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Nr. »VS L«. Fahrq. — ' - - , . Dienstag den 27. Nov. 1917 - «-schiiftsft-L- und RedakN-u» ' Dr-sd-».«, 1«. 4« Fernsprecher 213S« » Ppftsche«»»«» Leipzig S»r. 147S7 , v«,u«Spr»t»i «»««»»« -c mit illustr. B-Uaae vierteyShrllch In Dresden und ganz Deutsch land irrt HauS 8.8» X; in Oesterreich «.»8X. ««»,«», » dtertelsahrU, Dresden und ganz Der 8.L8 tn Oesterreich 4.' ».»0^ An i^land^ srei Hau» «tugel-Nummer 1« Z DU «i :e iSoltS^ltung erscheint an allen Hentagen nachmittags. 0 Anzeige» - A»»ah«evon «eschüItSanzeigen bis IVUdr. den Famivenanzelge» bis I t Uhr Venn. Preis fü, die PetÜ-SpaUzeiie »8 ^. in» Ste«». nieteil 8V Z. gamUien-Anzei-e» »0 4. Für undeutlich geschriebene, sowie durch sisern. Krecher auigcgebene Anzeigen Itmren wir die LerautwertlichreU sürdieRichttgteit deSLepeS nicht itbeniehmen. Sprechstunde der Redaktion: ll-1» Uhr verm. " — Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe tX mit illustrierter UnterhaltungsbeUage und relig. WochenbeUage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. - Englands Vormarsch auf Jerusalem Während England und seine Verbündeten auf den euro päischen Kriegschanplätzen einen Mißerfolg nach dem ande ren erntet, sucht es den Verlust seines politischen und mili tärischen Ansehens auf Len türkischen Kriegsschauplätzen in Vorderasien durch billige Erfolge gegen- die weitaus schwächeren und nicht so trefflich ausgerüsteten türkischen TiNPPen zu heben. So haben die in Mesopotamien stehen den englisch-indischen Truppen zu Beginn des Monats den Vormarsch längs des Tigris ausgenommen und am 2. No vember türkische Vorhuten bei Dur zurückgeworfen und in einem größeren Kampfe während des 5. und 6. November bei Tekrip sich dieses Ortes bemächtigt. Viel bedeutsamer ist jedoch die Aktion der Engländer, die von französischen Kolonialtruppen hierbei unterstützt zu werden-scheinen, an der Palästinafront mit dein Ziele Je rusalem. Seit Monaten hielten hier die Türken unter Tschemal Pascha, eine Linie knapp südlich von Gaza, die von der Küste südwestlich ins Landinnere bis gegen Bersöba verlief und hier durch eine eigene Abteilung in der Flanke geschützt wurde. Gegen diese Sicherungsgruppe richtete sich nun zunächst der Angriff der Engländer, der am 30. Oktober begann. Während Jnfanteriekräftc von einer Divisions stärke die türkische Stellung bei Berseba von Süden und Südwesten angriff, umging eine Kavalleriedivision die Stel lung und drang den Türken bon Osten her in Flanke und Rücken. Diese Umgehungsbewegung zwang die türkische Armeeleitung ihren derart bedrohten linken Flügel in die Hauptlinie zurückzunehmen. Di? Engländer rühmten sich hierbei eines großen Erfolges bei dem sie den Türken 1800 Gefangene und 0 Geschütze abgenommen haben wollen. Am 2. November begann der eigentliche Kamps um Gaza. In der Nacht vom 1. aus den 2. November stürmte die feindliche Infanterie gegen die türkischen Linien an. Es gelang den Engländern Wohl in einen Teil der großen türkischen Linie einzudringen. heftige türkische Gegenangriffe hielten jedoch die weitere Vorrückung des Feindes ans. Dagegen gelang es den Engländern, ihre Vorrückung über Berseba hinaus fortzusetzen und hierbei das 17 Kilometer nördlich dieses Ortes gelegene Khmvarise zu erobern. (5. November.) Da auch türkische Gegenangriffe die Lage auf diesem Teile der Front nicht mehr wiederherzustellen vermochten, der Feind vielmehr immer weiter »orrückte und auch Tell Cherbin und Abi, Hureira besetzte (6. November), drohte der tür kischen Front bei Gaza eine Umgehung und so mußte sich die Heeresleitung zur Preisgabe der Stadt entschließen. Als in der Nacht vom 6. auf dem 7. November die Engländer zu neuem Angriffe schritten, fanden sie die türkischen Stel lungen nur mehr durch schwache .Kräfte besetzt. So fiel Gaza am frühen Morgen de? 7. in die Hand der Eng länder, die in der Verfolgung der zurückgehenden Türken noch am gleichen Tage nördlich von Gaza die Vedi-Hasi- Mündnng erreichten. Am 8. November gelang es dem Lon doner Joesnianry-Kavallerie eine türkische Abteilung bei Hudsch zu zersprengen und den Ort selbst zu besetzen. Der 0. November sah die ganze türkische Armee im Rückzuge gegen Norden. Nachhuten hielten östlich von Gaza und am rechten feindlichen Flügel die Vorrückung des Feindes etwas auf und doch vermochten seine berittene Truppen von Hudsch und Jonameh aus vorstehend, den Südrand des Vadi el Hast, etwa 18 Kilometer nördlich der ursprünglichen tür kischen Stellung noch im Laufe des 9. November zu erreichen und so in unmittelbare Nähe von Hebron zu gelangen. Auch der Endpunkt der türkischen Eisenbahn Bei-Hanun rmrrde erobert. Schließlich fiel am 10. November auch Askalon in die Hände des Feindes, der vom See aus durch 27 englische Kriegsschiffe wirksam unterstützt worden war. Da die letzte Meldung des feindlichen Armeefühaers General Allendv besagt, daß die englische Armee bis Esdud, 23 Kilometer nördlich des !vadi el Hast, vorgedrungen sei, so ist der Feind tatsächlich nur etwa 30 Kilometer von Jerusalem entfernt und es dürste schon in den nacktsten Tagen sich das Schicksal dieser Stadt entscheiden. Wohl dürfte Dschemal Pascha ver suchen. dem Feinde, der nach den türkischen Berichten zwei Infanteriedivisionen und zwei Kavalleriedivisionen stark ist. Halt zu gebieten: wenn aber die Angaben des englischen Armeeführers wahr fein sollten, daß die türische Armee im bei Gaza und nördlich hiervon 70 Geschütze und neben mehreren 1000 Gefangenen 10 000 Mann blutige Verluste eingebüßt hat, so dürfte es nur durch Heranziehung größerer Verstärkungen möglich sein, Jerusalem vor der Besetzung zu beschützen. Die Einnahme von Jerusalem würde für den Feind nicht so sehr einen militärischen als einen moralischen Erfolg darstellen. Wie bei dem englischen Eroberungsznge gegen Bagdad, bei dem freilich das wirtschaftliche Moment üiberwogen haben mag, eine Beeinflussung der mohameda- nischeu Welt beabsichtigt war-, dort insbesondere der Schiiten durch die Beherrschung der Zuganqswege zu ihren Heilig- Minern bei Hilleh und Kerbela. so hier durch vollkommene !! Das Neueste vom Tage I N aM LkllW AM« (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, den 27. November 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprechl: , In Flandern nahm die Artillenetätigkeit zwischen dem Houlhoulster-Walde und Zandvoorde am Nachmittage wieder große Heftigkeit an. In einzelnen Abschnitten des Schlachtfeldes südwestlich Von Eambrai tagsüber starker Feuerkampf. Unter dein Schuve der Dunkelheit bereitgestellte englische Infanterie griff am Abend Dorf und Wald Bourlvn an; in schlverem Nahkampf wurde sie zu rückgeworfen. Die Vorfeldtätigkeit blieb auf der ganzen Schlachtfronk rege. Heeresgruppe deuticher Kronprinz: Nördlich von Prunah ivurde ein französischer Vorstoß im Grabenitanrpf abgewiesen. Auf dem östlichen Maasufer war die Gefechtstätigkeit tagsüber mäßig. Am Abend trat zwischen Samogncur und Beaumont und beiderseits von Onres erhebliche Fenersleigerung ein. Heeresgruppe Herzog Alüre'chr An der Eornbreshöhe mid zwischen St. Mihiel und Pont-aMonsson lebte das Feuer zeitweilig auf. Oestlicher Kriegsschauplatz und Mazedonische Front: Keine größeren Kaiiipslrandlungen. Italienische Front: Die Lage ist unverändert. Der Genvrolquartiermeister: Äudendorff. - 20 000 Donnen versenkt Berlin, 26. November. Amtlich. Neue U-Boots- crsolgr aus dem nördlichen Kriegsschauplatz. 20 000 Br.- Rcg Do. Unter den versenkten Schiffen befanden sich zwei große riestzrladenc Dampfer, von denen einer Munition ge laden hatte. Der Ehrs des Ädmjralstabs der Marine. Oesterreichisch-ungarischcr Kriegsbericht Wien, 26. Nov. Amtlich wird veelantbart: Im Brenta-Tale und im Gebirge östlich davon haben uns die Kämpfe der letzten Tage weiteren Raumgewinn ein gebracht. Die Gegenangriffe des Feindes blieben erfolglos. Auf dem russisch-rumänischen Kriegsschauplätze ist die Lage unverändert. Der Chef des Generalstabs. 0 Großer Brand K v p e n l> r> g e n , 26. Nov. „Berlingske Tidende" meldest ans Stockholm: Das große städtische Gefrierhaus, wo fast die gesamten Fleischvorräte für den Muter lagerten, ist niedergebrannt. Es konnten nur geringe Mengen Fleisch gercsttcst werde». Ei„ falsches Gerücht B e > liu , 26. Nov. Amtlich. Die „Berlingski Tidende" von gestern bringt ein aus London stammendes Gerücht, wonach General Luden dg nf mit zahlreichem Stabe an die russische Front ahgereist sei. Dieses Gerücht entbehrt jeder Grundlage. General Lndvndorff befindet sich bei den Truppen an der W e st f r o n t. Besitznahme der Zugangsstraßen zu Mekka und Medina!. Aber auch das Weltjudentum soll durch die Eroberung Jeru salems uitd Palästinas ein tiefgehender- Eindruck hervorge- rrifen werden: will man doch dieses Gebiet den zionistischen Bestrebungen zur Verfügung stellen irnd erhofft man sich durch dieses Entgegenkommen siciierlich eine noch nachihal- « tigere Förderung der Evtentesache seitens des jüdischen Großkapitalismns der ganzes Welt. Aber auch auf die christlichen Völker Europas dürfte die Besetzung Jerusalems, die von den Gegnern als eine „Befreiung" vom türkischen Joch gefeiert roerden roird, nicht ohne Eindruck blistbtM^We mag auch die politischen Pläne der Gegner in Syrien för dern, .militärisch genommen würde sie aber völlig bedeu tungslos sein, da der Weltkrieg ans den 'Schlachtfeldern! Europas und nicht ans jenen Vorderasiens entschieden wird. DieKartoffelfra§elnderZweilenKammer Dresden', 26. November Die Zweite Kammer trat heute nachmittag 3 Uhr. zn- ihrec 1. öffentlichen Sitzung zusammen, der Ministerial direktor Wirk!. Geb. Rat Dr. Roscher, Elch. Negrerungsrot Dr. Schmitt, Gras Holtzendorsf and andere Mitglieder des Lebensmittelamtes beiwohnten. Aus den Eingängen ist ein Schreiben des Finanzmini steriums erwähnenswert, in dem vorgeschlagen wird, den Haushaltsplan des staatlickwn Elektrizitätswerkes gleich zeitig mit dem allgemeinen Staatshaushaltsplan zu beraten. Die Kammer lehnt jedoch diesen Vorschlag ab. Als einziger Punkt stand auf der Tagesordnung die allgemeine Porberatung über den Antrag des Äbg. Andrae und Genossen betr. die Ka r t o s i e l a n b a u f l ä che. Der Antrag lcmtcste wie folgt: Die Kammer rvolle beschließen, die Königliche Staats'.egienmg zu ersuchen, 1. in Anbetrachl l'esten, daß die Kartotfelanbaufläcke im deutschen Reictie und im Königreiche Sachsen in bedrohlichem Ilmfange zurück-- gegen ge» ist und sich während der Kriegszeit immer mehr verans-gestellt hat. daß keine andere Felds nicht Sie Kartoffel ersetzen kann, mit allen Mtteln eine BegünstigunL des M e h r a n banes von Kartoffeln zu erstre - Herr, um eine genügende Sicherung der menschlichen Er nährung zu schassen: die Hohe Erste Kammer znm B-ntritt, zu dststm Beschlüße einznladen. Abg. A n d n a e (korst.) begründet den Antrag in aus- 'ührstcher Weste und schlägt vor, die Kartofselanbanfläche für die nächsten Jahre ans mindestens 1 Millionen Im. zw b-rügen, ko daß 3-1,3 Millionen Tonnen erzengt werden- könne». Er rechnet dann mit eirrem Kartoffelverbrancb von -Ist Vsnnd Pro Person und Tag. Jetzt seien nur- 2,4'. Vit« lionen Im mit Kartoffeln bebaut. Minister ral-Direktor Wirstl. Geh. Rat Da. R o scher ver>reist ans einen Artikel Delbrücks, der vor denn Krreg-e gesagt habe, daß, wenn auch im Falle eines Krieges die. deutsche» Heere, nicht besiegt würden, Deutschland dock» vor hin gern müsse weil.'England mit seinen Schiffe» die Zu fuhr absperren werde. Delbrück strbe damals die Wirkungen« unsere U Boote und unsere .Kaistoffelerzemping nicht in Be tracht gezogen. Tatsächlich sei Deutschland das kartoffel- reichste Land der Erde und auf den Im entfallen ,13?> Doppel zentner Kar taste!:: argen 71 ans die gleiche Fläche tu Ruß land. Bei einer Erweiterung dm Kartcfffelanbauflächs barchle es sich nickst mir nm Maßnahmen der sächsischen Re gierung, sondern nur Anregungen, die für ganz Deutschland maßgebend sein müssten. Die Regierung ickrenke der ganzen; Frage die größte Aufmerksamkeit und habe auch dafür Sorge' getragen, daß das notwendige Saatgut bcreitgestellt 'werde.. Weng nun die Nnbemläckre vergrößert werden rolle, minn« inüis-' man tragen, auf Kosten welcher landwirffckraftl-'hea Erzeugung dies geschehen solle. Abg. N i tz s ckr k e - Leutsch (natl.) erklärst daß stäne po litischen-' Freunde dem Anträge freundlich gegenübersdchen. Der Grnnd des Rückganges der Anbaufläche liege «nick« daran, daß die Karstofsel als Hackfrucht einer größeren Pflege bedürfe, die jedoch infolge des Arbeiternianaels off nicht! möglich sei. Abg. Länge-Leipzig (joz.) stimmt nur dein Am rage Andrae in mancher Beziehung überein. Seine politischen Freunde seien auch bereit, den Anbau der Kartoffeln w för dern. i Abg. Schreiber (korst.» deantimst die Uebenoestu.»t des Antrages an die Reckrensckiisttsdcstmtation und histynchtr die Voraussetzungen des rationellen Kartoffelanbaues Abg. Seeger (rrnabb. iez.> kann sich mit dem des Antrages nickst einverstanden erklären. Abg. A n drae (korst.) geht in fernem Schlutzroorlff noch auf versckiedcue Aeilßeruirgerr der Vorredner ein unk widerlegt besonders die Ausführungen des Abg Seege-