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Zweites Blatt Sächsische BolkSzeituag vom 20. August 1910 Nr. 189 57. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Augsburg. (Nachdruck verbot-».! Opo. Augsburg, den >7. August 1910. Was ist's. das in den letzten Jahren den Besuch der Katholikenversammlungen so mächtig gesteigert hat? Was lockt alljährlich in zunehmendem Matze die Tausende und Abertausende Menschen aus nah und fern, aus allen Volks schichten, aus allen Berufskreisen zu unserer Generversamm- lung, ob im Norden von Deutschland wir tagen, oder im Süden, ob im Osten oder Westen? Was verleiht dem Ar- beiterfestzuge am Eröffnungstage die gewaltige Anziehungs kraft, datz er wie ein Volksstrom durch die Stratzen flutet, den Teilnehmer begeisternd, den Schauenden ergreifend? Was treibt die ungezählten Massen in die öffentlichen, in die geschlossenen Versammlungen, datz sich die Festhalle von Jahr zu Jahr weitet und die Volksschar doch kaum zu fassen vermag? — Nicht ist es das Vergnügen: man vergleiche das Programm unserer Generalversammlung mit anderen öffentlichen Veranstaltungen und man wird finden, datz der Erholung nur wenig Raum gelassen ist. Ein Gartenfest, ein abschließendes Festmahl — das ist das einzige, was an Erholung geboten wird. Nein, was dem Katholikentage seine stetig wachsende Bedeutung verleiht, das ist das neu erwachte Bewußtsein des katholischen Volkes von der Not wendigkeit, sich am öffentlichen Leben rege zu beteiligen, an den Kämpfen der modernen Zeit werktätigen Airteil zu nehmen, dem Ansturm auf christliche Weltanschauung und christliche Gesellschaftsordnung einen Damm entgegenzu setzen und die im katholischen Volksteile ruhenden Kräfte zu wecken und in den Dienst von Christentum und Vaterland zu stellen. Große Arbeit ist in den letzten Jahrzehnten von den Katholiken geleistet worden, aber es gibt noch viel zu tun. Die Vielseitigkeit des modernen Lebens mit seiner raschen Entwicklung, mit der Umwälzung des Bestehenden stellt uns vor immer neue Aufgaben. Da heißt es, die Augen aufhalten, die Zeitfragen verstehen, Versäumtes nachholen, aufklärende Arbeit leisten — da heißt es, das ganze öffentliche Leben durchleuchten, Schäden heilen, vorbauend wirken - da heißt es, die Begeisterung in der katholischen Bevölke rung entflammen und das Bildungsbedürfnis im ganzen katholischen Volke zu wecken und zu vertiefen. Das ist es, was unser Volk mit unwiderstehlicher Ge walt zu den Reden und Rednern unserer Generalversamm lungen hinzieht, und wenn das Augsburger Lokalkomitee weitsichtige Fürsorge in der Lösung der Raumfrage ge funden hat, so hat es ein gleiches getan in der Wahl der Redner und der Themata. Wir dürfen Namen und Gegen stand nicht verraten, aber das dürfen wir, ohne indiskret zu sein, hervorheben, das neben bewährten Nednerkräften. die durch die Macht ihres Wortes und durch die vollendete oratorische Form schon oft das katholische Volk zur Be geisterung für die katholische Sache hingerissen und die Fest halle von tosendem Beifall der vielen Tausende erzittern ließen, vom Augsburger Lokalkomitee neue Männer ge worben sind, die bis jetzt in der weiten Oeffentlichkeit noch nicht gehört wurden, die aber an Tiefe der Gedanken, an edler Begeisterung, an weitherzigem Blick, an sozialem Ver ständnis und an bewunderungswerter Formvollendung sich ebenbürtig den alten .Kämpen an die Seite reihen. Dank dem Komitee für die Wahl dieser Männer, dank ihm für die Wahl der Themata, die unser ganzes öffentliches Leben und den einzelnen Menschen in ihm erfassen, die dem Puls schlag des deutschen Volkes lauschen, den Einzelmenschen mit sicherer Hand durch die Wirrnisse des Lebens führen und die Gesamtheit der Menschen zu ihrem Heile unter die Segens herrschaft des Kreuzes stellen. Eine Versammlung gipfelt in ihrem Präsidium und eine Versammlung von der Bedeutung der deutschen Katho likentage muß an ihrer Spitze Männer haben, die von hoher Warte aus mit sicherem Blick das öffentliche Leben über schauen und doch gleichzeitig durch ihre praktisck>e Arbeit mitten in den Bedürfnissen des Lebens stehen. Solche Männer hat das Augsburger Lokalkomitee gefunden und auch hierfür muß ihm das katholische Deutschland Dank wissen. Es würde uns zu weit führen, wollten wir hier der Riesenarbeit des Lokalkomitees eingehend gedenken; wir müssen das anderen überlassen und uns auf den Hinweis beschränken, daß es sich seiner großen, vielgliederigen Auf gabe nach jeder Seite hin glänzend gewachsen gezeigt hat. Das zeigt sich nicht minder in der Ausstattung und Anlage der offiziellen Drucksachen, des Festblattes und der Fest postkarten als in der vorsorgenden Tätigkeit für die bericht- erstattende Presse, namentlich für die vom Zentralkomitee und dem Augustinusvercin mit der offiziellen Bericht erstattung für die katholische Presse Deutschlands beauf tragte Berliner Zentrums-Parlaments-Korrespondenz, in der Unterbringung der zahlreichen Gäste, in der Tätigkeit der Altarkommission, in der Organisation des Arbeiter festzuges Dank und Anerkennung verdient, daß das Lokal komitee bei seinen vorbereitenden Arbeiten ein verständnis inniges Entgegenkommen gefunden hat sowohl bei den Be hörden, insbesondere der kommunalen, der Post- uird Eisen bahnverwaltung als auch bei der Bevölkerung. Namentlich sei hervorgehoben, daß es durch das liebenswürdige Ent gegenkommen der protestantischen Bevölkerung dem Komitee gelungen ist, die Wohnungsfrage derart gut zu lösen, -aß für die vielen Teilnehmer genügend Privatquartiere zur Verfügung stehen. Es erheischt unsere Pflicht, auch des Entgegenkommens der Stadtgartenverwaltung und des Fremdenverkehrs-Vereins anerkennend zu gedenken. Der Mühe Preis ist der Stadt Augsburg sicher. Die 67. Generalversammlung wird eine Teilnahme aufweisen, die hinter früheren Besuchsziffern nicht zurückbleibt. Dis Bewältigung des Massenverkehrs am Eröffnungssonntag werden neben den fahrplanmäßigen Zügen nahezu 30 Sonderzüge aus allen Teilen Bayerns und Württembergs übernehmen. Neben den bestellten läßt die Eisenbahn direktion Augsburg noch für bestimmte Bezirke Extrazügs laufen. Der Festzug der katholischen Vereine wird eine gewaltige Kundgebung katholischen Lebens sein. Viele Hunderte von Arbeitervereinen, Gesellenvereinen, Burschen- vereinen, Jugendvereinen, Männcrvereinen, Kongre gationen, Volksvereinen werden mit einer in die hohen Tausende gehenden Zahl an ihm teilnehmen. Nach dem bis herigen Kartenverkauf werden auch die beratenden und öffentlichen Versammlungen eine hohe Frequenz aufweiscn. Besonders erfreulich ist es, daß sich die Zahl der ständigen Mitglieder seit der Breslauer Tagung bedeutend ge hoben hat. Auf die Einladungsschreiben des Lokalkomitees an den Episkopat sind bereits zahlreiche Antwortschreiben einge gangen, so vom Kardinal Kopp, vom Bischof von Speyer, vom Bischof von St. Pölten, vom Bischof von Rottenburg, von Hildesheim, von Negensburg, vom apostolischen Vikar von Norwegen, vom Kardinal Fischer, vom Weihbischof von Straßburg, vom Bischof von Metz. Auf andere werden wir noch zurückkommen. Die Besucher des Katholikentages wollen wir an dieser Stelle noch aufmerksam machen auf ein kleines wertvolles Schriftchen, welches der schon früher erwähnte Schriftsteller August Vetter zu Augsburg verfaßt. Es ist ein illustrierter Führer durch den Dom zu Augsburg mit einer kurzen Bau geschichte, der den Besucher des Katholikentages gut orien tiert. So ist denn der Boden für die 67. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands wohl vorbereitet. Möge ihr der Segen Gottes beschicden sein. Das wünschen wir der Stadt Augsburg, das wünschen wir dem katholischen Volk, das wünsck-en wir unserem geliebten Vaterlande. Aus Stadt und Land. (Fortsetzung au» dem HauptblatU) —' Von dem Neubau der Dresdner Handels kammer in der Albrechtstraße sind nunmehr die Gerüste gefallen und das Gebäude präsentiert sich in einer wirkungsvollen architektonischen Gestaltung, die noch durch eine im Baue befindliche große Freitreppe gehoben werden wird. Besonders das Hauptportal ist reich mit Sandstein skulpturen geschmückt. Direkt über dem Eingänge zeigt sich im Mittelfelde der Balkonbrüstung die Inschrift Handels kammer und links und rechts sieht man die Darstellungen des Kaufmannsstandes und der Industrie. Darüber ist in einer Kartusche die Jahreszahl 1910 angebracht worden. Weiter steht man über den Fenstern des ersten Stockwerkes kleinere Darstellungen der hauptsächlichsten Industriezweige im Gebiete der Dresdner Handelskammer, und zwar von links nach rechts die Schiffahrt, dann die Holzindustrie, die keramische Industrie und das Verkehrswesen. Auf der anderen Seite des Hauptportals schließen sich die Dar stellungen des Kraftfahrwesens, der chemischen Industrie, der Maschinenindustrie und der Luftschiffabrt an. Der ganze Bau gereicht der dortigen Gegend zur Zierde und wirkt auch besonders durch sein hohes rotes Ziegeldach, das von mehreren mit Kupfer gedeckten Erkerfenstern unter- krochen wird. Ueber die Raumeinteilung des neuen Ge bäudes haben wir bereits seinerzeit berichtet. Der Entwurf stammt von der^hiesigcn Architekten William Lossow und Max Hans Kühne, denen auch die Bauleitung übertragen worden ist. Die Ausführung der Maurerarbeiten liegt in den Händen des Herrn Baumeisters Otlo Miersch, während die Ztmmererarbeiten Herr Hofzimmermeister Noack über nommen hat. Die Ucbergabe des neuen Gebäudes erfolgt voraussichtlich am 1. Oktober d. I. —* Ueber die Lage des Dresdner Gast hausgewerbes im Jahre 1909 bringt der kürzlich erschienene Bericht der Dresdner Handelskammer folgende interessante Mitteilungen: Von Fremden, die keinen dauernden Aufenthalt hier nahmen, waren 409 040 (394 419) in Gasthäusern und 24 268 (22 899) in Pensionen und Privathäusern abgesticgen. Für das Gasthausgewerbe war das Berichtsjahr nach den Berichten einer größeren Anzahl Dresdner Hotels nicht besonders günstig. Der Fremden verkehr Dresdens ließ noch immer zu wünschen übrig, wenn er sich auch gegen das Vorjahr gehoben hat. Eine Firma berichtet, daß sich namentlich wieder mehr Amerikaner ein gefunden hätten. Nach einem anderen Berichte hat sich die Hoffnung, daß sich auch im Berichtsjahre wieder mehr wohlhabendere russisck>e Familien infolge der unsicheren politischen Verhältnisse in ihrer Heimat für längere Zeit inl Dresden aufhalten würden, nicht erfüllt. Die Russen zögen augenscheinlich die südlichen Länder vor. Allgemein wird gewünscht, daß von den maßgebenden Stellen mehr ge tan werde, um die Fremden nach Dresden zu locken und sie hier zu fesseln. Es fehle in Dresden an Unterhaltung und Veranstaltungen, die das internationale Fremdenpublikuni an-zögen. In dieser Beziehung tue die Nähe Berlins dem Dresdner Fremdenverkehre stark Abbruch. Berlin werda auch von dem reisenden Publikum wegen seiner großartigen Hotelpaläste mit luxuriösen Inneneinrichtungen bevor» zugt. Um so mehr sei zu wünschen, daß die Vorzüge, diü Dresden und seine Umgebung bieten, in weiterem Umfangs als bisher in geeigneter Weise bekannt gemacht würden, wie dies auch seitens anderer Fremdenstädte regelmäßig ge» schehe. Vor allem sei Dresden hinsichtlich der Eisenbahn» Von und über Oberammergau. Voll der hehrsten Eindrücke, begünstigt durch einen in diesem Sommer seltenen Sonnentag, verlassen wir das in vieler Munde neuerdings „berüchtigte" Oberammergauer Passionsspiel und werden noch lange in dem gehabten Ge- nusse schwelgen. Durch die verschiedenen kritischen Stim men waren unsere Erlvartungen mächtig erregt und ge steigert worden: sie sind nicht getäuscht, sondern in hohem Maße erfüllt worden. DaS Passionsspiel ist nicht nur die Sensation dieses Sommers (ohne den üblen Beigeschmack jenes Wortes), es ist ein Erlebnis von tiefster, für das ganze Leben nachhaltigster Wirkung, allerdings nur, wenn man ihm nicht von vornherein in kunstkritischer Stimmung cntgegentritt. Dieses kritische Eingestimnitsein ist dem Bauernspiele gegenüber nicht berechtigt, jedenfalls der bitterste Feind des Genusses und der Erhebung. Was die Oberammergauer von Berufsschauspielern vor allem unter- scheidet, das ist die Tatsache, daß das Gefühl, es müsse irgend etwas „dargestellt" werden, vollkommen zurücktritt. Die Leute haben die Empfindung verloren, daß es eine Rolle ist, die sie zu tragieren haben. Sie leben die Figur des DramaS, sie haben sie schon seit Wochen und Monaten tn sich aus genommen. Wer sich dem Eindrücke des Passionsspieles ohne Vor eingenommenheit und Befangenheit hingibt, den läßt eS nicht wieder loS. Was in Bann hält, ist daS Primitive, Volkstümliche, der Anklang an das alte Mysterium, das Herausheben des allgemein Menschlichen, das keiner Zeit, keiner Mode unterworfen ist — die. Offenbarung des Ewig keitsmythus. Das Passionsspiel hat in erhöhtem Maße die Rechte, die Schopenhauer jedem Kunstwerk« zusprach: daß man da- t-or hinzutreten habe, wie vor einen König, und abwarten müsse, ob man angeredet wird. Denn dieses Passionsspiel ist nicht die Willkürtat eines einzelnen, der unS auffordert, zu seinem Tun Stellung zu nehmen dadurch, daß er sein rein persönliches Erzeugnis als etwas Besonderes von der Allgemeinheit, ja gegen diese hinstellt. DaS Passionsspiel ist nicht eine subjektive Tat, zu der ein einzelner sich berufen oder gedrängt fühlte, oder die er auch nur aus künstliche? Laune, wohl gar aus kunstgeschäftlicher Absicht in die Welt stellte, auf daß Liese dazu Stellung nehme, — nein, das Oberammergauer Passionsspiel ist eine objektive Tatsache, der sich eine Gesamtheit — auf ihre Größe kommt es nicht an — verpflichtet fühlt. Es steht fest, daß das Verhältnis der Oberammergauer zu ihrem Passionsspiele ein religiös geheiligtes und ein religiös heiliges ist. Das wird jedem nicht Voreingenommenen bewiesen durch die einzige Hingabe jedes einzelnen an sein Spiel, durch die Art. wie die subjek tiven Wünsche und Meinungen jedes einzelnen sich dem von der Allgemeinheit als Wohl de? Ganzen Anerkannten unterordnen müssen und es auch tun. Nein, nur keinen Maßstab anlegen — es hinnehmen als das, was es trotz aller Verbesserungen an Text, Darstellung und Kostümen noch heute ist: ein Passionsspiel, aus dem gläubigen Herzen eenes Volkes heraus geboren, eine rein christliche Auffassung der Erlösung, ohne jeden konfessionellen Einschlag. DaS will in diesem katholischen Lande, bei Darstellung durch Streng gläubige. die jedes Passionsjahr durch eine Wallfahrt zum benachbarten Kloster Ettal beschließen, gewiß viel bedeuten. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß gerade in einer Zeit, wo Kunst und Wissen die höchsten Stufen der Ent wicklung erreicht haben, das Oberammergauer Passionsspiel eine Würdigung findet, wie nie zuvor, daß gerade in diesem kritischen Zeitalter von Jahrzehnt zu Jahrzehnt die Men schen zu der Passion zuströmen in immer lvachsenden Scharen. Und nicht etwa die Ungebildeten und Unwissen, den, nein, die Gebildeten: Künstler und Gelehrte, Staats- männer und Monarchen. So, Laß das Dorf nicht mehr Raum hat. die Gäste alle zu beherbergen, daß es erschütternd ist, zu sehen, wie sich die Völkerwoge brausend heranwälzt an« Vorabende des Spiels, erstickend, alles überflutend. Und wie sie dann am Morgen der Handlung stille wird, und buchtet in dem schmucklosen Raum, den sie Theater nennen, wie sie sich gleichsam glättet, als schweige jeder Sturm in» Inneren und Aeußeren unter dem Hauche der einifältigen, bald 2000 Jahre alten Worte. Wie sie mit angehaltencm Atem der schlichten Handlung lauscht, stundenlang, ohne der Zeit zu achten, die weit über daS Maß dessen geht, waS un sere leicht zu ermüdenden Nerven zu ertragen gewohnt sind. Watz ist eS denn, daß der Höchste, wie -er Niedrigste, der Reichste wie der Aermste, der Fürst wie der Tagelöhner ohne Murren auf Stroh schläft, wenn kein Bett mehr vorhanden? Daß sich der Verwöhnteste Hunger und Durst, der Zarteste Hitze und Kälte gefallen läßt, der Aengstliche unerschrocken die beschwerliche Wanderung über den Ettaler Berg mit macht? Wäre es nur die Neugier, eine Schar armer Schnitzer, Bauern, Holzfäller, die alten, tausendmal abge leierten Gesänge in einem schlechteren Deutsch, als man es in der Schule gehört, unter freiem Himmel, unter Sonnen brand und Regen, noch einmal Herunterleiern zu hören, wie die Gegner des Passionsspieles sagen? Kämen die Menschen der halben bewohnten Erde alle zehn Jahre von nah und fern, von Süden und Norden, von den Bergen und aus den Tälern, aus Palästen und Hütten, über Meere unÜ Länder? — Sicher nicht! Was also ist es? Ein Wunder? Wer das Possionsspiel sah, dem ist es offenbar, wer eS aber nicht gesehen, dem ist es schwer zu erklären. Die Gott heit bleibt unseren irdischen Sinnen verborgen und uner reichbar, wie das verschleierte Bild zu Sais. Jeder Versuch, den Schleier gewaltsam zu lüsten, rächt sich bitter. Was gewinnen jene modernen Socinianer und Ado- ranten, die mit schlecht geheuchelter Pietät das Geheimnis ans Licht ziehen wollen und den Gott zum Menschen machen, uin in der elenden Puppe sich selbst anzubeten? Und wenn sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber ständen, sie würden immer nur sich selber sehen und er würde ihnen zurufen: „Du gleichst dem Geiste, den du be greifst, nicht mir!" Und wiederum, WaS gewinnen unsere Pantheisten, dal sie den Menschen zum Gott machen, um in ihm das Un erreichbare zu umfangen? Sie werden später oder früher erkennen, daß sie die Wirkung für die Ursache nah- men und die Form für das Wesen! Ekel und Ent täuschung ist ihr Los, wie das Los aller, die nichts haben, als den Menschen! Aber die, welchen daS Sichtbare nur das Symbol des Unsichtbaren ist und sie lehrt, von der Wirkung auf die Ursache zu schließen, diese werden mit unausbleib licher Folgerichtigkeit von der Form zum Wesen, von der Täuschung zur Wahrheit gelangen! Das ist das Wunder des modernen Gethsemane! . (Schluß folgt.)