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11 Jahrgang. Me. LSI Donnerstag den 31. Oktober ««<»?. alhslslhe Volks oacd«. mit Lulnabrne der Gönn. lind Akrsltaae. IMF II ^ II II MGG II »I 1.1 c Erscheint tätlich uach«. mit Lulnahme der Eonn- imd Nesltage. «e»u«Svre»S> «cerlelj l « k« ^ «ohne LeslkUg-Id». !ür Oester, reich S L Sk d. Bei cr a Pvslattsialtc» I Zeitungspreisliste «r »tiuelnummer w Pt. — «edaktioiiS EvrechsNin». 11 li» »d» i I Uoabhäagiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «.Freiheit > Jnserite werden di» Ngeldalt. Peltlzetle od. deren Baum mtt I. BeNamen nitt die Zeile berechn-, bei Wirderli. bedeut. Babav Buchdrnrkerei, Stet aktiv» und WeschitftSfrelle r DviSdek Pillniyer Lt.-a^e t». — gernlvrechrr »tr. IS«. Allerheiligen. Der AllerheU'gentag. er gibt der Reihe Der Feste, die das Kirchenjahr uns bringt, Wie rückwärts blickend eine letzte Weihe. Im Wald der Vögel Tang nicht mehr erklingt; Um diese Zeit, da melk die Blätter fallen, Die Erde in den Winterschlaf versinkt, Siehst dn die Schönheit der Natur zerfallen. Ein Mahnwort sei dir'S, daß du deinen Blick Erhebest zn des Himmels hohen Hallen. Jur leiste ahnest dn der Sel'gen Glück — DaS Schöne, das sich deinem Denken beute. Es läßt in dir den frommen Wunsch zurück: „Herr, führe mich dereinst zu gleicher Freude!" AloyS Walther, Leipzig. Verband katholischer kaufmännischer Vereinigungen Deutschlands. Ter Würzburger Katholikentag bezeichncte die katho lischen kaufmännischen Vereinigungen als eine wirksame religiöse und soziale Standesorganisation der selbständigen und unselbständigen Kaufleute und vertvandter Berufe. Er empfahl deshalb diesen Kreisen den Beitritt zu den Ver einigungen und wünschte deren tatkräftigste Unterstützung durch die Katholiken DeutWands, sowie ihre allgemeine Verbreitung an geeigneten Plätzen. In. der Tat erscheint die weiteste Verbreitung dieses Verbandes, der eine Berufsorganisation des Mittelstandes, so weit er sich aus den selbständigen und nicht selbständigen Angehörigen des Kaufmannsstandes und der Privatbeamten zusammensetzt, sein lvill, dringend notwendig. Die der- schiedenen kaufmännischen Verbände befinden sich in einer mächtigen Anfwärtsbewegung, treten an jeden Standes genossenverband heran. Uns Katholiken sind die sozial politischen Bestrebungen mehr als ein rein wirtschaftlicher Kanipf, wir wissen, daß es sich dabei in letztem Grunde um einen Kampf der Weltanschauungen handelt. In keinem der sogenannten neutralen kaufmännischen Verbände wer den indessen die Interessen der katholisck)en Weltanschauung gelvahrt, das ist das Arbeitsfeld, das große Ziel der katho lischen kaufmännischen Vereine. Deshalb ist der erste Programmpunkt dieser Vereine die geistige und wirtschaftliche Hebung des .Kaufmanns- und Privatbeamtenstandes durch Pflege des religiösen Lebens und Lietätigung der katholischen Welt anschauung. getreu der Devise „Ehrlich im Handel, christlich im Wände l". Nichts liegt dabei den Ver einen ferner, als konfessionelle Gegensätze auf das Berufs leben zu übertragen, konfessionelle Schlagbäume im Er werbsleben zu errichten, den konfessionellen Frieden zu stören. Nicht durch das Bekenntnis wird der konfessionelle Frieden gestört, sondern durch den Angriff. Angriffe auf religiöse Ueberzcugung Andersdenkender sind dem Ver- bandc im Laufe seiner nunmehr 30jährigen Geschichte nicht nachgewiesen worden. Die Verinnerlichung der religiösen Ueberzeugung, die gegenseitige Stärkung durch den Zu- saminenschlns; mit Gleichgesinnten, die Wahrung des von den Vätern übernommenen Glaubensgutes und endlich die Uebertragung dieser christlichen Grundanschanung auf das öffentliche Leben, auf die wirtschaftlichen Kämpfe der Gegemvart ist das Ziel der katholischen kaufmännischen Vereine. Darum ist auch das sozialpolitische Programm des Verbandes das einer ausgleichcndcn Gerechtigkeit. In den Vereinen finden sich Prinzipal und Angestellter zur ge meinsamen Beratung. Dort ist kein Platz für ungesunden Radikalismus, für uferlose sozialpolitisch Pläne, die, vom einseitigen Jnteressenstandpunkt diktiert, den Grundsatz unberücksichtigt lassen, daß Politik, auch Sozialpolitik, die Kunst des Möglichen ist. Das bedeutet keine Verlvässerung sozialer Forderungen, sondern den ernsten Willen, positive Arbeit zu leisten, den gesetzgebenden Körperschften Richt linien zu geben, Vorschläge zu unterbreiten, die entgegen gesetzte Interessen berücksichtigen, alrvägen und ansgleichcn und deshalb zu einem wirklich» Fortschritt der sozialen Gesetzgebung beitragen. Es würde den Nahmen eines Artikels überschreiten, wollten wir die gesamte sozialpolitisch Tätigkeit des Ver bandes schildern. Wir beschränken uns auf die Hervorhebung einiger Programmpunkte. Der Verband fordert Be schränkung der Arbeitszeit auf ein den geistigen und körperlichen Bedürfnissen angepaßtes Maß. Die vor kur zem in Danzig stattgefundene Generalversammlung for derte einstimmig die allgemeine Einführung des Achi ll h r l a d e n s ch l u s s e s, ungekürzte Gehalts zahlung in Krankheitsfällen auf die Dauer von sechs Wochen, obligatorischen Fortbildungsschul- unterricht bis zum 16. Lebensjahre, Söhffung einer Ha n de l s i n s pe k t i o n, Aenderung der handelsgesetz lichen Bestimmungen über die Ko n k u r r e n z k la n s e l, Schaffung einer Pension s° und Hinter- b l i >e b e n e n - V e r s i ch c r n n g der Privatbe amt e >l, reichgesetzlich Regelung der Sonntags ruhe, Einbeziehung der Handelsangestellten in die Un fallversicherung, Vertretung der Angestellten in oen Handelskammern. Regelung des Lehrlingswesens, Ver bot der Lehrlingszüchterei sind alte Forderungen des Ver bandes zugunsten der Angestellten. Nicht minder umfangreich ist sein Wirken für den selbständigen Kaufmann, seine Bemühungen für die Er bauung eims leistungsiähigen Detaillistenstandes. Daher sein Kampf gegen unlauteren Wettbewerb in jeder Fori.!, gegen die Auswüchse der W aren h änser, Abzahl u n g s g e s chäfte , K o n s n m v e r e i n e n n d Wauderlager. seine Forderung der F i l i a l st e n e r, einer Aenderung des A usverkanfs - und Anktio n s- w esens, die K o n k u r s o r d n n n g, seine Be mühungen, den zahllosen erfolglosen Pfändungen entgegen zuwirken, eine genügende Vertretung der Tetaillisten in den.Handelskammern herbeizuführen nsw. Es ist ein goldenes Ruhmesblatt der (hschicbte der deut schen Katholiken, der deutsch» Sozialpolitik ihren Stempel aufgedrückt zu haben. Die nächsten Jahre der sozialpolitischen Tätigkeit unserer Parlamente werden in erster Linie dem Mittelstand gewidmet sein, deshalb muß dieser seine Reihen schließen, seine Organisation ausbauen, denn die Organi sation ist die erste Voraussetzung jedes sozialpolitischen Fortschrittes. Darum muß es für jeden katholischen Kauf mann, ob Prinzipal oder Angestellter, für jeden katholisch» Privatbeamten hißen: Gründet katholische kaufmännische Vereine! Voiiti che Mnnd Dr-*S»n Z' Oktober ^ — Ter Reichskanzler Fürst von Bülow wurde am 28. d. M. vom Kaiser empfangen. Der Kanzler n>ar auch zur Abendtasel beim Kaiser geladen. — Eine Reform des Patent- und Warcnzcichengcsches wird im Reichsamt Hs Innern vorbereitet, dürste den Reichstag in der nächsten Session aber noch nicht be sänftigen. — Der Gesetzentwurf über die Rechtsfähigkeit der Be- rufovcrcine, der dem Reichstag im November 1906 vor gelegt toorden nxir, wird, wie verlautet, dem Reichstage zunächst nicht wieder vorgelegt werden. Ter Entwurf wird im Laufe der nächsten Monate umgearbeitet und für eine spätere Session vorbehltcn bleiben. Dieser Beschluß hngt eng mit dem kommenden Vereins- und Versammlungsrecht zusammen, das das Recht der Berufsvereine nach der öffent lich-rechtlichen Seite regelt. — Graf Kuno Moltke wird gegen das Urteil des Schffengerichtes bei der Strafkammer des Landgerichtes I Berlin Berufung einlegen. — Von maßgebender Seite wird mitgeteilt, daß der Schulstreik nunmehr auch in der Provinz Posen vollständig erloschen ist und in sämtlichen Schulen die Antworten im Religionsunterricht ohne Widerspruch in deutscher Sprach erfolgen. — Im Mittelpunkt der politischen Auslassungen steht immer »och der.Hardenprozeß, der durch das am Dienstag gefällte Urteil neue Nahrung erhalten hat. Tie Ansichten über die Richtigkeit des Urteils sind sehr geteilt. Ahr be- merkenswert ist, wie sich in den breitesten Schichten dm Wagschle zugunsten des Grafen Moltke hebt. Wir Hahn für diesen keine Sympathie übrig, aber wir sagen auch, daß ihm nichts bewiesen werden konnte von „anormalen» Empfinden" nsw. Die Art der Behndlung Hs alten Mannes durch seine Gegner findet immer schrfere Ver urteilung. Wir sind so selten mit der „Tägl. Nundsch." ein verstanden, daß wir gern hervorheben, daß sie recht ht mit dem Satze: „Was sich der jüdische Nechtsaiinalt Bernstein mit einer geradezu ekelerregenden Ausnutzung seiner advo- katorischn Ueberlegenheit in Anwürfen an einen preu ßischen General leisten konnte, ist unerhört selbst in deutschen Beleidigungsprozessen. Plan darf nicht einem Zuchthäusler ohne Not vorwerfen, daß er im Zuchthaus gesessen. Einen alten Offizier aber wiederholt der Lüge zeihen, ihn als den Auswurf der Menschheit vor der ganzen Welt hinstellen und im selben Augenblicke, da man ihn nur einer „Freundschaft mit erotischr Betonung" beschuldigt, doch in tansendfnchen Andeutungen als heimlichen Päde- rasten lnnstetlen, ihn auch untersuch» lassen, ob er sich etn>, geschminkt habe wie eine männliche Dirne, das darf mau. Widerwärtigeres und Unbegreiflichees ist nie in einem hutschen Gerichtssaal geboten worden. Man gab in Moabit einen Kursus in der Kenntnis perverser Laster und lud die ganze Welt zni» Auditorium ein. Ein Trost bleibt. So kan» es nickt nxsttergehen. Wenn ein Prozeß, so hat es dieser gezeigt, daß etwas geändert nx'rden muß, Naim nicht unsere Justiz zur .Handlangerin des Umsturzes nud der Helfershlserin der SitteiNarderbnis herabsinkeu uud wenn sie nickt politisch gemeingefährlich werden soll. Wie konnte man einen so wichtigen Prozeß, den wichtigsten seit Jahren, einem jungen Amtsrichter cmvertrauen? Hat man in unsere» regierenden .Kreisen jedes Augenmaß für Wichtiges und Unwichtiges verloren? Sieht man nicht ein. daß die Wirkungen eines solchen Skandalprozesses viel tief greifender und nachhaltiger sind, als die einer verfehlten Gesetzesvorlage?" — Tie „Krenzzeitung" aber vertritt ihren Standpunkt, daß eine össentlich Anklage zu erheben gewesen sei, weiter und schreibt: „Daß die Prozeßleitung in hm Prozesse versagt ht, ist das allgemeine Urteil, und auch aus unserem Leserkreise gehen uns lebhafte Stimmen hierüber zu. Wir bezeichneten es schon gestern als be- dauerlick, daß nickt die Staatsanwaltschst Anklage erhoben und dadurch die Sach vor die zur Verhandlung eines sol chen Streitfalles viel geeignetere Strafkammer gebrockt hat. Hierzu ist nachzutragen. daß gemäß 8 117 der Straf- Prozeßordnung die Ctaatsannaltscl alt in jeder Lage der Sacke bis zum Eintritte der Rechtskraft des Urteils die Verfolgung übernehmen und damit die Zuständigkeit des Schöffengerichtes beseitigen kann. Wenn, Uas wir als selbstverständlich voraussetzeu, ein Vertreter der Staats anwaltschaft dein Prozesse beigewohnt hat. so ist nicht ver- Allerseelen. Hier isl'S bald um dich geschehen. Sehe jeder wie er stehet! H.ute lebt der Mensch, und morgen Ist er Staub, vom Wind verwehet. »AuS den Augen, aus dem Sinne' Ach wir berzen-'stumpfen Toren. Die nicht an die Zukunft denken, In die Gegenwart verloren! Als ob heut du müßtest sterben, Solltest denken du und leben Wavrst du rein dir dein Gewissen, Wirst du vor dem Tod nicht beben. Bester ist die Scheu der Sünden, »IS de» Todes Scheu in So gcn. Bist du heute nicht bereitet. Bist du bester wohl eS morgen? Morgen ist ein Ungewisse», Und wer bat es dir versprochen, Daß die- Morgen dämmern werde? Und auf* Morgen willst du pochen? H Siecke. Bennokalender I VD8.*) Im schmucken Gewände ist abermals der so sehr beliebte Bennokalender erschienen. Sein reicher Inhalt erfüllt ge- wiß die Erwartungen seines großen Abnehmerkreises. Saxonia-Buchdrucker.» Dresden, Preis drosch Außer den üblichen Kalenderbehelfen finden wir ein reiches statistisches Material. An die Darstellung der hierarchischen Verhältnisse der (hsanitkirche schließt sich ein Verzeichnis der kathlisch-geistlichn Behörden und der in der Seelsorge angestellten Geistlichen im Königreich Sachsen und von Greiz, Gera und Altenbnrg. Daran schließt sich eine Zu sammenstellung der Gottesdienstordnnng der einzelnen Seelsorgestationen, deren Kenntnis ein jeder Katholik in der Diaspora dringend nötig ht. Aus dem Artikel „Um fang der katholisch» Seelsorgebezirke im Königreiche Sach sen" ersehn die Leser, zu welchem katholischen Psarramte sie zuständig sind. Einen breiten Raum nehmen die statistischen Angaben über die katholischen Schulanstalten, ihre Lehrkräfte nsw. ein. Ganz besondere Bedeutung ist dem Abschnitte über Religionsunterricht an Orten ohne katholische Schule beizu- messen. Dieser Artikel ist ein deutlicher Beweis, wie große Opfer für den Unterricht der abseits katholischer Schulen »ahnenden Kinder unserer Konfession gebracht iverden. Großes Interesse wird die Statistik der Lehrkräfte an den katholisch» Schulen für jeden Fachmann hben, da sic in gleicher Form in keinem anderen Buche wiederkehrt. lieber das reich entwickelte Vereinswesen in Sachsen orientiert ein genaues Verzeichnis ngch Verbänden und Ortschaften. Mögen auch die fünf Gebote für jeden katho lischen Bereinler gebührende Beachtung finhn! Ueber Hs verwickelte Jnvaliditätsversicherungsgesetz Verlag der l-0 Pf., grb. 80 Pf. Wegen des ResormationSfesteS und des Festes Allerheiligen erscheint die nächste Nummer erst Sonnabend den 2. November nachmittags. verbreitet sich ein Artikel in längeren Ausführungen. Zinn ersten Male erschint eine ans den Ergebnissen der Volks zählung in Sachsen (am 1. Dezember 1905) zusammen go stellte Statistik über die Konsessionsverhltnisse, namentlich über die der Katholiken. Hoffentlich gelingt es durch die Mitarbeit aller Interessenten, diese willkommene Nenernng als eine ständige Rubrik festzuhlten. Noch einmal zieh» dann in der Jahresrnndschn die politischen Ereignisse in Vaterland. Kirch und Welt des Kalenderjahres an unserem Auge vorüber. Ein gutes Stück Zeitgeschichte über die Vorkommnisse ans Kirch, Schule, Vereins- und Gemeinde- leben aus den beiden sächsisch» Diözesen ist in einein be sonderen Artikel zilsan»nengefaßt. Vielleicht dienen diele seit mehr als 50 Jahre» fortgesetzte'» Jahresberichte einmal als »vertvolle Grundlage zn einer Diözcsangeschichte. Reich ist auch der nnterhltende Teil des Kalenders. Eine sehr staunende geschichtliche Erzählung ans den Zeiten Hs heiligen Bonisatius, „Der Sieg des Kreuzes" von Felir Nabor, ans dessen Feder die Leser unserer Zei tung schon wiederholt ein fesselnde^ Romanfenilleton er hielten, wird abgelöst durch eine Erzählung ans den Alpen Vorarlbergs, „Die Wildhener". Sie zeichnet sich durch Ge nnitstiefe ans und hält die Leser bis zur letzten Zeile in Shimung. Ter Verfasser ist der bekannte Volksschrift- steller Franz Wichnrann. Wer lach» will, der lese nur die Humoreske „Die Erlellenz in Zivil" von Louis R ei mann. Alljährlich /«ehr Wert ht die Redak-