Volltext Seite (XML)
Hauptinhalt der Herr Ministerialdirektor bekanntgibt. Jedenfalls sei ausnahmslos durch die Aufsichtsbehörden Ab hilfe in der dringendsten Not geschaffen worden. Was die Arbeitslosenunterstützung betreffe, so habe auch hier das Königliche Ministerium des Innern durch Verordnungen vorgebeugt und auch selbst große Arbeiten in Form von Notsta»dourbeiten ausführen lassen. Tas Ministerium des Innern ist der Ansicht, daß, abgesehene von einzelnen Miß griffen, die dnrchgeführten Maßnahmen sich als gut er- wiesen haben. Noch inehr zu tun ist das Ministerium des Innern nicht in der Lage, und er glaube auch, daß sich der Antrag nach Lage der Lache und angesichts der bisher dnrch- gesnhrten Maßnahmen erledigt habe. Ter Herr Ministerial direktor betonte znm Schlüsse noch, daß den Lieferungs- Verbänden und den Gemeinden die Einhaltung ihrer Ver pflichtungen nochmals ausdrücklich anfgegeben worden sei. Abg. Singer lnatl.) bemerkt, daß er soweit mit dem Anträge Eastan und (Genossen einverstanden sei, insoweit sich die Ausführungen des Referenten ohne llebertreibnngen bewegt hätten. Durch die zahlreichen Einzelheiten und llebertreibuugeu werde im Auslande die Meinung erweckt, daß in Lachsen durch die Kriegsnnterstütznng unhaltbare, aus Elend grenzende Fnstände geschaffen habe. Er halte es für seine Pflicht, dein energisch entgegenzutreten. Gerade in unserem Lachsenlande seien für Unterstützungen ganz er hebliche Ausgaben gemacht worden, um den wirtschaftlichen Folgen des urieges zu steuern. (Lebhaftes Bravo rechts und i» der Mitte.) Auch die Arbeitgeber hätten ihre Arbeiter nach Kräften unterstützt und hätten vielfach die Gehälter und Löhne sortgezahlt. Er glaube kaum, daß der Antrag verabschiedet werde, aber er versichere, daß seine Partei der Angelegenheit ihre volle Aufmerksamkeit schenke. Geh. Regierungorat v. N o st i tz - W a l l w i tz bemerkt, daß es nach den Ausführungen des Referenten scheinen könne, als ob in Lachsen sehr wenig auf dem Gebiete der .Kriegssürsorge getan worden sei.. Er weise nur darauf hin, daß in den erste» fünf.Kriegsmonaten über die gesetzlichen .Kriegsnuterstützungen hinaus allein 17 All, 000 Mark aus gezahlt worden seien. Außerdem seien zur Unterstützung Erwerbsloser in dem gleichen Zeiträume 1 013 000 Mark ausgegebeu worden. Abg. Linke (Soz.) bespricht besonders die Verhält nisse beim Lieserungsverbande Kamenz und unterzieht sie einer scharfen .Kritik. Präsident Tr. Vogel bittet den Redner, sich möglichst kurz zu fassen, da derartige Ausführungen in die Depu tation gehören. Außerdem habe die zweite Teputation nach Schluß der heutigen Litznng selbst »och eine Litzung. Von dem Gange der Verhandlungen hänge der ganze Ver lauf der Lession ab. Abg. Träber (kauf.) erklärt sich mit den Ausfüh rungen des Abg. Linger einverstanden. Er habe ihnen nichts weiter lünzuzufügen. Abg. Günther lfortschr.) erklärt auch seinerseits die Uebereiustimmung seiner Parteigenossen mit der Ansfassung der natioualliberalen Fraktion in dieser Angelegenheit. Vizepräsident Opitz (kous.) weist die Angriffe von der linken Leite des Hauses auf die Ltaatsregiernng zurück. Mau müsse noch bedenken, daß menschliche Einrichtungen insbesondere in diesem Falle nicht immer vollkommen er scheinen können. Er wende sich ganz entschieden gegen die .Kritik, die der Abg. Müller an den Regiernngsinaßrmhmcn geübt habe, und die dazu geeignet sei, unser Ansehen im Auslande herabzusetzen. (Widerspruch links.) Tie Arbeits- losigkeit sei auch nach den Angaben des Abg. Müller eine geringe. Er könne also auch nicht glauben, daß die seitens der Regierung gewährten Unterstützungen ungenügend seien. Wenn für Tarleben aus dem 30-Millionen-Fonds geringe Zinsen verlangt würden, so seien diese so niedrig, daß die Regierung noch ansehnlich daranflegen müsse. Er mißbillige nochmals ganz entschieden die sozialdemokratische .Kritik. Abg. Tr. Zöphel (natl.) wendet sich dagegen, daß die private Wohltätigkeit in der letzten Zeit versagt habe. Ge wiß seien in den ersten Monaten die Spenden beträchtlich höher gewesen als jetzt, wo die Sammlungen sich von Tag zu Tag »lehren. Tie ganze Bilanz der Kriegsnotspenden sei eine derartige, daß wir mit Stolz darauf zurückblicken können. Abg. Ren tz sch (kons.) verteidigt in kurzen Ausfüh rungen den Bezirksverband Kamenz gegen die Angriffe des Abgeordneten Linke. Abg. Lange (Soz.) bedauert, daß die Rechtslage bei den Familiennntcrstütznngen bei der Vorberatung keinen Raum gefunden habe. Er bitte die Konimission, bei ihren Beratungen auch hierauf mit Rücksicht nehmen zu wollen. Auf Antrag des Abg. Linke (Soz.) wurde der Antrag Eastan an die außerordentliche Teputation 171 verwiesen. Nächste Sitzung: Dienstag vormittag 10 Uhr. Tages- ordnung: Schlußberatnng über das Königs.'Dekret Nr. 0 betr. eine ans Grund von 8 88 der Verfassungsurkunde er lassene Verordnung über zeitweilige Abänderung einiger Bestimmungen des Schonzeitgesetzes vom 2. Juli 1870 und des Kaninchengcsetzes voni 25. Juni 1002. Der Weltkrieg Ter österreichisch-ungarische Tagesbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird vcrlautbart den 5. Juli 1015: Russischer K r i c g S slh a u p l a tz. In Ostgalizien erreichten die verbündeten Truppen der Armee Linsingcn nach zwei Wochen siegreicher Kämpfe in der Verfolgung die Zlota-Lipa, deren Wcstuscr vom Feinde gesäubert wurde. Im Abschnitte Kamionka-Strnmilvwa-KraSne dauern die Kämpfe gegen russische Nachhuten noch an. Bei Krylow räumte der Gegner das westliche Bugufer und brannte den Ort Krhlow nieder. Beiderseits des oberen Wieprz wird gekämpft. Tie ver bündeten Truppen warfen de» Feind auS seinen Stellungen nördlich des Pvrbaches und drangen bis gegen Plonka vor. Westlich anschließend hat die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand die russische Kampffront beiderseits Krasnik in mehrtägigen Kämpfe» durchbrochen, die Russe» nnt:r großen Verluste» in nördlicher Richtung znrückgewvrfcn und in diese» Kämpfen 2 0 Offiziere, 8000 Mann ge s n n g e n, 0 Geschütze, 0 Mnnitivnswagcn und 6 Maschinen gewehre erbeutet. Westlich der Weichsel ist die Lage unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Tic Kämpfe am Rande des Plateaus von Tobcrdo wiederholten sich gestern mit gleicher Heftigkeit. Abends war der Angriff von zwei italienischen Tivisivncn gegen den Frontabschnitt südlich Pvlo.zza abgeschlagen. Weiter nördlich dauerte das Gefecht noch fort. Auch bei Woltschach und im Krngcbirte griff der Feind wieder vergeblich an. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete finden nur Ge- schütikänipfe statt. Ter Stellvertreter des Chefs des Gcneralstabs: v. Höfer, Fcldmarschall-Lcutnant. Französische Verluste in der Schlacht bei Arras Stockholm, 6. Juli. „Tagens Nyheter" vom 4. ver- ösfentlicht den Brief eines schwedischen Freiwilligen im französischen Heere, worin dieser schreibt, daß sein aus 4200 Man» bestehendes Regiment in der Schlacht bei Arras am 0. Juni 3 4 0 0 M a n n verlöre n habe. (W. T. B.) Treißig Abgeordnete der Venizelos-Partei zur Regierung übergctrctcn Tas Wiener „Volksblatt" meldet ans Athen: Treißig Abgeordnete der Venizelos-Partei erklärten den Austritt aus der Pareti und traten zur Regierungspartei übe r. Man erwartet ein weiteres Einschwenken von Mit gliedern der Venizelos-Partei für die Neutralitätspolitik der Regierung. Radvslawvw über die Politik der Balkanstaaten Sofia, 5. Juli. Ter Herausgeber der „National- zeitnng" Viktor Hahn hatte eine Unterredung mit dem bul garischen Ministerpräsidenten Nadoslawow, ln der dieser n. a. sagte: „Die Verhandlungen Bulgariens mit Rumänien sind ununterbrochen im Gange. Sie scheinen befriedigend zu verlausen, sind aber noch nicht ab geschlossen. Rumänien kann sich noch nicht endgültig entschließen, aber seine Entscheidungen können nicht zweifel haft sein. Ter Tag wird freilich kommen, an dem auch wir ans unserer Reserve werden hcraustretcn müssen. Freilich hängt dies vor allem von der Haltung Griechenlands und dem endgültigen Schicksal Serbiens ab. DsieLage Ser biens ist fürchterlich. Serbien hat nicht nur un geheuere militärische Verluste erlitten; seine Bevölkerung ist auch durch Seuchen dezimiert worden. Was Griechen land anlangt, so glaube ich persönlich noch nicht an eine Rückkehr Venizelos', trotz seiner Mehrheit in der Kammer, Jedenfalls dürfte er davon absehen, jene ungeschminkte Ententepolitik zu wiederholen, die seinen Abschied vor eini gen Monaten herbeigeführt hat. In Griechenland kann sich kein Ministerpräsident in einen politischen Gegensatz zum König stellen. Eine andere Politik als die Politik des Königs kann er nicht machen. Würde er solches versuchen, so hätte er mit der Gegnerschaft aller Freunde der Dynastie und vor allem auch mit der der Armee zu rechnen; eine solche Regierung ist aber unmöglich. (N.-Z.) Lugano, 5. Juli. Fern Pisani, der Berichterstatter der „Stampa", hat Ghenadicw gesprochen, der ihm sagte, nur Bulgarien könne dem Vierverbande wirkliche Hilfe bringen. Die Griechen und Rumänen werden sich seiner Ueberzeugung nach nicht rühren. Rumänien sei zu sehr in gefährdeter Stellung. Bulgarien könne in drei Wochen vor Stambul stehen (?), aber für die ungeheueren Opfer, die es bei Tschataldscha bringen müßte, wolle es vorausbezahlt sein. Tic Tätigkeit unserer U-Boote Rotterdam, 5. Juli. In einer Londoner Depesche des „Rotterd. Cour." werden folgende Dampfer als von U-Booten versenkt genannt: „Craigard", 3286 Ton nen, aus Lcith, mit Baumwolle von Galveston nach Havre unterwegs: „Gadsby". 3497 Tonnen, aus Wcsthartle- pool, der am Donnerstag torpediert wurde. Der versenkte Dampfer „Richmond" hatte eine Ladung Bahnschwcllen für Voulogne an Bord. Die torpedierte norwegische Bark „Kotka", die treibend angetroffen wurde, konnte gestern nach Oueenstown geschleppt werden. (W. T. B.) London. (Reuter.) Der englische Dampfer „Anglo- California»" (5000 Tonnen Wasserverdrängung) kam in Oueenstown an, nachdem er von einem deutschen Unter seeboot beschossen worden war. Zwölf Mann der Besatzung, darunter der Kapitän, sind tot, viele verwundet. (Der Dampfer ließ offenbar das Haltesignal des Unterseebootes unbeachtet.) „Goelctte Subnea m" wurde von einem deutschen Unterseeboot in der Höhe von Wick versenkt. Die Besatzung l«n fünf Mann ist gerettet. Die norwegische Bark „Ficry Crv ß", mit einer Ladung Schmieröl, das bekanntlich Konterbande ist. wunde von einem deutschen Unterseeboot durch Gcschiitzfeuer versenkt. Die Besatzung landete in Swansea. (W. T. B.) Al MW AM MAG (W. T. B. Amtlich.) G): oßes Hauptquartier, 0. Juli 1015. Westlicher Kriegsschauplatz Nachts wurde» zwei französische Angriffe abgcwiescn. Tic Beute des Erfolges am Prirsterwalde hat sich um ein Feldgeschütz uud drei Maschinengewehre erhöht. Außer dem siel ein Pionierpark mit zahlreichem Material in unsere Hand. Unsere Flieger griffen den Flugplatz Corcicux östlich von Epinal und ein französisches Lager am Breitfirst östlich von Ärüt in den Vogesen an. Östlicher Kriegsschauplatz Heute am frühen Morgen wurde der stnrtbefcstigtc Wald südlich Bialc-Bloto (westlich der Straße Suwalki-Kalmarja) erstürmt. Tabci nahmen wir etwa 500 Russen gefangen. Südöstlicher Kriegsschauplatz Tie Lage bei den deutschen Truppen ist unverändert. Oberste Heeresleitung. . Portugal will nicht dem Vicrverband bcitreten Noch Meldung des „Rotterd. Eonr." ous Lissabon lehnte dos Ministerium die englischen Vorschläge auf aktiven Eintritt Portugals in den Vieroerband ckb. Tie Kämpfe bei Krasnik - Berlin. Die „Deutsche Tagesztg." erfährt aus dem Kriegspressequartier: Tie großen Kämpfe beiderseits Kras nik bedeuteten einen wichtigen Erfolg. Die Russen sind schon in der Gegend des Porbaches von de» weiter öst lich vordringenden Verbündeten geworfen worden. Trotz der durch die Gefangenenzahl bewiesenen völligen Niederlage des Feindes muß doch neck mit star kem Widerstande gerechnet werden. Nordöstlich Lemberg stehen die Verbündeten an der Buglinie, weiter südlich die Armee Linsingen in scharfen Nachhutkämpfen mit dem ge- schlagenen Feinde. Wie die Sonn- uud Montagszeitung in Wien la»t „Krcuzzcitnng" meldet, zeige sich der Mangel an Ge schützen und Munition bei den Russen darin, da» sie in den galizischen Schlachten Geschütze von Schiffen l.rrb' Festungen verwanden. Tic Fleischvcrsorgung Londons London, 7. Juli. Die Fleischversorgung Londons ist in dem am 30. Juni abgelaufenen Jahre um 25 800 Ton nen oder 11,8 Prozent hinter der des Vorjahres zurück geblieben. Italienische Beklommenheit Nach der „Voss. Ztg." herrscht in Italien Beklommen heit wegen des langsamen Fortschreitens der Operationen und der vielen Verwundeten. Unruhe über das Schicksal Warschaus Nach dein „Berl. Tagebl." bringt die „Times" aus Petersburg ein Telegramm, nach dem, wenn inan zwischen den Zeilen zu lesen versteht, man in Petersburg und Lon don über das Schicksal Warschaus beunruhigt ist. Ernste Stimmung in Paris Schweizer Blättern zufolge herrscht in Paris eine ernste Stimmung. Die Begeisterung für die Italiener sei verflogen. Auf die Engländer wird vielfach Pech und Schwefel herabgewünscht. Auf dem Lande sei die Stimmung würdiger. Ein mißlungener englischer Flugzengangriff Bcrlin, 5. Juli. (W. T. B. Amtlich.) Am 4. Juli morgens versuchten die Engländer, einen größeren F l n g z c n g a n g r i f f gegen unsere Stützpunkte in der deutschen Bucht der Nordsee anzusetzen. Der Versuch scheiterte. Unsere Luftschiffe stellten die anmarschieren den englischen Strcitkräftc in Stärke von mehreren Flug zeugmutterschiffen, begleitet von Kreuzern und Torpedo bootzerstörern, bereits bei Tagesanbruch in der Höhe der Insel Tcrschclling fest und zwangen sie zum Rückzuge. Ein englisches Wasserflugzeug, dem cs gelungen war, auf- zustcigcn, wurde von unseren Flugzeugen verfolgt und ent kam dadurch, daß es über holländisches Gebiet flog. Der Stellvertreter des Chefs des Admiralstabes: gcz.: B e h n ck e. Die Stimmung in Rußland In Rußland gährt es allenthalben. Berichten zufolge wechseln in Odessa Barrikadenkämpfe, Plünderungen und Pogroms in rascher Folge ab. In Sebastopol, Rostow und Feodosia haben die Behörden alle Autorität verloren. Der ganze Süden ist infolge der gesteigerten Verkehrsschwierig, kosten vom Zentrum so gut wie abgeschnitten. In Kiew, dem Herde der ukrainischen. Bewegung, ist es zu wüsten Tumulten gekommen, Manifeste proklamieren die Be- freiung der Ukraine. In verschiedenen Bezirken erhoben sich die Bauern und brannten die Gutshöfe nieder. Bei Kaluga steckte man riesige Waldungen in Brand. Die zuletzt aus- gehobenen, noch in Ausbildung begriffenen Mannschaften sympathisieren überall offen mit den Aufständischen. Sie werden meist von Studenten angeführt. Infolge völliger Desorganisation dos Bahnverkehrs wächst die Not und da mit auch die Aufregung des Volkes ständig.