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Sächsische Volkszeitung : 24.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192205247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-24
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.05.1922
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Mittwoch, den 24. Mai 1V28 «r. 1»0. Seite 2 Aus dem Ausland . Die Straßburger Hetzrede Poineares Paris, 22. Mai. Poinearö hielt auf der Schlußsitzung dcS Kvi^r.jscs der frcinzösischen Kriegsteilnehmer-Vereinigungen eine Rede. in der er u. a. ansführte: Niemand von Ihnen hat Gefühle des Hasses, niemand imvrrinlistische Pläne <!), wie sie uns eine interessierte Ber- lcumdniilis-Camvanne zuschreibt. Niemand von Ihnen wünscht, ünh unsere Vr-sirhungen zu Deutschland ewig durch daS An. denken an die tilntiqrn Jahre vergiftet bleiben. Aber io unse. rem Elses«. an den Nfern dcS Rheins, find wir der Grenze zu nahe, >», uns Illusionen hinzugrbcn. Bon der Warte hier be» merke» wir noch am Horizont bennruhigende Wolken. DaS Elsaß wird nie die Jabel <!) »on einer Entwaffnung Deutsch lands als wahr anerkennen. DaS Elsaß errät, was hinter der Maske der Polizeiformationrn <!) sich verbirgt, und eS weih, daß täglich neue Wasfenniederlagen im Reiche entdeckt werden. Im Elkaß tan» man auch nicht an eine moralische Abrüstung DrutfchlnüdS glauben. Hat doch am 6. Mai die Universität Jranksurt die '»ltti-Jabrfeicr der Universität Straßburg began gen, alS ob diese deutsche Einrichtung nicht längst durch eine französische erseht wäre. Lebe» wir nicht ferner in einer gro ßen Anzahl von Ländern, besonders in Amerika, Tag für Tag eine deutsche Kamragne einleiten für eine Autonomie und Neutralisierung Elsaß und Lothringens. Wir haben den rlsässischen Boden ,»rückgewonnen, man wird ihn uns nicht mehr entreißen. Wir müssen wachen, daß der Schrecken deS Krieges sich nicht wieder erneuert. Poiiiearä bot durch dieft Rede, deren Unterlagen wahr scheinlich auch noch Anspachs Art gefälschte Spitzelberichte bilden, sicherlich nicht zur Erbaltung des Friedens beigetrogen. Deutsch- laird bot durch seine völlige Abrüstung in der Tat seinen Frie- denSwillcns gezeigt, während Frankreich diesen nur in schönen Worten >>c, wie PoincaröS Rede zeigt, auch oft noch das Gegen teil beabsichtige») preist und lustig weiter rüstet. Kriegshetze französischer Royalisten Genf, 23. Mai. Dis von der französischen Regierung in letzter Stunde verbotene Kundgebung der Pariser Royalisten für so ortigcn Einmarsch in das Rubrg>biet hat dennoch stattgesunden. Kapitän Marie betonte. Deutschland könne jetzt dauernd zerichmettert und unschädlich gemacht werden. Ein sofortiges Dreinsckilagen könne einen unvermeidlichen späteren .Krieg verhindern. Die Polizei schritt in keiner Weise gegen die Versammlung ein. Ein deutsch-amerikanischer Bischof über die Presse Bischof Schrembs von Elevsiand äußerte sich in einem an die Priester der Diözese anläßlich dcS katholischen ..Pressesonn tags" ansgcsandten Schreiben u. a. wörtlich wie folgt: „In die sem Zeitalter, n dem von allen Seiten — unter falscher Aus legung der Geschichte und unter Entstellung der laufenden Ereig nisse — Angriffe erfolgen, ist es für jeden Katholiken von e-eson- derer Wichtigkeit, gut unterrichtet und zu jeder Zeit imstande zu sein, für die Wahrheit einzutreten und einen Grund für ftmen Glauben anzngeben. Wie oft hören wir strenge Kritik und er bitterte Auslassungen über unsere katholischen Zeitungen. ES muh doch jeder denkenden Person einleuchten, daß die Aufwen dung großer Geldsummen notwend-g ist, um einen geeigneten Stab für die Veröffenllichuivg einer erstklassigen Zeitung anzu- stcllen. Um diese Hoffnung zu verwirklichen, ersuchen w!r zu nächst das katholische Volk dringend, der bestehenden katholischen Presse seine volle finanzielle Unterstützung durch Abonnieren auf eine der bestehenden katholischen Zeitungen zu gewähren; dann wird es auch nicht lange dauern, bis diese Zeitungen ihren Höhe. Punkt bezüglich der an sie gestellten Forderungen erre'cht haben werden." Deutsches Reich Die Einfuhr von Auslandszucker frei- gegeben Berlin, 23. Mai. Mit Rücksicht au» den anher, ordentlichen Mangel au Zucker, unter dem die Bevölke» rang seit einiger Zeit in zunehmendem Mähe leidet, hat das Meichäministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Einfuhr von Auslandszucker bis auf weiteres frei- gegeben. Die Sozialdemokratie und Hindenburg Gencralfeldmarschall von Hindenburg gedenkt! in Kürze Westpreußen sMarienburger OrdenSschloh) und Ostpreu ßen zu besuchen. Da Hindenburg auch zu der Tagung des Ost Erinnerungen aus dem Lehrerleben Von Paul Bergmann, Duderstadt, Oberlehrer i. R. Mein Vater Goitlicb HieronimuS Bergmann, geboren am 4. Juni 1794 in KönigShain bei Ostritz, verlor in seinem zweiten Lebensjahr seinen Vater. Seine Mutter erzog ihn nebst 4 Ge schwistern lis in sein 7. Lebensjahr. Nach diesem nahm ihn sein älterer Bruder, der Schullehrer Anton B. zu Grunau in Pflege zu sich Daselbst lernte er bei christlicher Erziehung die nötigen ReligionSkcnntnissc sowie Lesen, Schreiben, Rechnen und die ersten Gründe der Musik. Ta er eine besondere Neigung zum Schulfache in sich fühlte, so brachte er eS bis zu seinem 18. Le bensjahre dahin, daß er sich in der Hauptschule zu Reichenberg im Jabre 1813 konnte prüfen lassen. Obschon er nun als vater lose Waise allda wieder mit der leidigen Sorge für seinen Lebens unterhalt schwer belastet war, so vollendete er mit Hilfe guter Mensche» daselbst sein Prüfungsjahr doch sehr glücklich, wurde er »ach abgelegter Prüfung im Jahre 1814 in Röchlitz und noch in demselben Jahre an der Hauptschule zu Reichewberg als Schul« qohülse angestellt, welchen Dienst er auch zur besten Zufriedenheit der hohen Schulvorstehcr zusammen vier Jahre treulich versehen hat. Da aber sein ernstliches Bestreben nur allein dahin gerichtet tvar, im Schulfache immer weiter zu kommen, und nun die hohe Einrichtung eines Schullehrer-SeminarS in Rudissin begründet worden, wo diejenigen, welche sich dem Lchrfache ernstlich widmen die besseren Kenntnisse dazu erlernen können, so hoffte er mit der größten Nnterthänigkeit in die Hochlöbliche Anstalt gnädig ausgenommen zu werden. Sein Gesuch wurde genehmigt. Er wurde als der erste Schüler in das neugcgründete Landständische Seminar zu Bautzen am 1. Oktober 1817 ausge nommen und Ostern 1821 entlassen. Noch in demselben Jahre wurde er gleichzeitig mit dem Rektor Franz Xaver Kretschmer als Subrcktor an der Stadtschule zu Ostritz angestellt. 1823 be rief ihn die Abtissin Lanrcntia. deS Klosters St. Marienthal Patronatsberrschaft in Königshain, zmn Schullehrer und Orga nisten in KönigShain. Die Pokalion ist erst im Jahre 1825 aus gestellt worden. Mein Vater nahm im Jahre 1825 beim Tode seines Bru der? Anton dessen 12jährigen Sohn Franz in Verpflegung zu sich, ließ ihn dem Ilnterrickrt der Schuljugend lxsiwohnen und unter richtete ihn in Allem, was zur Vorbereitung für die Aufnahme in das Landständische Seminar zu Bautzen fähig machte. Franz Joseph Bergmann, geboren am 6. Juni 1813 trat in das Seminar zu Bautzen 1832 ein und Ostern 1835 aus, war Lehrer in Seiten dorf, dann in Drekden-Friedrichstadt, wo er am 23. Mai 1841 stark'. Dem vorbildlichen Fleißc ihres Lehrers Bergt, dem ersten Musiklehrer am Landständischen Seminar zu Bautzen wollte mein Vater im Verein mit den von der Klosterherrschaft zu St. Mn- rienthal «»gestellten Kirchfchullehrern folgen. Eifrig war jeder an seiner Stelle bemüht eine würdige Kirchenmusik einzuführen. Wa» in der Nachfolge dieser Fleiß geschaffen hat, davon zeugen preußischen Schutzbundes eingeladen worden ist, glaubt der so zialdemokratisch« Bezirk-verband Ostpreußen Veranlassung zu haben, Hindenburg daran zu erinnern, daß er sich nicht zu poli. tischen Zwecken mißbrauchen lasten werde. Sr richtete deshalb folgendes Schreiben an den Feldmorschall: „Die au- verschiedenen bürgerlichen Zeitungen Ost- und WeßpreußenS hervorgeht, hoben Ew. Hochwohlgeboren die Ab sicht, an der Tagung des Schutzbundes teilzunehmen und der- schiedene Städte Ostpreußens zu besuchen. Wir haben gegen private Besuche Ihrerseits nicht» einzuwenden und erkennen Ihre Verdienste um unsere Heimatprovinz voll an. Wir er- warten bei genügender Würdigung der politischen Lage Ost preußen» Ihrerseits, daß Sie e» ablehnen werden, sich als poli- tische» Reklameschild mißbrauchen zu lasten. Dieses ist bereits ' mit weniger populären Männern ohne Erfolg versucht worden. Diese Versuche zwangen die Anhänger der jetzigen Staatsform zu Gegenkundgebungen. Wie herausfordernd hier die An hänger deS Schutzbundes sind, wollen wir mit folgendem Vor gang balgen: In der letzten Mitgliederversammlung der Deutschnationalen Volkspartei für Allenstein erklärte der Schriftleiter Ohm von der Allensteiner Zeitung: „Wir müssen den Mut haben, eine Bartholomäusnacht zu veranstalten und den jetzigen Staat abzugurgeln." Also furchtbarste Aufreizung zum Mord und Hochverrat. Wir glauben Grund zu der An nahme zu haben, daß Sie sich nicht zum Aushängeschild ähn lich provozierender Veranstaltnugen hergeben und bitten, dieses der Öffentlichkeit oder aber uns schriftlich mitzuteilen. Falls diese Mitteilung ausbleibt, müssen wir leider die Verantwor tung für etwaige Folgen Ihnen überlasten." Reichsausschutz der Zentrumspartei Der Vorstand und der ReichSau-schuß der Deutschen Zentrums partei wird in den Lagen vom 23. bi» zum 26. Juni in Berlin zu einer Tagung zusammentreten. Am Dr. Strefeman« Berlin, 29. Mat. Die Zeit und die Tägliche Rundschau er klären die Behauptung anderer Blätter, daß Dr. Stresemann au» politischen Gründen einen Erholungsurlaub angetreten habe, für nickt zutreffend. Die Nachfolge in der Oberpräsidentschaft der . Rheinprovinz Nach dem Tode deS kürzlich verstorbenen Obervräsidenten der Rbeinprovinz von Kroate steht die Neubesetzung deS rheinischen OberprästdiumS demnächst zu ecwarien Wie wir hören, gelten als aussichtsreiche Kandidaten für diesen Posten der Reichskommissar für daS besetzte Gebiet Staatssekretär Tr Brugger, der Regierungs präsident von Trier, Fuchs und der ReichStagSabg. Geheimrat von Guerard. Die drei genannten Herren gehören ihrer politischen Richtung nach dem Zentrum an oder stehen ihm doch politisch sehr nahe. Eisenbahnerverband und Reichsgewerkschaft Berlin, 23. Mai. Die Vorstände des Deutschen Eisenbahner» Verbandes und der Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamten und »Anwärter teilen mit: In der letzten Zeit sind zwischen diesen beiden Vorständen Verhandlungen zur Bildung einer gemeinschaft lichen EinheitSiront geführt worden. Beide haben sich bereit erklärt, die gegenseitige Bekämpsung aufzugeben und in der Verfolgung ihrer Pläne auf den Gebieten der Neuordung der Besoldungsoer» hältnisse usw. fernerhin gemeinsam vorzugehen. DaS künftige Zu. sammenarbeiten soll durch eine entsprechende Vereinbarung in Zukunft gesichert werden. Förderung der Tierzucht Der .Hauptausschuß des Reichstages ersucht die Regierung, auf die Förderung der Tierzucht, namentlich der Milchviehzucht, durch Veranstaltung ron Tierschauen, verbunden mit Auktionen unter Zuwendung von Prämien, nachdrücklich hinzuwirken. Dir Reichsregierung wird weiter aufgefordert, Mttel bereitzustellen, um durch Schaffung von Musteranlagen für Treib-, Früh- und intensivsten Feldgemüsebau, sowie durch Einrichtung von Gemüse bauschulen die technischen und wirtschaftlichen Leistungen des Be. rufkstandes zu fördern, sowie einen tüchtigen gemüsegärtnerischen Nachwuchs heranzuzieheu. Die Ausfuhr von Gemüsekonserven nach dem Auslande soll unmöglich gemacht werden. Ausfuhren sollen nur dem Saarlande und dem Freistaate Danzig ermög licht werden. Katholische Beamtenvereine KSln, 22. Mai. Auf der Tagung der katholischen Beamten» vereine, die sich stark vermehrt haben und bereit» 80 Zweigvcreine zählen, erklärte der 2. Vorsitzende Postinspektor ASmuth, daß kein katholischer Beamter einer freien Gewerkschaft angehören dürfe, er forderte Stärkung de» Autoritätsgedanken, erhöhte AnteUnahme am die Werke für Kirchenmusik von Edmund Kretschmer, Anton Bergmann, Joseph Löbmann. Die Lehrer in Ostritz, Blumberg, RuSdorf^ Königshain. Seitendors, Grunau waren auch bemüht, den durch Seminar- direktor Dressier am Landständischen Seminar in ihnen ent zündeten Geist des Strebens zu erhalten und das Werk der Jugenderziehung so auszuüben, daß man eS als psychologisch be. gründet erkennen konnte. Darum hielten sie Konferenzen. Die Themata von drei von meinem Vater gehaltenen Konferenzvor» trägen heißen: 1. Was ist die Einbildungskraft, und wie wirb sie gebildet?; 2. Zu welchem sittlichen Betragen sollen die Kinder in den Schulen in der 1., 2. und 3. Klasse anheleitet werden?; 3. Warum soll der Schullehrer nicht nur ein wissenschaftlicher, son dern auch ein frommer und gvttesfürchtiger Mann sein?. Vier undzwanzig Jahre hat mein Vater sein Amt treulich verwaltet, u. a. durch seine Bemühungen in den Jahren 1832 bis 1834 um die Erbauung einer neuen Orgel. Ein liebes Andenken bewahrte meinem Vater sein zweiter Nachfolger Herr Kantor und Kirchschullehrrr Nikolaus Buhr. Dem gab er Ausdnück bei der Feier deS 50jährigen Jubiläums der 5 Choradjuvanten am Kirchweihsonntag, dem 22. Oktober 1882. Unter anderem erinnerte er die Jubilare mich an die Lehrer, die ihnen den ersten Unterricht in der Musik erteilt, ins besondere an den schon längst dahingeschiedenen Herrn Kirchschul» lehrer HieronimuS Bergmann, bei dem alle 5 „in die Lehre ge. gangen seien". Nach seiner Emeritierung 1847 privatisierte mein Vater in Ostritz. Hier starb er am 22. September 1862. Die Vocation des Gottlieb HieronimuS Bergmann lautete: Vocation für den seitherigen Subrector bei der Schule in Ostritz Gottlieb HieronimuS Bergmann zu der er ledigten Schullehrerstelle in Königshain. Ich Laurentia, Abtissin des König!. Klosterstiftes zu St. Marienthal als alleinige Patronats- und Kirchenherrschaft in Königshain urkunde Kraft dieses: Da die durch den Ruf des Schullehrers Joseph Maximilian ThomasseS aus KönigShain nach Seitendorf am ersteren Ort va- cant gewordenen Schullehrer und Organistenstelle wieder zu be setzen ist; So habe Ich beschlossen, den bisher bey der Schule in Ostritz als Subrector in Wirksamkeit gewesenen Göttlich HieronimuS Bergmann dahin zu versetzen. Ich ernenne solchen nach demselben auf sein darum be- schehenS Ansuchen zum Schullehrer und Ovganisten in Königs hain und will demselben alle Einkünfte. Nutzbarkeiten und Emo lumente, welche vormals mit dieser Stelle wohlhergebrachter- maaßen verbunden gewesen und von seinem Vorgänger genossen worden sder mit Recht hatten genossen werden können ohne Aus nahme überlasten und angewiesen haben; jedoch mit dem ernst lichen als ausdrückliche Bedingung dieser seiner Anstellung an zusehenden Verordnen, daß derselbe forthin eines gesitteten, frommen und unsträflichen Wandels und eines sowohl in Ver waltung seines Amtes als sonst im gemeinen bürgerlichen Leben von allem Anstößigen entfernten Benehmen» sich jederzeit br» staattbllrgerlichen Leben und wie« alle NeutralisierungSoerstiche schärfsten» zurück. Kardinal Dr. Schulte überbrachte ihm Grüße der deutschen Bischöfe, deren Wertschätzung sich die katholische Ae« amlenvereine versichert halten dürste. , Alkoholfreie Zugenderziehung Als das große Amerika es wagte, ein vollkommenes Ver bot der Erzeugung und des Vertriebes alkoholischer Getränks zu erlassen, da ging es ihm so wie einem armen Sterblichen, ber in einer feuchtfröhlichen Gesellschaft erklärt, daß er nicht mittrinkt: eS wurde mit Hohn und Spott übergossen. Nur, das; das große Amerika es sich nicht anfechten ließ, während der arme Sterbliche mitunter glaubt, zur Rettung seiner Ehre noch eins und immer noch eins trinken zu müssen. Der Spott fft ver stummt. Wenn auch noch oft genug berichtet wird, mit wieviel List und Tücke Alkohol geschmuggelt wird, wie oft den Wächtern deS Gesetzes ein Schnippchen geschlagen wird, so kommt doch auch rückhaltlose Anerkennung über die weise Selbstbeschränkung zum Ausdruck, die das freie Volk der Anicrikaucr sich selbst auferlcgt hat. In Deutschland ist an eine so gründliche Bekämpfung des Alkohols nicht zu denken, weil jede Vorbedingung in der Vor stellungswelt des Volkes dafür fehlt. Die Bierbrauereien schließen das hieße ja nicht nur ein Gewerbe ruinieren, das hieße ja, dem armen Deutschen seinen letzten Trost nehmen. Wenn jetzt weniger getrunken wird als früher, dann ist in der Hauptfachs der Umstand dafür maßgebend, daß die Getränke zu teuer ge worden sind. Aber es ist glücklicherweise nicht dieser Umstand allein, sondern hin und her finden wir doch Vereine, besonders Jugendvereine, die den Alkohol bei ihren Veranstaltungen aus schließen. Ist hier ber Weg, dem Uebel zu begegnen? In Berlin tagt in dieser Himmelfahrtswoche der Deutsche Kongreß für alkoholfreie Jugenderziehung. Namhafte Redner werden die Frage von den verschiedensten Standpunkten aus beleuchten — gesundheitlich — wirtschaftlich — sittlich. Tie Erziehung durch Haus, Schule, Kirche und Staat, die Mitarbeit der organisierten Jugend selbst bei der alkoholfreien Erziehung, und eine Reihe von Einzelberichten stehen auf der Tagesordnung. Eine Anzahl von Besichtigungen, Veranstaltung von Eltern- und Familienabenden zur Zeit des Kongresses soll Gelegenheit geben, die Arbeit der Einzelvereine zu zeigen. Die Veranstaltung dieses Kongresses ist gewiß verdienstlich, und es ist ihm ein voller und nachhaltiger Erfolg zu wünschen. Es steht außer Zweifel, daß der Alkoholgenuß auf den kind lichen und jugendlichen Organismus noch viel verheerender wirkt als bei Erwachsenen. Der in der Entwicklung begriffene Körper wird von dem Gift besonders stark geschädigt. Es hemmt die körperliche und geistige Entwicklung, macht unauf merksam und träge, erzeugt Schlaflosigkeit und frühe Nervosi tät. Alkohol schwächt die Widerstandskraft des Körpers, und vermehrt und erleichtert dadurch die Entstehung von Krank heiten aller Art. Aus die Gefährdung der Sittlichkeit durch den Alkohol ist so oft hingewiesen worden, daß dieses dunkle Kapitel hier auch nur genannt, nicht näher darauf eingegangeiz werden soll. Dennoch gibt es viele Eltern, die gar nichts dabei finden, wenn ihre Kinder einen Schluck Bier, etwas Wein oder gar Schnaps nehmen. Während häufig noch darüber gewacht wird, daß die erste Zigarre nicht zu früh versucht wird, herrscht dem Alkohol gegenüber nicht nur Gleichgültigkeit, nein, sein Genuß wird von den Eltern häufig noch gefördert. Man sieht mitunter auf Bahnhöfen, wie sich eine ganze Schar Erwachsener an den Grimassen ergötzt, die ein kleines Kind schneidet, das am Glase Bier nippt. Die Heiterkeit und der Beifall der Er wachsenen ermuntert das Kind zu immer neuen Versuchen, bis es sich an den Geschmack gewöhnt. Wenn doch alle Er wachsenen wüßten, welche Verantwortung sie mit solchem Tun auf sich laden. Vielleicht sind sie schuld, daß aus dem Kinde ein Trunkenbold wird. Wie viele von den rund 150 000 deutschen Volksgenossen, die jedes Jahr wegen Körperverletzung, Wider stand gegen die Staatsgewalt, Beleidigung, Hausjriedensbruchj und anderen Vergehen und Verbrechen, die im Trunk oder von Trunksüchtigen begangen wurden, ins Gefängnis oder Zucht haus kamen, konnten vom Trunk nicht lassen, weil sie als Kinder fchon damit begonnen haben? Etwa 30 000 Deutsche führt der Alkohol jedes Jahr ins Irrenhaus. Die Hunderttausende, die an Krankheiten infolge übermäßigen Alkoholgenusses leiden, die Not, die der Alkohol über ungezählte Familien bringt, weil er den Lohn verschlingt, der für Wohnung, Nahrung, Klei dung sein soll, das unermeßliche Herzeleid, das die Frauen und Kinder von Trinkern erdulden, das alles ist in Zahlen nicht zu fassen. fleißc, der ihm anverirauten Schuljugend mit gutem Beyspicle vorgehe, solche zur Sittlichkeit und Gottesfurcht leite, die zum Unterricht der Schuljugend bestimmten oder künftig zu bestim menden Stunden gewissenhaft zu diesem vielsagenden Zwecke verwende und hierdurch seinem wichtigen Berufe immer vollstän diger zu genügen sich bestrebe, allen auf diesen Zweck abzielenden obrigkeitlichen Anweisungen und von der Schul-Jnspektion ihm zuteilwerdenden Anleitungen pflichtgemäß Nachkomme; und allenthalben der Allcrhöchstbestätrgten Schulordnung von: 15. Februar 1770, aus welche er hiermit hingewiesen wird ,uachgehe, die ihm außerdem obliegenden gottesdienstlichen Funktionen auf dem Chore und sonst nach der eingeführten Ordnung treu fleißig besorge, ohne Noch nicht wegbleibe, die Pflichten eines Gerichts- schreLerS, welche ihm zugleich mit übertragen werde», uei der dastgen Gerichtsbanck unverdrossen und prompt erfülle, alles, was er bey oder außer Gerichten in oder außer der Gemeinde den Gesetzen, der guten Ordnung, auch des StifiSgerechtscrmmen entgegenlaufend bemerken sollte, allhier anzc.ge, Mir als Herr- schafft dem hiesigen Klosterstifte und den ihm Vorgesetzten Be amten all« Ehrfurcht, Treue und Gehusam .rweise und über haupt seinen übernommenen Pflichten gemäß sich verhalte. Ob nun gleich hiernächst benannter Gottlieb HieronimuS Bergmann die ihm verliehene Schullehrer- und Orgauisten-Slclle ;mit allen und jeden mit ihr verbundenen Obliegenheiten über- kömmt, dahero, daß er solche ohne einiger Ausnahme zu erfüllen habe, sich von selbst versteht; so wird unter diesen Obliegenheiten dennoch derjenigen als einer außergewöhnlichen besonders er wähnt; welche bey Regulierung der von dem vorletzten -:anitzo noch lebenden:- Schullehrer Wenzel Riedel in KönigShain er folgten Resignation Laut gerichtlichen Protokolls de dato 11. Ju lius 1820, festgesetzt und von Mir als Norm auf die Lebenszeit ernannten Riedels bestätigt worden ist, dergestalt: daß besagter Wenzel Riedel jährlich Vierzig Thaler als einen Veyirag zu seiner Sustentation und zwar halb an Jacobi halb an Lichtmeß jeden Jahres auf seine Lebenszeit — seine hinierbleibende Ehefrau Renate gebohrne Schwarzmyerin aber nur dasjenige bezahlt er- halten soll, ivas Riedel auf das Jahr, in welchem sein Tod er folget, selbst nicht empfangen hätte. Für dieses Abkommen tritt der zum Nachfolger bestimmt? neue Schullehrer Gottlieb Hsiro« uimuS Bergmann ebenfalls verbindlich ein, jedoch ebenfalls nur in so lange, als er die Schullehrerstelle in Königshain verwaltet» mithin pro rata der Zeit seines Genusses derselben. So wie es bey diesem festgesetzten Verhältniß bis zmn Ab leben Wenzel Riedels unverändert bewendet; so behalte ich Mir übrigens im allgemeinen vor, bey eintretenden gesetzlichen Vor schriften oder auch außerdem zum Besten des Unterrichts noth, wendig werdender Regulierung des Schulwesens in Königk-Hain die weitern zweckmäßigen Bestimmungen zu treffen. Urkundlich unter Meiner eigenhändigen Vollziehung und Bordrückung des Abteylichen Siegels. Kloster St. Marienthal, den 27. Oktober 1825. L.S. vanrentztz» Abbtissin.
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