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in der Zweiten Kammer der Ständeversammlung, und zwar, sofern eine Vennehrung der Landtagswahlkreise nicht beliebt, vielmehr die jetzige Zahl von 82 Mitgliedern beibehalten werden sollte, durch mindestens acht in Dresden zu wählende Abgeordnete eingeräumt wird. In der gestern abgehaltenen Stadtverordnetensitzung erklärte das Kollegium seine Zustimmung zu dieser Petition. In der darauffolgenden Debatte drückte Stadtv. Ahlhelm sein Bedauern über die Verkümmerung des Wahlrechts ans, während Stadtv. Vizevorsteher Häckel glaubt, daß das jetzige Wahlgesetz nur eine Folge der Furcht vor der Sozial demokratie sei. Leider seien durch dasselbe auch viele Dresdner Bürger des Wahlrechts verlustig gegangen. * Katholischer Jünglingsverein Dresden. Nächsten Sonntag nachmittag wird Herr Kaplan Hain, Vizepräses des Vereins, einen Vortrag halten über das Thema: „Der Jesuitenorden und seine Gegner". Ter Bortrag beginnt erst nach der Fastenpredigt in der Königl. Hofkirche. Znm Besuche dieser und der Ver- einsvetsaininlniig wird hierdurch herzlichst eingeladen, ol. * An der Dreikönigschnle (Realgymnasium Dresden- Neustadt) erhielten 24 Oberprimaner das Zeugnis der Reife. ' Bülow-Heringe! Als neuestes kündigt ein großes Berliner Warenhaus, angeblich ,,mit Genehmigung seiner Crzellenz des Herrn Reichskanzlers", Pikante und delikate Bülow-Heringe, die Dose zu 48 Pfennige, an. — Welche und nun besser: Bismarck- oder Bülow-Heringe? ' Der Streik ans dem Neubau des Dresdner Spar und Banvereins in Löbtau ist wieder von neuem auM'brochen. Diesmal tragen nicht Lohndifferenzen daran die schuld, denn diese sind ja glücklicherweise zur Zufrie denheit der Arbeiter beigelegt, sondern der Grund hierfür in in Streitereien unter den Arbeitern selbst zu suchen. Cotta-Dresden. Am 10. März tagte in der Goldenen Krone eine Versammlung katholischer Familienväter, um sich über die Stellungnahme zur Schulfrage schlüssig zu werden. Die zahlreich besuchte Versammlung beklagte, das; der Wunsch, die katholischen Schulkinder der neu eiugemeiu- deren Bororte in katholische Schulen untergebracht zu sehen, ;nr Zeit nicht verwirklicht werde. Durch die Eingemein dung seien den Gemeindemitgliedern also nur gröstere Lasten an'gebnrdet worden, die sie nicht zu tragen imstande seien. Tie Versammlung beauftragte deshalb den Vorsitzenden, mittels Schreiben au den Schulvorstand die Sachlage fest- yniellen, damit u. a. der Rechtsweg beschritten werden könne. Ter zweite Teil brachte durch einen längeren Vortrag eines Dresdner Herrn die gewünschte Aufklärung über die sozial- rewniiatorischen Ideen des Volksvereins für das katho lische Deutschland, und die Versammlung erklärte sich ein stimmig bereit, auch im sechsten Wahlkreise für die Wahl de» Herrn Justizrat Or. Porsch einzutreteu, um das soziale Programm des Zentrums zu unterstützen -1. Meißen, 12. März. .Wie im „amtlichen Teil" des Meißner Tageblattes angekündigt wird, soll an der Wettin- slrasze, unmittelbar an der katholischen St. Benuokirche ein größerer Gasbehälter errichtet werden. Es wäre wirklich zu bedauern, wenn dieses Vorhaben zur Ausführung käme: ist doch schon so wie so die katholische Kirche, Pfarrei und Schule aber auch von alleil Seiten von Fabriken und rniiigen Qualm erzeugenden Werkstätten umgeben, das; ein neuer Gasometer, der etwa je 80 m von Kirche und Wettin- ilraße und etwa nur 5 in von der Molkerei entfernt zu netzen käme, gerade nur noch fehlt, um der Umgebung de» schöneil Gotteshauses den vollständigen Reiz und Schmuck zil verleihen, ganz abgesehen von der Gefährlichkeit für Gesiindheit und Eigentum der Nachbarn, für Leben und Wohlfahrt der Kirchgänger und Schulkinder! Meißen recht» (Kölln) hat keinen Gasometer lind bezieht sein Gas I'c'ii Meißen links! Wie aber, wenn einmal hier die lletzerleitung versagte? Wäre es nicht angezeigt, auch in dieiem Stadtteile eine besondere Gasanstalt zu errichten? Bereit» vor Wochen war vom hiesigen Stadtrat die beab sichtigte Errichtung eines Gasbehälters im Triebischtale den Bewohnern öffentlich zur Kenntnis gebracht worden. Da aber der Stadtrat in eigener Sache nicht verhandeln tonnte, wird wegen dieses Formfehlers das alte Verfahren ansgehoben lind nun durch die hiesige Amtshauptmanuschaft ans Veranlassung der Kreishauptmaunschaft unter dem d. M. eine rlcue diesbezügliche Ausschreibung bewerk stelligt mit dem Bemerken, das; Interessenten binnen L Wachen etwaige Einwendungen gegen die oben erwähnte Errichtung des Gasometers vorzubriugeu haben! Selbst redend ist von zuständiger Seite die Angelegenheit der geistlichen Behörde pflichtgemäß zur weiteren Behandlung unterbreitet worden, hoffen wir guten Erfolg! Grimma, 12. März. Gestern wurde am Wehre der Golzerner Mühlenwerke der Leichnam des seit dem R>. Januar verschwundenen zehn Jahre alten Schul- kn oben Schindler von hier aus der Mulde gezogen. Leipzig, 12. März. Heute abend hat sich ein Herr in einer auf der Fahrt befindlichen Droschke erschossen. Nach den bei dem Toteil Vorgefundenen Papieren ist er ein Jahre alter, iu der Weststraße wohnhafter Ver- sichernngsbeamter. lieber den Grund zur Tat ist nichts bekannt. — Am Vormittage hat ein 24jähriger Schlosser seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Schneeberg. Kommerzienrat Dr. Gcitner, eine weit und breit bekannte Persönlichkeit, ist am Montage ver- Horben. Crimmitschau, 9. März. Der 28 Jahre alte Weber Sommerschuh hatte eine Wette gemacht, daß er in einer Stunde 20 Glas Bier trinke. 8 Tage nach Austragung der Wette war der junge Mann eine Leiche. Neukirchcu a. d. Pleiße. Am vergangenen Sonntage sand eine Versammlung in unserem Katholischen Vereine statt. Da leider der Herr Redner, Herr Kaplan Hotten- rott, infolge vieler Arbeit erst später, als angekündigt war, von Zwickau abkommen konnte und leider bereits nach Dreiviertelstunden wieder zurückfahren mußte, so konnte über den Anschluß an den Volksverein f. d. k. D. noch kein definitiver Beschluß gefaßt werden. Hoffentlich wird die hohe geistliche Behörde in Dresden die Bitte der Katho liken unserer Gegend, einen zweiten Kaplan nach Zwickau zu senden, bald erfüllen. Kamenz. Hierselbst wurde am vergangenen Sonntag morgen die Tuchfabrik der Firma F.B. Linke, Börner8on.«LCo., die sogenannte Spittelmühle, durch eine bedeutende Feuers brunst eingeäschert. Durch die herrschende Windstille wurde glücklicherweise eine naheliegende Gefahr für die benach- barten Gebäude, insbesondere für die katholische Kirch^, ferngehalten. Gegen 3 Uhr nachts brach das Feuer aus, dessen Entstehungsursache bis jetzt uoch nicht aufgeklärt ist. Zittau. Als NeichStagskandidat unseres Wahl-' kreises wollen die Nationalliberalen Landrichter vr. Heinze aufstellen. Reichenau, 12. März. Am vergangenen Sonntage sand hier im Gasthause zur „Stadt Zittau" eine Papst- jubelfeier statt, welche von ca. 500 Personen besucht war. Die Festversammluug wurde gegen 8 Uhr mit einem Musikvortrag vou Herru Kirchschullehrer Bern et eröffnet. Hierauf dankte der verehrte Vorsitzende des Festkommitees, Herr Fabrikbesitzer Brendler, für die zahlreiche Beteiligung und hieß alle Anwesenden aufs herzlichste willkommen. Nach einer vom Kirchenchor iu musterhafter Weise zu Gehör gebrachten schwierigen Komposition und der vollendeten Darstellung des lebenden Bildes: „Einsetzung des Ponti fikats" ergriff Herr Pfarrer Lauge-Reicheuau das Wort zu einem Vortrage über die Bedeutung des Papsttums, welcher mit stürmischem Beifall ausgenommen wurde. Nach- dem nun mehrere musikalische Vorträge zu Gehör gebracht worden waren, sprach Herr Domkapitular Scholastikas Skala über den Jubelgreis auf Petri Stuhle, als sozialen Arbeiterpapst. Seine Rede klang in eil: begeistert auf- genonnnenes Hoch ans Leo XIII. auS. Herr Lehrer Kind ermann brachte sodann das Hoch ans unseren König Georg ans. Einen tiefen Eindruck ans die Festversannnlnng inachte die theatralische Huldigung: „Heil Leo Dir!" Mit dem Choral „Großer Gott wir loben Dich" wurde die schöne Feier geschlossen. Die Keier des Aaplljuvilaums in Lkemnilr. Am vergangenen Dienstag, den 10. März, wurde im großen Saale des kaufmännischen Vereinshanses anläßlich des Jubiläums des glorreich regierenden Oberhauptes der katholischen Kirche eine glanzvolle und erhebende Feier veranstaltet. Wohl über 800 Katholiken hatten sich eingefunden, um ihre Liebe und Treue zum Stuhle Petri aufs Neue zu bekunden. Auch von auswärts waren eine Anzahl Teilnehmer eingetroffen, so aus Mittweida, Penig, Limbach, Aunaberg und andern Orten. Eingeleitet wurde die Feier mit dem Chor „Lcwcr KkOlwrcio»'' von P. H. Thielen. Sodann trug Herr Lehrer Hesse einen von ihm selbst verfaßten Prolog vor, welcher mit großem Beifall eutgegengenommeu wurde. Iu der Begrüßungsrede sprach Herr Pfarrer Müller dem Fest komitee, dem Kirchenchor „Cäcilia" und dessen verdientem Leiter Herrn Oberlehrer Richter den herzlichsten Dank für die Vorarbeiten und die freundliche Mitwirkung aus. Nach dem Vortrag der Leo - Hymne vou P. H. Thielen, welche mit ihrer schönen stimmungsvollen Melodie die Herzen der Zuhörer begeisterte und reichen Beifall erntete, bestieg Herr- Kaplan Müller aus Dresden die Rednertribüne, um iu lebensvollen Zügen ein getreues Bild des Jubelpapstes Leo XIII. zu zeichnen; seine Worte klangen in ein drei faches Hoch auf den heiligen Vater ans, in das die Ver sammlung begeistert einstimmte. Der zweite Teil des Programms begann mit dem Chor: „Die Gründung der Kirche" vou Fr. Liszt. Nachdem die letzten Töne des schönen Gesanges verklungen waren, ergriff Herr Pfarrer Bruch aus Melchendorf bei Erfurt das Wort, um mit köstlichen: Humor und Geist gegen die Gleichgültigkeit der heutigen Zeit in religiöseil Fragen zu Felde zu ziehen. Der verderbende Bazillus dieser neuen Krankheit, führte etwa der Redner ans, ist die Menschen furcht, und ans Menschenfnrcht geben Viele ihre heiligsteil Rechte und ihre Religion den Gegnern, welche heute mehr als jemals dreist ihr Haupt erheben, preis. -Handelt als Männer und seid stark! so rief der verehrte Redner in die Versammlung und zeigte an einer Reihe von Beispielen aus der Geschichte, wie der wahre Katholik durch Betätigung des offenen freien Mutes und Bekenntnisses seines Glanbens die Gegner zu überwinden vermag. Der stürmische Beifall bewies, das; die herrlichen Worte einen freudigen Widerhall in den Herzen der Zuhörer gefunden hatten. Auf den „Lobgesang" von A. Wittenberger folgte die Schlußrede des Herrn Ehrenvorsitzenden Hofrat Roß ans Glauchau, welche in ein begeistert anfgenominenes Hoch auf Se. Majestät den deutschen Kaiser Wilhelm II. und König Georg vou Sachsen endigte. Mit dem Choräle: „Großer Gott, wir loben Dich", den die Versammlung stehend sang, wurde die erhebende Feier geschlossen, welche gewiß noch lange in aller Erinnerung fortleben wird. Vslksvevern für das kath. Deutschland. 8 Dresden-Löbtau. Sonntag, den 15. d. M., findet vormittags 11 Uhr in Vorstadt Löbtau im Restaurant Zeuuert, Schulstr. 7, eine Vertraueusmänuer- sitzung statt, in welcher das zweite Heft des Volksvereins zur Ausgabe gelangt. Außerdem Besprechung über wichtige Tagesfragen. Um recht zahlreiches Erscheinen wird gebeten. 8 Leipzig. Am 10. März fand im Gesellenhause eine gut besuchte allgemeine Vertreter-Versammlung statt. Dieselbe war besonders geehrt durch die Gegenwart des Herrn Geschäftsführers iu Dresden, der uns viele und gute Ratschläge gab, sodas; ein gedeihliches Zusammen arbeiten im Volksveroin zu Dresden und Leipzig zu er hoffen sein wird. — Am 18. d. M. findet eine Bezirks- Versammlung vou Reudnitz I und II im Kl. Kuchcu- garten, Ecke Drcsdenerstraßc und Breitestraße, statt. 8 Chemnitz. Sonntag, den 15. März, wird im Hand werkerhause eine Versammlung stattfiuden, auf welche hierdurch aufmerksam gemacht wird. Beginn nachmittags um 4 Uhr. 8 Mainz. Der VolkSvoreiu hat im letzten halben Jahre einen sehr erfreulichen Zuwachs an Mitgliedern ge wonnen. Bis Ende Februar waren mehr als 240000 Mit glieder an der Zentralstelle angemeldet. An erster Stelle ist dieser Zuwachs der opferwilligen Tätigkeit der Geschäfts führer und Vertrauensmänner zu verdanken, und nicht an letzter Stelle anch derer, die in Sachsen wirken. Hoffentlich bleibt dieser Eifer immer derselbe. Mag es gelingen, überall Vertranensmänner zn finden, und überall anch in genügender Anzahl. Nur die Güte und Menge der Herren Vertranensmänner ist maßgebend für die Ausbreitung, Be festigung und Wirksamkeit des Volksvereins. Die Zeit- umstüude drängen überall daraus hin, die Organisation weiter ansznbaneu und entstandene Lücken im Vertrauens- nlännersystein baldigst wieder ausznfüllen. Mögen die Obmänner und Geschäftsführer gerade auch das Letztere im Auge behalten, um nicht am eigenen Orte das schon Ge wonnene einznbüßeu, während andere gewonnen werden. Aus Airche und Staut. 7 Deutsch als Weltsprache. Die deutsche Sprache macht als Weltsprache der englischeil bereits sehr stark Konkurrenz. Wie das Französische, das größtenteils nur mehr Sprache der Diplomatie und Höfe geworden ist. dem Englischen als Handelssprache weichen mußte, so konkurriert jetzt durch die zielbewusste Kolouialpolitik Deutschlands die deutsche Sprache mit der englischen. In England selbst ziehen die Mittelschüler das Deutsche dein Französischen vor. Der Siegeslauf der deutschen Sprache durch die Welt wird neuerdings durch eine Mitteilung aus Newyork bestätigt. Die Regierungen der fünf inittelatlantischeu Staaten haben bei der Bundesregieruug die Einführung der deutschen Sprache als pflichtmäßigeu Unterrichtsgegenstand au sämt lichen staatlicheil Leyranstalteu Nordamerikas beantragt. Theater, Aurist und Wissenschaft. — Fm Residenztheater war die gestrige Aufführung des Schwanke» „Der Detektiv" mit Herru Felix Schweigt,ofer als Gast wieder total ausverkauft und da» Lr che st er geräumt. In Anbetracht des große» Erfolges der Novität und der wenigen Wiederholungen, die nur noch slattfmden könne», bat sich der Künstler entschlossen, an: Sonnlag den Otto Merwinger im „Detektiv" zweimal zu spielen. Beginn der Vorstellungen um 3'/, und "l/2 Uhr. — In seinem in der Akademie von Prof. Simonson Castelli getzallenen Vortrage vom letzten Sonnabend behandelte der Schriftsteller R. Bluiner die bedeutungsvollsten Gestalten der griechischen Mythologie. Im Anfänge war das Chaos. Daraus ging Gea, die Erde, hervor. Aus ihr kam der Himmel, Uranos, und das Meer, Pontos. Gea ist anch die Mutter der Titanen, Cyklopen und Centauren. Zeus ist ein Sohn des Titanen Kronos. Dieser wurde durch jenen in einem langen Kampfe besiegt. Darauf ward Zeus (Jupiter) der Beherrscher des Welt alls. Hades ist der Herr der Unterwelt. Das auf seinem Haupte befindliche Getreidemaß deutet symbolisch darauf hin, daß das Wachstum des Getreides von Hades Reiche mit abhängig ist. Die griechische Mythologie ist die Lehre von einem außerordentlich phantasiereichen Glauben, der schon im R Jahrhundert v. Ehr. auf hoher Entwicklungsstufe stand. Der Vortragende hat im Hin blick ans die hellenische Gütterwelt ein Gedicht verfaßt, dessen nach stehende Schlnßverse er anführtc: Jahrhunderte, Jahrtausende zerrannen. Der Gipfel des Olymps ist öd' und leer. Tie „ewig Hohen", die gewalt'gen Götter, Sind überwunden von dein Zeitenmeer. Leer sind die Nymphengrolten, Mnscnhaine: Zerbrochen ist die Leier des Apoll. Verödet liegt der tzinimlische ParnassoS, Wo einst Eratos göttlich Lied erscholl. Und mit den Götter» weichen Hellas' Künste Ten Machlgeboten der Vergänglichkeit. Doch unvergänglich lebt der Geist der Griechen Im gold'neii Kranze der Unsterblichkeit. Nächster Vortrag Sonnabend, den LI. März, von ö Uhr, Ostbahnstraße 3, über Iotzann Winckelmann. — Freie Literarische Gesellschaft. Edgar Allan Pol, der amerikanische „Dichter der 'Nerven und der Furcht", soll in der am Mittwoch, den IR d. LN., abends 3 Uhr im Vereinslokal (British Hotel) .stattsindenden Mitgliederversammlung gewürdigt werden. Unter anderem gelangt Pols phantastische Erzählung „Die Maske des roten Todes" znm Vortrag. Gäste werden »in vorherige Anmeldung beim Schriftführer (W. Piltz, Tresden N., Windmühlenstr. ö) gebeten. Der Klopüock 'Abend am vergangenen Bußtag erfreute sich regen Zuspruchs. Der beifällig ansgenommene Vortrag des Herrn Piltz über die Bedeutung KlopstockS für die deutsche Literatur regte zn einer sehr lebhaften Diskussion an. — D a S verl 0 r e n e P a radi e s. Von A »ton Rubi n st ein. Die Ausführung dieses gigantischen Werkes am letzten Mittwoch in der Dresdner Dreikönigskirche, welcher man mit großer Er wartung enlgegensah, bot Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit der beiden änssührenden Chorvereinignnge», der Robert Schnmannschen Singakademie und des 'Nenstädter Ehorgesang Vereins, welche seit Jahren an de» Bußtagen geistliche Mnsikansführnngen veranstalte», zu würdigen. Der Text dieser „geistlichen Oper" ist frei nach Milton bearbeitet. Das doppelchörige Werk zerfällt in drei Teile. Im ersten Teile, mit einein Lobgesang der himmlischen Heerscharen beginnend, tritt Satan ans, dessen Hochmut sich vor Gott nicht beugen will und zornentbrannt zur Empörung gegen den Höchsten anssordert. Eine Stimme (Gott, ruft die Fürsten der himnttischen Heerscharen znm Kamps gegen Luzifer. Rafael, 'Michael, Gabriel und die Heerscharen kämpfen mit Satan und seinem Anhang, der Kampf endet mit dem Siege des Himmels und die Empörten werden unter verzweifeltem Wehegeschrei in die Holle verstoßen. Das 'Aufsteigen der Flammen, daS Wirbeln deS Rauches ist must kalisch mit einer Deutlichkeit dargestellt, die kaum überboten werden kann, ebenso das Hinabstürzen in die Hölle. Ei» düsterer Chor, von einem wühlenden Orchestersatz eingeleitel, schildert die Qualen der Verstoßenen, womit sie ihr fürchterliches Tun entgelten. Da der Himmel für immer unbesiegbar ist, fordert Satan die in der Höllc schlummernde» finsteren Mächte: Nacht, Sünde. Tod (orchestral sehr charakteristisch gezeichnet), serner Hochmut, Wollust und Schwachheit znm heimlichen und offenen Kampf gegen das Werk ans, welches Gott schassen null, die Well und sein Ebenbild, de» Menschen. Mil einem gewaltigen Chor der Himmlischen: „Was Dir denkest ist Tal", schließt der erste Teil. Der zweite Teil beginnt mit einer Instrnmentaleinleitnng, das Chaos vor der Schöpfnng versinnbildend. Herrlich sind die Chöre der Himm lischen, welche das erschaffene Licht, das Firmament, das Land und die Pflanzenwelt preisen. Geradezu überwältigend wirkt die Begrüßung der Sonne und die melodische Erfindungsgabe des Komponisten sproßt in dem Chore, welcher die Bewunderung der Schöpfung des.Mondes ,,»d der Sterne, deren Funkeln besonders originell und charakteristisch dargestellt ist, ansdrückt. Der ans das Werden der lebenden Geschöpfe bezügliche Chor „Wie sichs reczt und bewegt" ist in seiner Steigern»,; eine vollendete Glanz leiitnng. DaS erste Mcnschenpaar wird mit Gott redend eingeführt. Mit einer gewaltigen, stark modulierende» Fuge: „Preist den Ge waltigen. den Wellengründer" und einem prächtigen 'Alleluja, worin sich Orchester und Orgclklang mit dem Chor zu eincr arandiosen Schlnßwirknng vereinige», endet dieser Teil. Die Instniinentalcinleitung des dritten Teiles schildert tonmalerisch die Verführung und den Sündenfall. Der höhnische Jubel der Hölle wie das Trauern des Hinnnels kommt durch die Chöre drastisch zum Ausdruck. Gleichfalls sind die Ankündigung des Strafgerichts und die Unterredung Gottes mit Adam und Eva dramatisch hoch bedeutend, wie auch der Urtcilsspruch selbst und das HinanStreiben ans dein Paradiese, deSgl. die tröstliche Verheißung. 'Nach einem klagenden Zwicgcsang zwischen Adam und Eva setzt der VertrcibungS chor ein, in welchen sich das Klage» Adams und EvaS und der Jubel der Hölle cinmischt, welcher wiederum in seinen: Aufbau e;n Meisterstück ist. Unterbrochen wird dieser Chor durch die Ver-