Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 23.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192204232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-23
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.04.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. V4. Seite I ^ Sonntag den 88. April 1S2L Verderblicher Luxus Einfachheit und schlichte Art ist mit klugem Sinn gepaart, rchauptet eia Meiiicheilieliner. Lb ec damit immer und überall as Nichtige trifft, laisen wir dahingestellt. Jedenfalls ab,r ekundcn dicjenigca einen klugen Sinn, welche sich in unserer Heit der Einfachheit und schlichten Art znwenden und von allem »«»halten, was zu sogenannten Luxusausgaben anspvrnt. Luxus st. wie bekannt, aller Aufwand der unter normalen Verhält nissen über den dnichchnittli.h üblichen oder auch notwendigen Lebensbedarf hinausgeht. An und sür sich ist der Luxus im Allgemeinen zwar nicht unberechtigt, ja, er wirkt sogar wohl tätig, wenn ec auf gesunden »nd geschmackvollen Lebensgenuß gerichtet ist, dem Sinne für Reinlichleit und Schönheit, wie einer echten Sittlichkeit dient und nachhaltig bas Lebensglück erhöht, ohne das; andere dadurch geschädigt werden. Unbedingt Venvenlich aber ist der üppige, sinn- und ge chmackloie Luxus, der nicht nur sehr kostspielig ist, sondern auch entsittlichend wirkt und im grellen Gegensatz zu der Not und dem Elende breiter Volksschichten steht, wie das in unkerer Zeit leider in einem viel ausgedehnteren Mage der Fall ist. als Manche glauben, die ihrerseits selbst noch jetzt einem mehr oder minder große» Luxus huldigen, ohne dabei darüber »ächz «denken, das« sie dadurch die Pflichte» gegen ihre Mitmenschen ausser Acht lasten und verketzen. Einer uisterer bedeutendsten Volkswirtscha'tler: Wilhelm Roscher, dein wir viele nationalökonomische Werke verdanken, erklärt: „Co lange der Wohlstand eines Volkes wächst, Pslegt auch seine Konsumtion (sein Verbrauch) zu wachsen. Ter Ver fall beginnt, wen«« bei stillstehenden oder gar abnehmendein Wohlstände die Konsumtion zu wachsen fortfährt. Alsdann ist jeder Luxus unklug. Nun aber pflegt der wirtschaftliche Verfall eines Volkes von dem moralischen und^ politischen selten ge trennt zu sein. Bei verfallenden Nationen ist der Luxus daher in der Regel auch unstttlich". Tie Wahrheit die es Ausspruches tritt »«iS klar vor Augen, wenn wir uns vergegenwärtigen, unter welch unsagbar traurigen und beklagenswerten Verhält nissen Taisteude und Abertausende, ja Millionen unserer Mit menschen st» schivergevrii'ten und harthedränaw» Daterlaude ihr Taiein fristen und dag trotzdem sich sehr Viele, die noch über die dazu er'orderlichen Mittel verfüaen, nicht das Geringste von dem versagen, was sie sür die Ausstattung ihrer äußeren Er scheinung, für Wohnung, Esten und Trinken, sür Vergnügungen der verschiedensten Art und sür mannigfache Genüsse haben zu ^ Aus dem Ausland Die Min sterratsverhandlurrgen in Paris Paris, LZ. April. lieber den gestrigen Verlaus der Sitzung des Ministcrrates ist enigegen den sonstige» Gepslogenhett-n kcinerkei Mitteilung ausgegeben worden. Es verlautet aber, dag die niit Elektrizität neladene Atmosphäre innerhalb der N-- aieruiigskleise lebbaste Besorgnis ansgelöst habe und daß selbst Pvinearö nicht ganz wohl zumute sei. Einstellung des serbischen Materialbezuges aus Deutschland Belgrad, ZZ. Avril. Ter finanzwirtschaftliche Ausschuß ord nete dt? provisorische Einstellung des Materialbeziiges ans Deutschland an. T'ese Entscheidung erfolgte wegen der Srlmste. rigkcilen. welche bei der Bearbeitung der Vorschriften über die Verwertung des Materials ans Ncchnnng der Kriegsenlschädi- g»»g enlstanden sind. Im Verkehrsniinisteriuin wird an einer besonderen Orpn»i''ation zur Beförderung der Güter aus Deutschland gerechnet. Pa nische Werbungen sür das W lnaarbiet Warschau, LZ. Avril. Anläßlich der offiziellen Einaliede. runa des Wilnaer Gebietes, die in Wilna unlcr Galaieiern be gangen wird, rnst „Gazetla Warnawska" die polnischen Leser ans, zahlreich in die Ostmarken z» strömen »nd bebt hervor, daß die polnische Negierung allen Slaalsbeamten, die ins Wilnaer Geknet und die Ostmarken übersiedeln, eine Kstprozcniige Lst- rnarkenznlage zu ihrem normalen G>ehalt gewähren werde. Deutsches Reich Waffenfunde in Leipzig — Die Waffenschieber verhaftet Leipzig, LZ. Avril, f Wie amtlich miigeieilt wird, empfing di« Leipziger Kriminalpolizei am Donnerstag die Mittelung, daß in einem Grundstücke der Nonnenmübigassc Waffen und Munition verboraen seien. Die so'ort an den Tatort gesandte Kriminalpolizei fand diese Angaben bestätigt und heschlaanahin'e «in schweres und ein leichtes Maschinengewehr, 10 Insant->ric- gewehre. eine Kiste niit .Handgranaten und einen Kasten voll Munition. Durch die nnneordncte licbcrwaelning gelang es als bald, zwei junge Kanslente. die den Auftrag hatte», das Material zwecks anderweitiger Unterbringung ans einem Handwagen weg- ziißbaffen. zu verhalten. Die anaestellten Ernnttknnge» er gaben, daß außer den beide» jnnaen Leuten ein hiesiger Zahn arzt, ein Kanstnann und voranssichtkich noch andere Personen an der Sache beteiligt sind. Die ermittelten Personen sind fest- genommcn und werden der Staatsanwaltschaft zngeführt. Die Forderungen der Frankfurter Verkehrs- beamten Frankfurt a. M„ LZ. April. NeichsvcrkehrSminister Grön-r, > der sich zurzeit hier cmshätt, ließ sich gestern den Vertretern der Beamicn. und Arbeiterschaft vorstckken und nahm ihre Wünsche entgegen. Für die durch die Streikbewegung gcmoßregelten Be. amten wurde eine allgemeine Amnestie gefordert. Vertreter der Arbeiterschaft ersuchten den Minister um Verbesserung der'Lohn- Verhältnisse »nd der ArbeiiSräume. Auch sie erhoben Einspruch gegen die Entlassung von Arbeitern infolge de» Eise««bahner- preikS. Zur MilchpreiserhShung Der MIlchwirtschastliche Landesverband Sachsen bat den Er» leugerwilchpreis neuerdings deshalb beträchtlich erhöht, weil er angeblich nicht mehr im richtinen Verhältnis zu den bei den letzten Berliner Biitternotinriinaen festgestelkten Butterpreisen stehe und deshalb die Friskbmilcbversorgung der sächsi chm Städte neiährdel sei. Die l oben Butte'Notierungen sind aul die Berliner Butteranktion znri'ickznsichren. Dort sind auf ganz ungesunder Grundlage Eraeb- nisse erzielt worden, die mit den Gestehungskosten in keinem Zu sammenhänge mehr steten. DaS Wirtschaftsministerium hat deshalb beim Reichsministerium iür Ernährung und Landwirtschait den dringlichen Antrag gestellt, die Viitieranklionen wegen ihrer prcis- treibenden Wiiknng einstweilen zu untersagen. IleberdieS können auch die Bekiirchtungen des Milchwirtschasilichen Landesverbandes sür die Frischmilchversorgiing nicht als berechtigt anerkannt werden, da nach Auskunft der größten Städte des Landes zurzeit wohl eine au« Futtermiltelmangel beruhende Milchknappheit, aber keinesfalls «ine Geiährdnng der Frlschmilchversoraung vorliegt. MirtschaitS- Ministerium und LandeSpreiSprltsungSsteile haben sich deShala nach, dritcklich gegen die ohne zwingenden Grund erfolgte neue Preis» erhöhnng gewandt und müssen die Bernntworiung iür diese Maß- nähme des Milchwirtschastlichen Landesverbandes, die Immer weiteren Volksschichten den Bezug ausreichender Milchmengen sür Kinder und Kranke unmöglich macht, unbedingt ablehnen. Auch kann eS die LandeSpreiSprüsungSstelle nicht gulheißen, daß eine Steigerung de« Grundpreise» ohne weiteres eine Erhöhnng der Verdienstspannen sür die molkereimäßige Behandlung der Milch in den Landinolkereien und für den städtischen Milchinangel iwolge ihrer Bemessung nach Prozenten dcS Milchpreises nach sich ziehen soll. Jede Erweiterung dieser Berdienstspannen wird nur nach besonderer sachlicher Pristung als berechtigt anerkannt werden können. müssen sich einbilden. Hier zeigen sich uns Gegensätze, die mis ans den ersten Blick erkennen lassen, wie sehr In dieser Zeit größten wirtschaftlichen Verfalls das egoistische Verhalte» und Haiidekn derjenigen, welche von einer Beschränkung ihrer ve» nieintlichen Bedürfnisse nichts wissen wollen, gegen die Pflicht der Menschen- und Nächstenliebe verstößt, denn dadurch, daß sie mehr verbrauchen, als wie wirklich notwendig, verringern sie die vorhandenen knappe» Vorräte nicht nur. sondern sie ve» Ursachen auch eine Preissteigerung, die es ihren weniger oder gar nicht bemittelten Mitmenschen unmöglich macht, das von ihnen unbedingt Benötigte zu erwerben. Die Folge davon sind große, ja Gesundheit und Leben geiährdende Entbehrungen, die diese erdulden müssen, während die rücksichtslosen Selbstsucht» linge so leben, als ob Alles im Neberflusse zu haben sei und das Geld gar keine Nolle spiele. Demgegenüber muß man sich eines Urteils des hl. Augustin»? erinnern, das besagt: „Der Ueberflnß des Neichen ist das Notwendige des Armen: lieber» stutz besitzen, heißt also sremdes Gut be itzen". Hieraus ergibt sich, daß diesenige», welche für sich — be'onderS in unserer Zeit — ei» »»begrenztes Wohlleben in Anspruch nehmen und sich in Genüssen aller Art nicht genug zu tun wissen, während Tau sende und Abertausende ihrer Volksgenossen darben »nd hungern, i» jeder Hinsicht bittere» Mangel leiden, ihre Pllichten gegen die Allgemeinheit auf das Schwerste verletzen und daher niit Schuld daran tragen, wenn Not und Elend immer mehr um sich greise». ES ist deshalb auch eine durchaus verkehrte und in ihren Wirkungen höchst verderbliche, entsittlichende Auf» sassung, daß der Besitz von Geld und Geldeswert zur Führung eines kostjpieligen und luxuriösen Gennßlebens selbst in Zeiten großer Massennot berechtigte und gewissermaßen ein Freibrief für die selbstsüchtige Befriedigung aller erdenklichen Begierden und Gekäste sei. Aber die« Ansfaisung ist leider gar Manchen so in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie das Unmoralische und Verwerfliche derselben nicht erkennen »nd ohne irgendwelche Gewissensskriivel zu eiiivsiiideii. den größten Luxus treiben, während Millionen nicht wissen, ivie sie sich ans ehrliche Art und Weise eine ineiischenwürdige Wohnung, Kleidung »nd Nahrung beßchasfen sollen. Darum bedürfen wir einer wirklich religiös-sittlichen Eriienernng. die das soziale Gewi'ien weckt und das Verantwortlichkeitsgesühl lebendig werden läßt: denn ohne diele Erneneriing ist eine Be'reinng unseres Volkes aus den grauenvollen Nöten der Zeit und eine bessere Znkunit nicht, zu erwarten. , P. Saget. Kartoffeln aus Estland Stettin, LS. April. Gestern sind hier mehrere Dampfer ladungen mit Knriofseln aus Estland angekonrmen. Weitere Transporte sollen folgen. Erneute Erhöhung -er Postgebühren in Aussicht Int NeichSpostministerinm beaann unter der Mitwirkung deS Vcrkehrsbei'rateS und unter dein Voriitz des ReichSpostniinisterS der im Hanshaltansschiß angekniidiglen Durchberatung der neuen Post-, Telegrnvbe»- und Ferniprechaebüftren. Tie neuen Ge bühren sür Briefsciidniige», Pakete. Postscheck«, Telegramme und Fernsprcchgebübreii sollen Anfang Juni oder Anfang Juli, die neue» Zeitilngsgel'ühren erst am l. Oktober in Kraft treten. Nach dem dem Verkehrsbeirat vorgelegten Entwurf handelt es sich um folgende neue Gebührenvorlagen: Die Gebühr eines Briefes der untersten Stufe von SO Gramm soll im Ortsverkehr ans 1 Mark herabgesetzt werde». Auch die Gebühr für Pakete van 15 bis 20 Kilogramm in der Nahzouewird von 30 ani 23 Mark ermäßigt. Unverändert bleiben die Gebühren sür Postkarten im Lrtsver'ehr, für Briese im Ortsverkehr von 20 bis 100 Gramm, sür Trncksacheiikarlen und Trncksachcn bis zu 20 Gramm, iür Aiiiichtskarten mit fünf Grußworten, iür Pakete von 10 bis 15 Kilogramm in der Nah zone. sür Zeitnngsvakete bis 5 Kilogramm in der Nahzone und für Po'ta»weis»ngsgebühre». Tie sogenannten Nebenge- bühren bleiben bei der Erhöhung gleichfalls nnßer Betracht. Von einer Verteuerung der Einschreibung, der Wertversichecuiig upd der Eilbestellung wird abge'eben. Erhöht werden folgende Gebühren: für eine Postkarte im Fernverkehr auf 2 Mark, einen Brief im Ortsverkehr von >00 bis 230 Gramm auf 3 Mark, für einen Brief im Fernverkehr bis zu 20 Gramm ans 3 Mark, über 20 bis >00 Gramm auf 4 Mark, über 100 bis 230 Gramm ans 5 Mark, für dienstliche Aktenbriefe über 230 bis 500 Gran»» auf 6 Mark. Für Drucksachen über 20 bis 50 Gramin ans 0,75 Mark, über 50 bis 100 Gramm auf 1,50 Mark, über 100 bis 250 Gramm ans 3 Mark, über 230 bis 500 Gramm ans 4 Mark, über 500 Gramm bis t Kilogramm ans 5 Morl, für Geschästspapierc bis zu 250 Gramm ans 3 Mark, über 2.30 bis 500 Gramm ans 4 Mark, über 500 Gramm bis 1 Kilogramm ans 5 Mark, für Warenproben bis 2.30 Gramm auf 3 Mark, über 250 bis 500 Gramm ans 4 Mark, über 500 Gramm bis auf 1 Kilogramm ans 5 Mark, für Mischsendnngen bis 230 Gramm auf 3 Mark, über 250 bis 500 Gramm auf 4 Mark, über 500 Gramm bis anl t Kilogramm ans 5 Mark, für Päckchen bis 1 Kilogramm aus 6 Mark. Als Gebührensätze lür Pakete sind vorgesehen: für Pakete in der Nahzone bis 5 Kilogramm 7 Mark, Uber 5 bis 10 Kilo gramm 14 Mark, über 10 bis 15 Kilogramm unverändert 20 Mark, über 15 bis 20 Kilogramm 25 Mark, anstatt 30 Mark, für Pakete in der Fernzone bis 5 Kilogramm 14 Mark, über 5 bis 10 Kilogramm 28 Mark, über 10 bis 15 Kilogramm 10 Mark, über 15 bis 20 Kilogramm 50 Mark. Das Verhältnis zwischen der Gebühr für den einfachen Jnlandbrief und für den einfachen NnSlandbrief wird nach wie vor 1 : 2 betragen. Ter einfache Ausländsbrief bis 20 Gramm kostet also künftig 6 Mark. Die gesetzlichen Postscheckgebühren sollen folgendermaßen ge ändert werden: sür jede von der Zahlstelle eines Postscheckamtes durch Ueberweisung auf die Neichsbank und sür jede an den Abrechnungsstelle» beglichene Auszahlung ein Fünftel v. T. des Scheckbetrages, für jede Barauszahlung durch die Zahlstelle eines Postscheckamtes, sowie für Nebersendnng deS Schecks durch daS Scheckamt an eine Postanstalt und sür die weitere Behandlung des Schecks bei dieser eins v. T. deS Scheckbetrages. Die Gebühren für AnSzahlunge» werden auf volle 10 Pfg. abgerundet. Die gesetzlichen Telegrammgebühren sollen bei gewöhnlichen Telegrammen auf alle Entfernungen 1,50 Mark sür jedes Wort, mindestens 15 Mark betragen, im Ortsverkehr jedoch 1 Mark sür jedes Wort, mindestens 10 Mark, bei Preßtelegrainmen wie bisher die Hälfte dieser Gebühren. Tie Rohrpostgebühren im Ortsverkehr werden um je 50 Psg. ermäßigt und sollen betragen bei Postkarten 4 Mark, bei Briefen 5 Mark, im Fernverkehr bet Postkarten 6 Mark, bet Briefen 7 Mark. Die in den ZZ 3, 4 und 8 des Fernsprechgebührengesehe» bestimmten Gebührensätze sollen um 160 Prozent statt wie bisher um 80 Prozent erhöht werden. Die Verhandlungen mit dem Derkehrsbeirat über die Gestaltung aller Gebührensätze dauern fort. Die dann beschlossenen Gebühren unterliegen später noch der Zustimmung des NeichsrateS und des Reichstages. Nachrichten aus Sachsen Das „Grotzenhainer Tageblatt" Unter der Svitzmarke: „Katholisches" veröffentlichte daS Großenhainer Tageblatt in Nr. 89 am Freitag den 14. April nachstehende Notiz: Der Bischof Groß von Leitineritz in Böhmen hat angeordnet, daß die Evangelischen seiner Diözese nicht mehr in der Reihe, sondern an der Mauer niit den Selbstmördern beerdigt werden sollen. Aus welchen Quellen daS Großenhainer Tageblatt seine Wissenschaft geschöpft hat, entzieht sich unserer Keiintnis. Daß diese Notiz gerade am Vorabend der kirchlichen Feier der Großen- hainec kaihokischen Gemeinde, die den dringenden Wunsch hat mit andersgläubigen Mitbürgern im besten Einvernehmen zu leben, erschien, mag auf einem „Infall" beruhen, da wir von vornherein nicht gleich das Schkechte'te von unseren Mitmenschen annehme» wollen, aber wir wünschen ihnen manchmal mehr Taktgefühl. Wenn das Großenhainer Tageblatt sich der Mühe unterzogen hätte, zunächst mal der Sache ans den Grund zu gehen, würde sie nicht voreilig eine solche Zweckmeldiing anfge- tischt haben, sondern sie hätte von zuständiger Seite eine Antwort erhalten, die wie nachstehendes Schreiben beweist, den Sachver halt restlos aufgeklärt haben würde. Ans die eingezogeiien Erkundigungen lief nachstehende- Schreiben ein. das von dem Vertreter des Großenhainer Tage blatts in Abschrift aus unserer Redaktion einge ehe» werden kan»; Leitmeritz, den k9. April. Ew. Wohlgeboren! Im Austrage Seiner Bischöflichen Gnaden beehre ich mich als Referent ük>er das Frievhofswesen folgendes nutz,«teilen: Das Ordinariatsblatt der Diözese Leitmeritz Nr. 21, 1921, irijcht anläßlich der Herausgabe einer neuen Fried hossordnung die alte im Kirchenrechte begründete kirchliche An ordnung auf: Daß konsessionekle, d. h. den Kirchen gehörige Friedhö'e derart eingestellt werden sollen, daß die Katholiken, Nichtkatholiken und dann sene Katholiken die ans ein christliche» Begräbnis kein Recht hatten auf eigenen Abteilungen begraben werden. Tie Abteilungen der Katholiken und Nichtkatholiken unterscheiden sich durch ihre Lage gar nicht von einander und können die letzteren auch Familiengräber und Grüfte zu demselben Preise wie die Katholiken erwerben, trotzdem sie als Nicht katholiken nie zur Erhaltung des Friedhofes und der Kirche beigctragen haben! — Ob dem im Sachsen auch so ist? Aus der Zeit meiner Seeksorgertätigkeit weiß ich z. daß die evangelischen Leichenhallen in Neustadt b. Sevnitz und in Ulbersdorf b. Sebnitz, den Friedhof kein katholischer Gcinlicher als Funktionär betreten durste. — Wer sich im Leben von der! katholischen Kirche separiert Hit, und es nicht als Ilnehre einp. fuiiden ha», kann e-Z unmöglich als etwas Widerrechtliches emp finden nicht unter den Katholiken, sondern unter den Nicht- kathokike» begrabe» zu werden. Ew. Wohlgeboren hochachtungsvoll ergebenst gez. Kanonikus Dr. S e l b i k y. Lb nun wohl das Großenhainer Tageblatt sich zu einer Berichtigung aus jich heraus aujschwingt? Minister Lipinski sprach am Donnerstag in öffentlicher Versammlung zu Burgwitz über die votilijcl-e Lage. Er bezeichnet« es a!s Vermessenheit der Bürgerlichen, wenn sie durch Antrag auf Landtagsauflösunz den Versuch machen wölkten, einer bürgerlichen Negierung in Sachsen znin Siege zu verheilen. Lipinski erwähnte, daß das Gesetz über die Beamrenorgani>'at:on nahezu fertig sei. Inner halb des Ministeriums bestünden tiefgehende Nesjortschvierig- leiten, zum Beispiel bc in SchulbedarfSgesetz. Der Kiilnisminister habe an die Volksschule eine Ausbaiischnle für begabte Kinder anschließe» wollen, der Finanzminister erklärte aber, kein Geld hierzu z» haben. In Sachen des Ministerialdirektors Schmitt Hobe Lipiniki neues Material gc'ammelt. Den ganzen Benin» tenkörver labe er dauernd unter Kontrolle. Lipinski ivrach noch über die Vorkommnisse in Bautzen, wo sich der Kasi'ierer der Amishauptmaiinschgft erhängt bal-e. Daß der Nmlshaupimcinn seine» Polten dort verlasse, sei eine Frage von nur wenigen Tagen. Daß die Negierung bei Ablehnung d-s Inslizetaks nicht zurückgetreten sei, hicriür habe keine Veranlassung Vorgelegen, da kein ausdrückliche? Mißtrauensvotum vorlna. Es sei Pflicht der Arbe'ter. die Vorbereitungen für den Volksentscheid zu sabotieren! In Sachsen babe der Arbeiter die Politik zu bestimmen, ihnen dürfe die Negierung nicht eiitrijseu werden. D'e B'.issnhruugen des Ministers saiiden in dem dichtbesetzteg Saale so gut wie gar keinen Beifall. Die erzgebirgisrke L^ndrvirtsrktift einstimmig ne en die Getreideumlaqe Auf verschiedenen von jeweils mehr als 1000 erzaekurgischen Landwirten besuchte» «roßen Versammlungen ist einstimmig die nachfolgende Entschließung angenommen worden. Von den für die Förderung unserer Volkscrnäbrung Ver antwortlichen Ministern anaeregt. soll auch in diesem Jahre eine Getreideabgabe von den Erzeugern in Form der sogenannten „tkmiage" erbobcn werde». Wir erzgebirgischen Landwirte logen geaen diese Absicht schärfste Verwahmina ein. Mit größter Geduld haben wir bisher die uns allein noch auferlegtcn wirt schaftlichen Ausnahmegesetze ertragen. Jetzt muß dies ein Ende nehmen! Wir haben im Vorjahre noch einmal die Gelreideum- lage hingenommen, nach dem bestimmten Versprechen, daß in diesem Jahre alle Zwangswiri'chaft anfgehoben werde. Jetzt soll diese srcierliche Zusaoe gebrochen werden. Nur in der festen Erwartung, daß dieser Zwang nie wiedcrkehren werde, haben wir die schwere Ungerechtigkeit getragen, daß unser enaeres Vaterland zehnmal so stark herangezogen wurde, wie andere Ncichsstellen und daß in Sacknen nieder die schwerste Last auf unser Gebirge, den icistiinasschwächstcn Landesteil, gelegt wurde, Tie Zwangsumlage bedeutet für uns Landwirte eine Son» dersiemcr, die schon letzt nach Milliarden zählt. Keinem anderen Bernfssiande wagt man solche Zumutungen. Werden uns in der Verfügung über unsere Erzeugnisse Vorschriften und Ein- schränklingen gemacht, so erwartet man trotzdem noch eine freu dige Berufsarbeit und eine Steigerung unserer Leistung. Ein Widersinn, der jedermann klar sein müßte. Die Umlage «st eine Last, die wir nicht mehr tragen rön nen. Die Durchführung unseres großzügigen Hilfswcrkes macht sie bewußt «unmöglich. Der Plan der Ernährung des deutschen Volkes, aus unserer Hcimatserde, trotz aller Hemmungen der äußeren und inneren Feinde des Vaterlandes immer noch mög lich, die Absicht der Ersparnis ungezählter Milliarden, die jetzt ins Ausland gehen, wird durch kurzsichtige Politiker zunichte gemacht. Wir haben uns eine große Aufgabe gestellt, nur durch intensivste Bewirtschaftung unserer Fluren, durch äußerste Kraft» anspannung der menschlichen, tierischen «ind finanziellen Be triebsmittel wird es möglich sein, daS HilfSwcrk dnrchzuführen und damit den wirtschaftlichen und nationalen Untergang un sere» Volke» zu verhindern. Wir fordern Aufhebung allen Zwanges, um „ns Wirtschaft, sich frei entfalten, um unsere Produktion aufs höchste steigern »nd so die Ernährung unseres Volkes sickierstellen z» können, Siait neuen Zwanges hätten wir von den für die SickwrstcNung unserer Volksernährung verantwortlichen Ministern Förderung unserer Pläne erwartet. Sicherstellung 'der unentbehrlichen Düngemittel, des notwendigen Saatgutes, der dringend gebrauch ten Arbeitskräfte, Erleichterung des Bezuges, Schutz sür unsere Arbeit! Die Umlage im neuen Erntciahr ist nnd'irchsührbark Ein mütig erheben wir, 18 000 in« Landbnnd fest zusammengcschlossene > erzgebirgischc Landwirte schärfsten Protest! — V rrtrljnbrlichc MrhaltövoraiiS,Zahlung auch In Sachsen? Der sächsische Landtag hat vor einiger Zeit die angestrebie vier teljährliche ElehaltsvoranSzahlung an die Beamten abgeiehnk, wegen des daraus entstehenden ZinsenaniSfalles. Wie man noch hört,^ sind aber jetzt ernstliche Bestrebungen im biaiige, durch Einführung dcS bargeldlosen Verkehrs die dreimonatliche Ge- haltSvoranSzahlung mich in Sachsen einznsührcn. »I» rorixki, IuL«llälci;c1>e» gntiitr u. dlinsenil »ckSn. 1»n«. älle, öl» erreuxt öl« ecdt« sie beit» l-NIenmNck»«»« von ««rjro»»»»»» öb La., LaUvdavl- Eon Anisiktig Mol« Kpiopfs stsmls WWW ßsküdrl.. ! Kolli- » koiods llossostrnk lli-iio! lisksrt KSXONIL
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)