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tzen apologetischen Männern Irrtümer zu tadeln, tvenn die 51'irck» als Hüterin des (Glaubens gesprochen. Ich Wietze, Hocbvcrehrteste, mit dem Bilde des Hochgebirges, das sckiarfü Linien zeigt und doch ein lieblick»s Bild gibt. Wenn wir das ins Leben uinsetzeii, dann ist unsere Konfession ein Hymalaya. Es lebe Religion und Konfession! Ich habe gesprochen. (Langanhaltender. sich immer wiederholender Beifall.) Sodann spricht der Benediktinerabt Norbertus von St. Odilien über Misnvnstätigkrit dcr Kirche im Auslande. Tie Missionen sind den deutschen Katholiken eine Her zenssack». und io fand Redner für seine nxirmherzigen Tar- legnngen lx'geisterte Zuhörer. Würzbnrg ist katholischer Missionsboden, es erhielt vom heiligen Bonisatins in der Person des beiligen Bnrcl'ard seinen ersten Bitckxif. Das katholische Bolk liebt seine Heimat und will auch deren Kolo nien glückliche Völker l»rsck»ssen. Indem wir opferfreudig die Missionen unterstütze», danken wir am besten unserm Herrgott für das eigene Glück des Glaubens. Es ist ein Gebot, den Heide» zu Helsen. Ta gilt nicht die Ausrede', wir haben daheim genug zu sorgen. So spricht die Eng herzigkeit, nicht die Liebe. Eine grotze, schwere Arbeit harret der Glaubensboten. Es gilt durch Linderung der Rot die Herzen für die Lehre Ehristi empfänglich zu macl»n; mit vieler Mühe und noch mehr Liebe müssen die unkultivierte» Voltsstänime zur Arbeit erzogen werden; die hingebende Tätigkeit in der Schule soll bildend einwirten ans den (Heist, „„d endlich die milde, hehre Lehre den ganze'» Menschen nmgestalten und nenschassen. Weit hinaus zieht der Missionar, aber sein Herz bleibt in Liebe dem deutsche» Vaterlande. Ja in den Kolonien errichtet er im Tienste des Miterlandes eine ' grotze soziale Tat! Es reicht nicht hin, Handel und Heeres macht znm Krenzzng anfznrnsen. Ta mutz die Macht des EhrislentnmS de» Hebel einsetzen. »in jene Völker ans den Riedernnge» des Heidentums und der Barbarei ans die Höhe menschenwürdigen Daseins und tiiltnreller Entwick lung zu erhellen. Das Kreuz verrichtet hier die beste Pionierarbeit. Jener und Scbn»rt können nur entvölkern und verwüslen. (Gerade der Staat bat das grösste Interesse daran, die Missionen in ihrer .Kulturarbeit zu fördern. — Unsere Zeit ist leidensmüde: Tas Interesse an der Mission, die Entbehrungen und Leiden der Missionare, all das bittere Elend der Heidenländer lehrt uns, das Kreuz unserer täglichen Pflichten in Geduld zu tragen. Unsere Zeit bat Sckxisseiismitt, aber keinen Sck»ffens- geist; es fehlt ihr jener Geist. welcher der Arbeit einen höheren Wert, einen Wert vor (hott verleiht. Sollte der (Heist der Liebe, der in jedes, auch das kleinste Werk für die arme» Heiden hineingelegt ist. nicht allmählich auch ans die anderen Werke sich übertragen und ihnen so den Stempel einiger Wertung anfdrücke»? Unsere Zeit zieht in die Niederungen der Sinnlichkeit. Ta schreckt wohl nichts mehr zurück, als das tiese sittliche Elend der Heidenwelt. Ein beständiges 8,,,->ni,n ist der liebliche Rachklang des Missionsinteresses. Redner schliefst mit folgendem begeisterten Appell: Hätte ich die Stimme eines heiligen Bernhard, so würde ich ansrnsen znm .Krenzzng in die Heidenländer, znm fried lichen Feldzug des Kreuzes, zur eifrigen Förderung der Missionen. Hätte ich die Stimme eines heiligen Bernhard, ich würde als Antwort ans diesen Ansrnf die freudig be geisterte Zustimmung hören ans echt deutscher, ans wahr haft katholischer Brust: (hott will es. (hott will es! (Stür mischer Beifall.) Dresden, den 27 August 1807. Tee Kaiser traf am 20. August uw st Uhr lO Min. inst Sonder,ziia. von Sckiw'rin kommend, aut dem Hu not- Hahnhose in Hannover ein. wo mststärischer Empfang stat'- fand. Au.vcseud wrren auch die Prinzen Eitel Friedrich und O kar. Der K li'er wurde w'u einem taBendköpfigeu am Bahnt',me Vers im n> lt-ni Piiblstn-n eiilhnn.ntOck, begriffst. Er stieg sodann zu Vierde und hielt sei-,-, u Einzug in die Stadt do ch das Spalier der Garnison. eskortiert von einer Schwadreu der Köiügtstilauen. Tie Huldigungen s tzteu sich bis znm Marktplätze fort, wo die Vertreter der städtische» Behörde» de» Kaiser ei wateten. :,«>«»> Schal wädcheu und 1000 Schüler hatte» sich mit ihre» Scknll- bannern ausgestellt. Ztadtdire'tor Tran,,» vielt eine An sprache au de» Kaiser, den er als Schütz r des Fiedens feierte, worauf dieser unter anderen! (tilgendes erwiderte: „Datz es möglich gewesen ist. den F ic-den solaun' zu ei halten, v"danken nur nähst der gnädiaen Fü.nig des Himmels dem Schwerte der beu ährten Truppen, die wir auch hier setzen, (hebe es Gott, datz es mir gelingen möge, fernerhin >i-ses kostbare Unterpfand zu erhalten, ohne welches die intensivste Arbeit des Bürgers, des Baneni de3 Arbeiters umsonst ist. Ich trinke auf das Wohl dcr Stadt Hannover, der ich von ganzem Herzen ferneres Grünen, Btützeu und Gedciben wünsche, mit der Bitte in mcuie.n Namen der Bürgerschaft de» herzlichsten Dank anszusprechei! für den mannen Empfang, de» sie mir bereitet hat. nicht nur gärtnerisch m-t den schönsten Zierden des scheidenden Sommers wie auch vor allein mit den fluchtenden Angen und freudigen «hesichter,!, die mir ent- gegengebrocht sind, was mich hoch beglückt und dankbar macht." Der Kaiser ergriff hieraus den Ebrenpokal und irai'k ans das Wotzl der Stadt Hannover. Hierauf wurde der Einzug bis znm Schlosse fortgesetzt Vor dem R sidenz- schlosse erwies eine Ehrenkompanie die militärischen Ehren. Im Residenzschlosse fand grotzer Zivilempfang statt. Im Laufe des Nachmittags trafen der Kronprinz Herzog Johann Albrecht, Regent von Brannichweig. Prinz F iedrich Leopold von Preußen und Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg ein. — Es wird gemeldet, der Herzog-Regent in Braun schweig habe den Antrag der Kirchoigemeinde Königslutter, datz in das sonntägliche (Hebet dieser Gemeinde die Für bitte für das Haus Emnberland eingefügt worden dürfe, genehmigt. — Die ..Nordd Allg. Ztg " schreibt: Dcr Besuch deS französischen Botschafters JuIeS Eambou beim Reichs- kanzler in Nordermy ist unter s>hc befriedigenden En - drücken verlaufen. Beide Staatsmänner sind seit einer Reihe von Jahren durch persönliche Beziehungen verbi nden. Sie konnten m freundschaftlicher Anssprache ihr Ernver- nehmen und ihre Zuversicht in der Entwicklung der deutsch- französischen Beziehungen feststellcn. — Die Papstresolution, die gestern von der Katholiken- versammlnng tu Würzburg angenommen worden ist, be handelt nur das Priesterjubilüum deS hl. Vaters und unterläßt die grundsätzliche Aufrollung der römischen Frage. — Es mutz aber i,n voraus der irrigen Auffassung ent- gegengelreten werden, als ob dies eine Schwenkung be- deute. D:e alte grundsätzliche Auffassung bleibt unverändert. Die Fassung der Resolution bot stet- gewechselt und das Zentralkomitee hat cs für richtig gehalten, diesmal das Jubiläum in den Vordergrund zu stellen. — Ans eine Eingabe des Bettiner KaufmannsgerichteL an den Reichskanzler betreffend die Errichtung eines Reich-- kaufmann-geeichtes erging ans dein Neichsamte des Innern der Bescheid, daß der Vundesrat beschlossen habe, der Ern- gäbe keine Folge zu geben. — In einer Unterredung, die die Vorsitzenden des Rheinisch-Westfälischen Wirteoerbandes mit dem Ober- Präsidenten Lchorlemer hatten, crk arte die'er seine Sympathie mit der von der Deputation angeregten Errichtung von GastwirtSkammern. Diese Frage soll demnächst mit den Negierungcprästdenten besprochen werdcn. Sachverständige ans dein Wirtsgewerbe sollen in Zukunft bei Wutsgewerbe- fragen gehört werden — Tic prvtrstantischc Orthodoxie wird in der letzten Nummer der neuen Wochenschrift .März" sckxuf unter die Lupe genommen und znm Teil schwer beleidigt. Wir heben ans dein Pamphlet nur einiges hervor znm Beiveise dessen, welch freie Sprache sich das neue.Heidentum ungestraft er lauben kann. Ter Verfasser beginnt mit der Belranptniig, datz die Protestantische Ortbodorie die Trägerin der Un kultur in Tentschland ist. Sie habe die niedrigsten Instinkte der Bourgeoisie gegen jede Art von Freiheit mobil gemacht und stelle der organisierten Berrohnng Präsident und Sekre tär. Tie wüste Planta sie deS in langen Seminarjahren Perdorhenen beherrsche daS .Kleinbürgertumi, das gesell schaftlich wie pekuniär von den Händlern im Tempel Gottes abhängig sei. Wo der ortho-dore Pastor herrsch», seien alle künstlerischen Bildungsmöglichkeiten im Volke erstickt wor den. Tas Muckertum sei eine unendlich grötzere Gesa.hr für das Land als der Ultraniontanismus, denn der schlimmste Hetzkaplan sei anständiger als die evangelische Ortbodorie. Ter Katholik halte als Junggeselle sein Amt sr-ei von häuslichen Einslüssen, er stehe über den kleinbürger lichen Massen, der protestantische Psarrer hingegen sei durch und durch Bourgeois, ei» hausbackener Geschäftsmann, der Frau und .Kind erhalten will. In solch»» Händen werde die Religio» znm nüchternsten Erw-erbsartikel und habe so gar nichts mehr, was die Phantasie anregen könnte. Tie christliche Religion, an sich durchaus ungeeignet zur Staats religion, sei durch den Protestantismus dazu herabgewür digt worden. In völliger Abhängigkeit vom Staate und von der Gemeinde sei der protestantische Pastor znm Poli zeiorgane geworden und schneide die Lehre der Menschen liebe io zu. datz sie den staatliche» und gesellschaftlichen Egoismus nicht einengk. Wegen Brttclns verhaftet. Im Jahre 100! wurden in Berlin nicht weniger als 17 015 Männer, 107", Frauen und stOO Kinder unter 12 Jahren sistiert, im Jahre 1005, dagegen II 815 Männer. 1004 Frauen und 200 Kinder. Im Jahre 1005, zeigte sich demnach eine Besserung der Ver hältnisse. Unter den Aiifgegrisfenen befanden sich alle Be nne vertreten. Tie Strafen variierten zwischen I bis 13 Tagen, bezw. st bis 0 Woche» -Hast. Todesnrsachcn-Ste.tistik. Tas neueste „Statistische Jahrbuch iür daS Tentia-c. Reich" 1007, das soeben erschie nen ist. bringt, wie alljährlich, auch diesmal wieder eine Uebrrsicht über die wichtigsten Todesursachen, fortgesührt bis znm Schlüsse des Iab>'S 1905. ES ist recht interessant, die dort verzeichneten Zahlen etnxiS näher anznsehen und io die Lebensgesährlichteit einiger wichtiger Krankheiten der neuere» Zeit gegen frühere Jahre zu vergleichen. Ter Statistik liegen dabei die Ermittelungen ans deutschen Orten von 15 000 und mehr Einwohner» zu gründe. Ta- nach ! at im allgemein m c ie Lebensgesährlichteit einer Reihe schwererer Erkranknnge:: abgenommen. TaS dürfte ein 'sinnlich einwanl freier Sch-lntz sein. Tenn obgleich die statisti chen Er.hebunge- die sich in erster Reibe mit den wichtigsten und 'enchenarttgen Krankheiten befassen, an Zu verlässigkeit und Genauigkeit von Jahr zu Iabr gewinnen, zeigen sie dennoch verhältnismässig niedrigere Zahlen, ja znm Teil auch tatsächlich niedrige Zahlen, Nxrs bei der steigenden BevölkernngS.zahl doppelt bemerkenswert ist. Mai: darf also wob getieft behaupten, datz die Lebens- gesährlichkeit d'r einzelnen Erkrankungen abgenommen hat. n aS sowohl ans die gesteigerten Leistungen und Kenntnisse des ArzteS w'< ans bessere gcundhritliche und gesnndheits- Oii sorgliche Beziehungen .zurück,ziisübre» ist. Namentlich zeigt sich das am Kin, b-. ltiicbc-r, wo die Asepsis grotze Fort schritte in der Behaild'iin.i gemacht zu haben scheint. Auch Sc!>arlach. Masirn. Not-, ln. ferner Diphtherie und Krupp, s. wie Tyvlnis weisen einen bedeutenden Rückgang ver Todesfälle a' s. Eine St'ägernng findet sich dagegen bei Magen- und Tarmkat.irrli und Brechdurchfall. Verant'- t-,örtlich dafür sind woln mancherlei Ursachen, deren statisti scher Nachweis indes schwierig ist. Was die Tuberkulose e n aiigt. io werden derz-,t die statistischen Erhebungen an der* veranlas: und geo dnet als früher und ein Vergleich ist also nur annähernd und im allgemeinen möglich. Die giötzere Sornfalt dieser Erbcl ringen ergibt nur eine an scheinend größere StelbUck-lcilszisfer. aber der tatsächlich: Rückgang auch dieser Z'sfl" kann trotzdem mit Genugtuung und zu os'sti.sger Beruhigung festgestellt werden. Eine heitere Episode dom Internationalen Sozia listen - Kongretz. die die sozialdemokratisck» Presse zum Schutze ihres Rufes als „aufgeklärt" unterschlägt, sei an der Debatte über die Einwandcrungsfmge nachgetragen. Dcr Australier Krämer, ein 24jähriger Mischling, sprach hier; n. a. führte er aus, er sei feit acht Jahren Hellseher und könne prophezeien, datz cs 1910 zu einem europäisch»» Kriege kommen werde, in dem England vollständig ge schlagen würde. In demselben Jahre werde in Adelaide in Südaustralien die Kommune erklärt, die sich bald auf ganz Australien ausdehuen werde. 1912 lverde es in Amerika zu einer Militärrevolte kommen, 1914 zum Zusammenbruch in garrz Europa. Doch werde es in Europa nicht zu einer sozialistischen Republik kommen, vielmehr tverdeu die euro päisch»» Genossen zu den Genossen Amerikas auswaudern. Ter junge Mann fand natürlich nicht den Beifall, den er zu erwarten schien. Man ivollte von keinem pessimistischen Hellseher die Nebelbilder, die man den „Völkern" vorfiihrt, gestört haben . . . — Streiks und Aussperrungen im Jahre 1906. Ter Band 188 der Statistik des Deutschen Reiches, der soeben erschienen ist (Berlin, Puttkainmer und Mühlbrecht, Preis 2 Mark) behandelt Streiks und Aussperrungen im Jahre 1906. Nach diesen Zusammenstellungen sind 1906 nicht weniger als 19 026 Betriebe von Ausständen (16 246) oder Aussperrungen (2780) betroffen worden; znm Stillstand sind dabei 0613 Betriebe gekommen. Tie Zahl der Ar beiter in den von diesen Streiks oder Sperren betroffenen Betrieben belief sich ans 838 988, wirklich ausständig waren davon 272 218, ansgesperrt 77 209. Gezwungen feierten 27 088 Arbeiter. Tie Ansstände und Aussperrungen dau erten 1900 von weniger als einem (214 mal) bis über 100 Tage (147 mal). Tie meisten Kämpfe (1168) erreichten nach 1 bis 5, Tagen ibr Ende. Immerhin dauerten noch 890 länger als einen Monat. Tie Forderungen der Par teien betrasen Lohnfragen in 2-184 Fällen (darunter bel 2510 Ansständcn), die Arbeitszeit in 1050 Fällen (darun ter 1019 Streiks). Sonstige Gründe knüpften sich um Ein führung oder Beseitigung von Akkordarbeit, Freigabe des 1. Mai, Anerkennung der Organisation, Nichtanferkigung von Streikarbeit nsw. Besonders interessant sind die Zah len über die Erfolge dieser Arbeitskämpfe. Tas Jahr 1906 zeigt nämlich nickst blotz ein starkes Anschwellen dieser Kämpfe überhaupt (1900 waren es 3020, gegen 2657 im Jahre 1905, 1990 in 1904, 2031 in 1903, 1326 in 1902 und 1420 im Jahre 1901, während es 1900 noch 2123 ge wesen »raren), sondern auch, datz der Prozentsatz der ge wonnenen Streiks recht gering ist. Die Arbeiter hatten nämlich 1900 gar keinen Erfolg bei 1217 Ansständen, vollen Erfolg nur bei 613, dagegen hatten die Arbeitgeber keinen Erfolg nur bei 30 Aussperrungen, vollen Erfolg bei 88 Sperren. Nimmt man Streiks und Anssperrungen zu sammen, so hatten die Arbeiter keinen, die Arbeitgeber vollen Erfolg in 1305 (36 Prozent) Kämpfen, die Arbeiter vollen Erfolg, die Unternehmer keinen in 047 (17,9 Pro zent) Fällen, in 1072 (10,1 Prozent) blieb der Kampf un- ent'chieden, bezw. endete mit teiltveisen Erfolgen b.'ider Teile. Tas finanzielle Erstarken der Arbeiterorganisationen hat schon zu einer vorsichtigeren Behandlung der Frage des Ansstandes geführt. Tie Ziffern reden hier eine deutliche S Prack». Oesterreich-Ungarn. — Am 25. d. M. überreichte in Ischl Minister von Aehrenthal im Allerhöchsten Aufträge dem Minister Tittoni das Blick des Kaisers in kostbarein Nahmen. Minister Tittoni ist vormittags nach herzlicher Verabschiedung von dem Minister v. Aehrenthal über Gmunden nach Salzburg abgereist, v. Aehrenthal reist mittags nach Wien ab. Frankreich. — Die Zustände rin französischen Heere werden immer netter. Der Generalstab in Paris mutz, wenn er Kriegs- Pläne schmiedet, immer in einer Fußnote beifügen: „Voraus- gesctzt, daß keine militärische Meuterei ausbricht." Bis in die inne, sten Tiefen ist das französische Herr dnrchwühlt, und wenn noch unberührte Regimenter da sind, sehen sie sich aus den Söhnen der Bretagne und des Wallonen, landes zusammen, wo Glaube und Sitte sich dem Hervvisimis entgegenstellen. Einen großen Marokko Feldzug kann Frankreich niemals führen, ohne im eigenen Lande militärische Wirren zu erleben. ..Wir gehen nicht nach Marokko!" hat Hervs in Nancy kürzlich dekretiert. Und Hervs, ec ist gewaltiger als Clemencea«. als Picgnart und Lacroix, die Minister präsident, Kriegsrninister und Generalstabschef find. Das neue Kommando: „Gewehr fort!", das er aurgtbt. findet viel Anklang in der französischen Armee. Frntier hieß es: „Fort mit der Religion!", und an diesem Werke halfen alle Liberalen Frankreichs mit. Seit sie draußen liegt, bringen die Sozialisten die Fortsetzung. Rußland. — Oberst J«ail«w, Chef des Zelleugefängnisscs im Wyborger Stadtviertel, ist am 20. d. M. früh auf der Straße von einein unbekannten jungen Manne durch mehrere Revolver schütze getötet worden. Der Verbrecher, der ans dcr Flucht noch einen Polizisten verwundete, wurde sestgenommen. — In dem Petersburger Berschwörerprozeffe erklärte einer der Zeugen. Terricki habe in einer Versammlung der revoltutionären Sozialisten anerkannt, daß das Kom» Plott gegen den Kaiser von seiner Partei ausgehe. Der Chef des Sicherheitsdienstes könne die Wahrheit dieser Angabe bestätigen. Das Gericht beschloß dessen Vernehmung. — Die Dumawahlen sollen in Petersburg und Moskau am 28. Oktober beginnen. Die einflußreiche Partei der Arbeitergruppe beschloß, mit allen oppositionellen Parteien — mit Ausnahme der Kadetten — Wahlkartelle eiuzugehen. Persien. — Nach Nachrichten über die Ereignisse vom 4. bis 15. August wurden General Samsam Dauleh und einige andere Persische Offiziere von den eingedrungenen Türken gefangen genommen und getötet, viele harmlose Dorf- bewohner, unter ihnen Frauen und Kinder niedergemacht und Frauen weggeschleppt. Nach einer allerdings noch unbestätigten Nachricht haben die türkischen Truppen Me- riwan in Kurdistan besetzt. In einem Telegramm der Geistlichkeit und der Bevölkerung von Urmia an das Par lament wird erklärt, eventuell müsse man den Nachbarn um Hilfe angehen. Es heißt, daß an der Grenze russische Truppen konzentriert würden.