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Sächsische Volkszeitung : 05.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192103054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-05
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.03.1921
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Gonnadend de» k. März 1M1 »IWMW« Nrntrum gehört, lehnt sich nicht an sein Programm an. sondern Pellt sich mit Ueberzeugung auf den Boden dieses Programm». Wer da» nicht rut. ist eben kein Zentrumtmannl Eb-nso ist e» mit den Zeitungen, die finanziell und politisch i» erster Linie unter dem Einfluß von Zen trum ö f e i n d e n stehen. Gegen sie must heute jeder Front machen, den, die Einig- keit unserer afthe.vährtcn Partei höher steht, al» di« Machtgelüjte einiger ZentrumSgegner. Drum nochmals' Landwirte passt ans! Latst ->ch keinen Sand i» die Augen streuenI Tretet ein für ein starkes, einige», unabhängiges Zentrum. In ihm findet ihr zugleich auch euer« beste Interessenvertretung! Landesvorstond der Württ. AentriimSpartei. ZentrumSfraktte» de» Württ. Landtag». Der „Bottrbenerfol^" der Wirtschafts- Partei in Preußen Pan Kurt Schalt- Kurz und sckimrrzlos ist für die „Wirtschaftspar'ei für den deutschen Mittelstand" die Meldung über das Wahlresuliat. Mit 45 766 einen Kandidaten in Berlin durchgel rächt und dazu 152 726 Ncststiinmen, die des Sperrgesctzes wegen nur einen wei teren Kandidaten bringe». Das ist der ganze Erfolg einer auster- ordentlich weitreichenden Agitation, zahlloser Inserate und Flug blätter, persönlicher We-bearbeit von solchen Leuten, d>e mit kei ner Partei zufrieden sein können oder ober infolge persönlicher Mihstimmigkeiten mit Kandidaten auf den Parreilisten sich der neuen Partei zur Verfügung gestellt haften. Zwei Kandidaten, das ist der Bombenerfolg, den man den aufhorchenden Wählern versprochen hatte. Es bleiben nun >wch 1 1 2726 Reststimmen, die der Partei zuficlen, auf welche eine Vertretung iin Parlament nicht gegeben werden kann. 112 726 Wähler haben somit nutzlos ihre Stimme abgegeben. ES ist, als hätten sie ihre Stimmzettel in den Papterkorb statt in die Wahlurne geworfen. Das Resultat wäre das gleiche gewesen, wenn diese Wähler zu Ha,iS auf der warmen Ofenbank den Wahltag vergessen hätten. WaS jagten aber doch die Agitatoren der neuen WirtschaftSpgrtei) Sie woll te» vor allen Dingen erreichen, dast sie alle die Wahlberechtigten, die bisher ihr Wahlrecht nickt ansübten, an die Wahlurne brin gen werben. Da» haben sie allerdings nicht zuwegegedrackt. Denn eS lässt sich an ollen Orten. in denen für d>e Partei Stim me» abgegeben wurden, fast genau scststelleu, we'cher Partei der Verlust anzusckreiben ist. Das ist der »weite Misterfolg. Statt neue Wähler aus dem Bürgertum, die aus politi- sckem und moralischem Leichtsinn sich der Sttmmikgabe ent halten, wabllustig zu machen, nimmt die WirftchaitSparlet an deren Parteien Stimmen und beneist ibren politische» Unsinn durch 112 726 verloren gegangene Stimmen. Eine Zahl, die den anderen bürgerlichen Vnrleien mindestens zwei writeie Abgeord nete, wenn nicht mit noch vorhandene» Reststimmen einen dritten gebracht hätte. Drei Abgeordnete mehr oder weniger auf bürger licher Seile fallen bei den heutigen Verhältnissen schwer ins Gewickt. Der lachende Dritte ist in diesem Falle die Sozial demokratie. wie wir ait dieser Stelle wobl zur Genüge bereits dor den Wahlen in nnseren Warnnngsrnsen vor neuer Zer splitterung iui bürierlichen Laaer betont hatten Greisen wir ein beliebiges Wablkreisresnttat heraus: Im Regierungsbezirk Liegnttz tWa^lkreis bl erreichte d>e Deutsche V-ttk^'arwi einen Sib und 27116 Reststimmen. Gierzu 16W8 ans die Wirkschastk-variei sür den deutschen Mittelstand eifttal- londe Stimmen ergeben 44 674 Stimmen. Somit einen neuen Abgeordneten und ^>74 Reststimmen. Während setzt -m Wahl kreis Lieonih daS Verhältnis der hüracTlicken Portewn zu den Sozia'bewotrgien 6 6 steht, wäre ohne das Darwiickentreten der überflüssigen Wirts,hastsvartei das Resultat vielleicht 7 : 6 gewesen. Die llev-rloaenhcit der bürgerlichen Parteien soniit um ein Fünfte! gestiegen. Diese Zahlen mußten sedem einsichtigen Wähler sür die Zukunft zu denken geben. Fasten wir da? Gesamtreftiltat noch einmal zusammen, so testen wir als Ergebnis zwei Abgeordnete, die selbstverständlich fraktionSlaS sind, und, um irgend eiMs zu erreichen, stch irgend einer anderen Partei aillchliehen wüsten. Tun sic diesen Schritt, dann geraten sie auch ins Fahrwasser der politischen Ansichten der „Anichlullpartei" und erzielen da mit etwas, was sie in ihrem Proaramm zu bekämpfen Vorgaben. Schlichen sich die Abgeordneten nicht an, dann stnd sie zur Ohn- macht verurteilt und schwimmen stcuerloS durch da» Getriebe dcS lprenßentages, sich selbst nicht zum Nutzen, den anderen zum Schaden. Die Zastl der aus dem Volke gedrehten Wirtschaftskftmmen bleibt natürlich weit, sehr weit unter den gehegten Erwart»»,- gen der Kübrer und Hintermänner dieser Partei zurüst. Wenn ge schließlich auch nicht erhofften, eine eigene Fraktion bilden zu können, so glaubten sie hoch an die hierzu notwendige Zahl von 1V Abgeordneten heranzukommen. Jetzt stehen st« vor dem Häuften ihrer zwei Abgesandten und vor der ansehnlichen Rest» zahl. Ob ihnen nicht di« Erkennt«!» dämmert, dah sie einen politischen Unsinn, w,e wir ihn vor den Wahle« an d'eser Stell« bezeichnet haben, begingen k Der preußisch« Wähler aber au» dem Mittelstand hat trotz der schönen Reden und verhrihunHti» der neuen Parte, Nicht die politische Unreife besessen und sie »n Masten unterstützt. Er ge wöhnt sich schon längst an da- Denken und gibt nicht mehr ganz ohne Ueberlegen seinen Siimmzetiel ab. Er spürte e«, dag neue Zersplitterung dem Mittelstände nur zum Schaden sein wird. Er sah e«. sah die Sozialdemokratie au» der neuen Par tei indirekt den größten Gewinn ziehen würde. Sr sah ee ein, dag d»e Bildung einer Slandesparle» beim Erzielen eine» größeren Erfolges auf der anderen Seite ebensalls zur Errichtung von Beamten-, Angestellten» und Arbeiterparteien führen würde, und der Sländekampf dann eine ruhige politische Entwicklung, die wir so notwendig brauchen, nnmöglich mache» würde. Er fühlte e», daß dann der Mittelstand, da« selbständige Gewerbe, schlech ter abschneiden würde und man sich mit der Gründung der neuen Partei selbst da» Grab geschaufelt hätte. Er Hörle aus den Reden der verschiedenen Dirischastsparteiagitatoren die Planlosigkeit der Ziele und Programmpunkte heraus. Und so gab er seine Stimme weiter den Parteien, zu denen er sich bisher organisiert und unter denen das Zentrum al» wirkliche Mit'elpartej ihm be sonder» zur Vertretung seiner Anschauungen geeignet erschien. Wir hoffen, daß der Reinsall der „Wirtschaftsooriei für den deutschen Mittelstand" auch die überzeugen wirs, die ohne eigene« Denken betört durch Phrasen ihr di« Stimme gaben. Für alle die wollen vir die Worte wiederholen, die wir dawal» schrie ben: .Wenn der Mittelstand einen notwendigen größeren Ein fluh haben will, dann kann er das nur ans dem Wege de» innigeren Znsammenschlnsscs in seinen Verbänden, in den Ver einen sür Handel und Gewerbe, im Relcksverband der Handwer ker und anderen Organisationen tun. Tann wird er mehr er reichen." Schwächung des sozialen, caritativen und bttrperlichen Geme'rnsinns durch Ueberorganisterung Seit Jahren hoben einsichtige Menschenkenner auf die Er scheinung hingewicien, daß wir im sozialen Leben immer mehr gewachsene organische Gemeinschaft durch künstliche mechanische Gesellschaft ersetze». Zuerst begann die SraaiSverwaltnng der Familie, insbesondere den Eltern, dann der freien sozialen und caritaiiven Wohlfahrtspflege und Wohltätigkeit, nicht minder den ständischen BerusSgemeinschaften Ausgaben abzunehmeii. Sie übertrug diese auf die Bureaukratie, die Vcrivaltuiigsmaschiiie. Dian vermehrte die Amtsstuben, den Aklengavg und die Beam ten. Diele kamen aus- der bnreaiikratischen Lauibahn. Mochten viele Edelgesinnte unter ihnen sich ein warme» Herz für die Menschen und ein tiefe» Verständnis für da« Volkstum bewahrt haben, sie bandelten 'mmerbiii im Name» deS OdrigkeitSstaates. Dic'er aber alaubte, die Bürger bevormunden oder richtiger, au Stelle der Bürger handeln zu sollen, weil er glaubte, e» besser zu macken. Darum lebnte rr ein vertrauensvolle« Hand-in» Handarbeiten mit oen Büraern ab. Damit ertötete er deren In teressen an dem. was er für das Volt tun woll'e. Be.spiele da für sind die Entfremdung des Volke» an dem 'nneren Leben der Volksschule, die Verständn'slosiokeit weitester Kreise für Gesund heit»., Iiiaend-, Armen- usw. Fürlorae. Einst, unter ru,fächeren Verbältnisteu, batte da» Brok in der Nachbarschaft. Innung, kirch lichen Gemeinde, in den Bruderschaften sür alle diese Sorgen »ub Nöten sich selbst zu helfen gewußt au« -inem natnrhaften und reliaiösen Gemeinschaftsgeist, der Famiftrngeist wgr und sich »rkräftia in ''en Gewissen und Sitten sortpftanfte Als die Ausgaben, besonders in den Städten wuchsen, ward vielfach die Hilfe des Gemeinwesens, auch des Staate» notwendig; aber diese machten den Febl-r, daß sie nun möglichst all-s se'ls, machen wollten, wo sie bloß hätten raten und helfen soll«». Schon beim Sviel der Kinder kann man aber beobachte», daß sie Vj- Freude daran verlieren, sobald man ihnen da« Spiel aus der Hand nimmt und ihnen etwa» Vorspielen will. So batte her Staat immer mehr den Bürgern die Freude an der ae-iasienschaftlichen Selbsthilfe, an der gimeinnützigen Arbeit genommen. Bester ist dadurch di« geleistete Arbeit nickt geworden, billiger erst recht nickt. Denn wa» man früher zum guten Teil an» Bürger- und Ebristensinn, um Gotteslohn tat. ist besoldete Arbeit geworden. Der neue VolkSstaat fährt leider auf diesem Wege fort. DaS Volk hat tnfosgedellen immer mehr verlernt, gemeinnützige Ar beit als erste Pflicht des Bäro-rS und Christen anznsehen. WaS früher Gemeinschaften und Gemeinsiun leisteten, ist setzt weithin Aufgabe von Aemtern oder Iuterestenorganisationen geworden. Eine gleiche Gekastr drobt den sozialen und karitativen Ver einen, der VoIkSwghlfahrt?vflege. selbst den politiscken Parteien. ES wurde notwendig und wir selbst haben von Anfang an diese Nr. Stz, Peile » Notwendigkeit betont» baß de« ehrenamtlichen, i,N Nebenberuf gemeinnützig tättgen Leitern und Mitarbeitern geschulte haupt berufliche Hilfskräfte zur Seite gestellt würden. Sie sollten ihnen durch Schulung, Rat und Tat helfen, eifriger und erfolgreicher zu arbeiten, daneben sic von mechanischen Arbeite» entlasten. Au» der schon angedeuteten Zeitrichtung ist e» aber wohl zu er klären. wenn tiefer Schauende beobachten müssen, daß der Sinn und Eifer für die gemeinnützige Arbeit in jene» Vereinen, in der Parteiorganisation ruckt zu-, sondern aßgenoninien hat. Viel, zu viele scheinen der Meinung zu sein, der Sekretär und sein Bureau sei dazu da, alle VereinSarbcit zu leisten; dadurch, daß man die Mittel für die nötigen Sekretäre und Bureonkräste be- reitstelle, habe man sich von der Mitarbeit, richtiger gesagt, von der Pflicht des Bürgers, Ctandesacnosscn und Christen zur ge meinnützigen Arbeit loSgekauft. Glauben doch manch", die Elvi- stenpflickt der Nächstenliebe an den notleidenden Brüdern und Schwestern dadurch erfüllt zu habe», daß sie dem Viuzrnzverri», dem Armenverein, dem EaritaSbnrcau eine Summe Geld zur Verfügung stellen. Diese Einrichinunen könnte» daun, so mri. neu sie, durch besoldete Kräfte die Nächstenliebe nnsübrn lallen, die doch persönliche Ehristenpflickt bleibt. In krr Gemeinschaft der Familie, im FreriridlchaftSbnnd denkt niemand daran, auf einen anderen seine Familien- und FrenndeSpflichten abzulatteii »nd ibm dafür rin Stück Geld in die Hand zu tünch-,,. Aber sind un» die Nachbarschaft, der Berufsstand, die Gern: »de, Volk und Nation, die kirchliche Gemeinde, »och von Gott gewollte, i» die Menschennatur gepflanzte, durch das Schicksal verbundene Liebes- und LebenSoemeiuschaften, Erweiterungen der häuslichen Familie, bestimmt Menschen auS Sinn. Herz >.nd Gemüt mit- ktuander verwachsen zu lasten? Sehen wir diele in jedem ge- snndeu Volke naturwüchsig entstehende Leben»aemern schäften »och als die Lebenkzentren an, au» denen Güte, Wohlwollen, Freund schaft. hilfsbereite Liebe. Ovfersinn hervorouellen? Ist aber ui ist deshalb beute da« Zusammeuleben in Staat, Volkswirtschaft, Gesellschaft so iinleidkich gewcuch-n, weil wir jene LebruSzeutrrii eckten Gemeinschaftsgeistes verkümmern ließen? Am so weniger dürfen wir in den sozialen, caritativen und btiraerlichen Vrr- einiaungen den Gemeinsinu, der atzctn in gemeinnütziger N>R-ft gedeiht, unter dem Ausbau de» OrgcmisationSwesenS verkitt» mern lasten. Südslawische Mklliantmanfträge für Deutschland Der Generalsekretär des Deutschen WirtschaftSversiandeS für de» Balkan und den Orient. Dr. A. Müller in Dresden, der soeben von einer Reise ans Südslawien zurückgrkebrt ist, machte unserem Dresdner Mitarbeiter wertvolle Mitteilungen über die wirtschaftlichen Verbaftntsie SüdstawienS und über die Wieder- anknüvfung der Handelsbeziehunaen zwischen beiden Ländern. Da« neue Staatelirebild« »infaßt heute etwa 14 bi» 15 Millio- nen Einwohner »nd hat ein außerordentliche» Bedürfnis nie deutsche Iuduftrievrodufte; es ist andererseit? in der Loge, Deutschland mit wichtigen lgndwirtschgftlichcn Produkte,, zu pro sorgen. Für die UuSkubr nach Cnd'lamion kommen in erster Linie in Frage: landwirtschaftlich- Maschinen, Maschinen »nr Holzbearbeitung, Tertiften, sowie Eisen- und Messingm-fterialiim, w>e Eisen- und Drahtstifte. Schrauben, Schläger »nd Messiuobc- schläge für die Möbelindustrie, Porzellanwaren, Emaillegeschirr, Krefclder Seidenstoffe »nd chemisch-technische Produkte, außer dem ans der Scb'o-rmdustrie Träaer und Traversen, sowie Schwarz-, Zink- und Weißbleche in Fraoe. Auch könnte die Glas industrie gute Geschäfte machen, wen» sie die Vr-is- etwas bcr> absetzen würde. Für die sächsische Industrie dürfte es von be sonderem Inierste sein, daß nach Strümps- »ud Wirkwaren große Nachträge ist. Au» ^udttamien können er"ortiert werden: Schweine, lebend ind geschlachtet, Soest und Schweineschmalz, da« das amerikanische an Güte Lbertrisft, Hammel und verschie dene Sorten gesalzener Darme, ferner an Grt-eiVe in erster. Linie Mai», Weizen, Wei>en»iehl, Gerste, die im letzten Jahre allerdings nicht hervorragend war. Auch Eier und Molkereiprn. dukte, aetrostuete Pftanmen, die unter der Bezeichnung „Bos nische Ps!a"wen" einen Weltruf genießen, Tabak. Spiritus „>,h schließlich Schafwolle kommen In Frage. Die südslawischen Er zeuger glaubten bis Ende Ho«bst 1926 noch immer, hohe Nreifo für ihre Produkte erzielen zu können, sind aber durch v,- Kanter. krisiS. die sich auch dort bemerkbar machte, eines helleren belehrt Warden, sa daß beute die Presse zum Beispiel für Mais um die Hälfte zurüstaeganien sind. Trotzdem ist der Absatz nur gering. Auch der südslawische Landwirt wird einseben niüllen, daß man nicht nach Gutdünken Preise bis in» uriendliche hinauskchraul'e» kann. WaS unsere deutsche Indnkftie in bezug aus Prei-bm-od. schung gelernt hat, muß sich der Südslawe auch zu eigen macken. Leider ist das Wirtschaftsabkommen, da« für d>e Wirtschaft, sichen Bezieh,ingen zwischen Deutschland und Südslawien so außerordentlich wichtig gewesen wäre, nicht zustande gekommen tnkoloe Nicktratiftzierung seitens der Belgrader Regierung, ft- sich hier in Gegensatz zur Stimmung deS Landes gesetzt bot, Finster brütend saß er in seinem lupuriö» auSgestatteten Privatwohnzimmer — vor sich einen Sektkübel und e>»e Flasche feurigen Burgunder, den er in hastigen Zügen die Kehle hin» unterstürzte. Wollte er sich Mut trinken? . . . Oder deuteten die fest- zusawineiigepreßlen Livpen. die gerunzelten Brauen, die starr mis einen Punkt gerichteten Augen darauf hin, daß ein Plan >n seinem Hirn reifte — ein Plan, dessen Ausführung ihn mit einem Male allen Acagsten enthob? . . . Nach etwa einer Stunde angestrengten Grübeln- ging er hinunler in daS Ärbiftöziinmcr seines Bruder». Baron Herbert war allein. Irmgard, die jetzt säst bestän dig in ihres V'aiecs Nähe weilte, hotte sich für kurze Zeit >n ihre Gemächer zurückgczofkn. Der alte Maan blickte beim Eintritt seines Bruders gleich gültig von der Zeiiung aus, in der er anscheinend gelesen harte. „Schon zurück vcm Eafä Bauer. Bruno?" „Ich war gar nicht dort." lautete dir in merkwürdig ge preßten, Tone ger-bene Entgegnung. Beide Brüder schwiegen eine Weile. WaS sollten sie ein ander sagen, was fte sich nicht schon längst gesaot hätten? . , . Doch nein. Plötzlich richtete die aebrechüche Gestalt deS älteren Manne» sich ein wenig im Lehnstuhl aus. „Merkwürdig —" murmelte er, und «8 wac. als ob er mehr u sich selbst spräche, als z» dem nervös mit den F'uacrn a 's er Tischplatte heriimtrommelnden Bruder — „merkwürdig, wie oft ich jetzt die unmittelbare Nähe des Todes spüre! Soeben ühlte ich ganz deutlich eine kalte Hand. Es war nur ein leiie», aum merkliches Berühren; aber ich weiß, jeden Augenblick kann eine Faust mit voller Gewalt auf mich fallen und mich hmun» erstellen — binvnkcr in? Grab." Er machte eine kleine Pause. Der andere schau-rte ziuom- men, als suhlte er am eigenen Leibe die kalte Faust des nahen Tode». ..Da du nun einmal da bist, Bruno," fuhr Baron Herbert etwa» lebhafter fort, „so will ich die Zeit benützen, um ein paar Worte mit dir z» reden." „Worüber? Doch nicht über di« — Vergangenheit?" „Ja. über die Vergangenheit." Bruno erbod sich hastig. „Nickt jetzt. Herkertl Nicht jetztl Hab« auge.ck'i.stftch keine Zeit zu länaeren llnt,rhc»ltungcn. Muß noch inS Bureau. Viel» «cht heute abend —" Leise seufzt« der alte Mann auf. ' »Nun gut! Heut« abend!" „Leb wohl, Herbert! Und rege dich nicht unnötig auf, hörst du?" Wie mechanisch ergriff Baron Herbert die auSaestreckte Hand seines Bruders. Es siel ihm gar nicht auf. daß dieser außergewöhnlich herzliche Abschied sür ein paar Stunden etwas seltsam war — besonders bei einem gefühlsarmen, kalten Men schen. wie Bruno von Hasselrode. Als Herbert die Hand wieder zurückzog, hatte d«r andere da» Gesicht abgewandt. So konnte er nicht sehen, wi« etwa» wie Rührung Brimo» <charfe Züge überhaucht hatte. „Leb wohl, Herbert!" — „Leb wohl, Bruno!" Gleichgültig nahm Baron Herbert die Zeitung w'eder zur Hand, während Bruno rasch der Tür zuschritt. Ln der Schwelle blickte er sich noch einmal um nach dein einzigen Menschen, für den dieser harte, unbarmherzige, brutale Mann etwa« wie Zuneigung empfand. Still, unbeweglich saß Herbert an seinem Schrei!lisch. Das weiße Haupt war auf die Brust herabgesunken — «in Bild der Hilflosigkeit und Schwäche. Bruno vreßte die Livpen fest aufeinander. Rasch verlieh er da» Zimmer, durchschritt die weite Halle und trat ein in sein Privcttbureaii. Hier öffnete er den Geldschrank, nahm einen Haufen Bank noten heraus, steckte die Scheine, ohne sie zu zählen, in» Porte feuille. schloß ab und ging znrück nach seinem g mmer. Sein Gesicht trug wieder den früheren gleichmütigen, kalt überlegenen Ausdruck. Nur seine Hände zitterten leise, als er sich durch einen raschen Griff nach der Drusttaiche seines Rostes versicherte, dah die Banknoten sich >» gutem Verwahrsam befanden. Am Abend erwartete Baron Herbert seinen Bruder ver gebens zu der verabredeten Nnterredimg Der Herr Bacon wäre anSgegangen und noch nicht zurück gekehrt — meldete sein Kammerdiener. 10. Tage verschwanden... und Wochen... und Monate... Vorbei waren Spätsommer und Herbst. Dcr Winter nahte mit seinem Gefolge von Eis und Schnee und Ballsestlichkerten und Vergnügungen jeder Art. In der Billa Hasselrode in der Tiergartenstratz« merkt« man nicht» vom Heraufziehen der reichshauptstädtischen Wintrr- smson. Di« Fensterläden und Jalousien de« ersten Stockwerke», in de« bi« Gesellschaftsräum« lagen, waren fest geschloffen. Laut- loS. auf den Zehenspitzen, huschte die Dienerschaft treppauf, treppab. ES war. als ob der Tod Einzug gehalten hätte mit sein« Trauer und seinem Schrecken. Im oberen Stockwerke, mit den Fenstern nach d« m Gcftft!' — abseits von allem Lärm und Ctrallentrubcl, batte V"ron Hcr- bert mit seiner Tochter seine Wohiiräiime ausgeschlagen. Von Tag zu Tag wurde der müde Greis bleicher und blei cher . . . und schwächer und schwächer . . . Von Tag zu Tug sab Irmgard, die ihn mit unermüdlicher Geduld pflegte, angst vollen Herzens seiner Auflösung entgegen. Aber merkwürdig! DaS matte, kranke Herz d-'g aften Mannes besaß eine wunderbare Lebenskraft. ES war, als ob dcr arme, mudegegnälte Geist sich noch nicht losring'» konnte von dem gebrechlichen Körper, als hätte er noch eine Mission zu erfüllen auf dieser armseligen Erde . . . Oft fand Irmgard ihren Vater im Lehnstuhl sitzend, imt gefalteten Händen, die Lippen sich bewegend, wie in stillem ! c- bet, in den Augen einen Ausdruck, als suchte er nach »!waS, da» er nickt finden konnte. Seit er vor Monaten an jenem Abend seinen Bruder ver gebens zu der für ibn wichtigen Unterredung erwartet hatte, war mit ihm eine Veränderung vor sich geaangen. Er hatte : ut Bruno über die Vergangenheit sprechen wollen. Hatte ihn bitten, ihn beschwören vollen, nach dem Verbleib der Tochter seine? Vater« anS zweiter Este- zn forschen. Er fände leine Ruhe, be vor er nicht wüßte, dah es ikr gut ginge. Aber Bruno war an dem Abend nicht heimgekebrt. Aach nicht am nächsten Tage, ft ad auch nicht an den darauffolgen den Tagen. Dafür war ein Telegramm von ihm a»S Hamburg aiige- kouunen mit den lakonischen Warten: „Schiffe mich soeben nach Brasilien ein. Lebt wohl! BrniwI" Als Baron Herbert diese wenigen Zeilen beS Abschieds las, zuckte ein wehmütig bitteres Lächeln um seine Lippen. Ausgekniffen! . . . Bei ihm, dem todkranken Mann, lag es also jetzt ganz allein, das schwere Unrecht zu sühne», daS die beide» Brüder vor Iabren begangen. Ucber dieses „Wie?" grübelte er Tag und Nccht. Und Irmnard beobachtete oft mit schmerzlichem Befremden, wie der Vater oft stundenlang unbeweglich dasitzcn konnte, vor sich hin» starrend, al» wälzt« er schwere Gedanken in seinem arme» Hirn herum. Irmgard» gnazeS Denken nnd Empfinden konzentrierte sich jetzt nur auf den Bat«. sFortsrtzmra f,H.)
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