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4 < ; ; r r t c > i r r v v n »> L ' n a Gottes Wort begründete, in den Bekenntnissen bezeugte, die Gemeinde nicht durch einen neuen Glauben verwirren. Und die Gemeinde hat ein heiliges Recht, bei ihren gottesdienst lichen Handlungen nicht durch Widerspruch gegen ihre Grundbegriffe geärgert zu werden, hat ein Recht zu ver langen, das; ihre Binder dem Gemeindeglauben gcmäs; unterwiesen werden. Tie Kirche würde sich selbst aufgeben, würde ihre Existenzberechtigung aufheben, wenn sie Wider spruch gegen ihre Grundbegriffe von ihren beauftragten Lehrern ertrüge. Das wäre keine Gemeinschajt mehr, das wäre ein mehr oder minder gros;er Haufe! Alles müßte fallen! Gesangbuch, Liturgie, Katechismus, Perikopcn müßten beseitigt werden. Wollte der eine singen lassen: „Wir glauben alle an einen Gott, Schöpfer Himmels und der Erden" — flugs erhebt sich Widerspruch: Keine Schöp fung, Entwickelung! — Stimmen wir an: „Herr Jesu Christ, Sohn eingeboren deines himmlischen Vaters, Lamm Gottes, heiliger Herr und Gott!" — flugs wird protestiert. Verlesen wir die Zeitgeschichte von dem Stall und der Krippe mit der Engelsbotschaft, von der Auferstehung und der Himmelfahrt oder die Wundererzählungen — gleich heißt es: Sagen, Märlein ohne geschichtliche Wirklichkeit. Reden wir von den beiden Sakramenten, heilige, von Christo selbst eingesetzte Handlungen — schnell wird Wider spruch erhoben. Kurz, vollständige Anarchie, und die arme Gemeinde, die nach der Bezeugung göttlicher Wahrheit ver langt, in voller Verwirrung und Auflösung. Es ist schon weit, sehr weit gekommen mit dem Mißtrauen gegen die Landeskirche mit der Verzweiflung an ihr! Nor wenigen Wochen kam einer unserer tüchtigsten Hilfsprediger zu mir: „Ich kann nichc mehr in einer Kirche dienen, die cs duldet, daß ihre eigenen Lehrer ihren Grundsätzen, ihren funda mentalsten Sätzen widersprechen, die keinen gemeinsamen Glanbensgrnnd hat. Sie heißt nach Christus und leidet von ihren Dienern, daß Christo göttliche Ehre genommen wird, sie heißt evangelisch und duldet von ihren Dienern, daß das Evangelium bestritten wird." All inein Zureden, daß er doch den Glauben predigen dürfe, daß er in solcher Krise erst recht der Kirche helfen müsse, ihren Schatz zu wahren, half nichts — er legte sein Amt nieder und flicht vorläufig ein Amt in der Schule. Vor etlichen Wochen war ich bei einem Blankreuzseste. Ein frommer, junger Mann meldete sich bei mir und sagte, er sei ans der Lan deskirche 'ausgetreten lind habe sich den Baptisten ange- schlossen. Ans meine Frage: „Warum denn?" erwiderte er: „Mögen auch die Baptisten in der Verwerfung der Kindertanfe irren, sie stehen doch fest auf dem Felscngrunde des Bekenntnisses zu Christo — die Landeskirche aber nicht." Ein hochgestellter Katholik sagte mir: „So lange ihr ans dem Fniidameilte der heiligen Schrift standet, war mit euch schlecht streiten — nun sprengen ja eure eigenen Leute das Fiiildament und ihr seht zu! Eure besten Leute werden zu uns kommen!" — Ja, cs sieht schlimm ans n in die Landeskir ch e." Wo ist da der streitbare „Evangelische Band", um für das „evangelische Christentum" zu kämpfen? Ja. die liberalen Herren Pastoren wissen nicht einmal, wie sie das Wort definieren sollen, um alle Richtungen unter einen Begriff zu bekommen. Herr Generalinperintendent a. D. Nebe hat einige Klassen des „evangelischen Christentums" gekennzeichnet — vielleicht gibt der Evang. Bund nunmehr eine Aufklärungsschrift darüber heraus, damit die Hcrren doch wissen, was sie im Protestantischen Volke erhalten und im katholischen Volke propagieren müssen, um die „deutsche Kultur" zu fördern! Politische N-rttdschMl. Dresden, de» 8. Juli 1908. — Jnstizminister v. Beseler wird im Herbste vor dem Zusammentritt der Parlamente in Pension gehen. Man führt seinen Rücktritt auf seine nicht ganz geschicklen Hand lungen im Prozesse Harden mit allen seinen Ausläufern zurück. Wenn andere wissen wollen, daß auch der Kriegs minister infolge seiner geradezu begeisterten Verteidigung der Grafen Lhnar und Hohenau nicht mehr vor den Reichs tag treten könne, so muß man weiteres abwaiten. — Wechsel im Zivilkabinctt. Als wir vor einigen Monaten mitteilten, daß Herr von Lucanns im Laufe des Sommers in den Ruhestand treten werde und daß Herr v o n L ö bell sein Nachfolger werden würde, da hat man diese Nachricht sofort dementiert. Heute aber ist niemand mehr, der die Richtigkeit von dem baldigen Rücktritt von Lucanns im Ernste leugnen wollte. Dieser würde auch er folgt sei», wenn die neueste Krankheit nicht hinzugekommen wäre. Herr von Lucanns steht seit 1888 an der Spitze des Zivilkabinetts: er war vorher im Unterrichtsministerium tätig und brachte es hier bis zum Unterstaatssekretär: seit her war er der Unglücksmensch für so viele Staatsmänner, denen er die Kunde von ihrer Entlassung überbringen mußte: den schwersten Stand hatte er zweifelsohne bei Miguel, der gar nicht glauben konnte, daß er aus seinem Amte zu scheiden habe. Die Entlassung der Minister Po- sadowskp und Studt erfolgte ohne die Zuziehung von Lu- canns. Mit dem Wechsel in der Stelle soll auch versucht werden, das Gehalt des Inhabers auf die Höhe des Mini stergehaltes zu bringen. Tie Konservativen haben be kanntlich dies das letztemal abgelehnt, da sie die Ansicht vertraten, daß man schon am Gehalte zu erkennen habe, daß diese Stelle nicht gleichbedeutend mit der eines Mini sters sei. Wenn aber jetzt ihr Liebling von Löbcll der Nach folger werden sollte, so weiß man nicht, wie diesmal die Würfel fallen würden. — Zum Fall Bernhard bemerkt die Krcnzzeitnng. daß der Kultusminister dem von dem Professor Bernhard ein gereichten Entlassnngsgesnche entsprechen müsse, da das Gesuch eines Beamten um Entlassung auö den' Staats- dienst ohne Pension nicht abgeschlagen werden könne. — Fürst Salm Horstmar hat nach einer Meldung der Rheinisch.Westfälischen Zeitung die Wiederwahl zum Präsidenten dev Flottcnvereins abgelehnt. In der extremen Richtung des Flottenvereins wird inan dcnüber sehr ungehalten sein. Erst vor wenigen Tagen wurde von dieser Seite damit gedroht, daß einzelne Mitglieder des neugcwählten Präsidiums wahrscheinlich von ihrem Posten zurücktreten würden, wenn Fürst Salm das Präsidium nicht wieder ünnehmen sollte. Wir wollen abwarten. ob sie cS i tun. Wahrscheinlich wird nunmehr Großadmiral i v. Köster die auf ihn gefallene Wahl zum Präsidenten des Flottenvereins annehmen, wenngleich er sich nicht verhehlen kann, daß auch noch dem definitiven Ausscheiden des F usren Salm-Horstmar von der Leitung des Fwttenvereins die Krisis in demselben noch lange nicht überwunden ist. da die extreme Richtung unzweifelhaft die Bemühungen nicht einstellen wird, den Flortenverein nach Keimschem Muster im politischen Fahrwasser zu erhalten. — Von der Rcichsfinanzreform weiß die „Franks. Zeitg." zu melden, daß man im Vnndesrate iiber die Grundzüge der Reform einig geworden sei: das stimmt; aber was sonst das Blatt hinzufttgt, ist falsch. So stimmt es nicht, daß man mehrere 100 Millionen Mark neue An leihen aufnehmen wolle, um die Finanznot zu heben; das wäre geradezu widersinnig. Ebenso ist es falsch, daß man in den Reihen der konservativen Partei die Bedenken gegen die Ausdehnung der Reichserbschaftsstencr fallen ließ; es fällt vielmehr der Rechten gar nicht ein, dieser Steuer zuzu stimmen, besonders nicht nach dem Ausfall der Landtags wahlen in Preußen. — Eine neue Gebührenordnung für Funkcntclrgramme hat das Neichspostamt verfügt; es sieht als Funkentele gramme nur jene an, die zwischen Küstenstationen und Bordstationen ans den einzelnen Schiffen ausgctanscht wer den. Tie Gebühr für diese ist eine ziemlich hohe. Tas Telegramm kostet mindestens fünf Mark ohne die Gebühren für die Beförderung auf Land. Tas einzelne Wort komm! ans 50 Pfennig zu stehen. Telegraphische Postanweisungen gibt es auf diesen Linien nicht, weshalb Studenten und an dere geldbedürftige Leute gut tun, sich nicht dieses Mittels der Geldüberweisung zu bedienen. — Tcr Prozeß Eulcnburg. Einem Berichte des „Lokal anzeigers" entnehmen wir folgendes: Unter der großen Zahl von Zeugen, die am Donnerstag von der Staatsan waltschaft geladen waren, ist Sanitätsrat Tr. Speck aus München. Tiefer soll über die Glaubwürdigkeit und den Geisteszustand einer Hauptbelastungszeugin, der Frau Vauerreis, Auskunft geben. Diese war im Jahre 1881 im Hotel zur Post in Mnrnan in Oberbayern Dienstmädchen und will während dieser Zeit dreimal gesehen haben, wie Fürst Eulenbnrg in Gemeinschaft mit einem Münchener Hofrate an einem jungen Kutscher Handlungen vorgenom men bat, die mit dem Wortlallte des Eides, den Fürst Enlenburg geschworen hat, in krassestem Widerspruche stehen. Frau Banerreis will damals ihre Beobachtungen dem inzwischen verstorbenen General von Horn mitgcteilt haben. Tas Gutachten des Sanitätsrates Speck geht, wie das genannte Blatt hört, dahin, daß die Glaubwürdigkeit der Zeugin nicht über jeden Zweifel erhaben ist, da sich Be denken ans die geistige Zurechnungsfähigkeit der Zeugin geltend gemacht hätten. Nach der Abgabe des Speckschen Gutachtens wurde am Freitag Jnstizrat Bernstein als Zeuge weiter verhört. Er ist derjenige Zeuge, der während des ganzen Prozesses an Gerichtsstelle verweilen wird, weil ans sein Zeugnis während fast aller Momente, die sich im Prozesse abspielen, Bezug genommen werden muß. Um V-8 Uhr begann die Vernehmung des Kriminalwacht- meisters Müller. Es handelt sich dabei um diejenige Affäre, bezüglich derer Herr von Treskow im Moltke-Hardenprozeß keine Genehmigung zur Aussage vom Polizeipräsidium er halten hatte. Diesmal scheint das Polizeipräsidium dem Ersuchen des Gerichtshofes willfahrt zu haben. Darauf wurde Sberlandgerichtsrat Mayer-München vernommen. Er sollte insbesondere darüber Auskunft geben, welchen Eindruck die Zeugen Ernst und Riedel bei ihrer Verneh mung gemacht haben. Ter Zeuge präzisierte seine Aussage dahin, daß sowohl Ernst wie Riedel den Eindruck voller Wahrhaftigkeit gemacht haben und daß er keine Bedenken trage, ibren Worten zu glauben. In der Zeitschrift „Es werde Licht" ist folgendes Zitat ans der „Franks. Zeitg." zu lesen: „Tic Wurzeln die ser politischen Macht (gemeint ist das Zentrum) ruhen in dem Eiiiflliß, den der Klerus ans die Erziehung der Kinder ansübt: darum kann hier nur die eine Radikalkur helfen: Entfernung der Kirche und ihrer Diener ans der Schule. Dieses scharfe, aber allein wirksame Mittel hat der Libe ralismus in der Zeit seiner Vorherrschaft anzuwendcn ver säumt, und er muß nunmehr die Folgen seiner Zaghaftig keit lind Inkoiisegnenz am eigenen Leibe spüren." Es ist höchst erfreulich, daß der Liberalismus mit seinen wahren Bestrebungen mitunter so offen heransrückt: damit kann man, wenn er sich mal wieder znm Zwecke des Stimmen fanges ein christliches Mäntelchen nmznhäilgen versucht, ihm die Maske vom Gesicht reißen. X Der deutsche Verein für das FortbildnnstSschulw«'scn hält seinen 10. deutschen FoitbildiingSsHnltag vom 0. bis 11. Oktober in Brannschweig ab ES werke» voraiissicbtlich folgende Vorträg" gehalten: l. „Die Entwickeliinqsmöglichkeit des deutschen Handwerks," Professor Dr. Stieda Leipzig. 2. „Die Abgrenzung zwischen Fortbildnnosrchnle und Fach- schule." Direktor Häse CharloKenburg. 8. ..Die Bedeutung der ländlichen Fortbildungsschule für die VolkSerziehnng." Pastor Herbst ans Calvördc. Die in Braunschweig zur Verhandlung stehenden Gegenstände sind von hoher wirt schaftlicher, schnltcchnischer und nationaler Bedeutung. — Das Fest, das am 2. Juli Graf Zeppelin seinem Personal in Immenstaad gab. nahm eine» schönen Verlauf. Der Graf führte in einer Ansprache den Gedanken ans, daß er daS Gelingen seines Werkes in erster Linie der vollen Hingabe seiner Arbeiter verdanke. Neichskomniissar Hergesell sprach dann noch von» weltgcschichtlickien Moment, den alle Anwesenden unmittelbar miterlebt hätten, da der Anfang zur Beherrschung des Lnftozeans jetzt gemacht sei. — Unter der erdrückenden Fülle der am 2. und 8. Juli eingegangenen Glückwünsche befand sich auch der folgende: „Herzlichen Glückwunsch zum wohlgelnngenen Aufstieg! Untertertia der DreikönigSschnle in Dresden." — Die gestrige Fahrt des Zeppeltnschen Luftschiffe« machten der König und die Königin von Württemberg mit; sie machten eine Rundfahrt um den Bodensee und die Stadt Friedrichöhaß n. Oefterreich'U«s«r». — Minister Baron Aehrrnthal und der Nnuzin». Aus diplomatischen Kreisen erfährt man, daß in der Wiener Fremdendiplomatie zuerst die Absicht bestand, dem NunziuS in einer gemeinsamen mündlichen Kundgebung das Bedauern über die peinliche Höflichkeitsverletzung, die ihm durch Minister Baron Aeyrenthal anläßlich des Festzuges wider fahren, auLzusprechsn. Der Botschafter des Deutschen Reiches verwendete sich jedoch dafür, daß eine mildere, gegen Baron Aehrenthal weniger aggressive Form dafür gesunden werde und cs unterstützte Herr v. Tschirsky den Hinweis, daß der nach dem Doyen zunächst als Sprecher berufene älteste Botschafter, der türkische, nicht gut in einer Sache des Nunzius als Sprecher der Botschafter fungieren könne, ebensowenig der dann zunächst kommende italienische. — Es wurde deshalb von einem gemeinsamen Schritte abgesehen und es erschienen in den letzten Tagen die Botschafter einzeln in der Nunziatur. um ihrem Bedauern über den für den Nunzius und Doyen der Botschafter ver letzenden Vorfall auszusprechen. — Die Neberflutung der Jude« an den Mittel- und Hochschulen war im österreichischen Abgeordnetenhaus Gegenstand eines Antrages zur Eindämmung des jüdischen Elementes. Derselbe wurde nur mit knapper Mehrheit ab gelehnt. Er lvird aber nach der Ankündigung des Antrag stellers Schmied wiederkommen. Italien. — Der Senat nahm nach einer kurzen Debatte die Militärvorlage an, worin die Ausgaben bis 30. Juni 1917 vorgesehen sind. Frankreich. — Tie Teputiertenkammer erörterte am 3. d. M. die Gesetzesvorlage betreffend die Abschaffung der Todesstrafe. Joseph Neinach (radikale Linke) sprach sich für die Auf- hebnilg dieser Strafe aus und wies auf die Gefahr hin, die in der Anwendung nicht wieder gut zu machender Strafen liege. Redner verlangt die Ersetzung der Todesstrafe durch lebenslängliche Einkerkerung. Für die Zunahme der Totschläge machte er den Alkoholismus verantwortlich. Die Zahl der Morde sei im Rückgänge begriffen. Belgien. — In der Depntiertenkammer erklärte der Justiz- minister Nenkin bei der Fortsetzui g der Debatte über den Kongostaat, daß Belgien sich den Staat angliedern und ihn nach eigenem Ermessen organisieren werde. Die Negierung gebe zu, daß Mißbräuche vorgekommen seien; doch sei dies umsomehr Grund, den Kongostaat zu übernehmen. Reformen könnten aber nicht ohne ein UebergangSstadium dnrchge- führt werden. Darauf schilderte der Minister die Vorzüge einer einsichtsvollen und intensiven Kulturarbeit. Einen diplomatischen Konflikt mit England stellte er in Abrede. — Tcr Skandal der Feindseligkeiten unter den Admi ralen nimmt Dimensionen an, daß man für die Disziplin der Flotte überhaupt ernstlich fürchtet. Die Offiziere neh men für oder gegen den einen oder den anderen Admiral Partei und es kommt vor der Mannschaft zu ungehörigen Auseinandersetzungen. Schon werden Stimmen laut, die energische Abhilfe seitens der Admiralität verlangen. Diese scheint sich aber vor disziplinären Maßregeln zu fürchten, da jeder der Betroffenen eine Untersuchung durch ein Kriegsgericht verlangen könnte und dadurch der Skandal nur noch größer werden würde. Rußland. — In der Reichsduma brachten 103 Abgeordnete einen Gesetzentwurf auf Abschaffung der Todesstrafe ein. Der Antrag ist von der gesamten Linken und mehreren Oktobristen unterzeichnet. — In der Umgegeud vou Tiflis wurde am 3. d. M. die von vier Schutzleuten begleitete Post von einer Anzahl Räuber überfallen, die drei Bomben warfen und Schüsse abgaben. Ein Postbeamter wurde getötet, ein zweiter Be amter ulid der Kmscher wurden schwer verwundet. Ueber 20000 Rubel fielen den Räubern in die Hände. Die Schutzleute töteten einen der Räuber und verhafteten einen anderen — Ein I.Mjährigcr Letcrau. Man schreibt der „Reich-post" ans Petersburg: Wie die „Birschewija Wedo- mosti" erfahren, ist aus Tiflis der verabschiedete Wacht meister Andreas Nikolajewilsch Schmidt hier eingetroffen. Schmidt ist jetzt 180 Jahre alt, sieht aber noch reckt rüstig aus und kann ohne Brille lesen. Schmidt hat -10 Aus zeichnungen, darunter das Georgskreuz aller vier Klassen. Seit 1857 bezieht er eine jährliche Pension von 1200 Rubel und ist dem Bestände der PalaiSgrcnadiere zngezähit. Am 5. September 1772 geboren, trat er 1790 unter der Ne gierung Katharina der Großen in den Militärdienst. Ec hat seit 18l2an allcn.Kriegen und Feldzügen teilgenoinmen und hat somit im Tückenkriege als lOöjähuger Greis gejochten. Persien. — Die Erklärung dcS Kriegszustandes trug in vieler Hinsicht zur Wiederherstellung der Ruhe bei, und die Er- folge der Regierung in Teheran wirkten auch in der Provinz beruhigend. Der gegenwärtig in Schiras weilende Prinz Ztll-es-Sultan ersuchte die Regierung, ihm zu ge statten. mit Familie und Angehörigen Persien zu verlassen und ihm Leben und Eigentum zu sichern. Die russische und die britische Negierung ermächtigte» ihre Geschäftsträger in Teheran, die Bitte Zill-es-SultanS beim Schah zu unterstützen. MaroN». — General d'Amade soll am 29. Juni ohne Schwert- streich Azemur besetzt haben, nachdem auf Androhung die geschlossenen Stadttore geöffnet worden waren. Ter Gou verneur von Azemur ist geflüchtet. Die Stadt soll bis zur Ankunft der marokkanischen Truppen besetzt gehalten wer den. General d'Amade hat eine Verwaltung eingesetzt. Anderseits wird gemeldet, daß die Franzosen am 30. Juni abends beim Bombardement durch einen Kreuzer unterstützt die Stadt eingenommen, ein Blutbad angcrichrct, und selbst dabei einen Verlust von zwölf Toten und zahlreichen Ver wundeten erlitten haben. Auf die Meldung des Generals d'Amade von seiner vorübergehenden Besetzung Azcmurs hat die französische Regierung Veranlassung genommen, den General ans seine Instruktion binznwcisen. Sie bringt hierbei znm Ansdrucke, daß die Instruktionen ihm nicht er laubt hätten, den Um er Rebia zu überschreiten. Es ge nügt auch nicht, wenn er seine Truppen aus Azemur wieder zurückziehe, sondern er hätte sich gleich aus der näheren