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Aus dem Ausland Frankreich — Das Kriegsgericht fällte das Urteil in einem Pro zesse, in dem mehrere Militärärzte sowie Zivilpersonen ver wickelt waren, unter der Beschuldigung, Soldaten vom Mili tärdienst befreit zn haben. Tas (Bericht verurteilte die Hanptangeklagten Tr. Lombard zu l<) Jahren Zwangs arbeit und 3000 Franks Geldstrafe, Tr. Laborde zu fünf Jahren Gefängnis, Karfunkel zu 5 Jahren Gefängnis und -1000 Franks Geldstrafe. -10 weitere Angeklagte, in der Mehrzahl Soldaten, die betrügerischerweise vom Militär dienst befreit worden waren, wurden zu Strafen von 6 Mo naten bis zn 3 Jahren Gefängnis und zu Geldstrafen von 500 bis zn 10 000 Franks verurteilt. Vier Angeklagte wur den freigesprochen. England — König Georg und der Zar haben Telegramme ge wechselt. Der König telegraphierte: Ostern 1010. Heute, da unsere beiden Nationen durch ein glückliches Zusammen treffen Ostern feiern und wir des St. Georgs-Tages ge denken, kann ich mich nicht enthalten, Ew. Majestät meine Glückwünsche zu senden und neuerlich mein Vertrauen an d, n Sieg unserer verbündeten Armeen anszndrücken. Ich babe die kürzlichcn siegreichen Taten Ihrer tapferen Armes mit Vergnügen verfolgt. — Der Zar antwortete: Wärmsten Dank für Ihre Ostergrüße und guten Wünsche. Ich teile vollkommen Ihr Vertrauen an den endgültigen Sieg unserer vereinigten Anstrengungen. Türkei — Die deutschen Rcichstagc-nbgevrdnctcn Graf Westarp, Freiherr v. Camp, Dr. Spahn, Bassermann und Tr. Meiner, sowie der Landtagsabgeordnete Dr. Otto sind gestern nachmittag in Konstantinopel cingetroffen und von einer Abordnung des Parlaments, bestehend aus dein Vize präsidenten der Kammer, den Mitgliedern des Bureaus und zahlreichen Abgeordneten sowie von den Abteilnngschefs der> verschiedenen Aemter willkommen geheißen worden, des- vom Generalsekretär des Verbandes für Einheit und Fort schritt. Tie deutschen Abgeordneten, die von der türkischen Grenze bis zur Hauptstadt durch Mitglieder der Behörden des Vilajets Adrianopel begleitet waren, wurden überall herzlich empfangen. Amerika — Der japanische Botschafter überreichte dem Staats departement einen Einspruch gegen das Einwanderungs- geseb, das asiatische Einwanderer ausschließt. Tas Gesetz hat das Repräsentantenhaus durchlaufen und liegt jetzt dem Senat vor. Die japanische Regierung erhebt dagegen Ein spruch, weil es gegen die Würde des japanischen Volkes ver stoße und den guten Glauben der japanischen Regierung in Frage stelle. Der japanische Einspruch hat in Regiernngs- kreisen eine gewisse Beunruhigung hervorgcrufen. China — Der chincsischc Kreuzer „Hni-?)»ng" stieß, während er am Sonnabend abend Truppentransporte nach den Süd inseln des Tschusan-Archipels begleitete, mit dem Dampfer „Hsinyn" zusammen und brachte ihn zum Sinken. Von den 1000 an Bord befindlichen Soldaten und der Besatzung wurden 30 Mann gerettet. Aus Stadt und Land Dresden, den 25. Slpril 191«. —* Seine Majestät der König wohnte an beiden Feiertagen dem Gottesdienste in der Kath. Hofkirche bei. Die Familientafel fand im Rcsidenzschlosse statt. Gestern abend besuchte der Monarch den Vortrag des Herrn Rittmeisters a. D. Freiherrn v. Ompteda über die Sachsen an der Ostfront. —* Seine Majestät der König hat dem Amtshauptmann in Leipzig Alfred v. Nostitz-Wallwitz zum Kammerherrn ernannt. —* Der Viehhandelsverband des König reichs Sachsen erläßt soeben eine Bekanntmachung über den Ankauf, die Abnahme und die Verbrauchsverteilung von Schlachtvieh. Hiernach darf der Abkanf von lebendem Vieh zu Schlachtzwecken vom 1. Mai 1010 an nur noch durch den Vorstand des Viehhandelsverbandes des König reichs Sachsen oder zn dessen Verfügung durch Mitglieder des Verbandes erfolgen. Der Ankauf von Zucht- und Nutz vieh wird von dieser Anordnung nicht betroffen. Der Vieh- handelsverband errichtet in den Städten Bautzen, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Planen und Zwickau Verteilungsstellen, deren Kosten der Vichhandelsverband trägt. Jeder Ver- teilungsstelle ist ein Lieserungsgebiet zugewiefen worden. —* An der Krankenpflegschule des Carola hauses fand vom 10. bis 16. April 1916 die staatliche Prüfung für Krankenpflegepersonen statt. An der Prüfung nahmen 38 Albertinerinnen teil. Sämtliche bestanden die Prüfung. —* Die Auslosung der Hauptgeschworenen für die zweite Tagung des König!. Schwurgerichts findet Mittwoch, den 26. April, statt. —* Frau Adele Dorä vom Deutschen Schauspiel' Hause in Hamburg wurde für das König!. Schauspielhaus in Dresden vom Herbst 1917 ab verpflichtet. —* Siegwart Friedmann, der in beiden Welt teilen bekannte Schauspieler, ist, nachdem er vor einigen Wochen im Carolahans eine schwierige Operation glücklich überstanden hatte, Sonnabend drei Tage vor seinem 74. Geburtstage, sanft entschlafen. Siegwart Friedmann war am 26. April 1842 in Budapest geboren. Seine Haupt rollen waren Richard III., Hamlet, Shylock, Mephistopheles, König Philipp II., Bolz (in den Journalisten), Schumm- rich (in den Zärtlichen Verwandten). Nachdem er sich von der Bühne zurückgezogen hatte, ließ er sich in Dresden nieder. — Sächsische Bolkszeituug — Seite s — —* Das Ergebnis der Bestandsaufnahme der Kartofselvorräte am 26. April wird durch ver eidigte Sachverständige nachgeprüft werden. Es wird allen Besitzern von Kartoffelvorräten zur Pflicht gemacht, die Angaben genau zu machen. —* Zur Anmeldung der Kaffee- und Tee vorräte erläßt der Rat zu Dresden eine Reihe von Einzelheiten. Anmcldungspflichtig sind bei Kaffee Mengen von 10 Kilogramm und mehr, bei Tee Mengen von 5 Kilogramm und mehr. —* Die Tragödie eines sächsischen Ritt meisters. Das „Berliner Tageblatt" veröffentlicht fol gende Zeilen: „Zn unserer Notiz über den Selbstmord des Rittmeisters Kurt von Herder in Dresden, den wir in der Abendausgabe vom 12. April auf Grund eines Tele gramms aus Dresden veröffentlichten, haben wir folgendes mitzuteilen: An allen in der fraglichen Notiz über die verw. Frau v. Herder geb. v. Gutstedt mitgeteilten Be hauptungen ist auch nicht ein einzig wahres Wort. Frau v. Herder ist in jeder Beziehung das Opfer einer in Dres den umlaufenden bösartigen Verleumdung ge worden, und wir bedauern auf das tiefste, eine Dame, deren Ruf über jeden Zweifel erhaben ist. einen Moment in den Schmutz dieser niederträchtigen Verleumdung ge zogen zu haben. Wir selbst — auch das Opfer dieser infamen Verleumdung — haben selbstverständlich alles getan, um der schwer gekränkten Dame jede Genugtuung zu geben." —* Der Postpaketverkehr nach der Türkei, der vorübergehend eingestellt war, wurde vom 20. April ab wieder aufgenommen. Es dürfen jedoch vorläufig nur 10, bei dringendem Bedürfnis höchstens 16 und bei Arzneimittelsendungen 26 Stück von einem Absender täg lich anfgeliefert werden. —* Lebensretter. Der Straßenbahnführer Knöfel vom Bahnhof Friedrichstadt rettete am Karfreitag an der Endhaltestelle Cossmannsdorf ein 4jähriges Kind mit eigener Gefahr aus dem dortigen Mühlgraben. —* Sarrasani spielt jetzt nicht nur während der Ostertage sondern auch nach Ostern, also auch, wenn der heutige sogen, dritte Ostertag vergangen ist. Täglich 8 Uhr, Sonnabend, Sonntag und Mittwoch ^/„4 und 8 Uhr finden Vorstellungen statt. Am morgigen Mittwoch haben Kinder und Soldaten nachmittags kleine Preise zn zahlen. Richtiger müßte man sagen, von den kleinen Preisen noch eine weitere Ermäßigung. Der ganze Spielplan der Ostertage bleibt bestehen. Alle Artisten, alle Nummern werden hel fen, das Haus zu füllen, wie man es bei den Eigenver anstaltungen Sarrasanis nicht anders gewohnt ist. —* Wasserstände der Moldau und Elbe: Bndweis —, Pardubitz — 10, Brandeis -s- 78. Melnik -j- 34, Leitmeritz -s- 30, Aussig -s- 72, Dresden — 78. Leipzig — Die Stadtverordneten beschlossen in ihrer Sitzung am 10. April, 170 Proz. des Normalsteuersatzes als Einkommensteuer für das Jahr 1916 zu erheben, und zwar 110 Proz, Gemeindeeinkommcnsteuer und 60 Proz. als Einkommensteuer der evangelischen Schulgemeinde. Mit dieser Bewilligung sind die Stadtverordneten unter dem Vorschläge des Rates geblieben. Chemnitz, 23. April. Mit der Erhöhung der Kriegerfamilien-Unterstützung beschäftigte sich der Bezirksausschuß der Königl. Amtshauptmannschaft Chemnitz. Es wurde beschlossen, eine 30proz. Erhöhung der Unter stützung eintreten zu lassen. Der Mietsbeitrag soll von 60 auf 75 Proz. erhöht werden. Die Textilarbeiter-Für sorge erforderte gleichfalls Erhöhungen. Dohna, 23. April. Spende. Der Betriebsleiter der Gußstahlzieherei, der im Felde steht, hatte erfahren, daß einer der Arbeiter der Zieherei verstorben war und eine Witwe mit fünf Kindern hinterlassen hatte. Er ließ der Witwe einen größeren Geldbetrag aushändigen. Elsterberg, 22. April. Unglück. Der Gerberei arbeiter Reinhard Popp hier fiel in eine Kalkgrube und erlitt eine tödliche Verbrennung. Sein ihm zn Hilfe ge eilter Sohn wurde lebensgefährlich verletzt. Kreischa, 23. April. Ein fa hnenflüchtiger Schütze wurde hier festgenommcn und nach Dresden übergeführt. Laubegast, 23. April. Verhaftet wurde hier eine Frau, die wiederholt hiesige Einwohner durch Kartenlegen geschädigt hatte. Mügeln, 23. April. Der Ge mein de rat will bei der Behörde beantragen, ein Rauchverbot für alle Jugend lichen bis zu 18 Jahren zu erlassen. Oederan, 23. April. Drei Söhne verloren. Die Familie Pfannenschmidt hat im Krieg alle drei Söhne verloren. Die einzige Tochter der Familie, das letzte Kind starb im Vorjahre. Radebenl, 23. April. Der Gemeinderat beschloß, zur Versorgung der minderbemittelten Einwohnerschaft eine Kriegsküche einzurichten. Rodewisch i. V., 22. April. Entleibt. Fabrik arbeiter Franz Pctzold hier hat sich wegen ehelicher Zwistig keiten durch Ertränken entleibt. Von der bayerischen Grenze, 23. April. Fleisch- karten werden nunmehr vom 1. Mai ab auch in Bayern eingeführt. Die Verbraucher erhalten für die Woche und den Kopf Marken auf 800 Gramm Fleisch, während Kinder unter 6 Jahren nur die Hälfte bekommen. Waldenburg, 23. April. Ertrunken. Beim Pflücken von Blumen ist das 5jährige Kind Baier hier in die Mulde gestürzt und ertrunken. Wettervoraussage vom 25. April 1916. Königl. Sächs. Landeswetterwarte. Meist trübe, kühl, trocken. Kunst, Wissenschaft und Vorträge — Dresden, 24. April. Die Gedächtnis-Aus stellung für Oskar Zwintscher findet die erwartete große Anteilnahme seitens hiesiger und auswärtiger Kunst freunde. Direktoren auswärtiger öffentlicher Kunstsamm lungen haben ihren Besuch angemeldet. Mehrere der aus- gestellten Oelgemälde, Aquarelle und Handzcichnungen gingen bereits in Privatbesitz über. Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg erwarb die Zeichnungen „An betung der Heilgen drei Könige" und „Nährende Mutter" (Studie zum Sieger). — Dresden, 25. April. Am Gründonnerstag und Karsonnabcnd war im Residenztheater Faust - Vorlesung. Am ersten Tage kam der Urfaust und am zweiten Faust II zu Gehör. Veranstalter war der als Rezitator gleich be liebte und geschätzte Baron Carlo v. d. Ropp, der in seinem verdienstvollen Werk von namhaften hiesigen Künst lerinnen und .Künstlern unterstützt wurde. Wir können uns ans Einzelheiten heute nicht einlassen, aber wir müssen doch seststellen, daß die Abende wohlgelnngen waren. Es war ein hoher geistiger Genuß, der einem erlesenen Publi kum da geboten wurde, literarisch wertvoll und sich über den Alltag erhebend. Die beiden Vorlesungen hätten einen erdrückend vollen Saal verdient gehabt. X Vermischtes V Grausame Behandlung österreichischer Kriegs gefangener in Serbien. Aus den Berichten der zur Rettung der überlebenden österreichischen Kriegsgefangenen in Serbien ausgesandten Hilfsmissionen geht hervor, daß daß viele tausende Kriegsgefangene in Albanien infolge von erlittenen Mißhandlungen, Entbehrungen und an steckenden Krankheiten zu Grunde gingen, oder wenn sie nicht mehr weiter konnten, einfach niedergemacht wurden. Alle wurden ihres Eigentums beraubt. In einem Stalle für neunzig Pferde waren ans Schütten verfaulten und von Ungeziefer strotzenden Strohs nicht weniger als 2500 Menschen zusammengepfercht. Hunderte mußten im Dezem ber 1914 bei größter Kälte und Nässe wochenlang die Nächte im Freien znbringen. Erst als der Flecktyphus, der infolge dieser Zustände schnell zunahm, auch ans die Zivilbevölkerung übergisf, wurden Gegenmaßnahmen gc- Die Gefangenen wurden zn den schmutzigsten und nied rigsten Arbeiten verwendet. Das Hamsterweib. In Lüneburg kam dieser Tage ein Briefträger zn einer wohlhabenden Dame. Sie fragte ihn nach Briefmarken, kaufte ihm den ganzen Vorrat ab und bat, er möge ihr am nächsten Tage noch für mehrere Mark mitbringen. Auf die Frage, was sie mit den vielen Marken anfangen wolle, erwiederte sie, in den Zeitungen habe sie gelesen, daß das Porto teurer würde und da wolle sie sich noch schnell Briefmarken zulegen, ehe sie teurer würden. Gemeinde- und Vereinsnachrichten 8 Dresden. (Katholischer Bürgerverein.) Unsere Mitglieder und deren Angehörige werden nochmals auf den morgen Mittwoch stattfindenden Vortrag des Herrn Hauptredakteur Laven aufmerksam gemacht und um zahlreiches Erscheinen gebeten. Handel und Verkehr Getreide- und Produktenpreise in Bautzen am 22. April Gegenstand Auf dem Markte von ss bis ^ ! 4 ^ > 4 Weizen . . 100 kg — 26 Roggen . . 100 — — 22 — Weizenmehl 100 — — 39 — Noggenmehl 100 — — 32 25 Gerste . . . 100 — — 30 - Hafer . . . 100 — - 30 — Erbsen . '. 100 — > — Raps . . . 100 — — — — Hirse . . . 100 — — — — Eiriihe. . . 100 — — — — Kartoffeln . 100 9 70 11 50 1 — — — 13 Weizenklcie . 100 „ — — — — Noggcnllcie 100 — — — — Ausländ. Welzen- u. Roggenkiele 100 — — — — Weizen-Futlergries 100 — — — — Noggcngries 100 — — — — Heu, lose . 100 12 80 15 so Stroh iFlcgeldrnsch) .... 100 — — 6 — , sMaschineiidrnsch) . . 100 5 50 5 75 Butler. . . 1 — — 4 «0 Ferkel 252 Stück -1 Stück. . 30 — 60 — Eier, frische, Stück . . . - 16 — 17 Ausgesuchte Ferkel Preise ausserhalb Notiz. Handelspreis für inländische Weizen- und Roggenkleie 15.— ^ in Mengen über 20 Zentner, unter 20 Zentner 15.50 Wochcnspielplan der Theater in Leipzig Neues Theater. Dienstag: Mignon. Mittwoch: Die selige Exzellenz. Donnerstag: Die KönigSkmder. Freitag: Gar- men. Sonnabend: Die Odaltske, hierauf: Martha. Sonntag: Aida Anrcchtsvorst.). Altes Thcater. Dienstag: Die Prinzessin und die ganze Welt. Mittwoch: FigaroS Hochzeit. Donnerstag- Die Prinzessin und die ganze Welt. Freitag: Kespcnstersonate. Sonnabend: König Lear. Sornnag: Die Prinzessin und die ganze Welt. Ooerettcn -Theater. DtcnStag: Extrablätter. Mitt woch: Wen» zwei Hochzeit machen. Donnerstag: Der dumme Augu Freitag: Unter der blühenden Linde. Sonnabend: Wenn z>mi Homzest machen. Sonntag nachm.: Der Obersteiger; abends: LZenn zw , Hö r,zeit machen. chauipielhaus. Dienstag: Großstadtluft. Mittwoch: Gläubiger. Mit dem Feuer spielen . Donnerstag: Die gutge- schnttnne Ecke. Freitag: Große Kinder. Sonnabend: Faust. Sonntag nachm.: Jettchen Gebert; abends: Große Kinder. verantwortlich für den redaktionellen Teil Hauptredakteur Richard Laven, für Reklame und Anzeigen I. I. Keller. — Druck und Verlag der .Saxonta-Buchdruckerrt A. m. b.H sämtlich tn Dresden.