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Sächsische Volkszeitung : 05.08.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192008056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-08
- Tag 1920-08-05
-
Monat
1920-08
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.08.1920
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Donnerstag, de» 5. August 1S20 ^tchsilch, »ol»»jjrit«»« Nr. 177, Sei'« , Aus dem Reichstage Am Mittwoch wurde die dritte Beratung des Notetals fortge setzt. Bei dem Haushalt dvs Reichswehrministeriums kam es zu einer erregten Aussprache über die Militärjeelsorge, die die Unabhängigen -um Anlaß nahmen, um gegen di« christliche Kirche und Sdie christliche Religion überhaupt in unerhörtester Weise herzusahrxn. Auf jener Seite geht der Haß zogen alles, was irgendwie mit dem Christentum in Zusammenhang steht, soweit, daß sie sich in den ärgsten Beschimp fungen ergehen. So fährt der Unabhängige Fries in wirklich wider wärtigster Weise gegen die Militärseelsorge und den christlichen Glau ben überhaupt los. Ihm bleiben die anderen die Antwort nicht schul dig. Von deutschnationaler Seite entgegnet ihm bestimmt und vor nehm General v. Gallwitz, der aus den Erfahrungen seiner Kriegstätigkeit heraus in wärmster Weise für die hervorragenden Leistungen der Militärgeistlichen eintritt. Vonseiten des Zentrums weist der Abg. Universitätsprosessvr Dr. Schreiber und wiederholt der Abg. Andre die Anwürfe der Unabhängigen in aller Schärfe, aber mit ruhiger Sachlichkeit zurück. Auf Rede folgt Gegenrede und so dehnt sich die Debatte ins Unabsehbare aus. Herr Adolf Hoff man n und Frau Zieh dürfen in ihr nicht fehle». Besonders Frau —Zieh macht sich als Moralpredigerin sehr gut. Sie eifert gegen Mili tarismus. Kapitalismus, Imperialismus und Christentum. Sie zer schlägt mit ein paar Worten alles. Wie sie das von ihr geschaffene Trümmerfeld wieder anfbauen will, hat sie bisher noch nicht verraten. Die Debatte nimmt zuweilen Formen an, die nicht nur dieses Hauses höchst unwürdig sind, sondern geradezu widerwärtig anmuten. Die Unabhängigen bringen seit Bestehen des Reichstages einen Ton in das deutsche Parlament, der ihr wahres Gesicht enthüllt und dem ganzen deutschen Volke zeigt, wohin diese Art der Verhetzung führen muß. Die Zügellosigkeit der Debatte und des störenden Lärmes fällt auf sie Tagesordnung stehen weiterhin eine Interpellation der Abg. Frau selbst zurück. Der Notetat wird in dritter Lesung genehmigt. Ans der Ansorge (US) betreffend Arbeitslosigkeit und die Beratung eines Antrages Ledebour (US) betreffend Erwerbslosensürsorge. Befatznngszulagen für die Landes- und Kommunalbcamten in den besetzten Gebieten zu erwirken, ist der Zentrumsfraktion des Reichs tages nach mehrfachen Bemühungen geglückt. Der Zentrumabgeord nete Professor Dr. Lauscher unterstützt von den Mitgliedern der Fraktion aus dem besetzten Gebiet beantragt, daß ebenso wie den Reichsbeamten auch den Landesbeamten und Kommunalbeamten in dem besetzten Gebiet eine Besatzungszulage gewährt werde. Dem energisches Eintreten der ZentrumSfraktion namentlich ihrer Mit glieder aus dem besetzten Gebiet ist es gelungen, den Widerstand der ReichSsinanzverwaltung, der sich auf dre schwierige Finanzlage des Reiches gründete, zu beheben und einen Ausgleich zu finden. Der Haushaltausschuß des Reichstages hat entsprechend dem Antrag des Zentrums am Dienstag beschlossen, daß das Reich zu den von dr» Landesregierungen bezw. von den Gemeinden ihren Beamten zu leistenden Besatzungszulagen Zuschüße leisten sollen und zwar sollen diese Zuschüsse den größeren Teil der Zulage betragen. Wie wir hören, wird sowohl die ReichSsinanzverwaltung als auch die preußische Finanz verwaltung diesem Beschluß des Haushaltausschusses ihre Zustimmung geben. Damit hat die Zentrumsfraktion einen wesentlichen Erfolg zu verzeichnen. Der Sozialistenkorrgretz Gens, 4. August. In der heutige,, Vormittagssitzung des Inter nationalen Sozialistenkongresses legte die Kommission dem Kongreß den Text von einer Entschließung über den Frieden und den Völkerbund vor. Der erste Teil dieser Entschließung lautet: „Der Internationale Sozialistenkongreß stellt fest daß der Krieg, der Europa dem wirtschaftlichen Untergang -»geführt hat, mit einem Frieden abgeschlossen worden ist, der die Welt in einem Zustand der Unsicherheit und Zerrissenheit beläßt. Im Namen der einen Frie den und eine Neuorganisation des sclborganisierten politischen und wirtschaftlichen Lebens verlangenden Menschheit protestiert der Kon greß gegen jene Bestimmungen des Versailler Vertrages, deren ein einseitiger Charakter für die Aufrechterhaltung eines dauernden und endgültigen Friedens ein Hindernis bilden. Der Geist der Unver söhnlichkeit, der die Vorberatungen beherrschte und die Revision des Friedensvertrages zurückhält, fährt fort, einen verhängnisvollen Einfluß auszuüben. Er schasst einen Geist, der den Völkern immer neue schwere Lasten auferlegt, dis unerträglich sind, die bei den besiegten Völkern Protest Hervorrufen und deshalb wiederum bei den Sieger dölkern Angstgefühle Hervorrufen, die von den führenden imperialisti schen Kreisen zu einer Fortsetzung und Verstärkung des Militarismus ausgenutzt werden. Im gleichen Sinne protestiert der Kongreß gegen die Ausschreitungen des Militarismus in den besetzten Gebieten und dagegen, daß die russischen Nandstaaten in diese Aktion hineingesührt werden. Gegen die offenen oder versteckten Jnterventionsvorbereitun» >en gegen Rußland erhebt der Kongreß energischen Protest." An die lt ersten Teil der Entschließung schließt sich die Entschließung an, die ich mit der Stellungnahme der Internationale zum Völlerbund besaßt. Weiter wird in der Entschließung gefordert, daß der Völkerbund in seiner ersten Sitzung die Hinzuziehung der Zentralmächte und aller derjenigen Länder verkündet, di« dem Völkerbund angehören wollen. Di« gesamte Entschließung wurde einstimmig vom Kongreß angenommen, desgleichen die Entschließung der englischen Dele gation über die Unterstützung der Organisationen, die sich mit der Kinderernährung befassen. In der Nachmittagssitzung wurde die Aussprache über die Hal tung Ungarns gegenüber Oesterreich fortgesetzt und schließlich eine Entschließung angenommen, in der sich der Kongreß auf das entschie denste gegen den weißen Terror in Ungarn ausspricht, der vor allem die Existenz des österreichischen Staates gefährde. lieber das Problem der Sozialisierung unterbrei tete namens der Kommission der Holländer Niebold eine sehr umfangreiche Entschließung, nach der die Sozialisierung schritt weise vorgenommen werden soll. Le hast der Entschließung, die, wie Molkenbuhr (Deutschland) m mhrtt, nur für den Anfang Richtlinien geben soll, stieß bei einzelnen Delegationen auf Wider spruch, namentlich bei dem Vertreter von Neuseeland, der in der vor geschlagenen Form der Sozialisierung nur eine Verstaatlichung sah. Im weiteren Verlaufe der Aussprache über diesen Punkt kam eS zu Lärmszenen auf der Tribüne, wo eine Gruppe Genfer Linksradikaler den deutschen Delegierten Molkenbuhr fortgesetzt durch Zurufe unterbrach. Der Generalseketär Huysmans gab seinem Be dauern darüber Ausdrug, daß in der freien Schweiz die Freiheit des Wortes gestört werde und beraumte die nächste Sitzung auf morgen vormittag an. Der Bergarbeiterkongretz Genf, '4. August. Der Internationale Bergarbeiterkongreß hat heute vormittag die Aussprache über die Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen der Bergarbeiter in den verschiedenen Ländern fortgesetzt. Dabei beklagte der südslawische Dele gierte Chobel, daß die Belgrader Regierung anscheinend beabsichtige, die Arbeitszeit zu verlängern und gleichzeitig die Löhne abzubauen. Demgegenüber wies der belgische Delegierte Delcotte auf die Lage der belgischen Bergarbeiter hin, die sich bedeutend gebessert habe. Payer betonte, daß die ungarischen Bergwerke mit ihren 25 000 Ar beitern den Kohlenbedarf ihres eigenen Landes bei weitem nicht decken könnten. Payer forderte weiter zu tatkräftigem Auftreten gegen den weißen Terror in Ungarn auf. Die Arbeiter, die wohl in großer Mehrheit gegen die RStediktatur gewesen seien, befänden sich setzt m Hunderttausenden in Internierungslagern und Gefängnissen. Von de mokratischem System, von Preß- und Redefreiheit könne in Ungarn gar keine Rede sein. Die Regierung wolle die Arbeitszeit auf zwölf Stunden vcrlängem und die Löhne abbauen. Der französische Delegierte Bartuel kam nochmals auf die Forde rung der deutschen Delegation, die Arbeitszeit auf sechs Stunden fest, zusetzen, zurück und betonte, daß diese Forderung für die französische Bergarbeiterschast unannehmbar sei. Der Vorschlag, diese Frage als Sondersrage zu behandeln, wurde vom Generalsekretär Hodge unter stützt. Der bolschewistische Vormarsch Genf. 4. August. Das „Echo de Paris" meldet: Die bolsche wistische Nordarmee, die Mlawa erreichte, setzte ihren Vormarsch geaen die Weichsellinie fort. Die polnische Heeresleitung hat das gesamte Wcichielgebiet als Kriegsgefahrzone erklärt. Basel, 4. August. „Daily Mail" berichtet aus Warschau: Die Vortruppen der Roten Armee stehen noch knapp 46 Kilometer von den Außenforts der Festung Warschau entfernt. Am Sonntag stad zum erstenmal russische Flieger über den Festungswerk erschienen, ohne jedoch Bomben abzuwerfcn. Die Festungsbatterien traten in Tätigkeit. Eine offiziöse Mitteilung des LandesberteidigungSrateS in Warschau gibt zu, daß dis erste polnische Armee nahezu auf- gerieben wurde. Die polnischen Verluste werden auf 12000 Tote, Verwundete und Gefangene beziffert. Schwere Verluste hat auch die vierte polnische Armee erlitten, die nahezu die Hälfte ihres Bestandes eingebüßt hat. russische Armee vereiteln wird. Zum Kommandanten der polnischen Ttuppcn an der ostgalizischen Front wurde General JwaSkewicz «. nannt. Die Hälfte der Frciwilllgen-Armee befindet sich bereits au der Front. Unruhe« ln Warschau Danzig, 4. August. Die hier täglich einkausenden D-Zuge a»S Warschau sind mit Flüchtlingen überfüllt. Ihre Verpflegung und Unterbringung bereitet den Freistaat Schwierigkeilen. Heule aus Warschau eingetroffeift Reisende berichten übereinstimmend von ruhen in Warschau. Die polnische Armee Marschau, 4. August. Tie Organisation und llmgrupvierung dep polnischen Armee wird mit fieberhafter Eile wciterbctricben. Die erste Armee, die völlig zusammengcbrochen ist, soll sich nach An. gäbe polnische» Militärs unter dem Kommando de? Generals Haller sehr rasch rekonstruieren. Auch die 4. Armee, die schwere Verluste erlitten hatte, ist wieder konsolidiert worden. Die Moral dieser Truppen hat sich angeblich gebessert- Südlich vom Pripjet habe» die Polen die russische Kavallerie in der Nähe von Brody ange» griffen. Die Schlackt tobt mit unverminderter Heftigkeit kort. Ter russische Stabsckief Budienny ist gefallen. Die Polen melden, daß sie reiche Beute gemacht haben und eine Divisionsstandarte der feindlichen Reiterei erobert haben. Gegenüber diesen Veröffentlich« ungen de» polnischen Generalstab» erklärte der Warschauer Bericht de» „Neuwyork Herald", daß die Lage in Warschau außerorden!« lich kritisch sei. Wenn nicht ein neues Marne-Wunder geschehe, lei e» ausgeschlossen, Warschau zu ballen- Der Alarmruf der alliierten Missionen, die ihre Staatsangehörigen aufgefordert haben, die Stadt zu Verlässen, wird als Zeichen für die verzweifelte Lage angesehen. Donnerstag, den ' 'Warschau, 4. August. Von militärischer Seite wird mitgeteilt, daß die polnische Heeresleitung einen Funlbefehl des roten Ober kommandos aufgefangen habe, der der Roten Armee das weitere Vorrücken bis zum 6. August und die Besetzung der Gebiete bis zur Bug-Scm-Linie kategorisch ««befiehlt. Für die Nichterfüllung dieses Befehles sollen die russischen Heerführer vor dem RevolutionStribunal zur Verantwortung gezogen werden. Paris, 4. August. Havas veröffentlicht folgenden Bericht der Bolschewisten vom 2. d. M.: In der Gegend dom Lomscha wurden die Ufer des Bobr und Narew Überschriften. Die Offensive wird energisch fortgesetzt. Im Westen von Bialystok wurde die Stadt Bolsk besetzt. Im Norden von Kobrhn haben di» bolschewistischen Truppen den Widerstand des Feindes gebrochen und neues Gebiet erobert. Beruhigung iu Lemberg Warschau, 4. August. Aus Lemberg wird gemeldet: Auf Grund günstiger Nachrichten von dem Lemberger Frontabschnitt ist in der Stadt einige Beruhigung eingetxeten- Die Bevölkerung hofft, daß der Waffenstillstand die Belagerung der Stadt durch die Das polnische Revolutionskomitee Königsberg, 4. August. Nach hier cingegangenen Nachrichten hat sich am 81. Juli auf polnischem Gebiet ein vorläufige« revo- lutionäres Komitee Polens gebildet. Dieses wendet sich m die werktätige Bevölkerung Polen» mit einem Aufruf, in deni es Heist!: Gewaltig nähert sich unS die Rote Armee und die Stunde für unsere und eure Freibeit. Ein dauernder Frieden ist nur zwischen einem sozialistischen Rußland und einem sozialistischen Sowjet-Polen möglich. Fabriken und Bergwerke müssen den Händen der Kapitalisten, Spekulanten und Blutsauger entrissen und den ArbeiterkomIteeS übergeben werden. Das Land muß dem Volle als Eigentum übergeben, die Gutsbesitzer verjagt werden; das Land wird durch ArbeiterkomtteeS verwaltet werden. DaS Land der arbeitenden Bauern bleibt unangetastet. In den Städten geht die Gewalt in die Hände von Arbeiterräten über; in den Dörfern werden vorläufige Sowjets gebildet. Wenn in ganz Polen die blutige Re gierung, die das Land in den verbrecherischen Krieg gestürzt hat, davongejagt sein wird, so wird der Rat der Arbeiterdepmierten der Städte und Dörfer die polnische sozialistische Sowjet republik bilden. Kowno, 4. August. Nach der Einnahme von Bialystok durch die Bolschewisten hat das vorläufige polnische Revolutionskomitee eine Bekanntmachung erlaffen, in der erklärt wird, die Rote Armee und die Sowsetbrüder möchten nach Polen kommen nicht in der Absicht, die Freiheit zu verletzen, sondern Rußland und Polen dauernden Frieden und Ruhe zu verschaffen. Rotterdam, 4. Augnst. Nach einer Meldung au« Warschau hat das Generalkomitce der polnischen Sozialisten den Beschluß der Parteileitung, sich an einer Koalitionsregierung für nationale Ver teidigung zu beteiligen, gutgeheißen. Das Komitee fordert in einer öffentlichen Erklärung zum Widerstand gegen den bolschewistischen Einfall in Polen auf. Besorgnisse der Engländer London» 4. August. Die letzten Tage sind wiederum resultalloS verlaufen in bezug auf die Rettung Polens, da die Entente tatsächlich machtlos ist und praltische Mittel nicht besitzt oder anwenden lann, um die Lage Polen« zu bessern. Lloyd George dem die Ueber. arbeitung die sonst übliche Energie genommen hat, ließ der polnischen Regierung mitteilen, alle Verhandlungen mit Sowjetrußlnnd nur unter Teilnahme der Entente zu führen. Der russischen Delegation sandte Lloyd George ein» Einladung unverzüglich nach London zu kommen in der Annahme, daß dort mit der Besprechung der poli tischen Fragen begonnen werden kann, während man die Handrls- fragen solange aufschieben will. Es ist noch srazlich, ob die Russen darauf eingehen werden, denn in Moskau zeigt man durchaus keine Neigung, schnell mit de» Polen zu Verhandlungen zu kommen. Im Gegenteil brauchen die Russen auffallend viel Zeit, was auch von der Delegation zu sagen ist. Jedenfalls wird diese nach dem Ein treffen in London erklären, daß sie zur Besprechung der HandilS- sragen gekommen ist und nicht, um mit Polen Frieden zu schließen. Inzwischen wird Rußlands Verhältnis mit Polen immer gespannter und die Niederlage der Polen immer gründlicher, so daß bei den Verhandlungen für Polen nicht mehr viel zu fordern bleibt. Diese Ansicht vertreten alle englischen Diplomaten, die nicht verkennen, wie schlau die Russen ihre Politik betreiben. Wenn eS nicht gelingt, den russischen Plan zu vereiteln, der einen Gew alt frieden mit Polen vor sieht, dann kann die Lage im Osten noch zu sehr ernsten Verwickelungen führen. Die sechs Matties Roman von Jgna Maria (47. Fortsetzung) Jetzt lachte Sftrll „Natürlich, ich kann doch nicht ewig Tän zerin bleiben. Wenn ich alr und häßlich bin, geht es sowieso nimmer. So lange werde ich allerdings nicht warten. Zur rechten Zei abgehenl Marita ist in ihrer Glanr;eil gegangen, man spricht noch heute von. ihren berühmten spanischen Tänzen. Aber für mich ist es noch Zeit, jetzt könnte ich auch noch nicht abgehen." „Auch nicht um einen Mann den sie lieben?" , „Das kann ich mir vorläufig noch nicht Vorsteven." „Sie können sich nicht vorstellen, daß Sie einem Manne zulieh» Ihrem Berns entsagen? Sie können sich nicht denken, daß Sie eine» Mann lieben?" „Neinl" Du willst mich bloß fangen, dachte sie. Du glaubst Kohl, ich bin so verliebt in dich, daß ich mich selbst verrate und du mich auslachen kannst Joachim von Hausens Gestalt straffte sich. „Gnädigste scheine» zu den Frauen zu gehören die nur Bewunderung verlange», lein» Liebe, weil Sie ja selbst dieses.Gefühl zu verschenken nicht imstand» sind." Mit zornsunkelnden Augen und bebenden Nasenflügeln sah Sl. byll ihn an. „Sie haben nicht das Recht, mir eine so ungeheure An- schuldigung ins Gesicht zu schleudern! Sie nicht, Herr Rittmeister. Aber da wir gerade doch bei der Abrechnung stehen, sollen Sie auck meine Meinung hören. Ich habe mich stets sehr gefreut, wenn Si nns Ihre freie Zeit schenkten und habe meine Freude darüber Ihnen durchaus nicht verhehlt. Jedenfalls aber glaubten Sie zu bemerken, daß Sibyll Mattics, die sich bisher »m keinen Mann gekümmert, ver liebt sei in'den unwiderstehlichen Joachim von Hansen, und wollen lieb, du Abscheulicherl — Aber glaube nur nicht, daß ich bei dir bleib» eines Tages gehe ich doch aus und davon." „Bis dahin wollen wir es zusammen probieren, Sibyll Mattier mit dem kühlen Herzen!" „Du, wenn du dich auch noch über mich lustig machst, heirate ick dich gar nicht." Sie gingen Hand in Hand durch den srühlmgsfrischcn Garten und lauschten ans ihres Herzens Schlagen -- Mich nun mit Ihren spitzfindigen Reden in eine Falle locken, daß ick Meine vermeintlich' Verlieb'beit eingestehe. Wie vilant, wenn Sie das , ren Freunden erzählen können. So, Sie müssen nicht denken, daß !ch Sie nicht durchschaue." I „Sibyll! Joachim zog sie an sich und küßte sie. „Und du weißt, wirklich nicht, daß ich dich liebe? Und du fühlst nicht, daß ich nur an dich denke, Stunde für Stunde? Jetzt weiß ich wenigstens, daß d». sprich wiederllebst, alles andere ist mir gleich! Meine Frau wisst b» )md wenn ich dich entführen soll! " „Ich gehe ja freiwillig mit dir Joachim! Ich habe dich ja l» Ms sie wieder ins Haus traten, fanden sie die Gesellschaft voll, zählig beisammen. „Liebe Freunde," Joachims Augen leuchteten, „seid mir nickt böse, aber ich muß eure liebe Sibyll zur Frau haben. Sie will mit mir versuchen, so sagt ihr auch: Jal" „Sibyll? — —" „Ja, lacht nicht, aber ich habe ihn so lieb. Ich habe Theres nl» verstanden, wenn sie sagte, die Liebe sei das Höchste im Leben ein»« Frau. Joachim ist es zwar nicht wert, denn er hat mich den gan-en Abend geärgert —" „Liebe Sibyll!" Theres umarmte sie mit Tränen in den Augen. „Wenn du ihn liebst " Marita lachte: „O, Herr Rittmeister, ich habben das längst »»- merkt, daß Sibyll Ihne» habben libb. Sie habben immer von di» Joachim von Hausen gesproche, so lang und so vill — ich freu mir so, daß meine Kind glücklich is —l —" „Fahre wohl, Mtsr-Leute-Klub." deklamierte Peter. „Sibylle geht, und niemals kehrt sie wieder. Morgens stellt sie Statuten aut. abends wirst sie sie zum alten Eisen. Edle Stisterin, ich, der Senior. Präsident, erkläre hiermit feierlichst den Klub für aufgelöst. Die Mit. glieder sind ihrer Verpflichtung enthoben, müssen aber schwören, stet« das Beispiel ihrer edlen Stisterin vor Augen zu halten! In diese»» Sinne — das junge Paar hoch, hoch, hoch!" „Sibyllchen," HanS strich ihr übers Haar, „werde glücklich mit deinem Joachim " Heute ist mein Verlobungstag, dachte Theres heute verlobt fick Sibyll, lieber Gott, laß sie glücklicher werden, als ich eS geworden bi». „Herr Rittmeister, auf ein Wort," Theres ging ihm ins MuiU- zimmer voran. „Sie lieben Sibylle: ich weiß es längst, aber ich möchte Sie auf einen Umstand aufmerksam machen, der meine Ehe zertrümmert hat. Ich würde niemals darüber gesprochen haben, wenn ich nicht kür SibyllS Glück zitterte. Daß Sie leichten Hebens Ihren Abschied nehmen, um mit Sibyll aus Frauenhof zu leben, weiß ich. Aber Sie bedacht, woher Sibyll stammt? Daß ihre Eltern fahrende Leun waren, daß Sibyll Abend für Abend im Schumanntheater tanzte, daß ihr Bruder im Zirkus und ihre Schwester im Theater noch auftrcixn, daß Sibyll von einer Zirlustänzerin großgezogen wurde? Sie wolle» mir sagen, Sie wissen das alles, es kümmert Sie nicht, denn Lii lieben Sibyll, aber denken Sie an die Zeit, wenn Ihre Gutsnachbam Ihre Freunde von Jugend her, vielleicht Ihre Frau über die AM ansehen wollen! Wird Ihnen da nicht plötzlich der Gedanke austauche» müssen: hättest du dir eine Ebenbürtige geholt! Tenn mit Sibylls Heirat sind sie unauflöslich mit den anderen Matties verbunden, mit der ganzen Zirkus- und Theaterverwandtschaft, mit Marita Venerjella. Unsere Liebe ist daran zerbrochen, mein Mann glaubte, durch die Vcr- wandtschaft seiner Frau sei ihm die Laufbahn verpfuscht, er besaß eine» außergewöhnlichen Ehrgeiz, der es nicht verwand, daß er bei der Be förderung übergangen wurde. Es kam zur Aussprache, seine Ford-, rung: Bruch mit meiner Familie konnte ich nicht erfüllen, deshalb ging ich. Für Sie ist cs noch Zeit, ich möchte Sibyll diesen Jammer ersparen. Es tut bitter weh einen Mann, den man liebt, nach vier jähriger Ehe verlassen zu müssen " „Durch die traurige Erfahrung, die Sie gemacht, Theres, halte» Sie mich nun für ebenso kleinlich. Ich liebe Sibyll, und ich hege iltr Ihre Familie, für Marita Venerjella, die größte Hochachtung uuä Sympathie. Gottlob bestehen in unserer Familie diese vertrocknete» Ansichten von ebenbürtiger Heirat längst nicht mehr. Mein Urgroß vater brach damit, indem er seiner ganzen Sippe und Verwandtschait zum Trotz ein blutarmes, aber bildhübsches Lehrerstöchterlein zur Frau nahm. Meine Mutter, che Vater sie ehelichte, war Erziehen» im Hanse seines besten Freundes, und seine Schwester hat auch eine» Bürgerlichen, Lulns Vater, geheiratet. Was kann Sibyll dafür, daß sie nicht in einem Palast zur Welt kam? Ist ihr Wett deshalb geringer? Wenn ihre Neigung, ihr Talent sie zum Zirkus trieb, kann das ihrem makellosen Rufe etwas anhaben? O nein, liebe Schwägerin, für so gering dürfen Sie mich nicht einschätzen. Da lesen Sie den Brief meiner Verwandte», und Sie werden einsehen, daß Sie genau so denken wie ich. Mit solch kindischen Vorurteilen haben doch die wirk lich vernünftig denkenden, großzügige» Menschen längst gebrochen. Oder halten Sie mich für einen Menschen, der nicht genau weiß, wal er tut? Für mich ist einzig und allein der Charakter des Menschen ausschlaggebend, seine Herzensbild,mg, sein Gemüt — das andere isj doch nur Beiwerk. Und wäre Sibyll Herzogin, glauben Sie ich würde sie anders lieben als jetzt. Ich will doch nur Sibyll " Im Wide, London, daß Lb Krassin und stand mit Pole» müßten, bevor e Eine Nied, London, wistischen Negier der Tatsache, d stands«, sondern verlangt, der Pl Basel. 4. Waffenstillstand-! Offizieren a Jnsolgedeffcn kc Geiieralstab nach Basel, 4. S ge» besagen, daß leistung für Pole, bürg stehen große Abtransport berci Basel, Salzburg, Heeresleitung jetzi schm Eisenbahner beamte und -arbc den. In den ob, den zurückslutend, nähern sich in gr sie. Von Tesette voller Flucht un! Wie die „l mit der rumknisck geknüpft, um zu dm bolschewistisch Luxembur daß das in Lux Befehl erhalten" machen. >ener Drt Berlin, 6 aus Kopenbageu zu einer russisch-p wird Sowjet-R Rußlands an in dieser Hinsicht Dafür wird aber Nachfolger t werden. In dies der Neuordnung Jahren abgeschli darum eine Disk verlangen müssen, der allgemeinen F stellen: 1. Allgeme 14 PunI 2. Nichtei V. Zuziehi Staaten a Rach einem bolschewistischen geäußert baden: ohne Zweifel ein Werden nicht nui für Rußlan! lang nichts wisse: die Wirtschaf politische Z> folgenden Beding 1. Absolute zwischen !I 2. Vertretu 8. Teilnah: engen; Fall« Englc Räteregierung de wahrzunehmen. Frankfurt hat nach Mel bum -u einem Vertrete: die bevorstehende unabweisbare B, werde der freie Geaen eine Erneu Rußland sich in d Heere befänden ff Anwesenheit Deut Stockholm die ,u Krasst, unterhielten, Verla Programm der Führende bolschet ans den Willen d, mehr an der Osts allem verlangt S Inselgruppe Oesei Besitz bleibe»- Rußland erst dai Die Berlin, 4. Tagen auf preus nischen Truppen Flüchtlinge einget als sie durchweg getroffen worden, gesperrt wird. Gebiet. Die allst stiert. Der italieni Amt das Ersuche: lienischen Truppe: zurückoezogen Köntgsber Ralimbiirg z»m wird Reichswehr« A Theres streckte ihm die Hand hin: „Ich will ja nur Sibyll glück lich sehen!" (Fortsetzung folgt.) Mgeuer Dra Lugano, v «»d dem italienstck Vertrag unter- „Jlalie erkennt die Unab Gtolitti fest damit e« bei de, Italien wird Oberhoheit anderen Macht . Insel Saseno N» Bucht von W
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