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lagLeisatzwahl erforderlich. Der Bernd der Landwirte tritt nun mit seinen Ansprüchen hervor. Ter Bund unterstützte im Jahre 1808 die Kandidatur Kaufmann, der dann mich im ersten Wahlgange mit 10 559 gegen 5 185 sozialistische. 8250 welfische und 102 Z- utrumSstimmen gewählt wurde. Im Jahre 1908 stellte der Bund der Landwirte eine eigene Kandidatur ,uf. Im ersten Wahlgange erhielt der Bmrdeskaudidat 50-19, v. Kaufmann 5810, der Welfe 4141. der Sozialdemokrat 8094 und der Zeiltrumsmann 394 Stimmen. In der Stichwahl siegte dann v. Kaufmann mit Unterstützung des Bundes über den Sozialdemokraten. Bemerkenswert findet die »Deutsche Tageszeitung", daß der Bundeskandidat fast ebensoviele Stimmen erhielt, wie der nationalliberale Kandidat. Bei der Wahl im Jahre 1907 stellte der Bund in Anbetracht der besonderen Ver hältnisse keinen besonderen Kandidaten auf. was zur Folge hatte, daß v. Kaufmann im ersten Wahlgange mit 14 122 gegen insgesamt 13 346 Stimmen gewählt wurde. Bei der Aufstellung eines Kandidaten für die Ersatzwahl wird man nach dem genannten Blatte bestrebt sein müssen, »eitien Mann zu finden, der das unbedingte Vertrauen der ländlichen Bevölkerung besitzt, da man andernfalls arge Enttäuschungen erleben könnte". Mit anderen Worten: Wenn die Nationalliberalen nicht nach der Pfeife des Bundes tanzen, fliegen sie einfach hinaus. — Reichstagsersatzwahl iu Speyer. Der sozial- demokratische Abg. Ehrhart ist im Alter von 55 Jahren gestorben. Er war eine der am meisten sympathischen Persönlichkeiten unter den Sozialdemokraten, kein Drauf gänger. und im Persönlichen Verkehr war er einer der liebens würdigsten Menschen, die wir je kennen lernten. Nun muß für den Reichstag eine Ersatzwahl stattfinden. Im Jahre 1903 kam daS Zentrum in die Stichwahl. Die National- liberalen unterstützten eS nicht und so blieb das Zentrum im 2. Wahlgange zu Hause, der Sozialdemokrat wurde gewählt. 1907 kam der nationalliberale Kandidat in die Stichwahl. In der Hauptwahl hatten erhalten Ehrhart 18539, Laven (Zt.) 8169 und Buhl (natl.) 13 708 Stimmen. In der Stichwahl errang dann Ehrhart mit 21820 Stimmen den Sieg über seinen nationalliberalen Gegner, der nur 15 794 Stimmen erhielt. Nun kommen eine Reihe von Vlockblättern und wünschen, daß der Sitz den Sozial demokraten abgenommen werde; so meint die „Deutsche Tageszeitung": „Zu hoffen wäre, daß die Zwistigkeiten im bürgerlichen Lager znrückgestellt würden und so der Kreis der guten Sache wiedergcwonnen würde. Die „Tägliche Rundschau" schreibt: Es wird vom Zentrum abhängen, ob das Mandat der befreundeten Sozialdemokratie oder den bürgerlichen Parteien znfällt. Diese Annahme ist total falsch. Die Entscheidung liegt vielmehr ganz allein bei den National- liberalen; wenn diese daS Zentrum unterstützen, so siegt eS sofort im ersten Wahlgange und der Kreis gehört den bürgerlichen Parteien. Wenn aber dies nicht geschieht, danri ist gar keine Aussicht vorhanden, daß Speyer au diese fällt; denn in der heutigen Situation kann man von keinem Zentrumswähler fordern, daß er dem Block ein Mandat zuführt, zuletzt gar den Nationalliberalen, dem Kerne des Blocks; es wäre das der reinste Selbstmord. Wir lassen darüber die Nationalliberalen nicht im unklaren. Wenn also Speyer den Sozialdemokraten entrissen werden soll, kann eS nur durch die Wahl eines Zentrumsabgeordneten geschehen. Das muß heute schon gesagt werden, damit nicht später die Nationalliberalen kommen lind heuchlerische Vorwürfe gegen das Zentrum erheben. — Der katholische Studcntenvcrcin Saxonia in München, der gegenwärtig ungefähr 180 Philister und etwa 1100 Mitglieder zählt und fast ausschließlich aus Norddeutschen besteht, feierte in der vergangenen Woche daS Fest seines 25 jährigen Bestehens. Die Feierlichkeiten wurden am Dienstag den 14. Juli mit einer Empfangs- cxkueipe im Doinhof eröffnet, zu der sich die Gründer des Vereins und zahlreiche Alte Herren eingefnnden hatten. Herzlich war die Freude des Wiedersehens bei vielen, die sich seit ihrer Trennung von München nicht wieder be- gegnet waren. Am nächsten Tage wurde in der Universitäts kirche ein feierliches Hochamt abgehalten, zu dem auch Se. Eminenz der päpstliche Gesandte Frühwirth sich ein gefnnden hatte. An der Auffahrt zur Kirche beteiligten sich 18 Kartellvereine. Mittags fand in den gemütlichen Räumen des Ratskellers ein Frühschoppen statt. Abends vereinte Philisterinn', und Aktivitas eia Festessen in den Räumen des Bayrischen Hofes. Am Donnerstag wurde ein Damenausflug nach Tutzing unternommen, der, be günstigt von schönem Wetter, Prächtig verlief. Seinen Höhepunkt erreichte das Fest mit dein am Freitag abend in dein neuen Saale des Hotels Union abgehaltenen Fest- kommers. Ihn beehrten der Herr Nnntius, Herr Kammer präsident v. Orterer, verschiedene Univcrsitäteprofessoren und weit über hundert Alte Herren ans allen Gauen Deutschlands durch ihr Erscheinen. Die Münchener Kartell vereine waren vollzählig erschienen; auch hatten viele be freundete Korporationen Vertreter entsandt. Die Festlich- ketten beendete am Sonnabend und Sonntag ein Ausflng nach Partenkirchen. — Die Hetze gegen den Bischof Bcnzlcr von Metz gehört seit Jahren zu den Gepflogenheiten der katholiken feindlichen Blätter. So weiß die sozialdemokratische „Freie Presse" in Nr. 103 zu berichten, Bischof Venzler habe sämt lichen Geistlichen und Priesterkandidaten seiner Diözese die Lektüre der vier bekannten Schriftsteller: Lessing, Herder, Hemmerling und Rosegger verboten, und zwar nicht nur den Priesterkandidaten, sondern sämtlichen Geistlichen. Wir haben Gelegenheit genommen, uns an gut unterrichteter Seite über die Richtigkeit dieser Meldung zu erkundigen, und erhielten die authentische Auskunft, daß auch nicht ein wahres Wort daran ist. Natürlich wird diese Ente durch sämtliche gegnerische Organe des In- und Auslandes flattern, deshalb sei ihr von vornherein der Hals nmgedreht. Eine Protcstbcwcgttng der katholischen Bevölkerung Württembergs gegen diejenigen prinzipiellen Bestim mungen des neuen Volksschnlgesetzenwnrfes, welche eine Umwälzung auf dem Gebiete des Volkssclmlwesens im Ge folge habe», setzte am letzten Sonntage mit einer groß artigen Kundgebung in Stuttgart ein. In einer Ver sammlung deS Volksvereins, die von über 1000 katholischen Männern und über 1000 katholischen Frauen besucht war, sprachen zwei maßgebende Sachverständige auf diesem Ge biete: der Vertreter des bischöflichen Ordinariats in der Ersten Kammer, Domkapitular Moser, und der Proporz abgeordnete der Zweiten Kammer, Stadtpfnrrer Dr. Späth. Tie Redner zeigten, daß die Neuerungen, die der Entwurf eines Votksjchntgesehes für Württemberg vorsehe, die Simultanschule und den Ausschluß der Vertreter des katho lischeil Dolksteiles aus der Schulverwaltung anbahnen würden. Es werde damit der Weg beschritten, den schon Tiesterweg fiir die geschichtliche Entwickelung der Volks schule vorhergcsagt habe: Erst konfessionelle Schule, dann Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht, danach Simultan schule, hierauf konfessionslose Schule und endlich religions lose Schule. Eine Resolution gegen diese Bestimmungen des »eilen Dolksschnlgesetzes wurde einstimmig ange nommen. Tiefer Stuttgarter Protestversamnilung sollen im Laufe des Sommers und Herbstes noch weitere iu anderen Städten folgen. Tie Landtagswahlen für das Großherzogtum Oldenburg sind auf den 13. Oktober d. I. angesetzt. Eine ganze Reihe von Abgeordneten will sich nicht wiederwählen lassen. Bon bekannteren Abgeordneten, die eine Wieder wahl ablehiien, nennt man: Bürgermeister Koch (Telmen- horst) und Bankdirektor tom Tieck-Oldenburg (freist), Altenteiler Tews-Gleschendorf (Bund d. Landw.), sowie den Alterspräsidenten, Abg. Jungbluth (Obersteiv); außerdem rechnet man mit der Ablehnung einer Wiederwahl der katholischen Abgeordneten Taphorn, Schulte, Schute und Griep. Ter Landtag wird zweifellos ein ganz neues Oie sicht erhalten, da auch der Wahlausfall in einigen Wahl kreisen lTelineiihorst, Fürstentum Lübeck, Fürstentum Birkeiifeld) sehr fraglich ist. In diesen Wahlkreisen will die Sozialdemokratie mit aller Macht eingreifen, und sie hofft dort ans Erfolge. Von den Aufgaben, die der neu zu wählende Landtag in seiner ersten Tagung zu erledigen haben wird, nennt man eine Reform des Schulgesetzes und eine Beamteiicilifbefferlliig in Form der Gewährung von Wohiluiigsgeld. Ferner ist das Landtagswahlgesetz end gültig zu verabschieden. Ter auch von nnS gemeldete Tod des in Bad Nau heim zur Kur weilenden Admirals Rvschcstiveilsky wird in neueste» Meldungen dementiert. Es liegt eine Namens- verwechselnng vor. — Keinen Kuhhandel will die „Deutsche Tageszeitung" zulassen und Reichsfinanzreform und preußische Wahlreform nicht verknüpfen; dieser Gedanke sei ein Unding. Es sei vollkommen überflüssig auch nur ein Wart darüber zu verlieren, wie notmeiwig die Neichsfiilcuizrcforin ist und wie überaus bedenklich ihre Verzögerung sein würde. Alle nationalen Parteien hätten die un rbweUbaie Pflicht, daran witzuarbeiten, daß endlich eine durchgreifende Reform ins Werk gesetzt werde. Man könne es beinahe frivol nennen, wenn man die Zustimmung zur Reform abhängig machen wolle von der Erfüllung anderer Forderungen, die auf einem ganz anderen Blcute stehen. Aber selbst wenn Reichs- regieriliig und die preußische Regierung auf einen solchen Kuhhandel eingehen sollten, so würde damit nichts erreicht werden. Der preußische Landtag werde sich nicht dazu verleiten lassen, die schwierige Frage der Wahlrechts- änderung übers Knie zu brechen und durchzupeitschen. Die Spuren des Königreiches Sachsen schreckten, und die Erfahrungen der letzten Landtagswnhlen in Preußen hätten gezeigt, daß die Frage der Wahlrechtsändernng noch nicht spruchreif sei, mindestens noch nicht zur Entscheidung drängt. Ans allen diesen Gründen dürfte man Wehl erwarten, daß sowohl die Reichsregiernug als auch die Preußische Regierung sich jedem Versuche, die Neichsfinanzreforin mit der Wahl- rechtsresorm zu verquicken, entgegeustellen würden. DaS Blatt spricht sich dann auch noch sehr entschieden gegen die Ausdehnung der Erbschaftssteuer ans Kinder und Ehe gatten ans. Die Steuervorlage von Sydow aber enthält diese. — Eine große Arbeitcraussperrung hat die Schiffs werft „Vulkan" in Stettin voigenonimeii, indem sie einfach 8000 Arbeiter ans die Straße setzte, und warum? Weil die Nieter sich weigerten, 13 Stunden am Tage zu ar- beiten, während sie bisher 11 Stunden arbeiteten. Die Arbeiter haben die Empfindling, als wenn die Aussperrung von der Vnlkandirektloil gewollt ist, um Konventionalstrafen für verspätete Schiffsablieferimaen zu vermeiden, denn es erscheint nach dem Fortschritt der Arbeit ausgeschlossen, am 22. Anglist den Stapellauf des „Ersatz Württemberg" zu vollziehen, selbst wenn die Nieter 13 Stunden pro Tag schuften würden. Ist es nber der Fall, daß man die Ar beiter zu diesem Zwecke auSgesperrt hat, so erscheint dies als eine Handlungsweise, die nicht genug gebrandinarkt werden kann. Dünn ist es auch die Aufgabe der Neichs- marilieverwaltung, daß sie hier vermittelnd eingreist und den Flieden heizustellen sucht. Von Stettin ans werden Bemühungen gemncht, auch andere Wersten in den Streit hereinzuziehen und cs besteht anscheinend hierzu Geneigtheit, da die Werften nur wenig beschäftigt sind und bei einer Aussperrung nichts zu verlieren haben. Qesterreich'ttnkarn. Das Herrenhaus hielt gestern seine Schlußsitzung ab, für welche die Biidgetkoiiniiisslon des Herrenhanses in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Bnron v. Beck, der Minister des Fniiern Baron Bienerth, Fmanzininister R. v. Korytowsti, Eiseilbnlmininister Tr. v. Terschntta und Ackerbninninister Tr. Ebeulwch die nötigen Vorlagen zn- stiwmend erledigte. Ter ReichSrnt wird auch diesinnl nicht vertngt, so daß für die Abgeordneten der Fortbezug der Tiäten erfolgt. Macht für die sozialdeinokrntische Partei- kasse, die von jedem Abgeordneten vro Tiätentag 6 Kronen Beisteuer erbält, 00 000 .Kronen Mehreinnahmen. Diese Niclffbertngllng ist eines der Geschenke des Herrn Bnron Beck, die dem neuen Volkshnuse nicht gut ansteheii. — Die Politische Korrespondenz teilt mit. daß bei dcr Begegnung des rumänischen Ministers des Aeußercn Sturdza mit dem Freiherr» v. Aehrenthal auf dem Semmering, abgesehen von dem Handelsverträge mit Rumänien, über den die Verhandlungen endgültig für den Herbst dieses Jahres nngeordnet wurden, auch die maze« donischc Angelegenheit Gegenstand dcr Erörterung zwischen dem Freiherrn v. Aehrenthal und dem Minister Sturdza war. Rumänien habe, abgesehen von seinen idealen und warmen Sympathien für die staminesverwandten Kutzo- walachen nur allgemein europäische Balkaninteressen. Rumänien suche seit Jahren die auf die Erhaltung des politischen Statutgno am Balkan und auf die Einführring von Reformen in den drei mazedonischen Wilajels ab- zielende Politik der Berliner Slgnatarmuchte nach Kräften zu unterstützen und zu fordern. Nach der Aussprache der beiden Staatsmänner wird Rumänien an seiner Balkan politik auch weiterhin konsequent festhalten. Die äugen- blickliche Situation in Mazedonien wird durch zwei Momente charakterisiert: die leider noch imnier sehr intensive Banden bewegung. die auf eine Unterstützung in Griechenland und Serbien schließen läßt, und die noch nicht genügend auf geklärte Bewegung unter den Truppen der drei mazedonischen Wilajets. Alle Faktoren, die in der Erhaltung des politi schen Statusgno auf dem Balkan eine Voraussetzung zur Erhaltung des allgemeinen Friedens in Europa erblicken, werden durch diese Vorgänge zur doppelten Vorsicht und zur größten Behutsamkeit in der Behandlung des maze donischen Problems gemahnt. Nom. — Anläßlich des Todestages des Papstes Leo XIII. wurde vorgestern in der Sixtinischen Kapelle in Gegenwart des Papstes, zahlreicher Kardinäle, Bischöfe, der päpstlichen Hofwürdenträger, des beim Heiligen Stuhle beglaubigten diplomatischen Korps und zahlreicher Geladener vom Kar dinal Satolli ein Tranergottesdienst zelebriert. Hierbei gelangte eine eigens aus diesem Anlässe geschaffene Kom position Maestro Perosis zur Aufführung. Nach der Messe verweilte der Papst noch einige Zeit im Gebele, worauf er die Kapelle verließ. Frankreich. — Die von dem Botschafter JuleS Cambou gegenüber einem Redakteur der Depeche de Toulouse getanen Aeuße- rungen werden im Eclair folgendermaßen kritisiert: „Die Bemerkung des Botschafters, ein Teil der Bevölkerung erinnere sich mit einem gewissen Wohlgefallen daran, daß die nationale Wohlfahrt Deutschlands vom Kriege 1870/71 datiere, klingt in seinem Munde mindestens unenvartet. Herr Eambon bezeichnet einen Teil der Bevölkerung, iu deren Augen er besonderen Schutz genießt, als feindselig. Damit schafft er sich unvorsichtigerweise eine gefährliche Schwierigkeit, denn er setzt sich unangenehmen Entgegnungen aus. Ist es für einen Botschafter geschickt, denjenigen, bei denen er beglaubigt ist. aufrichtige Friedensliebe abzu- sprechen und offiziell das Vorhandensein von Absichten zu behaupten, die der Aufrechterhaltung des Friedens wider streben?" Belgien. — Der belgische Seemannsverband sucht den Kapitän Zander, den deutschen Kommandanten des Schulschiffes „Avenire", in einem Briefe, in welchem an seine kollegiale Gesinnung appelliert wird, zum Verzicht auf seinen Posten zu bewegen. In dem Schreiben wird gesagt, die Ernennung Zanders bedeute „einen Affront für das ganze Osfizierkolps der belgischen Marine". Dänemark. — Präsident Fallitzres legte in der Domkirche zu Noskilde am Sarge Christians IX. einen Kranz nieder. Nach seiner Rückkehr fand in der französischen Gesandtschaft ein Früh stück statt, an welchem außer dem Präsidenten der König, die Königin, die Mitglieder der königlichen Familie, die Minister und viele Würdenträger teilnahmen. Nachmittags besuchte dcr Präsident das Rathaus. Die dänische Stimmung bei dem Besuche Falliäres' läßt den Eindruck gewinnen, daß Däne mark zwar eine herzliche Zuneigung zu Frankreich hege, aber nicht die möglichen Unannehmlichkeiten übersehe, zu denen solche Zuneigung führen könne. Dänemark sei immer Frankreichs treuer Bundesgenosse gewesen, habe aber mit diesem wenig Glück gehabt. König Christian erkannte die Notwendigkeit einer Annäherung an Deutschland innerhalb gewisser Grenzen, die Dänemark auch iu freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich und England nicht überschreiten mag. Falliorcs' sympathisch begrüßter Besuch kann nur als Höflichkeitsakt aufgefaßt werden. Norwegen. — Der Kricgsminister tritt demnächst von seinem Amte zurück. Die Negierung beabsichtigt, unter Aufgabe ihrer Heeresreform dem Vorschläge des Militärkomitecs zuzn- stiliimen. — Das Storthing hat die Gcsetzcsvorlaqe über die Aufhebung des OrdenSwesens mit 67 gegen 55 Stimmen verworfen. Nustland. — Der Zar empfing den deutschen Botschafter Gras Pourtalüs gestern in Peterhof in längerer Audienz. — Unter den Truppen des Moskauer Militärbezirks hat man eine gefährliche revolutionäre Propaganda entdeckt. Schriften rein revolutionären Inhaltes waren unter folgendem harmlosen Titel: Ueber Militärdienst. Eid und Disziplin verbreitet worden. Unter dem Titel befand sich der Zusatz: „Begutachtet vom Hauptstabc; vom Komman deur des sibirischen Regiments zur Verbreitung unter den Soldaten empfohlen." — In der Stadt und im Gonvernement Petersburg ist der außerordentliche Schutz um sechs Monate verlängert worden. In der Stadt und im Gonvernement Charkow ist der Kriegszustand durch den verstärkten Schutz ersetzt worden. Türkei. — Trohaktc und Attentate junktürkffchcr Offiziere und Mannschaften im Bereiche des dritten Korps Saloniki dauern fort. Letztens wurde der Oberstleutnant Nazim in Saloniki verwundet. Ter Miltessaris von Tibra sowie ein .Kavallcrieoberstlentiiailt in Serres sind ermordet worden. Persien. — Ter Schah weilt noch immer in seinem Lager außerhalb der Stadt. Man kann das als einen Beweis da für ansehen, daß er selbst seinen Erfolg nicht für vollständig hält. Gerüchten zufolge wollen die Nationalisten binnen kurzem einen neuen Versuch machen, die gesamte rnssophile Partei in Persien zu vernichten, um England zur Aktion zu zwingen. In Teheran sowohl wie im ganzen Nordwesten von Persien sei man gegen England sehr aufgebracht, weil dieses nichts getan hat, um die Verfassung zu erhalten.