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«r. »87 - »V. gatz,,»«, Dtkn«t»«'de» I». Tezcmdcr I>'«> MchslschHolksreitutttz »scheint «üglich ,«ch«. mit »u»na-me der Sonn, und Festtage. « "!! .8'" in Wort und Bild- viertelsührlich » In Dresden durch Boten ».4« ^ -in -an» DeutschlandHaus »8» L: in Oes^e.« 4.4S V ' »Ge illustrierte »ellaae dterteljakrltch 18«^» Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit ellei 8U.R»--°b.»nu».°na.^ k^orrellan Ltvingut Kristall Qebrsucbs- u. lluxus- Oegc:n3täncIs Königs klokliokercint ^nliäuser Oroscion, Xönig-golucnn-8tr. Was sieht für die schaffende Stände auf dem Spiele? Berlin, Len 17. Dezember Ivtl. Block. Hansabund und Opposition der Nationalliberalen verfolgen dasselbe Endziel: unserer deutschen Landwiri- schaft, die eben anfängt, sich zu erholen, soll der Zollschntz genommen werden; es soll eine liberale freihändlerische Aera eingeleitet werden. Wir haben hieraus schon vor nahezu Jahresfrist hiugewiesen nnd erklärt, das; der inzwischen verstorbene Geheimrat Halle beauftragt war, diese Wendung „wissenschaftlich und publizistisch" vorzubereiten. Und er begann eifrig mit der Arbeit, in der ihn der Tod hinweg riß. Man hat es uns damals nicht glauben wollen, daß Bülow das Ziel verfolge, die von Bismarck geschai ne Wirtschaftspolitik, die »nsern Welthandel auf Ul Milliacaen erhöhte, die erst die gesamte Sozialreform ermöglichte, diese segensreiche Politik zu zertrümmern. Aber der Plan Bülows stand unerschütterlich fest: er hatte die ganze Ber- liner Hochfinanz aus seiner Seite und Geld genug, um die Oeffentlichkeit irre zu führen. Ter Hansabund sollte der Presse Beeinflussung übernehmen, wie es der Flottenverein bei den Flottengesetzen tat. Damals hatte man uns wider sprochen. Doch heute erhalten wir von zwei Seiten eine Bestätigung und darunter von einer solchen, die »ns vor Jahresfrist noch sehr entschieden widersprach. Es sind näm lich freisinnige und konservative Kreise, welche die Meldung bestätigen. In einein Artikel, der in einigen fortschrittlichen Blättern (beispielsweise in der „Königsberger Hartungschen Zeitung") zu finde» war, heißt es von den Wirtschafts- politischen Absichten des Fürsten Bülow: als der Fürst in sein Amt getreten sei, habe er sich zunächst einmal vor der Notwendigkeit gesehen, die Zollverträge zu erneuern. Bei der Gestaltung unserer Privatverhältnisse, bei der damaligen Lage der Landwirtschaft und de», starken Einflüsse, die sie in die Wagschale haben werfen können, in dem sowohl wie in der öffentlichen Meinung, sei eS kaum zu vermeiden ge wesen. daß den mit ungemeiipem Nachdruck angemeldeten agrarischen Forderungen hätten Zugeständnisse gemacht werden müssen. Aber Fürst Bülow habe diese Zugeständ nisse niemals als der Wahrheit letzten Schluß gelten lassen wollen. Er habe sich darüber verschiedentlich, zumal in den letzten Jahren, zu Abgeordneten der Linken, die sich seines Vertrauens erfreut hätten, ausgesprochen: „Erst sollte die heimische Urproduktion sicher gestellt werden. Dann aber gedachte er den bürgerlichen Schichten und den von ihnen getragenen städtischen Gewerben, ihren Anteil am Regi ment zu gewähren." Das sei der Sinn des Blockerperi- mentes gewesen, das vielleicht eine nicht sonderlich glückliche Formel für eine große und gute Sache gewesen sei, die auch heute noch, und vielleicht heute mehr denn je, als die Forde rung des Tages angesehen werden müsse. Der Umstand, daß in diesen Auslassungen die Wirt schaftspolitik des Fürsten als durch die besonderen Verhält nisse erzwungen und gewissermaßen entschuldigt wird, läßt erkennen, daß die Linksliberalen von dem damaligen Reichs- kanzler selbst freihändlerische Konzessionen herauszuschlagen glaubten. Das ist freilich von einem Staatsmanne, der sich ausdrücklich als „agrarischer Reichskanzler" bezeichnet hatte, kehr viel verlangt gewesen; aber Bülow hätte auch das ge macht. wenn er länger im Amte geblieben wäre. Die Mit teilungen der freisinnigen Zeitungen sind zutreffend; denn uns sind dieselben von einem früheren Mitglied? der Ber liner Hochfinanz schon vor Jahresfrist gemacht worden und zwar mit ganz denselben Wendnngen. Bülow ließ es hier nicht nur bei Worten, sondern suchte seine Ideen vorzu- bereiten. Er rechnete dabei auf die Unterstützung des Kaisers, der an den Caprivischen Handelsverträgen so großen Anteil genommen hatte. Mit dieser Tatsaclie muß man rechnen: man darf aber nicht annehnien, daß diese Pläne init dem Ausscheiden Bülows aufgegcben seien. Nein, dafür sorgt schon der Han sab nnd, der sein Testament durchführen will; er ist mit zu diesem Zwecke gegründet worden und soll den Kampf gegen den landwirtschaftlichen Zollschutz führen. Diese Leute vergessen allesamt: au dem Tage, wo der Zollschuh für die Landwirtschaft fällt oder durchlöchert wird, an dem Tage fällt auch der Zollschutz für die Industrie und dann würde der Freihandel über ein Deutschland voller Ruinen blicken. 1879 ist das große Bündnis zwischen Industrie und Landwirtschaft geschlossen worden und das Zentrum hat dieses stets vertreten. Beide Arten der natio- nalen Arbeit sollen vom Reiche geschützt werden, und das ist beiden gut bekommen, der Industrie sogar schneller als der Men, ILetten, kinxe in soll. UreiLluKsv, leiLlilmIti^eFuswalil. H. I^orenr, »n.'n K0jällkj8«.'8 Landwirtschaft. Nu» kann man nicht einem Teil, der Landwirtschaft, den Schutz nehme» und dem anderen be lassen; das wäre ungerecht. Tie Durchlöcherung des Jndustrieschutzes aber bedeutet die Brotlosmachung von Hunderttausendeii von Arbeitern in der Textilindustrie und der Eisenindustrie. Man halte sich nur vor Augen, wie viele amerikanische Maschine» heute schon in der Land wirtschaft benützt werden; dem deutschen Bauern wäre eS auch angenehm, wenn er diese ohne Zoll beziehen könnte; aber dann können die deutschen Maschinensabrikanten ihre Geschäfte schließen. Man hat auch heute »och Verständnis tür dieses .Kompromiß im Zentralverband deutscher Industrieller; daher hat dieser seinen Wahlfouds nicht au den Hansabund abgeliesert, denn er will keine Freihandels politik, sondern die alte Bismarcksche Politik des Zoll schutzes, au der Arbeiter, Industrielle und Landwirtschast das größte Interesse haben. Die kommenden Wahle» entscheide» nun darüber, ob die alte Politik fortgesetzt werden soll oder ob das deutsche. Volk sich aus die halsbrecherischen Experimente einlasseu wird: mit einem Schlage kan» der Freihandel nicht kom men; man sucht langsam nbzubanen und füllt vor allein die Lücken des Zollsystems nicht anS und solche sind noch in vieler Hinsicht vorhanden. Das Sinke» des Geldwertes und die Verteuerung aller Produktion leisten dann das übrige. Der Hunger des Liberalismus nach politischer Macht ist gleichbedeutend mit dem Hunger nach Gold; die Herren drängen nach der Staotskrippe, um sich auf loyale Weise ihre Taschen füllen zu können, unbekümmert darum, ivie es dem deutschen Volke geht. Das neue Börsen gesetz von ÜI08 ist eine Abschlagszahlung dieser modernen Trinkgelder- politik. Das deutsche Volk wird dank seiner Arbeitskraft reicher; aber dieser Fortschritt verteilt sich heute gleichmäßig auf alle Schichten, d. h. auch der Bauer nimmt daran teil. Das soll nun in Zukunft anders werden. Ter Hansa- b u nd will e i n n e nes „ehernes Lohngesetz " für de» deutschen Bauern aufstellen, er soll sich nie über ein gewisses Niveau erheben dürfen; geschieht es doch, so will inan ihm den staatlichen Schutz entziehen. Weil man weiß, daß das Zentrum eine solch ungerechte Politik nie mitmacheu wird, darum richtet sich der Kampf in erster Linie gegen dieses. Aber je früher Klar heit über diese Strömungen geschaffen wird, um so sicherer könne» sie niedergehalten werden, zum Wähle des deutschen Volkes. Politische Rundschau. Dresden, den 18. Dezember ISIl Aus dcr Diplomatie. Anstelle des inS Auswärtige Amt berufenen Legationsrates v. Bergen wurde der bis herige Legationssekretär Freiherr v. Notenhan in Tanger zum Legntionssckretär dcr Preußischen Gesandtschaft beim Päpstlichen Stuhl ernannt. An seine Stelle in Tanger tritt der bisherige Legationssekretär Tr. v. Rhomberg in Earacas Auf die Stelle des nach Dresden versetzten Legations sekretärs Freiherr» v. Welczek in Santiago tritt der frühere Legationssekretär in Petersburg Freiherr v. Wachendorf. — Die Nachwahlen znm Landtage in Schwarzburg. Nudokstadt endeten mit dein Siege der Sozialdemokraten Finke nnd Frö'scher. Der Landtag setzt sich nunmehr auS neun Sozialdemokraten, vier Nationalliberalen nnd drei Konservative», insgesamt 16 Abgeordneten zusammen, gegen sechs Sozialdemokraten, fünf Nationalltbe'ale und sünf Kon servative tm früheren Landtage. Fehlende Quittungen über Staatsgclder. Die Nech- nnngskominission hat vor Schluß des Reichstages auch die Verwendung der südwcstafrikanischen Anfstgndsgelder nach- geprüft und kam dabei zu einem Nesnltate, das alle An klagen des Zentrums von 1W6 bis 1W7 bestätigt. ES beißt in dem amtlichen Berichte: „In welchem Umfange fehlen Quittungen über verausgabte Gelder? Die Prüfung bat ergeben, daß die Ausgaben im allgemeinen mit formgerechten Quittungen belegt sind. Eine Ausnahme bilden zum Teil die Zahlungen auf Grund von Neguisitions- scheinen an englische Fir m e n in der Ka p kolonie. Nach der damals in Kapstadt bestätigten Auffassung genügte in solchen Fällen als Bestätigung der Zahlung die Rück gabe des in Form einer Rechnung mit Empfangsbestätigung über die Lieferung ausgestellten Negnisitionsscheins. In den meisten Fällen, in denen eigentliche Belege für die Aus- gaben fehlen, hat sich schon jetzt ans den Akten und durch Erhebungen mit Sicherheit oder hoher Wahrscheinlichkeit feststcllen lassen, daß die Quittungen vorhanden gewesen und nur infolge von besonderen Umständen, die in den außergewöhnlichen und schwierigen Verhältnissen der Aufstandsjahre ihre Ursache haben, verloren ge. SLlbstLekLl-tixte l^Irvvai-en vio 8ct>M. Kusse. X»,M'c3..l!>c.'I^lt3.1'uMosew Kecken U3vv. smpliebi! nu biMge» l reisen ZperiK-l'elxvvasen- uns KüIrengexebLtt k^ernspr. 5979 lilnx.-itralte 20 llernspr. 5979 I u»!vci> VlkIoNü.-iirsLi!, ^c^-nükor «ier 5t.1ni1i8.Iien 1l2Nk. g a II g e II s i II d. Nach dein jetzigen Stande der Pnlsnug kann aiigeiiommkii werden, daß nur für einige verhaltin-.-- mäßig geringe Beträge der Nachweis ihrer rechtmäßigen Verausgabung bisher nicht erbracht worden ist. soweit Ausgaben, namentlich DopPelzahlun g e n , ans Hrr. ln,i, beruhen, werden sie in, Sinne des „Gesetzes betreffenS die Ansstandso.iisgaben für Siidwestafrika", soweit es wog. 'ich ist, eingezogen. Da diese Nückzahlnnge» vielfach nicht! in vvllen Beträgen, sondern dcr wirtschaftlichen Leistungs fähigkeit der Schuldner entsprechend in Teilbeträgen er- folgen, wird der endgültige Schluß der Abwicklung ver zögert. Die formelle Schließung des Aiisstandsfonds soll hierdurch jedoch nicht heeinflnßt werden." Da ist gar alles zugegeben. „Verhältnismäßig geringe Betrage" können Millionen sein, da es sich um R>" Millionen Mark Ausgaben handelt. Wörmann mußte hekanntlicli über -- Millionen Mark schon znrückzahlen. Wie haben früher liberale Blätter alles in Abrede gestellt, das Zentrum »nd seine Abgeordneten angegriffen. Und heute? Da schweigen sie nun alles tot. was amtlich feslgestellt worden ist »nd dem Zentrum recht gibt. Aussichtsratspolitik der Liberalen. Ei» Zentrums abgeordneter erhielt dieser Tage folgende Zuschrift bo» be- kannter liberaler Seite: .Wenn Sie wieder einmal von Liebesgaben an den G r o s; h a n del, Bankiers, spreche» sollten , so denken Sie in e r sie r Nc-ihe au die kolossalen Beträge, wclch- dic Spitze» »nd Leiter der liberalen Partei in den Aul- sichtsratsstellc-n der Banken nnd Aktiengesellschaften er halten. Sie haben sicher Material zur Verfügung, die Ihnen eine solche Zniaminenstellniig ermöglicht. Ich weiß! Sie würden zu den Wahlen ein gutes Werk tun, »m den fortgesetzten Rede» über die „Liebesgaben" an die Land wirte Einhalt zu tun. Die „Liebesgaben" des Kapitals sind wirkliche Geschenke, die „Liebesgaben" dcr Landwirte auf mäßigen Böden notwendige Einrichtungen zur Erhal tung der Bewirtschaftung des Bodens. Es ist eigenartig, das; noch niemals dieses Thema angeschnitten worden ist. Eine hier in Rede stehende ungefähre Ermittelung würde selbst in liberalen Kreisen ein allgemeines „Ach" Hervor rufen! Die Summen der Anfsichtsratsniitglieder, welche ihnen gezahlt wird, muß kolossal sei»!!" Vielleicht hat einer unserer Leser Lust, sich dieser Arbeit zu unterziehen; sie wäre recht dankbar. ; Gegen dir politische Betätigung der katholische» Geistlichen wird in der gegenwärtige» Wahlperiode wieder der frühere Bischof von Tarantaise < Frankreich), jetzige Professor au der Sorbonne, Msgr. Lacroir. als Eideshelfer zitiert. Papst Pins X. soll dein Bischof seinerzeit gesagt habe», er wünsche, das; der Klerus aller Länder vom Wahlkampfe fernbleibe. In einem an die Zentral-Anskunfts- Üelle der katholischen Presse gerichteten Schi eiben erklärte dcr Bischof selbst, Papst Pius X. habe seine Bemerkung nicht auf de» deutschen Kleins gemünzt, sondern nur auf den Klerus derjenige» Länder und Proiüiizen, wo religiöse Interessen gar nicht oder kaum in Betracht komme». In den,selben Schreiben lobt der Bischof die Tätigkeit des deutschen Kleins ans politischem Gebiete »nd er gibt zu. das; sein Brief vom 17. April IWl. worauf man sich stützt, nin den Papst gegen die politische Betätigung der Geist- liehen anSznspielen die Worte des Papstes mangelhaft wiedcrgibt. Dieser Brief wurde nämlich eilig während der Reise in Italien geschrieben und war ursprünglich nicht für die breitere Oeffentlichkeit bestimmt. Ganz verfehlt ist die Heranziehung eines Rundschreibens Leos' XIll. an die spaniscl)en Bischöfe, worin ebenfalls von der politischen Tätigkeit der Geistlichen abgeratcn wird. Der spanische Klerus ist bekanntlich politisch sehr zerspittert, weit mehr noch als der französische. Sehr viele Geistliche gehöre» zur Partei der Ca, listen. Eine politische Tätigkeit der Priester gegen eine Partei in Spanien, welche ebenso wie die Ear- listen, die Interessen der Kirche wahrt, wäre also in hohem Grade verderblich. — S,zialdemokr«tischr Geistliche Die Sozialdemo, »raten gehen jetzt vor de» Wahlen wieder mit der Behaup- tung hausieren. eS hätten sich mehrere Geistliche ibrer Partei angeschlossen. Sozialdemokratische Geistliche, näm- lich protestantische, gibt es in Holland .schon eine be- deutende Zahl, mindestens anderthalb Dutzend". So be- richtete wenigstens der „Vorwärts" (Nr. 267 vom 12. Nov. 1904). In FrieSland. so meldet der „Vorwärts" weiter, haben diese sozialdemokratischen „Diener am Wort" sogar ein eigene« Organ begründet, welche« unter dem Titel „De blyde Wereld" („Die glückliche Welt") erscheint. Auch einen katholischen Geistlichen, der sich zur Sozialdemo, kratte bekennt, hat der „Vorwärts" entdeckt. E« ist de«