und das Lob der grasten Maste erworben, der daran gehen muh, uns eine solche Bürde aufzu laden, wie sie unserer wartet. Aber eine nicht minder schwere Verantwortung wird auf den Schultern der Parteien liegen, die sie in Vertretung des Volkes ihre Endesunterschrift unter das dickleibige Buch oer künftigen Steuern setzen sollen. Iugl'ich damit erhebt sich von selbst die Frage, wie weit die Parteien bei den kommenden eingehenden Einzelberatungen über die Eröff nung der Steuerqnelle imstande sein werden, sich von diesem Verantwortungsgefühl leiten zu lasten, das nur den Blick auf die Gesamtheit kennt, und wie weit sie Selbstüberwindung üben können, um den Parteistandpunkt znrückzustellen. Gewih wird Niemand so töricht sei», glauben zu wollen, das; das graste Werk der Steuergesetzgebung in harmonischer Einigkeit alle Phasen seiner Behandlung werde durchlaufe» können, aber das eine müsste bei vernünftiger Einstellung der Parteien unbedingt er reicht werden: die wirklich objektive Zusammenarbeit aller Kräfte, chm ein in allen seinen Teilen zweckmässiges Werk zu schaffen. Und dies müsste um so mehr erreichbar sein, als die Notwendig keit der weitgehenden Steuerbelastung wohl von keiner Seite ernsthast mehr angezweifelt werden wird. Um so bedauerlicher ist es, wenn man jetzt schon hin u.w wieder manche Aeusterungen liest, die gerade auf das Gegenteil scblicste» lassen. Die graste Rede nämlich, die der Neichskanzl. r Tr Wirth noch in den letzten Tagen vor der Sommerpause im Reichstage gehalten hat, gab den einzelnen Parteien Gelegenheit, sich zunächst einmal in ihrer grundsätzlichen Stellung zu äustern. Sich dabei in Einzelheiten zu verlieren, war nuferer Meinung nach nicht nur verfrüht, sondern auch durchaus übereilt, da sich diese heute durchaus noch nicht übersehen lassen. Da aber hat sich schon jetzt mit Deutlichkeit ge zeigt, dast bei manchen Gruppen immer noch der Parteiegoismus über dem grohen Gesichtspunkt des allgemeine» Wohles steht. Langatmig hat die Rechte durch den Mund des Herrn Dr. He l sfer ich ihrer Unzufriedenheit und ihrer scharfen Kritik Ausdruck verliehen. Und die Linke? Schon jetzt treibt man in ihren Reihen eine widerliche AaitationShetze. Dast die Kom munisten sich zu einer sachlichen Beurteilung überhaupt nicht aufschwingen können, daran ist man gewohnt und nimmt keinen Wunder. Dast die Unabhängigen ans der Fülle ihres Schlag- worimaterials alles herausholen, um schon heute, wo über die Einzelheiten der Steuergesetzgebung noch keine Entscheidunaen vorliegen, von einer einseitigen Belastung der Arbeiterschaft zu sprechen, von einer Bourgeoisiesteuergesetzgebung zu fabulieren und erst jüngst in ihrem letzten Ausruf in der Freiheit den .schärfsten Kampf um die Verteilung der Stenern, der schon be gönne» habe", anz,-kündige», ist bei ihrer Denkart jedenfalls nicht ungewöhnlich. Hier leuchien die taktischen Gesichtspunkte schon deutlich herlwr, die niemals eine-objektive Beurteilung zu- lassc», und selbst da vorauSzugreisen pflegen, wo faktische Tat sachen »och nicht einmal vorliegen. Am eigenartigsten ist zweifellos die Aeuhernng in der .Sozialistischen Korrespondenz" des mehrhcits- sczialistischen Abgeordneten Heilmann. Dieser wackere Kämpe, den man schon beinahe das „enfant terrible" seiner Par tei nennen kann, hat jedenfalls eine recht eigenartige Auffassung von der Zukunftsarbeit im Deutschen Reich. Nachdem er eine zeitlang über die Besteuerung der Goldwerte gesprochen hat, fügt ee wörtlich hinzu: „Dieser Oktober wird ein kritischer Monat für Deuts blande- Pstiiik sein and alle, die Arbeiterinteregen verirrten und schützen wollen, wögen sich dafür bereit halten. Denn bereit sein ist alles. Der Wahlkampf unter der Parole: Hie Proletarier, hie Besitzer von Goldwerten, den Dr. Wirth gern vermeiden möchte, könnte leicht zn einer unabweisbaren Noiwendigkeit werden." Der sozial„dcmokratische" Herr Heil- inanii ist also wieder einmal auf dem Wege zur Diktatur. Wenn nicht so l»nd das heisti nach seinem Willen!, dann eben so! Es wäre doch wirklich besser, wenn die „Sozialistische Korrespondenz" abwartcte und nicht schon vorher die Situation durch Kampf- pärolen und Wahlparolen und Wahlkampfdrobnngen verschärfte und erschwerte, zumal doch ockannt sein dürfte, dast auch mcehr- heitssozialislische Minister !m Kabinett sind. Es bandelt sich nach unserer Auffassung in Zukunft um zwei grundlegende Dinge: Einmal um die Beibehaltung des riiigesclilageiieil feste» und einheitlichen Kurses, den das Kabi nett Wirth vorgezeichnct hat, und zweitens um die Herstellung tjncr Basis für die Steuergesetzgebung auf dem Boden einer reinen Sachlichkeit und Objektivität. Dazu ist notwendig, alles das anSznschatten, was eine Erhitzung der poli tischen Atmosphäre bedeutete. Wollten alle Parteien und ihr« Vertreter, besonders aber die grasten und mastgcbcnden Parteien sich das zur Richtschnur ihres Handelns machen, dann dürste sich der Weg der gerechte» Steuerbelastung wohl finden lassen. In der Sozialdemokratie beider Richtungen spricht man jetzt sehr viel vo» der proletarischen Einheitsfront. Sollte etwa der R»f H»r sozialistischen Einheitsfront anSmünden wollen in einen Ruf zn einer heraufznbeschwörenden Wahlkampagne unter der Steuerpacole? Dann hätte damit allerdings die Sozialdemokra tie bewiesen, das; sie noch nichts hinzugelernt hat; denn dann würde sie das Eigeninteresse in krasser Weise über das Gesamt wob! stellen. Wir sind überzeugt, dast dir besonnenen Elemente in der Mehrheitssozialdeinotratie solchen Bestrebungen fern- sieben. Ter pädagogische Wert des Moral unterrichtes KK. Die Forderung nach der welrlichen Echst ist ein Er gebnis ans Sem Abfall von-Gott and seiner übernatürlichen Offenbarung, -inier nicht selten schweren Anklagen gegen den religiösen Moralnnterrichi in der Schule, wird gewünscht, das; die weltliche E : hit an seine Stelle trete; hiervon versprechen sich manche > rostes. Sind Wunsch und Hofsnnng brrec igt? Die übernatürliche Religion setzt dem Menschen ein be stimmte», klar nmrissenes Ziel; ein Leben aus Erden, geordnet nach dem Willen Gottes, da» zum ewigen Besitze des unendlichen Guies im Himmel sichren seit Damit ist nun auch der Moral eine sichere Richtung ciegeben, sie erhält ebenfalls ein? unzwei deutige Zielsetzung;' der Dienst Gottes und die Erfüllung der Pflichte» gegenüber den Neben-nensehen -lud der eigenen Per son, also in der christliche» Sprache gesprochen: die Beobachtung des Gebotes der Liebe Gottes und des Nächsten. Hier herrscht strenger Znsammettbang, eines wächst ans dem anderen hervor und dient wieder als Stütze für HübereS. WaS weist aber die religionslose Ethik dein weaschliehen Leben als Bestimmung zn setzen? Die zahlreichen Rftliinnnen. ui die sie auseinander gebt sind allerdings einig darin, das; sie einen Dienst Gottes, besten Existenz sie in Abrede stellen, znrüctweisen, und dast sie die mo ralische Halinng des Menseben nicht durch den Willen und Er setz Gottes bestimmt sein gissen. Sollen pofttti.»? Angaben ge macht werden, da»» trennen sieb, soiort die Geister weit. Die einen gehen mit Eoatte, dein Begründer des Posivitismus, und bezeichne» die Menschheiistwrebrung. den Dienst deS „Grasten Wesens" -des Menschen) als unsere Lebensaufgabe und stellen drinentstirechend ihre Siitenlrbre ein. Tie Anhänger der etlsi. sehen Kultur erstreben eine Moral, die den Menschen zu einem guten ehrenvollen .Bandeln führt; andere bekennen sich als Schüler Wnndts, und sehen die Sittlichkeit in der Mithilfe an der kulturellen Answärlsvewegung und in der Hervorbringnng allgemeiner geistiger Schöpfungen, also Sstratenvildmig, Kunst uiid Wissenschaft: die Apostel d-.r Eniwi.kelmlgSiebre erklären die Arbeit zur Züchtigung volttommeiiec Rosien und Arten als höchste Aufgabe. Nietuche mit seiner Gefolgschaft hielt es für seine Psücht, den Schwächeren zu mtterdrücken und an.sznrot'.en. um sich auf diese Weise dem Ideal des Uebermenschen zu nä hen,; die Prediger der Klassenmoral preisen als verdienstlichste Ausgabe die Förderung der Bernfsgenoisenschaft und der In- teresselttenaruppe, der -na» angehört. Also in der Grundfrage aller Ethik, i» der Bestimmung des Zieles völlige Zerfahrenheit! Selbst Anhänger derselben spreche» deshalb mtt bitterem Sar kasmus von de» „Konfessionen der konfessionslosen Moral'. „Wir brauchen ei» Ziel", sagt Avcuarins, .und wissen nicht, westbe-s." Wie Gott und sein Wesen fest und nnwandeibar sind, so auch sein Wille und die darauf begründeten Gesetze der christ lichen Moral; sie bat Normen, an denen der Lanf der Zeiten und die Willkür der Menschen nicht ein Iota miiznänderu ver mögen. Die religionslose Ellstk weist nur Meinungen am, denen nicht »nr die meiaphnnsche Begründung fehlt, sondern auch jede wissenschafttiche Unterlage. Mit uenelbaften Anschauungen und Amiahmen aber kann man keimen durchgreifenden Eiuflust aus den Mettsehen ausüben, uamentticl: nicht in den Jahren, in denen die Leidenschaften aufleben. Heinrich Heine sagte beim Anblick des Anlwerpner Domes: ..Jene Zeilen hatten Dogmen, wir haben Meinungen, mtt Meinungen aver baut man keine Dome." Wir können hinznfügen: und keinen sittlichen Charakter. Aehn- iich steht eS, wenn man die verpflichtende Kraft der religio»'.! und der religionslosen Moral prüft. Jene beruft sich ans den heiligen Willen Gottes, unseres höchsten Herrn und Schöpfers, der keine» Widerspruch znlästt; woronf will sich diese stützen: Iw Vesten Falle nach Kant ans die selbstherrliche Vernunft; doch worin ist vier die unabweisbare Pflicht begründet, dem kale- gcu.jchen. Imperativ zn folgen, namentlich dann, wenn man sieht, dast andere z» einer anderen Entscheidung in gleicbwe- lagerien Fällen gelangen, die zndem mehr den Wünschen des eigeue» Herzens- eiitgegeilk.nun'i? Sagt doch der genanni" Philosoph selbst: „Ohne Gott und eine für uns jetzt nichi sich - bare, aber gebaffte Wett sind die fraglichen Ideen der Sttttftlckett zwar Gegenstücke des Beifalls und der Bewunderung, aber nicht Triebfedern des Vorsatzes und der Ausführung." Damit hängt auch weiter die Frage nach den Beweggrün den des Handelns zusammen. Auch vier bietet die religiöse Mo ral dem menschlichen Geiste das Höchste: Sorge um unser ewiges Heil, das wir mit aller Kraft der Seele suchen gemäst der Nei gung nach vollkommenen Glück, die in unserer Natur unaustilg bar wohnt; Rücksicht ans die Freundschaft Gottes, z>, dem wir in Liebe und Dankbarkeit »ns Isingezogen fühlen. Womit will die iveltliche Ethik auch nur annäbernd die Tiefe der Seele er greifen und anregen? Mit dem Hinweis ans die erstrebte Knl- tnrentwieklnng? Hat diese aber nicht ein tranriqes Fiasko ge macht, unter dem nur schwer leide»? Oder mit der Hoffnung, das' unser Geschlecht sich weiter entwickeln werde zu immer kräf tigeren Individuen, bis endlich der Mensch erscheine, der den Willen zn». Gebrauche der M,nh- rnctsichislos anwcnde? Mit all diesem und ähnlichem lässt sich die siuttche Energie nickt aus- siaebeln, insbesondere die des Kindes nicht. — Die religiöse Mo ral bat in den Gnadenmitteln der Kirche überaus starte Stützen. Van dem übernatürlichen Gebiete geht gleichsam eine Sugge stion ans die natürliche Sphäre ans. die eine mächtige Beihilfe leistet. Die weltliche Eibik cntbebrt dieser Hilfsmittel, sie kann nur mit schönen, aber inhaltlosen Worten den Willen in seinem Kampfe anfmnntern. Diese lleberlegenheii der religiösen Moral in etwas so Greifbares, daß auch ihre Gegner sie anerkenne» müssen. Dementsprechend sind die Früchte deS religionslosen Elhitnnierriehies in der Schule; in Frankreich erregen sie schon längst Schrecken. Und dabei ist zn beachten, dast jetzt »och „dee Himmel von Christus glüht und leuchiet" (Nietzsche!). In diesem Abendrot leben auch die religionslosen Ettsiter, und es ist in ihnen nicht wirkungslos. Manche von ihnen erkennen das übri gens auch an; jo sagte der frühere sozialdemokratische KnllnS- minister in Prenste», Haenftch einmal: „Ich weist ganz genau, dast wir alle, auch diejenigen unter uns, die nichi positiv gläubig sind, in stärkster Weise direkt und indirekt bon diesem Gedanken kreise, von der siuttche» Vorsiellungörvelt des Christentums be. einflustt sind, und es wäre geradezu banausisch und uusoziali- stisch, wo irgend möglich, diese gewaltigen, sittlich-ethischen Kräfi« die auch heule noch ohne »'den Zweifel aus dem Christentum quellen, mit dem Dreschflegel toischlagen zn wollen" (Knftur- poiiiische Aufgaben, littst, S. 9>. Wenn dennock die Beseitigung de? religiösen Moraliutter- riclsts gefordert wird, dann geschäht es infolge eines Zwang«-, dem mau fick au-sgesctzt hat. Wer einmal sagt: Ich anerkenne keinen Gott!, der must noiwendiger Weise hin;,,fügen: also nehme ich kein Gesetz an. das mir in seinen! Name» vorgelegt wird; wir machen nnS unsere Ethik selbst, mag auch die mensch liche Gesellschaft darnntec leiden, ja zu Grunde geben! Brinrrds Kamme? rede Paris, l l. Juli. Die Kammer hat heute die Zusatzkredlkt besprochen. In Beaniworinng verschiedener Anfragen erllärte Briand: Die Erklärung, dast die Lage keineswegs beiniruh'gend ist, halt sich weit von allem übertriebenen Optfti iSmnS e iiferut. Frankreich besitzt zur Befriedigung seiner Interessen die nöiiee Kraft, wo eS auch sei. Die öffentliche Meinung in Deutschland mag ablchnen. aus den Ereignissen isie richtige Lehre zu ziehen, den demokratischen Errnngenkchaften zum Siege zu verhelfen, sie mag selbst von einem Racheseldwg sprechen, der doch unmöglich ist; «ine Tattacke bleibt nichtsdestoweniger bestehen: Frankreich steht am Rhein nnd kann nickt zugeben, dast Deuischiand so nmgcsialiet werde, dast es eine Drohung sür Frank reich darstellen tonnt«. Bei der Erörterung der Ereignisse in Oberschlefien erklürie Briand, dast die französischen Truppen Milliliter in eine änsterst ftwoierige Lage geraten waren, die zu ernsten Blutvergießen hätte sichren können. Aber die Regierung hat unter Billigung der Kammer alles getan, nni cs zn vermeiden, dast da? Land in eine Abenteuerpolitik gezerrt werde. Genera! Lrroiid hat seine Pflicht in bewundernswerter Weise erftiltt (!!) unter de» allerungünsügsien Bedingungen, die io undankbar wie nur möglich waren, de»» Oberschlesien sieht nicht unter deutscher Oberhoheit, sondern wird von den Obcrkommissaren der Verbands- mnchte verwaltet. Briand sprach sodann über die Ermordung des Kommandanten Montalägre. Da die Ercsigisine nicht in einem Gebiet unter deutscher Oberhoheit borgeiommen sind, war es die Aufgabe unseres Ob-erkommissarS. die Erhebungen anzustellni, und den ganzen Fall zu übernehmen- Cs wurden zahlreiche HauSsuchinigen vorgenommen. Briand crug daun von neuem den französischen Ltandpnnit in der obersckiltsiftl «n Frage vor. Die sranzSW't Regierung hält sich »er an i cn FsiBeurveriraq Die Taisachen scheinen zugunsten Polens zn sprechen, und es müstlkn ichon zwing«ndr Bciveftcrisicks vc.rg bracht werde», um zu enicm andere» Erg-bins zu komreu. Tie Be.ba!!d?!räch!e sind rer die Verr-ter dcr Gereckt» k.ft. Wir wollen nichts and.re*, a.s di: ehr iche (!) nnd genaue Durchführung der Bestimmungen d - Fr ek kur vt, Jage-, die eine Ahst'mmnng nach Gemeinde., vorw.h unser «'recht'» Birücksichligünq e.'r g o. raplsi'Ven Verlsicktniiie. Es müssen Vorsichismastnabmül crgiiffcn weiden. Nun gut, w r werde.: sie er» greift». Zur F.age der AburLl i'ung dcr Krie^c-bi sc? u-d'gi «r betonte Briand. daß diese Frage in dem Ultimatum beson der« erwäg, t worden war. Leutschlard „tat so", als wollte es diese riburteilunq vornehmen, cibea die ;ranzös1- sch« Regterurrq mutzte zu ih cm Bedauern fen cllen, da» di« blnwesenheit der sranzösischrn Abordnung n L.rpziq voll? kommen zwecklos wor, da es sich ja doch nur um ein Tyeaterftttck handelte. Briand iahte die heutige Polstck »ochnia s kur; zusa iimc» und sagte, sei» Bestreben ginge dadi», ei» m lisiir 'ches Borg Heu jedcrzcit zu vermeiden. Wenn aber ungliickiichcrivsttc die Alldeutschen (!) die Ueüermacht gkw »ii-n sollten» wenn es ihneu gelingen solle, da» Mi» slclium Wftih z» veureibcn und Dkiit'chiaud wieder in eine Politik zu stiftzen, Ue sür Frankreich gefährlich werden minie, dar» wöge Zn jeder wissen: Franlrcich besitzt alles, was e» brauch', um die Lage wkederherzusteU-m. Tie Konirollkomnrissiou in Deiiischland bat iu allen Puvktcn vollste Gcuugiming crha'.ten. Tie Lucke in mi'crem Heere, welch: durch bie Emiiasiil»; dcs Jahraauges 19l9 eittiland, ist wieder oiisgftülit woidcii. Wir sind im Voll besitze uuserer Macht. Wir haben. die Zwangrnintznohnirn «greisen müssen l.vngcsichtS der deutsche» Weigerung (!) die Re- parationsverrfl chiungen zu erfüllen, '2. wegen der nicht erfolgten Bestrafung der Kriegs besch ul bigten. 3. wegen der maiitzel- haften Entwaffnung Deutschlands. Briand fährt fon: Deuftch- land hat das Ultimatum angenommen. Wenn die Frage der Kriegs- beschuldigten vor die Verbandkiegteningen kommen wird, werden sie Dcutschlrnd fragen: Habt Ihr sie vir .rteitt? Wenn Wirth auch aste« grta» hat, um sein Versprechen z» er rillen, so genügt das doch nicht, um «» Frankreich z» erlauben, auf die Sannt onen zu verzichten. Aber es ist auch sür Deutsch land nicht etnmal wünschenswert, denn wenn später einmal eine ollveulsche Negierung ähnliche Handlungen begehen sollte, so wird das noch etw es ganz Andere«. Die «ine Tat« such« bleibt doch besteh », outz Deutschland geschlagen und besiegt ist. Es ist nicht anders möglich, als Satz es seine V rpsiich ungen erjüllt. Auf fron ösischer Seite wird eo auf den festen Willen flohen, von der Durchführung seiner Ver pflichtungen Kenntnis zu nehmen. Bciand schloß mit den Worten: Wir haben eS fertig gebracht, unseren Staatshaushalt in« Gleichgewicht zu bringe». Frankreich wird in einer nahen Zukunft ans seinem Sieg» Nutzen ziehen und eine besonder« Stellung ein-
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