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Sonnabend den 10. Juni 1V2L Rr. 182, Seite S Gonnabe 240» Kronen Errverbslosennnterstützung Wien, S. Juni. Wie der Lo'sischen Zcttuna au» Wie» ge» drahtet wird, wurde nach schwierigen AuSschußverhandlunaen die ArbeitSlolenuntcrsintzung von btrber täglich 810 Kronen aut 2400 Kioncii e'böbt. Gieich»ttig st'eg der Preis für e neu Zweipiuudbrot« laid von 060 Krone» auf 1400 Kronen. Da» Rindfleisch stieg aber mals NM 1000 Kron-n auf 7000 Kronen. Die Vorbereitungen für ein Kabinett Nitti Nom, 8 Juni. Aul Vorichlaa ihre» Führer» beschloß di« Partei der Povnlan mit den Sozialisten eine Koalition einzugehen, falls die ioüal'stisl'e Partei sich bereit zeigt, dann an der Regierung teilz>i„el,i»eii. Damit wird für den kommenden Herbst eine ganz neue Paria,nenlarische Lage vorbereitet. Al» kommender Mann der Koalition zilt Nitti. Drohungen Morgaus gegen Frankreich Paris, 8. Juni. TaS Anleihekomltee ist am Mittwoch .achmittag zusamrnengetreterr um von der Antwort der Repara- tionskonrmisi'io» Kenntnis zu nehmen. Es ist dann in einer Prüfung der Antwort eingctreten, die aber am Mittwoch noch nicht zu Ende geführt worden ist. Von einigen Mitgliedern des Kommitees wurde» Bedenken erhoben irr der Richtung, daß die französische Regierung dem Beschluß der Rcparationskornmissiorr ihre Unterschrift verweigern könne. Die Verhandlungen sollen am heutigen Donnerstag fortgesetzt werden und zum Abschluß ge langen. Am Mittwoch abend fand ein sehr lebhafter Meinungs austausch statt. Es verlautet, daß vor allem Morgan auf eine Aushebung des französischen Widerstandes drönge. Er soll damit gedroht haben, daß, wenn von seiten Frankreichs kein Entgegen kommen gezeigt werde, Amerika die Mittel in der Hand habe, von Frankreich die Rückerstattung der während des Krieges aufge- nommenen Anleihen zu verlangen. Die Donnerstagsitzunq des Anleihekomitees Paris, 9. Juni. Das Anleihekomltee das gestern nach- mittag um 3,30 Uhr zu einer Sitzung zusammentrat, in der sämtliche Mitglieder anwesend waren, sollte eine Entscheidung darüber treffen, wir sein, künftige Haltung sein sollte, angesichts der gestern von Frankreich nicht gebilligten Antwort der Repara- tionSkommission, über eine eventuelle Herabsetzung der deutschen Schuld. Die Sitzung ist äußerst lebhaft verlausen und dauerte bis gegen 7 Uhr. ohne daß rin Beschluß gefaßt wurde. Aus Freitag mittag ist eine neue Sitzung einberusen. Northe.iffe über seine Deutschlandreise Amsterdam, S. Juni. Au» London wird gemeldet: Lord Nortbcl'ffe, der Herausgeber der L/me« und der Daily Mail sch ldert jetzt in d'cffn Zettungen die Eindrücke, die er auf seiner Rette durch das Rheinland gewonnen bat. Er beginnt damit, daß ihm schon bei der Uebcrschr'ituni der Gren,e durch den elegant gekleideten Zoll beamten ein freundlicher Empfang bereitet wurde. Deutschland selbst zeigte sich in bestem Lichte. Besonders auffällig lei hie große Zahl der werdenden Mütter, die er nirgend» in so großer Anzadl und so stolz gesehen bade. Dam schreibt er: Bei der Abschaffung der Armee hat man den iungen Männern gesagt, gebet hin und mehret die Be völkerung. Offenbar erfüllen sie ihre Pflicht. Selbst in Japan und in Rußland sieht man nicht so viele Kinder, die sorgfältig gepflegt sind und alle sind weit besser gestellt al» je zuvor. Die kleinen Läden der Dörfer sind gefüllt mit guten Waren. Ileberall steht man neue Häuser. iS« Nortbcl'ffe schreibt dann, ein rheinischer Baumeister habe ihm erklärt, da» deutsche Baugewerbe lei niemals so beschäftigt ge wesen als gegenwärtig und das einzige Hemmnis fei der Mangel an Ziegelsteinen und sonstigen Baumaterial. Der deutsche Baumeister streckte mir seine Hand hin, aber, da ick keinem Deutlchcn die Hand schüttele, zoa er sie zurück, schlug die Hacken zusammen, verbeugte sich und ging fort. erklärte laut einer Meldung der „Deutschen Tilg. Ztg," Hugo StinneS am Schlüsse einer Rede, in der er die Frage einer internationalen Anleihe an Deutschland eingehend behandelte, wir könnten au» den Anleiheverhandlungen unendlich viel Gute» be kommen, wenn dle Geldgeber dafür sorgten, daß die Dinge in Europa so gestaltet würden, daß wirklich gute Unterlagen durch dle Anleihe für die europäische Wirtschaft geschaffen werden. Wir könnten aber durch eine kleine provisorische Anleihe in noch viel größere» Elend gekracht werden, als wir es jetzt schon haben. Ich muß betonen, so sagt StinneS, daß ich die Gefahr, daß noch mehr deutsches Land beseht wird, für gering halte, denn den Franzosen würde dann gezeigt werden, daß ste damit nichts erreichen und daß ste bei erhöhten Unkosten noch weniger bekommen. Man bars nur endgültige Lösungen treffen und wir müssen zeigen, daß die Quacksalberet mit unerträglichen Mitteln einmal aufhören muß. Die Ansicht de» Herrn StinneS, die er nicht zum ersten Male ausspricht, wird bekanntlich von den maßgebenden deutschen Politikern nicht geteilt. Erinnerungen des Kaisers Berlin, v. Juni. Wie die „Dena" erfährt, erscheinen in der nächsten Zeit im Verlage von F. A. Köhler in Leipzig die Er innerungen des Kaisers. Der Verlag hatte die Erinnerungen zum Vorabdruck der englischen Presse angeboten. Die „Times" haben wegen der damit verbundenen hohen Honorarsorderungen den Vorabdruck abgelrhnt. Der Kampf um die Getreideumlage München. 9. Juni. Der badische Landwirtschaftsrat bat zur Frage der Getreidrumlage in der Vollsitzung am 6. Juni sich dahin ausgesprochen, daß. wenn die Preisfrage eine gerechte Lösung finde und vor allem die Nmlageverteiliiiig nicht nntc«! so ungerechten Umständen vorgenommen werde, wie im Vorjahre, dann sicherlich die Landwirtschaft ihrer Zusicherung gemäß für die Aufbringung derjenigen Setretdemengen Sorge tragen würde, die unbedingt notwendig find, den bedürftigen Kreise,r der Br>i völkerung das notwendige Brot sicherzustellen. Anslandszucker? Die LandespreiSprüfungSstelle teilt dem T. U. S. mit; Bereits einige Tage nach der vom Reiche verfügten Freigabe der Zuckereinfuhr erschien teuerer Zucker unter der Bezeichnung „Aus landsware" im Kleinhandel. Das Angebot in dieser Ware ver mehrte sich so rasch, daß Zweifel in der Herkunft des Zuckers! berechtigt erschienen. Es liegt im Interesse der Verbraucher und des reellen Kleinhandels, daß alle Beobachtungen verdächtige« Angebote sofort der nächsten Preisprüfungsstelle oder Gemeinde behörde gemeldet werden, um nach Verfolgung des Angebotes! bis zur Ursprungsquelle die Herkunft des Zuckers fcststellcn zu können. Der Orozefz Aillinger Die weitere Vernehmung des Angeklagten Offenburg. 8. Juni. Aus der weiteren Vernehmung des Angeklagten am 7. d. M. sind noch Einzelheiten, vie auch des politischen Interesses nicht entbehren, nachzutragen: Deutsches Reich Die Unterzeichnung der oberschlestschen Ue^ergabe- bestimmungen Oppeln, 8. Juni. Wie die Oovelner Zeitung von gut unter» richieler Seite erfährt, wird die Unierzeichnuna der Uedergabebestim» mutigen OberichlesienS am Dienstag nächster Woche erfolgen, worauf io ort die Bekanntgabe durch die interalliierte Kommission erfolgt und dann die im Ver'ailler Vertrag vorgesehen» Fristen zu lauten be ginnen. Die Polen waren für die Unterzeichnung am Freitag dieser Woche und iür Bekanntmachung am Sonnabend. Weiteres Steigen der Indexziffer Berlin, 8. Juni. Die Steigerung der LebenSbaltungSkosien hat sich im Monat Mai weiter fortoesetzt. Die vom statistischen Reichs amt auf Ginnd der Erhebungen über den Aufwand einer sünflöpfigeu Familie an Nahrung, Wobnung, Heizung uud Beleuchtung berechne!« Indexziffer sii» die Lebenshaltungskosten ist im Durchschnitt deS MonaiS Mat auf 8462 g.stieacn, da» bedeutet gegenüber dem Vormonat eine Steigerung von 9 Pro,. Was Stinnes sagt Aus einer stark besuchten Versammlung von WirtschastS- führern in Essen, welche der Zweckverband nordwcstdeutfcher Wirt- schaftSvcrtretungen und die Vereinigung der Handelskammern des niederrheiiisch-westfälischen Jndustriebezirks einberufen hatte, Bei Ausbruch der Revolution verließ Killinger Wilhelms. Häven, um sich an der Bekämpfung der Revolution zu beteiligen. Als Führer einer Unteroffizierstruppe kämpfte er in Braun« schweig und München gegen oje Räterepublik. Später wurde er Mitglied der Ehrhardttruppe und nahm auch am Kapp-Puttch tätigen Anteil. Anfang März 1921 nahm der Angeklagte, der als Führer einer Marine-Artilleriebrigade in die Reichsmarine übernommen worden war, seinen Abschied, weil er sich in die neuen Verhältnisse nicht hineinfinden konnte. Der Angeklagte gab eine Darstellung, wie er mit Schulz und Tillessen in München zusammenkam und wie sie zusammen arbeiteten. Bei dieser Gelegenheit wurde die Geheimorganisa tion C erörtert. Das Verfahren gegen di« Organisation E ist zwar, wie der Vorsitzende offiziell mitteilte, von Osfenburg nach München abgegeben worden. Die Organisation kommt jedoch insoweit zur Sprache, als die» für den Prozeß notwendig ist. Der Angeklagte gab dann interessante Ausschlüsse über die Or ganisation E. Ueber seine Stellung und die der Organisation zu Erzber ger befragt, antwortete er, die Organisation habe Erzberger vor allem die Unterzeichnung des Waffenstillstandes zur Last gelegt. Sein persönlicher Standpunkt sei aber der, daß man Erzverger mit diesem Vorwurf Unrecht tue, denn, wenn der rote Matrose nicht mehr auslausen und der rote Soldat nicht mehr marschieren wolle, müßte der Krieg beendet werden. Deshalb habe auch Hindenburg Erzberger gebeten, unter allen Umständen den Waf fenstillstand zu unterzeichnen. Dagegen hält der Angeklagte Erzberger für den Haupttreiber bei Unterzeichnung des Frie- densvertrages, der das Unglück Deutschlands war. Der Ange klagte erklärte, daß er kein Freund der Erzbergerpolitik gewesen sei, daß er aber an eine Beseitigung Erzbergers nie gedacht habe. Die mutmaßlichen Täter Es wurden dann die Personalien von Schulz und L.nessen an der Hand der Akten festgestellt. An dem Entwurf eines von Schulz verfaßten Lebenslaufes wurde festgestellt, daß Schulz als Sohn eines praktischen Arztes in Saalfeld (Saale) geboren ist und bei der Ermordung Erzbergers 23 Jahre alt war. Nachdem er 1912 das Einjährig-Freiwilligen-Zerignis erworben hatte, trat er in seiner Heimatstadt in die KanfmannSlchre ein, die durch den Krieg unterbrochen wurde, weil Schulz sich sofort als Kriegs, freiwilliger zur Verfügung stellte. In Flandern wurde er vcr- wundet, später wurde er zuin Leutnant befördert. Tillsssen, der Sohn eines Generals z. D-, trat im Jahre 1912 in die Marine als Seekadett ein. Noch der Vernichtung der deutschen Flotte in Scapa Flow, bei der Tillessen mitwirkte, und nach der Rück kehr von seiner Internierung in England, schied er ans dem akti ven Marinedienste aus. Bei Begehung der Tat war er 28 Jahr« alt. Nach Auflösung der Marinebrigade Ehrhardt kamen Schulz und Tillessen nach Negensburg, wo ihnen Dr. Heim Stellungen bei einer landwirtschaftlichen Organisation verschafft hatte. Als Gehalt bezogen sie 600 Mark im Monat. Ende April oder An fang Mai zogen dann Schulz und Tillessen nach München, um. Wie sie sagten, zu studieren. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er die Ablieferung der Handelsflotte Erzberger zur Last lege, erklärte er, daß sie nur eine automatische Folge des Waffenstillstandsabkommens gewesen sei. In den Satzungen der Geheimorganisation, die dann ver lesen wurden, wurde als Ziel der Organisation Bekämpfung deS Bolschewismus, der Sozialdemokratie, des Judentums und aller internationalen Bestrebungen, sowie Eintreten für den Födera lismus angegeben. Dazu solle ein Schuh- und Trutzbündnis nationaldenkender Männer gebildet werden. Jedes Mitglied, das nur gegen Stellung von drei Bürgen in die Organisation ausgenommen wurde, mußte sich zum unbedingten Gehorsam verpflichten, ebenso zur Geheimhaltung aller Nachrichten. Der PassuS: „Verräter verfallen der Fehme", gab dem Vorsitzenden Veranlassung, von dem Angeklagten eine Erklärung zu verlangen, was darunter zu verstehen sei. Er erklärte, unter unbedingtem Gehorsam sei lediglich militärischer Gehorsam zu verstehen. Unter Fehme sei lediglich nur gescllsckmftlicher Botz, kott zu verstehen. Die Fehme habe sich nur auf Mitglieder be- zogen, nie aber auf Politiker. Auf das Vorhalten des Vorsitzen- den, daß das Wort Fehme doch schärfer laute, als der gesell- schriftliche Boykott, bl'eb der Angeklagte bei seiner Darstellung. Ausdrücklich erklärte er auf den Hinweis des Vorsitzenden, daß mich Erzbergcr als Verräter bezeichnet worden ser, Erzberger sei mit der Fehme nie gemeint gewesen. Die Mörder Erzbergers in Budapest Offenburg, 9. Juni. In der Nachmittagssitzung des Pro zesses gegen Killinger wurde gestern die Zeugenvernehmung fort gesetzt. Der bis dahin äußerst ruhige und nüchterne Verlauf dcS zweiten Berhandlungstages wurde wesentlich verändert durch die äußerst sensationellen Schilderungen des Kriminaloberinspektor Schumacher bei seinen Erhebungen über den Aufenthalt der Mörder Erzbergers in Budapest. Gleich nach seiner Ankunft in Budapest hatte er einen Reichsdeutschen namens Kahnt vernommen, der zufällig gesehen hatte, wie auf den Straßen Budapests zwei junge Leute die „Vossische Zeitung" kauften, von denen der eine den anderen aus die Verhaftung eines gewissen Tillessen in Dresden aufmerksam machte. Kahnt hatte sofort die Vermutuiia, daß er die beiden Mörder Erzbergers vor sich hatte. Dieser Verdacht bestätigte sich, als er in einer Zeitung die Bilder der Mörder sah. Er verfolgte die beiden unauffällig mehrere Tage und war Zeuge wie sie ein Telegramm ausgaben, das, wie sich später herausstellte, von der Hand Tillessens geschrieben war und folgenden Wortlaut hatte: Adolf Müller, Rechtsanwalt, München. Otto nimmt Einsicht Hand. Der Krimiiialkommissar stellte fest, daß die beiden ein Zechgelage im Hotel Astoria veranstaltet hatten und daß sie hin und wieder im Hotel Esplanade und im Park hotel von Budapest wohnten. Die Kriminalpolizei wurde ver schiedentlich auf die beiden Mörder aufmerksam gemacht und ihre dauernde Jnhaftsetzung verlangt. Sie lehnte dies aber ab. Vom 22. Dezember ab waren die beiden aus Budapest verschwunden. Ihre Spur konnte nicht mehr gefunden werden. Als die Ver nehmung beendet war, erklärte der eine der beiden Verteidiger KillingerS, es ließe sich die Beweisaufnahme verkürzen, da die Verteidiger nicht bestritten, daß Schulz und Tillessen in Budapest gewesen seien. Gegen ö,30 Uhr wurde die Sitzung vertagt. Heute findet die Lokalbesichtigung in Griesbach statt. Die Hast des Fähnrichs Hirschfeld Berlin, S. Juni. Die Mutter des noch in Haft befindlichen Fähnrichs von Hirschseid teilt dem Berliner Tageblatt mit, oaß ihr Sohn sich am 18. Mai freiwillig der Staatsanwaltschast gestellt habe und sich aus seinen Wunsch im Gefängnis Tegel befinde. Er sei keinesfalls geisteskrank. Das heilige Deandl Eine P.rssioiiSspicl-Geschichte von Franz Wichmann (Nachdruck verboten.) (3. Fortsetzung.) Gerade gegenüber türmte sich der schroffe Spitzenstein mit seiner überhängenden Wand über den niederen Bergen empor. Mahnend blitzte das kleine vergoldete Kreuz auf der Barbara- kapellc, die seinen Gipfel krönte, herüber, als wollte die Heilige ihn rufen. Sollte er hingehen und ihr anvertrauen, was ihn bewegte? Ein schmaler Grat verband den Rauhen Glanz mit dem benachbarten Berge; in kurzer Zeit konnte er drüben sein. Sekunden entscheiden oft über ein ganzes Menschenleben. Der H'mmel ruft nicht zweimal. Und Wastl zauderte. Sein Blick war auf die schimmernden Sterne eines Edelweiß gefallen, das über dem Abgrund blühte. Auf Händen und Füßen kroch er der gefährlichen Stelle zu und brach die köstliche Blume. Wie die auf Negerls grünem, mit Goldlitzen geschmücktem Sonntagshut sich ausnehmcn müßte, dachte er. Und darüber hatte er das Kirchlein, di« heilige Barbara und den Himmel vergessen. Auf dem Spihenstein kniete zu gleicher Stunde die Vroni ln inbrünstigem Gebete vor dem Bilde der Schutzpatronin ihres Heimatdorfes. Ihr junges Herz blutete im ersten großen Schmerz. Wie zu einem Heiligen hatte sie zu Wastl aufgeblickt, ihn geliebc mit abgöttischer Verehrung. Das war ihre Sünde, ihre Schuld» für die sie gestraft worden, und iür die sie die Mut ter Gottes um Vergebung anflehtc. Der Hohen selbst freilich hätte sie cs in jungfräulicher Scham nicht anzubertranen gewagt, aber die heilige tz'arbara, die so liebe, freundliche Augen hatte, zu der sie schon als Kind so oft hinaufgestiegen war, die fürchtete sie nickt, die würde schon eine Fürbitte für sie einlcgen. Ihre Sinne waren so verwirrt, daß sie selbst kaum wußte, um was sie betete. Nur das eine stand für sie fest: der Himmel zürnte ihr, weil sic den Wastl zu lieb gehabt. Darum hatte er in einer Sekunde ihren ganzen schönen Zukunftstraum zerstört. Aufs tiefste hatte das Benehmen deS Burschen ihren mädchen haften Stolz verletzt. Statt allein und heimlich ihr seine Ge fühle zu offenbaren, trieb er mit seinen prahlcrisch-sicgesgewissen Worten ihr vor allen Leuten die Schamröte in die Wangen. Er bat nicht um Liebe, nein, er forderte sie. und darum konnte er sie nicht wahr und ebrlich gern haben. Eitelkeit, sich ihrer Gunst zu rühmen, ohne sich derselben vorher versichert zu haben, daö tvaS alles! Wie eine Sklavin hatte er sie behandelt. Die Vor. stellung empörte Vroni auch jetzt noch bis ins Innerste. Nie sollte er erfahren, was sie für ihn empfunden, ja, was sie trotz allem auch jetzt noch für ihn fühlte. Ein Eingeständnis ihrer Liebe wäre ihr nach dem Geschehenen wie eine Erniedrigung, wie eine Entweihung ihrer heiligsten Empfindungen vorgekommen. Die bitteren Tränen mit der gebräunten Hand aus den Augen wischend, erhob sie sich. Sie merkte Wohl, daß ihre Ge danken sich schlecht mit der Andacht vertrugen. Aufblickend entdeckte sie an der Wand des Rauhen Glan zes eine Gestalt. Ihr falkenscharfes Auge erkannte sie. Wastll Unwillkürlich trat sie hinter die Wand der kleinen Kapelle. Aus ihrem Dache leuchtete das Kreuz im Sonnenglanz. Es mußte seine Augen blenden. Wenn er jetzt gekommen wäre, in Demut und Zerknirschung sich vor der Heiligen niedergeworfen und ihren Beistand erfleht hätte, das leichtsinnig verscherzte Glück wieder- zngewinncn, so hätte noch alles gut werden können. Sie wartete und wartete, aber er kam nicht. Da trat sie den Heimweg an, langsam, die Angen am Bo. den, wie ein Mensch, der ein kostbares Kleinod verloren hat und immer noch hofft, es am Wege wieder zu finden. Am Ausgange des schroffen Felsentales breitete sich ein blumiger Wiesengrund aus. auf dem die Wege vom Raichen Glanz und Spitzenstein sich vereinigten. Hier mußte auch er vorübcrkommcn. Sic brach eine weiße Hundskamille und begann, wie sie es schon oft ini kindlichen Aberglauben getan, die Blüte abzurupfen. Noch konnte und wollte sie es ja immer nicht glauben. „Er liebt mich — er liebt mich nicht — er liebt mich" — daS letzte Blatt war gefallen. Also doch! — Vroni erschrak beinahe und ihr Herz klopfte wild und erregt. „Ein Zeichen, Himmel, ein Zeichen gib mir! Ich weiß ja nicht, was ich denken, was ich tun soll!" — fuhr cS ihr wie ein Stoßgebet durch den Sinn, «ein Zeichen, daß ich daS Beste wähle!" Da hörte sie den Klang fester Tritte auf dem rauhen Ge- stein. Er war es! Aus dem finsteren Tannendickicht tretend, badete sich seine kraftvolle Gestalt im warmen Glanzlicht des jetzt rein und sonnig gewordenen Tages. TaS Mädcben war rasch hinter einen einzelnen in die Wiese varspriirgendcn Felsblock getreten. Wastl bemerkte sie nicht, sie aber sah alles um so deutlicher. In der Hand trug er ein frisch- gepflücktcS, prächtiges Edelweiß mit silbexn leuchtenden Sternen. Er wußte, daß es ihre Licblingsblum« war. Sollte er es, viel leicht mit Lebensgefahr, für sie gebrochen haben? DaS — das ist das Zeichen! klang es in VroniS Herzen. Der Himmel hatte sie erhört. Wenn er die Blume ihr gab, io hatte sie sich getäuscht, so war seine Liebe dennoch treu und ehrlich,— so durste sie ihm verzeihen. Eine selige Zuversicht schwellte ihre Brust. Sie trat hervor und kreuzte seinen Weg, als ob sie erst jetzt rn die Berge hinaufsteigen wollte. Der Bursche stutzte bei dem unerwarteten Anblick, und auch Vroni blieb stehen, denn ihre Füße wollten sie kaum mehr tragen. Sie fühlte es, daß eine ganze lange Lebenszeit von Freude oder. Leid an dieser Sekunde hing, und ihre Pulse schlugen wie im Fieber. «Grüß Gott, Schwester!" DaS klang so kalt, so förmlich, daß das Mädchen wie unter, der Berührung eines eisigen Windes erschauerte. Sonst hatte er sie doch immer Vroni genanntl — Ihr Blick richtete sich auf das Edelweiß in seiner Hand. Er mußte eS sehen, obwohl sie keine Frage über die Lippen brachte. «Wo gehst..." er brach mitten im Satze ab. Ihr Blick taumelte ihm nach, wie der Falter der todbrin genden Flamme der Kerze. Auf der Fahrstraße, in die der Weg mündete, war eine weibliche Gestalt aufgetaucht. Leicht, hoch und schlank, ein haß) spöttisches, halb triumphierendes Lächeln auf dem schmalen, blassen Gesicht, schritt sie einher. Und jetzt stand der Wastl neben ihr, reichte ihr die Hand, und während sie plauderten, ließ ste ihre Rechte in der seinen ruhen. Mit weit geöffneten Augen, wie der Wanderer auf die giftige Schlange, die züngelnd seinen Fuß umringelt, starrte Vroni auf das Paar. Sie konnte nicht verstehen, wa» die beiden sprachen, aber was dem Ohr entging, nahm das Auge um fr», deutlicher wahr. Wastl hob die Hand und befestigte das Edel weiß an RegerlS Hute. Dann schlenkerten sie wie scherzende Kinder, Hand in Hand, dem Dorfe zu. DaS Lachen der Stief schwester tönte bis zu dem Mädchen herüber. Ein stöhnender Seufzer entrang sich VroniS Brust. Ge rade so hatte die Glocke der Pfarrkirche zu Rantenstein geklun-, gen, als sie vor Jahren im strengen Winterfrost einen Sprung bekommen, so schrill, so scharf und heiser. Das Lachen schnitt, der Armen wie ein zweischneidiges Messer durch die Brust: sie glaubte, einen wehen Todesschmerz zu spüren, und bewußtlos, stink sie auf das Weiche Bett von dürrem Gras und letztem roten Klee, von vertrocknetem Löwenzahn und verwelkter blauer Männertreue. (Fortsetzung folgt.) Vierter i. r beschlossen per Dam« Punkt? t hiermit. L. Y trauen»!« Auf diei« zu den I nehme, VMin d« Justiz»,!' der Justi Anzahl i usw. ein. Landcsc» einen An vorgesehc rapiden Prüfung Berechtig für da« v. Okiot kchnlei am 18. gesamter übrigen Arbeit di« S. Die Ari durch r in and, Bermitt Swingt die dur der gro rat hat nung o den, ve dürfte, weil di Verhält entsteht hat un Mittel zwei ri haben, den F. schaftln zialität gemeld Schloff es voll' neu, I tekomr fabri Au au beiden aul cii einem l sieht. Monat sich eir dem 1 Karl«,' Mit R> nur de Rohlin den dc 73 Ja! Zur E rieten Mark. verscki' rich T bcra a hiesige! «rckillc Rektor Kirche zeichne in der in Oe die Z Hoffen wärm« stärkst. 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