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kommen ist. Aehnlich spricht sich Dr. Kayser in Briefen aus jener Zeit an seinen Onkel aus, er spricht davon, das Treiben Arendts in seiner ganzen Schuftigkeit klarlegen zu wollen, er tveiß, datz er es mit Gegnern zu tun hat, die vor nichts zurückschrecken und über eine große Macht der- fügen. Er spricht davon, daß Arendt als Bimetallist alle Slgrarier hinter sich habe." Wir sind gespannt, wie sich Dr. Arendt zu diesen Anschuldigungen, die mit seiner eidlichen Aussage in Widerspruch stehen, stellen wird. — Allerlei auS dem Reichsk«1oni«lamte. Staatssekretär Dernburg versteht es meisterhaft die Oeffentlichkett mit sich zu beschäftigen; wenn man alle Pretznotizen über seine bevor» stehende Afrikarelle zusammenklebt, dann gibt es eine tätige die mindestens ein dutzendmal die Entfernung von Berlin nach Ostafrika ausmacht; immerhin eme höchst respektable Leistung in einem halben Jahr. Schließlich wird diese Reklame selbst seiner freunden zu viel und so meint die „Irs. Zig ": Auch die bevorstehende Reise Dernburgs mutz dazu dienen, das Interesse an dem Leiter des Kolonialamts in der Oeffentlichkett fortwährend wach zu halten. Schon seit Wochen gehen fast täglich Nachrichten durch die Presse, wann. wo. auf welchem Dampfer und mit welcher Begleitung Herr Dernburg seine Fuhrt nach Ostafrika antcitt, was er dort zu treiben und wann er zurückzukehrcn gedenkt. Um aber noch mehr Abwechselung in die Sache zu bringen, wird jetzt berichtet, datz die Abreise Dernburgs, die Mitte Juli stattfindeu soll, ganz und gar in Frage gestellt ist. Ter „Hannoo. Kur " läßt sich nämlich aus Berlin tele graphieren: „Wie wir hören, wünscht Dernburgs Familie nicht, datz der Staatssekretär nach Afrika fährt. Das Schicksal jenes ReichctagSabgeordneten, der von seiner Informationsreise nach Sudwestafrika nicht zurückkehrte und in Togo begraben liegt, scheint die Gattin und den Vater des Staatssekretärs zu schrecken. Herr Dernburg ist ein Mann, der an sitzende Lebensweise gewöhnt ist. Und nach seiner ganzen Konstitution wohl auch schwerlich recht tropen fähig ist. So dringt die Familie in ihn, datz er seine Reise doch weiilgstens aufschiebe. Deshalb ist es zweifelhaft geworden, ob Herr Dernburg schon im nächsten Monat seine Reise antreten wird." Natürlich wird Herr Dernburg ans dem Konflikt mit seinen Angehörigen als Held hervorgehen und im Dienste der Pflicht seine Reise unternehmen, und die aufrichtige Bewunderung aller Männer, vorzüglich derer mit sitzender Lebensweise, wird ihn begleiten! Die „Frs. Ztg." kennt wohl ihre Pappenheimer; schon Hut sie recht erhalten; bereits wird gemeldet, datz Dernburg trotz der i Bedenken seiner Familie die Reise ansführen werde. eS ist zwar noch l l Tage Zeit bis zum Antritt derselben; aber wer weis; was bis dahin sich noch alles ereignet. Vor seiner Abreise hat Dernburg nun noch eine Ernennung vollzogen; Oberbürgermeister Wadehn von Weitzenfels ist als „erster Sekretär" —- eine bisher unbekannte Stellung — in das NeichZkolonialamt berufen worden. Alls dem letzten Städtetag hat der neue Kolonialbeamte sich als ein „Hanptagrarier" gezeigt lind ganz vernünftige Worte gegen den Fleischrummel gebraucht; diese Berufung läßt das freisinnige „Verl. Tagebl." in eine Ohnmacht fallen; es kann nur noch die Worte stammeln; „Erst Herr v. Schuck mann, dann Herr Wadchn. Das Reichskolonialamt ent wickelt sich." Das Zentrum kann sich als unbeteiligter Zuschauer an solchen Vorkommnissen erfreuen. — Der Ministenvcchsel hallt in der gesamten Oefsentlichkeit noch stark nach. Sieg Bülows ans der ganzen Linie, so klang es durch die Presse der In» und Auslandes, als die Veränderungen innerhalb der Regierung im Reich und in Preußen bekannt geworden waren. So weit es sich um einen persönlichen Erfolg des Fürsten Bülow handelt, ist düse kurze Formulierung des Ministerrevircmentsauchbiszuei' emgervissenGradezutreffend. denn nutzer dem Reichskanzler ist niemand mit dem Ministermechsel ganz zufrieden; cs hat vülmchr den An schein. als wachse die Unzufriedenheit in den liberalen Kreisen. Ter Reichskanzler ahnt dieses und hat deshalb in der letzten Woche eine Besprechung mit den Führern der Liberalen abgehalten, in welcher er d'esen verschiedene Beruhigmigspuloer gegeben hat. Am heftigsten sind die Wellen, die den Sturz von Posadowskh verursacht hatten. Datz Graf Posadowskh gehen mutzte, weil er nicht inne.lich aus vollster Ueberzeugung von der Notwendigkeit und Nützlichkeit der neue» Politik durchdrungen gewesen sei, wie es in dem offiziösen Kommentar zu dem Regierungswechsel so schön he'iszl, das war schon deshalb nicht sehr beweis- kcäsüg, weil eigentlich noch kein Mensch so recht weitz, was er unter der neue» Politik zu verstehen hat. Vollends war es eine alberne Uaierstelliing, datz Graf PosadowZky iiril der Liebei'berger Tafelrunde irgendwelche Fühlung gehabt habe. Umsonst hat man versucht, der Verabschiedung des verdienstvollen Slaalsmannes ein Politisches Mäntelchen nmzuhäügen. Der Eindruck lätzt sich so leicht Nicht ver wischen, das; bei dieser Veiabschiedung sehr kleinliche persönliche Rücksichten das entscheidende Wort gesprochen haben. Und wie weiisg schön hat man diesen verdienten Staatsmann behnndell: Am Morgen kam Lllkanus mit der Botschaft, er möge sei,re Entlassung einreichen und schon am Abend konnte er lesen, wer sein Nachfolger sei. Kein Wunder, das; sich dieser ehrliche Staatsmann alle Ehrungen verboten hat. Wenn e. ein Neichslagsmaildat nimehmen würde, wäre dies sehr zu begrüßen. Ec könnte dann sc ine Arbeitskraft betätigen. Seinem Nachfolger scheint der Reichskanzler selbst nicht vül zliziitranc»; denn er lätzt die Nachricht verbreiten, das; das Reichsamt des Innern geteilt werden soll. Graf Posadowtzky selbst ist offenbar von dcr Ankündigung, datz eine Teilung des bisher von ihm geleiteten Reichaints erfolgen solle, überrascht morde». Er hat iricht das geringste davon gemutzt. Der neue Mann dürfte cs auch »och nicht wissen. Und doch hängt von der Art und Weise, in welcher diese Teilung erfolgt, und noch mehr von dem Manne, der an die Spitze des neuen NeichsamlS berufen werden soll, das Urteil über die Fortführung der Sozialreform ab. Allerdings wird gerade jetzt das Wort des Fürsten Bülow wieder i» die Erinnerung gerufen, das er uniniiülbar »ach den Reichstagswahlen zu dem Minister v. Bcthmann-Hollweg sprach, der jetzt der Staats- fekretär für Sozialpolitik geworden ist: „Nun müsseil.wir erst rccht Sozialreform treiben", aber ebenso isi eS nicht zu übersehen, datz fttzt die Scharfmacher, wie sn den Sturz PosadowskyS mit Jubel begrübt haben, Obcrwasser bekommen zu haben glauben. So steht tm Innern alles noch unklar und verschwommen; die Politische Fahrtrichtung kennt man nicht, der Lotse Bülow weiß wohl selbst n cht, wohin er gondeln soll. Lielleich kommt ihm in Norden ey etwas mehr Klarheit. — Zur Darstellung eines auswärtigen Blattes, Graf Posadowskh sei durch den Umstand erbittert worden, daß er am Abend desselben Tages, an dessen Vormittag er der Aufforderung des Herrn von Lucanus entsprechend sein Entlassungsgesuch eiligereicht habe, in der „Nordd. Allgem. Zeitg." lesen konnte, wer sein Nachfolger werden würde, schreiben die „Berl. N. N.": „Es wäre überraschend, wenn diese Darstellung die Empfindung des Grafen Posadowskh richtig wiedergäbe. Darüber erbittert zu sein, tvar kein Anlaß, denn nachdem Graf Posadowskh durch Herni von Lucanus im Aufträge des § Kaisers zur Einreichung des Entlassungsgesuches aufgefordert war, konnte ihn die Nach richt von seinem Nachfolger mir so weniger verletzen, je inehr es der Regel und der Zweckmäßigkeit entspricht, daß im Falle einer derartigen Miiristerdemission über den Nach folger des ausscheidenden Staatsmannes die Entscheidung der Krone herbeigeführt ist. Diese Handhabung der Ge schäfte bei Ministerwechseln der begeichneten Art ist im Staats!nteresse angezeigt und es besteht schlechterdings kein Grund, der Oefsentlichkeit die Entscheidung vorzuenthalten." Damit wird also die von uns gestern gerügte wenig an ständige Behandlung eines langjährigen verdienstvollen Mannes trocken zugegeben. Auch ein Reichskanzler über den Freisinn. Da Fürst Bülow es liebt, im Freisinn die neuesten Freunde des Vaterlandes zu sehen, so sei dein Reichskanzler Grafen Eaprivi das Wort gegeben, der am 90. November 1892 im Reichstage auSführle: Mit Ausnahme des Jahres 1888 hat, soviel ich sehe, die freisinnige Partei allen den Forderungen der verbündeten Negierungen, welche ans eine organische Stärkung unserer Wehrkraft abzielten, wider standen. Die freisinnige Partei bat wider forschen der Festsetzung der Friedenspräse, zstarke in der Verfassung des Norddeutschen Bundes mit Ist Stimmen — 2 waren dafür; dem Gesetz vom 9. Dezember 1871 betreffend die Friedenspräsenzslärke hat die Gesamtheit dcr freisinnigen Partei widersprochen; sie hat dem Militärgesetz widersprochen mit 92 Stimmen, während nur 8 dafür waren; sie hat dem Gesetz über die Ergänzung des NeichömilitärgesetzeS vom 6. Mai 1880 widersprochen in ihrer Gesamtheit; sie hat dem Gesetz betreffend die Fciedenspräsenzstärke vom 25. November 1880 widersprochen in der Gesamtheit; sie hat später geschlossen gegen denselben unveränderten Entwurf »och einmal gestimmt; sie hat nicht widersprochen dein Gesetz b etreffend Veränderung der Wehrpflicht vom t t. Februar 1888; sie hat widersprochen dem Gesetz betreffend Aenderung der Friedenspräsenzsiärke im Jahre 1890 in ihrer Gesamt heit. Ich meine, datz. wenn auch dies hohe Haus das vollste Recht hat. für sich in Anspruch zu nehmen, datz es nichts versäumt hat. was von ihm für die Stärkung unserer Wehrpflicht gefordert wurde, das gleiche Verdienst doch nicht der freisinnigen Partei in demselben Matze zugesprochen werden kann. Diese Liste mutz nun erweitert werden. Der Freisinn stimmte gegen die Militärvorlage von 1899, 189!) und >905; er lehnte auch die Flottengesetze von 1898, 1900 und 1900 ab. Aber trotzdem ist er heute Schoßkind, weil er die Kanzlerschaft des Fürsten Bülow verlängern Hilst. — „Tie wirklichen Ankläger Schells" hak die „Tägl. Riiiidi'ckxnl" entdeckt, und die „Allgem. Zeitg." beeilt sich, die Entdeckung ans telegraphischem Wege in Nr. 295 weiter zu geben: es sind die — „batierisehen Zentrumsgrötzen" und die Jesuiten! Ter „Tägl. Nundschau" wird von ihrem römischen Mitarbeiter gedrahtet: „Ich erfahre soeben, daß die Aktion gegen Schell von den bayerischen Zen trum s g r ö s; e n und den Jesuiten betrieben wurde. Tem Vatikan wurde vorgestellt, die Anhänger Schells seien laue Ultramoiitane und Zentrumsgegner, die. mit den Feinden des Papsttums taktierend, die römische Macht in Teutschland zu zerstören drohten." Das Blatt versichert dann, das; „die Reformer die Untätigkeit des Münchner Nunzius bedauern, der die Lügengewebe.nicht' zu zerreißen vermochte" und fragt entrüstet: „Wird die Regierung zugeben, das; die Jesuiten und die Zöglinge des Kollegium Germanien»! die nationale Theologie ganz zer stören?" — Ja. was soll die Negierung denn tun? Soll sie etwa sämtliche Jesuiten und Zöglinge des Kollegium Ger- »laiiicniil aiishängen oder mindestens nach Sibirien trans portieren lassen? — Doch Scherz beiseite. Die „bayerischen Zentrumsgrötzeu" sollen die Aktion gegen Schell betrieben haben. Und dabei stehen unter dem Ausruf zur Errichtung eines Grabdenkmals für Schell die Namen von etlichen Dutzenden bayerischer und autzorbayerischer „Zentrums grötzen". Oefterrei«L-Nnqar«. Im ungarischen Abgeordnetenhaus! stellte bei der Spezialdebatte über die Dienstordnung der Staatsbeamten der .Haiidelsminister Kossnth den Antrag, datz die Kenntnis der ungarischen Sprache für die Eisenbalmbediensteten er forderlich sein soll und ebenso die Kenntnis der kroatischen Sprache für diejenigen Beamten, die mit dem Publikum und den Behörden in Kroatien verkehren. Der weitere In halt der 57 Paragraphen der Vorlage soll ans dem Verord- mingsivege in Kraft gesetzt tverdeu, da dem .Handelsminister dieses Verordnungsrecht unstreitig zustslie. Schweiz. — Trennung von .Kirche und Staat in Genf. Dcr G user Große Rat l»at in seiner Sitzung vom vorletzten S »»tag die Vorlage betreffend die Abschaffung des Kill- ti sbudgets, das heißt die Trennung von Kirche und Staat, in dritter Lesung mit 60 gegen 23 Stimmen definitiv an genommen. Geschlossen für die Trennung l)aüen die 13 Katholiken und die 12 Sozialisten gestemmt, tvährend die anderen Parteien gespalten waren. In der mm am 20. Juni stattgefundenen Genfer Volksabstimmung ist die Vor- läge betreffend die Trennung von Kirche und Staat im Kanton Genf mit 7050 gegen 6822 Stimmen angenom men worden. Die Katholiken stimmten geschlossen für die Vorlage, freilich aus diametral entgegengesetzten Gründen als die Sozialdemokraten, die einen aus Feindschaft gegen alles Kirchentum, die anderen, weil sie in der vollen Unab hängigkeit der Kirche vom Staate ein Moment der Kräfti gung für dieselbe in Genf erblicken. Daß die Genfer Ka tholiken einmütig für den Entwurf eiustehen, ist durch die Verhältnisse bedingt; sie hatten seit mehr als 30 Jahren alle Härten und Schattenseiten des Staatskirchentums zu kosten, ohne an den Vorteilen gleichwertig Anteil zu haben. Durch die Trennung bessert sich ohne Zweifel die Lage ler Genfer Katholiken für eine nähere Zeit. Ob auf die Dauer, ist eine andere Frage. Auch wenn man theoretisch eher An- Hänger der Trennung von ^Kirche und Staat ist, kann man der Befürchtung sich nicht entschlogen, daß die Abnahme des kirchlichen Geistes, die sie zunächst in anderen Kreisen zei tigen dürfte, schließlich auch aus katholische Gefilde zurück- wirkt. Ueber die schließliche Wirkung solcher Neuerungen kann inan erst nach der Erfahrung eines Menschenalters Rechenschaft geben. Niederlande. — Das „Berl. Tagebl." veröffentlicht das Protest- schreiben des Kaisers von Korea an den Friedenskongreß im Haag. Es wird darin darauf hingewiesen, daß die Un- abhängigkeit von Korea im Jahre 1884 von allen Mächten garantiert und anerkannt worden ist. Am 17. Nov. 1905 habe Japan Korea unter Mißachtung alles Völkerrechtes mit Waffengewalt gezwungen, die freundschaftlichen und diplomatischen Verbindungen mit anderen Mächten abzu- brechen. Dabei haben die Japaner 1. ohne die Zustimmung des Kaisers von Korea gehandelt, 2. Waffengewalt ange wandt, um zu ihreni Ziele zu gelangen, 3. in Mihachftrng aller Gesetze und Gewohnheiten des Landes gehandelt. Dem Protest ist eine Zusammenfassung aller von den Japanern angewandten Versahrungsweisen und von ihnen begange- neu Handlungen beigefiigt. Das Protestschreiben schließt mit der Bitte an die koreanischen Delegierten um wohl wollende Intervention, damit sie der Haager Konferenz bei wohnen, das Vorgehen Japans darlegen und die Rechte Koreas verteidigen können. Hr«nereieh. — Das Ausniärtige Amt sieht sich veranlaßt, auf eine Bemerkung, wonach Fürst Bülow der Meinung sei, Unter haltungen mit hervorragenden ausländischen Politikern wie Etienne könnten interessant und nützlich sein, im „Matin" durch folgende halbamtliche Erklärung zu antworten: „Wir fürchten, daß diese Meinung, wenn sie wirklich die des Für sten Bülow und der Neichsregierung ist, irrig ist. Es kann nämlich keine andere beiden Ländern nützliche Unterhaltun gen geben, als die, welche zwischen der deutschen Negierung und Herrn Cambon oder der französischen Negierung und dein Fürsten Radolin stattfinden. Was besonders Frank- reich betrifft,, so hat nur sein Minister des Aeußern und sein bevollmächtigter Botschafter die Befugnis, in seinen! Namen zu sprechen oder Zusicherungen zu geben und zu empfangen und jede Unterhaltung zwischen dem Kaiser und dem Kanz ler und einem Politiker ohne Auftrag, wäre er auch noch so hervorragend, kann vielleicht interessant, aber nicht nütz lich sein." — Frankreichs Rückgang. Im Jahre 1905 wurden in Frankreich nur 807291 Kinder lebend geboren, das sind 10 938 weniger als im Jahre 1904 und 38 955 weniger als im Durchschnitt der zehn Jahre 1894 bis 1903 ; außer dem wurden 37 941 Totgeburten eingetragen. Es befanden sich also unter je 1000 überhaupt geborenen Kindern an geblich 45 lotgeborene, wogegen im Deutschen Reich während des Jahres 1904 nur 30 und während jed"s der drei Vorjahre 31 totgeborene Kinder auf je 1000 überhaupt geborene gemeldet waren. Die Abnahme der Geburten wurde in Frankreich während des letzten Berichtsjahres in 04 Departements und eine Zunabme der Todesfälle in 56 Departements beobachtet, in 44 Departements kamen mehr Todesfälle als Geburten vor. Beachtenswert ist eS. datz die bei weitem stärkste Abnahme der Geburten im Seine-Departement mit Paris staltfand, obgleich gerade dort die Zahl der Heiraten um stärksten zugenommen halte; den grössten Gelmrnnüderschutz hatten die Departements Nord- und Pas de Calais mit ihrer starken Fabrik- und Bergwerksarbeiterbevölkerang. Der Neberschutz der Geburten über die Sterbefälle war in Frankreich oer niedrigste, seitdem hierauf bezügliche Erhebungen veröffentlicht worden sind; er betrug auf je 10000 Einwohner 9,5; für das Deutsche Reich ist dagegen ein Geburtenüberschuß von 115 auf je 10 000 Einwohner im Jahre 1904 und 149 im Mittel der Jahre 1901 bis 1903 festgestellt. Lieb Vaterland kannst ruhig sein. NuKlarrD. — In der Synagoge in Riga wurde eine Haussuchung vorgenommeu, wobei 49 Personen verhaftet wurden, die der jüdischen sozialrevolntionären Oiganisalion angehörcn sollen. Es wurde konstatiert, datz diese Organisation unter der Rigaer Garnison agitiert, zu welchem Zwecke irr ver schiedenen Stadtteilen geheime Sitzungen stattfinden. In einigen von diesen wurden ebenfalls Verhaftungen vor genommen. — Das Kriegsgericht verurteilte acht Bauern zum Tode. — Die Polizei ist auf der Spur der Bankräuber von Tiflis, welche 250 OlX) Rubel raubten. Sie hat auch ge wisse Hinweise gefunden, datz das Geld zur Ausführung größerer terroristischer Akte in Petersburg bestimmt ist. Infolge dieser Fingerzeige wurde eine strenge Bewachung der Petersburger Bahnhöfe vorgenommeu. — Die Netvski- Schisfsnrerft l-at einen Auftrag vom Marineministcrium zum Bau von zwei Panzerkreuzern vom Variag-Typ zu 4000 Tonnen erhalten. Die Kosten betragen 8 Millionen Rubel. — Nach Beendigung einer Sitzung des russischen Bundes im Stadtanditorium zu Odessa begannen die Mit- glieder in den Straßen mit Revolvern zu feuern. Sie ver- rmrndeten fünf Mann und erschossen zwei Polizisten. AuS Ttadt und Land. sMltteilunaen aus unserem Leserkreise ml« 4tam«n<fertlp»no für diese RnbrU sind der Redaktion allezeit willkommen. Der Name des ikiniender« bleibt c«ehetmnt« der Redaktion, Anonyme Huschriste» müssen unberücksichtigt bleiben.» Dre-de«. den 4. Juli 1007. TaaeSkalender für den K. Juli. 1001. Die nnnotta« Nische Äl-sandschaft in Berlin. — 1884. Besitzergreifung von Togo«