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Sächsische Volkszeitung : 31.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190310317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19031031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19031031
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-31
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.10.1903
- Autor
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Unwissenheit zu reden, welche den Menschen zum Mittel punkte der Schöpfung mache. Vielleicht wird er noch ein- mal von einem philosophisch gebildeten Kollegen darüber belehrt, das; jede Weltansicht notwendig eine anthropozen trische und die Welt somit recht eigentlich für den Menschen da ist, in ihrer eigenen Beschaffenheit und darauf angelegt, von dem Menschen wahrnehmend und denkend erfaßt zu j werden. Damit ist in keiner Weise dem subjektiven Idealis mus das Wort geredet, es ist im Gegenteil der Stand- ! Punkt angedentet, von dem aus allein die Ueberwindung des Idealismus möglich ist. Aber daneben bleibt bestehen, daß wir nur von dem wissen, was wir in irgend einer F«rm in uns erlebten oder erlebt haben, und das; es immer wieder unsere eigenen Gedanken sind, die über die ersten Bewußtseinsvorgänge hinaus uns zu einer von uns unterschiedenen Welt der Objekte hinführen. Und es bleibt bestehen, daß jedes Iürwahrhalten, möge es ans unmittelbarer Evidenz und apodiktischer Beweisführung beruhen, möge es zuversichtlicher Glaube oder törichtes Meinen sein, unsere eigene Tat ist und nur unsere eigene Tat sein kann. In dem Streite um die Voraussetzungslosigkeit ist be hauptet und alsbald bereitwilligst uachgesprochen worden: der Manu der freien Forschung bilde sich seine Ueberzeu- gung selbst und darauf beruhe seine Wahrhaftigkeit, dem Katholiken dagegen werde sie durch eine äußere Autorität aufgeuötigt. Mau wisse nicht, wie mau sich eine von außen aufgenötigte Ueberzeugung denken soll, wiederhole vielmehr, daß unser Glaube unser eigenstes Eigentum ist und nichts anderes sein kann. folgendermaßen stellt sich hiernach der Sachverhalt. Alles fürwahrhalteu ist subjektiv, denn es geschieht im > denkenden Subjekt und von demselben. Aber dabei er geben sich Unterschiede, sowohl was den Grad der subjek tiven Gewißheit, als was die Tragweite der Giltigkeit . betrifft. Daß das Ganze größer ist als der Teil, daß i Gleiches zu Gleichem hiuzugefügt Gleiches ergibt, leuchtet ! nicht nur mir selbst unmittelbar ein, sondern man muß es , auch als eine für jedes denkende Subjekt giltige Wahrheit ! anseheu. Ich kann nicht anders denken, denn das Gegen- s teil ist unmöglich, und ich kann nicht denken, das; ein anders denkendes Subjekt anders denken könnte. Die doppelte Denknotweudigkeit verbürgt mir, daß es sich hier um zweifellos gewisse und allgemein giltige Wahrheiten handelt. Nur weil sich alle der gleichen Denknotweudigkeit fügen müssen, kann es gemeinsam anerkannte Wahrheiten ! geben, lind besteht die Möglichkeit, einem anderen etwas , zu beweisen. Unmittelbar einleuchtend und für alle giltig ^ sind die obersteil Deukgesetze, die einfachen Regeln der ! Logik, die Axiome der Mathematik. Nur mit ihrer Hilfe j sind wir imstande, feste Beweisketten herzustelleu. Nicht völlig so steht es mit der Erkenntnis des Tat- ! sächlichen. Daß ich jetzt eine färbe sehe, einen Ton höre, , einen Schmerz fühle, behaupte ich mit völliger Gewißheit, i Die Gewißheit nimmt ab, »venu es sich um eigene Erleb- ^ nisse der Vergangenheit handelt, und eine solche besteht gar ; nicht gegenüber fremden Erlebnissen. Und nun die andere Seite. Wie steht es mit den j Voraussetzungen, welche den Katholiken angeblich von außen ! ausgenötigt werden, ivas ist es mit den Dogmen der Kirche? ^ Wiederum kann ei» Mehrfaches für jene Gegenüberstellung und die daran geknüpften Vorwürfe bestimmend sein. Will man behaupten, daß unsere Dogmen uns nöUgren, für wahr zu halten, ivas die Wissenschaft mit gutem Grunde verwirft, und zu verwerfen was"0iese als sicher beglaubigt hcrausgestellt hat? Kein größeres Mißverständnis wäre denkbar! Gerade umgekehrt ist cs unsere Ueberzengimg, ist es selbst ein Dogma der Kirche, daß es keinen Wider spruch zwischen Glauben und Wissen gibt. Es kann nichts Gegenstand unseres Glanbeils sein, ivas den obersten, un mittelbar einlenchtenden Wahrheiten und den aus diesen mit apodiktischer Sicherheit abgeleiteten Schlüssen wider spricht. Daß ebenso nichts geglaubt wird und geglaubt werden kann, was sich in dunklem Widerspruch mit einer zweifellos festgestellten Tatsache befände. Wer will behaupten, daß Widersprüche solcher Art vorhanden wären? Wären sie vorhanden, der christliche Glaube hätte längst von dem Erdboden verschwinden inüssen! Von vorilherein also lassen sich Konflikte nur im Bereiche der nicht unbedingt feststehenden, jener zahlreichen hypo thetischen Elemente der Wissenschaft erwarten. Ja noch mehr! Solange sich der Naturforscher im Bereiche seiner Wissenschaft selbst bewegt, besteht eine Berührung und darum eine Konfliktsmöglichkeit überhaupt nicht. Sie beginnt, wenn der Ehemiker seine Retorte und der Biolog das Mikroskop verläßt, um über Weltschöpfung und Wunder und die ausgezeichneten Merkmale der Menschennatnr zu reden. Und sollen wir denn vielleicht vor Behauptungen, denen jede Möglichkeit der naturwissenschaftlichen Begründung fehlt, welche aus einer einseitigen Gewohnheit des Denkens hervorgegangen sind, welche weder den Tatsachen der Geschichte noch denen des einzelnen Seelenlebens gerecht werden, unseren Glauben, unser innerstes eigenstes Eigentum scheu zurücktreten lassen? Oder will uns jener Vorwurf darum treffen, weil wir außer und neben den Resultaten der Wissenschaft auch noch anderes für wahr halten, was nicht auf dem Wege wissenschaftlicher Forschung erworben ist und insbesondere nicht der Erfahrung entstammt? Daß unser Wissen ausschließlich in die Grenzen der Erfahrung und des Erfahrbaren eingeschlossen sei, lehren übereinstimmend Empirismus und Kritizismus. Aber es ist längst nachgewiesen, daß das künstliche Gebäude dieses letzteren nicht standhält, wenn auch Kant, sein Begründer, vielen hellte noch immer als Autorität gilt. Und ebenso ist den Vertretern des Empirismus immer wieder gezeigt worden, daß das Erste und Letzte nicht die Erfahrung ist, sondern das sich selbst und seine Wahrheit bezeugende Denken. Wer also im Gegensätze zu diesen beiden Schulen der alten Ansicht huldigt, daß sich allerdings an der Hand der Denkgesetze über das erfahrnngsmäßig Gegebene hinaus- kommen lasse, und das; es ein Wissen von Gott lind seinem Verhältnisse zur Welt gebe und anderem, was damit znsaiilinenhängt, so kann mail ihn wohl von einem bestimmten Standpunkte theoretischer Reflexion ans bekämpfen, nicht aber im Namen der allen bekannten und für alle gültigen Wahrheit. Nichtig aber ist, daß das Festhalten am Uebersinnlichen und Ueberirdischen seine stärkste Stütze, seine sicherste Gewähr nicht in theoretischer Beweisführung, sondern im religiösen Glauben, in der tstlcm »livinn. findet, das; jene Wahrheiten aufs tiefste verflochten mit den Erlebnissen und Bedürfnissen unseres Herzens, daß sie für uns nicht nur Bestandteile unserer Weltansicht, sondern auch Leiter und Führer des Lebens sind. Und es ist ferner richtig, daß zu den Wahrheiten, die der Vernunft zugänglich sind, für uns andere hinzukommen, welche darüber hinansliegen, und zu deren Auffindung die den Sinnen zugängliche Welt- wirklichkeit keine Anhaltspunkte bietet. Wir halten sie für wahr, weil wir sie ans eine andere, höhere vn-psE aus göttliche Offenbarung zurückfüb'-m. ocS schreckt uns nicht, wenn etiva ein Chemiker auf einer Naturforscher-Versamm lung ^cttärt. daß es eine solche nicht gebe, und wir wissen, daß wir uns unseres Glaubens nicht zu schämen haben, siild vielmehr im Gegenteile der Meinung, das; durch den selben Probleme, zu denen die Wissenschaft hinführt, ohne sie lösen zu können, allein eine befriedigende Lösung finden, Probleme, die damit nicht ans der Welt geschafft sind, daß man sie verständnislos verkleinert oder hartnäckig ignoriert. Und wir verlangen, daß inan diesen unseren Standpunkt respektiere. Wenn es ein Recht der Nationalität gibt, so gibt es nicht minder ein Recht des religiösen Be wußtseins. Wir prolestieren gegen die Anmaßung, als ob nur der Unglaube in wissenschaftlichen Versammlungen das Wort führen dürfe, und treten ein für das Recht des katho lischen Gelehrten. Dazu will die Görresgesellschaft mit helfen, hier liegt zugleich die letzte und entscheidende Recht fertigung für ihre konfessionelle Abschließung. An dem Tage, an dem das Recht des katholischen Gelehrten überall und allgemein anerkannt sein wird, hat sie ihre Aufgabe erfüllt, dann mag sie sich auflösen, und ihre Mitglieder mögen nur noch Hand in Hand mit Fachgenossen, katholischen oder andersgläubigen, die Sache der Wissenschaft fördern. Hanöelsteil. Dresdner Kurse vom 2K. Qktober 1903. Bank-Diskont. Reichsbcmk 4 Proz. (Lombarden 5 Proz.) Amsterdam 31/2 Proz. Brüssel 3 Proz. London 4 Proz. Paris 3 Proz Petersburg 4'^ Proz. Wien 3'^ Proz. Deutsche Fonds und Ltadtanleihen 3 Deutsche Reichsanl. 90.50G 3 do. do. Jnl.-Sch. —,— 3'/i> Deutsche Reichsanl. 101,80G 8'/,! do. abgest. unkündb. b. 190.', 101.80G 3 Sachs. Rente 5000M. 89.00B 3 do. 3000 M. 89.00B 3 do. 1000 M. 89.00B 3 do. 500 M. 89.00B 8 do. 300 Dt. 89,50B 3 do. 200 M. 89,50B 3 do. 100 M. 89.50B 3 S.St.-Al.1855100 Tl. 95,10(8 3'/- do. 1852/68 500TI 1M,50bz 8'/' do. 100 Tl. 100,50bz 3'/. do. 1867 500 Tl. 100.50bz 3'/. do. 1867 100 Tl. 100.50bz 3>/- do. 1869 500 Tl. 100.40bz Z'/z! do. 1869 100 Tl. 100,40bz 4 Leipz.-Dr. Eisb.-Obl. —,— 3Vz Akt.d.Lobau-Zittaner Eisenbahn 100 Tl. 99,OOG 4 do. 25 Tbl. 102,25(8 8'/.. Lac.-Vr. 1000.500 Tl. 99.75G 8>/ÜLd.-Clt.-R.6000M. 96,90V 3'/ff do. 1500 Mk. 97.00B do. 300 Mk. 97.50B do. 1500 Mk. 103.50G Ausländische Fonds. 4Vz'Oesterr.Papicrrente —,— 4 4>/zi do. Silberrcnte —,— 4 4 l do. Goldrente 101,90V 4 4 ! Ungar. Goldrente 99,75bz 4 4Vrj-l'/r°/»Ung.Stsb.-A. —5 3'/- 3 3-/2 3>/2 8'/l 3-/2 3-/2 3V- 4 4 8-/2 8-/2 3-/2 3'/. 8-/2 8-/2 3V-, 8-/2' 3-/2 3'/. 4 ' 4 4 3Hz 4 3'/- 3 4 4 Preuß. konsol.Anleihe 90.50G do. 101,80V do. abst. ukb.b.1905 101,80V Dr.Sl.-Schdsch.1871 100,30V do. do. 1875 100,30V do. do. 1886 100,30V do. do. 1893 100,00G do. do. 1900 105.20G Assig.St.-A. (Klnb.) 100,50bV Bantzner Stadtanl. 99.75G Ehemn.Sldtal.1863 100.25G do. 1874 190,25G do. 1879 100.25G do. 1889 100.25G do. 1002 100,25bG Freiberger Stadtanl. — do. 1895 — Lpz.Stadtanl.v. 1897 —,— Lvbauer Stadtanl. —.— Meerancr do. 103,30G Planensche do. 1903 100,25V do. do. 1807 104,25V Pulsnitzer do. Ncichenbacherdo. Riesaer do. Zittaner do. do. do. von 1901 103,70G Krenzkrchg.-Schdsch. —,— 103,60G 103.60G Bank-Akti Allgem.D.Kreditast. 175.50Ä Berliner Bank —,— do. Spar-n.Dep.-V. 69,00G Chemnitzer Bankverein —.— Dresdn.Kreditanst. fr. 10,00B Dresdner Bank 153,75(8 Dresdn.Bankverein 99,25G Leipzig. Bankaktien fr. —,— Leipzig. Hhpot.-Bank Ungar. Kronenrente 98.00bz Nuinän. Staatsrente —,— do. 1890 87.00G do. 1801 — do. amort. 100,OOG en. Lvbauer 102,OOG Mitteldeutsche Bank —,— Oberlausitzer —,— Neichsbank —,— Sächsische Bank 129,50G Sächs.Boden-Kced. 144.00G Sächs.Diskont-Bk. 105.50G Borschußbank Freiberg —,— Zwickauer Bank —,— Deutsche Pfand- und Hypothekenbriefe Z'/M.D.Kreditanst.Psb. 99,75Ä Km.Bk. d.K.S.Al.Sch. 99,75(8 do. 102.25G Grdrnt.-u.Hhp.-Nst.d. St.Dresd. Pfdbr.l 104,75G do. Grundrente I 102.50G Hp.-Obl.d.B.s.d.R.D. vs,40V 4 4 4 4 3'/. 3 3Vr 4 3 8-/2 4 3 3-/2 4 -t'/- 3 3'/- 4 1 7 Landwirtsch. Pfdbr. 87,OOG do. 99,00bz do. 104,25V Landlvtsch. Kreditbr. 87,OOG do. 99.00bz do. 103.30G Lausitzer Pfandbriefe 89.00G do. do. 100,75bG Leipz.Hyp.-Banksch.D 98,OOG Lpz.Hhp.-Bk-u.A.-Sch. Ser.VIIb.1908ukdb. 98.20G do. Serie VIII 103.10G Mttd.Bdkr.unk.blOOO 97,00(8 do. do. 1906 100.20G 4 4 3 3'/- 4 3V- 4 3'/. 3-/2 8-/2 3V- 3V- 4 4 3V- 3-/2 3 4 4 4 Bank für Grundbesitz —,— Residenz-Vaubank 197.00G Baugescllschafts-Aktien. Mttd.Bdkr.uk.b.1907 100.20G do. do. 1909 101,25G do. Grundrentbr.I 88,OOG do. do. II 97,OOG do. do. III 101,25G Pr.G.-Kred.-Pfandbr. 96,OOG vo. v. rosuulv.li.i809 102,50(8 do.Bkr.Psl.1899-1910102.50G do.v. 1896 unkb.b. 1906 96,50G do. K.-Obl. 1887/91 99.30G do. 1896 ukb. b. 1900 99,60G Schs.Bdkr.-Pfdb.S.I 99,50G do. do. II 99,50G do. do. I1I104,25G do. 'do. IV 103,OOG do. do. V 99.00G Sachs. Erbl. Pfdbr. 100.20B do. do. 91,25G Südd. Bodkr.-Pfandbr. —,— Dresdn. Börsenanleihe —,— do. Logenanl. —,— Dresdner Banges. 199,00bG do. St.-Pr.-A. — beschwichtigenden Anblickes jener Stätten bedürfe, wo Tausende ruhen, die anfgehört zu schlagen; als müsse die in der Welt oft so heiß und glühend nach Ruhe und Frieden sich sehnende, nach Freude und Glück suchende Seele sich mitunter den Trog verschaffen, an dem Orte ans Erden zu weilen, wo ihr immer und immer wieder j vom einfach schwarzen Kreuz die goldene Nachricht entgegen- lenchtet, daß hier endlich eine dauernde Ruhe, ein ewiger ! Friede, unvergängliche Freude und nie endendes Glück zu j finden ist. Theater, .Kunst und Wissenschaft. Johann Leb. Bach s Matthäus-Passion. Aufführung der Dreyßigschen Singakademie im Dresdner Bereinshause am 28. Oktober 1903. Bon den fünf Passionen, die Johann Seb. Bach zur feier lichen Begehung des Echarfrestag Nachmitlag geschrieben haben soll, sind uns nur noch zwei erhalten geblieben, die Johannes nnd die Matthäus Passion. Sie zählt neben der ll-nuckl-Messe nnd dem WeihnachtSoratorinm zu den großartigsten Werken des Meisters, in dem sich seine Meisterschaft in der kunstvollen polyphonen Stimin- cstaltnng und Verwebung in der kunstvollste» Weise offenbart. In as Jahr >728 mag die Entstehung fallen, denn die erste Anf- führinig fand am Eharneilag. den 15. April 1729 zn Leipzig statt. Die Malthäuspassiou ist von de» oorhaudeiieu zwei die umfang reichere, »nd obwohl Robert Schumann der IohaimeSpassio», deren Aufführung wir demmichN z» erwarte» haben, de» Porzng znerkeimt, neigt sich doch heute im Allgemeinen die Wertschätzung der elftere» zu. Die gut besuchte Aufführung ging in der Bearbeitung von Robert Franz oor sich. Sein Bormort in der bei Breitkopf nnd Härtel erschienenen Partilnr führt ans. daß Bach bei Ans führung seiner Werke und speziell der Matthäus Passion zn den in der Parlitnr ansgefnhrlen Stimmen noch freies Akkompagnemeilt treten ließ, welches sich nicht nur an den Solosätzen, sondern durchweg je nach de» Umstände» mehr oder weniger beteiligte. Da es uns einerseits an jeder Tradition über die Art eines solchen Akkompagnements, zu welchem Bach bei diesem Werke sogar zwei Orgeln nnd ein Eembalo verwendet-', fehlt, andererseits aber dieses Aktompagnieren mir de» Imeck hatte, die wesentliche» Lücken der Partitur anSznfüile», so hat Robert Franz cs libernommen. der Partitur fehlende Stimme» hinziizufüge» nnd die heutigen Tages nicht »lehr gebräuchlichen Orchesteriiistrumente ans Bachs Zeit durch enlsprecheude »euere zu ersetzen. So ist an Stelle der Viola da Gamba das Biolonecll und für die Oboe amore und Oboe da caecia die.Klarinette, teils auch Englisch Horn gefegt worden. Dei» Stil Bachs wahrend, hat Robert Franz auch Horn- »nid Posalmeilstimme» der Partitur hinzugefügt und so aus der durch die damaligen dürftigen Orchestervcrhältniffe bedingte» lückenhaften Partitur, die Bach eben durch sein polyphones Orgclspiel verdeckte, 2 eine vollstiinnngc Orchestcrbegleitung geschaffen, durch welche die Mitwirkung der Orgel entbehrt werden kann. Ob inan mit Recht die Orgel sortließ, und welche besonderen Gründe bei der vor stehenden Ausführung dafür bestimmend waren, wollen wir dahin gestellt sein lassen. Eine große Orgel steht im BereinShauSsaale zur Verfügung und ein tüchtiger Organist saß am Klavier. ES muß hier bemerkt werden, daß Bach an die ältere einfache Form der Passion die schon im >1. Jahrhundert gebräuchlich war, an- knüpfte. Obwohl sie zum gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt war, verschmähte er jedoch die reiche» Mittel der Oper nicht, läuterte sie aber durch das Medium der Orgel zum würdigen Ausdruck religiöser Empfindung. Den feierliche» weihevollen Glanz, welchen mir die O rgel über das Ganze auszubreiteu imstande ist. vermißte mail. Die Rczüative wurden bei dieser 'Aufführung auch nach der Robert F-ranz'schcn Partitur am Klavier von Herrn Kantor Schmidt begleitet, und die Choräle (t»,-bn<>-VolkSchöre). die sich der Meister als vom Volke mitgesmigeil dachte, gelangten » onp-ckl» zum Vortrag. Die vom Herrn Kapellmeister K u rtHösclsorgfältig vorbereitete und mit vieler Umsicht geleitete Aufführung entbehrte nicht eines erhebenden GesamteiudruckeS. Ihm stand das treffliche Ellers- Orchester zur Seite, das in Herrn Konzertmeister Gumprecht einen ausgezeichneten Solovioliiiisten besitzt. Frau Kanlmersängcriil Emilie Herzog aus Berlin wirkte als Sopranistin höchst sym pathisch. desgleichen lernten wir in Fräulein Marie Scret ans Amsterdam eine Altistin von große»», schönen Stimmklcing kenne». Vorzüglich waren die Herren Eduard Mann (Tenor) und Victor Porth (Bariton), und die Baßpartie» fanden in Hermann Nüßle einen gleichfalls ausgezeichneten Vertreter. Die Aufführung, womit sich die Dreyßigschc Singakademie ein neues Ruhmesblatt in ihren Lorbccrkranz einfügte, hinterließ, wie schon bemerkt, einen hohen, erhebenden Eindruck, welche» sich das Publik»»» auch durch das Niederzischeil der bei einem so erlisten Werke unangebrachten ApplaiiSkuiidgebmigen einiger Modekonzert- besucher zn wahren wußte. Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzeß Johann Georg wohnte der Aufführung' bei. —Ick—. ! .Königliche Hofoper. Die gestrige Generalprobe zu „Odysseus Tod" (der Odyssee vierter Abend) »nisikaltschc Tragödie i» 3 Akte» und einem Vorspiel „TclegonaS Abschied", verlief dank der llinfassendeil Borbereitungcn und gründlichen Porproben in überaus glänzender Weise. Hervorragend in Gesang und Spiel waren Frau Abeudroth, Frl. von CkiavaimcS. Frl. Eibenschütz, Frl. Schäfer, die Herren Burrian, Schcidcmantel, Plaschke, Wächter, Jäger. Die wunderbareil Blumen-, WaldeS-, Wolken-, MecreSdekorationcn, Fclscngrottcn und Tempclhallcn, die Najaden- »nd .Kriegerchöre, die Prieiter- und VolkSscenen, die grandiosen Eostün, und Belenchtuiigseffekte riefen allseitiges Entzücken hervor. Mit diesem Werke hat die .König!. Hofopcr eine Großtat geleistet und damit den Bungert'schenOdnssce-CyklnS zum Abschluß gebracht. Die Mühewaltung, den Fleiß der musikalischen und dekorativen Faktoren, der Costinn- und Inszenicrungsregtsseure und deren außergewöhnlich gelnngcneS Znsammenivirken stellt dies neueste Werk der König! Hofopcr ins hellste Licht. Nach der morgige Ausführung berichten wir weiter. ! Leipzig. 29. Oktober. Das 4. Gewaildhauskonzcrt brachte die Suite für Flöte und Streichorchester (8-mo»> von I. S. Bach. Es ist zu begrüßen, daß auch diese alten Kunstwerke von Zeit zu Zeit wieder zu Gehör gebracht werden. Man lernt dabei wieder, ivie die alten Meister mit wenigen Mitteln es verstanden haben. Wunderbares zn schaffen. Herr Schwedler blies die Flötenpartie in jeder Beziehung tadellos; er gab von neuem den Beweis, welche Künstler unser Orchester auch unter den Blasinstrumenten besitzt, Die Fantasie-Onvcrture „Romeo und Julia" von P. Tschaikowsky trägt denselben melancholischen Eharaklcr, wie die meisten Werke dieses bedentendslen Komponisten der Russen. Es scheint, als wenn Tschaikowsky in unser»» Herrn Prof. Nickisch gerade einen guten Interpreten gesunden hat; mit Freuden erinnern wir uns immer noch der herrlichen Wiedergabe der Kzunpll. pick llütiguo 11-moll im vergangenen Jahre. Mcndclssolni-Baiholdhs ^-moll-Sinfonie, die „schottische", wie sie mit Recht genannt wird, erfreute durch ihre präzise Darbietung die Zuhörer. Schon der 1. Satz mit seiner Frstchc und dem Reichtum der Fantasie zeigt, daß dieses Werk das sinfonische Hauptwerk Mendelssohns ist und der künstlerisch reifsten Periode des Komponisten entstammt. Reicher Bestall lohnte auch die schonen Vorführungen des Orchesters und seines Dirigenten. Ats Solistin trat Frau Kaninlersängerin Ernestine Schumann-Hein! auf. Sie ist durch ihre immer noch schöne Altstimme schon gut bekannt im Konzertsaak wie ans dem Theater; sie gehört zu den wenigen Künstlern, die als Theater- und Konzertsänger zugleich beiden, im Grunde doch verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden verstehen. Die Fülle ihrer Stimme kam besonders gut zur Geltung in der „Rhapsodie" für eine Altstimme. Männerchor und Orchester von I. Brahms. In der Auswahl der Lieder, welche Herr Prof. Nickisch sinnreich begleitete, zeigte sich offenbar ihre Vorliebe für das Dramatische. Auch ihrer Kunst wurde der verdiente Beifall reichlich gezollt. — 5. Konzert, den 5. November: „Ans Odhsscuö' Fahrten" von E. Böhc (znm erstenmale). Sinfonie Nr. 2, IZ-ckur von Volkmann. Klavier: Frl. Alice Ripper, Violonccll: Herr Anatole Brandukoff. —0. > Mitteilung ans dem Bureau der Künigl. Hof- thcatcr. Im Königlichen Schauspielhaus wird Sonnabend, den 31. Oktober „Wallensteiiis Lager" und „Die Piccolomini", Donnerstag, den >2. November (mit Adolf Sonnenthal a. G.) „Wallensteins Tod" gegeben. Die Erstaufführung von „Wallen steiiis Lager" (mit de»» Untertitel „Em militärisches Schauspiel* in l Akt von Fr. Schiller, mit Gesang) fand in Dresden am 21. Juni 1807 statt. > Dresdner .Konzertnotizen. 2. November '/,8 Uhr MnsenhauS, I. .Kainniermuükabend Lewinger; 3. November 7 Uhr MilsenhauS, Liederabend Mary Münchhofs: 5. November 7 Uhr MiiscnhauS. Klavierabend Feigerl; 7. November 7 Uhr Mnsenhans, II. Kammerinufikabend Elsa Wagner — Laura Rappildt — Kahrer; 1l. November 7 Uhr Vereinshaus, Liederabend Lilli Lehmann; 14. November Konzert, Mozartvercin. Karten bet F. RieS.
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