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Sächsische Volkszeitung : 14.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190505147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050514
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-14
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.05.1905
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Schutz gegen den Schmutz notwendig. Wie wett, d«S soll heute noch gar nicht erörtert werden. Selbst liberale Stimmen fordern höheren Schutz. (AUgem. Zeitung und Berliner Tageblatt). Ja. selbst der Eoerhebund fordert höheren Schutz In allen anderen Ländern sind die Strafbestimmungen verschärft worden, nur in Deutschland nicht. (Hört!» Ueber die Faffuna selbst wollen wir gar nicht streiten; da» ist spätere Aufgabe Ich bitte, den Kom- mtfsionSanträgen tuzustimmen. — Ab». Heine (Sozd ): Wir er« kennen an, dag es eine Schundliteratur gibt und wollen diese utchr schützen; auch unter der Maske »on Kunst und Wissenschaft geht diese Literatur. Ich gebe auch -u. daß diese für Kinder sehr schädlich werden kann. Aber e» ist früher nicht besser gewesen. Die seitherigen Bestimmungen sind genügend. Was unsittlich ist, bestimmt nach dem Reichsgericht der .Normalmensch* und der Rormalmensch ist bei uns der Deuunziant. (Rufe: lltute Empfeh lung für di, Sozialdemokratie.) Das Strafgesetzbuch hat nicht verhindert, dab die unsittlichen Schriften sich verbreiten. (Hört!) Die Polizei hat gerade die schamlosesten Werke nicht getroffen. (Hört!) Aber hinter dem gesamten Vorgänge steckt der Kampf gegen Wissenschaft und Kunst! Das unwahre und unkeusche Muckertum wollen wir treffen. (Beifall recht»!) — Abg. Latt- mann (W. Der.) will einige Berse aus dem .Simplizissimus* verlesen. (Die Linke unterbricht ihn sofort.) Da» beweist mir den sittlichen Ernst der Sozialdelnokratie. Redner verliest daS Schandgedicht auf hie Pastorenfrauen. Im Interesse der Jugend mtis, ein gröberer Schutz gegen den Schmutz geschaffen werden. (Sehr richtig!) Die Selbsthilfe genügt nicht. Sie kann wohlsehr viel leisten. Deshalb muh der Staat eingreifen. — Abg. Rören (Zentr.) polemisiert gegen Heine. Den Beichtspiegel kennt er gar mcht. Heute handelt eS sich nur darum, dag allgemein zum Aus druck gebracht ist. daß die bestehenden Bestimmungen nicht ge nügen und darüber sollte doch Einigkeit herrschen. (Lebh. Beifall.) Abg Stadtaagen (Sogd.) wendet sich »ege» neue Strafbestim mungen Die Petition zeitigt nur Heuchler und Obrrheuchter. — Nach kurzen SuSführungeu des Abg Heine (Sozd.) bemerkt Lenzmann (Freis. Bolksp.): Die Allianz zwischen Zentrum und Orthodoxen ist mir verdächtig; die Isx Heinz« ist abgetan, jetzt soll sie wieder in Fluß kommen. — Abg. Patzig (Natl.) empfiehlt Uebergang zur Tagesordnung. Der Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung wird abgelehnt. Berücksichtigung angenommen. — Eine Anzahl von Petitionen wird von der Beratung abgesetzt.' Es folgt die Beratung über die Konzesfionierung de» Flaschen - bierhandels. Die Kommission beantragt Ueberweisung »ls Material, »bg. Erzberger beantragt Erwägung. — Abg. Dr. Pichler (Zentr.) begründet den Antrag Erzberger, der eine wärmere Empfehlung der Petition enthalte. Aus allen Gegenden kommen solche Petitionen; man wünscht Konzessioniermig des Flaschenbierhandels und Einschränkung der Schanktonzession. Viel leicht kann die LandcSgesetzgebuug ermächtigt werden, die Kon« zessionLpflicht einzusühren. Der Klaschenbierhandel schädigt die Wirte und hat auch moralische Bedenken. Der Wirt steht unter vielen Polizeivorschriftcn. der Flaschenbierhandcl nicht; Gleich stellung ist geboten. Auch im Wirtsgewerke haben sich sehr viele Miststände geltend gemacht; die Wirtschaften sind in viel zu großer Zahl vorhandon. — Abg. Heine (Sozd.) ist gegen den Antrag, der nur neue Privilegien bringt. — Der Antrag Erzberger wird angenommen. — Die Petition betreffend Sicherung der Banforde- rungen wird zur Erwägung überwiesen. — lieber die Petition betr. Unterstellung der Köchs unter die Gewerbeordnung wurde zur Tagesordnung übergegangen: der Antrag Erzberger auf Er wägung wurde obgclehnt. — Damit ist die Tagesordnung er ledigt. Nächste Sitzung Donnerstag. 18. Mai, 2 Uhr. Entlastung des Reichsgerichts. Schlnst -/-« Uhr. Politische Nnndschau. Dresden, den 18. Mai 1S0K. — Se. Majestät der Kaiser traf am Mittwoch vor mittag auf dein Exerzierplätze Frescaty ein, stieg dort zu Pferde und besichtigte zunächst das Königs-Jnfanterie-Re- gimeut Nr. 145 und ritt nach der Kritik zum Kasernemeul dieses Regiments, wo er im Offizier-Kasino das Frühstück einnahm. Von da aus begab sich Se. Majestät zur Be- siclitignng mehrerer Forts und besuchte den Wilhelmstein be» Gravelotte. Die Strecken wurden vom Kaiser und den Herren des Gefolges im Automobil zurückgelegt. Abends folgte Se. Majestät einer Einladung des Bezirkspräsidenten und der Gräfin Zeppelin zum Diner. Hierzu waren außer dem geladen: Der Statthalter, der Kommandierende Gene ral, Bischof Benzlcr, daS Gefolge Sr. Majestät des Kaisers, die Herren der Umgebung des Statthalters n. a. — Ter Kaiser kam am 11. d. M. in einer Aufpralls an das Offizierskorps zu Strafchnrg aus dm russisch-japanischen Krieg zu sprechen und sagte, er könne sich die Niederlage der Nüssen bei Mukden nicht anders erklären, als daß die russische Armee durch Unsittlichkeit und Alkoholgenuß ganz entnervt sei. Der Kaiser betonte, wie lvichtig cs sei, eine solche Gefahr von der deutschen Armee fernzuhallen. Die Offiziere sollen darauf sehen, daß die Dienstzeit so voll und ganz ausgeniitzt werde, damit die Soldaten gar keine Zeit zur Unsittlichkcit und Böllerei haben. — Es muß einstweilen dahingestellt bleiben, ob der Kaiser sich so geäußert hat. — Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin ist dem Schwa- bischen Schillervecem als Stistermitglied beigetreien. — Der Hschschnltag zu Weimar hat die Satzungen des Verbandes deutscher Hochschulen zu Ende beraten. Da wird als Pflicht des deutschen Studenten hingestellt, sich nicht nach parteipalitischein oder konfessionellem Stand punkt abznsondern. Wer das thut, mißbrauche die akade mische Freiheit. Die Wahrung der Religion ist also neben der Pflege der Wissenschaft und Freundschaft ein Miß brauch! Weiter wurde gesagt, daß man in den konfessio nellen Verbindungen eine nationale Gefahr erblicke. Um diese zu beseitigen, müssen sich die verschiedenen Korpora tionen -n einem antikatholischen Verbände zusammen- schließen. Im übrigen möchte doch die Frage erörtert werden, mit welchem Rechte sich die hundert Studenten der verschiedenen Hochschulen als Vertreter der gesamten deutschen Studentenschaft ausspielen. — Nach Inkrafttreten der BetriebSwittelgemeiuschaft soll kein Freigepäck mehr ans jenen Eisenbahnen gewährt werden, welche bisher solches eingesührt hatten. — In da» Herreuhau» berufen ist der Regierungs präsident a. D.. Wirkliche Geheime OberregierungSrat IeSc» von Pnttkamer-Nippoglense. an Stelle des am 20. Dezember 100 t verstorbenen Generalmajors a. D. Ritter gutsbesitzer« von Pnikamer-Nipkau. - Ein akademischer Senat nach dem andern tritt jetzt mit seiner Eingabe an den Kultusminister gegen dessen Verfügung vom 10. März liervor. Die neueste Veröffent lichung dieser Art stammt von der Gveifswalder Universität. Selbst in liberalen Kreisen wird die reklamehafte Veröffent lichung der Eingaben als eine grobe Ungehörigkeit empfun den. So sagt die „Nat.-Ztg.", die Vorkämpfer der aka- denrischen Freiheit sollten es doch peinlich vermeiden, vor zeitige Veröffentlichungen zuznlassen, die gewissen Kritikern Gelegenheit zu der Verdächtigung geben könnten!, daß die Professoren gewissermaßen zur Zeitungsreklame griffen. Es sei der guten Sache, um die gestritten wurde, schwerlich förderlich, wenn die anzurufende Instanz zuerst durch die Presse von den an sie zu richtenden Eingaben Kenntnis erhalte. Unseres Erachtens berührt noch peinlicher, als die vorzeitige Veröffentlichung der Eingaben, ihr Inhalt. Die Professoren tun immer so, ols ob die „akademische Freiheit" angetastet werden sollte, während sie doch wissen müßten, daß der Minister lediglich die akademische Freiheit gegen den Terrorismus und die Unduldsamkeit verhetzter Stu denten schützen will. — Der Rück-«»- der Preise am Zuckermarkt war in den letzten Tagen ein ungemein großer; die Hausse hat verloren. Den Anlaß zur Preissteigerung gab die Dürre des letzten Sommers. Man sagte sich, daß bei einer Minderproduktion für die Welt von mehr a(S einer Mjll. To. Zucker eine Preissteigerung ihre Berechtigung habe, aber die Spekulation stürzte sich im Hinblick auf diese Verhältnisse zu eifrig auf den Zuckermarkt, trieb die Preise vorzeitig in die Höhe und bewirkte, daß der Konsum seinen Bedarf zu einem Zeitpunkte bereits einschränkte, als es nach der stattstischen Lage des Artikels noch nicht erforder lich gewesen wäre, die Vorräte in zweiter Hand nehmen infolgedessen nicht in so normaler Weise ab. wie unter Berücksichtigung der Verbrauchszahlen der letzten Jahre er wartet worden war. Es zeigt sich jetzt, daß bei einer An- dauer der Kousumverringernng die Zuckecbestände bis zur neuen Kampagne aller Wahrscheinlichkeit noch bequem aus- reichen werden, sodaß sogar ein nicht zu geringes Quantum Zucker mit in die neue Kampagne hinübergenommen werden kann. ES steht fest, daß nicht nur im Jnlande, sondern auch im Auslande der Absatz zurückgegangen ist. Der Weltverbrauch 1904/05 wird auf 9 680 500 To. geschätzt. (Gegen 10 424 883 resp. 8 940 110 To.) 'Der Welt- verbrauch würde also in diesem Jahre noch größer sein, als im Jahre 1902/03. Auf Grund der Weltvorräte und der Schätzung über den Weltverbrauch kommt Licht schließlich zu dem Resultat, daß am 3l. August dieses Jahres die restlichen Bestände ans 680 000 To. geschätzt werden dürfen (gegen 1 253 217 To. resp. 2 034 949 To.). Er fügt aber hinzu, daß diese Schätzung natürlich nur eine ungefähre sein kann, da bei rückläufigen Preisen leicht eine Zunahme des Konsums, bei steigenden Preisen eine wenige Abnahme des Konsums zu erwarten sei. — Zur Austzehrmug »er Invalidenversicherung an die Privatbcamten schreiben die „Verl. Pol. Nachr.": Während die obligatorische Invalidenversicherung der Hand werker keine Aussicht auf Verwirklichung hat, erfreuen sich die Be strebungen auf Ausdehnung dieser Verstchcrung-pflicht auf die Privatbeamtcn an de» zuständigen behördlichen Stellen großer Sympathien, und zwar um so mehr, als es sich hier um einen Kreis von Personen handelt, die als Angestellte sich in den Rahmen des Jnoalidenversichcrungsgesetzes ganz gut einstigen lassen. Man wird jedoch, da die Erhebungen über die Verhältnisse der Privat beamten noch einiger Zeit bis zun, Abschluß bedürfen, gut tun, nicht schon auf ein baldiges gesetzgeberisches Vorgehen zu rechnen. — Eine Unterwerfung des preußischen Kultus ministeriums unter die rebellischen Studenten in der Frage der konfessionellen Verbindungen würde es bedeuten, wenn sich eine Nachricht der „Schlesischen Zeitung" bewahrheiten sollte. Danach sollte diese Frage in der Weise gelöst werden: dab sich die Studenten zu einem Verband zusammen- schließen, dessen Satzungen die Bestimmung enthielten: „Mitglied kann jede Studentenverbindung werden, mit Ausnahme der konfessionellen Verbindungen." Sollten diese Studentenverbände wirklich, wie die „Schlesische Zei tung" berichtet, „an die Stelle der Studentenausschüsse treten,", d. h. als die Vertretung der gesamten Studenten scl>aft von den Universitätsbehörden anerkannt werden, dann hätte die Hetze ihren Hauptzweck, den Ausschluß der konfessionellen, d. h. katholischen Verbindungen ans der Vertretung der Studentenschaft erreicht. Zugleich würde es aber beweisen, daß in Preußen die Schreier und Hetzer Herren der Universitäten sind, nicht die Rektoren und die Negierung, die sich von den jungen Leuten ihren Willen aufdrängen lassen. Ten preußischen katholischen, Stu dierenden wünschen wir ebensoviel Standhaftigkeit für ihre gute Sache und sie muß wieder zur Geltung kommen. — Tie vierte Klaffe. Im Jahre 1902 vereinnahmten die vollspnrigen Eisenbahnen in Preußen aus dem Per sonenverkehr insgesamt 545 Millionen Mark. Davon ent fielen auf den Verkehr der dritten Klasse 267,6 Millionen Mark, der vierten Klasse 133 Millionen Mark, der zweiten Klasse 120,6 und der ersten Klasse 23,3 Millionen Mark. Zu den Einnahmen der preußischen Eisenbahnen trägt also die vierte Klasse annähernd ebenso viel bei, wie die erste und zweite Klasse zusammengenommen. Dabei ist zu berück sichtigen, daß in den meisten Zügen und zwar gerade in den beschleunigten, die vierte Klasse überhaupt fehlt. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Wagen der vierten Klasse mei stens gut besetzt, die Wagen der ersten und zweiten Klasse aber meistens schwächer besetzt sind, so darf man behaupten, daß die vierte Klasse den Eisenbahnen erheblich höhere Rein erträge bringt als die erste und zweite Klasse zusammenge- nommeii. Sollten die günstigen Erfahrungen, die man auch im Königreich Sachsen und in Hessen mit der vierten Klasse gemacht hat, die süddeutschen Eisenbahnverwaltungen, ins besondere die bayrische, nicht veranlassen, ihren Widerstand gegen die Einführung der vierten Klasse anfzugebcn? Und sollte cs nicht endlich an der Zeit sein, die vierte Klasse auch in Schnellzüge, deren Betriebskosten auf das Kilometer ja billiger sind, als die der Lokalzüge, einzuführen? — Genossen untereinander. Wenn der sozialdemo- kratisclie Genosse Mehring nicht innerhalb 2 Wochen einen anderen Genossen verspeisen kann, ist es ihm nicht wohl; kaum hat er den Abgeordneten Thiele tüchtig' verrissen, als er jetzt an dem Abgeordneten Pens geht, und man lese nur, in welcher zavtcm, Form I Mehring schreibt in seinem Blatte: „Pens der Große. Mitglied des Reichstages und des hevzoglich-anhaltischen Landtages, oberster Schutzpatron der Konsumvereine und Redakteur eines Genossenschasts- blattes für Anhalt-Dessau, hat im an baltischen Landtag eine Umsatzsteuer für .Konsumvereine befürwortet und hat ihr zugestimmt." Genosse Peus wir- dann! weiter als der „Apporteur von Verbrauchssteuern" bezeichnet, dem der Staätsminister unter Glückwünschen für seine große Ent- wicklungSfährgkeit die Hände schüttele; es wird ihm ferner vorgeworfen, daß er widerstrebende Genossen auS der Or ganisation ausschließe, ja, ihnen, falls sie im Geschäfte tätig seien, kündige usw. Der Artikel schließt dann ganz in dem Stil des Dresdner Parteitages wie folgt: „Alles daS ftnb Ausflüsse des PeuSschen Größenwahnes, wie auch die Ab- stimmung von Peus überhaupt nicht mehr auf eine nor- male Geistesverfassung schließen läßt " Wir würden gegen solche Stilübungen gar nichts einwenden, wenn nur die- selbe Partei sich nicht als Weltverbesserer hinstelle und dabei sÄbst alle Untugenden, die die Menschheit schonAHtzt. im Quadrat an sich haben würde. Die'Auslösung sollUhl die sozialdemokratische Brüderlichkeit illustrieren! Oefterrnch-Nngar». — Eine Wendung d.r Lage in Ungarn steht in Aus- sicht: es soll Tiöza ehestens durch eiu farbloses Bemnton- kabinett mit RoSner, dem ehemaligen Gouverneur von Fiume, au der Spitze abgelöst werden. Für die neue Regierung ist ein Abkommen im Zuge, wonach dieselbe vorderhand die Geschäfte eines Uebergangsministrriums zu führen habe. Die Basis des Friedeilsschlusses wäre vor- läufig folgende: Ernennung einer Koalitionsregierung. Konzessionen auf militärischem Gebiete, welche aber die Kommandosprache nicht zu berühren haben. Dieser Koalition zu gewährende Konzessionen würden sich nur auf die Regimentssprache und die Abzeichenfrage beschränken. Die von der vereinten ungarischen Opposition mit Beifall aus- genomniene Rede deS Abg. Grafen Apponhi am 9. d. M. bei der Adreßdebatte im ungarischen Abgeordnctcnhanse sprach freilich nicht für den Frieden. — DaS reichsrätliche Abgeordnetenhaus wird bis Montag, 15. d. noch täglich vieistündige Sitzungen batten, um den Zolltarif, sowie die Hausieroorlage zu erledigen und die erste Lesung der italienischen Universität-Vorlage durchzuführen. Die Sitzungen des Budgetansschnsses sollen vorläufig ganz entfallen. Infolge dessen wurde die Not wendigkeit der baldigen Einbringung eines Budgctprovi- sorinms betont. Der Polenklnb wird wegen des Beschlusses des Wiener Gemeinderates hinsichlich des Schächtens inter pellieren. — Die Los von Nom-Prediger und die österreichischen Gerichte. Wie die Schrift „Hin zum Evangelium" (Berlin. April 1905) meldet, wurde der evangelische Pfarrer Schule in Boreslau am Milleschauer (Böhmen) von der österreichi schen Staatsbehörde ausgewiesen. Der Fall ist charakteri stisch für das Verhalten der österreichischen Gerichte gegen über den Los von Rom- und Los von Oesterreich-Hetzern. Hugo Schüle, ein junger Mann, kam vor einigen Jahren aus Württemberg nach Böhmen und begann im Boreslauer und Teplitzer Bezirke eine maßlose Los von Rom-Hetze. In öffentlichen Versammlungen, die er in Wirtschaften und Privajhäusern abhielt, verhöhnte er durch gemeinste Aus- drücke und Beschimpfungen die katholische Kirche und ihre Einrichtungen. Auf eine Beschwerde des katholischen Seel sorgers in Boreslau antwortete die Bezirkshauptmann- schaft, inan könne die Abfallversammlungen Schüles. zu der Katholiken wie Protestanten mündlich und schriftlich einge laden wurden, nicht verbieten, da diese Hetzversammlungen „religiöse Hebungen" seien (!I). Nun wollte der katholische Seelsorger zum Schutze der katholischen Bevölkerung eben solche „religiöse Hebungen" abhalten. Diese wurden ihm aber von derselben Bezirkshauptmannschaft — verboten! Der katholische Pfarrer machte nun von dem Treiben Schüles Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Das gericht liche Verfahren endete mit der Freisprechung des Abfalls- apostels, weil, wie ein Richter später sagte, die Gerichte von der Regierung angewiesen sind, die alldeutsche Abfallshetze nicht streng zu beurteilen! Das Kreisgericht, bei den? die StaatsaMvaltschast Berufung einlegte, bestätigte das Ur teil der Vorinstanz. Erst der Oberste Gerichtshof zu Wien entschied am 25. Februar 1902 gegen Schüle und erklärte nur solche Versammlungen als „religiöse Hebungen", welsche mit eigenen Glaubensgenossen abgehalten werden; luthe- rische Abfallversammlungen mit katholischen Teilnehmern seien öffentliche Versammlungen, welche drei Tage vorher bei der politischen Behörde angemeldet werden müssen. Diese Anmeldepflicht war Herrn Schule jedenfalls zu umstand- lich, er stellte deshalb seine Abfallpropaganda im Bo res lauer Kirchensprengel ein, nachdem ihm seine dortige dreijährige Hetzarbeit ganze elf Proselyten eingebracht hatte. Dafür aber reiste er nun fleißig nach dem benachbarten Welleimin, Bezirk Lertmeritz, wo er alle 14 Tage dieselben vom obersten Gerichtshof verbotenen, nicht angemeldeten öffentlichen Versammlungen abhielt. Der katholische Pfarrer von Wellemin klagte unter Hinweis ans den Entscheid des Wie ner obersten Gerichtshofes. Es half aber nichts. Schule blieb straflos, nur wurde ihm die Ausübung der lutheri schen „Seoelsorge" im Leitineritzer Bezirk untersagt. Schüle betrieb auch eine ausgedehnte Kolportage mit Hetzschriften. Er wurde hierbei von der Gendarmerie abgefaßt und erhielt wiederholt kleine Geldstrafen von einigen Kronen. Das genierte aber dem „Diener am Wort" wenig. In einem Restaurationsgarten, wo eine Anzahl Abgefallener von allen Seiten zu einer lutherischen „Wallfahrt" zusammen- gekommen waren, hielt er Spottkarten öffentlich feil, wo- durch ein katholischer Weiheakt verhöhnt wurde. Fetzt aller- dings griff die BezirkShauptniannschaft ein: die Karten wur den konfisziert und die Sache dem Gericht (durch die Be- zirkshauptmannschast) übergeben. 8 303 des österreichischen Strafgesetzbuches heißt: „Wer öffentlich oder vor mehreren Leuten in Drnckiverken, verbreiteten bildlichen Darstellun gen oder Schriften die Lehren, Gebräuche oder Einrichtun- gen eirier im Staate gesetzlich anerkannten Kirche oder Re ligionsgesellschaft verspottet oder herabzuwürdigen sucht, macht sich, insofern diese Handlungsweise nicht das Verbre chen der Neligionsstörung bildet, eines Vergehens schuldig und soll mit strengem Arrest von einem bis sechs Monaten bestraft werden." Trotzdem erhielt Schüle wieder mir eine geringe Geldstrafe und für die neuerliche Uebertretung des Kolportagegesetzes nichts! Es fehlte nur noch, daß dem „GotteSmanne" die österreichische Staatsangehörigkeit zu- gebilligt wurde. Diese aber wurde ihm nach dreijähriger Deobachtungszeit verweigert. Auch nach seiner AuSweistmg aus Oesterreich hat Schüle noch Schulunterricht und in der Kirche protestantischen Gottesdienst ahgehalten, worum sich keine Polizei und kein Gericht gekümmert zu haben scheinti E..«. welcher tunnelS der St Betrieb Dekassc Rouvier gelegen! ihm du tungen jeftwenL sttmmun Gängen ein Ges schon w Hugos, Paris. Seite w Errichtu! war es i welche dc ließ. D. lich verd gar nicht moni« de denkmal Kunst un großen L brachte, lich den ( teranen,! Charakter rat Srusi Wie die. tionen w erhabener dem» ann Mannorb — 2 Sitzung I geistlichen Missionar Staatsdie und über vexschieder — Z Huams ai fried v. B (Gren.-R'e; Schwecver Nr. 10). Gefreiter (Hus.-Reg. Njchach (§ Berlan „Sä IVNtteilunzen, »er Nedamon , der «eda Tagei pockenimpfun heit zu Danj düng' Heinvii 1054. f Pap 15. M> E. Rappoldi Dingelstedt i theater». — 1 Baumeister. - Meztto. - lischer Schach berühmter S, ist angostelli der I. kath. 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