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Sächsische Volkszeitung : 15.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192206156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-15
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.06.1922
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DonnerSiag de» 18. Juni 1922 Nr. IM, Seite k Der Iwangswahn Es ist eine sehr, sehr bittere Lehr- und Lernzeit, die unser Volk in voltswirtjä-aftlicher (und politischer) Hinsicht in den Jah ren seit 1SI4 durchwachen mutz. Und doch scheint sich die alte Binsenwahrheit, dass jedes Unglück den Keim zur Besserung in sich trägt, allmählich Geltung verschaffen zu wollen. Wir erinnern uns noch sehr wohl der Tage von 1S1 7und 1918, in denen von der Vertretung der deutschen Städte gemeinsam mit weiten Kreisen des Bürgertums der verschiedensten politischen Schattie- rungen Sturm gelaufen wurde gegen den Gedanken, unser Wirt schaftsleben von den Fesseln der verhänguisoolleu Zwangswirt schaft zu befreien, und wer sich damals erkühnte, auf das ver- derblick-e der einseitigen künstlichen Preisniederhaltung für unsere Nahrungsmittel hinzudeuten und einen allmähliche» Ausgleich mit der nun einmal gegebenen Weltlage zu fordern, wie er in anderen Ländern längst Platz gegriffen hatte, der wurde erbar- mungSloö als „Volksfeind" und „Wucherpropagandist" niedcrge- schricn. Die Steigerung der Löhne und Gehälter, die seitens der Kriegsindustrie einsetzte, die zum Teil wahnsinnigen Gewinne, die in — meist wildem — Handel und Gewerbe erzielt wurden, liesi man sich gern gefallen, wollte aber nicht .vahrhaben, dass mau sehr bald von dem ebenso iippigen wie billigen, nur allzu billigen Leben der Vorrkiegszeit lassen niüsse. Man lieh es zu, dab das wichtigste ßiebiet, die Volksernuhrung, gewaltsam aus den allge meinen Zusammenhängen herausgerissen und derart isoliert wurde, das; dieses Mißverhältnis zwischen Steigerung auf der einen und künstlicher Tiefhaltung auf der anderen Seite sich eines Tages als etwas Unnatürliches bitter rächen mutzte, und zwar auch dann, wenn der Krieg weniger unglücklich für uns ausge- gangen wäre. Allmählich beginnt man heute auch >n weiten Kreisen der von dieser verhängnisvollen Jrrtumswirtschast zweifellos am schwersten betroffenen Verbraucher einzusehen, datz sich weit- und volkswirtschaftliche Dinge nicht von Einzelwünschen oder politischen Parteiprogrammen regieren lassen, sondern von einer Entwick lung abhängcn, deren einseitige Umstellung weder in der Macht einer Partei, noch einer Organisation, noch eines Staates liegt. Dennoch machte sich in den links orientierten Parteien besonders in der letzten Zeit ein Zwangswahn bemerkbar, der weniger um seiner sachlich zum Teil ganz unhaltbaren Bekämpfung der freien Wirtschaft willen bedenklich erscheint, als vielmehr um der Act der Begründung dieses Kampfes willen. In oie'e.n Tausenden Leichtgläubiger werden dadurch Hoffnungen erweckt, deren mit unbedingter Sicherheit zu erwartende Enttäuschung ausschliesslich politischen Geschäftemachern auf Kosten unserer Gesamtwirtschaft zugute kommt. Den der Bewirtschaftung der Kartoffeln hörte man ja im allgemeinen mir noch so viel, datz d:r s.Schluss vcn Lieferungsverträgen zu gewissen Richtpreisen veh.'-dlickerscits möglichst gefördert werden solle. Es ist in diesem Zusammenbanae vielleicht nicht ohne Interesse, auf die Aeusserung eines Blattes zurückzugreifen, dem man ehrlicherweise ein Tniireien kür ck'-zen- ger oder Händler nicht wird »achsagen können. Die „Konsumge- »osscnschaftliche Rundschau" schreibt in ihrer Nr. 15 vom 1. April dieses JahreS: „In der Tagespresse wird gewissen ..Ernährungs"mimstern nachgcbeiet, dass die freie Wirtschaft in der Kartoffe.'versorgiing die grössten Schwierigkeiten hervorgerufen habe. Daran ist lediglich richtig, dass auch unter der freien Wirtschaft Schwie rigkeiten eingetreten sind, dic aber auf die freie Wirtschaft zu in allergeringsten Teile zu rückzuführen sind. Die Genossenschaftler jedenfalls, die in der Praxis stehen und nicht von gestern auf heute vergessen, was war, wissen ganz genau, dass unter der Zwangs wirtschaft gerade die behördliche Kartoffel versorgung eine so haarsträubende Schweine rei geworden war. datz ihre Aufr-chterherltung ein Ver brechen an den Konsumenten bedeutet batte. Hätten wir zu allen Unzulänglichkeiten, an denen in diesem Wirt schaftsjahre die Kartoffclversorgung mit Hille unserer sinkenden Mark krankt, auch noch die Zwangswirtschaft gehabt, dann wären wir zu Zuständen gekommen, gegen die alles bis herige Elend rin Kinderspiel bedeutet hätte. Kartoffeln hätten wir jedenfalls in den Krossstädten den ganzen Winter hindurch überhaupt nicht zu sehen bekommen. Man ver schone u»S um alles in der Welt mit der Wicdcrauffrischung deS glücklich beseitigten Skandals." Angesichts dieses teilweise etwas deutlichen, aber durchaus die Tatsachen treffenden Urteils kann man nur bedauern, dass in dem immer noch vom Zwangswahn gelehrten Verbraucherlei sen sich nicht viel mehr Leute an führender Stelle befinden, die in der Praxis stehen und nicht von gestern auf heute ».»rgesseir was war, und die auch die „Hilfe unserer sinkenden Mark', allo die dauernde Geldentwertung gebührend als Schuldfaktor unserer heutigen Verhältnisse in Rechnung stellen. Leider steht uns 'innrer noch zu werig authentisches Material aus der Zwangswirtschaft zur Verfügung, das geeignet wäre, unser Gedächtnis entsprechend zu schärfen. Warum? Weil jeder Kommunalverband, jedes WirtschaftSamt heilfroh ist. wen» es sich über diesen Punkt auS- schweigen darf. WaS hierzu ein .Hamburger SenatSkommissac >n seine», Rückblick auf die Zwangswirtschaft geäusserr hat. dürfte in zwei Sähen die Erfahrungen aller Kommunalverbärde zusam» menfassen. Er sagt u. a.: „So kommt es, datz dgs KriegsversorgnngSaml bei Ge müse, Kartoffeln ungeheure finanzielle Verluste gehabt hat. Ich glaube nicht, datz es Sie überrascht, wenn ich Ihnen mitteile, dass wir bei der Kartosfelabtrilung einen Ver lust von ungefähr acht Millionen, bei der Geinüscabteiluug einen Verlust von ungefähr Ist Millionen erlitten haben." Ja, aber das Brotgetreide? Nur bei ihm soll doch noch eine Umlage, sogar in „veredelter" Form, bcibehalten werden, um dein „Brotwucher der profitgierigen Bauern^ einigermahrn entgegenarbeiten zu können. Sehen wir einmal van all dem viele» Für und Wider der letzten Zeit in dieser Frage ab; greisen wir nur eine einzige Tatsache auf, deren tiefster Würdigung wir bisher eigentlich »och nirgends begegnet sind. Die Profitgier kennzeichnet sich ja wohl in der Hauptsache dadurch, dass on> Unter nehmer zu günstigen Konjunkturzeiten möglichst grosse Massen der „glücklichen" Ware in die Hand zu bekommen sucht und dazu weder Mühe noch Kapital scheut. Stimmts oder nicht? Verglei chen wir unter diesem Gesichtswinkel einmal die ländliche Erzeu gung von 1013 und 1021, und zwar von beiden Jahren für das heutige Reichsgebiet berechnet. An Brotgetreide und Kartoffeln wurden 1913 auf 15 319035 Hnktar Nnlmufläche 702,91 Millionen Doppelzentner erzeugt; 1921 war die Anbaufläche auf 12 802 694 Hektar gesunken und .rbrachte 431,35 Millionen Doppelzentner. Die Anbaufläche harte sich also gegen 1913 im Vürsahre um nicht weniger als 2 517 301 Hektar verringert, ein Rückgang, der keineswegs lediglich durch den Anbau „gewinnbringender Äewächse" zu erklären .st. Abge sehen davon würde gerade in diesen, letzteren, sehr häufig nament lich gegen den Gross- und Mittelbesitz, also die Hauptbcotlieferer, erhobenen Vorwurf doch wohl eigentlich das glatte Eingeständnis liegen, dass der „Profit" aus Brotgetreide und Kartoffeln nicht so „wucherisch" gewaltig sein kann, wie man immer wieder behaup ten hört. Der Rückgang der Produktion an Brot getreide und Kartoffeln beträgt gegen 1913 nach okrger Aufstellung 1921 rund 100 Zentner auf den Kopf dor Bevölkerung. Diesen Rückgang nicht nur wieder aufzuholen, sondern die Produktion erheblich zu steigern, ist das Bestreben d»r gesamten deutschen Landwirtschaft (Hilfswerk), und dass man kei- neu Grund Hai, an der Ehrlichkeit dieses Willens zu zweifeln oder anziinehmcn, der Steigcrungswille der Landwirtschaft entspreche lediglich der Sucht nach gesteigerten Gewinnen, das beweist allein die Tatsache, dass sich die Verwendung künstlicher Düngemittel trotz i'ngcbeuer gestiegener Kosten und trotz der völligen Unsicher heit der Lage im Vorjahre nach amtlichen Feststellungen um nahe, z» 50 Prozent gehoben hat und sich mit Sicherheit noch gesteigert haben würde, hätten nicht Lohnstrciks und vor allem der verhäng nisvolle Eisenbahnerstreik den gesamten Versorgungsplan über den Haufen geworfen. Ueber diese handgreiflichen Tatsachen aber auch trotz verschiedentlich gegebener Anregung noch nichts davon gehört, datz diese selben Kreise ZwangSumlagen für Kleidung, Schuhwerk, Zinskapital usw. fordern, trotzdem auf diesen Gebie ten nachweislich nicht ein Rückgang, sondern eine enorme Stei gerung der Produktion vorhanden ist. Warum nicht «gleiches Recht für alle"? Bei den letzten Besprechungen im NeichSernähruugSmiiiiste- rium sowohl wie im Kuratorium der »nS jetzt 1,4 Milliarden kostenden Reichsgetreidestelle ist von amtlicher Stelle aus eine Erhöhung des Brotpreises zum Herbst in sichere Aussicht gestellt worden. Es ist dabei wiederholt von den Ver tretern der Regierung festgestellt worden, dass diese Erhöhung nicht Schuld der Landwirtschaft, sondern eine zwangsläufige Er scheinung der Geldentwertung und der weltwirtschaftlichen Ge» samtlaze ist. Warum verschweigt mm, diese ausdrückliche amtliche Feststellung nach Möglichkeit und hetzt gegen die Landwirtschaft niit der ebenso unzutreffenden wie im Grunde lächerlichen Be hauptung. die deutsche Landwirtschaft wolle Weltmarktpreise. Erstens hat die deutsche Landwirtschaft nicht nur kein Interesse daran, dass sich die Inlandspreise dem Weltmarkt angleichen, sondern weiß, dass diese Angleichung bei der fast völligen Schutz losigkeit des deutschen Marktes gegen eine Ueberschwemmung mit Auslandsprodukten sogar eine Lebensgefahr für sie werden kann. Zweitens aber mögen uns die Kreise, die mit jener Be hauptung krebsen gehen, einmal ehrlich die Frage beantworten: Wann war es, als in Deutschland die Inlandspreise für Ge treide die Weltmarktpreise nicht nur erreicht, sondern sogar über schritten hatten? War das nicht ausgerechnet zu einer Zeit, als der Landwirtschaft bereits jede Verfügung über die Ernte ge nommen und das Getreide somit einer etwaigen Preisbeein- fluhung von ihrer Seite völlig entzogen >var? Lag die Ver anlassung nicht vielmehr einzig und allein in den außenpolitischen Vorgängen und bei der diesen Vorgängen so „gehorsamen" Börse? Warum werden diese Tatsachen so ängstlich verschwie gen und die Verbraucherkreise durch unehrliche Entstellungen be unruhigt und aufgepeitscht? Etwa nur deshalb, um auf bequeme Art gedankeu- und urteilslose Wählcrmassen hinter sich zu Zwecks Ersparung unnötiger Kosten ersuchen wir hierdurch im gegen seitigen Interesse unsere auswär tigen Abonnenten, die es bis jetzt versäumt haben, die Bezugsgebühren für das laufende II. Vierteljahr 1922 unverzüglich auf unser Postscheck konto Dresden 14797 einzuzahlen. M im N. !>. M. nW Münz dm- Milch« Verlag der „Siichfischen VoNszeitung" scharen? Es verrate doch zum Beispiel einen unglaublichen Tiefstand wirtschaftlicher Sachkenntnis — andererseits vielleicht einen gewollten „Höhepunkt" parteidemagogischer Mache —, wenn der erste Redner der Mehrheitssozialdemokratie in der Neichstags- debatte den Satz prägt: „Wenn die Agrarier die Getreideumlage nicht bewältigen können, dann müssen sie eben das fehlende Ge treide auf irgend eine Weise hinzukaufen, sie sind durch die hohen Gewinne beim Vieh- und Holzverkauf durchaus dazu imstande". Das kann gesagt werden in derselben Stunde, in der der Er nährungsminister ausdrücklich anerkannt hat. dass die deutsche Landwirtschaft die vorjährige Umlage restlos und reibungslos er füllt und damit der Allgemeinheit ein Niesenopfer gebracht habe. Im übrigen ist es sogar Tatsache, datz im vorigen Erntejahrs infolge zu hoher Veranlagung Tausende von Landwirten mehr oder weniger grosse Mengen von Getreide aus dem freien Ver kehr haben kaufen müssen, um die Umlage aufbringen zu können und Bestrafung zu vermeiden. Das hat Recht ausserordentliche Erbitterung hervorgerufen, denn es traf gerade diejenigen Wirtschaft hat sich allenthalben geschlossen gegen das Unrecht er klärt, sie mit Sondersteuern und Sondergesetzen zu belasten, und der arbeitssamste Stand im Reiche beruft sich, nachdem er den Versprechungen der Regierung geglaubt rmdim Vertrauen auf Kreise der Landwirtschaft, die nicht in verjage sind, irgend welchen Ausgleich dafür zu schäften, — von de», Phantasicpro- dukt der allgemeinen Vieh- und Holzverkaufsgewinne ganz zu schweigen. Was würde wohl ein Arbeiter dazu sagen, wenn mm, ?hm auf gesetzlichem Wege zumuten wollte: „Wenn du die von dir geforderte Arbeit — vielleicht 12 Stunden — nicht bewältigen kannst, dann musst du dir eben auf irgendeine Weise eine Hilfs kraft halten oder die herzustcllcnde Ware von anderen hinzu kaufen. Woher du das Geld nimmst, ist deine höchst persönliche Angelegenheit." Nein, so herum geht die Sache nicht. Die Land- dcren Erfüllung das Riesenopfer der Umlagen,lfbringung im Vorjahre gebracht hat, auf sein natürlichstes Recht, bei den ihn angehenden Lebensfragen mitbestimmender und ausschlaggeben der Faktor zu sein. .. Sachverständige haben berechnet, dass die freie Wirtschaft gegenüber den Preisen des „veredelten" Umlagegetreides — die nachfolgenden Worte seien besonders betont — vielleicht in diesem Jahre eine schwankende Verteuerung von wenigen Prozent Wrursachen könne, doch sei zu er- warten, dass die Inlandspreise gerade bei freier Wirtschaft von selbst unter den Weltmarktpreisen bleiben würden. Wir sind ebenfalls der Ueberzeugung, dass die Aufnahmefähigkeit der Kreise, die dem Landwirt das Getreide bisher glatt abnähmen, gerade bei freier Wirtschaft sehr bald stark begrenzt wird. Mit der dadurch bedingten Absatzstockung gehen automatisch auch die Preise zurück. I» der Reichstagssitzung vom 22. d. Mts. hat Minister Fehr midgeteilt, dass dem Hohen Hause in Kürze die i», Referenten- endwurfe fertiygestcllte Vorlage über die Getreidebewirtschast zu gehen werde. Er verriet so viel davon, dass die Umlage etwa in der Höhe der vorjährigen erhoben und die Preise unter Markt preis gehalten werden sollen. ES ist wohl nicht ganz zufällig, dass in den Leipziger Neuesten Nachrichten vom 23. d. Mts. von angeblich „landwirtschaftlicher" Seite in sachlich zum Teil unzu treffender Weise für die Notwendigkeit der „veredelten" Umlage eingetreten und einiges über die Art dieser „Veredelung" auSge- führt wird, das u. E. sicherlich dem zu erwartenden Negierungs entwurf sehr nahe kommen durste. In der Hand des Reichstages liegt nun die Entscheidung. Unserer Meinung nach können die Volksvertreter an zweierlei einen nach beiden Richtungen hin verderblichen Zwangswahn ver rannt bleiben wollen. Und wenn wir mit allem Ernst daraus Hinweisen, datz die Aussichten auf Gelingen oder Misslingen des Hilfswerkes der deutschen Landwirtschaft von mitausschlaggeben der Bedeutung sein werden bei den Pariser Verhandlungen über die Revision der Wiedergutmachungen uno dir Art der geplanten Kreditaktion, so ist das keine teere Redensart. Wenn auch »ach den Worten des Edlen von Braun die Führer der deutschen Landwirtschaft fest entschlossen sind, auch unter den grösste» Schwierigkeiten an der Durchführung des Hilfswerks festzuhaltcn, so muss nachdrückltchst darauf hingewiesen werden, dass die Zu- rückwerfung des Hilfswerks auch nur um ein einziges Jahr eine ungeheure Gefahr in sich birgt. Wir erinnern daran, was wir Anfang April ds. Js. über das wahre Gesicht der anrerikanisckerr „Getreideankaufskredite" anführten. Mit unheimlicher Schnellig keit sind die Dinge inzwischen innerhalb der letzten Wochen so weit gediehen, dass die internationale Hochfinanz mit Herrn Pierpont Morgan in Paris die Riesenaktion eröffnet, die Ge- samtwirtschaft der europäischen Völker in die Hände zu bekom men, und zu überragender Bedeutung wächst für uns Deutschen das alte Wort: „Wie man sein Brot bäckt, muss man's essen!" Darum nochmals in letzter Stunde: Cavcant consulcs! Literatur „Dos Mithrasschift", Roman von Freiin Anna von Krane, Verlag I. P. Bachem in Köln, br. 62 M., geb. 75 M., führt in das Jahr 440 n. Ehr. in das Karthago unter der Herrschaft der Van- dalen und verrät gutes Einsühlen in den Geist ferner Zeiten und sorgfältigste historische Studien. Den prunkvollen Verfall des alten Karthago durch Genusssucht, die auch schon seine barbarischen Eroberer ergriffen hat und damit ihr baldiges Ende besiegelt, dem letzten Aufflackern alter Heidenkulte stehen die schweren Seelen kämpfe der ersten Christen gegenüber. Von diesem bunten Bilder mosaik hebt sich fesselnd die Lebensgeschichte der hl. Julia und die Bekehrung des Herren des Mithras-Schiffes ab. Für Katholiken werden neben der rein romanhaften Handlung aber noch viele feine Einzelgänge Interessantes bieten, wird doch mit starker Plastik das lithurgische Leben der ersten Jahrzehnte des Christen tums dargestellt, feine veredelnde Wirkung auf Ungläubige, die bis zum zwingendsten Bekennen führte. Ein gutes Buch, unter haltend im besten Sinne des Wortes, mit viel Farbigkeit auf historischem Grund lebensvoll gesehen. G. „Das Hochland", Monatsschrift für alle Gebiete des Wissens, Literatur und Kunst, Josef Köselsche Buchhandlung. München und Keuchten, bringt ein Maiheft, das sich wieder durch grosse Reich haltigkeit und Gediegenheit auszeichnet. Prof. Dr. Heinrich Pohl berichtet über „Die Interparlamentarische Union und der Völker bund" und nimmt zu der ersten Tagung nach dem Weltkrieg im August 1921 zu Stockholm Stellung. Dr. Karl Frackmann geht dem „Barock" in Süddeutschland nach, diesem lebensfrohen Stil, der jeden, der ihn einmal an seinen herrlichen Kirchen, Klöstern, Schlössern und Bürgerhäusern kennen lernte, bei aller Ehrfurcht vor norddeutscher Gotik immer wieder nach Süddeutschland zurück zieht. Zu diesem Aufsatze gehört mich der Bildschmnck dieses Hef tes, Wiedergaben wunderschöner süddeutscher Wallfahrts- und Klosterkirchen. Das vorletzte Kapitel des Romans „Das unheilige Haus" von Dr. Leo Weismantel, diesen: jungen katholischen, so schnell berühmt gewordenen Würzburger Dichter, fesselt durch eine belebte Wallfahrtsschilderung, Dr. Alfred Ludwig Schmitz behan delt mit tiefstem psychologischen Erkennen Franz Werfel dich terische Sendung, während Professor Engelbert Krebs einen ganz eigenartigen Aufsatz über das „Priestertum der Frau" bei steuerte, die Frage des Nurpriestertums des Mannes, dem LcbenS- vriestertum aller Menschen, speziell der Märtyrerinnen und Frauen, gegenüberstellend. Interessante Zeitlichter blitzen auS Dr. Wilhelm Moufangs „kulturpolitischer Krisis des deutschen Buches" auf. In dem Beiblatt „Kritik" deutet Dr. Philipp Funk Newmans, des grossen englischen Konvertiten Rückkehr zum Katho lizismus aus und Nobel beleuchtet den französischen Nationalis mus als Weltanschauung. Besprechungen neuer Bücher »nd eine Rundschau, die auf katholische nnd wissenschaftliche Werke hin weist. Besonders interessant auf Pax Romana, diese Zeitschrift aller Nationen für einen Weltfrieden. G. Inse nicht achtlos Vorbeigehen: an dem einhelligen Widerstand von über 15. Millionen fest entschlossener Landwirte gegen jeden Zwang und an der Gefährdung des einzigen Rettungswerkes für unsere Gesamtwirtschuft. Rücksichten auf die Wählermassen und Agita tionsphrasen müssen in dieser wichtigsten Lebensfrage unseres Volkes auSgeschaltet, die Enge des bisherigen Gesichtskreises mutz überwunden werden. Es steht unendlich viel für uns auf dem Spiel mit der Entscheidung über die Frage, ob wir endlich in uns selbst wieder Garantien für allmähliche Gesundung schaf fen und damit das Vertrauen zu uns heben oder weiterhin vn Sport Internationale Ruderregatta in Dresden D>e am 10. und 11. Juni in Dresden auf der Strecke Wachwitz bis Wasewitz (2000 m) abgebciltene I. Internationale Ruderregatta der Sächsischen Regattavereins hatte selber unter dem Unbill der Witterung zu leiden. Die sportlichen Leistungen können trotz der un günstigen Witterung dem Vorjahre gegenüber als aanz wesentlich ge bessert bezeichnet werden. Nachfolgend die Ergebnisse: Sonnabend: I. Akademischer Vierer: 1. Dresdner Nuderverekn 7:18.6, S. Meißner N -C. Neptun 7:23,2, 8. Erster Breslauer Ruder- Verein 7: 4S.6. II. Alter-Herren-Vicrer: Ausgefallen. III. Jung« mannen.ErmunteningSvierer: 1. Meißner R.-C. Neptun 6! 24,2.Maadc- buraer R.«C. 6: 2S.8, 8. R.-V. Riesa 6:44. 4. R «V. Lößnitz (2. Boot) 6:47. Sonntag: I. Junamann-Einer: 1. Dresdner Nuderverein 7 : 47 8, 2. Torgauer R.-V. 7: 4S.8, 3. Dresdner Nuderverein 8:11,8, II. EhrenberauSfordernngSpreiS v- En- Dr. Linaner: 1. Dresdner Ruderklub 5:29 6. 2. R.-V. Sturmvogel Leivzlg 5:33 2, 8. Dresdner Nuderverein 5: S8 Hl. Zweiter Vierer kür Jungmannen. Rennen 3a: 1. Ruder» „nd Eislausverein Aussig 7:13,8, 2, Berliner N.«G. 1884 7 : 20.8, 3. Torgauer R-V- 7 : 28; Rennen 3b: 1. Magde burger R-C- 7 : 26.6, 2. Meißner R.»C. Neptun 7 : 84.8, IV. VerbandSvIerer. Wonderpr-, gegeben von, Deutschen Nuderver« band: 1. Rudelverein 6:85,6, Dresdner R»C. 6:58.6. — Protest« rennen: Ruderverein 6:41,8, 2. Ruderklub 6:49.4. V. Erster Vierer für Jungmannen. EhrenheranSsorderungSprciS, gestiftet von vorm. König Friedrich August von Sachsen. 1. Dresdner Ruderverein 6:42.4, 8. R -G. Dresden 6:48 2. Erster BreSl. R.-V. VI. Dovvel. zweier ohne Steuermann. 1. Meissner R.»C. Neptun 7:15.8. 2- Dresdner R-C 7:35. Vll. Junior-Vierer: Dresdner Nuderverein 6:43.8. 2. Dresdner R.-C. 6:46, 3. Ruderklub Ncrckan 6.-49 2. VIII. Jungmannen Achter: 1. Ruderverein Lößniss 5:50 8, 2. RG- Dresden 6:53, 8. Dresdner Nuderverein 6:016. IX Einer für Junioren: 1. Torgauer R -V. 7:21.6, 2. Dresdner Nuderverein 6-01.6. X- Zweiter Vierer: 1. Ruder- und EiSlausveretn Aussig 6:55.8. (Ruder- Hub Dresden eileidet kurz hinter dem Start Riemenbruch.) XI Vierer für Junioren: Ruder- und EiSlansverein Aussig 6:55.8, 2. R-C. Nerchau 6: 05.6, 9. Ruder- und EiSlansverein Carolus T-isckn» 7:214 XII. Einer. 1. R. B. Sturmvogel, Leipzig 7:30.4. Breslau stoppt ab. XIII. Erster Achter. Wanderehrenpreis, gestiftet vom vorm. Kaiser Wilhelm II. 1. Dresdner Ruderklub 0:18 6. 2. Rudcrverem Sturmvogel, Leipzig 6:25.8, 8. Dresdner Nuderverein 6:45. XIV. Abschiedsvierer. 1. Dresdner Ruderklub 7:16.2, 2. Torgauer R. V. 7:33.8. Durch den Sieg des I. Jungmaunvierer des Dresdner Ruder vereins gelangte der Ehrenwanderprei« des vorm. König Friedrich August von Sachsen, nachdem der Preis in drei auwinander folgenden Jahren von dem R- V gewonnen worden war, nunmehr endgültig in den Besitz de« Wanderpreise«. Den EhrenyerauS» sorderungSprei« von Exzellenz Lingner wurde seit 1920 zu», zweiten Male vom Dresden Ruderklub gewonnen. Zweimal hat U u auch .der Dresdner Nuderverein gehabt Gleichfalls zum zweiten Male wurde vom Dresdner Ruderklub der EhrenwcmderpreiS des vorm. Kaiser Wilhelm II. gewonnen. Deutsche Iugendkraft, Bezirk Dresden DreSden-Neustadt. Die 1. Jugendmannschast der D. J.-K. Dresden - N. trug am 28. Mai ein Kranzspiel geaen die D. I. - K Meißen aus. Rach sloitem Spiel ergab sich dar Ergebnis 3:3. Da sich die Meißner weigerten, da» Sp'el bis zur Entscheidung aus zutragen, wurde vom Schied»,ichter der Sieg den Neustädlern »iige- svrochen- Am zweiten Pfingstfeiertag Ivielte die t. Jiion,dma»»schast der D. I -K. DreSden-N. geeen die 1. Jugend der D. I »K., Bantzcn. Daselbst leisteten die Neustädter Hervorragendes. Dcc Schiedsrichter konnte beide Mannschaften mit dem Ergebnis 4;S für Neustadt trenn n. Dresden-Johannftadt. Die 1. Jugend svielce gegen D. B «C. 1. Jugend 2.-6 <0:S), die 2. Jugnrd gegm 1467. 1. Jugend 0:0.
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