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Sächsische Volkszeitung : 27.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192205271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-27
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.05.1922
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Sonnabend den 27. Mai 1922 Nr. 121. Seite 2 Son Ein italienisch-südslawischer Zwischenfall Belgrad» 26. Mai Aus Vuscari wird berichtet, däß bei Castna Fascionisten und italienische Soldaten die Kreuze über» schritten hätten, woraus eS zu einem Zusammenstoß mit südslawischen Grenztruppen gekommen sei. Mehrere italienische Soldaten seien verwundet worden. Ein Dölkerbundsbeschlntz über Litauen Warschau, 26 Mai. Hu Ausführung des Beschlüsse« de« Völkerbundes über die Austeilung der neutralen Zone zwischen Kowno-Litauen und dem Wtlnaer Lande wird am 16. Juni in Warschau eine Sonderkommission de« Völkerbundes eintreffen. Nach Anhörung der polnischen Vertreter wird sie sich nach Kowno be geben. Ponikowski und Skirmunt in Krakau Krakau» 26. Mai. Ministerpräsident PoinkowSki traf von Warschau kommend in Begleitung des politischen Abteilungschef in Krakau ein und halte bald daraus eine Konferenz mit dem Außen minister Skirmunt Am Abend reiste Skirmunt nach Wien zurück, Während sich der Ministerpräsident nach Lasel begibt. Deutsches Reich Reichsrat Berlin, 26. Mai. Der Reichsrat beriet in seiner vor gestrigen Sitzung über die neue Verordnung, welche die Post-, Telegraphen- und Fernsprechgebühren bedeutend erhöht. DaS Briefporto im Ortsverkehr wird für Briefe bis zu 20 Gramm auf 1 M. ermäßigt, über 20—100 Gramm kostet es 2 M. und von IW—250 Gramm 6 M., im Fernverkehr soll das Briefporto bis 20 Gramm 8 M., über 20—100 Gramm 1 M. und über 100—260 Gramm 6 M. betragen. Die Postkarten sollen künftig im Fern verkehr 1,50 M.., dagegen im Ortsverkehr wie bisher 75 Pf. kosten. Die Fernsprechgebühren werden um 100 Prozent erhöht. Die Ge bühr für eine Zeilungsnummer im Durchschnittsgewicht bis 20 Gramm wird von 2 Pf. auf 0,5 Pf erhöht und die vier weiteren Abstufungen von 30, 40, 00 und 00 Gramm auf 8, 10, 13 und 16 Pf. Mit Rücksicht auf die schwierige Lage der Presse haben die Ausschüsse diesen Tarif etwas hcral>gcsctzt; er beginnt nunmehr mit 5 Pf. Die Mindestgebühr für den Vertrieb einer Zeitungs nummer soll von jährlich 1,20 M. auf 3 M. erhöht werden. Die neue Verordnung soll mit Ausnahme der neuen ZeitungSgebührcn vom 1. Juli ab und die neuen ZeitungSgcbühren vom 1. Oktober ab in Kraft treten. Der Neichsrat beschäftigte sich schließlich mit dem in Genf abgeschlossenen deutsch-polnischen Abkommen über Oberschlesien. Der Neichsrat erklärte sich mit demselben in folgender Form ein- verstanden: Der Reichsrat erteilt dem deutsch-polnischen Vertrag über Oberschlcsien seine Zustimmung. Er tritt ausdrücklich der Er klärung bei, die der deutsche Bevollmächtigte, der deutsche Minister a. D., Schiffer, vor Unterzeichnung deS Vertrages in der öffent lichen Sitzung zu Genf am 15. Mai 1022 in bezug auf die deutsche Rcchtsverwährung argen die Entscheidung der Botschafterkonfcrcnz vom 20. Oktober 1021 abgegeben hat. Die Untersuchung gegen Minister Hermes Berlin, 26. Mai. Der zur Untersuchung der gegen Minister Dr. Hermes erhobenen Beschuldigungen «»gesetzte ReichstagSaus- schnß beschloß mit Rücksicht darauf, daß weder der sozialistische noch der kommunistische Vertreter erschienen war, sich zu ver tagen. Der Vorsitzende wurde ermächtigt, die sich aus den vor liegenden Beweisanträgen ergebenden Requisitionen zu veran lassen. Die Sitzung des Auswärtigen Ausschusses Berlin. 26. Mai. Die Vossische Zeitung berichtet: Eine Entscheidung wird erst nach der heutigen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses, <n der der Reichskanzler über die Genueser Kon ferenz und Dr. Hernies über seine Pariser Verhandlungen be richten werden, herbeigeführt werden. Nach der Sitzung deS Auswärtigen Ausschusses und der Fortsetzung der Kabinctts- beratungen am Nachmittage wird der Reichskanzler noch die Führer der Koalitionsparteien zu sich berufen. Die entscheidenden Kabinettsberatungen Berlin. 26. Mai. Gestern abend mn 6,30 Uhr trat das Reichskabinett unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Wirth zu einer bereits angekündigten Sitzung zusammen. Außenminister Dr. Rathenau erstattete ausführlich Bericht über den Verlauf der Genueser Konferenz, insbesondere über die Kommissions beratungen, sowie über den Rapallo-Vertrag. Den Rapallo- Vertrag m nterzog Dr. Rathenau einer eingehenden Prüfung, bei der er besonders die Vorteile des Vertrages unterstrich und zugleich die gegen den Vertrag geltend gemachten Bedenken widerlegte. Das Gesamtergebnis de« Rapallo-BertrageS and der übrigen Vereinbarungen der Genueser Konferenz beurteilte der Außenminister daraus positiv. Reichskanzler Dr. Wirth ergänzte im Anschluß an die Ausführungen des Außenministers die von diesem gebotenen Darlegungen. Um 8 Uhr tratt eine kurze Unterbrechung in der Kabinettssitzung ein. Reichssinanzminister Dr. Hermes hatte an den ersten Beratungen noch nicht teilge- nommen. Um 6,30 Uhr trat das Reichskabinett dann erneut in die Sitzung ein, um den Bericht des inzwischen erschienenen Retchsfinanzministers entgegenzunehmen. Beamteuausschußwahle« im Bereich der Reichs- post- ««d Telegraphenverwaltung stehen, so schreibt uns die deutsche Postgewerkschaft, vor der Türe. Gewählt wird auf Grund eines Erlasses vom 25. Juni 1020 und eines solchen vom 24. April 1922, der hauptsächlich das Wahl- verfahren regelt. Der Erlaß vom Juni 1920 ist in mehrfacher Hinsicht vom Standpunkt der Beamtenschaft als ungenügend zu bezeichnen. Da der seitherige Beamtenbeirat beim RPM seiner Anwendung nicht widersprach, haben auch die nicht im Beamten beirat vertretenen Organisationen bei Verhandlungen mit dem RPM keinen Widerspruch erhoben. Man wußte, daß eS sich um ein Provisorium handle, weil das Beamtenrätegesetz in Sicht Ist. Das Blatt der Abt. Post und Telegraphie im freigewerk schaftlichen Transportarbeiterverband brachte schon am 15. April in großer Aufmachung die Nachricht, daß unter dem Druck der freien Gewerkschaften der Beamtenbeirat den Beschluß gefaßt habe, das RPM zu ersuchen, eine Neuwahl anzuordnen und daß nach einem verbesserten Wahlverfahren, auf Grund des Amts blatts Nr. 35 vom Jahre 1920 gewählt würde. In dieser und in den drei folgenden Nummern forderte das Blatt zu energischer Wahlarbeit auf, „damit der deutsche BerkehrSbund, Abt. Post-, Telegraphen- und Fernsprechpersonal, siegreich aus diesen Wahlen hervorgeht". Erst als die Führung der freigewerkschastlichen Or ganisation die Wahlaussichten näher prüfte, kam sie zu dem Entschluß, Wahlenthaltung zu proklamieren. Dies tun nun ihre Agitatoren im ganzen Lande, indem sie die anderen Organi sationen, die sich an der Wahl beteiligen, des „Verrats der Be amteninteressen" bezichtigen. Die Post- und Telegraphenbeamten werden in ihrer überwältigenden Mehrheit das demagogische Treiben der sreigewerkschastlichen Organisation richtig einzu- schätzen wissen. Die dritte Iahrestagung der Landesgruppe West deutschland der Liga zum Schutze der deutschen Kultur findet in Gießen am 7. 8. und 9. Juni statt. Das für die Tagung aufgestellte Programm verspricht einen Rückblick über die stete und schnelle Verbreitung des überparteilichen Gedankens der Liga zum Schutze der deutschen Kultur. In fast allen Orten West deutschlands sind im Laufe der letzten Jahre Ortsgruppen ent standen und wird in diesen durch Abhaltung von Kursen und Vorträgen in jeder Weise wertvolle Arbeit zum Wiederaufbau geleistet. Neben zahlreichen Einladungen, die an die verschiedenen Ortsgruppen ergangen, wird auch mit einem zahlreichen Besuch sonstiger Freunde der stark wachsenden Bewegung gerechnet. Zahl reiche Vertreter der westdeutschen Presse werden neben Vertretern der verschiedenen Parteien zu den Hauptsitzungen erscheinen. Programme zu der Tagung können bei der Geschäftsstelle der Landesgruppe Westdeutschland der Liga zum Schutze der deutschen Kultur, Gießen, Stephanstraße 9, angefordert werden. Rektorats- und höhere Mädchenschulen Auf eine Anfrage der Abgg. Schilling, Grebe, Schmelzer, Frau Stoffels und Genossen (Zentr.) ist vom preußischen Mini sterium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung folgende Ant wort gegeben worden: „Die Staaisrcgierung ist bereit, die Rek toratsschulen und höheren Mädchenschulen, die in den ländlichen Gegenden segensreich wirken, und deren Erhaltung dringend er. wünscht ist, tunlichst zu pflegen und zu fördern. Die Steigerung der persönlichen uick> sächlichen Unterhaltungskosten dieser Schulen wird eine erhebliche Erhöhung der bisher gewährten staatlichen Ergänzungszuschüsse notwendig machen. Die Flüssigmachung an. gemessener Zuschüsse wird, soweit es sich um öffentliche Schulen handelt, voraussichtlich besonderen Schwierigkeiten nicht begegnen. Me Verteilung der hierfür bestimmten Mittel wird in nächster Zeit erfolgen können. Soweit private Schulen in Betracht kom men, kann eine Entscheidung Kur von Fall zu Fall nach ein gehender Prüfung des Bedürfnisses getroffen werden." Eine Kundgebung des badischen Klerus Gegen den vom badischen Finanzminister Köhler veröffent- lichten Geheimbericht des stellvertretenden Generalkommandos Karlsruhe an das Königs. KriegSmimsteriuin in Berlin, der die Ehre des Klerus des ganzen badischen Landes aufs empfindlichste verletzt — heißt es doch in dem Bericht, daß die gesamte der Zen- IrumSpariei zur Verfügung stehende Organisation (Geistliche) die Stimmung des deutsche» Volkes korrumpiere. — habe» sämt liche Kapitel des Landes in freier Konferenz eine Entschließung gefaßt, in welcher gegen die Verdächtigung des katholischen Klerus wie folgt Einspruch erhoben wird: «In weilen Kreisen deS katho lischen Volkes und im ganzen Klerus zittert die Empörung und Erregung über die uns aus dem Generalkommando widerfahrene, schmachvolle Beleidigung im vierten Kriegsjahre nach. Mau könnte ruhig über die unwahre», ungerechten und daher nicht zu recht fertigenden Verunglimpfungen hinwegsehen, wenn es sich um die Entgleisung einer einzelnen Persönlichkeit handeln würde, wenn nicht die für jene Zeit wichtigste Behörde des Landes sich diese ab- scheuliche Beleidigung zu eigen gemacht hätte, und wenn dieser leidenschaftliche Geist nicht in weiten Kreisen des deutschen Vol kes und in gewissen Parteien weiter leben würde. Wir halten es unter unserer Würde, unser Verhalten während des Krieges zu rechtfertigen. DaS katholische Volk, mit dem wir die Leiden und Drangsale des Krieges geteilt haben, und mit dem wir das Elend der Nachkriegszeit tragen, hat darüber ein anderes Urteil." D!e Windthorstbunde in Godesberg Von Tr. Ernst Buhla-Bcrlin In der Woche nach Pfingsten werden die Windthorstbunde zu ihrer zweite» großen und gemeinsamen Reichstagung zusam- mentreten. In Godesberg. Ein reichhaltiges Programm ist für die Tagung vorgesehen. In erster Linie ernsthaften Charakters — aber auch, und das verdanken die Windthorstbunde der unermüd lichen Regsamkeit der Godesberger Freunde, froher Fröhlichkeit. Denn wo die Jugend znsammenweilt, mag beides in gesunder Vereinigung zu ihrem Rechte kommen. Drei große Referate bilden den ernsten Teil: am ersten Tage (16. Juni) ein Vortrag Dr. Buhla-Berlin über „Das volitische Wollen der deutschen In- gend", am zweiten Tage (17. Juni) ein Vortrag Georg Wagner- Düsseldorf über „Me deutsche Jugendbewegung und die Parteien" und als Korreferent über dasselbe Thema der Neichstagsabg. Joos-M.»Gladbach, am dritten Tage (18. Juni) ein Vortrag Beyerle-Stuttgart über „DaS Wesen deS Nationalen und Völ kischen". lim den geistigen Aufbau der Windthorstbunde geht eS diesmal, um die Fragen mit denen sich eine Jugend aus sich selbst heraus beschäftigt, die im aufmerksamen Anblick unserer Zeiten und Begebenheiten und in der Erkennnüs der Notwendigkeit vom politischen Wissen, vom politischen Wollen und politischer Betät,. aung auch ein politisches Ideal und politisches Ziel im Auge Hai. Ist vor einem Jahre Fulda die Geburtsstadt der äußeren Form der Windthorstbunde der Nachkriegszeit geworden, weil ohne feste Organisation ein planmäßiges Arbeiten nicht möglich ist, so steht zu hoffen, daß die Godesberger Tagung nicht nur das äußere Band der Windthorstbunde enger schlinge, sondern daß von dort aus ein Strom von Gedanken und Zielen ausgehe, die die gei stigen Fundamente der Windthorstbunde vertiefen, festigen und erweitern. Und wenn dies gelingt und noch dazu manche Frage der äußeren Form und des geistigen Gebäudes Klarheit erhält, sofern sie vielleicht hier und da strittig ist. dann werden die Windt- horstbunde durch die Jugend, die in ihnen vertreten ist, immer festere Säulen des christlichen Denkens und des christlichen Han delns werden und damit auch derjenigen politischen Richtung, die die christliche Weltanschauung im Leben des Staates am reinsten zu verkörpern sucht, der Zentrumspartei. Der Wille und das Wollen sind gerade in den besten Kräften der zu nnS gehörenden Jugend fest vorhanden. Und damit diese Kräfle noch tiefer gehen können in unsere politische Gedankenwelt hinein, tiefer als die« in drei großen öffentlichen Sitzungen möglich ist, wird vor den Tagen von Godesberg in Honnef ein Kursus stattfindcn, der einen kleinen Kreis von jugendlichen Windthorstbündlern vereinigt sehen wird zu gegenseitigem Gedankenaustausch. Mit dem Idealismus, der die gesunde noch nicht vom Geiste des selbstischen Materialis mus angekränkelte Jugend auszeichnet, und mit einem trotz aller Widerwärtigkeiten unerschütterlichen Glauben an ein besseres Vaterland, mit der Hoffnung und dein heißen, inbrünstigen Seh nen nach dieser Wiederauferstehung aus fremden Ketten, die nnS seit den Tagen von Versailles geschmiedet werden, und a ch nicht weniger aus eigenen Fesseln, die wir uns innerlich entzweit alle Tage selbst neu anlegen, mit diesem christlichen Geiste der Zu- samgehörigkeit der Notgemeinschaft in schicksalsschwerer Zeit, der Selbstprüfung, der Furchtlosigkeit und des Opfermutes mögen die jungen Windthorsibündler aus allen Gauen und ans allen Län dern der vielgeliebten deutschen einigen Heimat hereilen an den Rhein. An den Rhein! Den deutschen Strom, sagenumwoben und licbevgefeiert, den schon die Römer nnS neideten und gal lische Ueberheblichkeit besitzen möchte. An den Rhein, an dessen Usern die Zinnen deutscher Burgen zum Himmel rage» und uns erzählen von den Tagen kühner deutscher Ritterschaft! An den Rhein, wo deutscher Handels- und Jndustriefleiß stolze Städte schuf und dorthin, wo die in gotischem Hochstreben herzenempor. reißende Dome fest verwurzelt stehen mitten im flutenden Strom der geschäftigen Menschen als Wahrzeichen der christlichen Kultur und des christlichen Glaubens. Karolas Leid und Liebe Roman von E. Grabowski (Nachdruck verboten.) (42. Fortsetzung.) Herr Bennet hatte inzwischen gesucht und gefunden, was er wünschte. Er zahlte seine Rechnung und fragte dabei so bei läufig: „Rothäusel... wo liegt denn das?" „Ach," meinte die Verkäuferin, während sie wechselte, „das ist ein Ausflugsort, gegen G . . . zu. Es liegt mitten im Walde." ' „Lohnt es sich, hinzugehen?" Die ältliche Frau zuckte die Achseln: „DaS ist Geschmackssache. Wir haben wenig Auswahl auf diesem Gebiet. Die Jugend ist wohl bald zufriedengestellt. Zi geuner und Kaffee und Kuchen, auch guten Wein finden Sie im mer dort. UebrigenS ist di« Wirtschaft etwas in Mode gekommen unter dem neuen Wirt. Es gehen auch Kavaliere hin." „So, ich danke." Er steckte den Rest des Geldes ein, nahm die ei »gekauften Bücher und ging. „Langweilig, dieser Fremde," sagte die Verkäuferin zu ihrer Gehilfin, einem jungen, frischen Mädchen. „Und wie er grüßt . . „Ja, steif, als habe er ein Lineal verschluckt." ' Weihnachten war berangekommen. Frau Margit hatte nichts von sich hören laßen. Kein Gruß kam, kein Geschenk für ihren Jungen. Wie ausgclöschi an? dem Leben schien sie. Ihr Ncunr lebte unausgesprochen zwischen Herrn von Kihingen und seiner Nichte. Wenn sie die Geschenke unter dem Baum auSbrelteten, die festliche Tafel ordneten, den Kirchgang besprachen, immer schwebte der Name Margit zwischen ihnen, sie sahen sich an und taten dies und jenes so. wie sie es getan haben würde. Als der Baum brannte, der WeihnachtSgeruch durchs Haus flutete, Rudi seine Spielereien betrachtete, kam plötzlich das Heim weh nach der Mutter über das Kind. Es ließ die Spielereien hohe», warf sich auf den Teppich, bedeckte das Gesicht mit beiden Händen, weinte und schrie: „Ich will aber zur Mama!" Sie ließen ihn eine Zeitlang gewähren, dann nahm Karola das Kind in ihre Arme. ES sträubte sich heftig, sie ließ ihn nicht loS: „Rudi," flüsterte sie ihm zu, „du mußt brav sein, sonst kommt die Mutter nie wieder." Da flössen die Tränen deS kleinen Kerls langsamer, er hob die vcm Weinen verschwollenen Augen ans: „Ich bin schon brav, kommt nun di» Mama?" Karola warf einen Blick hinüber zu chrem Onkel, sie sah den Gram in seinen edlen Zügen, sie sah eS, wie »r litt. Da fand sie de: Mut, ein versöhnendes Wort einz»lege» für die Ferne. «Heut kann die Mama nicht mehr kommen, sie ist weit weg, aber wenn du artig bleibst, dann holen wir sie einmal, und dann geht sie nie mehr fort." „Auch wirklich und wahrhaftig nicht?" „Wirklich und wahrhaftig nicht; aber du mußt gut folgen." Sie sprach noch eine Weile mit dem Knaben von der Mutter, dann läutete sie der Dada, und schickte ihn schlafen. Me Geschenke hatte er kaum angeblickt. Als Karola allein war mit Onkel Theo dor. da brach Zorn und Leid in Tränen aus den Mannesaugen. „Ich hclbe sie sehr geliebt ..." Er schüttelte die Faust nach der Richtung des Wilkschen Gnies. „Diese Schurken... Sie haben mir das Herz'der Frau vergiftet durch sinnlos« Schmeiche lei und Kriecherei." „Vielleicht wird doch noch alles gut!" Einen anderen Trost hatte Karola nicht, aber sie glaubte an ihre Worte und nahm sich vor, bei passender Gelegenheit Frau Margit Mitteilung von der Sehnsucht ihres Kindes zu machen. Vielleicht führte das Kind die Frau zurück inS HauS. Onkel Theodor war ja so gut, der würde wähl vergeben. Und da kam die Frage an sie heran: War die Frau denn schuldig?! Sie hatte geirrt, vielleicht getändelt mit verbrecherischer Liebe; aber war sie schuldig? Sie sprach die Frage aus gegen den Mann, der doppelt litt: in seiner verletzten Ehre und in seiner verratenen Liebe. Er nahm sie gierig auf: „Wenn du recht hättest, Lola! Ach, ich kann es kaum glauben, daß die Frau, die ich auf Händen ge tragen habe, sich blenden läßt von solchen Abenteurern, von sol chen Halunken! Ja, ich spreche das ohne Scheu aus, denn ein ehrlicher Mann handelt nicht so niederträchtig." Er war aufgesprungen, ging erregt im Ziyuner hin und her, blieb vor dem festlichen Tische stehen und stieß die geballte Faust fest auf: „Ich läge eS hier, am heiligen Abend, der auch die härtesten Herzen milde stimmen soll: Ich will meiner Frau die unbeson nenen Schritte verzeihen, aber nur, wenn sie freiwillig zurück, kehrt. Nebrigrns" — er suchte in seiner Brustiasche, holte ein Schreiben hervor und reichte es seiner Nichte — „da, lies . . . Von meinem Anwalt." Zözernd nabm sie den Brief. Sie laS ihn erst fluchtig, daun aufmerksam, und gab ihn ergriffen dem Onkel zurück: „Also darauf war es abgesehen . . ." Er nahm das Schreiben wieder an sich, steckte es sorgfältig e-n: „Ja. darauf! Elenden Schwindlern ist meine Frau zum Opfer gefalle». Du erschrickst, findest keine Worte zu scharf — nun, ,ch will das Kind beim rechten Namen nennen! Zufällig weiß ich von andern Seite her, daß dieser brrve Jeschko samt seiner liebenswürdigen Schwester solchen Gimpelfang schon öfter in Szene gefitzt hat. Es ist zum Tollwerden!" Wieder ging er mit großen Schritten aus und ab, hin und her. bis er sein wallendes Blut einigermaßen beruhigt hatte. Er blieb vor Karola stehen, die an der weißgedeckten Festtafel saß und die Geschenke des kleinen Rudi zusammenpackie. Seine ge ballte Faust fiel dröhnend auf den Tisch und blieb da liegen. S:e sah, wie die Adern an der weißen Hand anschwollen, im gerechten Groll: „Ich könnte ihn züchtigen —rief er. „aber ich bin mir selbst zu gut dazu. Mein armes Weib! Wie einfältig ist es doch. Eine Hypothek will sie aufnehmen auf die Weinberge und hat doch kein gesetzliches Recht dazu! Sie selbst hat darauf gedrun gen, daß ich die Verwaltung ihres Vermögens in die -Hand nehme. Ich hatte erst keine Lust dazu, denn ich habe meine Frau aus LiÄe geheiratet, ohne jeden Nebengedanken! Jetzt segne ich den Augenblick, in dem ich „ja" sagte. Ohne meine Einwilligung be kommt sie keinen Heller auf die Liegenschaften — und diese Ein- willigung gebe ich nicht! Ich will mal sehen, ob die Liebe des Herrn Jeschko auch ohne diesen Kitt hält . . ." Er hatte erregt gesprochen, das Blut war ihm ins Gesicht ge treten und in die krausen Adern an den Schläfen, seine Augen glühten. Als er die erstaunten und bestürzten Augen der Nichte ans sich ruhen sah, besann er sich: „Kind," sagte er, mit der Rechten ein paarmal über sein Haar streichend, „es gab eine Zeit, in der solche Gemeinheiten mit Blut gesühnt wurden — das tut ein ehrlicher Mann heute nicht mehr; aber der Groll im Herzen ist darum wahrhaftig nicht ge- ringer." „Gott wird richten," sagte Karola leise. Er sah lauge auf sie nieder uick dachte bei sich. Wenn meine Frau doch nur ein Teilchen ihrer Gesinnung hätte! Ein Teil- chen nur ihres goldenen Gemüts! Freilich — Karola ist die Toch ter eirxes Weibes, das für seine Liebe litt und starb . . . Mar git — ich darf nicht mit ihr rechten! Wir alle haben sie ver. wöhnt, haben ihr Leben mit falschen: Schein umgeben. Sie kenn, den Kainpf um hohe LebenSgüler nicht. Emcm Vöglein gleich lebt und singt sie sich sorglos durch das Leben, und das Wort „Pflicht" — kennt ihr Lexikon nicht! Er seufzte auf, schwer nn) schmerzlich: „Glaubst du, es ist mir leicht geworden, auf die übliche Ge- nugtuung zu verzichten? Ich habe alle» NranueSinut dazu nötig gehabt. Es gehört weniger dazu, die besudelte Ehre mit Blut zu reinigen, als den gerechten Zorn niedcrzuringenl In schlaflosen Nächten ist es mir klar geworden, wie groß das christliche Ge bot der Selbstverleugnung ist. Ich habe mich besiegt in meinem Zorne, nun darf ich auch mein Weib nicht so verlasse», daß ei untergeben muß. Was soll aus ihr werden, wenn ihre töricht« Leidenschaft so weit geht, daß sie unser EhebündniS völlig zer reißt: Eine neue Ehe kann sie nach unsere» Kirchcngcsetzen nicht eingohcn . . ." Mit geröteten Wangen sagte Karola: „Sie hat die sicbcnbürgische Ehe immer sehr vevlcidigl." > (Fortsetzung folgt.) 5 ertönt Zentr, Haupt Lfiischl bürge barer Sinnc bringt aber einer ^Einig fbzial! den s. In N worin Vestr, Körn, (Goth getroj ziehe! tageS rung Wied nomn ordin gegen ist in würd in zt ewig! des ' konin die 2 wert! bishc einer ihrer brach berici vrdn früh, Eifer Lei Sach Läni habe es if Hanl für gier. Dag, Stäk StS! habe sten Lust »irks Sta! für Wirt kam: meh kam: ist, war und von Mel und Pre, por, lehr daß Han Vers Reg den «S ! Auf Fra richj stich zu Zus von slüö Rek W. schu 4VNs
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