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Donnerstag den 30. Oktober 1913 haltiger ein. Dieses echte Volksbuch verdient weiteste Ver breitung und freundlichste Aufnahme in unseren religiösen Familien-, Vereins- und Volksbibliotheken. Möge es vor allem im kommenden Weihnachten recht vielen geschenkt werden. Dr. phil. Hanns Göpner: Beiträge zur Entwickelungs- geschichtk der Parteien in den sächsischen Kammern. 1. Teil: Der Landtag von 1830 bis 1840. Verlag von Wilhelm Schunke, Leipzig. Die vorliegende Abhandlung gibt an der Hand des in den sächsischen Landtagsakten angesammelten Materials, das hier zum ersten Male für eine historische Darstellung nutzbar gemacht wird, eine Darstellung des all- mählichen Entstehens des sächsischen Parlamentarismus und des Parteiwesens, das in den kritischen Uebergangsjahren 1830 bis 18-18 seine letzten historisch nachweisbaren Wurzeln ' hat. Der erste Teil behandelt die Geschichte des sächsischen ^ Landtages von 1830 bis 1840, geht vor allem auf die Ent- j Wickelung der konstitutionellen aus der alten ständischen Ver- § fassung Sachsens näher ein und gibt ein anschauliches Bild ! des Ganges der Verhandlungen der ersten konstitutionellen ^ Landtage, auf denen sich allmählich die parlamentarische f Routine und der Zusammenschluß der Abgeordneten zu ge Sächsische Volkszeitung schlossenen Parteien ausgebildet haben. Der zweite Teil, der in absehbarer Zeit folgen soll, wird die Untersuchung bis zum Jahre 1848 weiterführen. Handel und Verkehr Ir Planen, 27. Oktober. Die heutige Generalversamm- lung der Vogtländischen Maschinenfabrik, A.-G., genehmigte die Verteilung der von der Verwaltung vorgeschlagenen Dividende von wiederum 30 Prozent wie im Vorjahre und nahm mit Befriedigung vo.i den Ausführungen des Vorstandes Kenntnis. i> Exportverein im Königreich Sachsen, Dresden. Die Generalversammlung, der im Aufträge der Negierung Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Morgenstern beiwohnte, ge nehmigte einstimmig den Geschäftsbericht und den Kassen bericht für 1912/13. Die satzungsgemäß ausschcidenden Mitglieder des Aufsichtsrates wurden wiedergewählt und an Stelle des durch den Tod ausgeschiedenen Herrn Kom merzienrats Generaldirektors Schumann wurde Herr Fabrikdirektor Max Reiche in diese Körperschaft berufen. ll Berlin, 29. Oktober. Die Erwartung der Konsumen ten, daß sich die Spirituszentrale zu einer Ermäßigung der Nr. 262 — Seite 10 Spirituspreise entschließen werde, hat sich n i cht e r f ü llt. Der Sprirituspreis: 62,50 pro Hektoliter wurde aufrecht erhalten. , kL8lvrw688Sr RwslvrnpMrLtv Hvdorvv 4'a8el»6nm6886r DR ?l8eIiinv88or Vsrtrisd io äsr 8oIilIM MI- M0lI-Il»jlI8triS Drosätzn-AoustrM, llauplslr. 7 DkSkonIr RelchSb. 5'/, (Lomb. 6'/^. Pr.- Dt»k.4'/., Amsterd. 5, Brüssels, Londons, Part» 4, Petersburg 6, Wien 6 Prozent. -»siche Lt-ai» Deutsche Reichsanleihe do. Deutsche RelchStchatzscheine ESchstsch« 3°/o Rente do. a 300 Sächsische Staatsanleihe LandeSkult.-Rentenscheine Preußische kons. Anleihe do. Preußisch« Schatzschetne Ltsdi-rilkst DreSd. Etdtschldsch. 1893 do. 1900 do. 190b do. 1910 Aussigcr Stadtanl.(Kleinb.) Bodenbacher Stadt-Anl. karlsbader Stadt-Anleihe Chemnitzer Sladtanl. 1889 do. 1902 El luchauer Stadtanl. 1903 -ritsche Ns»»>- und H Kom.-Bank d. Kgr. Sachs, do. Erundr. u. Hyp.-A. DreSd. Psdbr. I u. II do. VII do. Sr.-Rt.-Bs. I u. II Landwirtsch. Pfandbriefe do. do. Lausitzer Pfandbriefe Lausitzer Kreditbriefe Leipziger Hyp.-Bank XI Lp,. Htzp.-Bk.-Psbr. XIII Lp,. Hyp.-Bk.-Psbr. XII Mitteld. Bodenkred.-Pfbr. do. unkündb.lSISVI do. Srundr.-Br. III Notierungen der Dresdner Börse vom AS. Oktober Mitgeteilt vom Bankhaus 6edi-. /tzi-nkolck, Walsenhausstraße 20 »»»irre 3 76,60 Bf 3»/r 84,70 G 4 — 3 76,50 bG 3 90,75 G 3'/, 99,80 Bf 4 76,50 Bf 3 — »'/- 84,60 G 4 — »I 3'/- 88,50 G 3'/- 88,25 G 3'/, 83,90 bG 4 96,60 G 4 — 4 — 4 89,00 Bs 3»/z — 3'/- 84,00 G 3'/, — U,ittz»I>t»>irirsr 3'/- 89,50 G 4 95,50 S 4 96,60 S 4 96,60 G 4 96,60 G 8 79,25 G «'/. 87,25 G 4 97,00 G 3 76,00 G 3'/, 86,00 G 4 94,10 G 4 94,20 G 3'/« 89,75 « 3'/, 83,50 G 4 92,50 « 4 94,00 E S. Bkr. do. Sachs. -Psb. „kb. 1914 VI unkb. 1914 VII erbländ. Psdr. Die Stückzinsen sind bei fest verzinslichen Papieren -»slixdlschr Foods Oesterr. Silberrente do. konv. Rente do. Goldrente Ungarische Goldrente Ungarische Kroiienrenie Rumän. Staatsr. v. 1890 3°/« 4 3-/2 90,00 G 94.30 bG 87.20 G 4»/- 4 4 4 4 4 8isrobohn> ood Sno»v»rt-Aiitieo Sächsische Straßenbahn — Speicheret A.-G. Riesa 11 Ver. ElbeschiffahrtSges. s 0 -o,I>.)llIito 4'/« 8 7 8 12 187,00 N 140,SO G 68,00 G 150,75 Ä Allgem. D. Cr.-A. Leipzig 8»/, Bank für Brau-Jndustrie 4 Dresdner Bank 8»/, Mtteldeutsche Privatbank 7 Löbauer Bank Mitteldeutsche Bodkrdanst. Sächsische Bank Sächsische Bodenkreditanst. -opirr-, -opierstoffsidr Leykam-JosephStal Peniger P.-Papierfabrik Paul Süß, A.-G. Wcißenbonier Papierfabrik Ernemann -»Itstlschofls-tUie» Bank für Bauten I — I — Baubank f. d. R. DreSd. I — I 200,00 G Dresdner Ballgesellschaft j — j — Woschioeofstzrik- uod Wetssi-Zodoskir-^Uik» 148.50 G 119,75 G 104.50 G 82.25 G 150.50 G 130,10 G - »od -hot.-)rt..)Uin> 156,00 Bf 188.25 G 35,00 G 141,00 Bf 242,00 G Zimmermann Dr. SaSm.-Fabrik Hille Sari Hamel, A.-G. Lauchhammer Leipziger Werkz.-Masch. 0 0 16 10 25 61,25 G 80,50 G 137,00 Bf 221,00 G gleich 12 182,00 Bf 237,00 Bf 134,25 ebB 340,00 G Gebrüder Sech Gebier Döhlener Gußstahl do. Genußscheine Hartmann Schönherr Schimmel <L Co., N.-G. Schornstein-Aufs. John Schubert <d Salzer Sondermann u.SticrA.-G. Escheboch do. Genußscheine Giklitrlsche -«t»r»rh«»»r»», Nitzmischi«»» Fotzrrod-Zodrill-jkiiell Elektra Aktien-Gesellschast Seidel ck Naumann do. Genußscheine Corona Lisch. Kst.- u. Maschfbr. Schladitz do. Vorzugsaktien HerkuIeS-Werke Wanderer 27 40o,7S G 13»/, 20 5 15 7'/, 5 20 11 6 8 40 8 12 4 9 8 27 dem Zinsfuß des betreffenden Effekts. 121,50 G »ad 103,00 G 126.50 G 334,00 Bf 104,25 G 159.50 G 67,00 G 115.50 Bf Araarrki. a»d St»l>s»briI»'Zttie» Fürther 9 178,00 Ä Bergbrauerei Riesa 8 127,00 G Erste Kulmbacher 18 301,00 T Deutsche Bierbrauerei 2 84,75 G Felsenkeller-Brauerei 25 — do. Genußscheine 50 10,30 G Greizer BereinLbrauerei 10 — Höcherlbräu 4»/, 68,50 G Schösserhof und Frankfurter Bürgerbräu 0 48,00 S HosbrauhauS I v — Hosbrauhau» II 0 42,25 Ä Kulmbacher Rtzzibräu ^ 5 95,00 G do. L 4»/. 92,00 G Plauenscher Lagerkeller 6 119,25 G Reichelbräu zu Tulmb. 11 190,00 Bs Waldschlößchen 4'/, 132,50 G -»riktzi»-, Schamott»-, S«a< Malzfabrik Mellrichstadt Hutschenrcuther Rosentbai Co. Porzellanfabrtk Triptis Deutsche Tonwerkzeuge S. Teichert Sächsische Glasfabrik Sörnewitz-Meißen a. Slaifadr.-Ilit. 7 150,00 11 20 12 10 12 13 164,00 G 134,00 G -i-rrs» Zadaftrir.-Iüik» 14 230,25 G 263,50 G Heyden, A.-G. Gehe L Co., A.-G. — Chemnitzer Aktien-Spinn. — Säch.Kammg.-Sp.Solbrig — Weißthaler Aktien-Spinn. 0 ZwilkauerKammgarnspinn. 15 DitterSdorfer Filz 20 Deutsche Kunstleder 10 Militär^Effekten Thiele 10 do. Genußscheine 20 Schlesische Holzindustrie 10 Kartonnagen-Fabrik 15 do. Genußscheine SO^k Tomp. Laserme 12 Dresdner Gardtnen-Man. 8 DreSd. Nähm.-Zwirnfbr. 0 Drcsd. Preßhefe Bramsch 14 Plauener Spitzen 6 Plauensche Gardinen 12 Englische Sicherheitszünder 20 Geraer Strickgarnsabrik 12 )a»l»»disch» Gifriditza-Irioritoti-SdUtzitiiir» 13 V, I - Buschthierader Prior. > 4 j — Edlitzotio»»» iadajtriklrr vrsrlschoste» Bank für Brautndustri« 14»/, I — Adlrrbraueret Düsseldorf j 4»/, >94,00 G 203,00 G 375,00 G 141,75 ebG 117.50 G 207,00 G 895,00 G 170,00 Bs 161.50 G 217.50 G 80,00 Bf 163,00 G Aussig-Teplitz Böhm. Nordbahn et. - Brief; G. --- Geld etwas; bez. — bezahlt. Bohrisch Br. Stettin Br. Büchner Erfurt (103r) Kons. Jeldschlößchen Culmb. Export-Br. RIzzi Deutsche Bierbrauerei Hahnenbräu Straßburg Hansa-Brauerei Höcherl (103 rüikz.) Hofbrauhaus Schöfferhos (103 rückzbr.) do. do. Hasscröder Papier (105 rz.) Ver. Bautzner Papiersbr. do. v. 1904 (103 rckz.) Weißenborner Papiersabr. Panzerkaffen Schladitz Bernd. Wasch. (103 rckz.) Lauch Hammer do. (103 rckzvr.) Radeberger Emaillierwcrke Sachsenwerke Sächs. Gußstahls. Döhlen Sächs. W.-F. Hartman» Schimmel L Co., A.-G- Elchebach (113 rückzb.) Wanderer Fahrradwerke V. Elbeschiff. 1898 (103 rck.) do. 1911 (102 rckzb.) Bank sür Bauten Bautzner Tuchfabrik D.-B. Kohl- u. Brik.-Werke Kunstleder Kötitz (102 rck.) D. Ton. u. Lh.-F. (105 rck.) Dr. Nähmasch.-Zwlrns. Bramsch, DreSd. (103 rck.) Speich.-, Spd.-A.-G-, Riesa Vereinigte Tonwaren 4'/- 4'/- 4'/, 4'/, 3'/, 4'/, 4'/r 4»/- 4 4 4'/, 4»/. 4'/e 4 4 5 4'/- 4 5 4 4 4 4'/- 4'/, 4/, 4'/- 4 4'/o 4'/. 4'/, 4'/, 4V, 4 4»/, 4»/. 4 4»/, 97,00 Ä 94,50 K 37,00 Bf 84,00 G 92,50 G 95,00 Bs 95.00 Ä 103,50 G 95.50 G 99.00 Bf 100,00 G 100,00 b« 87,60 G 87.50 G 93,75 G 93.50 G 92,50 G Sortr» »itz -»»Inotr» Oesterr. Banknoten L 100 Lr. 84,95 Bs — 130 — kroch er, zerschlagen, wie er sich fühlte, und unfähig, sich aufzurichten, auf Härchen und Füßen näher. Hatte der gütige Gott ihn selbst so wunderbar gerettet, warum sollte er nicht auch ein zweites Wunder tun, das Wunder, daß Lucia lebte I Alles drängte inzwischen der Stätte der Verwüstung zu, die wenige Schritte weiter begann. Das Glöcklein zu St. Ulrich, mit dem sich die Schwe den eben noch das Lärmzeichen zum Sturm gegeben hatten, war verstummt, auf den Mauern sah inan, wie ihr ganzes Heer zu Roß und Fuß rückwärts ging, niedergeschlagen durch das Unglück, dos die Ihren in der Stadt ge- troffen und entmutigt durch das Fehlschlagen der Hoffnungen, die sie auf die eigene Mine gesetzt. Wohl grollte noch, um die Bewegungen zu verdecken, das feindliche Geschütz, aber es richtete nur wenig Schaden mehr an, und die Verteidiger, sicher, daß für heute kein weiterer Angriff zu besorgen war, ver ließen die Mauern und Türme. So waren in wenigen Minuten Hunderte um den Trümmerhaufen, den die Häuser hinter dem Wiestore bildeten, zusammengeströmt. Mehr als 900 Schweden lagen tot und verwundet auf dem immer noch rauchenden Boden; die wenigen, die lebend davongekommen waren und denen das hinter ihnen geschlossene Tor, die aufgezogene Fallbrücke jeden Weg zur Rettung verwehrten, waren niedergeschlagen oder gefangen worden. Jetzt, da keine Gefahr mehr zu fürchten war, drängte auch das Volk aus der Stadt neugierig den Graden und Krummen Weg herauf. "Doch ehe sie völlig an die Stätte der Zerstörung kanicn, blieben die meisten betroffen, er schrocken stehen und wollten ihren Augen nicht trauen. „Aber das ist ja — die — die He —Unwillkürlich drängte sich das Wort auf aller Lippen, doch keiner sprach es aus. Denn ein anderer Name, den man seit Wochen nur mit Liebe und Verehrung genannt, stieß ihn in seine Nichtigkeit zurück, „Die Schwester Maria — und die wäre —" Doch aller Blicke, die sich in grenzenlosem Staunen auf die noch immer um den Junker v. Koler Beschäftigte richteten, stellten es fest, daß keine Täuschung möglich war. Und Lucia selbst bemühte sich nicht, diese länger aufrecht zu erhalten. Seit der furchtbare Luftdruck der Explosion, ohne sie sonst zu verletzen, ihr den hüllenden Schleier vom Gesicht gerissen hatte, wußte sie. daß es umsonst war, noch länger unbekannt bleiben zu wollen. Zuckend hielt die Hand des sterbenden Junkers die ihre umklammert. „Lucia, Maria, — betet für mich" flüsterte er, -- „ich fühle, es geht zu Ende. — spät hat Gott mich erleuchtet, — mir die Nacht meiner Seele ge zeigt, — beichten will ich all meine schweren Sünden — beichten und bereuen, — wenn nur der Priester —" Schwester Maria wandte sich um: sie brauchte nicht zu sprechen, ihr Blick genügte: — die Nächstbefindlichen eilten davon, den Stadtpfarrer oder einen der Kapuzinerpatres herbeizuholen. Im gleichen Augenblick aber fuhr sie erbleichend zurück und eS war, als wollte sie ihr Antlitz, dem der Schleier fehlte, angstvoll mit den Händen verdecken. Hinter ihr hatte sich ein von Blut und Ruh bedeckter Körper mühsam auf den Knier» emporgerichtet, streckte die Arme aus und feine Lippen preßten sich auf den Saum ihres Ordenskleides. — 131 — „Lucia!" — das war alles, was er Hervorbringen konnte. „Gregor" — bebte ihre Stimme, du, — 0 Gott hat dich mir" sie stockte, zusammenschaudernd „Gott hat dich dem Leben erhalten, — und nun ist alles gut. Ja, — ich bin's, — und bin es nicht. — Als eine andere bin ich wiedergekommen." Beinahe von abergläubischer Furcht erfüllt, starrte die immer näher herandrängendc Menge sie an. Die Lucia Dorer war doch tot! — Hatte Gott sie wieder erweckt, um sie in einen Engel der Barmherzigkeit zu verwandeln, und war sie als solcher zu ihnen zurückgekehrt? Wie einem Wunder stand man dem Unbegreiflichen gegenüber und niemand wagte mit vorlauter Frage nach der Lösung des Rätsels zu forschen. Auch Breitmiller nicht. — „Als eine andere, ja —" flüsterte er — —, „die Gutes ihren Feinden tut!" „Ich kenne keine Feinde, — nur Mitmenschen, Nächste, Brüder —" „Und diesem kannst du vergeben?" „Ich habe es getan. Ein reuiger Sünder, über den Freude sein Wird im Himmel. Verzeih' auch du ihm, Gregor!" Die Augen des Junkers hatten sich schreckhaft erweitert. Mit flehenden Blicken sah er auf, und seine zitternde Hand streckte sich tastend aus. „Breitmiller. — ich habe mich schwer an Euch versündigt, — vergebt mir, — daß auch der mir vergibt, zu dem ich gehe." Da lag schon die Hand des Setzers in der seinen. „Um dieser frommen Schwester willen, — Junker, — ich kann nicht anders, — Gott sei Eurer Seele gnädig!" Ein warmer Blick des Dankes traf ihn. Balthasar v. Koler sank zu rück. Er konnte nicht mehr sprechen. Sein Gesicht ward aschfahl, der Mund blieb offen, während der Unterkiefer herabfiel, die Augen schlossen sich halb, wie ein schmaler, starrer Ritz mit totem Ausdruck, standen unbeweglich die Pupillen, und nur ein letzter, ächzender Laut drang noch von den blutlosen Lippen. Kaum hatte der Propst, der dem Sterbenden die Tröstungen der Reli gion gespendet hatte, sich erhoben, als es um ihn zu flüstern begann: „Ein Wunder, hochwürdiger Herr, ein Wunder. — Die Lucia, — die fromm« Schwester —" Er wandte sich um. „Kein Wunder" sprach er ruhig, — „die Gnade Gottes hat nur eine Unschuldige gerettet. Ich wußte, wo sie war, daß sie lebte. Pater Bürster hat mir alles anvertraut. Ich aber wahrte das Ge- heimnis, — das nun ein Höherer gelüftet hat. Denn es steht geschrieben: „An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen." — Jetzt, denke ich, werdet Ihr erkannt haben, wie schweres Unrecht Ihr der Jungfrau getan." Und während die Menge schuldbewußt verstummte, — trat er auf Lucia zu. Sein Blick deutete auf Breitmiller, der halb aufgerichtet neben dein Toten am Boden lag. „Jetzt seht Jhr's, Schwester Maria, — um den zu retten, — für dessen Wohl man bangt, — braucht eS keine Alraunwurzel," sagte er leise, nur ihr verständlich, mit mildem Lächeln. „Eure Gebete, die frommen Dienste, die Ihr dem Herrn getan, haben besser geholfen und sind nicht unbelohnt geblieben." Lucia blickte errötend zu Boden. „Hochwürdm, rs war eine Torheit, die ich längst bereut habe." --