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Sächsische Volkszeitung : 02.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192010021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19201002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19201002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-02
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.10.1920
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Sonnabend de» L. Oktober ItzKO «ächsifche »,H«,»««»»>, Rr. LD. Seite » hält der Bericht der .Deutschen Leitung" über die Red« de» all deutschen Pastor» Herrmann, der vom heutigen Elsaß spricht, folgenden uuverstLndltchen und sich widersprechenden Passus: „Im einzttuen erzählt Pfarrer Htzrrmann von dem gewal tigen Anstoß, den im frommen Elsaß da» Be,ragen der französisch-!, Lehrerinntm unud Lehrer in der Schule erregt. Die Lehrer paffen während des Gebets Zigaretten, die Lehoertnnen lehren der Klaffe den Rücken zu- Beide sprechen kein Wort „elsässisch", die Kinder ebensowenig französisch. Infolgedessen hat der Schulbesuch fast aus- achöut Der Klerus ist entsetzt über die Neigung Roms, die La'kai» sierung der elsässischen Schule zuzugestehen, immerhin sitzen die eigent lichen Gallomanen noch immer in der Klerisei." . . > ,DaS ganze Land ist verdeck:, Sttaßbrtrg fft blonder» »erdreckt, da» Münster — wörllich — zum Abort geworden." V-i der Erörterung der Verhältnisse in den besetzten Gebieten der Westmark überhaupt meint Pfarrer Hamann, man solle doch in Deutschland nicht übers-hen, wie nahe Erzberger »id Dorten Koch auf dem Umwege über Rom stünden . Foch sei Ichuitrnschüler. sein Bruder ist ak ivez Mitglied der Gesellschaft Jesu." Furchtbar, furchtbar! Nur in Bayern merkt der Alldeutsche augenblicklich wedsr Rom noch dtze .Jesuiten"! Denn der Vorsitzende Elaß erzählte auf der alldeutschen Tag'.mg folgendes: Die Reichsgewalt bei uns ist unter der Republil zum Spott und Schatten geworden, schlimmer wie im alten Interregnum, über die Staatsgewalt v.'gt sich wieder. Der Verba ndjspräsident verweist auf Bauern Es ist Aufgabe dps Verbandes, die Anfänge der Wie derkehr von Recht nnd Ordnung überall im Reiche zu unterstützen. Das Wort Orge'ch fft scheußlich, aber die Sache ist gut. Die Organi- sation Escherich hat nick»» mrr auf das Reich, sie hat auch ans Oester reich übergeariEcn. Viel Glückt" Allo aus der einen Seite die Wut gegen Rom «nd dir katholische Kirche, auf bgc anderen das Werben um bayerisch,- Unterstützung, die auch wegen der norddeutschen Kultnrkamvsgclüste aus die Preußen nicht gut zu sprechen sind. Solche Widersprüche sind unausbleiblich, wenn man allez immer nur ge fühlsmäßig beurteilt. — Ueberhaupt versuchen gewisse Kreise wieder, aus nationalen Stimmungen bezw. Vanstimmun-en Kapital gegen die „Ultramontanen" zu schlagen. Auch der antiultramontane Reichsv-rband ist ja kürzlich wieder auf dem Plane erschienen. Diese verbohrten Hetzer baben nns wirklich noch gefehlt. De>r „ReichSbott" hat stch an den Wlederbellebungsversuchen Kieler politischen Mißgeburt angelcsteülbicbst beteiligt, llnb da schreiben sich imanche Leute die Finger trimd. um eine bürgev'iche Einheitsfront herzustellen. Die ist doch nur möglich, wenn man vorher die lllttamoittanen — und noch einige andere Gruppen »nd Parteien — mauletot schlägt. Wir wer ben diesen Erscheinung»-« unseres öffentlichen Lebens in Zukunft grö ßere Nr"> erl-ewkeit schenken müssen. Die Not der deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich den mer ....... , Vermittlung unserer FriedenSdelegation in Paris wurde vom fran zösischen Kriegsministerium di« Erlaubnis zum Besuch des Stamm lagers Avignon und stör vsttchiedenen Zweiglager erwirkt. Von dem Geistlichen wird uns über die Lage der Gefangenen u. a. mitgeteilt: Es befinden sich dort im ganzen 299 sogenannte „Straf"»Gefangene, die nur militärische Strafen zu verbüßen haben wogen Gehorsams verweigerung und Fluchtversuche. Besucht wurden die Lager Avignon (50), Linians (22), Pourzilhac (1b), CuerS (146), Agay (63) und das Lazarett in Avignon (3). Wenn auch di« Klagen über mangelhafte vc'löstigunug nicht mehr so häufig waren, so stellt« sich doch dir Lag« der KriegSgtsaugenen bezüglich Kleidung und Unterbringung «nd vor allem in seelischer Hinsicht als eine sehr traurige heraus. Die Tut- behrung der Freiheit, der Mangel cm religiöser Versovgung. dats Lek« n un-'er hartem Kriegsgesetz, nachdem der Kttteg schon seit zwei Jahren beendet ist. di« sich immer steigernde Sehnsucht nach d«r in so tiefe Not geratenen Heimat, an der sie mit jeder Faser ist,es HerzenS hängen: das sink die Seelenqualen, die das Los unserer armen Landsleute fast unerträglich machen. Um so erhebender wirkte« auf die Kriegsgefangenen die teilnehmenden Grüße der Heimat und die, wenn auch geringen Liebesgaben, die der Delegierte übrbrkrgen konnte Trostreich und erhebend war für die Katholiken in den Lagern von Eucrs und Agay die Teilnahme an einem Feldgottesdienst, so wie der Empfang dtzr hl Sakramente, zumal manche die religiösen HeilSmsttcl lange Jahre hatten entbehren müssen. Es ist dankbar zu bearüßen, daß es den ununterbrochenen Bemühungen der deutschen Bischöfe nunmehr gelungen ist, auch in dies« Strafgefangenenlogcr, di« bisher alls-n Delegierten verschlossen warm, «inen Boten der Hei mat zu entsenden. Nachklkinge zum Zweiten Sächsischen Katholikentag Von einem Teünehmsr erhalten wir folgende Auschrist: Die erhebende Hauptversammlung am Sonntag ist zu Ende. Der riesig« Rundbau tzer Albert Halle beKnnt sich zu leeren. Die Teil nehmer d«r in jeder Beziehung fruchtbar und machtvoll verlaufenen Tagung erlasse,, das Theater, während auf der anderen Seit« zu welt licher Schaulust Einlaß Begehrende Var den Hallen sich wieder auf» pellen. Es ist am Nachmittag: als Einsamer schlendere ich durch die Straßen Leipzig», aus welchengroßstädtischeS Leben und Treiben sich abspiclt. Mittlerweile ist e» Abend gewordien, ich bin auf dor Suche nach dtzr protestantischen Hauptlirche Leipzigs, der Thomaslirche. ES dunkelt schon und ich steh« vor.einem Gotteshause. Aus dessen Fen- st-wn schimmert Licht. Ich trete ein. Ein mäßig großer, in Weiß gehaltener Raum umfängt mich, weiße Säulen mit Palmblkttern oben mettckegesang, darauf betritt der Prediger dip Kanzel. Gr ist im schwarzen Talar mit altortümlicher weißer Halskrause. Gr spicht gut vnd liebevoll. AndesgläubiA: nicht verletzend, mahnt di« Gemeinde zur Tugend und zu christticher Nächstenliebe. Ein Wort von ihm, daS ich in de, eben geschloffenen Katholilenversammlung au» dem Munde unseres Obgchittvn vernommen habe, bleibt in meinem Ohre haften: Die ersten Christen lebten in größter Eintracht beisammen, so daß Heiden und Juden ans sie hinwiesen und sagten: »Seht, wie sie ein ander lieben!" Zur Abendmahlsseier lud der Pastor ein, di« „GotieS- ktndschaft" zu erworben. Die Feier-vollzog sich in würdiger Weise, hie Gläubigen bewahrten andächtige Haltung, als erster empfing ein junger Invalid, auf Krücken sich fortbewegend, in seinem in Ehvn ge- «ogen.en grauen Waffeurock das Abendmahl unter beiderlei Gestalt- Für mich Katholiken halte dl« gottcheSdienstliche Handlung großes In teresse. Die Beteiligung war aber gering, namentlich im Hinblick auf die große Teilnehmerzahl der allmonatlichen Kommunionen des MLn- nerapostcklateS. Ich wollte dieses Erleben nicht vorübergehen lasten, ohne VS wiederzugrben. Ms Sohn einer tiefgläubigen protestantisch-» Mud-er geboren,, die später zum katholischen Glauben zutrücklrhrte, habe ich protstantische Verwandte, hatte ich im Berufe nur protestan tische Vorgesetzte und Mitarbeiter; wird sind sa in der Diaspora dar aus angewieffm, mit unseren protestantischen Mitbürgern zu leben und zu vettebren. Sn fügte es sich, daß ich zum Katholikentag, von dem Anerbieten des Wnhnubgsausschnsses Gebrauch machend, Ausnahme fand In der Nähe von St. TrinfiatiS. DaS Haupt der Familie ist Protestant. Sein« Gattin, Katholilin gewährte in liebenswürdigster Weis«, in llebeneinstiminnng mit ihrem Gemahl, der die katholische Religion, wie er mir sagte, kennt unk schätzt einem Ehepaare aus Dresden »nd mir, zusammen drei Personen, Unterkommen und Gast- fpeundsckiast. — Snlltzm dioke mein« Zellen veröffentlicht werden, so möchte ich darin eine Abtragung der Dankesschuld erblicken von allen den Fremden, die zur Tagung herbeigeströmt waren, nach d« alten Messestadt und bei den Glaubensgenossen ln zuvorkommender Weise Aufnahme fanden »nd beherbergt worden sind um Gotteslohn. I. S. Zum Schulstreik in Plauen Sin BeruhiguxgspiUver des Herrn Kulm», minister Seyferih Da» KlultnSminIft-rium veröffentlicht heut« ia den Plauener Blättern folgenden Aufruf au die katho- lischen Eltern der Stadt Plauen: DaS Ministerium hat eine Abordnung der katholischen Btern» schaft Plauens «mpfangpn und ihr auSrinandergesetzt, warum es nach Äesrtz »nid Verfassung de» Schulstreik in Plauen auf» schürfst« ver urteilen muß. Es wendet sich nun an die Einsicht der in Frag« kom menden Eltern, um sie zur Pflicht gegen di« Ordnung des Staates z»- rückzubringen Auf eine mit Gesetzeskraft erlassene Anordnung der vo-m sächsischen Voll seinerzeit gewählten Regierung ist Ostern 191S in der Stadt Plauen begonnen worden, die allgemeine Volksschule in der Weste drwchzuführeu, daß alle Kinder das ersten und zweiten Schuljahre- ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis die Schule ihre- Wohn bezirkes zu besuchen hätten. Diese Anordnung bestand zu Recht, noch ehe die Reichsverfassung verkünde: worden war. Nach der klaren Be dingung im Artilel 174 der Reichsversaffung besäht sie auch weiter zu Recht, bis das in Aussicht gestellte Neichsschulgesetz die Ange legenheit regelt. Danach mußten Ostarn 1920 die bereit- gemischten Klaffen als solche weitergeführt und die Schulneulinge in die all gemeiner: Schulen ausgenommen werden. Eigenmächtig und willkürlich, wider Gesetz und Verfassung ist nun Ostern 1920 in der ersten katholischen Bürgerschule zu Planen verfahren wocrden, indem katholische Kinder auch aus anderen Schul, bezirken ausgenommen und die Kinder dieses Bekenntnisses im ersten bis dritten Schuljahve wieder zu besonderen Klaffen zusammengestellt wurde». Dagegen muß di« Negierung pflichtgemäß rinschreilen. Daß das Ministerium daS nicht willkürlich oder gar in feind- licher Gesinnung gegen die katholischen Bürger tut, dafür spricht deut lich und laut der Umstand, daß sie an anderen Stellen des Landes zugunsten des katholischen Bekenntnisse« verhindert hat, daß irgend etwas an dem bei Eintritt der Verfassung bestehenden Nechtszuftand« geändert werde. Die Regierung bedauert, daß sich besonnene Staatsbürger dazu Hinreißen lassen, durch ungesetzliche Mittel, wie eS der Schulstreik ist, die Regierung zu einer Maßnahme zwingen zu wollen, die wider deren Pflicht, dem Gesetze und der Gerechtigkeit gegenüber verstoßen würde. Bis zum Erscheinen des ReichSschulgesrtzes, das die Rechts lage endgültig regeln wird, aber muß stch die katholische Elternschaft glduldep. Die Regierung denkt selbstverständlich nicht daran, deren verfassungsmäßiges Recht anzutasten. Bei dieser Sachlage ermattet dp» Ministerium, daß die Eltern von dem Schulstreik Abstand nehmen und ihre Kinider wieder zur Schul« schicken, in d>r Erkenntnis, daß diese durch das Fernbleiben von der Schul« schwer geschädigt werden. Da in Hunderten von sächsischen Orten katholische und evangelische Kinder dieselbe Schultz dzirch alle acht Schuljahre hindurch besuchen, wird es erträglich sein, daß auch in Plauen die sl-chs- bi» achtjährigen katholischen Kinder vorläufig bis zmn Erscheinen des Reichsschulgesetzes mit den anderen Kindern vereinigt bleiben. Für da» vierte Schüljahr, auf das zu Ostern 1920 gleichfalls die konfessionelle Durchmischung ausgedehnt worden war. Hai das Minis-wium mitten im Laufe des Sommer- halbjahreS aus schultechnischen Gründen zunächst dieser Maßnahme nicht entgegentreten wollen, es hat ober nunmehr für den Beginn ds Winterhalbjahres Anoirdnung.'n getroffen, die «s den katholischen Kindern dieses Jahrganges ermöglichen, eine Klasse zu besuchen, die mrr aus Kindern desselben Beilettntnisses bestehe Außerdem wird e» dafür sorgen, daß sie geordneten Religionuttevricht in ihren Be kenntnissen erhalten. Dies« Auslassung deS Kultusministeriums wird uns soeben kurz vor RedaltikonSschlnß zugesttllt. Wir sind daher wicht mehr in dj» Lage, ausführlich heute dazu Stellung zn nehmen. Soviel können, wir aber sagem Wir können uns nicht erinnern, daß jemals in der politischen Geschichte »ine Behörde oder gar noch ein Mimsterüun es gewagt hat, in aller Öffentlichkeit die Verhältnisse so darzustellen, wie sie in Wirklichkeit nicht find. Wir richten an all« katholischen Eltern von Planen da» dringende Ersuchen, sich nicht vom rechten Wege ab halten zu lasse», sondern diesen Weg weiter zu gehen, und auch ferner hin der Parole der katholischen Fülzrsr rest'os zu folge«. Der Tat, bestand, wir er kn Wirklichkeit fit, ist an dieser Stelle oft genug dar- gelegt worbe« »nd auch i» Eingaben an die ReichSvegierung ustv. mehr wie einmal «Einander gesetzt worden. Katholisch« Eltern! Ihr habt bis j-tzt siegreich dm Kamps MN Er« heiligsten Rechte dnrchgehalten. Laßt Euch durch nicht« irre machen, «ns Eurer Geste ist das Recht nnd für dstses Recht müsse-» wist unter allen Umstände« nick ersetzen DaS ganze katholisch« Deutschland steht Himer Euch. Vor allem aber das ganze katholische «o« Sachsen». Brüssel Der ?n einalsorittle Brüssel, 1. Ok ober. Die Finauzkon'creiiz bat mit der Er örterung der Frcme de» lntcrnnlionalen Kredit« b aonnen. Der französische Vi-epräsidcn! Celli» gab eine zuiammensoffmde sachliche Darstellung der Fragen, mit denen die Ko»sercnz sich beschäftigen müsse, »nd bebandelt nacheinander den Umfang de» Kredit bedürfnisse», die Schwierigkeiten der Kreditape« rationen »nd die Heilmittel für diese Krlsi». Sodann ging er ans die vcrschiedenrn Vorschläge zur Bekämpfung der Krisis durch Jnansprucknabme der Solidarität der Völler ein und lenkte die Aufmerksamkeit der Konferenz auf «ine Neide von Vorschläge», »ie ihm geeignet erschienen, tue F!-anzop>ratIoiien zu erleichtern. Schließlich erklärt« er, der VSlkerbuud scheine ihm geeignet, die Be strebungen zn überwachen, die mehr Durchsichtigkeit und mehr An stand in die internationalen Finanzoperationen ,« bringe« suchten. Die Konferenz könne sich vorstetlen, daß ihre um fangreiche Aufgabe nickt in ihrer erstenTaguugzu erschöpfe» wäre. Brüssel, 1. Okiober. In der Diskussion, die sich an den Vortrag Ke» französischen Bitcvräsidentcn Cellier anschloß, sprach der belgische Ministerpräsident über seine Vorschläge, eine inter nationale Bank zu gründe», die durch die Ausgabe von Obli gationen die Mittel für den Wiederaufbau schaffen sollte. In der NachmittagSfitzung spracht« zunächst der Vertreter Rumänien» nnd der von Brasilien. Den französischen Bericht «rstattete Cheysson. Sein Bericht ist insoweit bemerkenswert» al» er di« eigenen Anstrengungen Frankreich» hervorhebt, die für den Wieder au sh an der zerstörten Gebiete arta» wurden. Ts seien hterfür rund 21 Milliarden Franken anSgeworfen. Dabei wird aber nicht sondeilich betimt, daß auch Deulschland für die Wiederauldauarbeiten dar Budget mit zablreiche» Milliarden belastet, und daß Deutschland nach dem Fiiedensvertrag alle Kosten dieser Aufbauarbeiten zu tragen lat. Auch an sied bietet die französische Finanzlage -m Vergleich zu Denttchland ein günstigere» Bild, insoweit, al» im laufende» Jahre sich di« Vn»aaben in bedeutend engeren Grenzen halten «nd Frankreich sogar einen Teil seiner Auslandsschuld decken lonnt«. Für die italienische Delenation sprach Senator Ferrari. Hier ist die finanz- „nd w rtschastspolitische Lage ai- ernst »« bezeichne», di» heut, durch die soziale« «nd wirtschaftlichen Kämpf« «och verstärkt wird. Schließlich sprachen Vertreter »«« griechischem Manischen und chinesischen Delegationen. Verlängerung de- Brüsseler Konferenz? Eigener Draht»,»ich« .Vachs «olk»zeitnng'I Haag. L. Okt. Der «ondnkonespondent d,s allgemeinen Handels blatte, meldet au« Brüssel, daß man allmäblich mit der Notwendigkeit einer Derlänaerung der Konferenz rechiet Er sagt, die Hauptperson der Konferenz ist gepenwärtig der britische D-legierte Lord EhalmerS. von dem man fast allein die Revuna erwartet. Weiter als zu seinem AuSspruche: »Hart arbeiten, kräitig sparen und schwer let'-en" ist «an noch nicht gekommen, aber ei ist fraglich ob man weiter kommen w:rd. Die internattonaI en EoldfondS. die de la Crotr vorgeschlcmen hat, werbt n von den Sachverstä'dlgen rmd all den anderen Delegierten verwi rfen Don der Frag« einer Erhöhung der Erbschaftssteuer hört man nicht» mehr, über praktische Arbeit hört man eben'owcnig. In den Delegationen gewinnt der Pessimismus abmählich Bodki, aber der ofstztelle Optimismus hält hartnäckig stand. Der de«ische Finanzbericht Po-I«, 1. Oktaler. „Petit Journal" veröffentlicht ,lne längere Unterredung eines Brüsseler Korrespondenten mit den, deutschen Finanzdelegietten Urvig. Danach erklärte dieser daß er den Eindruck gewonnen habe, als ob die deutsche Finanzdenkschrift in Frankreich falsch aufgefaßt worden sei. Deutschland habe den aufrichtigen Wunsch, seine finanziellen Verpflichtungen zu er. füllen. T« sei auch unrichtig, daß Deutschland aus die Brüsseler Finanzkonferenz einen Druck habe ausüben wollen durch die Drohunn, sich durch di« Erklärung de» Staatsbankcott» seinen gesamten Ber» pflichtungen zu entziehen. Urbig widersprach ferner der falschen französischen Auffassung, das der französische Steuerzahler höher belastet sei als der Deutsche. Deutschland hat all« nur iraendwie erdenklichen KriegSpewtnne erfaßt und die Last, die der deutsche Steuerzahler zu trauen hat, ist, auf den Kopf berechnet, bedeutend höher in Mark als die der Franzosen in Franken. Ei ist wohl nicht gut möglich, daß hierbei der Wechselkurs der Mack oder des Franken in Rechnung gestellt wird und Frankreich ein- wenden könnte, da» der deutsche Steuerzahler infolge der Mack, entwettnng weniger schwer betroffen würde. DaS deutsche Voll bezicbt seine Einkünfte in Mark und die Steuern werden gleich;, falls in Mark bezahlt. Direktor Urbig formulierte dtr deutschen Wünscht folgendermaßen: 1. Wir ersuchen darum, da« uns rin Minimum von Schiff», raum zur Verfügung gestellt wirb, damit wir unsere« internatio nalen Verkehr wieder aufnehmen können. 2. Wir bettachten eS als ein unerläßliche- Gebot, daß Deutsch. landS Ausfuhrartikel, besonder« Kohle, nicht nach dem Inlands, prei», sondern mit dem Weltmarktpreis bezahlt werden. 8. ersuchen wir um die Zurückerstattung der vornehmlich In England und in den Bereinigten Staaten beschlagnahmten deutschen Güter und um die Gewährung eines Kredits in Pfund Sterling oder Dollar in Höhe des Wertes der beschlagnadmten Güter. In den Vereinigten Staaten allein beläuft sich der Wert de- deut schen Eigentums auf über 800 Millionen Dollars. Wenn uns Kredite in dieser Höhe bewilligt werden, würden wir sie zur Tin- fuhr von Rohprodukten für die deutsche Industrie verwenden. Wir würden dadurch die Gefahr deS Kurswechsel» Überdrücken und die Befahr einer neuen Revolution verhüten. Brand erkrankt Pari«, 1. Oktober. Nach einer M ldung de» »T-oise Belge" au» Brüssel ist der Vizepräsident der F nanUonferenz Brand ge» zwunge», da» B-tt z» hüten. Man hofft jedoch, daß er bald Wied«, hergesiellt sein wird. Polnischer Heeresbericht Warfchcul, 1. Oktober. Im polnischen Generalstabsberichte vom 30. September heißt es: Nach Zerstreuung der im Bereich« von Lid» zusammengezogenen Sowjetttuppen setzten unsere Abteilungen die eilig« Vertilgung deS Feindes in östlicher Richtung sott. Der Feiud ziöht sich m vollständig^: Auflösung zurück und wird von allen Setten von Änseren Anippm angegriffen. Ein« der Sowjetdivisionen ging zu un» über, nachdem s« ih-r« Kommissare, die sie zum Wider stande drängen wollten, ermordet hatte. Die von Slonstn vonücken, den grobpolnischen Truppen nahmen am 30. September in einem haldenmütigen Angriffe Baranowitschi. Basel, 1 Oktober Nach einer Nachricht aus ukrainischer Quelle hat die Armee Petljuras Kiew wieder besetzt. Polnlsch-sranssösisches Abkommen Warschau, 1. Oktober. Der .Kurjgr Wa^awski" gibt Aenße. rnngen deS Finanzministews Grabski über das von ihm in Paris geschlossen« Abkommen mit Frankreich wieder. Danach wird Franl- reich Polen auch nach Friedensschluß Waffen, Muni tion und Ausrüstungen für das Heer liefern, Polen dagegen werde Frankreich 30 000 Tonen Zucker und 10 000 Waggons Pe troleum liefern, was fast die Hälfte der rPodultion der galizischen Pettoleumquellen ausmache. Dieses polnisch-französische Abloinmen ist für di« Dauer eine« Jahves abgeschlossen. Di« englisch-russischen Handelsbedingungen London, 1. Oktober. „Daily Mast" meidet, daß sich die Ln. tteher Großbritanniens ünb Sowjettußlands bereits über folgende Punkt« des britisch: russischen Handelsabkommens geeinigt haben sollen: 1. Waren jeder Art. mit Ausnahme von Kriegsmunition können nach Rußland ein- und ausgesührt werden. 2. Jeder Staat kann nach dem Gebiet des anderen HanLelsagenten schicken, die all« Vorrechte genießen, welche gewöhnlichen Konsuln zugebilligt werden 3. Die britische Regierung steht von jeder Beschlagnahme von Wanrn ab, die Sowjetrußland oder russischen Untertanen gehören. 4. Die Sowjet»,gieemng sieht von der Beschlagnahme aller Waren ab. die Privatpersonen britischer StaatSangehöriglcit gehören. 5. Die Fwp der Schulden der zaristischen Regierung wird der Friedenskonferenz vobehalten, 6. Beike Parteien können da» Abkommen mit sechsmonatiger Frist kündigen. Die russische Delega tion hat bereits große Anläufe von Webwavem und Maschine» de> werlstelligt, Die erste Bezahlung wird in Gold geschehen, das berci'S deponiert ist. Dieses Gold wird in England zum Marktwerte (»nee- führ 20 Prozent über dem Nominalwert) angenommen werden nach Abzug der Transpord- und Versicherungskosten. HerauSgabo deutschen Eigentums in Italien Franksutt a, M., 1. Okttb-r, Di« Frankfurter Zcituna meldet anS Rom: Die Regierung hat beschlossen, das kleine deutsche Eiaentm» ' bis zu 50000 Lire jetzigen Wertes her aus zu geben In be tracht komure» Barsummen. Handwerkszeug« und kleine Immobilien Die Maßnahme ist sozialen Ehaoullers, Die Behandlung des g ö- ß-ren EigenIinnS ist noch nicht Mklätt. Die Verhandlungen darüber schweben noch. Entscheid in der WettH^lstr eikensrncre Ber'in, 1. Oktober. Die deutsche Rcstenl"g hatte am 18. August d. I. der Votschafterkonferenz in Par!'- einen eingehend begründeten Protest gegen die von ihr gesälltt Gnilckieidnng i'ber da« westpreußische Abstimmungsgebiet überreicht, wonach das rechte Woichselufer sowie drei dort befindliche Dörfer völlio und». rechtigterweise den Polen zugesprocheu wurden. Die Botschaster- konferenz hat jetzt dem Präsidenten der deutschen FrtedenSdelegaÜou. in Patts nachstehende Antwort zugehen lassen: „Ihr Vorgängen,., hat mit einer Note-der Fttedenskonferenz einen Protest der deutschen". Negierungen über da» Abstimmungsgebiet von Mettenwerder ge«, troffen« Entscheidung überreicht. Di« deutsche Regierung erklärst darin, jede Verantwortung für dir Folgen dieser, Entscheidung, -- — - st« «ich- lehnen zu müssen, dir st« nicht än'etfennrn fönst«, dä^siöjwiU sie sagt, mit den Bestimmungen de» FriedenSverttage» nicht ver-,s> einbar sei und ebensosehr in Widerspruch mit dem Selbstbestim- '
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