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Es gab einmal in Sachsen eine Zeit, wo selbst die Katholiken in ihrer großen Mehrzahl gewissermaßen an ihrer Existenzberechtigung als Katholiken zweifelten. Gott sei Dank, diese Periode scheint jetzt ihrem Ende ent- gegenzngehcn. Mächtiger als je rührt sich in dein Einzelnen, wie in den Gemeinden relegiöses, ivie politisches Leben. Durch das Aufblühen der gesellschaftlichen katholischen Ver eine wird das Interesse an der Gemeinde geweckt und ge fördert. Der Volksoerein für das katholische Deutschland trägt unter die Menge die so notwendige Belehrung in sozialen Dingen und schasst damit einen Wall gegen die „Weisheit arbeiterfreimdlicher Umstürzler." Und — I-mt not Imc-st —- die „Sächsische VolkSzeitnng" greift mutig zum Schwert, wenn es gilt Wahrheit, Freiheit und Recht zu beschützen und zu verteidigen. Wir stehen mitteil in einer Bewegung, die über Wittenberg nach Rom führt. Tie, namentlich in der letzten Zeit gegen die katholische Kirche, ihre Einrichtungen und ihre Diener geschlenderten, niederträchtigen Verleumdungen bewirkeil ganz das Gegenteil von dein, was man auf feindlicher Seite von ihnen erwartet. Anstatt die Katho liken zu zersprengen, befördern sie den immer festeren Zusammenschluß, anstatt den Katholizismus zu unter drücken, schüren sie die flamme der Begeisterung und nützen dadurch der Sache, der sie schaden wollten. freilich dürfen die Katholiken Sachsens nicht ans- ruheu auf dem, was sie bis jetzt unter schweren Kämpfen und Opfern sich errungen haben. Es besteht für sie vielmehr die Pflicht, das Vorhandene anSznbanen, zu erweitern und zu ergänzen. Wenn wir zu den vorstehenden Ausführungen Veran- lassnng nahmen, so leitete uns die Absicht, auf eine Insti tution hinznweisen, die in Sachsen, wenn auch nicht voll ständig fehlt, so doch trotz ihrer Wichtigkeit nur in zwei oder drei Städte» vorhanden ist. Wir meinen katho lische Iünglingsvereinignngen. Gerade in der Diaspora ist es von entscheidender Bedeutung, wenn derartige Ver einigungen zahlreich bestehen und blühen. Die katholischen Iünglingsvereiiügimgen sollen be sonders in der Diaspora Hochburgen katholischen Glaubens sein, in denen der jnnge Mann Belehrung und Begeisterung für ideale Dinge empfängt. Wir wissen wohl, mit welchen Schwierigkeiten gerade in der sächsischen Diaspora die bestehenden katholischen Innglingsvereine zu kämpfen haben. Auch sind wir davon überzeugt, das; es bisher an geeigneten Kräften fehlte, die sich jenen Bereinigungen widmen können. Aber sollte nicht die jetzige Bewegung solche Kräfte Hervorbringen können? Wir meinen doch. „Wo ein Wille ist. da ist ein Weg", und deshalb mutig voran, denn mit der Gründung und dem erfolg reichen Bestehen von zahlreichen katholischen Iüugliiigs- vereinen in Sachsen wäre wieder ein Schritt vor wärts getan. K. I^ft. Reichstag. I(. Berlin. 232. Sitzung am 12. März. 1 Uhr. Am Donnerstag wurde nach Erledigung eines Berichtes der Geßchäftsordnnugs-Kommission die Beratung des Militäretats fortgesetzt. Abg. Kirsch iZentr.i kritisierte hierbei mit rheinischem Humor die Verlegung der „Tanz- Husaren" von Düsseldorf nach Krefeld, wobei er sogar rü der Lage war, die holden Jungfrauen von Krefeld, denen der Kaiser, von ihnen begrüßt, die Husaren znsagte, dem Hanse im Bilde vorznstellen. Rach längerer Debatte wurde jedoch ein Antrag, das Wort ,,Krefeld" zu streichen, abge- lehnl. Dann kam die riesige Kostenüberschreitung bei Er werb der Dohnaschen Güter für den Uebnngsplatz Ren- Hammer zur Sprache. Abg. v. Sa lisch lkons.l suchte die Militärverwaltung und den Grafen Dohna zu verteidigen, aber I)r. Sattler <nat.-lib.> trat ihm dabei mit Recht scharf entgegen. Die Verhandlung wurde dann ans Freitag vertagt, wo man die Beratung des Militäretats zu beendigen hont. Ter Verlauf der Sitzung war folgender: Das Hans beschließt zunächst, euisprechcud den Anträgen der GrschäflSordnnngS-.Konnnissiv», die ncichgesnchte Genehmignng zur Einleitung von Privntklnge» wegen Beleidigung gegen die Abgg. F i s ch er- Sachsen. Vock-Gviha, Lchinidt I-rnnkfnrt, Eckardt, nicht zu erteile». Ebenso wird die Genehmigung verweigert zur ßengen- vernelimnng der Abgg. Stöcker und Tntzaner in.Königsberg in einer Strafsache gegen de» Redakteur Noske in Ehcmnitz. Außerdem gelangt noch zur Erledigung die Angelegenheit des Abg. Hegelmaier, der von dem Amtsgericht in Stuttgart, zu einer Beil, wo derselbe sich dort anshielt, behufs ßengcnvernehmnng vor geladen wurde unter Androhung der gesetzlichen ßwangSmaßrcgeln. Die ttzeschästsordnnngs Kommission beantragt eine Resolution des Inhalts, daß es zulässig sei, ein außerhalb Berlins weilendes Mitglied des Reichstages an seinem jeweiligen Aufenthaltsorte als Beuge zu vernehmen. Aachdem die Abgg. Lenzmann lfreis. BolkSP.), Ga mp iReichsp.l und Bassermann inest,-lib.) dagegen, als gegen eine Beeinträchtigung der Rechte des Reichstages. Widerspruch erhoben, Abg. Singer lSoz.i aber den Kommissionsbeschlnß verteidigt, geht die Angelegenheit au die .Kommission zurück, weil, Ivie Abg. Behüter <B,entr > bemerlt, sich ans dem Referat noch kein ganz klares Bild ergebe. Die Beratung des Militäretats wird sodann fortgesetzt. Beim .Kapitel Bekleidung und Ausrüstung der Truppen erklärt auf Aurcgungc» des Abg. Jacobs kotier lkons.l der Generalmajor v. Gallwitz: Mit der Einstellung von Zivil- handwcrkern, statt der Oekvuomieyandtverker, seien gute Erfah rungen gemacht worden, jedoch habe sich dabei gezeigt, daß die Heeresverwaltung dalei nichts weniger als billiger wegkvmme. Dem Wunsche, im Interesse des Handwerks mit Innungen über zu liefernde Arbeit abzuschließe», sei mau bereits nach Möglichkeit »achgekvmmen. Mit gute» Erfolgen, aber auch mit schlechteren Ersabruuge». Die Güte der Arbeit sei nicht immer nach Wunsch. Die Innungen machten nicht selten gegenüber den zu stellenden Be dingungen Schwierigkeiten. Aber seitens der Heeresverwaltung geschehe jedenfalls alles Mögliche, um die Interessen des HandlverkS zu berücksichtigen. Bei dem Titel .Kascrnenmieten wird der Antrag des Abg. Müller-Sagaus, die Koste» der Verlegung der Husaren von Düsfeldorf nach Krefeld zu streiche», abgelehut. Bei einem weitere» Titel beschwert sich Abg. v. Ezarliuski über neue stalle, in welchen Offiziere sich bei Iustruktionserteilung polnische Reservisten bezw. Landwehr« leute verletzender Ausdrücke bedient hätten. Minister v. Goßler sagt llntersnchnng z». Ohne weitere erhebliche Debatten wird der Rest de« Ordina« rinms erledigt. Ebenfalls ohne Debatte werden bei den einmaligen Ausgaben im ordentliche» Etat eine große Anzahl von Positionen genau nach den Vorschlägen der Kommission erledigt. Bei dem Titel l'/r Million fünfte Rate für den Truppen übungsplatz in Ne »Hammer hat die Kommission >/r Million abgesetzt. Abg. Roeren erstattet ausführlichen Bericht über die bekannten Umstände, welche die Ueberschreitnng des ursprünglichen Anschlags von 0 Millionen um volle 3 Millionen veranlaßt haben. Auch empfiehlt er die von der Kommission beantragte Resolution zur Annahme: den Reichskanzler zu ersuchen, bei künftigen Anforderungen für neue Truppenübungsplätze zuvor genaue Entwürfe und Kosten anschläge feststellen und den in Betracht kommenden Grunderwerb durch Vorverträge sichern zu lassen. Abg. Sa lisch (kons.) protestiert gegen die Angriffe, welche a»S Anlaß dieser Angelegenheit in der Presse gegen ehrenwerte Männer gerichtet worden seien. Bei Abschätzungen der Art, wie sie hier von höheren storstbeaniten vorgenommen wurden, bestünden stets große Schwierigkeiten. Abg. Sattler (nat.-lib.): Wenn es möglich war, daß allein in der Zubereitung des Platzes der Voranschlag um 1300000 Mk. überschritten wurde, so ist das doch etwas Ungeheuerliches fNufe: sehr richtig!). Als sich herausstcllte, daß mit den vorher bewilligten Mitteln nicht auszukommen war, hätte doch die Heeresverwaltung sich sofort an den Reichstag wenden müssen! Hierauf erfolgt Vertagung. Abg. Lenz mann bittet, morgen wenigstens die Wahlprüfnng von Oldenburg auf die T.-O. zu setzen. Präs. Ballestrem sagt dies zu. Morgen 1 Uhr: Rest des Militäretats: Reichsmilitär- gericht: Postassisteutenfrage: Wahlprüfung v. Oldenburg. Schluß O'/i Uhr. Politische Rundschau. Deutschland. — Im Preußischen Abgeordnetenhause wurde cnn Donnerstag das Kapitel Universitäten rasch erledigt. Lebhafter wurde es beim Kapitel der höheren Lehr anstalten. Die Abgg. Roeren nnd Schniidt-Warbnrg <Ztr.) waren genötigt, über die schreiende Ungerechtigkeit Klage zu führen, die darin liegt, daß katholischen Schülern verboten ist, sich an religiösen Vereinigungen, wie maria- nischen Kongregationen, zu beteiligen, während die Re gierung die evangelischen Bibelkränzchen von Gymnasiasten direkt begünstigt. Wie Minister Stndt erklärte, sind ans Anlaß einer Eingabe des Episkopats im Sinne der Vor redner die Provinzialschnlkollegien zu Meimmgsänßernngen anfgefordert; diese Berichte ständen aber noch ans. Ferner zeigten Beschwerden nnd spezielle Wünsche der Abgg. v. Hagen, v. Sternbeck nnd Im Walle (Ztr.), daß bezüglich der Berücksichtigung der katholischen Bevölkerung im höheren Schulwesen die Parität vielfach sehr im Argen liegt. In der Provinz Hannover bestehen außer 42 evan gelischen, 4 paritätischen nnd einer gemischten nur 4 katho lische höhere Lehranstalten, und an den „paritätischen" Anstalten sind sämtliche Lehrkräfte evangelisch. Ver geblich suchten Minister Stndt und Geheimrat Meinertz die Bedeutung dieser Tatsachen abznschwächen. Neu war dst' Mitteilung, daß schon ein Erlaß des Kultusministers v. Mü'hler ans dem Jahre 1868 die konfessionelle Be zeichnung der Gymnasien für die ganze Monarchie abgeschafft hat. — Die Sitzung wurde abends 7^ Uhr nach Schluß des Reichstages fortgesetzt. — Vom Marineetat sind, nachdem am Donnerstag auch die Forderung von 6 Millionen (mit den Nach- fordernngen 10 Millionen!) Mark für den Neubau eines Reichsmarineamts in Berlin abgelehut worden ist, von der Kommission im Ganzen über 18 Millionen gestrichen worden. — Regierungspräsident v. Brandeilstein, der bei dem letzten „Schub" von Hannover nach Magdeburg versetzt wurde, hat, weil ihm diese Versetzung nicht gefällt, seinen Abschied eingereicht. -— Viel Lärm um nichts scheint die jüngsterwähnte aufgeregte Mitteilung der „Deutsch Evangelischen Korresp." über einen Briefwechsel zwischen dem Grafen Wintzingerode, Vorsitzenden des Evangelischen Bundes, nnd dem Reichskanzler Grafen Bülow über die Auf hebung des H 2 des Iesnitengesetzes gewesen zu sein. Schreckensbleich berichtete der aufgeregte Bnndesbrndec in der „D.-E. .Korr.", diese Korrespondenz werfe „so grelle Schlaglichter auf die augenblickliche schwierige Situation" und erheische so dringend eine weitere Behandlung, daß die sofortige Einberufung des Gesamtvorstandes des Evan gelischen Bundes zu einer Versammlung in Halle be schlossen wurde — ist ausfälliger Weise noch immer nicht veröffentlicht. Jetzt wird der „Nationalzeitnng" anscheinend offiziös versichert, daß das Schreiben des Reichskanzlers zu einer derartigen Darstellung, ivie sie die amtliche Korrespon denz des Evangelischen Bundes gemacht hat, durchaus keinen Anlaß gebe, wie sich zeigen werde, wenn es veröffentlicht wird. Darin ist sehr deutlich die Auf forderung an den Evangelischen Bund enthalten, den Brief wechsel zu veröffentlichen. WarnmhältHerrGrafWintzingcrode, der Vorsitzende des Evangelischen Bundes, denn so lange mit der Veröffentlichung zurück? Wenn der Schriftwechsel für Hetzzwecke geeignet wäre, hätte ihn der Bund sicher schon veröffentlicht. Der Bund versteht doch sonst „den Geist der Zeit an der Stirnlocke zu fassen." — Man rückt von ihm ab — vom Grafen Paul von Hoensbroech nämlich. Bekanntlich ist dem Apostaten ans dem 22. sächsischen Wahlkreise Reichenbach Kirchberg in Sachsen ein Reichstagsmandat angetragen worden. Wie die Münchener „Allgemeine Zeitung" feststellt, geht diese Kandidatur von den evangelischen Arbeitervereinen aus. Diese hätten den Grafen Hoensbroech nach den „Leipziger Neuesten Nachr." anfgestellt, „weil die Konservativen, die in diesem Wahl kreise das Vorschlagsrecht besitzen, trotz aller dringenden Bitten, sich bisher Passiv verhielten." Von maßgebender national- liberaler Seite wird, was viel bemerkt wird, ausdrücklich bekannt gegeben, daß, soweit nationalliberaler Besitzstand ans Grund des Kartellvertrages in Betracht komme, dem Grafen ein Mandat nicht angetragen worden sei. Man will also weder bei den Konservativen, noch bei den Nationalliberalcn von dem famosen Grafen und Romtöter etwas wissen. — Die in den letzten Tagen publizierte Begna digung des Oberleutnants bei der ostafrikanischen Schntztruppe Werner von Grawert bringt uns die Dnellaffäre im Monat Januar, welcher der Rechtsanwalt Aye aus Flensburg zum Opfer fiel, wieder in Erinnerung. Das Urteil gegen Oberleutnant v. Grawert lautete aus zwei Jahre Festung, aber schon nach Verlauf von 5 Wochen der Strafzeit erfolgt jetzt die Begnadigung. Jeder rechtlich denkende Mensch muß sich bei derartigen Vorgänge): wundern, wozu man jemanden überhaupt erst verurteilt, wenn man gleich hinterher seine Strafe nachsieht. Wo bleibt da die Konsequenz? Alle Versuche und Be- mühungen, welche heutzutage fast aus der ganzen zivilisierten Welt gemacht werden, um das Duell, diesen Uebelstand, den wir aus dem Mittelalter übernommen haben, aus der Gesellschaft zu verbannen, müssen unter solchen Umständen erfolglos bleiben. Denn solange die Schuld- tragenden nicht nach der Strenge des Gesetzes bestraft werden, weil ihrer Verurteilung die Begnadigung ans dem Fuße nachfolgt, wird das Duell außerhalb des Geseires gestellt, statt eine Abhilfe zu schaffen. Wenn das Duell als Verbrechen behandelt, und dasselbe dementsprechend mit Ehrverlust und Freiheitsstrafe gesühnt würde, würde es wohl bald vom Erdboden verschwinden — allerdings müßte vorher für die Ehre eines jeden Staatsbürgers ein in jeder Beziehung ausreichender, rechtsgiltiger, nn- anfechtbarer Schutz geschaffen werden. Im übrigen trägt die Hauptschuld an dem Vorkommen des Duells ein falscher Ehrbegriff, der von der Gesellschaft künstlich gezüchtet wird nnd viele einfach vor die Alternative sielst, entweder ein Verbrechen zu begehen, oder gesellschaftlich ruiniert zn werden. Kv. Oesterreich - Ungarn. — Die Jnngtschechen haben im Abgeordnetenlianie erklärt, daß sie ihre Obstcnktionstaktik fallen gelassen haben und entschlossen seien, zu einem anderen Mittel zu greifen. Hierzu bemerkt die alttschechische „Politik": „Der Redner hat zwar dieses Mittel nicht näher bezeichnet, ans seinen Ausführungen ließ sich jedoch deduzieren, daß die Jung tschechen bei der sachlichen Beratung der Ansgleichsvorlage» iin Ausschüsse nnd im Plenum, intzbesonders bei den Abstimmungen vielfach Ueberraschnngen gewärtigen nnd hauptsächlich doinst rechnen, daß die Deutschen nicht den Mut haben werden, sich für den Ausgleich zu exponieren." Man gibt also die Obstruktion auf, um mit der Opposition gegen den Ausgleich einzusetzen. Der Enekt ist ziemlich gleich. — Der Widerstand gegen die Wehr Vorlage in Ungarn besteht fort. Abg. Wilhelm Vazsonvi (Demokrat) führt ans, wenn die Wehrvorlage wirklich ver fassungsmäßig wäre, Hütte sie bereits im Programme der Regierung nnd in der Thronrede angedeutet nnd motiviert sein sollen. So aber sei dieselbe als unerwartete Ueber- raschnng ebenso für das Kabinet Szell als für die Nation gekommen. Die Regierung könne nicht einmal auf die Zustimmung des kleinsten Dorfes zur Vorlage ver weisen, während sich gegen dieselbe das ganze Land in ununterbrochener Folge ansspreche. Rußland. — Zar Nikolaus ist will also doch da aukuüpfen, wo sein Großvater Alexander II. anfgehört hat. Er will, wie ein Manifest der russischen Negierung zeigt, die Oelbst- verwaltnng erweitern, den Druck, unter dem die Land- bevölkernng seufzt, erleichtern nnd Toleranz auch den nichtorthodoren Russen, also den Katholiken nnd Protestanten namentlich, gewähren. Allerdings fehlt es auch nicht an bedenklichen Einschränkungen in dem Manifest, so daß es nötig sein wird, erst seine Ausführung abznwarteu, bevor man ein sicheres Urteil fällen kann. Am bestimmtesten und zuverlässigsten klingt noch, was über die Beobachtung der Toleranzgebote gesagt wurde. Hier ist in der Tal also wohl ein Wandel zmn Besseren zu erwarten. Es entspricht dies auch direkten Mitteilungen, die uns schon vor längerer Zeit ans St. Petersburg selbst zugiugen. Möge das Vertrauen, das darin gegen Zar Nikolaus sich knndgab, durch die Tatsachen seine vollste Bestätigung finden! Aus Stadt nnd Land. Dresden, 13. März 1!M. * Se. Majestät der deutsche Kaiser wird nächsten Dienstag, den 17. d. M., zum Bestich Sr. Majestät des Königs in Dresden eintreffen. Die Zeit der Ankunft steht noch nicht fest, voraussichtlich wird dieselbe etwa 8 Uhr nachmittags erfolgen. Die Allerhöchste An- wesenheit wird sich nur ans einige Stunden erstrecken und gedenkt Se. Majestät der Kaiser Dresden in den Abend stunden wieder zn verlassen. * Se. Majestät der König wird die Reise nach Gar- done voraussichtlich Dienstag, den 17. d. M„ abends 10 Uhr 55 Minuten, antreten nnd zum Anschluß au den Nord Süd-Expreßzng bis Hof Sonderzng benutzen. * Heute abend wird Se. Majestät der König mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde einem Vortrag des Geh. Banrat I)r. Maydenbaner über seine Reise nach Konstantinopel und die Ruine Balbeck in der Aula der Technischen Hochschule beiwohnen. * Von zuständiger kirchlicher Seite erhalten wir folgende Mitteilung: Die Behauptung des „Pirnaischen Anzeigers", daß die geistliche Behörde von den in Hanau verübten Sittlichkeils - verbrechen des Geistlichen W. Knipp Kenntnis gehabt, ist vollständig aus der Luft gegriffen. Hätte sie Kenntnis von den früheren Verfehlungen des Genannten gehabt, so würde derselbe trotz des herrschenden Priestermangcls hierorts keine Anstellung gefunden haben. C. Maaz, Konsistorialpräses. * Zn besetzen ist eine ständige Lehrerstelle an der katholischen Schule zu Chemnitz. Kollator: Das hoch würdigste Apostolische Vikariat im Königreich Sachsen; Gehalt: 1700 Mk. aufsteigend in zweijährigen Fristen vom vollendeten 25. Lebensjahre an gerechnet auf 2000 Mk,, dann um je 200 Mk. bis auf 2400 Mk., darauf in drei jährigen Fristen bis 8000 und in vierjährigen Fristen bis auf 8600 Mk. Das Wohnungsgeld ist eingerechnet. Be werbungen sind bis zum 81. März an den Kollator ein- zureichen. * Der Rat zu Dresden hat eine Petition au die Königl. Staatsregierung dahingehend vorbereitet, dieselbe wolle der Ständeversammlung bei ihrem nächsten Zn sanunentritt einen Gesetzentwurf vorlegen, durch welchen der Stadt Dresden eine angemessene Vertretung