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ZSGscheNolksMm »>»««»« ^ In Orst« «»»»«»»» mit ^ und Vefterrelch V^u«»p,«I>, »L. »tz«s »j«, 2? In vefterrrich I ^"s-betnt dt« geitu», reg-Imatztg tu den ersten Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «nd Freiheit «tt Unterhalt«ns»da-lase Vtt Uttrftvttvte Jett Nr. 252 Geschäftsstelle mU» Reüaktiru, Dre«den»A. 1«, Holbeinftrahe L« Diensrag den 2. November 1915 Fernsprecher 31866 14. JahiU. Russischer Äabinettswechsel Die Kriegsereignisse in den letzten Tagen nehmen auf dem serbischen Kriegs schauplätze den für Serbien vorausgesehenen Verlauf. Das Verhängnis ist für dieses Land nicht mehr aufzuhalten. Von worden her rücken die Deutschen mit ihren Verbündeten un- enshaltsam vor und von Osten die Bulgaren. Gewiß leisten die Serben an manchen Stellen einen zähen, heftigen Wider stand, aber der kann die Niederlage oder besser gesagt den Zusammenbruch des serbischen Heeres wohl etwas ver zögern, aber nicht verhindern. Aus den Tagesberichten der letzten drei Tage und den sonstigen Meldungen ist zunächst ui ersehen, daß die Touauschiffahrt vollkommen frei ist. Zwei im Hafen von Turn-Sevcrin gelegene österreichisch- ungarische Dampfer sind bereits im Hafen von Orsova an- gekommen. Der Vierverband ist demnach nicht in der Lage gewesen, den „Weg nach Konstantinopel" zu versperren, denn der „Korridor" zur türkischen Hauptstadt ist bereits angelweit geöffnet und der Rest wird bald folgen. Die von Norden her kommenden Verbündeten haben sich nach den neuesten Kriegskarten von der Donau bereits vollkommen losgelöst, ihre Verbindung mit den Bulgaren ist fest und wir sehen die drei Heere eifrig mit der Einkreisung von Nisch beschäftigt. Von drei Seiten ist sie bereits vollzogen. Der Ring hat sich in diesen Tagen zusehends verengt und die Entscheidung über das Schicksal dieser Stadt und Festung steht bevor. Wenn Nisch fällt, so ist der größte Teil von Nord-Ost-Serbien in unserer Hand, denn die kleineren Orte werden den verbündeten Heeren wenig Schwierigkeiten machen, zumal es den dort stehenden Serben an jeglicher Unterstützung mangelt und an einen Nachschub von Muni tion für sie nicht zu denken ist. Die Serben können im Norden überhaupt nur von Montenegro her ihren Bedarf ergänzen, denn von Süden her sind die Wege nahezu alle versperrt. Wir sehen die Bulgaren weit über Ncsküb hinaus, sodaß sie ganz Mazedonien von dem übrigen Ser bien abgeschnitten haben. Bei der Kämpfen um die ein zelnen Festungen und Städte sind nunmehr zum ersten Male Franzosen aufgetaucht. Sie haben dort fürchterliche Verluste erlitten, ein Regiment wurde total aufgerieben. Engländer haben sich begreiflicherweise noch nicht blicken lassen. Sie haben zwar den Befehl erhalten, von Saloniki aus sich auf den Kriegsschauplatz zu begeben, aber im gün stigsten Augenblick kam die griechische Forderung dazwischen, und nun werden sie wohl wieder unangefochten abziehen. Die englische Taktik geht immer dahin, möglichst die anderen bluten zu lassen, selbst aber den Vorteil zu ziehen. Von den Einzelerfolgen möchten wir aus dem Montags bericht hier angeben: „In Fortsetzung des Angriffes wurden die Höhen süd lich von Grn. Milanovac in Besitz genommen. In Richtung auf Kragujevac ist der Feind über den Petrovackar- und den Lepenica-Absckmitt zurückgeworfen, Kragujevac ist in deutscher Hand. Oestlich der Morava ist gegen zähen Widerstand der Serben der Trivuuovo-Berg gcnom- men. Es wurden einige hundert Gefangene gemacht. Die Armee deS Generals Bojadjeff war am 30. Ok tober unter Nachhutkämpfen dem Feinde bis in die allge meine Linie Höhen von Planinica (südwestlich von Zaje- zar)—Slatino (nordwestlich von Knjazevac) — östlich von Sorljig — westlich von Bela-Palanka — östlich von Vlaso- tince gefolgt." Eine bulgarische Meldung besagt, daß Bela-Palanka gestern besetzt worden ist, und eine weitere Nachricht stellt fest, daß die AußenfortS von Nisch bereits unter Feuer ge- nommen worden sind. Hierbei ist die nicht uninteressante Tatsache zu verzeichnen, daß die Serben vor ihren Kämpfen mit Schnaps berauscht worden sind, uni ihre Widerstands kraft zu erhöhen und daß sie fast ausschließlich amerika nische Munition verwenden. Sie haben in dem Ruhejahr sich damit auf englische Kosten reichlich versehen können. Von Saloniki hört man nichts Bestimmtes mehr. Die Ab reise der Entente-Truppen scheint sich tatsächlich zu voll ziehen, wenn auch in einigen Depeschen immer noch von Landungen die Rede ist. Jedenfalls vermerken türkische Mel- düngen dis Landungen von englisch-französischen Truppen auf Gallipoli, die bisher in Saloniki waren. Das Aben teuer hat demnach mehr den Charakter einer Komödie ge habt. Man mußte den Serben Hilfe vorgaukeln, das ist ge schehen und nun kann dort der Vorhang wieder fallen. Was nun die Vorgänge auf den: russischen Kriegsschauplätze an- belangt, so haben nur kleinere Gefechte stattgefunden, die weder uns? noch den Russen große Vorteile brachten. Inter essanter ist das Ergebnis der Oktoberbeute: No «kW mi W Umbildung des russischen Kabinetts Berlin, 2. November. Nach einer amtlich noch nicht bestätigten Meldung aus Petersburg wurde Goremykin zum Reichskanzler ernannt und wird auch das Ressort des Auswärtigen übernehmen. Der frühere russische Gesandte in Wien Schebeko wird ihm zur Seite stehen. Die Nücktrittsgesnche der Minister Ssasonow, Eharitonow und Kriwoschein wurden vom Zaren genehmigt. Ministerpräsi dent dürfte Ehwostow werden. — Das „Bert. Tagebl." s äußert sich zu der Umbildung, daß es sich um einen entschei denden Ruck nach Rechts handele. Besonders Kriwoschein sei die Hoffnung der Liberalen gewesen. Nicht überraschend ist, daß Ssasonow gefallen ist. Seine Gesundheit wurde zugleich mit der Delcassös durch die schlimmen Nachrichten aus dem europäischen Orient erschüttert. — Der „Lokal anzeiger" schreibt: Man spürt ordentlich den Ruck nach Rechts. Gorempkin und Ehwostow sind lediglich die Vollstrecker eines Programms, das in den Konventikeln der wahrhaft russischen Männer zusainmengestellt wurde. Ob Schebeko der geeignete Manu ist, um die Ssasonowschen Irrungen und Felilschläge ans dem Balkan gut zu machen, wird abzuwarten sein. Eine griechische Stimme über dir Lage Athen, 1. November. Die „Agence Havas" meldet: Die Operationen in Serbien dauern an. Ter bulga- r i s ch -deutsche Plan ist, den Rückzug der Hauptmacht des nordserbischen Heeres gegen Süden abzuschneid e n. Das Bestreben des serbischen Generalstabes ist, den Rückzug in guter Ordnung auf eine neue Verteidigungslinie z» sichern. Griechische Militärkreise halten die Lage des ser bische» Heeres für schwierig aber nicht ver zweifelt. Die Wicdereinnahme von Veles durch die Bul garen bestätigt sich. Der türkische Bericht Konstantinopel, 1. November. Das Hanpt- gnartier teilt mit: Auf der Dardanellenfront nichts von Bedeutung, abgesehen von örtlichen, teilweise heftigen, teil weise schwachen Feuergefechten. Bei Seddnl-Bahr nahmen zwei feindliche Kreuzer an dem Feuer teil, indem sie ver schiedene Stellen wirkungslos beschossen. Bei Seddnl-Bahr und - Ari-Burun zerstörte unsere Artillerie drei Minen- werferstellungcn des Feindes. Unsere Batterien in den Meerengen zerstreuten feindliche Truppenausammlungen, die bei Mortouliman und Elias Barun gesichtet wurden. Auf der Front des Kaukasus schlugen wir mit Erfolg zwei Ucberfallsversuche des Feindes in zwei Abschnitten zurück. Sonst nichts Neues. Der Zar wieder daheim Petersburg, l. November. (W. T. B.) Der Kaiser und der Thronfolger sind heute von der Front nach Zarskoje Selo zurückgekehrt. Die Kaiserin und ihre Töchter sind ebenfalls von der Reise zurück. Großfeuer Paris, 1. November. (W. T. B.) Ter „Temps" meldet aus Santander: Das Theater und mehrere benach barte Gebäude sind durch einen Brand zerstört worden. Der Schaden ist sehr groß. Mehrere Personen wurden verletzt. Neue Offensive im Westen Lyon, 1. November. (W. T. B.) Wie der „Nepu- blicain" aus Paris erfährt, hat General Joffre in London mehreren Beratungen des Kriegsrates beigewohnt und mit dem englischen Kriegsminister eine gemeinsame Aktion der französischen und englischen Armeen festgesetzt zur Aufhebung der Wirkungen der deutschen Unter nehmungen im Orient. Tie Zahl der im Oktober von deutschen Truppen im Osten eingebrachten Gefangenen und die von ihnen ge machte Beute beträgt: Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenbnrg:'gefangen 03 Offiziere, 14 482 Mann, er beutet: 40 Maschinengewehre: bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: gefangen 32 Offiziere, 4134 Mann, er beutet: 2 Maschinengewehre: bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen: ge fangen: .76 Offiziere, 8871 Mann, erbeutet: 21 Maschinen gewehre; bei der Armee des Grafen v. Bothmer: gefangen: 3 Offiziere, 1727 Mann, erbeutet: 1 Maschinengewehr: bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: gefangen: 06 Offiziere, 11 037 Mann, er beutet: 23 Geschütze, 16 Maschinengewehre: zusammen: gefangen: 244 Offiziere, 4 0040 Mann, erbeutet: 23 Geschütze, 80 Maschinengewehre. Vom w e st Iiche n K r i e g s s ch a » Platz heißt cs im deutschen Tagesbericht von gestern: „In der Champagne schritten die Franzosen bei Ta- hure nachmittags zum Gegenangriff. Tie wurden abge wiesen. Die von unseren Truppen am 30. Oktober ge stürmte Butte de Tahnre ist fest in unserer Hand geblieben. Die Zahl der in den letzten beiden Tagen gemachten Ge fangenen ist auf 31 Offiziere, 1277 Mann gestiegen. Bei Combies kam es zu lebhaften Kämpfen mit Nah kampfmitteln. Leutnant Bölcke hat am 30. Oktober südlich von Ta- hure einen französischen Doppeldecker zum Absturz gebracht und damit das sechste feindliche Flugzeug außer Gefecht ge setzt. — In der Gegend von Belfort fanden mehrere für die deutschen Flieger erfolgreiche Luftgefechte statt." X Der Weltkrieg Japan sendet keine Truppen Tokio, 1. November. (W. T. B.) Agence Havas. Der japanische Ministerpräsident hat einem Journalisten er klärt, daß Japan an die Verbündeten keine Truppen schicken könne. Dagegen gewähre Japan durch die Mobilmachung seiner Arsenale militärische und maritime Hilfe. Es freue sich, auch Frankreich seine, wenn auch bescheidene finanzielle Hilfe gewähren zu können. Versenkter Dampfer London, 1. November. (W. T. B.) Lloyds meldet: Der britische Dampfer „Toward" ist versenkt worden. Die Besatzung ist gerettet. Wucherischer Betrüger Der „Lokalanzeiger" meldet: Die Firnia Kostarlitz in Lchöneberg war vom Schöneberger Magistrat mit Mehl- lieferiingen au die kleinen Händler betraut worden. Sie brachte aber m i n d e r w e r t i g e s M e h l in den Handel, wodurch die Verbraucher geschädigt wurden. Dabei be schaffte sie sich unter der Hand größere Vorräte an Mehl, als ihr nach Zahl ihrer Abnehmer zustand, wodurch die Allge meinheit benachteiligt wurde. Der stellvertretende Inhaber wurde festgenommen und die polizeiliche Schließung des Geschäftes verfügt. Sprengstoff-Explosion Ly o n . 1. November. (W. T. B.) Wie „Nouvelliste" aus Aurerre meldet, ist in der Pulverfabrik von Höry eine Kiste mit Sprengstoffen explodiert. Ein Soldat und ein Arbeiter wurden getötet. Russische Verbannung Petersburg, 2. November. (W. T. B.) (Ucber Kopenhagen.) Adelsmarschall v. Mirbach und Bürger meister Pfeifer, beide aus Dünaburg, sind nach Irkutsk verbannt worden. Es wurde ihnen abgeschlagen, auf eigene Kosten zu reisen. Pfeifer sollte zunächst nur nach Zentral« rußland verschickt werden, bis plötzlich ohne Begründung die Verbannung nach Sibirien verfügt wurde. Keine Gebietsabtretungen seitens Oesterreichs an Italien Das Wiener K. K. Telegr.-Korr.-Bur. ist ermächtigt, den tendenziösen Gerüchten, die im Auslände verbreitet werden, als ob Oesterreich-Ungarn sich bereit finden könnte, dem Königreiche Italien bei einem Friedensschlüsse jetzt oder später irgendwelche Gebietsabtretungen zuzubilligen, mit aller Entschiedenheit cntgegenzutreten. (W. T. B.)