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die Einlösung in Niendorf eine Offerte angenommen, die bereits erloschen war." DaS Reichsgericht hat dieses Urteil bestätigt, indem die vom Beklagten gegen das vorerwähnte Urteil eingelegte Revision zurückgewiesen ist. Freiberg. Die stattgefundenen Stadtverordneten- wählen bestehen zu Recht, und der dagegen erhobene Ein- spruch ist hinfällig. Gervählt sind: Bergamtssekretär Schönheck, Fleischermeister Berger. Baumeister K. M. May, Baumeister R. Göpfert, Kaufmann Geyh und Klempner» ineister Wolfs als Ansässige. Landrichter Dr. jur. Merz, Leh rer Steiger. Geheimer Bergrat K. Merbach und Oberkunst meister Professor Roch als Unansässige. Leipzig. Stadtverordnetenkollegium. Am vorigen Dienstag wurde ein älterer Handelsmann im Plagwitzer Krankenhaus ausgenommen und. da er mit Krätze behaftet w«r, in einer Dachstube isoliert untergebracht. Tie Be- bandlung erfolgte ordnungsgemäh. Nachdem am Sonn abend abend um 8 bez. l/„9 flhr „och dw Ltube vom Haus diener revidiert worden n>ar. macksten sich in der Nacht gegen >/.-4 Uhr Anzeichen eines Brandes bemerkbar. Die sofort herbeigeholte Feuerwehr drang in die von dichtem Qualm erfüllte Stube ein und holte den Körper des In sassen heraus. Letzterer war bereits leblos und Wieder belebungsversuche hatten keinen Erfolg. Der Brand (es glimmte ein Balken) war zweifellos entstanden durch her- ausgefallene Kohlen. Es ist aiiznnehmen, daß der Insasse noch vor dem Schlafengehen tüchtig eingeheizt hatte, ohne di< nötige Vorsicht zu beobachten. Ter Ofen war intakt, und ein Verschulden Dritter ist gänzlich ausgeschlossen. Herr Stadtverordneter Vollender griff in der letzten Sitzung diese Angelegenheit auf und beantragte, daß das Plagwitzer .Krankenhaus baldigst in städtische Verwaltung genommen werden möge. Nach einigen weiteren Aufklä rungen über die Verwaltniigsverhältnisse wurde der An trag Vollender mit großer Mehrheit abgelehnt, womit sich die Angelegenheit erledigte. Tie weitere Untersuchung des Vorfalls liegt übrigens in den Händen der Staatsan waltschaft. Leipzig. Ein Ick jähriges Mädchen, welches sich heim lich vom Elternhanse entfernt hat. wird vermißt. Das Mädchen ist von großer Gestalt, hat dunkelblaues, lockiges .Haar, braune Augen nnd trug ein graues oder, wie man auch »och hört, blaues, weißgetupftes Kleid, roten Hnt mit rotem Band, blanes Jackett. Es führte eine Leder- lasche und Aktenmappe, sowie eine Anzahl von Eonpons mit sich. Auf die Ermittelung des Verschwundenen ist eine Belohnung ausgesetzt worden. Leipzig. Die Einführung einer Katzensteuer war vom Leipziger Tierschntzverein beim Landwirtschaftlichen .Kreis verein Leipzig für das platte Land befürwortet worden. Der Vorstand des Vereins batte darauf in dieser Sache Er- kimdi>gn»gen eingezogen, die ergaben, daß eine Katzen- sieuer bis jetzt nur ganz vereinzelt verkomme, unter ande rem in Angnstusbnrg. ferner soll Bautzen beabsichtigen, eine solche Steuer einznfnbren. In der Versammlnng des Kreis-Vereins sprach man sich allseitig gegen eine solche Steuer ans. Für den Landwirt sei die Katze ganz unent behrlich zur Vertilgung von Mäusen, Natten nnd ähnlichen Schädlinge»: im übrigen verhinderten schon die Forstbeani- ten etwaiges Wildern der Katzen. Man beschloß deshalb, und zwar nahezu einstimmig, daß die Frage der Katzen steiier ,.ein für allemal abgetan sein solle". Crimmitschau. Das seit dem 18. Dezember vermißte Mädchen, für dessen Auffindung eine Belohnung von 100 Mart ansgesetzt worden ist, ist in Berlin eruiert und der Polizei übergeben worden. Tie Durchgängerin war vori gen Sonntag in einem Hotel der Wilhelmstraße abgestiegen nnd hat einige Tage flott glebt. Zwickau. Für das Schiedsgericht für Arbeiterversiche- rung zu Zwickau wird ein neues Dienstgebäude gegenüber per neuen Ingenieurschule errichteck werden. Ncichtnbach i. V. Der Polizei gelang die Verhaftung eines Hotelschwindlers Namens Lieboh ans Grashorn bei Hannover, der seit November nach Verbüßen einer fünf jährigen Zuchthausstrafe in München, Kulmbach, Hof, Mei ningen, Schmalkalden, Marburg, Falkenstein, -Oelsnitz i. V. zahlreiche Hoteliers um große Zechen prellte. Plauen. Die Generaldirektion der Königlichen Samm lungen für Kunst nnd Wissenschaft in Dresden hat dem hie sigen Kunstverein weitere Ick Gemälde im Werte von 27 000 Mark zur bleibenden Ausstellung überwiesen, so daß jetzt 40 wertvolle Bilder aus Dresden ständig in Planen aus gestellt werden. Adorf. Der 20 jährige Handarbeiter Job. Schmucker hatte vor kurzem seine Ehefrau mit dem Rasiermesser be droht. worauf diese ibu verließ. Nun lauerte er ihr auf, überfiel sie nnd versuchte sie mit einein Stricke zu erdrosseln. Ruf die Hilferufe der Ueberfallenen entfloh der Attentäter. Er wurde noch an demselben Abend verhaftet. Kaniknz. Der hiesige Stadtrat bat das Erstebungs- recht in der Zwangsversteigerung des Knrbades zu Lange- drück an Herrn Restaurateur Kilzel in Dresden abgetreten. Gern. Der Trinkwassermangcl macht sich hier stark bemerklxir. Im Hochbehälter ist nur ganz wenig Wasser. >'« daß die höher gelegenen Teile der Stadt ohne Wasser find, und dieses von sehr Nuckt herholen müssen. Die Mög lichkeit, daß das Wasser ganz zu laufen anfbört ist nicht ausgeschlossen. In diesem Falle wird die Wasserleitung der Nachbargemeinde Debschwitz in Anspruch genommen werden müssen. Vermischtes. V Das Weihnachtsgeschenk des Kronprinzen, das er seiner verlobten Braut, der Herzogin Cäcilie von Mecklenburg, nach Cannes iibersandt bat. besteht in einem überaus vriichtiqen Perlenschmuck. der einen Wert von rund .17 000 Mark repräsentiert. Ein Hafjnnielier auS Frank furt a. M., welcher ständiger Lieferant an den Hof des Kaisers ist. hat diesen Schmuck, zu dem die auserlesensten Perlon verwendet wurden, geliefert, und zwar suchte ihn die Kaiserin für ihre zukünftige Schwiegertochter selber ans. v Der Stand der Krebsheilung. Wie die heutige Berliner Klinische Wochenschrift mitteilt, hat das KrebSkomttee in Berlin unter Borsitz de» Geheimrats Direktor Dr. Wutzdorf, später Geheimrat von Leyden, am 13. Dezember eine Sitznng abgehalten. Den Haupt gegenstand der Tagesordnung bildete ein Vortrag, welchen Professor Dr. O. Lassar unter Vorführung zahlreicher Pa- ttenten. Wachsabdrücke. Projektionen und Präparate über den „Stand der Krebs Therapie" hielt. Der Vortragende betonte auf Grund von BehanblungS Ergebnissen, daß die oon ihm ausgegangene interne Arsenbehandluug kleinerer, relativ frisch entstandener Hautkrebse sich im Ver- lauf von nunmehr zwölf Jahren immer auf das neue de- währt habe. Hierauf wurden einige vierzig Kranke aus Berlin und von auswärts vorgeführt, welche mit Röntgen- und Radium - Therapie zu brs jetzt bereits teilweise jahrelang bestehender Ausheilung gebracht waren. Größere Cancroide schwinden fast ausnahmslos, selbst nach lang jährigem Bestand auf die Röntgen-Kur. Kleinere Ge bilde dieser Art. vorzugsweise aber auch Lippen-Krebse. sind auf Radium zu völliger und bleibender Resorption gelangt. Den Schluß bildete die Vorführung geheilter Krebswunden, welche, als Rezidive nach Operationen übrig- geblieben, alsdann schmerzlos und zur vollständigen Ueber- häutung gebracht worden waren. Endlich kamen Röntgen- Heilungen der dsvoomu kunSoickou (Schwamm-Polyp) und des ^ikrolipom (Faserfettgeschwulst). sowie schließlich vor dem mehrfach mit anderen Methoden vergeblich behandelte rezidivierte Sarkome als geheilt zur Demonstration. Die zahlreich besuchte Versammlung folgte mit großer Auf merksamkeit dieser umfassenden Vorstellung. v Marienlied eines Hohenzollernfiirsten.*) Müller aller Seligkeiten. Dich verehrt die Christenheit Gern zu allen Stunden, Doch in soud'rer Innigkeit: Dir zu Lob und Würdigkeit Hab' ich mich verbunden- Voller Sorge sink ich hin. Äramerfüllk sind Herz und Sinn; Wenn ich daran denke. Das; ich dich in einem fort Durch Gedanken, Werk und Wort Stets von neuem kränke. Jungfrau rein und unenttveiht, MuUer voll der Gütigkeit. Dies Geschenk mir gebe: Daß nach Veichte. Buß' und Reu' Iw dir wieder würdig sei lind in Gnaden lebe. v Andere Länder — andere Sitten. In der Bretagne besteht ein seltsamer Hochzeitsbranch. Der junge EH.'Mtnn hat nämlich nach vollzogener Trauung seiner Frau Liebsten eine gehörige Obrfeige zu versetzen mit den Worten: „So geschieht Dir, wenn Du mich erzürnst!" Darauf küßt er seine junge Gattin zärtlich und sagt: „Und so tu ich Dir, wenn Du mich gut behandelst." — Geschah es da eines Tages, daß sich ein junger Bauer aus der Bretagne eine Tochter des Schwabeulaudes als Gattin hatte autrauen lassen. Sie bekommt natürlich ihre Pflicht gemäße Ohrfeige. Auf den Kuß aber wartete das resolute Ichwabeukiud nicht, sondern gnitnerte den Empfang der Ohrfeige, indem sie ihrem Mann mit wuchtiger Hand eine gleiche Zärtlichkeit erwies, die Worte hiuzufügeiid: „Dees kann mer aber scho gar net g'ialle, woischt!?" — Sie hat keine Ohrfeige mehr wieder bekommen von ihrem Mann, auch wenn sie ihn wirklich mal erzürnt hatte. v D i e Z a l> l d e r K a t l> o l i k e n in Rußland. Nach den: Kalender der katholischen Wohltätigkeitsgesell schaft iit St. Petersburg für das Jahr 1905 sind im russi schen Reiche im ganzen zwölf katholische Diözesen, 2710 Parochien mit cklOO Geistlichen und 12 102 479 Parochia- nen vorhanden. Hiervon entfallen auf Polen 7 Diözesen, 1017 Parochien nnd 7 350 556 Parochianen und auf das eigentlicl>e Rußland 5 Diözesen, 1063 Parochien nnd ck 7ck5 923 Parochianen. Im eigentlichen Rußland zLihlt die Erzdiözese Mobilem 998 670 Parochianen, 228 Kirchen und 358 Geistliche. Die Wilnaer Diözese zählt 1 379 318 Parochianen, 236 Kirchen nnd 392 Geistliche, die Zmudzer Diözese 1 25ck 5ck0 Parochianen, 218 Kirchen nnd 623 Geist liche. die Diözese Luck-Schyomir 750 082 Parochien, 247 Kirchen und 306 Geistliche, die Tyraspoler Diözese 363 313 Parochianen, 134 Kirchen nnd 197 Geistliche. Die 600 000 Uniten in Rußland sind bei dieser Statistik nicht inbegriffen. v Frau und Fräulein. Neulich ist an das vrenßische Abgeordnetenhaus die Petition gerichtet worden, für ältere unverheiratete Damen möge die Bezeichnung „Frau" eingeführt werden. Das Haus ist unter Heiterkeit zur Tagesordnung übergegangen und das war gewiß das Gescheideste, was es tun konnte. Aber sprachgeschichtlich hat der Antrag, so schreibt die „Köln. Ztg.", eine gewisse Be rechtigung. „Frau" ist in der Tat als Titel und ehrende Bezeichnung weiblicher Personen früher auch für Unverhei ratete gebräuchlich gewesen. „Nemt frowe disen kränz; also sprach ich zeiner wol getanen maget", lautet die bekannte Stelle bei Walther von der Dogelweide. Einige Reste ha ben sich sogar bis heute von diesem Gebrauche erhalten. So haben geistliche Personen Anspruch auf die Bezeichnung Frau (z. B. Frau Aebtissin, Klosterfrau). Bei Schiller wird die jungfräuliche oder wenigstens unvermählte Königin Elisabeth ebenfalls so angeredet: Laß dich erbitten, könig liche Frau. Ferner ist es von jeher üblich gewesen, die hei ligste Jungfrau Maria Frau zu nennen: unsere Frau, un ser liebe Frau, Frauenkirche usw. Umgekehrt konnte früher „Fräulein" auch für Verheiratete gebraucht werden. Erst ii» neueren Sprachgebrauch wurde es Bezeichnung für un- verheiratete Damen, lind zwar zunächst nur höherer Stände, besonders adeliger. Allmählich dehnte es sich auf junge Damen aller Stände aus, und heute beansprucht jedes Dienstmädchen auf seinen Drckefadressen. die Bezeichnung Fräulein. v Ucber den gräßlichen Tod eines Schaffners schreibt man aus Vorarlberg: Die Züge, die von hier auf der Staatsbahn nach dem Arlberg fahren, haben der starken Steigung wegen meistens zwei Lokomo- tivcn, eine vorn und eine rückwärts. So war es auch am 16. d. M. bei den; Zuge Nr. 70, der früh morgens DalaaS »> Berfas,t von dom Markgrafen Friedrich 17. von Brandenburg d>» I«70- für die .Schwa»en ritt er", die Mitglieder de» von il,:n gestifteten . Schwanenorden»", der durch die Verehrung der »nbetleckten 9in»afea» den mürkischen Ndel aut den Weg der Pflicht znrücktübren io Nie, Nein Ehebrecher. Unkeiiicher. Berrüler und Btiuber und keiner, der sich drtrinkt, konnte Mitglied werden. passiert. Als er sich nach kurzem Aufenthalte daselbst m Bewegung setzte, wollte der Kondukteur Joh. Kreißt eine Bremse steigen. Weil der Mann aber gegen seine Ge wohnheit schwere Stiefel trug, glitt er aus und stürzte «uf die Kuppelung. Es wäre nun Kreiß! wohl gelungen, stch daran festzuhalten, wenn er nicht mit dem Kopfe an den eisernen Rand eines Puffers angeschlagen wäre und in folgedessen vorübergehend die Besinnung verloren hätte. So fiel er auf den Boden hinab und blieb zwischen den Schienen liegen. In dieser entsetzlichen Situation ka« tz« Unglückliche zu sich und sah nun, daß die Räder recht» und links zu laufen begannen. Anfangs beschloß Kreiß!, ruhig zu bleiben und den Zug über sich hinwegfahren zu lasten. Aber da fiel ihm ein, daß die sckstvere Bergmaschine, welche rückwärts nachkam. mit verschiedenen Eisenteilen tief hinab- reichte und ihn unfehlbar zermalmt haben würde. S« auf allen Seiten von gräßlichen Gefahren umgeben, faßte Kreiß! den Entschluß, seitwärts herauszukriechen. Die Be wegung des Zuges war noch eine verhältnismäßig lang same . Kaum waren die Vorderräder eines langen Wagens vorbeigerollt, so faßte Kreiß! die rechte Schiene und schwang sich mit einem verzweifelten Ruck hinaus. Aber leider ge lang ihm dies nicht vollständig: das nächste Rad erfaßte ihn unterhalb der Knie und fuhr ihm beide Füße ab. Nun lag Kreiß! verstümmelt auf der beschneiten Dammböschung und war schon halb verblutet, als Bahnarbeiter hinzukcunen und ihn in das Stationsgebäude trugen. Hier starb er, nachdem er noch den ganzen Vorfall genau geschildert hatte. Kreiß! war verheiratet und Vater von fünf kleinen Kindern. v Der Jungbrunnen. Genosse Mehring hat eine hiibsck>e Verwirrung angerichtet; gegenüber Bebel er widert er zwar auffallend zahm. Aber er lveist dem Sozia- listenführer eine hübsche Korrektur des amtlichen Steno grammes nach. Nach dem amtlichen stenographischen Be richt hat Bebel gesagt: „Ich erkläre weiter, daß wir den In halt dieses Artikels nicht verantworten können." Im un- korrigierten Stenogramm aber lautete dieser Satz: „Ich er kläre weiter, daß wir nach keiner Richtung hin den J«ch«lt dieses Artikels verantworten." Diese Enthüllung Mehrings ist besonders bemerkenswert, weil die Erklärung, welche Bebel, Gerisch, Pfanntuch, Singer im Auftrag der sozial demokratischen Neichstagsfraktion am 15. Dezember im „Vorwärts" veröffentlichten, die Versicherung enthielt: „Selbstverständlich war bei der Ableugnung der Verant wortung, daß nicht die Tendenz, sondern die Form de» Ar tikels abgelehnt wurde, worüber auch der Wortlaut der vom Genossen Bebel gemachten Ausführungen im stenographi schen Bericht des Reichstages gar keinen Zweifel läßt." Bebel ist damit bös aufgefahren, zumal ihm sein Schütz ling solche Enthüllungen bereitet. Inzwischen wird der „Vorwärts" im Lande herum stark mitgenommen, so namentlich auf einer Versammlung in Königsberg. Der Redakteur Borchardt der dortigen sozialdemokratischen „Volkszeitung" bozeichnete in öffentlicher Versammlung dis „Leipziger Volkszeitung" als das bestredigierte Parteiblatt und warf dem „Vorwärts" vor, er befolge die Taktik der Leisetreterei, er versumpfe das Parteilichen und belüge seine Leser. Später milderte er denn diese letztere Aeußerung, indem er meinte, der „Vorwärts" belüge seine Leser allerdings nicht absichtlich. Der „Vorwärts" ist über diese öffentliche Ohrfeige sehr erstaunt und begnügt sich vor erst damit, festzustellen, daß in dem Königsberger Partei organ über diesen Vorfall in der Versammlung gar nichts berichtet wurde. Das beweist nur, daß die sozialdemo kratische Presse nicht „wahrheitsgetreu referiert". Aber der „Vorwärts" ist noch mehr betrübt, weil zwei andere so zialdemokratische Zeitungen ihm nicht Abbitte geleistet haben: er schreibt: „Beide Blätter halten den Vorwurf der Unanständigkeit gegen uns aufrecht. Wir ersehen daraus mit Bedauern, daß wir uns getäuscht haben, als wir der Hoffnung Ausdruck gaben, der Vorfall werde zur Förderung der Selbstbestimmung beitragen." Aber darüber braucht er sich doch nicht zu wundern; bei der sozialdemokratischen Presse ist ja ganz gang und gäbe, daß man eine Ver- kenmdung gegen einen Gegner nie zurücknimint, sondern zu der alten noch eine neue setzt. Nun der „Vorwärts" dies am eigenen Leibe verspürt, sollte er sich nicht beklagen. Eingesandt- (Ohne Verantwortung der Redaktion.) So mancher katholische junge Mann, den die B«r- sehung aus der elterlichen Obhut und aus der Mitte be- wahrter lieber Freunde hinweg nach der industriereichcn Großstadt mit ihren Verführungen und Gefahren bringt, verliert oft seinen Glauben und schließlich auch seinen sitt lichen Halt, wenn es ihm nicht gelingt, sich bald einem Kreise gleichgesinnter Standesgenossen anzuschließen. Ka tholischen Kauflcnten und Beamten kann der Anschluß an den hiesigen katholisch kaufmännischen Ver ein Col umbus nicht warm genug empfohlen werden. Dieser Verein gehört zu dem über ganz Deutschland ver breiteten Verbände der katholisch kaufmännischen Vereini gungen mit etwa 16 000 Mitgliedern und bezweckt bei ge ringem Beitrag (jährlich 10 Mark) Förderung des religi- ösen Lebens. Förderung der Standesinteressen. Hebung nnd Vervollkommnung der allgemeinen und der Fachbil dung und Pflege der Geselligkeit. Die Zwecke des Verein» werden erreicht durch 1) gewissenhafte Erfüllung aller re- ligiösen Pflichten: 2) gegenseitige Hilfeleistung durch kosten lose Stellenvermittelung, durch Kranken-, Sterbe- und Untcrstühungskassc. Lebens- und Unfallversicherung; 3) wöchentliche Versammlungen (in Dresden jeden Donners tag abend 9 Uhr im Hotel zu den vier Jahreszeiten, Neu städter Markt), in denen allgemeine und fachwissenschaftliche Vorträge gehalten, sowie aufgeworfene Fragen erörtert werden: 4) Benutzung der reichen Büchersammlung nnd der aufliegenden Zeitungen: 6) kostenlose Zusendung der ver- bandSzeitung „Merkuria" und 6) durch gesellige Veranstal tungen, wie Familienabende, Sommerausflüge nnd der gleichen. Außer in Dresden befinden sich in Sachsen noch in Leipzig und Chemnitz katholisch kaufmännische Vereine.