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Zweites Blatt Sächsische Volkszeitung vom 11. Juli 1907 Nr. 156 ährend der Reisezeit übermitteln wir auf Wunsch unseren Abonnenten die Sächsische Volkszeitung nach allen Orten des In- und Auslandes. Die Nachsendung geschieht teils durch Streifband, teils durch Postüberweisung, die letztere ist aber nur in Deutschland zulässig. Um ein rechtzeitiges Eintreffen des Blattes gewährleisten zn können, muh die Aufgabe der Bestellung mindestens 5 Tage vor der Abreise erfolgen. Bei späterer Aufgabe ist das Postamt nicht in der Lage, für rechtzeitige Beförderung des Blattes zu sorgen. Denselben Zeitraum bitten wir bei Aufgabe der Rückkehr zu berücksichtigen. Die Geschäftsstelle Die Invalidenversicherung der selbständigen Handwerker. Bor einiger Zeit setzte im Handwerk eine lebhafte Be wegung ein für die staatliche Versicherung der selbständigen Handlverker gegen die Folgen der Arbeitsunfähigkeit in den Tagen der Invalidität und des Alters. Der dritte und vierte deutsche Handwerkskammertag, welche in den Jahren 1902 und 1903 in Leipzig und München abgehalten wur den, sprachen sich dahin aus, daß die Handwerker am besten durch eine staatliche Zwangsversicherung gegen die Folgen des Alters und der Invalidität geschützt würden. Es wur den dann aber bald im Handwerk Stimmen laut, die sich im gegenteiligen Sinne äußerten. Es zeigte sich, daß das deutsche Handwerk in dieser Frage nicht einig war. Als dann die Neichsregierung auf eine Interpellation hin im Reichstage sich gegen eine derartige Erweiterung des Ver- sicherungsznxmges erklärte, sprach sich auch der achte deutsche Handwerkertag zn Magdeburg (1904) gegen die Einfüh rung einer Znxmgsversichernng aus. Infolgedessen ließ der sechste deutsche Handwerker- und Gewerbekaminertag zn Köln (1905) den Gedanken der Zwangsversicherung fallen, trat aber nachdrücklich dafür ein, daß den Handwerkern die Vorteile der freiwilligen Versicherung in größerem Um fange, als dies nach den geltenden Jnvalidenversicherungs- ge setze möglich sei, zugänglich gemacht würde. Bei der freiwilligen Versicherung, welche nach dem Ge setze vom 13. Juli 1899 zulässig ist. unterscheidet man die Selbst- und Weiterversicherung. Selbstversichern können sich unter anderem auch selbständige Handwerker, sofern sie uickit mehr als 2000 Mark Jahresarbeitsverdienst haben, nicht regelmäßig mehr als zwei versicherungspflichtige Lohnarbeiter (Gesellen) beschäftigen und das 40. Lebens jahr noch nicht vollendet haben. Weitervorsichern, auch nach Antritt der Selbständigkeit, können sich alle diejenigen, welche entweder vorher der Versicherungspflicht unterstan den oder sich vor dein 40. Lebensjahre freiwillig versichert traben. Bei der Weiterversicherung ist es gleichgültig, ob der Betreffende mehr als 2000 Mark Einkommen hat oder mehr als zwei Gehilfen beschäftigt. In diesen Bestimmungen erblickte das Handwerk eine zn weitgehende Beschränkung. Es glaubte, daß dieselben für die Uebergangszeit einer Erweiterung in dem Sinne bedürfen, daß auch über 40 Jahre alte Handlverker und solche, welche mehr als zwei, etwa bis fünf Gehilfen be- schäftzigen, in die Versicherung eintreten dürften. Diese Vorschläge wurden auch dem Reichsamt des Innern unter breitet. Dasselbe bezweifelte aber, daß es sich überhaupt lohne, für die wenigen in Betracht kommenden Handwer ker, deren Zahl von Jahr zn Jahr geringer würde und die in wenigen Jahren ganz ausgestorben sein würden, beson dere Ausnahmebestimmungen zn schaffen. Weitere Ver- lxmdluiigen ans diesem Gebiete wurden als aussichtslos be zeichnet. bis nicht das nötige statistische Material vorliege Entgegen dieser Auffassung des Reichsamtes des Innern wax der Kölner Kamnrertag der Ansicht, daß die Zahl der betreffenden Handwerker noch recht bedeutend sei und beschloß deshalb, durch eine Umfrage sestzustcklen, wie viel Handwerker für die Erweiterung der Sclbstversicl>erung noch in Frage kämen. Wie aus dem Berichte der Ausschuß sitzung des Handwerks- und Gewerbe tännnertages vom 21. Februar d. I. zu ersehen ist, sind bereits ans grund der Ergebnisse der Erhebung Berechnungen über die in Frage kommende Zahl der Handwerker angestellt. Veröffentlicht wurde unseres Wissens daS Resultat dieser Berechnung bis her noch nicht. Aus dein Umstande, daß der Ausschuß be schloß, ans die Enveiterung der Selbstversicherung in dein oben Lezeichneten Sinne zn verzichten, darf man vielleicht entnehmen, daß die Umfrage nicht zn gnnsten der geplan ten Erweiterung ausgefallen ist. Der Ausschuß vertrat nur die auch vom Kölner Kaii»nertage erhobene Forderung, daß die Lohnt'lassen bis zu einem Einkommen von 3000 Mark allsgebaut würden. Das erste Teilergebnis, das uns von der Umfrage zu Gesicht kommt, ist dasjenige der Gewerbetäinmer Hamburg. Danach würden von insgesamt 19 191 Hamburger Hand werkern 8634 (bas ist 44,9 Prozent), die vor 1800 geboren sind, von der Enveiterung betroffen. Von diesen wären ohne Erhöhung der Beschäftigiingsgrenze versicherungs- pflichtig 6445 oder 74,7 Prozent der über 40 Jahre alten Gewerbetreibenden oder 33,6 Prozent der Gewerbetreiben de» überhaupt. Bei Ausdehnung der Besckäftigungsgrenze ans fünf versicherungspflichtige Lohnarbeiter würde sich dieser Satz erhöhen auf 7480 oder 86,6 Prozent bezw. rund 39 Prozent der GeN>erl>etreibenden überlianpt. Der Bericht der Hamburger Gewerbekammer glaubt, daß die vorstehenden Resultate zu der Forderung einer Er weiterung der Selbstversichernng durchaus berechtigen. Es wäre interessant, zu erfahren, welches zahlenmäßige Resul tat die Gesaintcrhebnng gezeitigt hat. Vorderlxmd kann man die Handwerker aber nur dringend mahnen, schon im Nahmen der geltenden gesetzlichen Bestimmungen mehr, als bisher geschehen, sich der Selbst- und Weiterversicherung zn bedienen. Aus Stadt rmd Land. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) —* Freitag und Sonnabend den 12. und 1:7 Juli hat die Verwaltung des Zoologischen Gartens mit großen Kosten das sehr bekannte und beliebte Nostsche Solo Quartett aus Köln a. Rhein gewonnen, um den Freunden des Gartens und des Gesanges einen außer gewöhnlichen Genuß zn verschaffen. An beiden Tagen wird den instrumentalen Teil Herr Kapellmeister Piltrich mit seinem gutgeschulten Musikkorps aussühren, während in Zwischenteilen von 0 llhr beginnend das Rostsche Solo- guartett Lieder von Jul. Otto, I. ,Witt, C. Beines, H. Pfeil. A. v. Othegraven, Attevhofer, Jüngst, Piper, Kirchl, Zöllner, Mücke. Becker n. a. m. in drei Abschnitten formvollendet zum Vortrag bringen wird. Die Eintritts- Preise betragen an beiden Tagen wie stets in der Woche 75 Pfg. für Erwachsene (5 Stück Karlen 3 Mark) rmd 30 Pfg. für Kinder. Die P. Batlrffche Bärendressur bleibt nur noch wenige Tage im Garten. X Der in Loschwitz wohnende Kunstmaler Theodor August Oehler wurde vor der 4. Strafkammer zu vier Wochen Gefängnis verurteilt. Er hat eine Dresdner Dame lebensgroß im Eva-Kostüm gemalt und das Bild in seinem Atelier aufgehängt. Zwei als Modells engagierte Schul mädchen mußten das Geniälde anstaunen. Nach Ansicht des Dresdner Schöffengerichts machte sich der Künstler da durch der Nötigung schuldig. Hiergegen legte der Maler Berufung ein. die am Dienstag verhandelt werden sollte. Die Verhandlung wurde aber vertagt, denn das Gericht beschloß, den Künstler — auf seinen Geisteszustand unter suchen zn lassen. Loschwitz, 8. Juli. Die Reliefs für das Schiller- Körner-Denkmal, das bekanntlich nach einem Entwürfe des Architekten Max Pietzsch in Loschwitz. dein Erbauer des dortigen Künstlerhauses ansgeführt werden soll, sind nun mehr vom Bildhauer Oskar Ressau in Dresden fertiggestellt und ebenfalls vom Denkmalsausschnsse angenommen worden. Sie behandeln die Anwesenheit ScyUlers „„d Körners in Loschwitz, wo man bekanntlich heute noch das Schiller häuschen auf dem ehemaligen Körnerschsn Weinberge zeigt. das Schiller gelegentlich bei wiederholten Besuchen bei seinem Freunde Körner zu stiller Arbeit benutzt hat und in dcm sein Don Carlos entstanden ist. Das Häuschen, das auch bei dem kürzlich erfolgten Ausbau des sogenannten -LladtmegeS vollständig erhalten geblieben ist. befindet sich im Besitze des Herrn Hamann. Um mm neben dem Rot C. G. Körner, dem Jreunde Schillers, auch dem künftigen Säuger von Leyer und Schwert einen berechtigten Play au Schillers Seite zn geben, nahm Nassau als Bildmotiv den letzten Besuch Schillers im Körneischen Hause im Jahre 1801. Theodor Körner ist infolgedessen als 10 jähriger Knabe dargestclli, wie er dem großen Dichter die erfüll Versuche seiner Dichtungen überreicht. Bekanntlich erzäblt E. G. Körner in der Biographie seines Sohms von der frühen Aeußernng dichterischer Begabung, die er zwar nicht gefördert habe, die er aber bei der ausfallenden Leichtigkeit des Versbaues auch iu dem Knaben mcht habe unterdrücken wollen. Das Motiv des zweiten Reliefs ist der Abschied Theodor Körners vom Elternhause im Frühling 18t3, wo der eben zum Offizier erwählte Lützower einige wenige Urlaubstage zubringeu durste, bevor er auszog. um nicht wieder zu kehre». Die beiden Reliefs werden einen hervor- ragenden künstlerischen Schmuck des Loschmitzer Schiller- Köruer-Dcukmals bilden rmd können als hervorragende Leistungen des Altmeisters Nassau bezeichnet werden. Je mehr das bisherige Loschwitzer Schillerdeukmal, das Gips- modelt zu der Rietschelscheu Schillerfiguc am Opeinhause zu Dresden verfiel, desto dringender und berechtigter mußte der Wunsch erscheinen, das idyllische Lcüchwitz mit einem dauernden Denkmal zn schmücken, das Schiller in seinen Beziehungen zu dem schönen Villenorte zeigt. Hoffentk ch ist es auch in Dresden möglich, das geplante Schiller denkmal bis zum Jahre 1909, dem Schiller Jubilämnsjalne fertig zn stellen. Eisenach, 8. Juli. Unter zahreicl>er Beteiligung ans allen Staaten Thüringens und der angrenzenden Gebiete fand heute der 15. Bundestag des Thüringer Stenvgraphen- Bundes Stülze-Schvey statt. Der Jahresbericht konstatiert ein ständiges Wachsen der Knrzschriftsache iin Vereinsgebiet-, er zählt 1936 Mitglieder und hatte im letzten Jahr 1850 Unterrichtete. Erfreuliche Erfolge sind besonders in der Fortbildungs- und .Handelsschule erzielt worden. Nach Wiederwahl des Bundesvorstandes und der Verbandsver treter wurde Arnstadt zum nächstjährigen Tagcsort gewählt. Eine besondere Bedeutung wird dein diesjährigen Bundes tag um deswillen beizumessen sein, als der bekannte Führer der Schule Stolze-Schrey, Redakteur und Parlaments- stenograph Mar Bäckler-Berliu, einen sehr beifällig aufge nommenen Vortrag hielt über das Thema: „Auf dem Wege zur stenographischen Einheit." Redner versprach sich von der erstrebten Einigung nicht nur theoretische, sondern auch praktische Erfolge. Sie ist aber nur anSzuführen, wenn es von Staats wegen geschieht. Der Ohstemansschuß, der den Entwurf für die Eiuheitsstenographie feststellen soll, bestellt ans 23 Personen. Es sind darin n. a. vertreten 6 An hänger voll Gabelsberger, 5 von Stolze-Schrey, 3 National- stenographeil, 3 Stolze Fachstenographen nsw. Bei der Festsetzung des Einheitssystems müssen alle staatlichen Machtfragen ausscheiden. Unter stürmischem Beifall erklärt Redner das System Stolze-Schrey für das lesbarste alle: Systeme und gleiclswertig mit dem Gahelsberger. Das Ein heitssystem darf nicht Verschlechterungen, sondern nur Ver besserungen bringen. In dein Augenblick, in welchem die getväblte Systeiiikoinmission von diesen Grundsätzen ab weicht und etnxr staatlichen Machtsragen nachgibt, wird die Schule Stolze-Schrey von ihrem Platze verschwinden, da sie nicht gesonn-en ist, ein System preiszngeben einem Gedanken zuliebe, der dann doch nicht erfüllt wird. Bäckler will danll nicht etnxi die Flinte ins Korn Wersen, sondern ansrnsen zum Kampfe. — Im Anschluß an den Vortrag gelangte folgende Resolution einstimmig zur Annahme: „Tie von 300 Personeil besuchte Hauptversammlung des Thür. Stenographeiibilndes Stolze-Schrey gibt ihrer lebhaften Genngtnnng darüber Ausdruck, daß der Gedanke, eine deutsche Eiuheitskurzschrift zu schaffen, freudigen Widerhall in allen stenographischen Kreisen und wohlwollende Förde rung bei hohen Behörden iwfnnden hat. Sie erklärt es in des als eine unerläßliche Bedingung für die Mitwirkung der Schule Stolze-Schrey, daß bei den zu treffenden Ent scheidungen nicht wie dies anscheinend hier und da ge- Katholizismus und Patriotismus. In seiner vielgelesenen „Ethik" schreibt einmal (ll. 195) Panlsen: „Politische Korrektheit liebt es überall, den Patriotismus für sich allein in Anspruch zu nehmen und ihn den Gegnern abzusprechen: wie die Jakobiner in dem revolutionären Frankreich den Namen Patrioten mono polisierte», so in den: Preußen der 60er Jahre die An hänger des Absolutismus" und — so fügen wir hinzu — in dem Deutschen Reiche seit jener Gründung die Protestanten gegenüber den Katholiken, wobei sogar Staatsmänner der Negierung, deren allererste Aufgabe doch die Schaffung les inneren Friedens sein müßte, den Ton angaben und auf lange Zeit das öffentliche Leben vergifteten. Fragt man diese Leute nach einer Begründung ihrer Ansickck. weshalb denn eigentlich der Katholik weniger Patriotismus haben solle oder könne als andere, so wird gerne verwiesen eben ans die Idee des Katholizismus, die Jnternatioualität der katholischen Kirche. An Stelle des Vaterlandes trete beim Katholiken die Kirche. Diese aber nwlle ja gar nicht an nationale Grenzen gebunden sein, sondern strebe nach einer Vereinigung aller Völker in der einen großen Kirche. Gewiß ist die katholische Kirche von diesem Gedanken erfüllt. Das ist aber doch ein gut biblischer Gedanke, von keinem Geringeren als Christus selbst ausgesprochen, in dein Wort von der einen Herde und dem einen Hirten. Was soll überhaupt dieser „katholische" d. h. universale, die ganze Menschheit umspannendc Gedanke für ein Hindernis oder eine Beeinträchtigung sein für echten Patriotismus? Daß beides sich sehr wohl mit einander vereinigen läßt, mögm sich die Herren sagen lassen von einem Manne, der als Kan didat für das preußische Knltnsininisterinm genannt wird, also doch sicher als patriotischer Preuße vollgültig zn be trachten ist. Harnack nämlich hat in einem Vortrag ans dein Jahre 1891 „Was wir von her römischen Kirche lernen und nicht lernen sollen", ausgesprochen: „Ein drittes, was wir von der römischen Kirche lernen können, ist der Gedanke der Katholizität, der Zug nach einer allgemeinen und wirksamen Verbrüderung der Menschheit durch das Evangelium, das Streben nach Verwirklichung des Gedankens Jesu Christi: ein Hirt und eine Herde . . . Der große Gedanke der allgemeinen, durch das Christentum herbeizuführenden Einheit der Völker wird durch andere Ideale nicht ersetzt. Wir freuen uns, wenn in dieser Welt der materiellen Interessen ein edler Patriotismnms ge pflegt wird. Aber wie armselig ist doch der Mensch, der im Patriotismus sein höchstes Ideal erkennt oder im Staate die Zusammenfassung aller Güter verehrt! Welch ein Rückfall, nachdem wir in dieser Welt Jesus Christus erlebt haben." (Reden und Aufsätze. Gießen 1904. II, 252 f.) Dieser — wenn wir so sagen wollen — Kosmopolitis- mus der katholischen Kirche — ist mit wahrer Vaterlands liebe sehr wohl vereinbar, ja für dieselbe sogar noffvendig, weil er sie bewahrt vor der Entartung zum Nationalhaß und Nationalfanatismus. Im übrigen können die Katholiken einfach die Be zweifln ihres Patriotismus auf ihr praktisches Verhalten verweisen. Zu allen Zeiten, in Krieg und Frieden haben sie ihre Pflicht getan; etwas boshaft könnten wir beifügen, auch ohne Dividenden der Panzerplattenfobrikation und ohne Monopol für Lieferungen an die Kolonialarmee und ohne Drohung mit einer Revision ihrer monarchischen Ge sinnung und ohne Verlangen »ach „Wahrung ihrer Perso nalien". Anstatt hohler Verdächtigungen inegen mangel haftem Patriotismus bringe inan Beweise und zeige Tat sachen vor. Allerdings, den Chauvinismus jeglicher Art, den Natioiial-Egoisiinis kann der .Katholizismus niemals an erkennen. Diese Politik der Gelvalt, die den Schnxächeren einfach überfällt und ausranbt, ist einfachlnn nicht bloß nicht mehr christlich, sondern nicht einmal menschlich und vernünftig. Ter Fanatismus in jeder Fon» und in jedem Gewand ist unvernünftig, darum auch der Nationalfana- tismus. Doch wer wird ein solch lxißliches Wort nennen. Natio- nal-Egoismus. Gemach, ihr Herren, nicht eftva eine anti- nationale nltramontane Gesinnung l>at uns dies Wort in die Feder gegeben. Nein, Nur entnebmen es dem modernen Liebliiigsphilosopben Panlsen, der gleichfalls in seinem „System der Ethik" sein Verwerftingsurteil darüber fällt: ' „Wie der Patriotismus jetzt gern als Aushängeschild vom Parteifanatismiis gebraucht wird, so wird er auch zum Deckmantel für den Nationalfanatismns; Nationalhochmut lind Fremdenhaß führen seinen Namen und beschimpfen jeden, der nicht cinstimmt. Wo es sich uni französischen oder tschechischen ./Patrioten" handelt, wird es uns nicht schwer, die Sache in ihrer Dürftigkeit und Unschönheit zu erkennen; sie ist aber an Deutschen nicht schöner. Weil» der Patrio tismus in dieser Richtung sich weiter entwickelt, dann wird er zu einer kranklxfften Entartung, von der dem Leben der europäischen Völker schwere Gefahren drohen. Richten sich