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Nr.-»8L LS. Sch«, h «t» «,»«»««», M'.! -»w*1«ftr«bß 4» GO»«che»d, 6. Dez. ivLv Ge«ch«»cher »L»» voWrelüma «»erteljahrlich in der «eschkftSftelle oder don der Post adgeholl RuSstade t mii Mustr. Beilag« 4.S0I-. «»«««>», »4.2«»^. Ju Dresden und ganz Deutschland frei Hau? Ausgabe X 4.VL .«. AoSgebe S 4 «S — hle Sächsisch« SollSzeitung erscheint an alle» Wochentagen »n»m. — Sprechstunde der S-ledaltioN: 1t bis 12 Uhr dorm. Anzeigen, Annahme don GeschSftSanzclgen bis I« Uhr, don Fanlilienanzeigen bis 11 Uhr dorn. — Preis für dt» Pelil-Cpaltzcile im ReNametestlUist X. Familien-rlnzeigen l>0^> — Für undemüL gelchriebene, sowie durch Kern, sprechcr ansgcgebene Anzeigen können wir die Vermstwortlichlci! für die Nichtiglcü de« Tezie» nicht Übernehmer /.vc- TSisarsr-o-sc/ccr-/ /V?d> SSLk?//Lchd70/d«?N, Mf«F FrLZVEr/«»« D/^L?^c7s/7 -/D Gemeinschaft Es bestell jetzt so etwas wie ein Völterbund. Jcden- chllS nennt es sich so. Ec- ist aber nur eine Farce, eine Ver zerrung deS wirklichen Völkerbnndsgedankens. »Rai; nsiro sich auch nicht gut einen Völkerbund vorstellen 'öni".-. :n dem «in so haßerfüllter Mann, wie Elemencean dl?, erste Geige spielt. Das ganze Leben dieses Mannes trat nur aus ü-aßgefühlen bestanden. Er glaubt »ich <m Z'ele seincr Aünsckie und ist es auch insofern, als Deutschland heute besiegt ist. Sollen wir trotz allem und jedem den Gedanken an einen Völkerbund ausgeben, sollen »vir ihn endgültig begraben, auch trenn an seine praktische Durchfühcung in absehbarer Zeit nicht zu denken ist. Genuß können »vir in das, nxrS sich lieute Völkerbund heißt, unter keinen Um- standen eintreten. ES ist dasselbe Estin!)?, das den Papst von der Friedenskonferenz ansgei'chlossm ha; und die Macht geS FrcilnxrurerbundeS bat in ihm einen stcucken Rückhaft. Der Völkerbund, wie ihn die Entente «ns Leben gerufen hat, tnig schon in seiner Gebnrttzstinioc den Tod.ukei.n in sich. Der V ö l ke r b u n d s g e d a n k e aber, »> n Um- der Vapst propagiert hat. wie wir ihn uns denken und »veile christliche .streife, in und außerhalb Deutschlands, ist durch aus gesund, und deSlxilb kann rubig, ja muß für diesen Ge sanken nach wie vor eingelrc-ten werden. Die Voraussetzung für seine Verwirklichung ersehen »vir aber darin, daß das deutsche Volk selbst Len Geineinschgstsgedanken fördert, nicht so. wie ihr; der Sozialismus sich vor stellt, sondern im christ- .leben Sinne. Als die Revolution auSbrach, »standen nxite Kreise des -seutsckxm Volkes plötzlich vor ganz neuen Problemen, vor «Gedanken, denen Durchfübrbai-keft im elften Augenblicke einfach unfaßbar schien, ja, die als geradezu wirr und kraus angesehen wurden und die trotzdem manchen berechtigten Kern enthielten. Zu dielen Gedanken gehörte auch zum Beispiel die Frage der Sozialisierung, die in den ersten Wochen der Umwälzung wie eine Sturzwelle über unser Volk -hinweggebraust und nun in ruhigere Bahnen gelenkt .rst. Die Frage der Sozialisierung ist letzten Endes nichts anderes als die Frage, wie der Gemeinschastsgedanke am besten in die Praxis umgesetzt werden kann. Wenn es auch gewiß erfreulichertveise ruhiger geworden ist. so »väre es doch völlig tvrfeült, zu glauben, daß diei'e Frage bereits endgültig abgetan sei. Nein, sie ist nickt abgetan und ge rade »vir dürfen -sie nicht als erledigt betrachten. Wir haben bereits in Nr. 89 vom >7. Februar d. IS. an dieser Stelle erklärt, daß wir es mit dem Problem zu tun batten, an dein heute nieinand mehr vorübergehen könne. Und wir bwen damals die Parole ausgegeben: Mitarbeit im »vcchr- 'vaft demokratischen Sinne! Wir sind eine christlichdemokra rische VsrsassirngSpartei und haben daher die heilige Pflicht, Positive Arbeit zu leisten. An dieser Parole halten »vir feist und müssen »vir fesrhalten. Wir sehen mehr und mehr, daß die Sozialdemokratie, daß der Sozialismus diese Frage näü im befriedigenden Sinne lösen kann. Die Zersetzung des Sozialismus schreitet voran: je weiter die Strömung rack links geht, desto unklarer wird die Bewegung. Vom Begnemlichkeitsstandpunktc aus mag es angebracht sein, zu wgen, die sozialistische Bewegung möge sich selbst austoben -nd damit möge es gut sein. Von» Standpunkte der Der- rnnvortlichkeit und damit vom Standpunkte des Christen tums aus, müssen wir es ablehnen, uns auf diesen Boden zu stellen. Wir begrüße»» es daher, daß gerade in der torholischer» Literatur hervorragende Persönlichkeiten sich mit diesen Fragen nach wie vor, ja intensiver denn je befassen. Den Auftakt daz-u hat seinerzeit der Jesuitenpater Heinrich Peich gegeben, der den Ruf erlassen hat: „Nicht kom ni u n i fttsich««.. sondern christlicher Sozia lismus!" Di« Quintessenz seines Aufsatzes war, daß Hm um die Herrschaft ringenden Sozialismus marxistischer Färbung ein anderes, besseres, praktisch durchführbares Svstem des christlichen Sozialismus gegenübergestellt wer den müsse. Zu diesen Fragen Hot auch kürzlich in einem sehr lesenswerten Vorstrage „Prophetischer oder marxistischer Sozialismus?" UniverfitcitSprofessor Max Scheler Stellung genommen, der im „Hochland" hl. Heft 1919/20, Oktober) veröffentlicht ist. Dieser Vortrag zeichnet sich durch große Ostbankensülle aus und wirkt außerordentlich anregend, selbst wenn man nickst mit allem einverstanden sein braucht. Eben ist nun aber eine Broschüre in dem immer rührigen Volksvereinsverlag in München-Gladbach erschienen. — „Sozialismus — SolidarismuS" von A. Kei nen —, die diese Probleme in wirtlich volkstümlicher Weise behandelt und auch daher sich sehr zur Verbreitung in allen VolkSkreistn eignet (Preis 1,80«. Heinen. der sich sa bereits einen Ruf als Dolksfchriftsteller erworben hat, erörtert die Entstehung des Sozialismus, das VeihängniS der marxi stischen Weltansckraiuing und betont, daß der SolidariLmus den» Meii'chen als ein Erlebnis nusgehen muß, als eine Ergriffenheit der Ss«le. Die Kräfte des SolidarismuS aber sind religiöse Kräfte. Hei neu setzt sich dann mit dem Antimai-erialiSinus auseinander und stellt ilnn die religiösen LebenSkräsle gegenüber. Ein besonders wertvolles .Kapitel seines Büchleins ist das Kapitel über den Kamps um die Familie. Zum Schluß tritt er für das Tatchristen. t u n» ein, das von» lebendigen Bewußtsein der Gemeinver- antwortlichkeit durchdrungen ist. Mit Recht wird gesagt, das; noch beute die Menschheit an dem Grnndübel der ra tionalistischen Gesellschaftsauffassiing des 17. und Ist Jahr hunderts krankt, daß vor allem die Sozialdemokratie diese Erbschaft noch forkschleppt. Doch ist es unsere Ausgabe, zu sagen: Zurück zur Gemeinschaft im Sinne des Ebristen- tums, zu einer Gemeinschaft, welche die scheinbar nnver- söbnlichen Gegensätze von Individualismus und Sozialis mus zu einer böhercn lebensvollen Einheit verknüpft. Dielen Wog können »vir aber mir sindcn und er kann nur dann zum Ziele führen, wenn »vir uns zu diesem christ lichen Gemeinschafksgedanken nickst nur durch Worte beken nen, sondern wenn »vir zur Tat schreiten. Das ist dann auch die Brücke, welche allein zur Verwirklichung des an sich durchaus geninden Völkerbundgedankens sichren kann. 1ml. Das Landessleueraoset; vor der Ntirmniiluerselminlnmi Berlin, '>. Dezember. Präsident Fehrcnbach eröff net die Sitzung um 1 Ubr 20 Min. Ans der Beantwortung einer Reihe von Fragen durch die Regierung gebt hervor, daß den» vorläufige n 0! e i ch s w irtsick aft s r a t e i? ein»Vertreter des Einsub «Handels und des Handwerks, j? ein Pertreter der Arbeitgeber und Arbeitnctmie bel- gegeben nxnden. Der Entwurf über die geplante ,'tnia.!.- ii.cnsetzung deS Neichswirtstlmftsrates werde i'- den näch sten Tagen dem Reichskabinett zur Be'chi-ißchssnng zugem.ii. Die Reichs»hu Aon c-enz werde im Frühjahr zu 'gnimciitreteii. Ihre sackigemäße Zusammensetzung werde sich die Negierung zur Ausgabe mackan. Ans eine Anfrage Lobe (Soz.) wird regierungsseitig geantwortet' Die Kohlcnvorräte gehen ans die Neige. Für di; In- iu'tiic bleibt nur ein unzureichender Nest. Aus crne An frage Tr. Philipps (Do ift'chnat.), die Reichssinanzver'wal- luug könne »vährend der Ucbergangszeit auf» die Mitwir kung der Gemeinden und Gemeindestenerbeamten nicht Mw zicksten. Ans eine Anfrage Askor (Zentr.) wird geant-) wortet, die Negicrmrg sei bereit, rin Weinparlament zu be richten. Ans eine Anfrage Astor (Zentr.) wird geani- wortet, eine Notverordnung »verde vorbereitet, in der die dringendsten Abänderungen bctr. die Kaufmanns- und Ge- »verbegerickste vorgeschlagen werden. In Vorbereitung be findet sich ein Gesetz über Arbeitsgerickste. Ein Gesetz Ücker die Schlickstungsausschüsse stehe bevor. Auf eine Anfrage der Allst. Frau Dr. Schirma cher (Deutsichnat.) wird geantwortet: Die deutschen Gefangenen cnrf Malta dürften am 18. unü 19. b. Ms. heimkehren. Auf ein« Anfrage Harn me r (Dentschnat.) wird geantwortet, eine Wieder- bolnng der Verkebrssperre für die Weibnachtszcit steh-» nickst in Aussicht. Verkchrsvermehrung sei aber unmöglich. Auf eine Anfrage Hammer (Dentschnat.) wird geantwortet, die Regierung hat den aus dem Baltenlande flüchtenden Deutschbalten nach Möglichkeit beigestanden, sowohl was die Sicherheit ihrer Heimkehr wie die Unterstützung mit dein Nötigsten anlangt. Zum. Schriftführer wird der Abg. Schmidt- Meißen (Soz.) durch Zuruf gewählt. Hierauf »vird die erste Be ratung des Entwurfes eines LandeSsteuerge het« es fortgesetzt. Abg. Keil (Soz.): Die Finanzrefor:» kommt freilich stück- und schrittweise. Aber es gebt nicht anders. Abg. Dr Z e h n t e r (Zcntr.) dankt dem Reichsfinanz- urrntster für seine eifrige und erfolgreiche Tätigkeit. Seine Rede babe ein klares Bild der Finairzlage ergeben. Das Reicksnotopfer »verde wesentlich zur Tilgung unserer Schul den beitragen. Es sei nicht anznneymen, daß die Entente einfach aus ihrer Rechnung bestehen wird. Eine Verarmung des deutschen Volkes steht sicher bevor. An der Notwendig keit einer Reichseinkommensteuer zweifelt niemand. Der neue Steuertaris verblüfft zunächst in» Vergleich zu der?» früheren Tarif der Einzelstaaten. Mer natürlich müssen die bisherigen vielsnchene Zuschüsse der 'Gemeinden in Rechnung gezogen werden. Es wäre zu erwägen, ob man die steuerfreie Grenze etwa? hinansrücke. Minister Erz berger: Die 21 Milliarden müssen aufgebracht werden. Für 1920 sollen 16 Milliarden eingestellt werden. Die Ne gierung -erklärt, der Entente stelle das Reckst nickst zu, die Erträge des Reichsnotopfers anzutasten. Solange Deutsch land zcchlt, kann cs auf die Art zahlen, die es selber wünscht. Redner verliest die im 10. Ausschnsie abgegebene bezügliche Erklärung mit dem Gutachten deS Reichsjustizministees. Die Erklärung welche die Meinung der gesamten Negie rung entbält. »vird mit voller Absicht der Dessentlichkeft mitgeteilt. Das Körperschaftsstenerge»'etz »vird noch in die sem Monat veröftentlicht werden. Ein Reichsabwicklnngs- amt wird geschaffen werden, das die etwa 2000 bestellenden Abwicklnngssrelleii zuiammensassen »vird. und bis zum 1. Mai 1020 spälestcnS die gesamte Abwicklung nach der persönlichen Seite bin erledigen wird. Die materielle Seite der Liguidation des Krieges »vird ebenso mit allergrößter Beschleiinignng dnrchgeftibrt werden. Abg. Dernburg (Dem.): Die Entente müßte aus dem Ernste, mit dem wir steuerlich gegen uns selbst Vorgehen, wollt erleben, daß »vir den Frieden erfüllen »vollen. Die Hoffnung der So zialisten ans die Internationale trügt. Die Reichseinkom- m'v'tever ('alten »vir nach Absicht nnd Ausbau für zweck mäßig. Das Reschsnotopser darf erst dann erbeben Werden, »venn die Absichten der Entente klar sind. Ans der Valuta- not können wir nur beranskommen. »venn »vir daftir sorgen, daß uns daS Ausland mebr schuldet als »vir ihm Sonst kolgt der Kavitalslncht auch die Meii'ch-eiiflncb! Aut einen ausländischen Kredit können »vir zurzeit nickst rech nen. Aus den guten Willen des amerikanisck;en Volkes, uns mit einer Anleibe zu bellen, bitte ich keine allzngroßeu Hoffnungen zu setzen. Wir müssen allein ans urOerer Not beransznkonnncn »neben. ^nlcnLe nnd Nerchsnntopfl'r Einc Erklärung Erchergers Zn den Variier Zeitiingsmeldnngen. wonach der O-bcrsie Rat der Alliierten eine Note vorbereite, in der sich die Entente alle Steuereinnahmen, besonders auS dem Reichs- uotopfer Vorbehalten wolle, bat sich Rcichsfinanzministcr Erzbeiger einem Vertreter des „Hamburger Fremden- blatteS" gegenüber folgendermaßen geäußert: Daß die Entente einc Note an die deutsche Regierung vorbereitet, in der sic sich allgemein das Vorrecht auf die deutschen Steuereinkünfte vorbelxilt, ist schon aus Lew Grunde unwahrscheinlich, »veil der Friedensvertrag dieses Vorrecht in« Artikel 2-18 ganz klar und deutlich insofern ans drückt, als eS dort beißt, daß alle Einnahmequellen des Deutschen. Reiches an erster Stelle für die Zahlung der Lasten hasten, die sich aus dem Friedcnsvertrage für Deutfckstand ergeben. In einer anderen Bestimmung de« Friedensvertrages heißt eS ausdrücklich, daß die Meder- gütmachungskominission in regelmäßiger Wiederkehr,das de»rt,'che Steuersystem prüfen solle, damit alle Einkünfte, einschließlich der für den Zinfendienft und die Anleihetilgung