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Nr. «» LS. Jahrg. Mittwoch den 15. März ISIS Geschäftsstelle und Redaktion r Dresden»A. 16, Holbeinstrah« 46 Fernsprecher 21366 Poftschelttonto Leipzig Nr. 147S7 «»«gäbe X mit illustr. Beilage vierteljährlich N.LV X. In Dresden und ganz Deulich- 4^^ Hau» 2.L2 > i m Oeliericich «»«gab» k vierteljährlich 1.110 ue In Dresden und ganz Deutschland srei Hau» 2.22 tn Ocjlerreich 4.0V ii. Einzel-Nummer 10 z. Die Sächsische Polkszcitung erlchcint an allen Wochentagen nachmittags. c> c, Anzeigen! Annahme von Geichäilsanzcigen biS 10 Uhr von Familicnanzcigcn bis 11 Uhr vorm. Aret» lür die Petil-Spaltzeilc 20 ^. im ReNa- meleii OO z. gür nndeutlich geschriebene, sowie durch flern- sprechcr ausgcgcbene Anzeigen tönnrn wir die Berantwortllchkeit siir die Richtigkeit des Leite.- nicht libernehmen. Sprechstunde der RcdaMon: 11—12 Uhr vorm. 0 Organ der IenLrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe -X mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. UW Mkll SMM-WW M MM Katholische Caritas und Seelsorge im Felde Hettinger erwähnt im 2. Bande (S. 643) seines Werkes „Ans Welt und Kirche" ein Wart Voltaires: „Es ist nicht zu leugnen: die von der römischen Kirche getrennten Völker ahmen die großmütige Nächstenliebe nur unvoll kommen nach." („Nssai l-ur- les Kovars.") Wir bestehen nicht aus diesen Ausspruch; nur das be haupten wir: Die katholische Caritas hat Großes geleistet. Und Großes leistet sie im gegenwärtigen Krieg. — Seht, dort gehen sie hin. die oft so zarten „Bräute Christi", und wirken und leuch ten wie Opferkerzen im Winde, barmherzige Schwestern, wandeln sie zwischen den Purpurwunden der Soldaten wie unter Rosen. „I'Inrimum kaeerv vt Minimum «lv «v logui. Sehr vieles tiln und sehr wenig von sich reden." Ganz recht, wenn ein Berliner Blatt für unsere Schwestern einige Zeilen in seiner — Unterhaltungs-Beilage übrig hat: „Die Arbeit der katholischen Schwester ans dem Kriegsschauplätze und im Etappengebiet hat sich als recht beträchtliche Hilfeleistung erwiesen. Eine statistische Uebersicht ergibt, daß bis zu Beginn dieses Jahres 1064 katholische Pflegeschwestern in diese Kriegsarbeit einge reiht wurden. Den Heimatdienst in Lazaretten leisteten dagegen noch bedeutend mehr. Die Zahl der hier ver wendeten katholischen Ordensschwestern beläuft sich auf 11 602." (Berl. Lokalanz.) Das Geheimnis des Erfolges? „Im Glauben ver mögen wir alles", hat eine katholische Schwester gesagt. Sie dachte an: Phil. 4, 13. „In der Liebe . . .", eine andere. Sie erinnerte sich an: 1. Kor. 13, 1. „In der hl. Kommunion", eine dritte. „Wenn ihr den heiligen Leib Jesu Christi empfangen habt, fühlt ihr da nicht die gött lichen Flammen in eurer Brust lodern?" (Vincentius von Paul.) Alle diese Antworten sind richtig, tausend ähn liche möglich. „Wahrlich, sag ich euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Matth. 26, 40.) Königliches Wort! Zu Königen macht es die, so es in der Tiefe erfassen, in der Liebe üben. Sie beherrschen gewaltige Schwierigkeiten, siegen und über winden die Welt, diese Könige. Mit solchem Königtum inuß gesalbt sein der katholische Priester. Wie wirken unsere feldgrauen — Priester? Ein evangelischer Sohn schrieb ans dem Felde seiner evangelischen Mutter: „Wir begruben viele unserer Kameraden. Ein Geistlicher war zu der Feier erschienen. Er sprach ein fache schlichte Worte, zuckte nicht mit der Wimper, obgleich links und rechts die Schrapnells platzten. Welch einen Eindruck das auf die Leute machte, ist nicht zu sagen. Er brauchte nicht viel von Gottvertrauen zu reden, er zeigte es ja. Das aber war ein katholischer Pfarrer." („Mgem. Evangel.-Luth. Kirchenztg." Nr. 6, 49. Jahrg.) Die evangelische Soldatenmutter hat diesen Brief ver öffentlicht und ihre Bemerkungen dazu gemacht. Hieran hat sich eine Debatte geknüpft, in der u. a. auch der evan- gejische Pfarrer I>. Risch das Wort ergreift. Er lobt die reiche, tausendjährige Erfahrung der katholischen Kirche, ihre Einheit und Geschlossenheit, bewundert ihre' „Re serven", die Ordensleute, empfiehlt die Tätigkeit ihrer "Schwestern, „die zielbewußt dafür sorgen, daß dem reli giösen Bedürfnis katholischer Verwundeter durch Priester -stets genügt wird". Zu den Besuchen in den Schützen- gräben weist v. Risch darauf hin, daß es im Wesen der katholischen Kirche liege, daß ihre Glieder noch in der letzten Stunde Gelegenheit haben müssen, zu beichten und die letzte Oelung zu empfangen. „Es ehrt die katholische Kirche und ihre Diener und schlingt das Band zwischen Gliedern und Kirche sicher noch fester, daß katholische Geistliche selbst im Schützen graben unter feindlichem Feuer dieses Amtes walten." („Allgem. Evangel.-Luth. Kirchenztg." Nr. 7.) Wir nehmen an, daß I>. Risch über die hl. Sakramente der Buße, besonders über die vollkommene Reue (eontritio <nm voto srieramvnti) und die letzte Oelung recht unter richtet ist. Nie vielleicht ist der katholische Priester eiliger, feier licher, nie so besorgt in der ganzen Seelsorge, so Feuer und Das Neueste vom Tage Zer MlW »Me MMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 16. März 19l6. Wcstlichcr Kriegsschauplatz. Bei Neuvechapelle sprengten wir eine vorgeschobene englische Verteidigungs - Anlage mit ihrer Besatzung in die Luft. Die englische Artillerie richtete schweres Feuer aus Lens. Die französische Artillerie war sehr tätig gegen unsere neue Stellung bei Ville-aux-bois und gegen verschiedene Abschnitte in der Champagne. Links der Maas schoben schlesische Truppen mit kräf tigem Schwung ihre Linien aus der Gegend westlich des Nabenwaldes auf die Höhe „Toter Mann" vor. 26 Offi ziere und über 1000 Mann vom Feinde wurden unver wundet gefangen. Viermal wiederholte Gegenangriffe brachte den Franzosen keinerlei Erfolge, wohl aber em pfindliche Verluste. Auf dem rechten Mansufer und an den Ostabhängen der Cote rangen die beiderseitigen Artillerien erbittert weiter. In jden Vogesen und südlich davon unternahmen die Franzosen mehrere kleinere Erkundungsvorstöße, die ab gewiesen wurden. Leutnant Leffers schoß nördlich von Bapaume sein viertes feindliches Flugzeug, einen englischen Doppeldecker, ab. — Bei Vimh (nordöstlich von Arras) und bei Sivrp (an der Maas nordwestlich von Verdun) wurde je ein franzö sisches Flugzeug durch unsere Abwehrgeschütze heruutergeholt. Ueber Haumont (nördlich von Verdun) stürzte ein franzö sisches Großflugzeug nach Luftkampf ab. Seine Insassen sind gefangen, die der übrigen sind tot. Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Oberste Heeresleitung. Oesterreich-Ungarn und Portugal Wien, 14. März. Infolge des Eintritts des Kriegs- zustandes zwischen dem Deutschen Reiche und Portugal wurde der k. u. k. G e s a n d t e i n L i s s a b o u angewiesen, von der Regierung der Republik Portugal seine Pässe zu verlangen und mit dem Personal der Gesandtschaft das Land zu verlassen. Dem hiesigen portugiesischen Geschäftsträger werden gleichzeitig die Pässe zu- gesteIlt werden. Zur englischen Zeppelinpanik läßt sich die „Voss. Ztg." inelden: Mehr und mehr trete die beliebte Maske, daß die Zeppelinangriffe das Volk kalt ließen, gegen die Sorge zurück, wie man aus dieser Gefahr gerettet werden könnte. Die Abwehrfrage sei die Frage des Tages geworden und wirkliche Angst und größte Sorge sprächen aus den Leitartikeln aller Blätter. Eine sozialistische Zusammenknnst Bern, 14. März. (W. T. B.) Der „Temps" be zeichnet die beabsichtigte Sozialistenzusammenkunft in Holland als eine vergebliche Agitation, da be kanntlich nur die Einflüsse der deutschen Sozialdemokratie dahintersteckten. Der Friede könne nur aus dem Siege entstehen. Wir werden siegen, so meint er, und dem Feinde Bedingungen diktieren, die die Kulturwelt gegen die Rück- kehr deutscher Barbarei schützen werden. Der neutrale Internationalismus spielt in diesem Drama keine Rolle. Flamme, als wenn es einen Versebgang gibt. Hat er doch selbst die Seinen immer wieder ermahnt: „Nur keinen unversehen sterben lassen!" In vielen Oiebeten und Liedern ruft das katholische Volk zu Christus: „Wenn wir einst am Ziele stehn, unsere Stunde kommen sehn: laß nach dir uns. Brot des Lebens, nicht vergeblich flehn!" Des katho lischen Priesters Teilnahme am Feldzuge istwie ein langer Versehgang. Damit ist alles gesagt, alles verlangt und erklärt. Vertraut mit dem Opfer gedanken der HI. Messe, Sohn des katholischen Volkes, das oft so große Opfer bringt, täglich den Tod des Herrn ver kündigend, stündlich den Tod, den „Heldentod" der Sol daten bewundernd, — es reißt den katholischen Feldgeist lichen fort, seine Pflicht ganz und unter Opfern, selbst unter dem Opfer seines Lebens zu tun, Priester zu sein in Ewigkeit, ähnlich seinein Herrn und Meister: „erneikixn^ otiam ^ro »olu«". Besonderer' Opfermut wird den katholischen Feld- kuraten Oesterreich-Ungarns nachgerühnit. Der Apostolische Feldvikar sagt von ihnen: „Mit Freude habe ich wahrgenommen, daß eine ent sprechende und hinreichende Anzahl von Feldkuraten in den vordersten Stellungen, an den Verbandsplätzen, in den Feld-, mobilen Reserve- und Epideniiespitälern die Seelsorge in heldenhafter Weise versieht. Es war herz erhebend, zu sehen, wie die hochwürdigen Herren in den Schnee- und Eisregionen von zwei- bis dreitausend Meter Höhe oft in selbstgebauten Hütten alle Leiden und Gefahren niit den Soldaten teilen und in diesen Lagen unermüdlich und unerschrocken die heiligen Sakramente spenden, den Gottesdienst abhalten und oft nach der ersten heiligen Messe drei bis vier Stunden die beschwer lichsten Wege in den Schneehöhen gehen oder sich durch Drahtseilbahnen in andere Stellungen begeben, um eine zweite heilige Messe zu lesen. Die höchsten Komman danten haben mir voll Lobes und Anerkennung wieder und immer wieder mitgeteilt, wie unsere Feldkuraten stets in den gefährlichsten Lagen und im Feuerbereiche ihres heiligen Amtes walten, die Truppen begeistern und aneifern, aus einer mit Granaten beschossenen Kirche das Allsrheiligste retten, in Görz mitten in tausend Granaten die Seelsorge furchtlos und mutig versehen und sich durch unzählige tlluhmestaten unvergängliche Verdienste er werben. Ich beuge mich vor diesem Opfer- und .Helden mut, welcher vielfach auch durch allerhöchste Auszeich- nungen belohnt wurde und welcher in dem stolzen Be wußtsein der treuen Pflichterfüllung, im gerechten Kampfe für Thron und Vaterland das Höchste geleistet zu haben, den vollen Lohn findet." („Korrespondenzbl." Nr. 2, 26. Jahrg.) Das hl. Opfer bringt der katholische Priester dar, Opfer predigt, verlangt er. Macht er das alles nicht durch persönliche Opfer klar und wahr, kann er Ehrenstellen und -zeichen haben, sein Wirken ist gering. Der katholische Geistliche weiß, worauf es ankommt, und was seine Mutter, die Kirche, und ihre Kinder, die Gläubigen, vom Priester und Prediger verlariGm: Tat, Beispiel, Opfer, Opfer und wieder Opfer. Wer das am besten kann — keiner ohne Gnade — jene „Franziskaner", die wie die katholischen Ordensschwestern alle Brücken hinter sich abgebrochen, alles verlassen haben und täglich aufs neue verlassen und Christo folgen, das sind die tüchtigsten Seelsorger in .Krieg und Frieden. Gott gebe und erhalte der .Kirche und dem Vater lande solche priesterliche .Helden! Renan schreibt in seinem Buch „Die Apostel" (Reclam. S. 297): „In dieser Welt, die aus Mangel an Liebe verderben würde, gehört die Zukunft dem, der den lebendigen Quell volkstümlicher Frömmigkeit berühren wird." Dieser lebendige Quell ist das Opfer, das auf dem Altäre und das in den .Herzen, „h'on» agune «alieuti» in vitain aoternam. Die Wasscrquelle, die ins ewige Leben fortströmt." (Joh. 4. 14.) Die „Allgem. Evangel.-Lnkh. Kirchenzeitnng" bat sich mit unseren Feldgeistlichen beschäftigt. Me Frage liegt nahe: lind die evangelischen Feldgeist lichen? Oberhofprediger Dibelius hat in der Ersten .Hammer des Landtages den sächsischen Feldgeistlichen warmes Lob gespendet. Ein Gleiches ist von allen evan gelischen Feldgeistlichen und Schwestern Deutschlands zu melden. In der Kraft christlicher Gnaden und biblischer Gedanken, in der Liebe des gefährdeten irdischen —, im Glauben an das zu erwartende ewige Vaterland und im