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Sächsische Volkszeitung : 11.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192206110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-11
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.06.1922
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Touulag den 11. Juni 1022 Nr. 183. Seit- » Unser Weg (Gedanken zur L. Reichstagung der Doutscheu Windthorst- Kunde von stud. Rudolf Karisch, Landesvorsitzender der sächsischen Windthorstbunde.) Trotz des verderblichen Wirken» verneinender Kräfte in der deutschen Jugend, Kräfte, die keine idealen Güter, Religion und Vaterland, kennen wollen, die auf» tiefste befangen sind im Egoismus de» einzelnen oder im Klasseneaoismu«. durchzieht arbeitende Kreise der deutschen Jugend ein starke» ideale» Lol- len. Eine religiöse und vaterländiAe Bewegung ist entfacht und greift mehr und mehr um sich. Unklar oft, aber auch vielgestaltig erweist sie sich in den Zielen und Mitteln. Auch der weite Pendelschlag nach der Seite de» nationalen Radikalismus, der der absoluten Geringschätzung vaterländischen Fühlen» die Heber» spaunuug nationaler WMische entgegenstellt, ist nicht au»geblie- ben. ES ist nötig, dem Drange der deutschsühlenden Jugend Wege des AuSwirkens zu weisen, die in einer Zusammenfassung gleichgerichteter Kräfte auf breitester Grundlage zu einer besseren Gestaltung aller politischen Verhältnisse in unserem Vaterlande führen. Jugend und »Iter sind von der inneren Zwietracht unsere» deutschen Volkes, von dem Lockern aller Band« des Gemeinschafts, gefühls aufs schmerzlichste berührt. Die Mittel des politischen Kampfes erfülle» mit tiefem Abscheu. Das Alter steht mitten im Kampfe des Lebens, im persönlichen, wirtschaftlichen und poli. tischen Kampfe. Alle Kräfte mutz eS heute im täglichen Leben einsetzen. Die Sorge um die Zukunft drückt schwer. Beim besten Willen kann das Alter die Schärfe des Austragens der Gegen sätze nur mildern, nicht aber helfen, eine völlige Neueinstellung des politischen Lebens herbeizuführen. Solche» Ziel unter Anspannung aller idealen Kräfte zu er streben, ist der Jugend vornehmste Aufgabe. Sie ist von natür. lichslem Idealismus beseelt, ihr Urteil frisch und unvoreingenom, men; ihr Leben noch nicht so den Sorgen und Lasten de» Alltag», kampfcs ausgeliefert. Sie hat voll und ganz die Möglichkeit, sich der Aufgabe der Erinnerung des politischen Leben» zu widmen. Idealismus hat unsere Jugend selbst diese ihre Aufgabe zu erfassen gelehrt. Auö sich heraus ist ihr Wille zur Mitarbeit ge kommen. Religiöse Vertiefung ist die eine Seite des Problem», der die konfessionelle Jugendbewegung sich zugewandt hat. Usberwindung der trennenden Schranken im Volke die an dere, der sich die politischen Jugendorganisationen angenommen haben. Einseitige oder unklare Ausprägungen in beiden Fäll-n machen noch geltend, wenn beide Richtungen der Jugendbewegung zueinander Stellung nehmen. Ein Ideal mehr oder weniger oder gleich ausgebildet nach der religiösen oder politischen Seite lässt sich aber allgemein herausschälen als allseitiges Gemeingut, sei eS bewußt, sei es nnbcwuht zu eigen: das Streben nach der Verwirklichung der deutschen Volksgemeinschaft. Wir stehen kurz vor Beginn der RcichStagung der Deutschen Windthorstbunde in Godesberg, die ihre Einleitung findet durch einen politischen Bildungskursus in Honnef. Alle Erörterungen und Vorträge sind eingestellt auf den hohen Gedanken: Volksge meinschaft. Von beiden Seiten wollen wir an das Problem der Erreichung der deutschen Volksgemeinschaft herantreten, von der Seite der christlichen Weltanschauung und von der politisch-natio nalen Seile. Wir alle wissen es, oder wir haben ein unbe stimmtes Gefühl: Christentum und Vaterland gehören zusammen. Klar und scharf gilt cS uns, zu erkennen und zu erforschen, welcher Art die Zusammenhänge sind, wie aus ihnen die Not wendigkeit wahrer Volksgemeinschaft sittlich zu erweisen ist. Darüber hinaus muffen wir uns angelegen sein lassen, alle Mittel und Wege zu erschlichen, die unS dem gesteckten Ziele näher bringen. Volksgemeinschaft umschlicht den Ausgleich viel gestaltiger Gegensätze und erheischt die Zusammenfassung aller Kräfte zu gemeinsamer Arbeit. Zu schlichen sind die sozialen Klüfte: Kopfarbeiter und Handarbeiter; Unternehmer und Arbeitnehmer; Stadt und Land. DaS sind nur wenige Gedanken, die ein weites Feld der Be tätigung eröffnen. Gerade auch in Kreisen, die aus ihr Christen tum pochen, herrscht noch allzu häufig berufssiändische l : g- slirnigkeit in bedauerlichem Ausmaße. Hier harren auch ' er wichtige Aufgaben, die nicht zu übersehen sind. Im Auichl 'ei darauf hingewiesen, datz auch die Frage Jugend und Aller mit «inspielt. Wir achten die Berufung des Alters zu weiser Füh rung aus christlicher Achtung der von Gott gesetzten Autoritäten. Wir freuen un», datz da» Alter unser Wollen anerkennt und selbstlos zu un» sich m gemeinsamer Arbeit findet. Auch diese Gemeinschaft zwischen jung und alt ist ein nicht zu übersehender Fccktor, wenn e» gilt, wahre Volksgemeinschaft zu schaffen. Eine historische Tatsache sind die konfessionellen Schranken in unserem Volke. Eie werden mit natürlichen Mitteln nicht christlichen Kreis« in gegenseitiger Hochachtung Schulter an Schulter Katholiken und Evangelische unserem Volke dienen wollen. Noch bleiben aber Gegensätze: unsere Stellung zu den poli tisch und weltanschaulich ander», ja scharf entgegengesetzt Denken, den. Wir müssen unsere Auffassung betonen, di« Grenze de» Trennenden können wir nicht verwischen, wenn wir echten Jdea- liSmuS besitzen. Aber stet» wird es uns möglich sein, der Form der Auseinandersetzung den Ton aufrichtiger Versöhnlichkeit zu geben. Selbstverständlich ist die Ausschaltung aller persönlichen Verunglimpfungen, die Verwerfung aller Mittel roher Gewalt. Aber auch der Kampf mit rein geistigen Waffen ist zu führen, wie eS eines Christen geziemt. Eines sollten sich alle Deutsche» zur Voraussetzung machen, unter der sie dem Andersdenkenden entgegentreten: den aufrichtigen, nationalen Willen des anderen auzuerkennen. Eine Entgiftung des politischen Lebens mutz kommen, wenn di« gegenseitige Anerkennung der vaterländischen Gesinnung eine Selbstverständlichkeit ist. Wir Windthorstbündler wollen in die ser Hinsicht vorbildlich wirken. Wir wollen so handeln und ver suche». mit dem anderen die gemeinsamen nationalen Ank»ü'>- funoßpnnkte zu finden und ihm diesen Gedanken der Volksgemein schaft zum politischen oder weltanschaulichen Gegner nahe zu brstigeu. Unser christliches Gewissen kündet uns die Pflicht, Im Geiste wahrer Nächstenliebe die nationalen Kulturgüter zu pfle. gen. Volk und Vaterland über Person und Partei und Bernis- in'e'.csse zu stellen. Keine Ileberempfindlichkeit, kmoi aufbrausen. der Ton. Sachlichkeit und Hochachtung sollen uns^iten, unS n,e Vergessen lassen, datz wir eines Landes Söhne und Töchter sind, mir in Einigkeit unserem Vaterland« treu und recht dienen können. Möchte es der Neichstagung gelingen, in allen Herzm den Gedanken der deutschen Volksgemeinschaft zu beleben und ihn zum klar leuchtenden Ziel unserer Bewegung zu gestalten. Freudigen Widerhall werden wir finden, wenn wir alle unsere Kräfte dem hoben Ziele weihen, im ganzen deutschen Volke inner halb der Grenzen unseres Reiches und drautzen in fremden Landen eine lebendig empfundene Einheit, ein starkes Zu sammengehörigkeitsgefühl zu erwecken. Die Ideale unserer Bewegung mit Macht zu vertreten, ist eine geschlossene Organisation nötig; Aufgabe der Reichstagung ist eS, an unserer Organisation auszubanen, was noch ausbau fähig ist. Eine Parole zu schaffen für die Heranziehung evan gelischer Jugendlicher, die im ganzen Reiche ausgegcben wird, unser Verhältnis zu den konfessionellen Vereinen zu regeln. Wir »nüffen nach wie vor unsere volle Unabhängigkeit wahren, jeden Versuch der Bevormundung zurückweisen. Es gilt ein freund nachbarliches Arbeitsverhältnis anznbabncn unter gegenseitiger Abgrenzung der Arbeitsgebiete. Unsere Selbständigkeit in der Arbeitsweise müssen wir wahren. Uns sächsischen Windthorst- bündlorn liegt sehr viel an der Lösung dieser Frage; wir hoffen, datz eine Lösung gefunden wird, die allseits befriedigt, die ins. besondere allseits geachtet wird und nicht nur von den Führern der großen Verbände unterzeichnet bleibt. Auch in der Frage: Erfassung weiblicher Mitglieder »nd Arbeit mit ihnen ist noch manches zu klären. Wir nebmen an, datz diese Angelegenheit lediglich nach unserem Ermessen ent sprechend unseren allgemeinen Grundsätzen unbecinflutzt und frei geregelt wird. Die vorjährig« Reichstagung in Fulda bat fruchtbringende Arbeit geleistet. Die sächsischen Windthorstbunde verdanken ihren Anregungen unendlich viel. Unsere innigsten Wünsche gelten auch der diesjährigen Tagung. Indem auch wir unsere Vertreter entsenden, wollen wir unsere Anteilnahme für die Bewegung im Reiche bekunden, wollen wir zeigen, datz uns daran liegt, fruchtbare Gedanken zu schöpfen für die Ausgestaltung unserer Landesorganisation, wollen wir unsere unwandelbare dankbare Treue zur Windthorstbundbewegung und zu ihren Führern, unsere Treue zu ihren Beschützern erweisen, den Männern und Frauen, den Führern des Deutschen Zentrums. Die Stellung des Landesverbandes der sächsischen Windthorstbunde ist eine VorpostensteNung. Wir dürfen aber mit Stolz sagen, datz es eine gesicherte Vorpostenstellung ist, die nicht wanken wird, die Stand hält auch im schwersten Kampf. Ain Vorabende der Reichs tagung versichern wir unseren Freunden im Reiche: euer Weg fft unser Weg; mit allen unseren Kräften wollen auch wir bauen helfen am Jung-Zentrum-turm im Dienste an Volk und Vater land. In diesem Sinne rufen wir euch zu: Zur Neichstagung mutig und glücklich voran! Treue um Treuel Aus dem Ausland Eine Stratzendahnfahrt 130 Krone« Wien. 10. Juni. Der Gemeinderat hat gestern die Erhöhung de» Straßenbahnpreises auf 130 Kronen für eine Fahrt mit Gültigkeit ab 13. Juni beschlossen. Zwölf Staate« al« Teilnehmer a« der Haager Konferenz Paris, 10. Juni. Wie aus dem Haag geineldet wird, haben bisher zwölf Staaten offiziell die Einladung zur Teilnahme an der Konferenz angenommen. Der Termin der Konferenz ist neuer dings u»n einige Tage verschoben worden. Im Friedenspalcists herrscht lebhafte Tätigkeit. Pius Xl. segensreicke Tätigkeit an den Mailänder Gefangenen Während seiner Tätigkeit als Leiter der Ambrosicnnschm Bibliothek in Mailand widmete sich PiuS Xl. in seinen freien Stunden eifrig den Insassen der Mailänder Gefängnisse, brson» ders den Jugendlichen. Dank seiner Sprachkenntiiiije kninte ,er auch den nichtitalienischcn Inhaftierten seinen B .stand ge währen und durch seine literarischen Besieh ingen für ge-'gnele Lektüre» fragen. Dieses Interesse bewahrte er auch »r.üeihin nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Mailand. So lietz er sich von dem Vorsitzenden de« Fürsorgevercins für e"IIa'scn« Strafgefangene von Zeit zu Zeit Bericht über dessen Arbeiten erstatten, ja er besuchte auch als Erzbisch ,f zuweilen noch die Gefängnisse, um den Jugendlichen die hl. Foinmuuion und das Sakrament der Firmung zu spenden. Nah sei-»-'' Pakt zum Nachfolger Benedikts XV. ließen die dankbaren Schutzbefokssei en es sich nicht nehmen, an ihren langjährigen Beichtvater ein ge meinsames Glückwunschschreiben zu richten. Deutsches Reich Die Ientrumsfraktion des Reichstages tritt am Dienstag vormittag zu emcr Frciktwntsitznng zusammen. Auf der Tagesordnung befinden fich ine drei Vorlagen, dst die Sommertagung der RcichStm» in der Hauvtmche nuesiillen wirken: die Zwanpsonbihe, die Getreidciimlaae und da" AibenSnachweiSgeletz. Dr. Hermes gegen die „Freiheit" Zur Verhandlung des Beteidigunasprozesses, öen Reichs minister Dr. Hermes gegen den Rednkienr der „Freiveit" Robert Henlel angestrengt hat, ist nunmehr Tennin out den 3. Juli vor der ü. Strafkammer anberaumt worden. Es handelt sich dalni um die bekannte Wcinanaelegenheit. Seitens der Anklagebebörde sind außer dem Minister Dr. Kermes und dem Staatssekretär Dr. Huber u a. al« Zeugen einige Ministerialräte und der Generalsekretär des Winzervervandcs für Molel-Saar und Ruwer in Trier geladen. Wiederherstellung der bayrischen Tarifautor.nrnie München. 10. Juni. Im Bayrischen Landtage hoben Abge ordnete der Bayrischen Volkspartei einen Antrag ein gebracht, der im Interesse des banrische» Wirtschaftslebens die Wieder herstellung der bayrischen Tarifautonomic im bayrischen Netze der Reichseisenbahnen verlangt. Der Preis für ausländische Zündhölzer Die ZHiidbolzindustriegelellscha't m. b. H Berlin, die vom ReichSwirtschaftSm'nislcrim zur Bebedima der Zii, dbolzkiiappbeit mit der Einfuhr ansländischer Zündhölzer b onflrcwt worden ist, gibt be kannt. daß der Preis für ausländ sche ZiintHölzer, die vor kurzem einoe'ilhn wurden, bei Abgabe an den Veibrnnchcr, also im Klein- verkaus, 7ki Pfg. nicht übersteige» darf. Wcr für die euvälinie aus- ländische Ware, die schwedischer, holländischer, lichkchoslowaiijchcr oder östeirrsichischcr Herkunft sein kann, liökere Pceise verlangt, hat mit einem Eingieiscn de» Wuchcramte» zn rechnen. Das heilige Deandl Eine Passionsspiel-Geschichte von Franz Wich » (Nachvr-'.. :c„.) (4. Fortsetzung.) Ein kurzer Schwächeanfall war es — und doch so lang, datz sie das Herankonrmen der frommen Schwester, die jetzt, als sie die Augen wieder aufschlug, vor ihr stand, nicht wahrgcnommen. Es war eine Krankenschwester vom Orden der heiligen Eli sabeth, wie sie aus dem Kloster Martharied bisweilen aus christ lichen Licbeswegen in das entlegene Glanzbachtal kamen. Vroni war eS, als ob sie nach dem finsteren Toben eine» Gewittersturmes, nach blitzdurchhellter Grauennacht in das hei tere Antlitz eines wolkenlos sonnigen Himmels blickte, aiS sie. in das Gesicht der Schwester sah, die sich besorgt und liebevoll übcr sie niedcrl cug'.e. Mit dem kristallhellen Wasser des TlanzbacheS netzt« die barmherzige Schwester ihre Schläfe und bald war der letzte Nebel, der Broms Geist noch umhüllte, gewichen. Staunend rieb sich die Erwachte die Augen. „Gott, was war mit mir," seufzte sie, «und wie kommt Ihr hierher, Schwester?" Ihre Augen irrten nach der Landstraße, wo das Paar verschwunden war, und krampfhaft vrrtzte sich ihre Hand gegen die schmerzende Brust. „Mein Weg führte mich vorüber," erwiderte die Schwester mit sanfter, freundlicher Stimme, «da sah ich dich umsinkni und eilte herbei. Aber dein Leib ist gesund — eS mutz wohl au der Seele fehlen." VroniS Schmerz erleichterte sich plötzlich in einem Tränen strom. „Ach, ich Hab ja keine Heimat mehr!" schluchzte sie, „eine andere ist in das Haus gezogen, das ich mein wähnte, fremd bin ich und verlassen!" * Sie ergriff die Hand der Schwester und küßte sie. Die teilnehmende Trösterin aber wies mit mahnenden: Blicke nach oben. «Kein Mensch auf Erden ist verlassen, denn droben ist unsere wahre Heimat. Und wenn du je verzweifeln solltest, den rechten Weg zu ihr zu finden, so komme zu »nS, inS Kloster Martharied. Unsere Vorsteherin wird dich stets mit Liebe und Freirde aufnchmen." . «Laßt mich mit Euch gehen, Schwester," bat Vroni. „Ich gehe einen schweren Gang, meine Tochter," erwiderte Notel urstentzot ° MMg Alle Ammer mit Kalt- unä lvarmwaffer 30 Völler kltlse mäßig llsnkerenrlSIe die Samariterin, «zu einer Leidenden und Sterbenden drüben in Rautenstcin. Du bist zu jung, um das Winseln des Schmer zes zu hören, den TodcSschwcitz auf blasser Stirn zu trocknen. Wen Gott dazu berufen, der mutz mehr gelitten haben, als den Schmerz zerstörter Träume, getäuschter Hoffnungen. Aber ver giß nicht, was ich dir gesagt, unser Haus steht dir allezeit offen. Du kannst kommen, und wenn der Himmel dich durch unS ge tröstet hat, wieder gehen; du kannst auch bei uns bleiben, wenn dir die Welt für immer verleidet werden sollte. Und jetzt behüt dich Gott, mein Kind." Sie legte wie segnend die Hand ans Vronis blonden Schei tel, lächelte ihr liebevoll zu und entfernte sich mit dem ernst ge- messenen Schritte der Pflicht. Das Mädchen starrte ihr hoffnungslos und verzweifelt nach, wie einem guten Engel, der sie verlassen. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht, und zwischen den schlanken, gebräunten Fingern perlten Helle, salzige Tropfen hervor. Der Schmerz zer störter Träume, getäuschter Hoffnungen — war denn das nicht der grimmigste und größte, konnte es noch einen weheren geben? Leben ohne Hoffnung, daS war ewiges Sterben. Und was sollte sie noch hoffen? Einmal aus dem schönen Traum erwacht, konnte sie ihn kein zweites Mal träumen. Nein, die Erde bot ihr nichts mehr; sie konnte mit Wastl, in dem sie sich so schwer getäuscht, der, wenn er sie je geliebt, sie nun so schnöde verraten, in Zu kunft nicht mehr unter einem Dache leben. DaS einzige, worauf sie noch vertrauen durfte, war der Himmel und diesem wollte sie fortan mit den frommen Schwestern zn Martharied dienen. 6lcniz erfüllt von ihrem Entschluß, führte sie ihn mit jener verhängnisvollen Eile auS, die so oft das Schicksal des Menschen wird. Weniger mit ihren Gedanke» beschäftigt, hätte sie daS erregte Gespräch hören müssen, das in dem niederen Tcknnen- Wäldchen, an dem sie ihr Weg vornberführte, zu gleicher Zeit stattfand, und das ihren Vorsatz wankend gemacht haben muhte. k>. An der morschen, überdachten Holzbrücke, die vor den ersten Häuscr» ton Oberglcmzbach den Fluß überwölbte, war Regula umgekehrt, »m den unterbrochenen Eiaug zu ihrer Vase auf dem eine halbe Stunde entfernt liegenden MooSrainerhof fortzusetzen. Ihre Wangen hatten sich in triumphierender Freude ge rötet, die dunklen Augen strahlten von dem eigenartig kalten Feuer, das Ausdruck befriedigter Selbstsucht fit. Sie fühlte, datz sie ihreni Ziele um einen großen Schritt näher gekommen war. DaS Glück begünstigte sie in kaum erhoffter Weise. DaS dumme Ding, die Vroni. hatte sich daS Spiel selbst verdorben, und jetzt zweifelte sie nicht mehr daran, daß sie schließlich den Sieg über die Nebenbuhlerin davontragen werde. Unwillkürlich blieb sie vor dem Bilde der heiligen Julia stehen, das unter einem bemoosten Giebeldache unweit der Brücke über dem steilen Bachrand aufgerichtet war. Die reiche Schroffenbäuerin, die den im Dorfe sonst unge wöhnlichen Rainen Julia trug, hatte eS vor Jahren ihrer Schutz patronin errichten lassen, denn als junge Dirn war sie hier in der Dunkelheit eine» frühen Herbstabends tn das wildschäumende Bergwasser gestürzt und wie durch ein Wunder gerettet worden. Der Taserlmaler von Rauten stein hatte in Aussicht auf gute Be lohnung seine ganze Kunst aus das Bild verwendet, das die Mär tyrerin am Kreuze hängend darstellte. Mit den Händen an da» Marterholz gebunden, die weißen Füße nebeneinander an den Stamm genagelt, richtete sie die schmerzgebrochenen Augen über sich zu einer großen, golden strahlenden Sonne, aus welcher da» blaue Auge Gottes schaute. Aber es war -nicht die vornehme Tochter Karthagos der Uebcrlieferung, welche der naive Künst ler geschaffen, sondern ein Mädchen seiner Heimat, für das ihm irgend ein schönes Kind des Glanzbaclitales als Modell vorge schwebt haben mochte, llnd da der Maler-Jockl sich in orientali scher Gewandung nicht auskannte, so hatte er kurz entschlossen die Heilige in nationaler Landestracht dargestellt, was allerdings sonderbar genug aussah. Als Kind hatte daS Bild der Reger! immer Entsetzen ein- geflötzt, und sie war stets scheu daran vorübcrgelaufen. Heute betrachtete sie cs zum ersten Maie genauer. Aber es war ihr nicht unis Beten. Je länger sie hinsah, desto mehr glaubte sie in Figur und Gesichtsausdruck der Gekreuzigten eine Ähnlichkeit mit sich selbst zu finden. Sie schüttelte den Kopf und mit einer Art verächtlichen Mitleids blickte sie auf die Märtyrerin. Nein — in ihr war nichts von einer Heiligen! Wo der Jörge! jetzt Weilen mochte?d Sie batte ihn noch immer nicht vergessen, aber gut war es doch, datz er — vielleicht auf Nimmerwicderkehr — gegangen, denn jetzt würde er mit seiner wilden Leidenschaft ihren neuen Plänen nur hinderlich im Wege stehen. Jeder war sich selbst der Nächste. Sie mochte nicht warten und alt darüber werden. Leben und das Leben genießen wollte sie, so lange sie jung war. Zu einer Heiligen mochte die Vroni taugen, die sich vor dem Kuß eines Burschen fürchtete, wie ein Kind vor dem schwarzen Manne. Die Nolle gönnte sie ihr gern, die konnte ihr nicht mehr gefährlich werden; es war ihr nicht einmal der Mühe wert, sie wie früher zu hassen. Mit solchen Gedanken wandte sie sich von dem Bilde der heiligen Julia ab und wollte, ein fröhliches Lied vor sich hin trällernd, ihren Wog fortsetzen. Aber jählings zuckte sie zusam men, und da« Herz stand ihr fast still vor Schreck. „JesscS — der Jörg!!" Es war ein unartikulierter Schrei — sie rang nach weiteren Worten, aber die Stimme verfasste ihr. (Fortsetzung folgt.) storobnltr Um, 11 Jecken Sonnkng »b 4 UNr vis kaüi'vvuv 7-°,. 811) im «nl»i>m«n Stil progrmn». «sill» ttirrotz 0onn8i*8tag »d ö Ukr cler Xurdanl
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