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Sonnabend, 27. Mai 1922 ! 4 i de» ! Uhr k mit . und «r. L»L 21. Jahrg. Fernsprecher: Redaktion 32,23 - Geschäst-ftell, 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 147V7 SüMsÜW Nedaktion und Geschäftsstelle: Dresden - A. 16, Holbeinstrafte 46 volrsmmna de der rhend, rn in ftliche einig« Off. an di« >«»« k! e alt, rakter, rsvar. i Ver- urigen teipzig rälerer iglichst 2" an >«» mann, sm»p solider essende rveirat erbeten ie Ge- kretion 163» um ein unter schäst«. I»>7 ie W8t IN v«msn 8«. Us- iriniiso rsn k. I»I>7 >soi1 e riebe rrnck b. 15»« «nzeiaenpreis, Di- «„gespaltene Vettl-eile k» für Familie», und Beremran,eigen. Stellen- und Kictgepiche 4.a» Die PetU. Reiiani-xeNe -m ,edal- lioiiclle» Leit. SS mm breit. »5. Für Inserate mit besandersr Plaji-rnngSvorschrift an, i-viae Preile Ä» Pro,«»« Zmchlaa. ossenengcmch^ „ti Selbstabholer !b -K. bei Uebersendung durch die Post onsjerdem Porlozilschlag. «e»ug»vrel»i «tertelsSdrlich lret ln» Hau» »» U«. ,we,mo»alltch tdt.SV ^ Monatlich »> ^.auSschtl-ßlichjeck^Ziischlagftir Mat und Juni ISA. Einzel. Nummer 1 ^c. Die Sächsische LolkSeeniinn ericheuu wöchentlich sechsmal. In, Falle höherer Gewalt oder beim Ausbleiben der Papierlieseciinge» usw. erlischt jede Verpflichtung aus Erslllliing von Anjeigeii-Auslräge» und Leistung von Schadenersap. Sprechstunde der Redaktion :S-V Uhr nachm. »licht ausdrücklich ,url>ikv-rl-,int« und I Für undeutlich getchrtrbene sowie durch Femsprecher ausgeqebene «,»eigen um »lückvorto nicht versehene Ltiisenduiigen an dieRedaktioi, werden nicht ausbewahri. s lbnnen wir die Verantwortlichkeit sur die Rlchtigle» de» Texte» nicht übemebmen. Annahme von EeschäflSanzeigen bi» IU Uhr. von Famtltenan,eigen bt»1t» Uhr vormittag». — Annahmestellen in DreSde», Schmidtflche Puchhandlung. Inhaber P. Aeck. Schlohstrafle 5. in Baut»«»! Franz Kur ja! Ander Pelrmrche t Unsere heutige Nummer umfaßt 4 Seiten und die Beilage „Feierabend". Tagesschau Das säkularisierte Kloster Weingarten in Württemberg wurde „ach 11» Jahren den Benediktinern zurUckgegeben. Dieben Patres aus EdingtoiEnglnnd, 12 aus Bcuro» und 1» Oblaten- fchnler haben mit dem »riien Abt Ansgar Höckelmann ihren Ein. zug gehalten. Der ReichSrat beriet über die neue Verordnung betreffend Post-, Telegraphen, und Fernsprechgebühren. Die Besatzunnsbehörde hat eine» Bortrag über Ltaatslehre des Windthorstbnndts in Aachen verboten. Bei dem gegen Kapitnnleutnant von Killingcr wegen Be- günstignng der Mürber ErzbrrgerS am 7. Juni beginnenden Pro. geh sind 89 Zeugen und 3 Sachverständjigr geladen. In der Nacht zum 24. Mai fand vor Saßnitz ei» Zusammen» stoß des Linienschiffes Hannover mit dem Torpedoboot S 18 statt. 16 Mann der Besatzung des Torpedobootes fanden den Tod. Die Bankicrökonsereliz benötigt sechs Wochen für ihre Be- tatilngcn über die deutsche RcpnrationSanlelhe. In der Mctallwnrenindustrie des mittelsränkischen Jndn- stricgebietes und in Frankfurt a. M. wird am Freitag, in Wirrt- temberg die Arbeit am Montag nnfgenommen. Am Freitag vormittag traf der Wiener Mannergesangverein in Dresden ein. Amerika in Reserve Von Abg. Dr. Leo Schwerins- Berlin Die amerikanische Politik ähnelt im gegenwärtigen Augen- blick Europa und den dort widerstreitenden Interessen gegenüber durchaus der Lage etwa in de» für die Entente so kritischen Zeit käufen des Frühjahres 1917. Die Alliierten waren damals, vor- ab Großbritannien, außerstande, aus eigenen Kräften die gestellte Aufgabe zu bewältigen; der Krieg war verloren, wenn sich die Vereinigten Staaten versagt hätten, die ihrerseits wieder den Augenblick, wann sie in Europa eingrerfen würden, nach ihrem eigenen Gutdünken festlegten. Auch diesmal die europäischen Völker außerstailde gewesen, aus eigener Kraft ihre großen Fragen zu meistern. Lloyd George kann so wenig von einem vollen Erfolge reden, wie Frankreich. Aber wie damals, so haben die Völker des alten Erdteils auch diesmal anerkannt und anerkennen müssen: ohne Amerika keine Rettung. Amerika hilf, so klangen die Eingangsworte des bri tischen Premiers, als er in seiner Eröffnungsrede darauf hin- wies ,daß einst von Genua aus Kolumbus den neuen Kontinent entdeckt habe; an Amerika war sein letzter großer politischer Aus ruf gerichtet, der gleichsam durch Amerika neue Konferenzen sicher stellen sollte, bis wirklicher Friede möglich sei. Die überragende Stellung der Union ist allseitig anerkannt. Uber die Hilfsbereitschaft Amerikas scheint diesmal erheblich zögernder zu sein als in den kritischen Tagen der .Kriegslage. Dies hängt bannt zusammen, daß der Einsatz der Vereinigten Staaten diesmal ein völlig anderer ist als damals. Es handelt sich weni ger um eine politische als eine wirtschaftliche Unternehmung, wo- bei freilich nicht zu vergessen ist, daß auch der gefolgerte Wirtschaft- liehe Schritt nicht ohne politische Folgen sein wird; denn nur in Deutschland gibt eS Ideologen, die Politik und Wirtschaft fein säuberlich trennen zu können glauben; Amerika hält zurück, weil seine wirtschaftlichen Maßnahmen notwendig von gewaltigen poli tischen ZukunstSwirknngen sein müssen. Die zögernde Haltung der Union, ihre Neigung zur spien- did Isolation, die sie sich im Gegensatz zu Großbritannien leisten kann, ist verständlich. Die neuen politischen Gruppierungen, die in Europa in vollem Gange sind, streben nach neuen politischen Machtballungen, lieber deren Zukunft sind nur Erwägungen sehr vorsichtiger Art möglich. Zweifellos muß die amerikanische Poli tik neben Großbritannien, auf das es weltpolitisch überall stößt, besonders Rußland und Frankreich berücksichtigen Deutschland kann in den amerikanischen Berechnungen nur ein mittelbarer und zunächst wirtschaftlicher Faktor sein. Anders Rußland, das dank seiner Berührung mit dem großen Weltmeere der Zukunft, dein Stillen Ozean, nicht mir ein Gegenstand der wirtschaftlichen Ausbeute bleiben kann. Am stärksten tritt Frankreich gegenwär- tig in die Erscheinung. Nur ein Tor kann glauben, daß die Un- bekümmertheit Poincarös um die Meinung Europas in Genua für ihn traisbar gewesen wäre, wenn er nicht geglaubt hatte, größeren Interessen damit zu dienen. Daß seine Politik nicht in der Linie der britischen gelegen hat, ist zweifellos, daß Frankreich nur auf seine eigene Machtstellung gestützt Politik im großen Stile betrieben hat, ist unwahrscheinlich. Es läßt sich daher manches dafür anführen, daß eine Annäherung zwischen der ersten Wirtschaftsmacht der Welt und der ersten Militärmacht im Zuge ist. Eingestellt in den großen Gang der Weltentwicklung, wie wir sie seit etwa drei Jahren beobachten, würde diese Einstellung ver ständlich sein. Sie würde das Bild de? britisch-amerikanischen Gegensatzes verdeutlichen, der ja auch in den Kämpfen um die Oolinteressen eine Zeillang kratz hervorivat, wenngleich eS ver früht wäre, hier bereits mit fertigen Tatsachen zu rechnen, da «Sahviliigsgemäh gerade grotze Konzerne auf der Basis rein wirt schaftlicher Verhandlungen viel rascher zu einem Arrangement kommen, als wenn WirtschaftSfraaen allzu stark in das bengalische Licht politischer Gegensätze gerückt werden. Ob Amerika in Europa schon gewählt hat? Daß man es in Frankreich wünscht, ist klar. Sollen wir eS auch bei nnS wün schen? Darauf kan,, im Augenblick nur die Antwort lauten: ja! Dev Eucharistische Aongresz Rvm, 25. Mai. Unter gewaltigem Andrang der Pilger aus allen Teilen der Welt, von Kirchenfursten, Priestern und Laien wurde am 24. Mai, dem Vorabend von Christi Himmelfahrt, der 26. Internationale Eucharistische Kongreß in Nom eröffnet. Nachmittags 5 Uhr war seierlicl)er Empfang der Kongretz teilnehmer im Belvedere Hof des Vatikans, wobei Papst Pius XI. auf die Begrüßungsansprache des Kardinals Banutelli antwortet«. Ummittelbar nach der Audienz war feierliches Veni Creator und Segen in der Kirche S. Giachino im Petrivieriel. Rom, 25. Mai. Am 25. Mai, vormittags 9 Uhr, war in St. Peter feierliche Papstmesse. Nachmittags 1 Uhr Generalversammlung mit Anspr<rchen in den San Calisto-Katakombe», Die Eröffnungsrede hielt Kardinal Pompili, ferner sprach Bischof Heylen-Nmniir als Präsident des Kongresses über „Das Friedensköiiifltilln unseres Herr» Jesus ChristnS". Weitere Redner waren der Uditorc der Rota Msgr. Massiini, sowie Dr. von Keppler-Rottenbnrg. Abends 8 Uhr war feier liche Anbetung in S. Maria sopra Minerva. Nach der Ver sammlung eucharistische Andacht und Prozession von den Katakomben nach St. Pnolv. Kardinal Pompili hat folgenden Aufruf an die Gläubigen gerichtet: „Jene Gemeinschaft des Himmels und der Erde um daS erhabene eucharistische Geheimnis, wie sie jede» Tag in der Kirche gefeiert wird bis zum Ende der Jahrhunderte, und wie es von begnadigter Hand in einem der berühmten Gemächer der Residenz des Papstes in Farbe» wiedergegeben ist, wird binnen kurzem mit festlich äußerem Glanz ans einem jener glorreichen Kongresse, dem 26., die von der Vorsehung zum Tröste der Katholiken ins Leben gerufen wurden, in der Stunde, wo die Macht der Finsternis herrschte, gefeiert werden. Eilt herbei, o ihr Gläubigen, laßt uns in diesem Geheimnis unseres Glaubens — Mysterium sidei — Christus den Herrn nir- beten, den Lenker aller Völker, der die Fülle alles Guten dem schenkt, der sein Fleisch isset und sein Blut trinket im Allerhci- ligsten Altarßsakrament, als Erinnerung der ernsten und heilig sten Freuden. Wie schön und lieblich ist es, diesen Kongressen des Friedens der Kirche beizuwohnen, und am Tisch der Engel sich zu laben an der Speise des Friedens! Filii tui sicut no- vellae olivarum in circnitu nrensae tuac (Psalm 75, 4). Wahrhaft zweckdienlich und gut sind diese Kongresse, aus die das Lächeln des tiefsten und göttlichen Friedens herabstrahlt. Hier wird das Hosnnnah dem vom Himmel uns Geschenkten ge sungen, vor dem alle anderen Reichtümer und (Ihren der Mensch hiet in nichts zerfließen: das Brot der Engel wird in wunder barer Weise den Armen und Bedrückten gereicht. Wie die Adler aus weitester Ferne erspähen, wo sic Atzung finden, und hin fliegen, um sich gütlich zu tuen, so eilen auch die Auserwähltcn aus allen Teilen der Welt, angezogen von ein und demselben mutigen Glauben, von ein und derselben glühenden Caritas, hin zu dieser köstlichen Nahrung der Einigkeit und des Friedens. Es ist das unsäglich liebe Sakrament, daS innerhalb der Grenzen der .Kirche den Frieden bringt: yui pacem ponit fines Ecclesia«; und um dieses Sakramentes willen, ruhen die Gläubigen, Lobende und Tote, im Frieden Christi, a fvuctu ftumenti et vini mulii- plicati fidcleS in Pace Christi rcguiescant. Am gleichen Tische vereint genießen rin,zählbare Mengen von Völkern und Zungen ein einziges privilegiertes und glückliches Vorrecht, erleuchtet von dem Zeichen der Gnadenwahl, miedererneuert, rein und geneigt zum ewigen Lebe» einzngehen: Non fecit taliter omni noiioni (Psalm 147, 9) sutnrae rrobrs gloriae pignus datur. Was Wunder, wenn sich in diesem gewaftigeir Sakrament, vom Morgen vis zum Abend, das ganze herrliche und prächtige Leben vereinigt, das Leben des- Glaubens, der Moral und des Kultus, wie es sich in der Kirche vorfindei? Von diesem spru delnden Brunnen inmiiten der Kirche gnillt hervor die Gnade der Heiligkeit, die die ans-erwäblle Genossenschaft adelt bei dem großen Mäkle deS gesegneten Lammes-. Hier schöpfte die Kirche ihre unwiderstehliche Kraft. Welch Wunder, wenn sich zu diesem Sakrament, das- das wirksamste und süßeste Geheimnis der Liebe enthält, welches die katholische Kirche besitzt, die Scharen Christi mit solcher Gewalt hingedrängt fühlen, indem sie oftmals in anßerordeniliche» Knndgebunge» des Lobes und des Jubels aus. breche», Hymnen und Gesäuge an stimmen. wie dies auf den euckaristischen Kongressen zu geschehen pflegt? Zwei Dinge — schreibt der Verfasser der Nachfolge Christi — sind vor allem nötig i» diesem Leben: d-er Trost der Heiligen Schrift und der allerheiligste Leib Christi. Es sind dies die bei de» Tische in der vom Stellvertreter Jesu Christi verwalteten heiligen Kirche, an denen wir uns rechtlich und heiligmäßig er nähren durch das Wort Gottes und durch die Eucharistie. Nun mehr werden die Feste des Eucharistische» Kongresses ein Zeug nis sein für diesen unseren katholischen Glauben, und ein Tri umph unserer wahren Treue für die älteste, für die heiligste der Mächte, die hl. apostoüscbe Römische Kirche, die uns diese Schätze Gottes aasieilt. Bei den Feiern der Riesten, bei den Kommu nionen, den Anbetungen, den Pro-cjsioii:n, bei den feierlichen Versammlungen in dieser Ewigen Stadt, erblickt man die pflicht- getreue und majestätische Gestuft des- Papstes, der. indem er den Weihrauch mit den Altar des eucharistischen Qpfers streut, den Allerhöchsten bittet, er möge die Plagen der Welt endigen, um die vielen nngliicküchen und geistig Toten ins Leben zurnckzurnftn und sie znin ersebnten Friedens hinzufübren. Begrüßen wir also mit lebhafter Freude diese? EreigN'S, das die Hügel des christlichen Roms ergötzt. Begrüße» wir un sere Brüder, die hierher eilen zu de» frredsamer, und geheiligten Sitzungen, sowie jene, die in der Ferne in der ganzen Welt sich vereinigen mit uns im Geiste lind in der Liebe durch das Gebet uird durch die kirchlichen Funktionen, Das- eucharistische Geheim nis ist die Vollziehung und Vollendung aller and. reu Gcheftnisssse. die hienicden die Kreatur des Schöpfers uni dem göttlichen Leben vereint: Geheimnisse, die aus ihrer ersten Quelle, der hl. Drei einigkeit, zu den Gläubigen binfließen, und die besonders durch die bl. Eucharistie znm erhabenen, schönen und ewigen Leben Gottes wieder hinausstcigen, wobei sie im Sckroße ihrer Wellen unsere Seele» mit sich führen. Der Anlauf dieses königlichen Flusses erfreut stets die katholische Kirche: Des Strome-:- Anlauf erfreut die Stadt Gottes, (Ps, 45, 5,i Daher ist die Eucharistie das Geheimnis unseres Glaubens- und unserer Triumphe, Die streitende Kirche vereint sich mit der triumphierenden in diesen Tagen der Prozessionen und der gnadcureicheu kirchlichen Be wegung. Wir gehen den Mauern der großen Stadt der Welt entlang, indem wir die Bnndeslade des mit Gott und den Völ kern abgeschlossenen Bündnisses- tragen, uu ddafti die martia lischen Töne des- Lauda Sion erklingen lassen. Die Mauer» der großen Weltstadt werde» uiedergerisseu werden, damit die Bun deslade ibren Einzug hält und es werde» die Geheimnisse gefeiert werden, und die Menge wird hinter dem Lamme enihergeben und die Könige der Erde werde» Ihm Rubin und Ebrc geben," Kardinal Pombili, Vikar Sr, Heiligkeit. Poincarö brauchl einen großen politischen Erfolg mit phantasti schen Zukunft?»,öglichkeiten; wir brauchen ein Amerika, das im Interesse der Wirtschaft Frankreich zügeln kann. Die Union allein kann es, wenn sie will. Amerika war noch niemals so vollkommen Herr der Lage wie augenblicklich; es ist eine moralische und eine politische Macht zugleich. Seine Politik aber kann nur richtunggebend und frucht bar sein, wenn es seine Verantwortung gegenüber Europa an erkennt, dessen Kräftelagerung es fundamental geändert hat. Seine Stunde ist gekommen! Wird es sich versagen? Aus dem Ausland Die Anleiheverhandlungen Paris, 25. Mai. Ueber die gestrige erste Sitzung des An- leihcansschusseö bat die Reparaiionskommission folgendes offizielle Kommunique aus-gegeben: Der Ausschuß, der beauftragt ist, der Reparationskommis sion einen Bericht über die Bedingungen zu erstatten, unter denen die deutsche Regierung Anleihen im Ausland abschließen kann, deren Ertrag zur Ablösung eines Teiles der Reparationsschuld verwendet werden soll, hat gestern von 11 Uhr vormittags bis )L1 und von 4 Uhr nachmittags bis >46 Uhr abends getagt. Alle Mitglieder waren anwesend. Der AnleiheaiuSschuh ist einstimmig der Ansicht, daß cs wesentlich ist, daß seine Beratungen sich unter Umständen vollziehen, die eS den Mitgliedern gestatten, ihre Ideen in voller Aufrichtigkeit ansznsprechen und auszutauschen, und daß sie, wenn nötig, sie im Laufe der Beratung ändern kön nen. Der AnleiheanSschuß hat infolgedessen beschlossen, daß seine Verhandlungen streng vertraulich sein werden, und daß die Kom muniques. die von Zeit zu Zeit veröffentlicht werden, notwen digerweise bis zu dem Augenblick einen sehr beschränkten Cha rakter tragen müssen, in dem Entscheidungen getroffen werden können. Die Mitglieder Sergent, Vissering, Sir Robert Kinders- letz und Pierpont Morgan haben alsdann den Standpunkt der Bank- un) Finanzkreise auseinandergesetzt, mit denen sie be sonders vertrant sind und die nach ihrer Ansicht für das Haupt» sächlicksste Problem die größte Bedeutung baben. Der deutsche Vertreter, Bergmann, hat im Lause des Naclnuftlags ein Expose über die Verhandlungen gegeben, die augenblicklich zwischen der Reparaiionskommission und der deutschen Regierung geführt wer den. Außerdem hat er sich über die angcnblickiiche Lage deS deut schen ReichshanShalles verbreitet. Paris. 25. Mai. Oeuvre glaubt zu wissen, daß die berbün- deieu Regierungen mit einem von dom amerikanischen Bankier Vanderlip stammeirden Plane einer für die Reparationen zu ver- wcudenden internationale» Anleihe befaßt worden seien. Es ver lautet, daß daS Projekt erwähnenswert sei und wahrscheinlich dem in Paris tagenden AuIeiheanSsihnß unterbreitet werde. Die Verhandlungen im Unterhause London» 26, Mai. In seiner UnterhauSrede erklärte Llohd George: Der Vertrag bo» Rapallo zeigt, wa°- sich ereignen würde, wenn man Rußland sich selbst überläßt. Dieses deutsch-russische Abkommen ist ein großer Jrrftrr» Deutschlands. Deutschland und Rußland haben sich damit eine Tat zuschulden kommen lassen, die ihnen die Mißgunst der Welt eingetragen bat. Sie sind noch nicht zu dem Konzert der Mächte mit dem Fuße der Gleichberechtigung zugclassen worden. Deutschland kann Rußland in wirtschaftlicher Beziehung nicht tviedercmfhancn Es hat dazu nicht genügend Geld. Wenn es sich aber »m Rüstungen handelt, io bekommt diese Frage ein anderes Gesicht Wenn eines der Länder über alle nationalen Hilfsmittel verfügt so bat das ändere alle technischen und wissen, schaftliche« Hilfskräfte zu seiner Verfügung. Diese Möglichkeit darf nicht aus dem Auge gelassen werden. Uber den Genuaer Vertrag äußerte Lloyd Georg: Das russische Proletariat war der Haupt- auSgangspnnkt. Die russische Delegation vertrat für sich allein mehr menschliche Armut. Elend »nd Schrecken als alle anderen Nationen zusammen. Lloyd George hält sich zurück Paris, 26. Mai Llohd George hat im Unterhaus« erklärt, er werde über die außenpolitischen Verhältnisse zu Frankreich und über die französischen Sanktionen kein einziges Wort verlieren. Lr behalte sich vor, an einem besonderen Zeftpnnkt daraus zurückzu« kommen.