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Sächsische Volkszeitung : 16.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190409164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-09
- Tag 1904-09-16
-
Monat
1904-09
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.09.1904
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— Fürst Bismarck. Die Hamburger Nachrichten mel den aus Friedrichsruh: Auf grund authentischer Informa tionen können, entgegen anderslautenden Mitteilungen, wir auf das Bestimmteste versichern, daß das Leiden des Für sten Bismarck nicht Krebs ist. Die Schwäche des Fürsten ist allerdings besorgniserregend, im übrigen ist der Zu stand unverändert. Nochmals sei betont, daß die Hoffnung auf Besserung nicht ausgeschlossen ist. Die Familie des Fürsten ist seit einigen Tagen am Krankenlager anwesend. — Fürst Bismarck hat wegen heftiger Schmerzen mehr- fach Morphiumeinspritzung erhalten. Der Kranke schlief am gestrigen Tage viel. Wie es heißt, wird Professor von Nor den nicht wieder nach Friedrichsruh zurückkehren können, da er eine Reise nach Frankreich antreten müsse. Dr. Rei chert weilt ständig bei dem Kranken. Professor Schwemm ger ist noch nicht wieder eingetroffen. — Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten hat die Eisenbahndirektionen der durch die anhaltende Dürre betroffenen Landesgebiete veranlaßt, von den Standes- Vertretungen gutachtliche Aeußcrungen darüber cinzuholen, ob es angebracht erscheint, für Brotgetreide und Mehl Frachtermäßigungen eintreten zu lassen. Es soll besonders die Frage beantwortet werden, ob für die Landwirtschaft und die Mühlenindustrie durch Herabsetzung der Frachten auf Getreide und Mehl Vorteile zu erwarten seien, und welck-e Erwartungen die gedachte Maßnahme in allgemei ner volkswirtschaftlicher Hinsicht, hinsichtlich auch in der Richtung einer Verbilligung der Brotpreise nehmen könnte. — Eine Wendung in der Hibernia-Afsäre. Die Dresd ner Bank, Geheimer Ober-Finanzrat Waldemar Müller in Berlin und Rechtsanwalt und Notar Dr. Felix Bondi in Dresden gemeinsam haben nach Hinterlegung von mehr als 3,000,OM Mk. Hibernia-Aktien bei Vorstand und Aufsichts rat der Bergwerksgesellschaft in Herne den eingehend be gründeten Antrag gestellt, sofort eine außerordentliche Ge neralversammlung einzuberufen und auf deren Tagesord nung folgende Punkte zu setzen: l. Nochmalige Beratung über den Vorschlag der Königlich preußischen Staatsregie rung betreffs Abtretung des Unternehmens an den Staat und Beschlußfassung hierüber, sowie eventuell iiber die Mo dalitäten der Auflösung der Gesellschaft. 2. Beschlußfassung über den von der Dresdner Bank und Genossen gestellten Antrag auf Aufhebung sämtlicher in der Generalversamm lung vom 24. August 1004 hinsichtlich der Erhöhung des Aktienkapitals, der Modalitäten, der Aktienausgabe und Abänderung von Paragraphen 4 und 4 des Gesellschafts vertrages gefaßten, durch Anfechtungsklage angefochtenen Beschlüsse. 3. Abänderung des ersten Satzes von Paragraph 10 des Gesellschaftsvertrages durch Erhöhung der zulässi gen Höchstzahl der Gesellschaftsmitglieder und Feststellung dieser Höchstzahl. 4. Für den Fall der Annahme des An trages zu 3: Festsetzung der Zahl der neu zu wählenden Mitglieder des Aussichtsrates und Wahlen zum Aufsichts- rate. Der Aufsichtsrat der Gesellschaft hat nun über den Antrag zu entscheiden: wir zweifeln nicht, daß er dem An träge znsrimmt, denn sonst können die Antragsteller die Einberufung einer neuen Generalversammlung erzwingen und zwar sowohl auf grund des Handelsgesetzbuches wie der Gesellschaftsstatuten. Diese neue Generalversammlung würde auch die vielen Proteste gegen die Beschlüsse der letz ten Generalversammlung hinfällig machen, denn sicherlich kommt hier ein anderes Resultat heraus. Die Dresdner Bank besitzt jetzt 20,8 Millionen Aktien der „Hibernia" und verfügt somit über die absolute Mehrheit: allerdings noch nicht über die nötige Dreiviertel-Mehrheit zur Verstaat lichung. Deshalb wählt nun die Dresdnerin einen anderen Weg: sie will die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder erhöhen. Gegenwärtig ist im Statut der Hibernia die Zahl der Auf- sichtsratsmitglieder auf 14 beschränkt, und tatsächlich be steht der AnfsichtSrat aus soviel Mitgliedern. Eine Zu wahl neuer Mitglieder wäre also ohne Abänderung des Statuts nicht möglich. In Aussicht genommen ist, die De legierung von Regiernngsvertretern in den Hibernia Auf- sichtsrat. Ans dieser Absicht der Regierung kann der Schluß gezogen werden, daß sie die von der Dresdner Bank aufge kauften Aktien bereits als ihr Eigentum betrachtet. Das „Berl. Tagcbl." kann denn auch nunmehr feststellen, daß das Abkommen zwischen Regierung und Dresdner Bank dahin lautet, daß die Regierung nur diejenigen Kurse für die Hibernia Aktien zu vergüten hat, die die Dresdner Bank bei dem Aufkauf der Aktien selbst bezahlt hat. Durch dieses jetzt getroffene Abkommen verliert die Art der Verstaat lichungsaktion wenigstens etwas von dem peinlichen Ein druck, den sie nach den ursprünglichen Vereinbarungen her Vorrufen mußte. Im Landtage wird die Sache nun viel leichter gehen: der Gelvinn der Dresdnerin ist somit nicht sehr bedeutend: sie hat einen solchen nur an den schon früher besessenen Aktien. Die Frankfurter Zeitung meldet hierzu aus Berlin: Ter preußische .Handelsministrr will dem Landtage eine Vorlage machen, ein Abkommen der Regierung mit der Dresdner Bank zu genehmigen, wonach der Staat von der Bank die Hälfte des Aktienkapitals der Hibernia zu den Einstands preisen der Dresdner Bank erwirbt unter Vergütung von Spesen, Zinsen und einer Provision für Ankauf und Risiko. Die Frankfurter Zeitung hört dazu, daß der Einstandspreis der größereil zu erwerbenden Posten infolge des erhöhten Kursuivcaus ganz wesentlich die Kurse der ersten Ankäufe übersteige, so daß der Durchschnittspreis annähernd, wenn gleich nicht ganz, dem Verstaatlichungsangebot gleichkom men dürfte. — Großherzog uns Erfinder. Die neueste Nummer des vom kaiserlichen Patentamte herausgegebeneu „Patent- blatteö" macht eine „Anordnung von Schiffsschrauben- flügeln für zwei- und mehrflüglige Propeller" bekannt, deren Erfinder der Großherzog Friedrich August von Olden burg ist. Die Erfindung gelangte an, 5. April 1004 in den Geschäftsgang des Patentamtes, und von diesem Tage an wird daher auch ihr Vorzugsrecht datieren. Die Aus lage erfolgte am 1. September und eS kann somit bis zum 1. November gegen die Anmeldung Einspruch erhoben werden. Erfolgt ein solcher nicht, so wird das Patent er teilt. Bemerkenswert ist in diesem Falle noch die Art und Weise der Zuerteilung der Geschäftknummer. Diese besteht stets aus dem Anfangsbuchstaben des Familiennamens deS Anmelders und einer Nummer. Da nun der Großherzog von Oldenburg einen eigentlichen Familiennamen nicht führt, so würde der Anfangsbuchstabe feines Namens ge wählt und die GeschäftSnummer für seine Erfindung lautet demnach P 1873 4. Klasse 65 k. (Klaffe 65 enthält die Anmeldungen über Schiffbau und Seewesen). Ls ist dies der erste Fall, in dem ei» regierender deutscher Fürst amtlich in die Listen des Patentamtes eingetragen wurde. — Priuzesfi» L»«ise vsu Ksbur, erklärt den gestern auch von uns zitierten Brief an die Redaktion des „Vorruit" für eine „freche Fälschung"; man steht daraus, wie frivol sozialdemokratische Blätter zu Werke gehen! — „Die Königs- tochter im Jrrenhause" betitelt sich ein Schundroman schlimmster Solle, der die Schicksale der Prinzessin Louise von Koburg bis in die jüngste Zeit behandelt und in Massen von Kolporteuren der Hintertreppenliteratur ver- trieben wird. Es handelt sich um ein Machwerk niedrigster Art. das in einem schauderhaften Stil geschrieben und. mit noch höheren Illustrationen versehen, infolge seiner „Aktualität" sich leider lebhaften Absatzes zu erfreuen scheint. Wundern muß man sich nur. dah die Polizei gegen diesen Unfug nicht einschreitet. Auf Grund des 8 66 der Gewerbeordnung kann sie die Kolportage solcher Schundromane unmöglich machen: warum erfüllt sie ihre Pflicht nicht? Im Reichstage müht man sich jahrelang ab, bis ein solches Gesetz zustande kommt und nachher wird es nicht auSgeführt. — S»zialde«okrstische Psrteibeiträge. Der Monat August hat die sozialdemokratische Kasse wieder recht gefüllt. Zwei Berliner ReichötagSwahlkreise steuerten allein 9800 Mk. zu. Dr. Arons hat 100 Mk. gegeben, die Bielefelder „Volkswacht" 500 Mk.. Dresden und Hannover je 1000 Mk.. der „Wahre Jakob" 5000 Mk. Süd- und Westdeutschland ist noch gar nicht vertreten in dieser Liste. — Der Abg. Bebel hat alle Hände voll zu tun. um für den Bremer Parteitag, der am Sonntag beginnt. Vor- bereitungen -u treffen. Er sucht zunächst die Erörterung über den Fall Schippe! einzuschräuken, indem er in der „Neuen Zeit" meint, daß damit auch eine Erörterung der zoll- und handelspolitischen Fragen verbunden werden müßte, was sehr viel Zeit in Anspruch nehme. Auch die Schulfragc will Bebel auf diesem Parteitage nicht ver- handeln lassen; denn ohne gleichzeitige Behandlung des Programmpunktes „Religion ist Privatsache" lasse sie sich nicht gründlich abtuu. In Bremen müsse aber gründliche Arbeit gemacht werden. Die „gründliche" Arbeit wird der Guillotinenarbeit ähnlich sehn, wo jeder seine Vernunft zum Opfer bringen muß oder er fliegt. — Sonderbare Kulturanschauungen legt der „Vorw." an den Tag; er veranstaltet eine kleine Hetze gegen die ka tholischen Missionen. Obwohl die Ursache der Ermordung der Missionare aus Neu-Guinea noch gar nicht feststeht, viel mehr bereits schon 2 verschiedene Meldungen durch die Zei tungen gehen, ist der „Vorwärts" doch schon mit seinem Ur teil fertig. Nach einer Meldung des „Daily Chronicle" bestand die Ursache der Ermordung in der Durchpeitschung eines eingeborenen Dieners durch den Pater Nascher wegen Bigamie. Der Pater habe dem Diener die Ehescheidung verweigert, worauf dieser gemäß den Papuanischen Gebräu chen sein Weib tötete, sich die von ihm gewünschte neue Frau nahm und mit ihr zur Missionsstation kam. Tort sei er von dem Pater durchgepeitscht worden, worauf er drohte, die Missionare zu töten, welche Drohung er nun auch zur Ausführung gebracht habe. — Hierzu bemerkt der „Vor wärts" tiefsinnig: „Hätte der Pater seinem Papuadicner die Ehescheidung nicht verweigert oder ihm die Doppelehe nicht als Todsünde dargestellt, so lebte nicht nur höchstwahr scheinlich seine Frau noch, sondern auch die ganze ermordete Missionsstatiou." Köstlich! Der Kulturträger „Vorw." mutet also den Missionaren zu, die größten Barbareien zu dulden: weil dies die Missionare nicht taten, spricht er vom „verständnislosen religiösen Drill". Wie wäre es, wenn einmal ein paar Redakteure des „Vorwärts" zu diesen Menschenfressern geben wollten: auf die Resultate dieser Kultur wären wir sehr gespannt. Nach einer anderen Mel dung soll die Ursache der Ermordung darin liegen, daß in der Mission befreite Sklaven Aufnahme gesunden haben und so von dem schrecklichen Los, gefressen zu werden, be droht wurden. Für uns sind die ermordeten Missionare Märtyrer, die für den Glauben ihr Leben ließen. Oesterreich-Ungar«. — Jnfant Don Alfonso von Bourbon und Oesterreich- Este hat an den Präsidenten des Preßkongresses ein Schrei ben gerichtet, worin er der Presse dankt für die Unterstützung der Anti-Tuellbewegung lind um fernere Unterstützung bittet. — Die deutschen Delegierten zum Prcßkongreß wur den am 14. d. M. von dem deutschen Botschafter Grafen von Wedel empfangen. Während des auf den Empfang folgen den Mahles hielt der Botschafter eine Ansprache, in welcher er darauf hinwies, daß die Presse als Vertreterin der öffent lichen Meinung in erster Linie berufen und verpflichtet sei, erzieherisch auf den Geist und die Stimmung der Nationen zu wirken: sie sei ferner berufen, die höchsten Ideale der selben, die echte Vaterlandsliebe, die treue Liebe und den Gehorsam für die Herrscher und Obrigkeit zu pflegen und zu fördern und damit eine wahrhaft patriotische Pflicht zu erfüllen. Zum Schluß brachte der Botschafter ein Hoch auf Se. Majestät Kaiser Wilhelm, auf seine hohen Verbünde ten, die deutschen Fürsten und Freien Städte, aus. Im Namen der deutschen Delegierten dankte alsdann Chefre dakteur Stolz dem Gastgeber und seiner Gemahlin für die liebenswürdige Aufnahme. — Die „Zeit" weiß von einem Privatgcspräch des Ministerpräsidenten zu berichten, in welchem Dr. von Kör- der geäußert haben soll: Die Frage der Parallelklassen sei nicht von heute und nicht von gestern. Von einer Ueber- rumpelung könne schon darum nicht die Rede sein, weil die Sache mit deutschen Führern schon vor langem ausführlich besprochen worden sei. Und gerade von dieser, also von deutscher Seite sei dem Wunsche Ausdruck gegeben worden, die Negierung möge mit der Errichtung von Parallelklassen Vorgehen, ivenn dadurch der Sä)afsung eigener tschechischer oder polnischer Privatanstalten vorgebeugt werden kann. Letztere Eventualität sei als weitaus bedenklicher bezeichnet worden, weil solche Privatschulcn sich der Einflußnahme der Deutschen gänzlich entziehen und weil sie schließlich doch vom Staate übernommen werden müßten. Schließlich gab Dr. von Körber seinem Erstaunen über die von deutscher Sette gegen ihn gerichteten Angriffe Au-druck und fügte angeb lich folgendes hinzu: „Ich habe Briefe in Händen, in denen deutsche Abgeordnete die Errichtung von Parallelklassen als die bessere Lösung bezeichnen! Man hat allerdings als Ge genleistung die Errichtung einer Postdirektion in Troppau gefordert. Aber ich kann Schulansprüche unmöglich mit einem Postamte kompensieren. Wenn jedoch die Angriffe gegen die Regierung noch weiter andauern sollten, t»«de ich mich genötigt sehen, mich auf die Zustimmung der Deut schen vor der Oeffentlichkeit zu berufen." Man darf also gar noch auf pikante Enthüllungen gefaßt sein. Nießerl«»ße. — Tie Internationale Seerechts-Äoufereuz ist am 14. d. M. mit einer Rede des Staatsministers Beernaert Bel gien in Amsterdam eröffnet worden. Zu Vizepräsidenten wurden gewählt Sieveking-Deutschland, Bramsen-Däne- mark und Koloinan Pest-Ungarn. Der ständige Sekretär der Konferenz, Franck-Antwerpen, berichtete über die Ham burger Konferenz und stellte fest, daß infolge der Mitwir kung Belgiens die Einberufung einer diplomatischen Kvn- ferenz über das Seerecht beschlossene Sache sei. Die tßon- fcrenz trat darauf in die Erörterung des RealrechtS zur See und des Schiffshypothekenrechts ein. die durch Anwen dung einer einheitlichen Gesetzgebung oder eines Flaggeu- gcletzes zu regeln wären. HramLreich — Die Antwort Roms auf die Combessche Rebe in Aurerre ist im „Osservatore Romano" gegeben. Comdes hatte darin den Heiligen Vater der Verletzung des Kon kordates beschuldigt und ihn so für die Nichtbesetzung bel- französischen Bischofsstühle wie überhaupt für die bevor stehende (wenn auch hinausgeschobene) Trennung von Kirche und Staat verantwortlich gemacht. Daraufhin er klärt jetzt der „Osservatore Romano": „Mit Bezug auf eine unlängst in Frankreich gehaltene politische Rede sind wir ermächtigt, zu erklären: 1. daß der Heilige Stuhl es nie mals abgelehnt hat, die von der französischen Regierung zur Besetzung eines der erledigten Bistümer gemachten Vor schläge in Erwägung zu ziehen, auch nicht in jenen FäSlen, in denen er nicht, wie es üblich ist, vorher in privater Form davon verständigt wurde; 2. daß der Heilige Stuhl nie mals einen von der gegenwärtigen französischen Regierung für einen Bischofssitz vorgeschlagenen Kandidaten tvegeu dessen politischen, der republikanischen Regierungsform gün stigen Ansichten zurückgewiesen hat. Die Gründe, von denen sich der Heilige Stuhl in ähnlichen Fällen leiten ließ, waren immer kanonische, durch das Konkordat selbst aner kannte Gründe; 3. daß, so sehr der römische Papst als der einzige oberste Richter über die kanonische Eignung zum Bischofsamte nicht verhalten ist, die Gründe einer eventu- ellen Zurückweisung bekannt zu geben, dennoch der päpst liche Vertreter der Negierung dieselben tatsächlich in dem Maße und in der Weise anzugeben Pflegte, als es die Ehre des Kandidaten erlaubte; 4. daß der Heilige Stuhl niemals den verbindenden Charakter des von den „organischen Ar tikeln" wohl verschiedenen Konkordatsvertrages geleugnet hat und daß er sich bewußt ist, von seiner Seite in skrupel loser Weise die übernommenen Pflichten erfüllt zu lmbcn; 6. daß der Heilige Stuhl au die französische Negierung weder eine auf die Trennung von Kirche und Staat bezüg liche Erklärung noch irgend eine auf das französische Pro tektorat im Orient bezügliche Drohung gerichtet hat." Alle Schuld und Verantwortung bleibt also auf Herrn Combes ruhen. Uebrigens wird der Papst nicht Verwalter auf ei gene Kosten in den erledigten Bistümern eiusetzen, sondern er will die Vollmachten der Kapitelsvikare erweitern, um während der Vakanz für die Verwaltung der Bistümer zu sorgen. N«ßl««d. — Die Ostseeflottc soll angeblich in Reval einen längeren Aufenthalt nehmen. Es dürfte also die Nachricht von der Ausreise derselben nach Oktasieu verfrüht gewesen sein. — Einen internationalen Vertrag gegen dir Anarchi sten zu unterzeichnen, soll Rußland, laut Pariser Matin, bei den Mächten beantragt haben. England, Frankreich und die Vereinigten Staaten hätten jedoch die Unterzeich, nung des internationalen Vertrages verweigert, obschou Oesterreich-Ungarn, Deutschland, die Türkei, Schweden, Dä- iieiiiark, die Schweiz, Rumänien, Serbien und Bulgarien ihre Unterschrift gegeben haben sollen. Die wichtigste Be stiminiing des Vertrages lautet: „Jeder Anarchist, der aus einem Vertragsstaate ausgewiesen ist, soll der Polizei seines Heiliiatstaatcs ausgeliefert werden. Wenn die beiden Staa- ten nicht aneinander grenzen, so muß die Polizei der zwi- schenliegenden Staaten den Transport besorgen. Die Ab lehnung Frankreichs und Englands genüge freilich, um Sem Vertrage jede praktische Bedeutung zu nehmen." Das Zu standekommen eines solchen internationalen Vertrages dürfte jedoch schon an der schweren Definierbarkcit des Be griffes „Anarchisten" scheitern. Deutsch -Eüdweitasrika — Amtliche Mitteilung. Außer dem Leutnant Baron von Stempel und dem Sergeanten Stolle sind am 30. Au gust gegen Morenga westlich von Schanzogbcrg gefaRen: Gefreiter Otto Arndt aus Heiligenbeil, früher Dragoner- Regiment Nr. 11. verwundet: Gefreiter Gründlinger, frü her Regiment rN. 42 und Reiter Stephan Goczkowski aus Katz, früher Regiment Nr. 135. Australien. — Den Menschenfressern zum Opfer gefallen. Außer den Meldungen über die Ermordung der Missionäre in Neupommern wird nun auch aus Herbertshöhe folgendes berichtet: Der am 23. Juli hier eingetroffene Postdampfer „Prinz Sigismund" brachte folgende Nachricht: In der Nähe der zwischen Neu-Guinea und Neupommern gelegenen Insel Ruk ist ein englisches Kohlenschiff (Viermaster) auf den Riffen zerschellt. Die Mannschaft versuchte, sich an Land zu retten, von wo aus die Eingeborenen zuwinkten. Der Kapitän, der sich mit sechs Leuten in einem Boote de- fand, erkannte bald, daß den Eingeborenen nicht zu trauen sei und fuhr deshalb auf die offene See hinaus. Ein paar Tage später fand der Dampfer „Siar" der Neugui»ea. Kompagnie daS Boot mit den halbverhungerten Insassen. Bon Neuguinea kamen die Schiffbrüchigen nach Herberts-
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