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Sächsische Volkszeitung : 15.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190307157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030715
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030715
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-15
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.07.1903
- Autor
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Novena im allgemeinen erwähnt hat. Die Gläubigen sind nun der Ansicht, daß das Ende des Papstes spätestens am 16. Juli (dem Ausgang der Novena) eintreten werde. Auf der vorhergehenden Seite stellt die „Dresd. Ztg." den zwar nicht mehr ganz neuen aber jedenfalls richtigen Satz auf: „Große Menschen sind ein Glück für die Mensch heit". Wir würden der „Dresd. Ztg." gern einen großen, sagen wir deutlicher — großdenkenden Mann wünschen, zu ihrem Glück, wir fürchten aber, er könne bald wieder davonlaufen; solche Herren haben bekanntlich den schlechten Geschmack, mit Anekdötchen nichts zu tun haben zu wollen. * Die LolkSkrankheiten. Mit der Deutschen Städte- ansstellnng in Dresden ist eine Sonderansstellung Hhgie- nischer Art verbunden, wie sie bisher irr gleich umfassender Weise noch schwerlich dagewesen sein dürfte. Der bekannte sächsische Großindustrielle Kommerzienrat Lingner ist der Schöpfer dieser Sonderansstellung, die den Namen „Volks krankheiten und ihre Bekämpfung" führt und bestimmt ist, die Bevölkerung über das Wesen, die Ursachen, die Ver- breitnngsweise und die Gefahren der alljährlich so viele Opfer fordernden Infektionskrankheiten, sowie über deren Bekämpfung zu belehren. Dieser Zweck wird in so glänzen der Weise erreicht, daß man diese Ausstellung ohne weiteres als eine sozial-hygienische Tat bezeichnen kann. Wohl ist schon oft von Aerzten und Hygienikern der Versuch gemacht worden, in die Laienkreise hinein das Verständnis für die Entstehung und Verhütung der immer bedrohlicher um sich greifenden Infektionskrankheiten zu tragen, um so diese Kreise selbst reif zu machen zur Mitarbeit an der Be kämpfung der Volksseuchen. Aber alle diese Versuche hatten mit der außerordentlichen Schwierigkeit zu kämpfen, daß durch Wort und Schrift die Grundbegriffe des modernsten Zweiges der Wissenschaft, der Bakteriologie, nicht klar genug zerlegt werden konnten. Diese Schwierigkeit wird in der Lingnerschen Sonderansstellung mit einem Schlage dadurch überwunden, daß die Krankheitserscheinungen in plastischer und bildlicher Darstellung, die Krankheitserreger in mikroskopischen Präparaten und Kulturen vorgesührt werden. Das Publikum wird gewissermaßen durch An schauungsunterricht belehrt. Uebersichtliche Tabellen und Karten geben über die Häufigkeit und volksverheerende Wirkung der einzelnen ansteckenden Krankheiten einerseits, über die Zahl der Krankheits- und Todesfälle vor und nach der Einführung behördlicher Schutzmaßnahmen (Des- infektion, Impfung nsw.) andererseits Aufschluß. In einer besonderen Abteilung werden die Verfahren und Apparate zur Verhütung der Ansteckung gesunder Menschen gezeigt. Zweifellos kann die Lingnersche Sonderansstellung. die unter der wissenschaftlichen Leitung eines hervorragenden Bakterio- logen, des Herrn I)r. L. Lange, steht, als ein glänzend gelungenes Experiment ans dem Gebiete der wissenschaft lichen Volksbildung bezeichnet werden. Sie bildet auch zweifellos den Hauptanziehungspunkt der Deutschen Städte- ausstellnng. * Verkehrs-Erleichterungen. Vonsciten der Sächsisch- Böhinischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft werden ab 13. d. M., beiin Beginn der großen Ferien, zu den bereits bestehenden Monats- karren für Familienangehörige Anschlußkarten neu eingeführt und verausgabt, deren Preise wesentlich billiger sind, als die der Stammkarten. Die Preise für letztere stellen sich nach dem Tarif für Erwachsene auf 17,30 Mk. für l. und 1-'» Mk. für II. Platz: für Kinder auf 12 Mk. für I. und 10 Mk. für II. Platz, während sich die Kosten der Anschlußkarten für Erwachsene auf 10 Pik. für I. und 8 Pik. für II. Platz und für Kinder auf 8 Mk. für I. und 0 Mk. für II. Platz belaufen. — Für die Tauer der großen Ferien werden übrigens, wie bisher, noch besondere Ferienkarten mit ver längerter Gültigkeit und entsprechendem Preisaufschlag veraus gabt. — Nicht nur von Sommerfrischlern und direkten Elb anwohnern, sondern auch vom größeren Publikum dürfte die Neu einführung der Monatsanschlußkarten dankbar begrüßt werden und guten Nnklang finden, was ja auch im Interesse des Unternehmens nur zu wünschen ist. Polizei bericht. Auf der Hamburger Straße sprang am Sonntag abend ein Fahrgast von einem im Gange gewesenen Straßenbahnwagen. Er kam zu Fall und brach den linken Arm. — In der letzten Zeit ist hier wiederholt ein Unbekannter auf getreten, welcher sich für einen GcfangenentranSportcur auSgc- gebcn und die Angehörigen verurteilter Personen dadurch betrogen hat, daß er ihnen erzählt hat, er habe die verurteilte Person nach der Strafanstalt zu transportieren und bat um die Transport kosten. was ihm auch in einigen Fällen gelungen ist. Der Unbe kannte. welcher sich Franke, auch Frisische genannt hat, ist zirka 30 Jahre alt, hat dunkelblonden, starken Schnurrbart, ist mittel groß, schmächtig und spricht hiesigen Dialekt. Vor dem Schwindler wird hierdurch gewarnt und gebeten, sachdienliche Mitteilungen an die Kriiu.-Abt. .Hauptpolizei. Zimmer Nr. 20 zu 0 Unbck. -> 2384/03 gelangen zu lassen. — Die Gesamtzahl der im Monat Juni 1003 nu hiesigen elektrischen Straßcnbahnbetriebe vorgckoinmene» Unfälle betrug 13; darunter 6 Zusammenstöße. Bei 8 Unfällen wurden 8 Personen (5 männliche und 3 weibliche) verletzt. — Im Monat Juni sind bei der König!. Polizeidirektion, hier, 10 Selbstmorde und 10 Selbstmordversuche zur Anzeige gekommen. Loschwitz. Unsere freiwillige Feuerwehr feierte Sonntag das Fest ihres 30 jährigen Bestandes. Nach Feierlichkeiten an: Vor mittag fand im Ratskeller ein Festkommcrs statt. — Sonntag abend stürzte zwischen dem Körnerplatze und der Elbbrückc ein Unteroffizier mit seinem Rade derart, daß er bewußtlos liegen blieb. — Der hiesige Ortsverein beschloß, den Notstandsfonds Pn kommenden Jahre um 3t» Mk. zu erhöhen, für den vom Vereine zur Ausgabe gelangenden „Führer durch Loschwisi" 300 Mk. nach- zubcwilligcn, 300-300 Pik. zur Anlage eines Parkes im Staats walde, dem „Weißen Adler" gegenüber, zu verwenden, als Garantie fond für die am 28. September l. I. abzuhallende Ludwig Richter- Feier 300 Mk. zu bewilligen und für den 3. Steinweg, sowie für die Schillerstraße (am Kuntzschcn Grundstück) neue Bänke anzn- schaffcn. Sämtliche bisherige Vorstandsmitglieder wurden ein stimmig wiedcrgewählt. Pillnitz. Neuen Glanz hat gegenwärtig die Sommer- residenz der sächsischen Könige erhalten, indem Hierselbst das Hoflager diesmal früher als andere Jahre aufgeschlagen wurde und, wie verlautet, auch länger denn sonst dauern soll. Unter König Johann währte das Sommerhoslager stets volle sechs Monate, nämlich vom >. Mai bis letzten Oktober. Vielleicht, daß unser als konservativ rnhmlichst bekannter König Georg an die alten Ueberliefernngen wieder anknüpft. Ein neues bisher ungewohntes Leben ist hierorts auch dadurch wachgernfen worden, daß unser jetziger hochverehrter König in dem unter dein Namen „Wasserpalais" bekannten Teile des Schlosses Wohnung genommen hat. Fußgänger, die dem Elbufer entlang wandern, und «chiffsfahrgäste bekommen nun gelegentlich eher einmal die höchsten Herrschaften des Landes zu Gesicht, und zwar des öfteren auf der nach der Stromseite be logenen. an die Gemächer Seiner Majestät anstoßenden Terrasse. So kommt eS auch, daß zur Zeit gegen früher öfter von vorüberziehenden Schiffen her die Sachsenhymne erklingt, und daß solche Begrüßung von Allerhöchster Seite in herablassender Weise Gegengruß erfährt. Vordem mußten solche Grüße, aus treuen Sachsenherzen kommend, ungehört und unbeantwortet bleiben, da der hochselige König Albert, wie bekannt, einen dem Fuße und Auge des gewöhnlichen Sterblichen unzugänglichen Schloßteil, das sogenannte Bergpalais, bewohnte. — Der allabendliche reiche Lichterglanz des Elbschlosses mit seiner wunderbaren Wasserspiegelung, welche häufig noch durch bengalische Be leuchtung und anderes Feuerwerk gehoben werden, geben dem Schloß — besonders vom Zschachwitzer Ufer aus ge sehen — einen feenhaften Anblick und locken noch in vor gerückter Abendstunde manchen stillen Beobachter herbei. Pillnitz. Vergangenen Sonnabend, den 11. Juli, wurde die nunmehr nach vielen Hindernissen endlich fertig gestellte Straßenbahnstrecke Niederpoyritz—Hosterwitz—Pill nitz dem öffentlichen Verkehr übergeben. Wie zu erwarten stand, ging es dabei hoch her. Reicher Guirlanden- und Kranzschmnck entbot bei Tag und eine glanzvolle Illumi nation mn Abend den funkelnagelneuen, dahersausendeu elektrischen Wagen den Willkommgruß. Allgemeine Be wunderung erregte hierbei die Pilluitzer Mühle mit ihrer Umgebung, die in einem Lichtmeer erstrahlten. Wenn auch diese Bahn zunächst dem geschäftlichen Verkehr zu dienen hat, wird sie doch auch manchen Ausflügler mehr der ohne dem so beliebten Pilluitzer Gegend zuführen. Der Fahr preis für die ganze Strecke Schloßplatz-Pilluitz beträgt 32 Pfennige. Hoffentlich wird dadurch die Dampfschiffahrts gesellschaft keinen zu großen Ausfall erleiden, was uns sehr leid täte. Denn wir haben keine öffentliche Verkehrsanstalt keimen gelernt, die sich dem Publikum gegenüber entgegen kommender bewiesen Hütte, als die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Zudem sind die Reize einer Schiffahrt ungleich größer, als die einer Fahrt im elektrischeil Wagen. v. Glashütte. Die 23jährige Jubelfeier des Bestehens der Deutschen Uhrmacherschule brachte reges Leben in unsere Stadt. Ein Festspiel, verfaßt von Herrn Stadtrat Geßuer, und ein Kommers eröffueten die Festtage. Wäh rend eines Aktns in der Uhrmacherschnle übergab Herr Freygang Leipzig das Peter.Henlein-Denkmal, gestiftet vom Zentralverband der Deutschen Uhrmacher. Die Schaffung zweier Stipendien, eins durch die Stadt, das andere durch ehemalige Schüler der Uhrmacherschnle, werden ans lange Jahre hinaus die Erinnerung an die Jubelfeier sestyalten. Oschatz. Der Distanz ritt sächsischer Offiziere nin den Kaiserpreis ging von Grimma und Großenhain ans und führte in Bogen von ca. 130—160 Kilometer Länge durch preußisches Grenzgebiet nach Oschatz. Zeit des Abri tes etwa -1 Uhr früh, Ankunft der ersten Reiter nachmittags 5 Uhr. Die Herren Leutnant v. Borberg vom hiesigen Ulanen-Negiment und Leutnant Zieger von der ersten Schwadron Jäger zu Pferde waren die Erstankoinmenden. Nur ganz wenige Pferde sollen die Strecke nicht völlig ans gehalten haben. Leipzig. Der Verein „Hnndesport" wird am 3. und 6. September eine Ansstellnng von Hunden aller Nassen im Schützenhofe veranstalten. Siebenlchn. Die hiesigen Meisterknrse für Schuh macher unterscheiden sich dadurch von ähnlichen Kursen in anderen Städten, daß die Teilnehmer den ganzen Tag — von morgens 7 bis abends 7 oder 8 Uhr — arbeiten müssen und iit diesem Unterrichte neben den theoretischen Fächern hauptsächlich praktisch tätig sind. Sie lernen die neueren Maschinen und Arbeitsbehelfe kennen, die beson ders im Kleinbetriebe wichtig sind. Jeder Teilnehmer er hält Pro Woche 10 Mark Beihilfe, außerdem freie Eisen Kahnfahrt und unentge.tliche Benutzung der Maschinen. Hohcnstcin-G. Hier hielt Schuldirektor Dietze im Altstädter Gewerbeverein einen Vortrag über „Geschichte und Bedeutung des Jesuitenordens", worauf be schlossen wurde, eine Petition gegen die Wiederznlassnng der Jesuiten an den Reichstag abznsenden. Herr Dietze! Im 17. Neichstagswahlkreis, zu dem Hohenstein gehört, sind 63 Prozent Stimmen für die Sozialdemokratie abgegeben worden. Sollte es da Ihrem Patriotismus nicht näher liegen, gegen diesen Feind zu kämpfen? Mildcnau. Heute, Sonntag mittag, begann hier die Ausstellung von erzgcbirgischem Fleckvieh «Sinnnen- thaler), die ca. 300 Nummern anfwies. Es war deutlich zu ersehen, daß seit der Ausstellung vor 11 Jahren hier orts die Znchtresnltate ganz wesentliche Fortschritte gemacht hatten. Die Preisrichter walteten an drei verschiedenen Stellen ihres Amtes und konnten manches Znchtstnck mit einem Preise bedenken; auch ein Vertreter der Regierung war von Dresden erschienen, um sich durch Augenschein zu überzeugen, daß die finanzielle Beihülfe, welche wiederholt vom Fiskus gewährt wurde, nicht unnützer Weise den Zuchtgenossenschaften gespendet worden ist. Leider mußte die Ansstellnng wegen eines heranziehenden Unwetters gegen -1 Uhr nachmittags schnell beendet werden, da die Tiere im Freien ausgestellt waren. Die Vorsicht erwies sich sehr zweckmäßig, da bald nach Wegführnng der Tiere ein starkes Hagelwetter niederging. -I- Reichenau. In der vorletzten Nummer des „Armen Teufel" wurde unter der Rubrik ans Settendorf arg über unsere katholische Geistlichkeit hergezogen, daß sie sich zu oft politisch hervortue nsw. Diese Notiz hatte der Seitendorfcr i-Korrespondent verbrochen. Wir haben ans diese Anwürfe in Nr. 132 unserer „Sächsischen Volksztg." jenem Herren geantwortet und weiß er natürlich aus eigenem nichts mehr zu erwidern. So steht es mit den vielen Ortskorrespondenten des „Armen Teufel": oft An- würfe und Verdrehungen, dann absolutes Schweigen, wenn der Angriff zurückgewiesen ist, aber natürlich — berichtigen niemals. Der „Arme Teufel" kann ob solcher Herren Berichterstatter stolz sein. Zur Beruhigung des Herrn i aus Seitendorf kann gleichzeitig mitgeteilt werden, daß diese wie alle anderen mit seiner Persönlichkeit sich be fassenden Notizen in unserem Blatte nicht von einem kath. Pfarrer geschrieben sind. Damit nun Herr i nicht gar zu oft daneben haut, könnte er sich nächstens einmal im kath. Volksverein einige Belehrung holen. Wir begrüßen jeden mit Freuden, der sein Schlecht-unterrichtet-sein durch ein Besser-unterrichtet-sein ersetzen will! d Filippsdorf. Am 2. August, dein Feste des hl. Alfonsus, wird der neugewählte Redemptoristenpater Josef Watzl, sein erstes hl. Meßopfer feiern. Fest- und Primiz- predigt hält der hochw. Erzdechant von Reichenberg Gustav Buder. Am 3. August abends 6 Uhr beginnt der erste Kurs der Priester-Exerzitien, der zweite Kurs am 24. August zu derselbe Stunde. Der erste wird gehalten von Redemp- toristcnpater De. Josef Höller, der zweite mit besonderer Berücksichtigung der Hochw. Herrn aus der Diözese Leit- meritz von I*. Or. August Nösler. Telegramme. «Wolfis Telegraphenbureau.) ^ Zur Krankheit des Heiligen Baters. R o m, 1-1. Juli. Der heute früh 0 Uhr ausgegebene Kimllkheitsbericht lautet: Bisher ist keine Aenderung in dem ernsten Zustande eingetreten, in den: sich der Papst an: gestrigen Abend befand. Puls schwach, 92, Atmung 30, Temperatur 36,3. Mazzoni. Lapponi. Rom, 14. Juli, 9 Uhr 50 Min. vormittags. Der Papst hatte in der vergangenen Nacht einige Male Er brechen und hatte mitunter das Bewußtsein verloren. Alle Hoffnung ans Besserung ist geschwunden. Der Zu stand ist äußerst ernst. Rom, 14. Juli. Der heutige Besuch Mazzouis beim Papste dauerte etwa 20 Minuten. Lapponi verließ den Vatikan um Ist/., Uhr und begab sich nach seiner Wohnung. Für 7 Uhr abends ist eine neue Besprechung mit Nossoni angesetzt. Nom. 14. Juli. „Popolo Romano" veröffentlicht eine von 4 Uhr morgens datierte Mitteilung, in der es heißt: Der Papst hat die Nacht sehr unruhig verbracht und mehrmals Ohnmachtsansälle gehabt; trotz des Drängens Lapponis hat er die Annahme von Bouillon verweigert. „Capitan Fracassa" bestreitet, daß es sich um ein Krebs- leiden handle; die Hanptkrankheit sei die fortgesetzt zunehmende Schwäche. — Mazzoni bestätigt, daß die Geisteskräfte beim Papst nachgelassen haben. Jedoch habe er sich gestern mit Nossoni unterhalten und sich von ihm Mitteilungen über die von ihn« im Hospital behandelten Kranken machen lassen. Allerdings sei die Stimme des Papstes kaum verständlich gewesen. Während der Nacht habe der Papst etwas Tokayec getrunken, den der Kaiser von Oesterreich ihm geschickt hatte. Lapponi machte dem Papste mehrere Einspritzungen. Die Harntätigkeit wird immer ungenügender, die Schwellung der Beine nimmt zu. Da die Atmung sehr schwierig ist, bereitet man eine neue Sanerstoffznfnhrnng vor. N om, 14. Juli. Die drei Neffen des Papstes brachten die Nacht im Vatikan zu, auch der Großpönitentiar Kar dinal Serafino Vannntelli fand sich dort ein. Zn allen Personen, die im Falle des Todes des Papstes im Vatikan anwesend sein müssen, wurden in der Nacht Boten gesandt. In der frühen Morgenstunde hieß es, der Papst habe das Bewußtsein verloren. Nom, 14. Juli. Im Falle des Konklave wird der portugiesische Botschafter beim hl. Stuhl als Doyen des diplomatischen Korps den Sicherheitsdienst beim Konklave übernehmen, d. h. die Vermittelung von etwaigen Mit- teilnngen zwischen den Mächten und der provisorischen Negierung des hl. Stuhles. Der Botschafter wird während der Einschließung der Kardinale sich in direkter Verbindung mit dem Sekretär der Kongregation des Konsistoriums halteil. der außerhalb des Konklaves die provisorische Re gierung der Kirche vertritt. Es verlautet, daß Msgr. Marini zum Sekretär des Konsistoriums ernannt werden wird. London, 13. Juli. Unterhaus. In Beantwortung einer Anfrage erklärt Kolonialininister Ehamberlain, er sei davon unterrichtet. daß vor kurzem Aufträge zur Lieferung von Lokomotiven nach Kanada einer Gesellschaft in Glasgow erteilt worden seien. Der Direktor dieser Gesellschaft habe ihm mitgeteilt, daß die Gesellschaft die Aufträge nur infolge dos kanadischen Vorzugstarifes erhalten habe. Yokohama, 13. Juli. Die politische Krise ist bei gelegt. Margnis Jto tritt in engere Verbindung mit der politischen Partei Sennkai und nimmt das Amt des Präsi denten des Geheimen Rates an. Ter Premierminister Vicomte Katsnra nimmt sein Amt wieder ans. Es verlautet, seine Drohung, znrückzntreten, sei ein Protest gewesen gegen das Eingreifen unverantwortlicher älterer Staatsmänner in die Politik der Regierung. Graf Matsnkata und Margnis jyamagata wurden zu R^-tgliedern des Geheimen Rates ernannt. Tschifn, 13. Juli. Der russische Kriegsminister Knro- patkin hat mit seiner Begleitung Port Arthur verlassen und die Heimreise angetreten. K apstadt, 13. Juli. Der Premierminister legte heute dem Parlament das Budget vor. Nach demselben beläuft sich der Wert der Ausfuhr auf 13 >800 000 Lstr., das sind gegen das Vorjahr mehr 3 666 000 Lstr., und der Wert der Ein fuhr auf 34 220 300 Lstr., das sind gegen das Vorjahr mehr 10 228 469 Lstr. Der Ueberschnß der ordentlichen Einnahmen betrug im letzten Jal)re 1 028 682 Lstr. Leipzig, 14 Fuli. Der Journalist Alfred Schaffer, ehe maliger Inhalier des KorrespondcnzburcauS Schaffer und des Depeschenbureaus Kurier, beide in Leipzig, wurde von den, hiesigen Schwurgericht wegen einfacher und schwerer Urkundenfälschung zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt unter Zubilligung mildernder Umstände und Anrechnung von 4 Monaten Untersuchungshaft. Schaffer wurde schuldig gesprochen, in fünf Fällen öffentliche Urkunden, in einem Falle eine Privaturkunde gefälscht zu haben, um sich gegen Vorwürfe falscher oder unzuverlässiger Berichterstattung zu recht- fertigen. Budapest, 13. Juli. Die Flüsse Arva, Waag und Poprad haben die Dämme überflutet und große Flächen Felder und Wiesen unter Wasser gesetzt. Ebenfalls stehen viele Bahnkörper und Land straßen Ober-Ungarns unter Wasser. In Gran steigt die Donau sehr schnell. Die Notstandökommissiou ist zusammengetreten: die Militärbehörde wurde um Uebcrlasscn von Militär zur Ausführung von Schntzarbeiten ersucht. Nach hydrographischer Berechnung dürfte bei Gran die Donau noch »m 1 Meter steigen. London. 14. Juli. Nach einer Washingtoner Depesche des „Daily Telegraph" ist dem Staatsdepartement vom amerikanischen Gesandten in Santiago de Chile telegraphisch gemeldet worden, die Pest habe sich über beinahe alle Hafenplätze in Chile verbreitet.
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