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Sächsische Volkszeitung : 07.07.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192007076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-07
- Tag 1920-07-07
-
Monat
1920-07
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.07.1920
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Mittwoch dru 7. Juli ISA) 0,41114« »>ll»«st«»», Bk« kein S Wenn es sich hierbei um eine Unachtsamkeit oder um eine Not wendigkeit gehandelt Hütte, io würden wir angesichts der schweren Dinge, die für das Reich in Spaa auf dem Spiele stehen, kein Wort aus diesem Anlaß verlieren? Aber die Disposition für die Abfahrt der deutschen Zeitungsberichterstatter war der Schlußstein einer Sette von Sonderbarkeiten, die bereits bei der Paßbesorgnng begann. Da bei verdankt die deutsche Presse selbst die Schlafwagenbesörderung im regulären Zuge nicht etwa der Vorsorge der deutschen Regierung, son dern dem Umstand, daß der englische General Malcolm mit einigen Offizieren nach Spaa fahren wollte, daß sür ihn ein besonderer Schlafwagen eingestellt wurde, und daß derjenige Teil des Schlaf wagen, der noch zur Verfügung blieb, dann den deutschen Journa listen und einem Vertreter der französischen Mission freundlich einge- räumt wurde. Nun muß man aber nicht etwa annehmen, daß e< sich um ein Heer von Zeitung-Vertretern handelte. Tie Zahl der zuge lassenen Vertreter war vielmehr von vornherein auf wenig mehr als ein halbes Dutzend bemessen, und die Aufgabe der Auserwählten war damit doch wohl gewissermaßen offiziell anerkannt worden. ES wäre mi hin ein« Kleinigkeit gewesen, dem nach der Wahrnehmung von Nugen'eugen durchaus kurzen Sonderzug noch einen Wagen an- zuhängcn, zumal jeder Schreibmaschinendame und sogar jedem Diener ein bequemer Plag im Sonderzug eingeräumt war. Das ganze Verfahren zeigt, daß der Geist, mit dem das Aus wärtige Amt der Presse gegenüberstcht, sich seit den schlimmsten Tagen des alten Regimes in keinerlei Weise gebessert hat. Nach wie vor ist dieser Behörde das Verständnis sür die Bedeutung noch nicht aufge gangen, die der unabhängigen journalistischen Berichterstattung zu kommt. Trotz aller schönen Watte, die bei offiziellen Gelegenheiten gewechselt werden, ist dieser Behörde jede unabhängige Presseäußerung nach wie vor ein Dorn im Auge. Ihr wäre es am liebsten, wenn die öffentliche Meinung lediglich durch das von der Regierungszustim mung abhängige Wolsfsche Telegraphenbureau oder sonst noch allen falls durch offiziöse Zedern unterrichtet wird. Wäre es anders, so hätte die geringste Ucberlegung den Herren klar machen müssen, daß die eigene Berichterstattung der deutschen großen Presse bereits im Augenblick des Eintreffens der deutschen Delegation einsetzen müßte. Denn es konnte für sie gar nicht zweifelhaft sein, daß die englische, französische und amerilanische Presse durch ihr« eigenen Berichterstatter umfangreiche Eindrücke von dem Eintreffen der deutschen Delegierten telegraphieren lassen und damit in ihrem Sinne die öffentliche Mei nung der Welt beeinflussen lassen würde. Demgegenüber befindet sich in der deutschen Presse nur der ärmlich« Bericht des Wölfischen Telegraphenbureaus, der im typischen Kanzleistil abgesagt ist, und nur mit Mühe und Not ist es dem Sonderberichterstatter der „Vossischen Zeitung" gelungen, wenigstens »och ein paar Zeilen nach Berlin ge langen zu lassen, die aber schon ihres Umfanges wegen gar nicht ge eignet sein konnten, den Berichten der alliierten Berichterstatter Ab bruch zu tun, die gestern in der ganzen Welt jene Stimmung ver breiteten. die die Entente zu haben wünscht. Er handelt sich mithin nicht etwa um eine häusliche Angelegen heit der Presse, sondern um eine Angelegenheit der gesamten deutschen Oesfentlichkeit, und wir hoffen, daß sowohl der Reichsverband der Presse als auch die Verlegerorganisation, vor allem aber, daß auch das Parlament zu diesen Vorgängen in einer Weise Stellung nimmt, durch die das Auswärtige Amt ein für allemal die Lust verliert, seine Bevonnundungspolitik weiter zu üben. Daß diese kurzsichtige und überhebliche Art des Amtes nicht im Sinne des neuen Reichsministers des Auswärtigen ist, darf als sicher angenommen werden. Ebenso zuversichtlich hosscn wir, daß auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes das rittgeschlagene Verfahren nicht billigt. Wir setzen durchaus voraus, daß es sich hier wieder einmal um Eigenmächtigkeiten der kleinen Geister bandelt, die nirgend wo stärkeren Einfluß üben als im Auswärtigen Amt, und deren eif rigstes Bestreben es ist, die schlechte Tradition von früher aufrecht zu erhalten. Diese Elemente werden so lange ihren Kultus der Rückstän- dinkeit treiben, wie ihnen nicht von oben her deutlich zum Ausdruck gebracht wird, daß sie ihre Amtsgewvhnheilen nach den Erfordernissen einer, wenn leider auch nicht großen, so doch neuen Zeit einzu richten haben. Damit endlich einmal in die Presseverhältnisse im Auswärtigen Amt Ordnung kommt, wäre es allerdings nötig, dort einen Presse chef zu besitzen, der den Wunsch und die Zähigkeit hat, die neuen Wege zu wandeln. Zu ihrem großen Erstaunen hat die Presse ver nommen, daß an Stelle des a»S der Presse h-rvorgegangenen und vorläufig beurlaubten Ministettaldirektors Rauscher während dessen Nrlaubszeit der Wirkliche Legationsrat Heilbronn die Geschäfte des Pressechefs sowohl des Reichskanzlers als auch des Auswärtigen AntteS zu führen beauftragt ist. Die Presse hatte erwartet, daß. be vor dieser Posten auch nur vertretungsweise besetzt wurde, ihr die Möglichkeit gegeben würde sich begutachtend über dis Neubesetzung zu äußern. Denn die Voraussebung einer fruchtbaren Tätigkeit eines Pressechefs ist das besondere Vertrauen, das dis Presse dem Jnbaber dieser Stelle eniaegenbringt. Es bandelt sich gerade bei d-eiem Posten darum, die enaste Z-üblnng mit der Presse all-r Var.eirichtunaeu zu halten, was nur dann der Fall sein kann, wenn bei den Journalisten aller Patteischattiernnaen die Sicherheit für aleirbwertige Behand lung bellebt. Von diesem Stgndvunkt aus ist die WM des Geheim rats Hellbraun nicht glücklich. Gsheimrat Heilbronn ist versönlich ein Die sechs Matties Roman von Jgna Maria (24. Fortsetzung.) Tante Lily mochte wohl ähnliche Gedanken haben, als sie den jungen Oberlehrer sah. Ob es aus Gegenseitigkeit beruht? Ob das Mädel seinen Berus beiseite wirst um seine Liebe? „Ganz gewiß wird das ein Paarl" prophezeite Vaconius, als er Frau Lily nach Hause begleitete. „Es sind beide gme Menschen, und er ein grundehrlicher Kerl, auf den ma» sich verlassen kann. Die Mattiesmädel haben ein Glück! Und bloß aus ihr schönes Gesicht hin." „Ja, bei den Matlies hat die Natur ihre gute Laune gehabt — Schönbeit und Verstand!" Sibyll saß noch lange in ihrem Zimmer, Sie schloß die Augen, wie schön das war, zu wissen, daß mau geliebt wird. Sie hatte ihn auch lieb — o ja! Zwar mit ihm durchgehen würde sie nicht können. Aus solch kühne Idee kam der Oberlehrer ja auch nicht. Wenn sie eS ihm sagte, tät er mit, aber sie wollte eigentlich einen Man», der ihr die Stelle vom Himmel holte, der sie einfach aus- und davontrug, Ich hätte ihm enigegenfliegen müssen wenn ich ihn siebtel Ich bin ihm gut, aber an den Hals sli-gea —? Er war so rührend bei seiner Werbung, und die Angst, daß ich Nein" sage» könnte. — Sibyll lachte hell auf. Frau Oberlehrer, Doktor, später Pro fessor. Oder nein: Studieuratk Vielleicht auch Direktor und Geheime Studienrätinl O, und im wellen Rat der noch weller-n Kollegen frauen! Wenn der Mann und die Kinder durchgesprochen sind, kommt das Dienstmädchen und die Bebandlunn der Wollwcllche an die Reihe. Und Herbert legt sich ein Bierbäu chlttn zu und ich. als fürsorasiche Hausfrau, hantiere mit dem Schlüflolkörbchen und erziehe die K-ndcr. Und dann geht das Leben so wettw, die Jung-ns studieren, für die Mädcbeu wird fleißig die Umgegend nach Männern abgelucht und wir ziehen uns auf den Altenteil zurück, warten aus dis Enkelkinder und sterben. — Wenn ich schon „überlege", ist eS am Ende doch keine Liebe. — Ich Hobe Herbert recht gern, aber das andere, was unbedingt kommt, und die Gewohnbcit — Ich aebe schlafen. moracn früh sieht sich die Sache ganz anders an .gute Nacht. Sibvll, — Ob Theres auch erst so lange vorbedacht hat, als Kurt sie fnig? — Herbett Wedtner war schon früh wieder auf. So versiebt war «r in seiner schlimmsten Pennälerzeit nicht aewelen. wie fetzt. Um «ehn Uhr gina er aus dem Haille und postierte sich aus daS Rund- ^ fofa in der Eingangshalle der Gemäldegalerie. Die Leute wenden mich für einen Zoologen halc-n, weil ich bieseS Bild „La lionne so zwecklos ansehe. " Dabei ist die Löwin »och nicht einmal ein schönes Exemplar ihrer Rasse, und ihr Liebster, überaus liebenswürdiger Man» «nl» ein vornehmer Charakter. Aber er ist in Traditionen des Autwärti-e« Amte« ausgewachsen, die nicht erwarten laßen, daß er sich von tze» alte» Gewohnheit«» befrei« kann. Die Vertagung des Reichstages Ganz wider Erwarten ist mm doch die Vertagung bas Reichstages schon gestern eingetreten. Der Aeltcstenaus- schuß des Reichstags hatte bekanntlich erst am Montag sich dahin schlüssig gemacht, den vorliegenden Arbritsstokf auszuarbeiten und erst dann eine Panse in den Arbeiten eintreten zu lassen. Der Gedanle aber, daß mit Rücksicht ans die Verhandlung ln Spaa die Verhand lungen des Reichstage« unter Umständen zu unliebsamen Zwischen fällen führen könnte, und der bereits zu Beginn der Arbeiten de» neuen Reichstages von mehreren Seiten zun, Ausdruck gebracht war, hat sich schließlich doch noch durchgesetzt. Es bedurfte dazu allerdings einer telegraphischen Bitte des ReichSlanzler» Fehrenbach, der von Spaa aus ausdrücklich um eine Vertagung des Reichstages gebeten hatte. Dieser Wunsch des Reichskanzlers ist so selbstverstänolich. daß im Aeltestenausschuß voll« Einmütigkeit darüber bestand, daß ihm stattgegeben werden müsse. Für dir Entschließung des Aeltestenaus- schusses sprachen aber noch weitere Gründe, vor allem der, daß im verlaufe der Verhandlungen in Spaa voraussichtlich noch weitere Mit glieder des Kabinetts sich nach Spaa begeben müssen, so daß mit der Möglichkeit zu rechnen ist, daß eine sachgemäße Vertretung de» Ka binetts im Reichstag nicht gewährleistet ist Das Haus schloß sich dem Vorschlag des AeltestcnauSschusses an und eS wurden entsprechend nach Erledigung einiger kleiner Anfragen die zur Verhandlung stehen den Interpellationen über die Brotversorgiing und LebenSmittelteue- rung abgesetzt und nur noch einige kleinere Vorlagen ohne Aussprache erledigt, darunter auch der Antrag betr. den Ivvrozentigen Steuer abzug, Dieser Steuerabzug bat bekanntlich im Lande draußen viel fache Beunruhigungen und Mißverständnisse hervorgeruien und in der Tat enthielt die Verfügung gewiss« Hätten, und so hatte sich der Reichstag entschlossen, diese Frage im Ausschuß gründlich durchzube raten. Der Ausschuß hat zur Beseitlaung der Härten gewisse Ab änderungen vorgenommen. Dagegen bleibt die Verordnung deS Steuerabzuges in Kraft. Die Vollversammlung ist dem Beschlüsse de? Ausschusses bei getreten und hat beschlossen, daß der Abzug zu unter bleiben hat bei der Berechnung deS Arbeitslohnes nach Lagen für 5 M. täglich, bei der Berechnung des Arbeitslohnes nach Wochen kür 3<i M. wöchentlich und bei Berechnung des Arbeitslohnes nach Monaten für 1Ü5 M. monatlich. Außerdem erhöht sich der abzugsfreie Betrag sür sed'e zur Haushaltung deS Arbeitnehmers zählende Person um 1.80 M. bezw. 10 M.. bezw. 40 M. Es handelt sich hier um die Berücksich tigung des KinderpttvilegS auch beim Sieuerabzug. Mit diesen Be schlüssen sind die wesentlichsten Hätten des Steuerabzuges beseitigt. Das Zentrum kann für sich in Anspruch nehmen, daß es an dem Zu standekommen diese? Beschlusses, zu dem ein vom Zentrum gestellter Antrag den Anstoß gegeben hat. wesentlich beigetragen hat. Der Schluß der ReicbStagssitzung gestaltet« sich zu einer machtvollen Kund gebung deS Reichstages für die Erhaltung Ostpreußens beim Deut schen Reich. Der Präsident Lkbe gedachte des Tage? der Abstim mung am 11. Juli und gab der Hoffnung Ausdruck, daß dieser Tag den Beweis der deutsckien Treue zur Heimat und zum gesamten Va terland« erbringen werde. Mit dieser überaus eindrucksvollen Kund gebung schloß die Sitzung. Spaa Spaa, 8. Juli. Von zuständiger deutscher Seite wird mitge teilt: Bei der gestrigen ersten Sitzung der Konferenz war als letzter Programmpunkt die Danziger Frage ausgestellt worden. Die deutsche Delegation hatte dagegen keinen Einspruch erhoben, da an genommen werden konnte, daß in Verbindung damit sämtliche schwe benden Ostfragen erörtert werden sollten. Da es sich um ein Miß verständnis handelt, ist die Danziger Frage wieder von der Tages ordnung abgesetzt worden, und dis bereits hierher gebetenen Sach verständigen werden ihre Reise nicht antreten. Spaa, 6. Juni. Die nächste Konferenz findet heute nachmittag 3.30 Mr im Schlosse de la Freineuxe statt. Es kommt dabei die militärische Frage zu Verhandlung. An der Sitzung wer den noch die bis dahin erwarteten NeichSwehrminister Dr. Geßler sowie General von Seeckt teilnehmen. Spaa, 6. Juli. ReichSlanzler Fehrenbach empfing heute nachmittag die hier anwesenden Vertreter der deutschen Presse und etwa 50 ausländische Journalisten und erllärte ihnen u. a.: Die Hoffnungen und Wünsche der deutschen Delegation habe ich be reits im Reichstage dargelegt. Wir begegnen der Konfe renz von Spaa unter einem internationalen Ge sichtspunkte. Wir sind bereit, ehrlich am Wiederaufbau ^ der Welt mitzuarbciten und so weit es im Bereiche der Möglichkeit liegt, den Vertrag von Versailles zu erfüllen. Die Möglichkeit, den Frie- densvettrag zu erfüllen, hängt von unserer Leistungsfähigkeit ab. Die Leistungsfähigkeit hängt wieder von der Ruhe im Innern ab. Unser der so faul im Wüstensande ruht, hat die Mähne eines alten Zottel- hockeS. — Hoffentlich gibt es hier keine Vcl'.rcwanderung, sonst kann man noch nicht einmal in Ruhe sprechen. In Ruhe? Er würde kaum in Ruhe frechen können, sein Herz fing ja beim bloßen Gedanken an zu klopfen. Er wagte gar nicht auszudenlen, was Sibyll ihm wohl sagen könnte. Ach, nur nicht denlen — Und er sah Sibyll vor sich, wie sie an jenem Abend zur Laute gesungen, hörte ihr Lachen — da schug dir Uhr elf. Herbert sprang auf, mm mußte sie ja bald kommen. Pünltlichleit war Sibylls Tugend. Fröhlich streckte sie ihm die Hand entgegen. „Ta bin ich. Die Eingangshalle schenken wir uns. Sie haben sie schon betrachtet. Tierbilder, und wenn sie noch so meisterhaft nusgcsührt sind, können mir lein Interesse abgewinnen. Ihnen fehlt das Belebende, der stetig wechselnde Ausdruck des Augen spieles, Der faule Löwe beispielsweise wird sich nie erheben, nie seine stolze Mähne schütteln und hinausbrüllen in die Wüste. Er liegt heute so faul da wie morgen und übermorgen, und erst diese Löwinl Nein, eine lebendige Katze mit all ihrer Falschheit und Hinterlist ist mir zehnmal lieber, als dieses gemalte Löwenpaar, " Die oberen Säle waren menschenleer. Sie standen vor Pastcll» bildern der Biedermeierzeit. „Herr Oberlehrer, ich bin Ihnen eine Antwort schuldig, ich hoffe, daß Sie mich recht verstehen — ich habe Sic lieb, aber Ihre Frau kann ich nicht werden — ich tauge überhaupt nicht zur Ehe, das habe ich gestern abend, als ich mit mir zu Rate ging, gefühlt. Sie glauben nicht, wie glücklich mich das Bewußtsein macht, daß Sie mich lieben, aber meine Kunst geht mir über alles. Ich weiß bestimmt, daß, wenn ich Ihre Frau würde, ich eines Tages auf und davon ginge! Das habe ich vom Vater geerbt, nnd das ist so statt, daß nichts dagegen aufkommt. Ich könnte wohl Ihre Frau werden, wenn ich meinen Beruf beibehalten darf — ich weiß, eine Unmög lichkeit. Ihre Welt, darinnen Sie leben müssen mit ihren engen Schranken, ist mir fremd, ich stände immer allein, ohne daß ich je Fühlung mit Ihren Kreisen finden würde." „Ich danke Ihnen für Ihr ehrliches Wort." Herbett WcdtnerS Stimme hatte allen Klang verloren, „es war ein vermessener Gedanke, den ich äussprach. Lassen Sie mich denn auch offen sein. Sie sind mir gut — aber Sie lieben mich nicht. Liebten Sie mich, so, wie ich Sie liebe, wären Ihnen diese Einwendungen gar nicht gekommen. Dann hätten Sie mir an mich und Ihre Liebe gedacht." „Sie tun mir Unrecht Mein Berus und meine Erfolge sind doch zu sehr mit mir verwachsen, als daß ich sie bei aller Liebe, die ich für einen Mann empfinden könnte, so vergäße, daß ich nur an meine Liebe dächte Ich weiß nicht, ob Sie recht haben ich weiß nur, daß es mir sehr, sehr leid ist, Sie verlieren zu müssen, denn ich bin Ihnen aufrichtig zugetan —" ilb darauf gerichtet seilt. Lebensmittel zu hien, und Rohstofk«, um unsere sein, zu den um Augenmett muß be schaffen, um unser Volk zu rrnä. . Industrie zu beschäftigen. Dann wird es möglich sein, ur geheurer, Steuern auch noch di« Wiedrrautmachungslasten in gewissem Umfange aus uns zu nehmen. Witz: begrüßen es mit Genugtuung, daß uns in Spaa Gelegenheit gegeben ist, kn kontradiltatorischeu Verhandlungen die wirtschaftliche Lage Deutschland« zu besprechen. Wir werden alles offen und freimütig aufzuklä- ren suchen. Amsterdam. S. Juli. Nach dem „Temps" hielten die Alliier ten, bevor sie die Verhandlungen mit den deutschen Delegierten fort setzten, eine Sitzung ab, in der nach einer Lesart die italienisch» Frage besprochen wurde, nach der anderen die EntschädigungSfrage von neuem verhandelt wnrde. Spaa, S. Juli. Nach Schluß der Zusammenkunft prüften di« Finanzsachverständigen die italienisch« Note, die sich mit de« Verteilung der Wiedergutmachung befaßt. Ohne Be zug darauf, daß Italien 10 Prozent d«r Entschädigung zugesprochen sind, stellt Italien die Forderung, daß sein Anteil mindesten« vier Milliarden betragen soll. Außerdem stellt eS Vorschuß- sorderungen gegenüber Oesterreich und Bulgarien, insbe sondere eine Regelung des Anteils an ber österreichischen Tonnage. Die Revision bereits begonnen (Eigener Drahtbertcht der „Sächs. Volk-zeitung".) No«. 7. Juli. Ein Depesche der Jdea Naztonale au» Spaa meldet, ob schon kein Ententevertreter eS zu sagm wage, Hab, doch die Revision bereits begonnen. Die Konferenz wird wohl kein osfizell amtlich, jedoch praktisches Ergebnis habm. Wollt« man einen offiziellen Abschluß der Konferenz erzielen, so müßt« man entweder erklären, baß der Vertrag von Versailles be reit- auf dem Wege einer Revision sei, oder daß di« Alliierten kein Mittel besitzen, um eventuell rin rvieder- strebendeS Deutschland zum Gehorsam zu zwingen. Das Blatt meldet weiter, Fehrenbach scheine etwa» müde und kein Mann übergroße Energie, dagegen scheine der Minister Simon» selbstsicherer. Abreise Dr. Heinze« (Eigener Drahtbericht de» „Sächs. v»Il»»eit«»g"j Berlin, 7. Juli. Juftizminifter Dr. Heinze hat gestern abend die bereits angclündigte Reise nach Spaa mit dem fahrplanmäßigen D-Zuge S.48 Uhr in Begleitung mehrerer Vertreter anderer Behörden angetreten. In der Begleitung Dr. Heinze- befand sich der Reichs- anwall Richter aus Leipzig. Mit dem gleichen Zuge begab sich nach Spaa der Vertreter des Reichsarbeitsministeriumz Herr von Bodenstein, ein Vertreter deS Reichsministeriums deS Innen», die beiden Bergarbeitervettreter Hue»Essen a. 8. R. und Tieter - Dortmund. Sämtliche Herren nahmen im Schlafwagen Platz, auch sechs Vertreter der französischen Mission haben in dem gleichen Wagen die Reise nach Spaa angetreten. Die Abrüstungsfrage (Eigener Drahtbericht der „Sächs. Bolkszeltung') Berlin, 7. Juli. Der Sonderberichterstatter des „Lokalanzei- gers" meldet aus Spaa vom 6. Juli, mit der heutigen Abeno- sitzung hat die Konferenz ein ernstes Stadium erreicht. Das ist der Eindruck, den die 4-Hstündige Sitzung über die Abrüstung hinterlassen hat. Die meisten Teilnehmer, so auch Lloyd George, Millerand und Fach, waren schon früh zeitig vor dem festgesetzten Beginn, nämlich um 5 Uhr, erschienen. Der Pott war streng abgesperrt, aber Hunderte von Journalisten aus der gan zen Welt hatten Eintrittskarten erhalten und warteten vor der histo rischen Villa. Bei Beginn der Sitzung sah es so aus, als ob die Ver'- handlungen überhaupt abgebrochen würden, da Lloyd George die Rede d«ü deutschen Neichswehrministers Geßler so verstanden hatte, als ob Deutschland den Vertrag von Versailles nicht erfüllen wolle, dann, so sagte Lloyd George, sei die Konfcrenz überflüssig. Aber das geschickte und schnelle Eingreifen von Außen minister Simons rettete die Situation. Zur Frage der „Kriegsverbrecher- Haag, 6. Juli. Wie an» London gemeldet wird, ist Lord Birkenhead nach Spaa entboten worden, ebenso JuleS Cam bon. Beide sollen — laut Nienwe Courant — de» Vorsitz im Ausschuß sür die Kriegsschuldigen übernehmen. „Es ist so bitter, daS Wort Freundschaft zu hören, wenn man — Liebe erwartet hall" Hermann Wedtner wandte sich ab. Schweifend gingen sie zurück. „Ich danke Ihnen, Sibyll, ich werde Sie me vergessen, und wenn ich kann, Ihr treuer Freund sein —Herbett Wedtner nahm Abschied, seine Hand zitterte als er ihr Lebewohl sagte. Gerade als Sibyll sich fettig machte, um zur Bahn zu gehen, wurde «in Srauß roter Rosen sür sie abgegeben. „Nimm das Gemüse doch nicht mit," net Kurt. „Doch, die Rosen sind ein Abschiedsgruß." Mit Händedrücken und Umarmungen stieg Sibyll in den D-Zug. „Komm bald wieder, Liebest" bat ThereS. „O, wie einsam wird es jetzt ohne dich scinl" Ein kleines Etwas flatterte abschiednehmend aus dem Abieil- fensier. dann nahm der Zug die Kurve. — Hinter dem Fenster des Bahnhofshotels hatte einer Sibyll Matties nachgeschaut. Meine Rosen hat sie doch mitgenommenl Her bert Wedtner ging langsam nach Hause. » U » „Was meinst du, Mutter, wenn ich auf die Freite ginge?" Au gust Lindemann sah die Mutter erwartungsvoll an. „Eine Hilfe täte dir auch not, dann hättest du mehr Ruhe, und schließlich bin ich ja in dem Alter " „Hast du mit Bertha schon gesprochen?" „Wie Mutter, du weißt? " „Ja, August, denkst du denn, ich bin blind?" " Da schob August Lindemann seine Kaffeetasse zurück und ließ die Mutter einen Blick in seine Herzensgeheimnisse tun. Ganz genau besprach er alles mit ihr, und erwähnte auch so nebenbei die Erbschaft. „Und dann ist sie em tüchtiges Mädchen. Ich habe sie noch nicht gefragt, ich wollte erst mit dir im Reinen sein, denn du mußt ja gerade so gut mit ihr leben wie ich!" Frau Lina Linkemann war höchst zufrieden mit der Wahl ihres Sohnes. Das Mädchen w«r sparsam, konnte arbeiten für zwei, brachte eine feine Aussteuer auf den Hof und erbte später noch einmal. Der August war doch von ihrer Art. der hatte Kopf und Herz aus dem rechten Flecke, und sie überlegte, welche Stuben sie dem jungen Paare einränmen wollte. Wie gut daß sie vorher sondiert hatte hei der Kausmannsfran. Seit sie von der Erbschaft wußte, betrachtete sie Bettba Matties mit ganz anderen Augen. Jetzt sollt« der Junge aber auch die Sache in Ordnung bringen. Nur nichts auf die lange Bank schieben; je eher Hochzeit gefeiert wurde, desto besser sür sie und den Hof. August ging am Abend noch zu BrenneckeS hinaus. „Hannes, hast du Zeit? Ich möchte etwa» mit dir besprechen!" Die beiden Freund« saßen in der blühenden Fliederlaube de- Bürgermeisterei- Satten». (Fortsetzung folgt.)
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